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Nr. 16 39. Jahrgang Ausgabe Nr. 8

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Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Redaktion Morigplay 15195-97 Expedition Moritvlab 11753-54

Dienstag, den 10. Januar 1922

Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Verlag, Expedition und Inseraten

Abteilung Morisplay 11753-54

Tschitscherin nimmt die Einladung an. Nach Rußland   unterwegs.

Sach

Bon Carl Bollmerhaus.

An der Grenze werden zwei Züge daraus zusammen­geftellt, fie gehen dann gemeinsam über Moskau   nach dem Tschuwaschengebiet. Kasan  , Tseboksary   dienen als Stütz­punkte. Die Bezirke Turlema, Urmari, Shikharny, Burnary und Ibressi sind die Berteilungsstellen.

Riga  , 7. Januar. In Cannes   ist ein Telegramm des russischen Rom   gabe des Außenhandels nicht herumkommen zu können. Unser Schiff Christian Ruß" mit seiner Ladung an miffars für auswärtige Angelegenheiten, schitscherin, fenner von Rang schlössen sich diesem Urteil an. Man wird zu Lebensmitteln, Medikamenten und Kleidung, im ganzen 1100 eingetroffen, in dem es heißt, die russische   Regierung nehme geben müssen, daß sich die Sowjetregierung in einer Tonnen, die für die russische   Hilfsaktion des Internationalen die Einladung zu der europäischen   Konferenz mit Beschwierigen Lage befindet. Auf der einen Seite die ge- Gewerkschaftsbundes Amsterdam   bestimmt ist, landete am friedigung an. Der Hauptvollzugsausschuß werde dem- waltige Aufgabe, Rußland   mit Hilfe des auswärtigen Rapitals 2. Januar vormittags in Riga  . Die Umladung in russische nächst die Wahl der Delegation vornehmen und sie mit aus wieder aufzurichten, auf der anderen Seite die drohende Gefahr, Waggons ging flott von statten. Es find 64 Waggons, von gedehnten Vollmachten ausstatten, so daß, felbst dem auswärtigen Kapital auf Gnade und Ungnade ausgeliefert wenn Bürger Lenin  " daran verhindert sein sollte, persönlich werden. Db allerdings die staatliche Handhabung des Außenhandenen 23 schon am 3. Januar und 24 am 5. nach der russischen in Genua   zu erscheinen, dafür Sorge getragen sein werde, daß dels genügt, um diese Gefahr abzuwenden oder auch nur erheblich Grenzstation abgingen. Der Rest folgt wegen eines dazwischen die Konferenz von seiten Rußlands   nicht verschleppt werde. einzuschränken, ist eine Frage, deren Entscheidung wir uns vor- liegenden Feiertages erst am Sonnabend, den 7. In der Frage des Wirtschaftskonsortiums enthalten müssen. Auf jeden Fall wird Rußland   feinen leichten zum Wiederaufbau Europas   hat man sich nunmehr Stand und deshalb feine besten und rationellsten Röpfe notwendig auf einen Vorschlag Loucheurs geeinigt, nach dem eine Haupt- haben. gesellschaft mit Sig in London   und einem Kapital von 2 Mil­lionen Pfund Sterling gegründet wird, an die in den inter­effierten Ländern Tochtergesellschaften mit einem Rapital in der jeweiligen Währung des Landes angeschlossen werden. leber den Garantievertrag für Frant reichs Sicherheit ist es zu einem festen Entschluß noch nicht gekommen. Es scheinen Rückfrager nach Paris   und London   nötig geworden zu sein. Nach englischen Meldungen wird der Garantievertrag in seiner jeßigen Form von Eng­land, Italien  , Belgien   und Frankreich   unterzeichnet werden; von anderer Seite hört man, daß es sich zunächst nur um englisch  - französische Vereinbarungen handle, in denen u. a. die Neutralisierung der Rheinlande eine große Rolle spiele, und die den Kern für die spätere Errichtung der Bereinigten Staaten von Europa  " bilden. Es wäre zwedlos, an diese Gerüchte einen Kommentar zu knüpfen.

Als Reparations summe für das Jahr 1922 nennt man letthin die Summe von 720 millionen gegen 500 Millionen ursprünglich und später 700 Millionen. Frant reich folle auf diese Weise sein gesamter Reparations­anteil für 1922 garantiert werden....

Rußlands   Außenhandelsmonopol.

Eines Lächelns fann man sich nicht erwehren, wenn die Parifer Konferenz der russischen Industriellen erklärt, die inter­nationalen Aufbaupläne für Rußland   seien nicht geeignet, die euro­ päische   Wirtschaftstrife zu lösen, und würden vom ruffifchen Bolt nur als Ausbeutungsversuche empfunden werden. Doch wohl, weil man vergessen hat, die ruffischen" Industriellen in Paris   an dem Geschäft zu beteiligen?

Trostlos aber ist es, wenn sich Bariser Bertreter der ehemaligen russischen Konstituante zu einer Rund­gebung hergeben, in der es heißt: die wirtschaftlichen Zugeständnisse der Sowjetregierung an das Ausland verknüpften die Interessen der ausländischen Regierungen mit dem Weiterbestehen des bolsche mistischen Regimes in schädlicher Weise. Die Anerkennung ber Sowjetregierung durch das Ausland tonne sie feinesfalls zu einer gefeßmäßigen Bertretung des russischen Boltes machen. Da hat man die Alles- oder- Nichts- Theoretifer" von der anderen Seite, die eher das Baterland allen Schrecken eines fintflutlichen Unter gangs preisgeben, als Partei zugeständnisse zu machen.

Dollar wieder 174!

An der Berliner Börse   beurteilt man das Moratorium Mie DE. aus Moskau   meldet, hat die Oberste Wirt. deshalb ungünstig, weil es immerhin für das laufende Jahr fchaftstommission in der Frage des Außenhandels unter Einschluß der Sachleistungen eine Belastung den Grundsäßen des stellvertretenden Rommissars für Außenhandel, Deutschlands   mit mehr als 2 Milliarden Goldmart bar Leshara, zugestimmt, nach denen das staatliche Außen stellt, und deshalb ein Ende der Inflation nicht abzusehen ist. handelsmonopol aufrechterhalten bleibt und die Bollmachten Außerdem ist man der Meinung, daß die geforderte Erhöhung der auswärtigen Handelsdelegationen erweitert der Kohlenpreise, Eisenbahn- und Posttarife und Zölle im merben. Die Genossenschaften und ähnliche Produktivge- hohen Grade verteuernd auf alle Lebensbedürfnisse wirken meinschaften sollen auch weiter eine Vorzugsstelle einnehmen, indem und deshalb auch wieder die Inflation fördern muß. Infolge man ihre Handelsbeziehungen mit dem Ausland, die sich unter Auf- deffen zeigte sich heute eine sehr starte Nachfrage nach Devisen. ficht des Außenhandelstommiffariats abwideln, begünstigt. Damit Der Dollar, der vorbörslich noch mit 166 gehandelt wurde, fcheint der Kampf um die zweddienliche Gestaltung des Außenhan- stieg im Verlaufe der ersten Börsenstunde auf 174. Der dels in Rußland   zu einem vorläufigen Abschluß gekommen zu sein. Effektenmarkt lag sehr still, da man von den Bedingungen, Auf dem rechten Flügel der russischen Regierungsvertreter glaubte die an das Moratorium geknüpft werden, eine Lahm­man unter den obwaltenden Umständen um eine völlige Frei legung der deutschen   Industrie befürchtet.

Das Maximum an Einheit.

Zeichen dafür, daß auch der Parteitag sich dessen bewußt ist, was unter diesem gegenwärtig möglichen Maximum zu ver­stehen ist. Hilferding   betont, daß kein Unabhängiger bei einer Einigung an die Aufgabe seiner Ueberzeugung dente. Jeder mann weiß aber, daß ein solches Ueberzeugungsopfer nicht von unserer Seite, sondern lediglich von kommunistischer Seite ver­langt wird. ( Berhandlungsbericht auf ber 8. Sette.)

Die Eisenbahnerbewegung im Westen. Neue Verwicklungen in Sicht. Köln  , 10. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) Die demokratische Partei Kölns   hat gestern an die Reichs­regierung folgendes Telegramm gerichtet:

In diesem Distrikt befinden sich girta 108 000 hun­gernde kinder. Auf beiden Seiten der Eisenbahnlinie Mostau- Kasan werden Küchen errichtet werden. In etwa 14 Tagen gedenken wir an Ort und Stelle zu sein.

In diesem turzen ersten Reisebericht dürfen wir vor allem der Rigaer Genossen und Gewerkschaftstoflegen nicht vergessen. Sie verdienen großen Dank für ihre Mühe­waltung, vor allem die Genossen Moriz, Westkalen, Bysny, Kainin und anderer Genossen, insbesondere diejenigen, die uns bei der Beaufsichtigung der Entladung behilflich waren.

Hervorgehoben zu werden verdient das entgegenkommende Verhalten des Finanzministers und des Ministerpräsidenten, mit denen ich eine Rücksprache nehmen mußte.

Die amerikanische   Relief Administration( Hilfskomitee Nansen) entlud zur gleichen Zeit ein Schiff von 1900 Tonnen Lebensmittel für Samara  , auch sie fand verständnisvollstes Entgegenkommen der Behörden.

Nicht uninteressant ist, daß ich gestern Gelegenheit hatte, die lettischen Genoffen auf ihrem Parteitag zu be grüßen.

Aus dem Organisationsbericht, den der Genosse Kalnin gab, ging hervor, daß trok der wirtschaftlichen Krise, die in Lettland   infolge der Kriegszerstörung der gesamten Industrie herrscht, die Sozialdemokratische Partei   Lettlands   in ihrer Or­ganisation stabil geblieben sei. Der hohe Geldkurs, der künst lich aufrechterhalten wird, gestattet der noch vorhandenen Industrie nicht, zu fonfurrieren. Die Sozialdemokratische Bartei ist gespalten in Regierungssozialisten, Sozialdemo­fratische Bartei und Kommunisten. Die Regierungspartei ist eine Minderheit, ebenfalls die Kommunisten. Letztere können nur illegal arbeiten, weil ihre Organisation verboten ist. Für Die Sozialdemokratische Partei   ist deshalb der Kampf gegen die Kommunisten sehr schwer zu führen, weil sie unter solchen Verhältnissen leicht Gefahr laufen, der Denunziation bezichtigt zu werden.

Der Genoffe Stefonpa? überbrachte dem Parteitag die Grüße der mensche wistisch en Partei Rußlands  . Er meinte, je opportunistischer die Bolschewifi in Rußland   wür­den, desto schlimmer müteten sie gegen die Menschewisten. Alle Genossen schmachteten im Gefängnis.

Der Parteitag nahm eine Resolution an, die gegen diese Schmach protestiert.

bfeme einen durchaus einheitlichen Einbrud. Auch die Frage Der Parteitag machte in der Behandlung taktischer Pro­der Roalition betrachten alle führenden Genossen als eine Frage der Tattit und nicht des Prinzips.

Die wirtschaftliche Lage Lettlands   ist, wie schon gesagt, nicht günstig. Riga   ist von einer Einwohnerzahl von 560 000 vor dem Kriege auf 150 000 gefunten. Verdienst­möglichkeiten gibt es durch den Transport des Rigaer Hafens, besonders durch die Ausfuhr von Holz. Mit Bangen sieht man Sostal- fchon der vollständigen Entholzung Lettlands   entgegen. Die Industrie ist vollständig vernichtet. Bon den über 100 000 In­dustriearbeitern sind nur zirka 20 000 übrig geblieben. Die Fabritgelände zeigen entweder eine gähnende Leere oder sie find mehr oder weniger zerstört. Die Berdienste der Arbeit­nehmer schwanken im Durschnitt zwischen 60-120 Rubel für Reallohn ist auf ein Drittel, ja bis auf ein Frauen und 120-200 Rubel für Männer pro Tag. Biertel gejunten!

V. Sch. Leipzig  , 10 Januar.( Eig. Drahtbericht.) Das Problem der Einigung beherrscht weiter die Beratung des USP.- Parteitages. Es ist dabei gegenüber früheren Tagungen der Unabhängigen ein unzweifelhafter Fortschritt festzustellen. Von einer Einigung ausschließlich auf dem Boden der Grundsäge der USP. ist nicht mehr die Rede. Wohl tann man bei manchen Rednern eine Verzerrung oder zumindest eine Berkennung der politischen Beweggründe der Sozialdemokratischen Partei feststellen. Unsere Roalitionspoli tik wird vielfach eine mutwillige Preisgabe des Klassencharat­ters unserer Partei und der Interessen des Proletariats, der Drang nach Einigung in den Reihen unserer Anhänger wird als eine Folge der Enttäuschungen über die Koalitions politik hingestellt. Trotzdem ist bei den meisten Rednern das" Die Differenz über die Auffassung der Abmachungen zwischen offenkundige Bestreben vorhanden, teine fünstlichen Mauern Reichsregierung und Eisenbahnerorganisationen betreffs der Be­nach rechts aufzurichten. Die schon längst festgestellte Tatsache, fazungszulagen droht zu neuen Verwidlungen zu daß die USB. weit näher der SPD. als den Kommunisten führen. Wenn das eintrifft, steht das Rheinland   vor außerordent fteht, tommt auch in fast allen Diskussionsreden zum Ausdruck; lichen politischen Konsequenzen. Wir bitten bringend um beschleu freilich nicht bei allen. Die heutige Rede Kurt Rosenfelds nigte Erledigung." war ein treffendes Beispiel dafür, daß es noch immer pro- Gleichzeitig wurde an den fozialdemokratischen Bar minente USP.- Führer gibt, die das Wiederholen der ältesten teip or stand in Berlin   das nachstehende Telegramm gerichtet: radikalen Schlagworte nicht lassen können. Er verwickelt sich Wenn es nicht gelingt, über die verschiedene Auffaffung wegen dabei in Widersprüche: Auf der einen Seite betont er den der zwischen der Reichsregierung und den Eisenbahnerorganisationen Demokratischen Charakter der USB., die nicht, wie angeblich getroffenen Abmachungen über die Befagungszulagen umgehend zu die SPD.  , die Masse der Genossen durch eine Barteibureau­die SPD., die Masse der Genossen durch eine Parteibureau

Der

Stadt Europas   fet. Bon allen Reisenden wird behauptet, daß Riga   die teuerste Bon dem Aufschwung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Rußland   und dem Westen, von dem jetzt alles spricht, erhofft man auch hier neue, bessere Zeiten.

Frankfurt   10. Januar. Die Franffurber Zellung meldet aus

fratie majorifiere, gleich darauf aber begrüßt er bie Erneue- einer Einigung zu kommen, drohen außerordentliche politische Non­rung des Bekenntnisses zur Diftatur des Proletariats im neuen fequenzen für das Rheinland  . Wir bitten bringend, auf die Reichs. Riga   vom 9. Januar: Hier weilte von London   tommend auf ber Manifest. Vor ihm hatte dagegen Hilferding   in feiner regierung in diefem Sinne einzuwirken."

Rede das Schwergewicht des Manifests auf den Sah gelegt,

wonach die USP. das unter den gegenwärtigen Berhältnissen Nordamerikas   Botschaft in Berlin  . Der Botschaftssekretär Donnet mögliche Magimum von Einigkeit erstreben solle, de Saint Quentin   ist mit den Funktionen eines Botschaftsrats in und der Beifall, der seine Ausführungen unterftrich, ist ein Berlin   betraut worden.

Durchreise nach Moskau   der Leiter der amerikanischen   Hilfsaktion für Rußland  , Colonel Haskel. In einer Unterhaltung mit einem Presse­vertreter teilte er mit, es fel beschlossen worden, die Hilfstätig­feit für Rußland   im Februar ganz bebeutend auszu Idehnen. Es sollen nicht wie bisher ur Rinber, fondern auch s