Verfrühter Jubel.
Von der Redaktion der„ Gleichheit" wird uns geschrieben: Die zweite Reichsfrauenkonferenz der USPD., welche am 7. und 8. d. M. in Leipzig stattfand, beschäftigte sich nach einem Bericht der Freiheit" bei der Aussprache über das Referat von Luise 8te ß über Agitation und Presse auch mit dem Abonnenten stand der„ Gleichheit". Frau Mathilde Wurm führte dazu nach dem Bericht der Freiheit aus:
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„ Die Rechtssozialisten haben bei 200 000 weiblichen Mit gliedern nur 11 000 Abonnenten auf die Gleichheit". Dies erfordert einen Zuschuß von 100 000 Mart."
Auf Grund dieser Ausführungen fagt die Freiheit":
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für landwirtschaftliche Produkte nicht den nötigen Widerstand ent gegengesetzt hat. Gerade heute ist unter Berufung auf die Geldentwertung eine Erhöhung der Kartoffelpreise gegenüber dem No. vember feineswegs gerechtfertigt, die Mart steht heute ganz erheblich besser als Ende November, wo der Dollar um 300 stand und das Rundschreiben des Ernährungsministeriums als Schulbeispiel" 70 M. empfohlen hat. Die Berteuerung der Lebenshaltung trifft andererseits die Landwirtschaft am geringsten.
wachsene gefpeiff werden, und zwar anstatt der einen Million Rinder' in Zukunft zwei Millionen Kinder und dazu fünf bis zehn Millionen Erwachsene. Die Eowjetregierung habe zu diesem 3med 200 2ofomotiven und 8000 Waggons bereitgestellt. Es seien von der Re- Das Zentralorgan der Kommunisten, die Rote Fahne ", meiß gierung der Vereinigten Staaten gespendete zwanzig Millio- ihrer Leserschaft jeden Tag neue Mitteilungen von Mitgliedernen Bushels Korn bereits unterwegs, und weiterhin fel der zunahmen in irgendeinem Bauerndorfe zu machen, nur vergißt sie, von Amerika für Moskau gewährte Kredit von zwanzig Millionen ihren Anhängern auch über den Parteifrach selbst und die Berluste Dollar schon für Getreidefäufe verwandt worden. In den baltischen genauer zu berichten. Nach uns zugegangenen Mitteilungen ist der Häfen treffen mit jedem Tage größere Mengen für Rußland be. Mitgliederverluft der fommunistischen Sektion im Rheinland stimmter Lebensmittel ein. und Westfalen außerordentlich start und selbst Hamborn , in dem sich nach Klara Zetkin das reiffte Proletariat der Welt be- Der Landtagswahlkampf in Braunschweig hat mit voller findet, weil dort ein großer Teil der Arbeiter zu den Kommunisten Kraft eingesetzt. Die Wahl findet am 22. Januar statt und gehört, hat jegt der tommunistischen Parteizentrale die Fehde sell über die 60 Mandate des Landtags entscheiden. Bisher stand angesagt. Am 4. Januar fand eine Funktionärsigung der KPD. eine Mehrheit von 32 Sozialisten der verschiedenen Richtungen statt, in der nach einem Referat der Kommunisten Stöder und( 20 Unabhängige, 9 Sozialdemokraten, 3 Neufommunisten) insgesamt Frablen der sofortige Rüdtritt der Zentrale und 28 bürgerlichen Abgeordneten gegenüber, von denen 5 Demokraten die Einberufung eines außerordentlichen Barwaren und 23 dem deutsch - welfisch- volksparteilichen Landeswahlver teitages zur Feftigung innerer Parteiverhältnisse gefordert bande angehörten. Der Kampf um die Erhaltung der sozia. wurde. Weiter beantragten die Funktionäre, daß der von der listischen Mehrheit wird schwer sein, weil allem Anschein nach Parteizentrale mißbilligte Artikel Frieslands Parteitaktische die Unabhängigen auch hier bedeutende Berlufte erleiden dürften, Fragen" umgehend in der Düsseldorfer Freiheit" peröffent. wozu die persönlichen Angriffe auf ihren örtlichen Führer, Sepp licht wird. Gleichzeitig wurde das Vorgehen der Oppofition als Derter, viel Anlaß geben. Derter trat zwar nach der Veröffentberechtigt durch die von der Zentrale begangenen Fehler anerkannt, lichung eines gravierenden Briefes von der Spike des Ministeriums und vom Zentralausschuß gefordert, daß die berechtigten Forderun- zurück und nach seinem Abschied ist gegen ihn ein Berfahren wegen gen der Oppofition beraten werden. Bestechung eingeleitet, aber die Unabhängigen haben ihn trotzdem an zweiter Steile auf ihre Lifte gefeßt. Die vom Abgeordneten Bogt. herr redigierte unabhängige Freiheit" richtet ihren Hauptangriff nicht gegen die Bürgerlichen, sondern auch gegen die alte Sozialdemokratie, und wenn sie mit diesem Kampfe Erfolg hätte, müßte das gerade zur Niederlage der sozialistischen Mehrheit führen. Zum Glüd wendet sich aber die Arbeiterbewegung auch in Braunschweig vom Zersplittern entschieden ab. Davon legte die Versammlung Zeugnis ab, mit der die Partei in Braunschweig - Stadt den Wahlfampf eröffnete und wo Kommunisten und Unabhängige uns einft ganz zurückgedrängt hatten. Die Bersammlung füllte den größten Saal der Stadt bis zum letzten Platz und setzte sich zum Teil aus Unabhängigen und auch bisher kommunistischen Arbeitern zusammen. Trotzdem wurden die Referate der Genossen Löbe Berlin und aufgeSteinbrecher Braunschweig mit einmütigem Beifall nommen und auf jede Debatte von gegnerischer Seite verzichtet. In Wolfenbüttel fanden zwei kommunistische Diskussionsredner fast gar feinen Anklang mehr. In den letzten drei Tagen fanden über 20 Verfammlungen unserer Partei auf dem Lande statt. Draußen hat sie fich durch ihre Siedlungspolitik eine große Anhängerschaft erworben. Für diese Woche sind die Abgeordneten Genossen Müller Franken für die Sozialdemokratie, Roch- Weser und Helfferich für die Bürgerlichen angekündigt.
" Es mag sein, daß unsere Frauenbewegung zahlenmäßig hinter der der rechtssozialistischen Partei zurüdsteht; was aber ihre Bedeutung und ihren geistigen Gehalt kennzeichnet, das ist die Tatsache, daß die Auflage der Kämpferin", unferes Frauenorgans, fast viermal jo hoch ist, als die der„ Gleichheit", des rechtssozialistischen Frauenplattes."
Sicherung der Papierversorgung.
Im Reichsverkehrsministerium fand auf Veranlassung der Ber. Diese Angaben find unrichtig. Unfere Gleichheit" hat 1920 einigung Großstädtischer Zeitungsverleger eine Besprechung über die Sicherung der Bersorgung der Presse mit eine schwere Krise durchgemacht. Es war damals vom Partei 3eitungspapier statt. Der Vorsitzende Geheimrat Weyrauch vorstand beschlossen worden, unsere Frauenzeitschrift, die bis dahin gab bekannt, daß vom Reichverkehrsministerium die nachgeordneten vierzehntägig erschien, wöchentlich erscheinen zu lassen und ihr außer Stellen angewiesen sind 1. unter allen Umständen die nötige Babi dem eine Modenbeilige( Die Frau und ihr Haus") vierzehntägig an Waggons zum Transport von Zeitungsdruckpapier zu stellen, beizugeben. Diese Neuerungen bedingten, daß der Preis damals 2. im Notfalle unbedingt 3eitungsbrudpapier in Gil in einem ungewöhnlichen Verhältnis zu dem früheren erhöht guterzügen zu befördern, 3. daß telegraphische Bermeldung an werden mußte, was leider einen allmählichen Rüdgang der Abon. die Empfangsstationen stattfinden solle. Ferner gab er der Bereitmentinnenzahl bis zu dem obengenannten Tiefst and im No. willigkeit Ausdruck, den Eisenbahndirettionen zu empfehlen, im vember 1920 zur Folge hatte. Ab 1. Januar 1921 erschien Falle der Berhängung von Sperren eine Aus. nahme für Zeitungsdrud papier eintreten zu lassen. Der unser Blatt wieder vierzehntägig, abwechselnd mit der Kinder- und Vorsitzende wies befonders auf die Notwendigkeit hin, Borräte von Modenbeilage. Bei reger Berbearbeit stieg von da an die Zahl der Zeitungsdruckpapier an den Verbrauchszentren zu schaffen, und stellte Leserinnen ständig, so daß der Parteivorstand in feinem schriftlichen dabei die Beihilfe des Reichsortehrsminifteriums in Aussicht. Bericht an den Görlitzer Parteitag schon 25 000 Bezieherinnen nennen fonnte. Ein Zuschuß war im dritten Quartal 1921 überhaupt nicht mehr erforderlich, fondern im Gegenteil fonnte ein fleiner Ueberschuß gebucht werden.
Im Dezember 1921, also gut ein Jahr nach dem fiefsten Stand, hatte die Gleichheit" wieder eine Auflage von 32 000, und wenn unsere Genossen und Genossinnen in allen Bezirfen weiter für die Gleichheit" so arbeiten wie bisher, wird dieser erfreuliche Aufstieg anhalten.
und interessierten Genofsinnen zusammen.
Zur Erhöhung der Kartoffelpreise.
Gegenüber der am Sonnabend durch die PPR. verbreiteten Nachricht, daß mit einer merflichen Steigerung der Kartoffelpreise zu rechnen fei, da in den nächsten Tagen bereits eine Erhöhung der vom Reichsernährungsministerium festgesetzten Richtpreise für Kar. toffeln um 10 m. pro Zentner erfolgen folle, erläßt das Reichs. minifterium für Ernährung und Landwirtschaft eine Berichtigung, in der es heißt:
Nach dem Bericht der Freiheit hat die Kämpferin", das Diese Nachricht, die geeignet ist, in Ronfumentenfreifen be. Frauenorgan der USPD. , eine Aufiage von 38 5000 Exemplaren, rechtigte Erregung hervorzurufen, entspricht in feiner Weise den also wirklich nicht viermal soviel als die Gleichheit", sondern nicht Tatsachen. Bunächst fei bemerkt, daß vom Reichsministerium ganz 7000 mehr. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß die Kämp für Ernährung und Landwirtschaft bisher Richtpreise nicht festgesetzt ferin" von einigen gewertschaftlichen Organisationen worden sind und auch in Zukunft eine solche Festsetzung nicht beihren weiblichen Mitgliedern obligatorisch geliefert wird, absichtigt ist. während unsere Gleichheit" selbstverständlich nirgends als In einem Rundschreiben vom 26. November 1921 hat das Ernährung und Landwirtschaft den Ronkurrenzorgan gegen die Gewerkschaftliche Frauenzeitung" Reichsministerium für Ländern empfohlen, örtliche Kommiffionen Bur Ermittlung auftritt. Unser Leserinnentreis feßt sich aus politisch organisierten von Angemessenheitspreifen für Kartoffeln einzufetzen, die paritätisch aus Bertretern der Landwirtschaft, des Handels und der Konsumen. Hieraus ergibt sich, daß der Abonnentinnenstand der„ Gleichten zusammengesezt fein sollen. Als Schulbeispiel für die Berech heit", richtig betrachtet, hinter dem der Kämpferin" nicht zurüdmung der Kartoffeln wurde in diesem Rundschreiben ein Preis von bleibt. Trotzdem haben mir es nötig, sehr fleißig für die Verbrei- 70 Mart für den Zentner empfohlen, der von dem Ende Sep. tung der„ Gleichheit" zu werben, nicht, um mit der Kämpferin" ein tember durch die Notierungskommiffion ermittelten Preis von 45 bis Wettrennen zu machen, sondern weil es im Interesse der Entwid. 50 m. ausgeht und im übrigen der seit dieser Zeit eingetretenen lung unserer demokratischen Republik zum sozialistischen Staats- Geldentwertung und der verteuerten Lebenshaltung Rechnung trägt. Trozdem haben die örtlichen Kommissionen in den meisten Bezirken wesen notwendig ist, daß immer mehr unserer organisierten Genof. diesen Breis von 70 m. noch erhöht. Nach Ansicht des Reichs. finnen zu zielflaren und wertbewußten Mitkämpferinnen werden. ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft liegt daher zurzeit zu einer weiteren Erhöhung der Erzeugerpreise in den einzelnen Bezirken feine Beranlaffung vor. Leider haben die deutschen Verbraucherfreise immer und immer wieder erleben müssen, daß das Reichsernährungsministerium dem Drucke der Landwirtschaft nach Freigabe und Erhöhung der Preise schont sich der Gast, der in der Gesangstechnik ein paar Sünden bloßlegt. Der dramatische Othello des zweiten und dritten Attes fegt alle eBdenken meg, eine Urfraft wälzt sich über die Bühne, packend und mit dem Schmelz der schönen Stimme, bezaubernd auch da, wo zwischen Gewalt und Säufeln Uebergänge lieb wären. Zu legt ein ganzer Erfolg, südländisch belohnt. Nehen ihm, richt nach ihm, die Kemp. Sie zwingt ihrem Sopran Reize ab, die er nur unwillig herzugeben scheint, wenn sie Taube, Sanftmut, Schüchtern heit und rührende Liebe ist. Im Schrei des Entfepens und der unschuld rafft sie sich unschwer zur Größe eines im Tiefften getroffenen Weibes empor. Wundervoll im ntgeisterten Auge, im zitternden Schritt, Jago war ein Gast Gabor aus Dessau . Wo blieb die Berliner Baritongarde? Eine charaktervolle Leistung, ein guter Sprecher, eine fließend üppige Stimme, faft zu unscharf für den Dämon des Unheils und den Geist der Bergiftung Es schien, als ob fich Slezat, Kemp, Gabor, Stiedry gegenseitig anfeuerten. Bebt uns mehr von solchem Feuer!
Die Verhandlungen mit den Beamten find auf Mittwoch vor mittag berschoben worden, da der Reichsfinanzminister über die gestrige 8ufammenfunft der Finanzminister der Länder zunächst dem Kabinett Bericht erstatten wird.
Gebote gegen die Grippe.
Die Grippeepidemie, die uns jetzt wieder heimgesucht hat, ist zwar im Abklingen, und sie hat fich auch diesmal nicht von so furcht barer Seite gezeigt wie früher. Topdem besteht die Grippegefahr noch fort, und sie dürfte wohl den ganzen Winter über anhalten. Deshalb perden einige Gebote Bur Abwendung dieser Erkrankung, die ein Arzt erteilt, willkommen sein. Da wir num einmal mit Menschen zusammen leben und uns unter feine Glasglode seßen tönnen, so werben wir uns der Gefahr, daß der Grippebazillus auf uns übertragen wird, nie ganz entziehen fönnen. Wenn wir also den Angriffen dieses gefährlichen Krantheitserregers mehr oder weniger schußlos ausgefeßt find, so bleibt uns mur übrig, den Gegenstand des Angriffs möglichst widerstands fähig und träftig zu erhalten. Da ja ein geschwächter Körper dem Kommt die 24- Stunden- Zeit? Wie die Uhrmacherkunst", das Undringen des Bazillus viel leichter erliegt und feiner schädlichen Organ des Zentralverbandes der deutschen Uhrmacher, mitteilt, bat Entwidlung beffere Möglichkeiten gewährt, so müffen wir für die der Vertreter des Verbandes im Reichsverkehrsministerium in Er möglichst befte Allgemeingesundheit sorgen. Irgendwelche Medifa- fahrung gebracht, daß die Einführung der 24- Stunden- Zeit in Deutsch , mente, wie z. B. Chinin und ähnliches, haben wenig Sinn. Der Grippebazillus, der uns bedroht, nimmt irgendeine Schwäche unserer geistigen und förperlichen Konstitution wahr, um uns zu überfallen. Dazu muß man ihm teine Gelegenheit geben. Man soll deshalb alle unnötigen Ermüdungen, jede Erschlaffung des Körpers durch Extravaganzen vermeiden; man foll nie zu lange ohne Mahlzeit bleiben, den Rumpf warm halten und die Füße trocken, den Blutkreislauf durch törperliche Uebungen günstig beeinflussen. Man soll nicht von der Grippe sprechen und nicht an sie denten, soll sich von Aengstlichen fernhalten, die uns mit ihrer Angst ansteden. Will man elmas llebriges tun, so kann man Nasenspülungen mit einer schwachen Lösung von übermanganfaurem Kali machen und sich mit derselben Lösung, der etwas Salz zugesetzt ist, den Mund spülen.
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Der dalmatinische Konflikt.
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Rom, 9. Januar. ( EP.) Wie die offiziöse Tribuna" mitteilt, wird Italien die auf Grund des Waffenstillstands besetzte südslawische Sone Dalmatien nicht räumen, bis Belgrad das Abkommen zum Schuße der italienischen Minderheiten annimmt. Seit der Baufe Dom legten Mai sind die Verhandlungen nicht wieder aufgenommen worden, obwohl die talienische Regterung stets den besten Willen zu einer Berständigung gehabt hat. Der italienische Minister des Aeußern hat zudem dieser Tage seinen Gesandten in Belgrad beauftragt, für die Beleidigungen der Italienischen Marineoffiziere in den dalmatinischen Häfen ncht nur Genugtuung, sondern auch die Bestrafung der Schuldigen zu verlangen."
In der„ Glode" nimmt Genosse Wendel Anlaß, eine Nebenbemerkung des„ Vorwärts", daß die dalmatinischen Hafenstädte zur Boltsmehrheit italienisch seien, zu berichtigen; die große Mehrheit sei flamisch. Wir machen von der genaueren Kenntnis Wendels gern mitteilung, ohne im übrigen auf seine Grobheit einzugehen. In den Konflikten zwischen Italien und Südslawien fühlen wir uns recht neutral.
Die neuen Gütertarife. Der Bezirkseisenbahnrat für die Eisenbahnbirettionen Berlin , Stettin und Berlin Ost en stimmte der Erhöhung der Gütertarife um 30 Proz., die für den 1. Februar 1922 beabsichtigt ist, ferner VorSonderwünsche, schlägen zur Abänderung der Tarifgruppen zu. die fich auf eine Schonung gewisser Güterarten beziehen, werden von der Eisenbahnverwaltung besonders verfolgt werden.
Ein Märtyrer der Wissenschaft. Wenn jemand jahrelang nichts tut als Stedmüden fängt und untersucht, so hat das für die meisten Menschen etwas furchtbar Komisches. Für sie ist eben Stechmücke Stechmücke. Sie ahnen nicht, daß es schon in unserem fleinen Deutschland ungefähr dreißig verschiedene Arten gibt, welche sich auf mehrere Gattungen verteilen und für uns von sehr verschiedener Bedeutung sind. Nicht nur juden die Stiche einiger Arten viel emp. findlicher als die anderer, während lettere, die Anopheles, gerade diejenigen sind, welche uns das Fieber einimpfen fönnen. Auch die Gier nach unserem Blut ist offenbar fehr ungleich." Mit diesen Worten beginnt der Assistent am Institut für Schiffs- und Tropenfrant heiten, Dr. Martini, einen Aufsatz in der„ Umschau", in dem er sich mit der Frage beschäftigt:„ Wen flechen unsere Stechmücken?"
Die Versuche Dr. Martinis haben aber für den, der sie näher betrachtet, durchaus nichts Komisches, sondern lassen ihn als einen wahren Märtyrer der Wissenschaft erscheinen. Er hat sich nämlich R. S. von den verschiedensten Müdenarten wiederholt selbst stedjen laffen und dabei festgestellt, daß unsere gemeine Hausmüde den Menschen verhältnismäßig fehr felten sticht. Um diese Frage zu tären, fieß er ein Bett und ein Aquarium mit Mückenschleier gut abschließen; in jedes dieser beiden Gefängnisse fette er 50 bis 100 Bertreter der 10 Aedes. Alle diese Mücken wurden die letzten Tage vorber gleichMüchenart pipiens, 10 der Gattung annulata, 10 Anopheles und mäßig nur bei Waffer gehalten, und nachdem so ihr Hunger erhöht worden war, ging Dr. Martini nachts über in das Bett und in das Aquarium fam ein Zeifig. Den nächsten Morgen wurden die Müden herausgefangen und ausgezählt, wer am meisten gestochen hatte. Das Blutsaugen, also der Stich, ist leicht an dem blutgefüllten Hinterleib zu erkennen. Es ergab sind, daß die Hausmücke den Menschen vielfach gar nicht, im Durchschnitt nicht einmal zu 5 Proz., geftochen hatte, den Bogel aber etwas mehr. Die Gattung annulata stach den Menschen fast zu 60 Broz, den Bogel gar nicht, die Anophelen flachen Martini in ungefähr 80 Proz. und den Bogel gar nicht, die Aēdes beide fast sämtlich. Ift so also die verhältnismäßige Ungefährlichkeit Hochsommier und Herbst bei uns doch in so ungeheuren Maffen vor, imserer gemeinen Stechmücke erwiesen, so tommt diese Art im das selbst eine Stechziffer von 1 Proz schon sehr viel ist und die Müdenplage, unter der mir manchmal leiden, erklärt.
· Das Reichsverkehrsministerium hat
land zunächst noch nicht beabsichtigt ist. Der Wunsch, daß auch Deutschland wenigstens im Eisenbahnverkehr die 24- Stunden- Zeit einführe, wurde bei der fürzlich in Berlin stattgefundenen europäifchen Fahnplankonferenz laut. Außer Holland und Dänemark haben nämlich jetzt alle an Deutschland grenzenden Länder die durch gehende Stundenzählung eingeführt, zuletzt Desterreich und die fchechoslowakei. Im internationalen Eisenbahnverkehr macht es Schwierigkeiten, wenn Deutschland bei der alten Einteilung des Tages bleibt. Im Reichsverkehrsministerium hat man deshalb den Wunsch, für die deutschen Eisenbahnen die 24- Stunden- Zeit einzu führen. Da aber dann die Fahrpläne geändert werden müssen, soll die Einführung mit Beginn eines neuen Fahrplanes erfolgen, frühestens zum 1. Juni 1923. sich übrigens an die anderen in Betracht kommenden Ministerien mit der Bitte um Stellungnahme gewandt. Es ist interessant, daß die meisten der befragten Stellen erklären, daß ein Bedürfnis für Gastspiel Leo Slezat. Wie schön ist es, daß wir in der Oper die 24- Stunden- Zeit nicht vorhanden sei, daß aber auch feine Beneben dem viel gehörten Berdi nun auch ein letztes, reichstes, von denken bestünden. Auf die Kostenfrage und vor allen Dingen den musifdramatischem Geift Wagners beflügeltes Wert hören, den poltswirtschaftlichen Schaden macht auch die Urmacher" Othello". Don Carlos, Falstaff sollen, müssen hier folgen. Wenn funft aufmerksam. Sie erinnert daran, daß sämtliche Emaille alle Aufführungen so gute Spieler aufweisen, wie die gestrige, wie differnblätter aus der Schweiz tommen und heute ein solches ZiffernStiedry mit rabiatem Angriff Musik und Rhythmus aufgehen blatt 4 bis 7 Franken, d. h. 140 bis 245 m. loftet. Die Ziffernblattließ, so wollen wir zufrieden sein, Slezat ist ein Ricfe an Körper- änderung würde also erhebliche Kosten verursachen. fraft und Gewicht, plump in der Bewegung der Arme, im Nieder- Die erste Stadt mit vollautomatischem Telephonbefrieb. Aus fallen, im Schritt. Gutmütig und ehrlich wie alle Roloffe, gleitet München wird geschrieben: Im Laufe dieses Jahres werden noch er schwer von der Weichheit des ersten zur brutalen Heftigkeit des die beiden Vororte Münchens , Sendling und Bafing, den automazweiten Artes. Einzelheiten fallen als Spielerlebnisse auf: das Auf- tischen Telephonbetrieb erhalten. Dann wird das Fernsprechnetz mirbeln beim ersten Verdacht der Untreue Desdemonas, das Weg: pollständig automatisiert und München die erste Stadt Deutschlands Streichen böser Gedanken aus der Stirn, das faffungslose Erkennen, fein, die volständig automatischen Telephonverkehr besitzt. bes tierisch- wilde Blutgelüfte, das bärenartige Auf und Ab eines ge- Münchener automatische Fernsprechperfehr ist aber auch der größte feffelten Wahnsinns. Manches Wort fällt beiläufig, amtlich, mie feiner Art, etwa 70 000 Rufnummern sind dem selbsttätigen System aus anderer Belt, nicht frei von Machthaberpole. Gefanglich bleibt angefchloffen. Der Ausbau dieses Systems hat, wenn man von den ber Anfang durch ein Riefenorchester hindurch strahlend haften, dann Kriegsjahren abfieht.
Der
Volksmärchen.
Rebrervereins am Donnerstag, 12. Jan., in der Aula des Friedrich- Gymnafiums. Albrechtstr. 27. Vilma Möndeberg erzählt für Erwachsene Das Orga nititut( Untersuchungs- und Forschungsanftalt für Arbeitswissenschaft und suchotechnik. Leitung Dr. Kurt Biorlowski) eröffnet am 16. eine Reibe von Vorträgen aus dem Gebiete der Drgonifationswissen. schaft und Betriebstechnik. Die Geschäftsstelle befindet sich Friedrichstr. 154. In der Berliner Psychologischen Gesellschaft spricht Donnerstag 28 Uhr in der 20. Gemeindeschule, Charlottenburg , Bleibtreuftr. 43, Dr. Moll her: Blychologische Betrachtungen zum Sleppelsdorfer Morb prozek. Bältefarten 3 M. Die Bevölkerung Sowjet- Rußlands . Nach den Daten der sowjetruffisden Bolkszählung vom Rabre 1921 beträgt die Bevölkerung Rentral. ruplands 54 168 900, des Retersburger Rayons 5018 000, des Ural 117 200, Sibiriens 14 817 000, bes tautalus 13 377 100, ber Utraine und Strim 27 448 300, Turfeftans 7 261 000, insgesamt 130 707 600. Im Jahre 1913 lebten auf dem gleichen Gebiete, aber ohne Sibirien , 149,1 Millionen.
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