Nr. 19 39. Jahrgang Ausgabe A nr. 10
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Pariser Sturm gegen Sturm gegen Cannes.
Es scheint sich zu bestätigen, daß die Frage des englischfranzösischen Bündnisses in Cannes zu einer Krise geführt hat. Lloyd George und Briand hatten sich bereits vor zwei Tagen über einen Borentwurf geeinigt, der zunächst den beiderseitigen Ministerien in London und Paris zur Rüdäußerung zugesandt wurde. Während das englische Kabinett teine Einwände machte und lediglich den Wunsch aussprach, die Deffentlichkeit zur Beruhigung von dem Wesen des AbPommens zu verständigen, machte das französische Kabineti Schwierigteiten, so daß eine für die Breffe bestimmte Information Lloyd Georges in dieser Frage, gegen die Briand an und für sich nichts einzuwenden hatte, im letzten Augenblid zurüdgezogen werden mußte. Die ent scheidende Sigung des französischen Ministerrats fand gestern Dormittag statt. Ihre Bedeutung wurde durch die perfön liche Teilnahme des Präsidenten Millerand erhöht, der schon auf der vorletzten Ministerberatung Bedenken gegen den Verlauf der Konferenz von Cannes geäußert haben joll. Einem Bericht der„ Action française" zufolge bezieht sich die Opposition des französischen Ministeriums gegen seinen Ministerpräsidenten nicht nur auf das Garantieablommen mit England, sondern auch auf die vorbereitete Entscheidung in der Reparationsfrage, und der Erfolg des Ministerrats sei ein ablehnender Bescheid an Briand und Loucheur gewesen.
4. der zwischen Frankreich und England diskutierte Baft muß vor allem die Garantien, die Ausführungsmittel und die Pfänder, die Frankreich aus den Verträgen zu empfangen hat, bestätigen und ihm für die Gegenwart und Zukunft sichern. Der Ausschuß ist infolgedessen der Ansicht, daß nichts wirksam werden fann ohne die Mitarbeit des Parlaments. Raymond Poincaré.
Frankreichs Recht auf Sanktionen.
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Auf dem Kriegspfad.
Bauunternehmer gegen soziale Baubetriebe.
Bon Architekt Heinrich Kaufmann. Die Don den baugewerflichen Gewerkschaften der Hand- und Kopfarbeiter unter lebhafter Beteiligung auch der im Bund der technischen Angestellten und Beamten organisier= ten Technifer ins Leben gerufene Selbsthilfebeme gung hat sich ausgezeichnet entwickelt.
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Mach dem vom Verband fozialer Baus betriebe( BsB.) herausgegebenen Geschäftsbericht für das Jahr 1920/21 werden zurzeit in 200 Betrieben( BauParis, 11. Januar .( WTB.) Wie der Sonderberichterstatter hütten und Produktivgenossenschaften), die dem BfB. angeder Agentur Havas meldet, jei der Oberste Rat heute vormittag zu schlossen sind, rund 21 000 baugewerfliche Arbeiter und meh fällig dazu gekommen, sich über die Tragweite des Paragraphen 6 rere hundert Techniker beschäftigt. Für die einzelnen Wirtwurden Bauhüttenbetriebsver der Refolution vom 6. Januar auszusprechen, nach dem die Mächte schaftsbezirke sich gegenseitig verpflichten, ihre Grenzen zu respektieren und sich bände gegründet, welche die Betriebe des Bezirkes zu einer gegenseitig nicht anzugreifen. Da dieser Text zu Interpellationen wirtschaftlichen Einheit zusammenfassen und in sich die ProAnlaß gegeben hat und auch den Rechten Frankreichs Abbruch tut, duktionskraft baugewerklicher Großbetriebe vereinigen. Santtionen im Falle einer Berfehlung Deutschlands zu ver= In diesen Betrieben wurde im zurückliegenden Geschäfts hängen, was der Friedensvertrag von Versailles zulaffe, habe Lloyd jahr ein Umfag von über 350 Millionen Mark erzielt; Beorge den Gedanken der Konferenz wie folgt präzisiert: Die Re- weit über diese Summe hinausgehende Aufträge, die gegensolution fönne in feiner Weise den Rechten Abbruch über den privaten Bauunternehmungen in freier Konkurrenz tun, die die Alliierten durch die bestehenden Verträge erhalten haben, hereingeholt wurden liegen vor, und noch viel mehr Aufträge und die Reparationsfragen, welche die Alliierten beträfen, wären den sozialer Baubetrieben zugewendet worden, fönnten auf feinen Fall auf der Konferenz von Gewenn sie heute schon die zur Bewältigung aller ihnen zugenua zur Erörterung gebracht werden.
dachten Aufträge notwendigen Produktionsmittel besitzen würden. Um rund 40 millionen Mart waren die soBerücksichtigt man, daß Finanzminister Doumer, der eine Erste Verhandlung mit den Deutschen. zialen Baubetriebe billiger als die mit ihnen tonfurrierenmefentlich schärfere Linie verfolgt als Loucheur, in Paris über Cannes, 11. Januar .( Havas.) In der heutigen Sigung des den Unternehmer. Da heute Staat, Gemeinden oder gemein das bisherige Resultat der Beratungen von Cannes Bericht Obersten Rates hat Briand verlangt, daß vor jeder weiteren Verband nügige Siedlungsgesellschaften fast immer noch als alleinige erstattet, und daß in Kammer und Senat eine sehr erhebliche lung die Separationsfommission die deutschen Delegierten liber die am Auftraggeber in Frage kommen, sind diese 40 millionen Anzahl von Resolutionen eingelaufen ist, die jedes Kompromiß 15. Jannar von Deutschland zu leistenden Zahlungen hören folle. Marf der Allgemeinheit birefterspart worden. ohne Disfuffion ablehnen, dann muß man fich im fran- loyd George stimmte diefem Borschlag zu. Die deutsche Weit größer, aber ziffernmäßig nicht zu erfassen, sind die zöfifchen Parlament, das heute zufammen Delegation wurde deshalb ersucht, heute nachmittag Ersparnisse, die der Senkung der Baupreise infolge fritt, auf einen Sturm gefaßt machen, der alles das, was um s uhr zu erscheinen. des Eingreifens der sozialen Baubetriebe zu verdanken sind. in zahlreichen mühseligen Beratungen in London, Paris und Nach der Aussprache der deutschen Delegation mit der Re- Kein Wunder also, daß die Unternehmer den Verband ſoziaCannes für den Wiederaufbau Europas an pofitiven Richtparationsfommission wird die Reparationsfommission den alliierten ler Baubetriebe und alle mit ihm zusammenhängenden Orgalinien geschaffen worden ist, hinwegfegt. Jedenfalls wird Briand, der sich nach Paris begeben hat, um vor der Regierungen Bericht erstatten und der Oberste Rat seinerseits nisationen zum Teufel wünschen, lieber heute als morgen, und Kammer zu sprechen, einen sehr schweren Stand haben. dürfte alsdann noch Zufaßerläuterungen von der deutschen Dele alles tun, was geeignet erscheint, die weitere Entwicklung Poincaré und seine Unversöhnlichen stehen auf der Lauer. gation verlangen. Es wird deshalb angenommen, daß die deutsche dieser Bewegung zu unterbinden. Ein angefehenes englisches Blatt äußerte vor furzem, ein Delegation morgen nachmittag mit dem Obersten Mißerfolg in Cannes müsse den Zusammenbruch der Entente zur Folge haben. Seit dem Abschluß des kurzVölkerbund und Saargebiet. fichtigen Versailler Diktats wiederholt sich mit stereotyper Einfeitigkeit der Vorgang, daß England aus dem ungefunden Wiederwahl der Regierungskommission. Verhältnis des weiter fortschreitenden wirtschaftlichen WeißSaarbrüden, 11. Januar .( WEB.) Wie die jaarländische blutens herauszuführen versucht, während Frankreich die Bemühungen immer wieder in dem Augenblick abdrosselt, in Delegation meldet, hat der Bölkerbundrat heute in nichtdem sie dem Erfolg nahe zu sein scheinen. Soll auch die Veröffentlicher Sihung die vier Mitglieder der Regierungsständigung von Cannes, die Konferenz von Genua an dieser fommission, deren Mandate abgelaufen find, auf ein weiteres Jahr bestätigt. Tatsache scheitern?
Cannes, 11. Januar .( WEB.) Briand reist heute nachmiffag um 3 Uhr nach Paris, um seine Ministerkollegen über die Verhandlungen zu unterrichten, er wird am Freitag mittag mieder in Cannes sein.
Paris, 11. Januar .( Havas.) In Cannes hat Clond George bei der heute vormittag abgehaltenen Besprechung mit Briand und Loucheur dem franzöfifchen Ministerpräsidenten den Vorentwurf des englisch- franzöfifchen Abkommens übergeben. Briand wird in Paris feinen Ministerkollegen den Entwurf vorlegen, und morgen in der Kammer sprechen.
Rat verhandeln wird.
Aus dem russischen Hungergebiet. Mostau, 10. Januar .( WTB) Laut den letzten statistischen Ausweisen betrug die Zahl der Bevölkerung des Gouvernements Samara 2806 600 Berfonen. Davon hungerten im De sember 1909000 Menschen. Vor Hunger geschützt waren 260 400 oder 9 Prog. Aus allen Teilen des Gouvernements tommen Soredensrufe. Die Zahl der durch Hunger Erfraniten nimmt feuchenartig au. 767 Küchen wurden bisher errichtet. In der Kirgifenrepubli! hungern 1600000 Menfchen. Organisierte Hilfe wurde bisher nur 45 000 Menschen auteil.
Der Deutsche Wirtschaftsbund für das Baugewerbe E. V. trat als erster auf den Plan und beschloß. die Sozialisierungsbestrebungen im Baugewerbe mit aller Schärfe zu bekämpfen ,,, nicht nur aus Gründen des Wettbewerbs, sondern auch weil bei der Eigenart des Baugewerbes ohne Zweifel die privatwirtschaftliche Form die das Allgemeinwohl am meisten fördernde ist".
Dann hat der Reichsverband der deutschen Industrie bzw. dessen Fachgruppe Bauindustrie" eingegriffen und durch Eingaben an den Reichstag die ,, Unentbehrfichkeit" der privaten Bauindustrie und der privaten Bauunternehmen nachzuweisen versucht. Dessen Denkschrift richtet sich insbesondere gegen den Vorwurf des Baustoffwuchers, der nach Ansicht der Industriellen natürlich gar nicht eristiert. Dabei herrschten Ende 1919 und Anfang 1920, wie selbst das„ Mitteilungsblatt des Deutschen Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe" in Nr. 18 vom 5. Mai 1921, also ein gewiß unverdächtiger Zeuge, fritisch feststellen mußte, auf dem Baumarkt wilde Zustände, die von naturen mit robustem Gewissen rüdsichtslos ausgenugt wurden". Heute ist es nicht besser, insbesondere auf dem Gebiete der Baustofffpekulation.
Weil der Verband sozialer Baubetriebe den hier gekenn zeichneten Naturen mit robustem Gewissen" entgegentritt und ihnen gegenüber das Interesse der Allgemeinheit betont, deshalb hat der Reichsverband der deutschen Industrie allen Budapest, 11. Januar .( Intel) Der Entwurf zu dem neuen Behörden und Industriebetrieben eine VerParis, 11. Januar .( WTB.) Die Senatstommiffion für auswärtige Angelegenheiten hat unter dem Bor. Bablgefes ist fertiggestellt und von dem Ministerpräsidenten rufserklärung zugehen lassen und darin„ ,, zur Abwehr fiz von Poincaré eine Eizung abgehalten. Nach eingehender der Nationalversammlung vorgelegt worden. Der neue Entwurf auch dieser Sozialisierungsbestrebungen und aus Gründen Prüfung der Lage, wie sie durch die Konferenz in Cannes geschaffen setzt das Alter der wahlberechtigten Männer von der Solidarität des Unternehmertums" alle wurde, hat sich die Kommission entschlossen, und zwar mit 3u- 20 Jahren auf 26 Jahre, das der Frauen auf 30 Jahre hinauf. Verbände und Firmen aufgefordert, ihre Bauaufträge an Unternehmer und nicht an soziale Produktivgenossenschaften stimmung aller anwesenden 25 Senatoren, folgendes zu geben. Telegramm an den Ministerpräsidenten Briand zu richten:
Der Genatsausschuß für auswärtige Angelegenheiten hat auf Berlangen einer großen Anzahl seiner Mitglieder und mit Rücksicht auf das allgemeine Gefühl, das sich gestern in den Gruppen des Senats geltend gemacht hat, mich beauftragt, Ihnen eiligst Kenntnis zu geben von der Tagesordnung, die angenommen wurde. Der Ausschuß ist der Ansicht:
1. daß der wirtschaftliche und finanzielle Wieder aufbau Franfreichs eine wesentliche Bedingung des Wieder. aufbaus Europas ist;
2. daß die Reparationen, auf die Frankreich Anspruch hat, unantaffbar bleiben, daß also weder eine neuz Reduktion noch eine Abänderung des Zahlungsplans vom 15. Mai 1921 angenommen werden tann. Es ist unzulässig, die belgische Priorität im mindesien zu erschüttern;
3. Frankreich kann sich zu der geplanten internationalen Konferenz nur begeben, wenn es im voraus die effektive Ber ficherung erhält, daß alle seine Rechte refpettiert werden;
Das sozialistische Mitteldeutschland.
Ganz besonders unangenehm ist den UnternehmerverbänJena, 11. Januar .( Eig. Drabtber.) Die Zusammenfünfte der den aber die Tatsache, daß auch die technischen Angesozialistischen Minister von Sachsen, Anhalt, Braunschweig und stellten ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in den Dienst der Thüringen haben die bürgerlichen Barteien sehr beunruhigt". Sur praktischen Sozialisierung des Baugewerbes stellen. Stillung der Neugierde wurden in den einzelnen Barlamenten An- Dieses Zusammenwirken der Kopf- und Handarbeiter ist es, fragen eingebracht, die über den Inhalt und Zwed der Bes das die Unternehmer täglich schmerzlicher empfinden. Der Thüringische Innenminister, iprechungen Anstunft wünschten. Genosse Fröhlich, bai nun auf eine diefer Anfragen unter anderem folgendes geantwortet:
Dagegen machen die Bauarbeitgeberperbände ihre Mitglieder besonders mobil. Zuerst waren es die wirtschaftlichen Verbände der baugewerblichen Unternehmer zu Tie Minsterzufammentinite der in der Anfrage gerannten Frankfurt a. M., die in einem in mehr als leidenschaftlichem Sänder liegen im gemeinsamen Intereffe der Länder, die Ton gehaltenen Rundschreiben auf die durch Beteiligung der Die Bautechniker an den sozialen Baubetrieben dem Unternehmerpolis gleichwertige Negierungen aufweisen, begifindet. Berhandlungen der Ministerzusammenfünfte haben den Zwed, möge tum drohende Gefahr aufmerksam machten. Insbesondere hatte lichst einbeitliche Richtlinien auf dem Gebiete der Inter-, es ihnen eine von der Reichskonferenz der im Bund der techeffen der Länder zu finden. Zweck der Zusammenfünfte waren nischen Angestellten und Beamten organisierten Bautechniker nicht Grenzberichtigungen, die zwischen Sachsen und Thüringen angenommene Entschließung angetan, die sich für die Soziastattzufinden haben." lisierung des Baugewerbes und Unterstützung der sozialen