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Nr. Z?> ZH. Jahrgang

Seilage öes vorwärts

Donnerstag, 1H. Januar 1922

Not im berliner versihönerungsgewerbe. Nur das Tameufrisicren floriert. Die kleinen Geschäfte leiden.

Friseurgewerbe ist der Sammelname für eine ganze Reihe ver- fchiedener Verrichtungen, die dem Zwecke dienen, die Menschen an Haut und Haaren zu verschönern, sie zu rasieren,«ffelieren, bom. bagieren, schompunicren, frottieren, massieren, pomadisieren, ondu- lieren, toupieren, frisieren, maniküren und pediküren. Im Mittelalter spielte dabei der Bader«ine wichtig« Rollt, von dem noch der Name in Bayern erhalten blieb. Der Berliner Darbier, der früher das Sou- terrain bevorzugte, ist heute nur noch sellen im Keller zu finden. Er verlegt« seinen Betrieb längst in Ladenlokale, machte einen.Salon" daraus wenigstens durch die Aufschrift und wurde so Friseur. Die ehrwürdigen Perückenmacher, die höchstens noch zu Theater- zwecken Aufträge bekommen, waren wirtlicheVollblutfriseure" und fühlten sich durch die neuen Barbier-Friseur« in ihrer Exklusivität so sehr bedrängt, daß sie die Verdeutschungssucht der Kriegszett beim Schopf« faßten und ihren Friseur, und Perückenmacher-Innungs- bund in einen.Haarformerbund" umtauften. Der Sieg öer Glatze. Seitdem sich aber die einst so sorgfällig verhüllte Glahe Bürger- recht verschafft hat wohl oder übel, da der Haarausfall bei Kriegs- teilnehmern ärztlicherseits nachgewiesen ist, hat sich die Kunst der Haarformer auf dieBehauptungen" der Domen eingestellt. Daß dies« Behauptungen meist falsch ousgesaßt werden, kommt nicht in Frage, wenn sie nur recht hübsch sind und kleidsam. Im Gegenteil, sie lassen sich um so schöner formen, wenn Ersatzteil« zu Hilfe ge- nommen werden, die den Haarformer als Posticheur(zu deutsch : Haararbeiter) erst recht in Nahrung setzen. Hier bleibt denn auch der launischen Mode genügend Spielraum zu immerwährenden Ab- wechslungen. In der Kriegszeit, als die Frauen und Mädchen in alle Betriebt strömten, verdienten und ausgeben konnten, kam das Damenfrisieren mit vorhergehendem Kopfwaschen und Haar- trocknen so recht in Blüte. Es blieb auch nachdem noch etwas hängen, allein der Rückschlag für die Masse der kleinen Geschäfte war dock recht«mvfindlick. Dabei stehen dem Damenfach heute mehr uno bester gebildete Arbettskräfte zur Verfügung als damals. Im allgemeinen hat das Damenfach, wozu auch die Schönheilspflege durck Mostage und Höhenfonnenbefirahlung zählt, auch fetzt noch weniger zu klagen als da» Herreulach. Schon vor dem Krieg« war die einträglich« Haby-Bartmod«(Es ist erreicht"), das Bartaus- ziehen, die Schnurrbartbinden,-«äster,-kämme und-bürstchen stark abgeflaut und ist nun vollends durch die Zahnbürste auf der Ober- lippe verdrängt worden. Während des Krieges aber kam das Rasicrfach bös ins Gedränge. Der größte Teil der Selbständigen und über 90 Proz. der Gehilfen waren eingezogen. Zu dem Mangel an Arbeitskräften gesellt« sich der Mangel an Seife, das Warten wurde länger, die Bedienung unsauberer sind durch Lehrling« nicht bester. Hinzu kamen die unvermeidlichen Preiserhöhungen, so daß da, f)tti der Selbstrasierer immer größer wurde. Die Selbstraflerer nötigen zur öerufsflucht. Berlin war in der Vorkriegszeit das Sammelbecken für die tu allen angrenzenden Provinzen viel zu viel angelernte Gehilfen. Sobald die jungen Leute sich auf ihre Ansprüche ans Leben b«. sannen, konnten sie trotz Trinkgeld mit den paar Mark Wochenlohn nicht mehr auskommen: sie wurdenzu alt und nur noch Sonn- abends und Sonntags zur Aushilfe beschäftigt, bis sie bei der erst- besten Gelegenheit selbständig wurden. Wo die Konkurrenz im kleinen zu groß ist, schlägt sie in Schmutzkonkurrenz um, hemmt und hindert all« technischen und sonstigen Fortschritte, zu denen sie an- spornen soll. So blieb da, Barbiergewerbe in verlin ein Elends- gewerbe. Selbst fowett es zahlungsfähige Kundschaft hatte, lohnt« die Arbeit nicht. In den besteren Geschäften war und ist es noch beute hauptsächlich da» Berkaufsgeschäft, das den Betrieb erst lohnend macht. Das Publikum war an die viel zu geringen Preis« gewöhnt und jede Preiserhöhung endete mit dem Verlust einer weiteren Sundenzahl. mit der Zunahme der Selbstraflerer. Die Gehilfenlöhne blieben trotz einer gewissen Ergänzung durch da, deute noch bestehende Trinkgeldwesen derart hinter den Löhnen der ungelernten Arbeiter zurück, daß ein großer Teil der Gehilfen, denen es heute nicht mehr möglich ist,mtt nichts anzufangen, selbständig

| zu werden, die verufsflucht ergreifen mußte, auf der einig« auch zu ' Klonte kamen. Das Gewerbe leiüet unter üer Preissteigerung. Die Meister, deren Innungen früher außer dem Befähigung»- nochweis die Konzessianierung des Gewerbes forderten, haben heute ihr Ziel, die Verhinderung neuer Soakurrenz, ohne weitere« durch die Verhältnisse erreicht. Aber mtt all ihren Vereinigungen, freien und Zwangsinnungen, deren Groß-Bcrlin mehr als ein Dutzend aufweist, die jetzt in einer Awongsinnung aufgehen sollen, kommen die Meister nicht weiter, wenn ihnen die Kunden wegen der hohen Preise untreu werden. Sie app liieren daher an die Einsicht der ihnen noch verbliebenen Kundschaft, sich durch die gegenwärtig zahlen- mäßig hohen Preise nicht abschrecken zu lasten. Tatsache ist, daß ihre Pcdienung'prcise jeder Nachprüfung standhalten und nicht als och oder gar übermäßig hoch be eichnel werden könneu. Di« Ge

. i l f e n und Lehrlinge aber müssen von den Meistern in manchen Stücken auch etwas mehr Einsicht fordern, vor allem hinfichllich der Löhne und des Soflgeldes und der Einführung der Sonntagsruhe. Blecht auch in hygienischer Beziehung noch viel zu wünschen übrig, so haben wir doch in Berlin schon eine ganze Reihe erstklassig ein­gerichteter Geschäfte zu verzeichnen. « In die Freindengeschäfte in der Nähe der Bahnhöfe und die Hotelgeschäste sollt« sich der Berliner jetzt allerdings nicht hinein- wagen; die Konkurrenz mtt den valutabegnadeten und den hoch- gekommenen Schiebern kann er nicht gut aufnehmen. Es sei denn, er bringt es fertig, nichts zu kaufen. In den Frisierräumen der Warenhäuser wie auch in den Geschäften mit Stammkundschaft ist das Verkaufsgeschäst reeller und das Animieren zum Kauf fällt fort oder macht sich wenig bemerkbar. Wie dem auch sck, das Friseur- gewerbe hat sich in Berlin in den letzten Jahrzehnten zwar langsam, aber doch gewaltig gehoben. Daß«» heute den Präsidenten zur Handwerkskammer stellt, darf mit al« ein Zeichen dafür gelten. In wirtschaftlicher Beziehung aber steht e» heute, von den Luxusbetrieben abgesehen, an einem Wendepunkt.

Kommunististbe Rückzugskanonaöe. Zu den Vorgängen in der vorgestrigen Stadtverord» netensitzung äußerte sich dieRote Fahne" in ihrer aeftri- gen Morgenausgabe ziemlich kleinlaut. Sie empfand wohl selber, daß die kommunistischen Stadtverordneten keine Lorbeeren geerntet hatten. Ueber die sozialdemokratische Fraktion schwatzte sie, diese sei durch diegewallige Empörung der Erwerbslosen" zu einemRückzug" veranlaßt worden. Gemeint ist, daß die sozialdemok ratische Fraktion damtt e i n v e r- standen war, die kommunistischen Anträge vorweg- zunehmen, aber ohne Debatte dem Ausschuß zu uberweisen. Daß eben diese Lösung, die schon vor der Stadtverordnetensitzung im Aeltestenausschuß angeregt worden war, auch den Absichten der sozialdemokratischen Fraktion entsprach, misten unsere Leser aus der von uns in der gestrigen Morgenausgabe veröffentlichten Mitteilung über die Verhandlun- gen des Aelteftenausschustes. Nur den Absichten der K o m m u- nisten entsprach das nicht, well dabei zwar die Dearbettung der Anträge beschleunigt, aber nicht das Redebedürfni» der Kwunu- nisten befriedigt wurde. In der gestrigen Abendausgab« wird die Rote Fahne" etwas muttger. Sie erzählt von einer Arbeitslosen- hetz«, die aus Anlaß der Stadtv-rordnetensitzung von der bürger- lichen Preste getrieben werde. Daß der bürgerliche Bor- st eher Cospari die Schupo zu Hilfe rief, werdr in der bürgerlichen Press« bejubelt.In diesen Chor", fährt die Ftot« Fahne" fort,st i m m« n auchvorwärts" undFreiheit" ein, um zu zeigen, wie wenig sie für die Arbeitslosen und wieviel sie für den ungestörten Parlamentarismus übrig haben.". Wer den Sitzungsbericht desv o r w ä r t s" und unsere daran geknüpf­ten Betrachtungen nachliest, wird die ganze Bösartigkeit dieses Schwindel» derRoten Fahne" erkennen. Ge- genüber unserer Feststellung, daß nicht überhaupt die vorwegnähme der Anträge bekämpft wurde, sondern nur die Vorwegnahme mtt

zeitraubender Debatte, glaubt dieRote Fahne' sich mtt der Redensart helfen zu können, das sei eine faule Ausreo« Mtt einigen unklaren Bemerkungen glitt sie in der Morgenausgabe über den Rückzug der Kommunisten hinweg, die in der wort- losen Ueberweisung an den Ausschuß schließlich selber irnvilligt'n. Ihren Lesern möchte sie weismachen, dieser Beschluß sei ein Erfolg des Protestes der Arbeitslosen. Nein, das hätten die Kommunisten ohne chren Krakeel und ohne den Tribiinenradau schon ändert» halb Stunden vorher haben können, wenn sie von vornherein so vernünftig gewesen wären. Durch Morü zum Malorat. Ein Geständnis des Grafen Schlieffen. Auf den Majoratsbesitzer Graf Georg Wilhelm von Schlieffen war, wie wir seinerzeit meldeten, ein Mordan» schlag beabsichtigt. Sein Detter, der Graf Hans Hein- rich von Schlieffen sowie die Gräfin ElsavonSch st essen standen nun gestern in dem vom Publikum dichtgefüllten Schwur» g e r i ch t s s a a l in Görlitz , um sich wegen der schweren Anklage, Mörder zur Ermordung ihres Vetters und Onkel» g e d u n g en zu haben, zu verantworten. Außerdem hatten sich die Gesellschafterin Minna R u p s sowie der Gemüsehändler R ö ch e l und der frühcre Stud'nt S t e n z k e in dieser Angelegenhett zu ver» antworten. In der Verhandlung legte der angeklagte Graf ein umfassendes Geständnis ab. Er habe sich stets in schlechten Verhältnisten befunden, während sein Vetter ein großes Majorat befaß. Er habe dem Angeklagten Röchel S00 000 Mark versprochen, > w« n n es ihm gelinge, seinen Detter umzubringen. I Seine Mutter, die er in den Plan einweihte, habe ihm dringend davon abgeraten. Er gab dem Röchel auch ein Gewehr, das er zur Tat benutzen sollte. Später erklärte ihm Röchel, daß er g e» nügend Spreng st off zur Verfügung Hab«, um das M a, forat Schlieffenberg in die Luft sprengen zu können. Die Angeklagte R u p s bekundete, daß auch sie um den Plan, den Mojoratsherrn zu töten, gewußt habe, und daß sie glaubte, daß Röchel die Tat in Gemeinschaft mit Bolschcwisten ausführen wollte. Der Waffentnnnel in Reinickendorf . Der verkauf de» WirtfchaftSamleS Reinickendorf, über den wir nack dem Beschluß der Reimckendorier BezirkSver» sammlung bereit» beriibteten, wird auck die Berliner Stadlverord» netenverfammlung beschäftigen. Der Magistrat hat eine dahin» gebende Borlage der Versammlung unieibrritet und empfiebll den Berkauf de» Grundstück» Floitenstr 48. Ecke Kopenbagener Str., an die veuiscken Telepbonweike zum Pieise von 7.1 Millionen Mark. Au» den veikail'«bed>ngnngen ist al« aubenpolitisch be» merkenswert bervorruheben. daß von der Enrente gewiste Forderungen dahingehend gestellt worden sind, daß der auf dem Griiildstück vor» handrne Tunnel, in dem während de« Kriege» von der trüberen Fabrikunternehmiing Waffen e i n g e s cd l o i i e n wurden. für diesen Zweck unbrauchbar gemacht wird. Die Stadt al» Verläufen» wird, wie der Magistrat in seiner vorlaae mitteilt. bi» zur endgültigen Nebergabe de» Tiiiinel» diesen Forderungen der Entente in vollem Umfange nachkommen und übernimmt für olle sich au« diesen Forderungen ergebenden Verbindlichkeiten die Haftung. Nor stlr 2 Tage Gaskohlenreserven. Der Berliner Oberbllrgeo» meistcr hat gestern an den Reich» wirlschafi»minister nachstehende Drahiung gerichtet:.Koblenvoriat der Berliner Gaswerke auf Bedarf für 2 Tage zuiammengeichmolzen. Sicherem vernehmen nach ist mangelhafte Bebieferung aui D i« n st k o b l e n» zwang der Eisenbahn zilrückzufnhren. Wir bitten dringend auf Aufhebung dieser Maßuabme»nd ausreichende Kohlenbelieferung zu dringen, da Gaswerke andernfalls zum Erlieaen kommen". Das Reichsverkehrsministerium teilt dazu mit: Di« Annahme der Stadt Berlin , daß eine schlechte Kohlenbelieferung der Berliner Gasanstallen auf Maßnahmen der Reichsbahn zurück- zuführen fei, ist u n z u t r c s f e n d. Die Reichsbahn hat sowohl an i der Ruhr wie in Oberschlesien in den letzten Tagen keinerlei Wagenausfälle gehabt und die ihr zugeführten Kohlenmengen 1 abgefahren. Die Dienstkohlenbeständ« der Reichsbahn find, wenn auch«ine Lesterunq eingctteten ist. immer noch fo gering, daß auf eine bevorzugt« Belieferung der Eisenbahn aus Betriebsgründen keinesfalls verzichtet werden kann. Die von der Eiscnbohn in An» fpruch genommenen Mengen sind aber nicht so groß, daß bei der heutigen Wagengestellung und Betriebslage eine Denachtei» ligung der übrigen lebenswichtigen Betrieb« ein» treten könnte.

Eine seltsame Nachk. ZRoman in vier Stunden von Laurids Bruun . Frau Helwig wurde unruhig. Sie fürchtete, daß Werners Name genannt werden würde. Der Pferdehändler Sörup er war gekommen, um mit ihm wegen einiger Fohlen zu verhandeln, die er gekaust hatte; und dann hatten sie ein Papier wegen einiger Stück Pieh geschrieben, die er nach der Ernte für Herrn Hilsöe übernehmen sollte." Na und dieses Papier sollten Sie zur Beglaubigung unterschreiben?" I-h glaub« wohl." "Soben Sie, ob der Viehhändler Sörup ihm das Geld für die Fohlen bezahlte?" Iesses, ja! Er bekam wohl so an Tausend Kronen!" Woher misten Sie, daß es tausend waren?" Er zählte sie auf. wäbrend ich dabeistand. Es waren lauter große Hundertkronenscheine, und er schrieb die Niim- mern ans, wie er immer zu tun pflegte, wenn es große Scheine waren." Der Amtsnorsteber macht« einig« Notizen, dachte einen Augenblick nach und staaf« dann weiter: Wo ließ er das Geld?" MamHI Berg Winne vor Vewegunq beim Gedanken an das viel« schöne Geld und wischte sich die Nase mit ihrer Knöchelband. Er steckte es in die große Briestasche, die er immer bei sich truq." War außer Ihnen, Hilsöe und Eörup noch jemand zu» gegen'" UfttTtil* War iemanb auf dem Hof, de? wußte, daß Hilsöe Geld bekommen hatte?" Nein! Das weiß ich bestimmt. Dmn H-rr Histöe sprach sa mit niemand außer mit mir und dem Berwalter. Und der ist augenblicklich im Krankenhaus." Der Amtsvorst»ber machte wieder einia« Avst-uchnungen, wäbrend Mamsell Berg über ihr« strammsitzend« schwarz« Taille strich. Was war die Uhr, als Sie das Kontor verließen?" be- gann er wieder.

's mag wohl eine Stunde nach dem Abendessen ge­wesen sein." Also nach acht Uhr?" Ja, es war wohl so gegen neun." Und später haben Sie Herrn Hilsöe nicht gesehen?" Nein nicht bevor ich ihn von der Beranda aus sah. Die Türen waren zum Park geöffnet und da lag er vor der Treppe auf dem Rücken die Arm« von sich gestreckt und hatte einen Hieb auf den Kopf bekommen." Der Amtsvorsteher notierte, während er fragte:Sie meinen also, daß es zwischen halb neun und halb«lf geschehen sein muß?" Mamsell Berg blickt« nachdenklich vor sich hin. Das mag wohl sein- ja. Herr Hilsöe pflegte seinen Abendspaziergang gegen zehn Uhr zu machen, wenn«r di« Abendzeitung gelesen hatte." Der Amtsvorsteher fing ihren scheuen Blick mtt seinen klugen Lugen auf. Der Mörder scheint ja mit den Verhältnissen auf dem Gutshof vertraut gewesen zu sein," sagte er.Aller Wahr» scheinlirbkeit nach wird es sich zeigen, daß die Brieftasche ge- stöhlen ist." Es zuckte um Mamsell Bergs dünne Lippen, und die Haut über den Backenknochen spannte sich. Iesses, ja!" jagte sie mit Tränen in ihrer trockenen, schneidenden Stimme.Sie ist fort!" Woher wissen Sie das?" klang es scharf. Das war dos erste, wonach ich sah, als ich wieder zu Atem gekommen war." Der Amtsvorsteher stand aus und fixierte ihr knochiges Gesicht mit den blutroten Flecken scharf. Hoben Sie die Leiche untersucht. Mamsell Berg?" Die Leiche untersucht?" wiederholte sie und zog sich im Stuhl zurück, während ibre hervortretenden Augen hastig die seinen streiften.Da soll Cott mich vor bewahren! Ich rüttelte ihn nur so'n bißchen, um zu kehen, ob noch Leben in ihm sei. Und da fühlte ich an der Rocktasche, daß sie nicht da sei. Denn ich dochke mir alcich, daß das schöne Geld den bösen Menschen gekackt bebe." Wen meinen Sie?" fiel der Slmtsvorstehrr bostig ein. Heiliger Himmel woher soll Ich dos wissen?" Hjarmer nahm wieder auf dem Puff gerade vor ihr Platz.

Es tut mir wirklich leid für Sie, Mamsell Berg!" sagte er und betrachtete seine weißen, wohlgepslegten Hände.Sie verlieren jetzt ja Ihre gute, feste Stellung." Ach. Iesses ja!" klagte sie und wiegte den kerzengeraden Oberkörper hin und her. Es ist ein großer Verlust für Sie, nicht?" Ach du großer Gott, freilich! Und wenn man nur wüßte" m Was?" Der Amtsvorsteher sah hastig mtt seinen bleichen Augen auf. Mamsell Berg zögerte einen Augenblick, als wolle sie nicht mit der Sprache heraus. Dann brachte sie trotzdem stoß- weise hervor: Herr Hilsöe war ja immer so außerordentlich gut zu mir und ließ hin und wieder auch was davon verlauten, daß er mich in seinem Testament bedenken wolle." Jetzt waren sie endlich bei dem interessantesten Punkt an- gelangt. In seinem Testament, so so?" Um sie nicht einzuschüchtern, sah der Amtsvorsteher auf feine weißen Hände herab ubnd fügte in einem gleichgültigen Ton hinzu: Ja, natürlich! Was für Erben sind sonst noch da, Mamsell Berg?". Tja, damit weiß unsereins ja nicht so recht Bescheid!" sagte sie zögernd. Ich bin so wenig bekannt hier in der Gegend aber Sie. die Sie sein Haus während so vieler Jahre geführt haben, müssen doch mit den Fomilienrerhältnissen vertraut sein." Ja frellich!" Mamsell Berg starrte mtt ihren scharfen Logelougen. die keine Bewegung verrieten, vor sich hin.Ja, sehen Sie, da war ja wohl so eine Art Sohn einst Ein Sohn?" Der Amtsvorsteher bückte erstaunt zu ihr auf. während Frau Helwig sich über die Stickerei beugte. Ihr Herz klopfte stark.Jetzt kommt es," dachte sie Ja. so'n Adoptivfobn, oder wie man es sonst nennt." erklärte Mamstll Berg.Aber nach dem. was ich so erfahren habe, waren sie verfeindet." Weswegen?" Darüber weiß ich nichts!" sagte sie und preßte die Lippen fest über die großen, falschen Zähne zusammen. (Fortsetzung folgt.)