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Nr. 65 39.Jahrgang

Die Blockade Berlins  .

Beilage des Vorwärts

Erschwertes Arbeiten der Gerichte.

Mittwoch, 8. Februar 1922

Der Indermord vor Gericht.

Der Lofaltermin abgelehnt.

Die Fortführung des Prozesses gelang gestern trotz aller Ber­fehrsschwierigkeiten. Allerdings verzögerte sich der Beginn redyt erheblich, du mehrere Geschworene, die auswärts wohnen, nicht recht­zeitig zur Stelle sein fonnten.

Walter Jaffé nachträglich geladene Kaufmann Josef 3 iemener

Unter den weiter vernommenen Zeugen befand sich auch der

Lieder, Gedichte und Vorträge, das Werfen von Luftschlangen, Ronfetti und dergleichen. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieser Der Berliner hat augenblicklich das Gefühl, unter einer Art Berordnung werden mit Geldstrafe bis zu 300 M. bestraft, verschärften Belagerungszustand zu leben. Ueber- an deren Stelle, wenn die Geldstrafe nicht beizutreiben ist, ent­sprechende Haftstrafe tritt. Der Bestrafung unterliegen Veranstal= all find Einschränkungen und Hindernisse zu spüren, gilt es mit unter, Teilnehmer; sowie derjenige, der zu Beranstaltungen dieser gewohnten Schwierigkeiten fertig zu werden, die bei einer Art auffordert, einlädt oder sie in seinen der Deffentlichkeit die längeren Dauer dieses unerträglichen Zustandes sich noch erhöhen nenden Räumen duldet. Die Verordnung ist bereits in Kraft ge­ In   der Beweisaufnahme wurde der von Rechtsanwalt Dr. müssen. Noch ist die Lebensmittelversorgung der treten. Ricfenstadt nicht ins Stoden geraten; allein überall besteht die große vernommen, der aus der Strafhaft vorgeführt wurde. Der Zeuge Gefahr der Hamsterkäufe", die einem verhältnismäßig fleinen erzählte unter Eid eine etwas phantastisch flingende Geschichte: Das Die durch den gegenwärtigen Streit gefchaffenen Verhältnisse nach habe er eines Nachmittags furz vor Weihnachten 1920 ein Teil ein auslömmliches Dasein sichern, während die wirtschaftlich üben auch auf die Rechtspflege einen in zweifelhafter Hin- fleines Café in der Nähe des Halleschen Tores besucht und dort Schwachen, die ja jetzt überhaupt am härtesten getroffen werden, sicht unheilvollen Einfluß aus. Da es in vielen Fällen infolge der das Gespräch zweier Engländer belauscht, die sich- deutsch  dann zum Darben verurteilt sind. Das Schreckgespenst des Kohlen- Verkehrsschwierigkeiten den Zeugen, Sachverständigen, Richtern, Ge- unterhielten. Es wäre davon gesprochen worden, daß Singh mangels nimmt drohende Gestalt an, wenn die Kohlenzufuhr nicht schworenen und Schöffen unmöglich ist, an Gerichtsstelle zu er- beiseite geschafft werden müsse. Hierbei feien 5000 Pfund Sterling mehr funktioniert. 3war bemüht sich der Reichskohlenkommissar, für scheinen, müssen die angesetzten Termine ausfallen. Dies hat in erwähnt worden. Der Angeklagte Arnold hätte allerdings eine die Kohlenzufuhr Berlins   zu sorgen. Das klingt ja sehr erster Linie zur Folge, taß in haft befindliche Personen, gewisse Aehnlichkeit mit einem dieser beiden Männer. verheißungsvoll, ist aber noch nicht vollendete Tat. Ein Teil der die später vielleicht freigesprochen werden, unnötig länger in Schulen hat bereits der ungeheizten Räume wegen geschlossen, auch untersuchungshafi fizen müssen, ohne irgendwie dafür ent- Vater der Frau Singh. Auch er erflärte, daß er von einem schädigt zu werden. Außerdem entstehen dem Staat aber dadurch Verhältnis des Angeklagten Arnold mit seiner Tochter nicht das Ge die Berliner   Universität und die Technische Hochschule haben ihren cuch ungeheure Kosten, die legten Endes der Steuerzahler ringest gemerkt habe; anderenfalls würde er den Arnold hin. Vorlesungsbetrieb wegen Kohlenmangels einstellen müssen. In zu tragen hat. Es wird desha b verschiedentlich die Frage auf- ausgefchmiffen haben. Dieser fei ihm überhaupt nicht lym pielen Wohnungen ist dauernd eine Temperatur zu finden, die so um geworfen, ob es nicht ratsamer erscheint, bei derartigen Streits pathisch gewesen, weil er etwas an Größenwahn zu leiden schien. den Grierpunkt schwankt. Noch ist die Not nicht bis zum äußersten einfach den ganzen Gerichtsbetrieb an den Straf- Seine Tochter schildert er als eine gute Tochter", der er eine gestiegen. Hoffen wir, daß ernunft und Verantwortlich gerichten einzustellen. perbrecherische Tat unmöglich zutrauen könne. Bon einigem teitsgefühl nicht gänzlich gestorben sind, so daß die Berliner  Interesse war noch die Befundung eines Justizbeamten Erich Seits. Bevölkerung vor Schlimmerem bewahrt bleibt. mener über einige Aeußerungen des getöteten Singh. Der Zeuge In dem augenblicklich verhandelten Mordprozeß Singh ist auch ist anläßlich eines gerichtlichen Aftes im November 1919 mit Singh eine Frage afut geworden, deren schnelle Lösung im Interesse einer ins Gespräch gekommen. Dabei hat Singh u. a. erzählt: Er fönne geordneten Rechtspflege dringend geboten erscheint, nämlich tie in sein Vaterland nicht mehr zurückkehren Er sei für Rechnung der Frage einer den heutigen Zeitverhältnissen entsprechenden an deutschen   Regierung in Amerika   tätig gewesen, fei unter großen gemessenen Entschädigung der Zeugen und Sach. Fährlichkeiten nach Deutschland   gekommen. Er sei an der anti­verständigen für entgangenen Arbeitsverdien st. englischen Propaganda beteiligt. Wenn er von den Engländern be­Nach den gegenwärtigen Bestimmungen darf die Gerichtstasse als feitigt werden sollte, dann würde ihm viel daran liegen, daß seine Höchst saß nur zehn Arbeitsstunden zu 3 M. gleich Eltern fein Vater sei Advokat möglichst schnell Nachricht von 30 m. zur Auszahlung bringen, ein Sag, der viel zu niedrig ist. feinem Tode erhielten, damit die Vorschriften seiner Religion für Dies hat zur Folge, daß sich täglich m ten Gerichtskassen die un­einen Todesfall befolgt werden fönnten. angenehmsten Szenen abspielen und Zeugen ganz offen Kriminalfommiffar Seinemener betonte bei seiner Befun. schon vor der Polizei aussagen, sie hätten nichts gesehen, um nicht Tat und die ganzen Einzelheiten über den Verlauf auf erklären, sie würden, auch wenn sie Beugen eines Totschlags würden, dung über den Verlauf und die Ergebnisse der Bernehmungen der drei Angeklagten, daß Arnold sein schließliches Geständnis über die vor Gericht erscheinen zu müssen und Geld dabei zuzusetzen. feinen eigenen Wunsch aus sich heraus selbst diftiert hat. Da Arnold dies hartnädig bestritt, sollen noch die beiden protokollieren. den Beamten geladen werden.

Der Eisenbahnverkehr.

Die Streiflage im Eisenbahnbezirk Berlin   ist im wesentlichen unver­an.rt. Die Bersorgung der Lokomotiven mit Wasser hat, wenn auch unter monchen Schwierigkeiten, bisher noch durch neführt werden können, so daß im Laufe des geftriden Nachmittags im Berfonen Dorortverkehr über 120 3üge und im Berfonen. fernverkehr mehr als 30 Rüge in allen Richtungen gefahren werden konnten. An Milch sind in den letzten 24 Stun ben 103000 Liter mit der Eisenbahn eingegangen. Die 3uführung von Lebensmitteln aus direktionsbezirken Stettin   und Magdeburg   nach Berlin   ist gesichert. den Eisenbahn­Entsprechende Bereinbarungen mit anderen Nachbardirektionen stehen vor dem Abschluß. Im Benehmen mit dem Reichsfohlenfemmisfar ift dafür geforgt, deß die Hausbrandtohlen den Bedarfs ftellen zugeführt werden.

Nochmals: Gashähne schließen! Gasvergiftungen, dann Wasserrohrbrüche und Brände werden jetzt in größerer Bahl gemeldet. Obwohl die Gaswerte ihren Betrieb eingestellt haben und fein Gas hergestellt wird, ist noch so viel Gas in den Rohren, daß offene Gas­hähne eine Gefahr für die Bevölkerung bilden. In den meisten Fällen scheint unvorsichtigteit vorzuliegen. Aus offen stehenden Hähnen der Gasleitungen entweicht das Gas unbemerkt und dann ist das Unglüt schnell geschehen. In der Memeler Str. 32 verunglückten zwei Personen, Gartenftr. 62 eine Frau, Pfluaftr. 10 ebenfalls eine Frau, ferner Dresdener Str. 54, Ka­meruner Str. 18, Schwedter Str. 15B, Schwedenstr. 16, Selms. ftraße 4, Boppstr. 4, Riterftr. 16, Luifenufer 46, Choriner Str. 1, eranderplak 3, Borfinstr. 33 u. a. Stellen je eine Perfon und Willibald- Allegis- Str. 18 mehrere.

Die niedrigen Zeugengebühren.

Der Fliegeroffizier als internationaler Taschendieb.

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Nach Bernehmung der Sachverständigen Dr. Brüning und Sanitätsrat Dr. Bod und Vorlesung von Schriftstücken wurde die Berhandlung auf Mittwoch vertagt. Von der Abhaltung eines Lokaltermins ist Abstand genommen worden

gestern morgen in eine Gastwirtschaft am Bahnhof Ein während der Fahrt vom Auto gefallener Mann wurde Tempelhof   gebracht. Als der berbeinerufene Arzt erschien, war uriache wurde die Leiche nach dem Schaubause geführt. Nach einer der Tod bereits eingetreten. Zur Feststellung der Todes­Bereinsmitgliedsfarte beißt der Verunglüdte offmann und wohnt in der Lanfwißftr. 9.

Die Langfinger treiben es jetzt besonders arg. Das Gedränge auf der Hoch- und Untergrundbahn und an den Halte. stellen der Auto omnibusse ist für sie ein günstiges Arbeitsfeld". Ein Beamter bemerkte, wie sich zwei Fahr gäfte an einen Herrn in einem Autoomnibus in verdächtiger Weise heranmachten und stellte fest, daß dem Betreffenden die Uhr mit Kette gestohlen war. Daraufhin nahm der Beamte die beiden Verdächtigen fest, die natürlich ganz entrüftet taten. Da aber die Uhr auf dem Fußboden entdeckt wurde, so lag es nahe, daß die Verhafteten fie fallen gelassen hatten. Im Polizei präsidium wurde der eine festgestellt als ein ehemaliger österreichischer Fliegeroffizier Stefan v. Stersny. Auch jetzt beftritt er noch ganz entschieden, mit dem Diebstahl etwas Erhöhte Gebühren für Wohnungsanfragen. Die Gebühren für zu tun zu haben. Die weiteren Ermittelungen ergaben jedoch, daß Erteilung von Ausfünften an Private in meldeamtlichen Angelegen der junge Mann noch mehr auf dem Kerbholz hat und bereits gefucht beiten werden für sämtliche staatlichen Polizeiverwaltungen ein­wurde. Er war als reisender Taschendieb überall umher- fchließlich Berlin   mit Wirkung vom 1. februar 1922 an auf drei Mart, gefahren und hatte auch hotel   biebstähle ausgeführt. Buletzt vom 1. April d J. an auf fünf Mart für den ein war v. Stersnn in Hamburg   festgenommen und bezelnen Fall erhöht. Gebührenerhebung durch Nachnahme findet Die Mehlversorgung der Bäder durch das Ernährungs- ftraft werden. Jetzt wer er wieder nach Berlin   gekommen und nicht statt. amt funktioniert, nach einer Mitteilung des Berliner   Maai- hatte sich mit einem internationalen Taschendieb namens firats, wie üblich. Es liegt daher fein Anlaß zu unait- Steinert zusammenaetan, hatte aber das Pech, einer Taschen und Hamstertäufen durch das Publifum vor. Diese den diebspatrouille in die Hände zu fallen und so schon furz nach nur die unerwünschle Fo'ae haben, daß bei dem einzelnen Bäcker feiner Freilaffung wieder festgenommen zu werden.

Normale Mehlversorgung.

Stodungen entreten, weil die Herstellung des Brofes mit den über­mäßigen Un'orderungen nicht Schritt zu halten vermag,

Berbot öffentlicher Farnevalistischer Veranstaltungen.

Lebensmittelpreise des Tages.

Zufuhr: Fleisch knapp, Geschäft rege. Preise höher Fische fast gar nicht. Geschäft ruhig, Preise höher. Obst und Gemüse sehr schwach, Geschäft ruhig

An unsere Leser. Die Abendausgabe des Borwärts" fonnte leider wegen technischer Schwierigkeiten, die infolge Stromversagens durch den Streit entstanden sind, in einigen Bezirken nicht zur Ausgabe gelangen. Nach der Mitteilung des Druckers sind diese Schwierigkeiten beseitigt, so daß die tägliche Zustellung auch in den Vororten von heute ab erfolgen tann.

Die vereiste Ostsee  .

Der Dampfer Bubenden. der im Seedienst Ostpreußen  zwifchen Swinemünde   und Villau verkehrt, ist am 5. d. M. bei Dievenow   im Gise festgelommen und fann den afen

winemünde nicht erreichen. Eisbrecher find abgegangen, um den Dampfer, der 40 abrgäste an Bord bat, hereman­bolen. Die nächten abrien müssen wegen der Ver eiiung der Ditiee ausfallen und fönnen erst wieder auf­genommen werden, wenn offenes Wasser einen gefahrloien Verkehr ermöglicht.

Der Bolizeipräsident von Berlin   hat mit Zustimmung des Mas giftrats für den Polizeibezirk Berlin   eine Polizeiverordnung er laffen, nach der alle öffentlichen farnevalistischen Am gestrigen Dienstag galten in der Zentralmarkthalle folgende Veranstaltungen aller Art verboten sind. Unter Kleinhandelspreise: dieses Verbot fallen insbesondere die Beranstaltungen öffentlicher Rindfleisch stieg das Pfund bis zu 26 M. Kalbfleisch schwankte farnevalistischer Umzüge und sonstiger tarnevalistischer Veranstal zwischen 20 und 28 M. Schweinefleisch 25-28 M. Hammelfleisch 16 tungen unter freiem Himmel, die Beranstaltungen öffentlicher far bis 23 M. Margarine ging bis zu 31 M. das Pfund hoch Naturbutter nenalistischer Aufführuungen, öffentlicher farnevalistischer Borträge 45-55 M Schweineschmalz 31-34 M. das P und. Eier bis zu 5.60 M und öffentlicher farnevalistischer Tanzluftbarkeiten in gefchloffenen das Stück. Schellfisch 7-8 M. und Rotzungen 11-13 M. Seelachs Rumen  . Verboten ist auf öffentlichen Straßen und Plätzen, in 9 M. das Pfund. Grüne Heringe 7-8 M. Hechte in Eis 12.50-15 M. öffentlichen Lofalen, bei öffentlichen Versammlungen, bei öffent: Karpfe, 25 M. Kartoffeln( wenn man sie bekam) 23-25. 10 Pfund lichen Veranstaltungen oder Versammlungen das Tragen Im Gemüse haben sich die Preise nur sehr wenig verändert. So farnevalistischer Bertleidungen oder. Abzeichen kostet der Rotkohl 5,50-6,50 M. das Pfund. Weißkohl 8,20 M. und ftärteten Schneejällen bei mägigen nordwestlichen Winden. Ueberall strenger jeder Art, das Eingen, Spielen und Vortragen karnevalistischer Wirsingkohl 3,50-4 M.

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Eine feltfame Nacht.

Roman in vier Stunden von Laurids Bruun   Das ist wahr!- Das hätte ich fast vergessen!- Diese Berstreutheit! Aber verzeihen Eie, ich habe einen fleinen Koffenbestand, der gleich morgen früh an die Amtsstube ab­gefandt werden muß.... Ich sehe mich gezwungen, den Brief gleich zu schreiben und zu siegeln! Entschuldigen Sie mich, Bitte, fo longe!"

Laffen Sie sich durch mich nicht stören!"

Hilsöe mußte feine Stimme bezwingen, damit sie seine Freude nidt verriete, weil er Helwig wieder für sich allein

haben fonnte.

9.

Während Hjarmer mit seinen raschen, nervösen Schritten auf die Kontortür zuging, erhob sich Hilfe in plöglicher Ent­schlossenheit.

das Pfùnd. Bleie 9 M Plötzen bis 8 M. Leb Hechte 20 und 25 M.

Frost.

Wetter bis Donnerstag Mittag.

Beltweite beiter, mit wererbolten, meist geringen, nur an der Küste

Sie antwortete nicht; aber er sah an dem Beben ihrer bemächtigen, indem er sich zu ihrem Antlig herabbeugte und Brust, daß sie mit Tränen fämpfte. hart, fast brutal flüsterte:

Töletest du nicht unser Glück deines sowohl mie meines," fuhr er fort, des Gewissen und Sicheren wegen?" Wieder schwieg sie; aber er merkte an dem Bittern ihrer Hand, deß ihr Herz" Ja" flüsterte.

"

Wünsast du es ungefdehen zu machen?" Dieses Mal antwortete sie.

Du weißt es ja!" sagte sie und bewegte den Kopf. Er las den Cedanken, der hinter ihren Worten verborgen war, und feontirortete ihn gleich:

Claubst du, doß ich hierbleiben und mir täglich das Glück stehlen will, des mein gutes Recht ist?"

-

,, Das Kind ist seines nicht deines und meines! Und bei ihm wird es gut aufgehoben fein."

Sie aber legte haftig ihre Hände auf den Rücken und zog sich von ihm zurück, an den Flügel.

Im selben Augenblick hörte man Hjarmers Schritte im Kontor.

,, Es ist vorbei," dachte Hilsöe, indem er an den Tisch trat, während die tiefe Enttäuschung ihm Tränen in die Augen trieb.

Augenblick, deß es unmöglich sei. Sie schüttelte den Korf. Sie fühlte selbst in diesem der Hand.

10.

Hjarmer stand in der Kontortür mit einem Geldschein in ,, Liebste, denke dir, wie fatal!" sagte er zu Frau Helwig, Urd du?" frogte er wieder. indem er ihre Hände mit die sich gegen den Flügel lehnte und ihm den Rücken kehrte; Gewalt von den Augen zog. Er wollte die Antwort ihres sie hatte in augenblicklicher Verwirrung des Doktors Hut er Herzens sehen. Könntest du hier in seinem Hause bleiben- griffen und war jetzt eifrig beschäftigt, den Staub davon ab= Tisch und Bett mit jemond teilen, der dir stets fremd gewesen zullopfen. jetzt, da du mein bist mit Leib und Seele?"

Raum hatte die Tür sich hinter dem anderen geschlossen, ist als er mitten ins Zimmer trot, wo Helmig im Mondlicht stehen geblieben war und ihn mit großen, strahlenden Augen anjah.

Felmig!" flüsterte er mit ausgebreiteten Armen. Sie ftond in aufrechter Holtung vor ihm, aber er sah, bok sie am ganzen Körper zitterte, indem sie den Kopf zurückog.

Geliebter!" hauchte sie ihm in einem tiefen Atemzug entgegen.

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Die Tür steht offen!" flüsterte er. Werner!"

Shre Hände zitterten in den seinen, aber sie zog sie nicht

zurück.

" Jett muß es sein!" fogte er fest und zog sie mit sich. Aber mit einem plöglichen Ruck machte sie ihre Hände frei und rerborg ihr Gesicht darin.

Ich fann nicht..." stommelte fie, ich fann nicht!" Er trat so nohe an sie heran, doß sie seinen heißen Atem fühlte, und umfaßte ihre Handgelenke, doch ohne Gewalt. Wurdest du nicht mir und dir selbst untreu, als du ihn wähltest?" fragte er; jeine Stimme war ruhig, aber gebietend und tief.

"

von

Shre großen, grauen Augen starrten ihn millenlos an, seinem festen, dunklen Blick gebunden, der sie mit einer Macht zwong, vor der sie sich beugen mußte. Sie schüttelte nur zur Antwort den Kopf.

Da ergriff er wieder ihre Hände und zog fie mit sich zur offenen Glastür, von wo des Licht schräg hereinflutete.

Indem ihr Kleid des Taburett vor dem Flügel streifte, glitt der große, weide Hut des Doktors herab und rollte im Mondlicht vor ihren Füßen über den Teppich.

" Ich habe alle meine Hundertfronenscheine fortgegeben, als ich dem Landinspektor heute morgen einen Fünfhundert­kronenschein wechselte. Jetzt stehe ich hier mit dem einen großen Schein und weiß nicht, wie ich mir helfen soll. Ich muß zweihundertundfünfzig Kronen mit dem ersten Zug ab­schicken- es ist der äußerste Termin. Was machen wir nur?"

fie sich ihm halb zukehrte. ,, Das weiß ich wirklich nicht!" sagte Frau Helwig, indem

Hilsöe schob ihn mit dem Fuß zur Seite; im selben augen- fo blic ober fah Helwig, was es war, und plötzlich kam das Leben

und die Wirklichkeit ihr wieder in die Erinnerung.

In diesem Augenblic stand der Doktor über das Bett ihres Kindes gebeugt. Bielleicht golt es Leben oder Tod, so verblümt wie er sich ausgedrückt hotte.

Der Gedanke traf sie wie ein Schlag. Gie riß ihre Hände aus den seinen und blieb im Mondenlicht stehen. Das Kind!" flüsterte sie.

Er füllte, was in ihr vorging. Er mußte es, bevor sie noch den Mund geöffnet hatte; denn Doktor Sylts Hut hatte denselben Gedanken in ihm geweckt.

Sein Gemüt wurde von heftiger Bewegung ergriffen. Mit plötzlicher Gewalt versuchte er sich wieder ihrer Hände zu

Hjarmer fuhr fort mit seiner nervösen Stimme, die jetzt hoch klang, daß fie fast gellte:

"

Wie soll ich es nur möglich machen, bis morgen früh gewechselt zu bekommen."

Er wandte sich wie in einer plötzlichen Eingebung an Hilsöe, der in einem Album blätterte.

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,, Wenn Sie so viel Geld bei sich haben, Herr Ingenieur," bat er ,,, würden Sie mir einen großen Gefallen tun, mir den Schein zu wechseln! Oder, wenn Sie mir vielleicht zwei Hundertkronenfcheine bis morgen leihen würden! Den Rest hab ich in kleinerem Geld. Ich möchte das Kuvert gleich ver­siegeln!" Hilföe zog feine Brieftasche aus der Brusttasche. " Ich kann Ihnen den Schein wechseln!" jagte er. ( Fortseßung folgt.)