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Rr. 75+ 39. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Berliner Schulleiterwahlen.

Ein Berliner Schulstück in 5 Aften.

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Dienstag, 14. februar 1922

Stadt in Not.

Die neuen Tariferhöhungen.

Der Ständige Etatsausschuß der Berliner Stadtverordnetenper fammlung hat gtern die neuen Tarife( Elektrizität 6 M., Gas 3,30 M., Waffer 1,90 m.) angenommen, und zwar mit allen bürgerlichen Stimmen vorläufig bis zum 30. Juni. Gegen eine solche Befristung wäre an und für sich natürlich nichts einzuwen den, wenn nicht der Bertreter der Deutschnationalen ausdrücklich er. flärt hätte, daß man dadurch einen neuen Drud auf die Be. ratungen des Manteltarifs ausüben wolle. Cine folche

Fast ein Jahr ist es her, daß im Berliner Schulwefen ein Schau- viel Potefte der betreffenden Lehrerfollegien ein, 17 Schulen er spiel begann, inszeniert von der hohen Schulbehörde selbst, gespielt flären, fie wollen den Sozialisten nicht haben, d. h. tas Wort von einem Teil der Berliner Lehrerschaft und ihren Vorgesetzten. Sozialist schreiben sie natürlich nicht, sondern umschreiben es mit Bublifum ist die breite Dcffentlichkeit, soweit sie zusehen will! unfollegial, religionslos, untüchtig" usw. Nur eine Schule, eine Da aber leiber ein großer Teil des Stüdes, vielleicht der inter - von 18, protestiert nicht. effanteste, hinter den Ruliffen sich abspielt, erscheint es uns geboten, räte im Provinziclschulkollegium leisten einen Schwur: sie werden Erpresserpolitik dürfte das ungeeignette Mittel fein, die Zuschauer über das Stück im 3 fammenhang noch rechtzeitig rein fachlich, frei von politischen Vorurteilen, jeden Kandidaten auf um in der Frage des Manteltarifs zu einer Berständigung zu aufzuklären, besonders da der letzte Art erst noch gespielt werden Herz und Nieren prüfen, gleichgültig ob bürgerlich oder sozialistisch, kommen, fie wird auch der Verabschiedung der Deckungsvorlagen in foll Bielleicht dürfen wir sogar darauf rechnen, daß das Berliner ob er sich eignet für die auserlejene Etellung eines Schulleiters. Plenum, neue Schwierigteiten entgegentürmen, da auch Broletariat mitspielen will, um fo dem Stüd einen etwas voltstüm­3. Szene und folgende: Die rein sachliche Prüfung be- unsere Fraktion sich stets auf das entschiedenste gegen eine solche Ver­ficheren Schluß zu geben, als die Berfasser ihn beabsichtigen. Ja, es ginnt, aber nur bei den Sezialisten, da man inzwischen erfannt hat, toppelung zweier völlig verschiedenartiger Fragen gewehrt hat. erfcheint uns fegar höchft notwendig, daß die Arbeiterschaft ein- daß die bürgerlichen Kandidaten ohne weiteres vertrauenswürdig Durch die Verzögerung der Dedungsvorlage, an der ja die greift, damit das Stüd seinen possenhaften Charakter bewahrt. So find, und sie deshalb scfort bestätigte Mancher Geheimrat entdeckt Deutsch nationalen diefelbe Schuld tragen wie die Unaba fann schließlich ein befreiendes Lachen durch die Arbeiterschaft gehen. bei der Revision zu seiner Ueberraschung, daß die Sozialisten hängigen und Kommunisten, find ber Stadt aber schon er zuletzt lacht, lacht am besten. Gedacht ist das Stück von seinen fast jo aussehen, wie andere Lehrer auch. Aus jetzt schwere Berlufte zugefügt. Der Kämmerer gab ein Bild von der Urhebern als Trauerfpici, bei dem 18 sozialistische Lehrer und einige der Fülle der vein fachlichen" Revisionsszenen nur eine: An einer augenblicklichen finanziellen Rot und machte zugleich dem Ausschuß Urhebern als Trauerfpicl. bei dem 18 sozialistische Lehrer und einige Schule ist eine sozialistische Dame gewählt. Der Schulrat tommt mitteilung von den harten Maßnahmen, die er dem Magi zur Revision, aber nicht allein, er bringt sich jemand mit, ber statt strat bei biefer Sachlage am Mittwoch vorschlagen müffe. Hierzu feiner den Unterricht begutachten soll, und das ist der Gegengehören u. a. eine Einschränkung der Straßenreinigung und tandidat diefer Dame, der noch immer hofft, felbst dort bleiben beleuchtung, die doch wahrlich schon fümmerlich genug ist, cine zu dürfen, und jedes Interesse hat, ihre Wahl zu hintertreiben, weitere Einschränkung der Reinigung der städtischen Bue außerdem selbst fant, baß er als national und chriftlich fühlender reaus und Schulen, die bekanntlich schon jetzt vollkommen un Mann feine Sozialistin wählen fönne! genügend ist, die Aufhebung der Schulgeldstaffelung, die eben durchgeführt werden sollte, restlose Durchführung des Ach to ftundentages für Beamte und Angestellte u. 1. f. Bei einer folchen Notlage der Stadt müffen die städtischen Werte fich no türlich felbft erhalten, und die arbeitende Bevölkerung Berlins wird einsehen, daß bei einer 42 fachen Steigerung der Kohlen. Preise die Steigerung eines Rohlen probuftes wie das Leucht gas um das 30 fache nicht als unbillig gelten fann und daß die Agitationspolitik von rechts und links wohl die Schwierigtei. ten und Note der Stadt steigern, aber im übrigen weder der Arbeiterschaft noch der Stadt auch nur um einen Deut helfen

Oberlehrer auf der Strede bleiben.

I. Aft:

Drt ber Handlung: Berliner Rathaus; Zeit: 1921, Jahre nach dem 9. November.

Es figen zufammen einige jüngere und viele alte, würdige Mit glieder der Schuldeputation der Bezirke I bis VI, also hicfiger ehe­maliger föniglicher Haupt- und Residenzstadt " Berlin . Alien Tra­bitionen getreu, hat man wieder einmal gegen Daterlands. fofe Gefellen zu fämpfen, ungefähr 5 an der Bahl, die einige gewiffenlose Leute mit der Leitung von Berliner Volksschulen be frauen wollen. 5 unter 42, man dente! Dissidenten! An christ fichen Schulen! Ergebnis: von den 42 zu befehenden Stellen wird nicht eine bielen Roten ausgeliefert Triumph der bürgerlichen Mehrheit.( Borhang fällt.)

II. Aft:

1. Szene: Eine ähnliche Bersammlung wie im I. Aft, aber meniger pon alten Traditionen beherrscht. Man soll gleichfalls Schulleiter wählen, aber diesmal für höhere Schulen. Die Wahl fällt hier auch auf einige Sozialisten, fogar auf eine rote" Dame. 2. Szene: Gin bürgerliches Bezirksamt, Tiergarten, erfüllt von hohen vaterländischen Idealen, protestiert gegen die Wahl dieser Dame, die im vornehmen Tiergartenviertel eine Schule leiten foll, Man beansprucht nach§ 46 des Gefeßes über die Stadtgemeinde Berlin das Recht, felbft zu wählen.

III. AEt:

Bedfelnde Szenenfolge: Minifterium des Innern, Brovinzioffchulfollegium, Minifterium für W., K. und 2. Ueberall fliegt viel Staub von ben Berüden, die heftig in Bewegung find; Juristen eilen mit dicen Bänden umher. Der Weisheit letzter Schluß: Das Bezirksamt Tiergarten hat recht, sämtliche Wahlen find un­gültig, auch die Wahl der 42 Reftoren, die Bezirksämter müssen neu wählen. Schauplas weiterhin die 6 Berliner Bezirks Ginier. In 5 davon herrschen die vaterlandslesen Gefellen, nur in einem noch ist der Geift der guten alten Zeit vorhanden. Man wählt dementsprechend. Amt Tiergarten wählt nur bürger liche Kandidaten, denn nur diefe haben wirklich die fechliche Eignung und Tüchti feit. Die übrigen 5 Bezirke fragen selbstverständlich nicht nach Tüchtigkeit!! Und nur so fann das Unerhörte geschehen: man wählt insgefomt 18 Sozialisten!!! Die übrinen 24 werden aus dem bürgerlichen Lager genommen, so wie die Schuldeputation fie ausgewählt hatte. Auf diese Weise werden wenigstens nicht 42 Schulen ins Unglüd gestürzt, sondern nur 18! Troßdem Empörung über die rein politischen Wahlen, Racheschwüre richts, der Knoten schürzt sich, man sieht gespannt dem neuen Aft entgegen.

Noch eine Szene:

Die 18 Lehrerfollegien werden vom PSR. aufgefordert, sich über die neugewählten Kandidaten zu äußern, Sofort in 18 Schulen neuer Mut, d. h. nein, wieder nur in 17, denn eine Schule tritt, zum Entfehen der Schulaufsichtsbeamten, für- the frzialistische kandidatin ein! Die übrigen 17 sollen ein Urteil abgeben über Männer, die sie gar nicht fennen. Tut nichts, der Jude wird ver. brannt! Was ich nicht weiß, fuche ich zu erfahren. Man holt also unter der Hand Erfundigungen ein. Jeder Klatsch wird besierig els Material" gegen den Betreffenden benutzt, liefert Etoff zu Protesten.

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tann.

Giftmischerinnen.

Aus Puhfucht zum Verbrechen getrieben.

Und num tommt der lette Att, bessen Berlauf mir nur erst ahnen können. Greift jezt nicht wie in der alten Tragödie ein Gott ein, so werden voraussichtlich sämtliche 18 Sozialisten abge- Ein Bild moralischer Berkommenheit zweier junger Mädchen lehnt, einmal, weil ja die Kollegen protestiert haben, und wo dieser entrollte eine Verhandlung vor dem Schwurgericht des Land Grund nicht verliegt, nun, da wird man schon einen andern finden. gerichts III. Wegen Beibringung von Giften, Dieb. Pädagogische Unulänglichkeit vermag ja jeder Revifer gang nach ftahls und Hehleret waren die 20jährigen Arbeiterinnen Belieben festzustellen. Aber auf Götter ist nicht zu hoffen, wo es Elfe Schulze und Frieda Regenhardt angeklagt. Die fich um die Rettung von Eczialisten handelt, ober die Arbeiterschaft, beiden Angeklagten, die sich schon von der Schule her tannten, deren Geduld unerschöpflich scheint, übernimmt selbst die Rolle des zählen zu jenen modernen jungen Mädchen, deren größtes Ber Gottes, zerhaut die Knoten und beweist, daß sie nicht gewillt ist, gnügen darin besteht, in seidenen Rödchen, seidenen Strümpfen und ihr Schulwefen völlig dem Bürgertum zu überlassen. Lackschuhen die Tanzböden zu besuchen und dort stets mechselnde Savaliere" tennen zu lernen.

Sozialistische Elternbeiräte, formt ben Schlußaft nach eurem Willen, lernt von der Rührigkeit der Bürgerlichen . Jedem Protest von dort müssen zwei Proteste von eurer Seite folgen, beffer noch, vorangehen, damit die Herren im Provinzialschulkollegium endlich erkennen, daß, wo es Ernst wird, das Proletariat nicht mit sich spielen läßt, sondern felbft attiv wird. Bielleicht muß dann das Bürgertum betrübt über die Bosse schreiben: Unser verlorenes Berliner Schulparadies."

Die Brotpreiserhöhung in Berlin .

Das Brot 13,80 m., die Schrippen 45 Pf.

Als beide im Frühjahr vorigen Jahres nach einem Streif arbeitslos geworden waren und das Pfingstfest herannahte, faßten fie, letiglich um sich neue Pfingstfleider kaufen zu können, folgenden Rohlenhändlerin G. in der Czarnifauer Straße bekannt und wußte, ungeheuerlichen Plan: Die Angeklagte Schulze war mit einer daß diese ihre Ersparnisse und ihre Tageseinnahme stets in einer verschlossenen Kommode aufbewahrte. Beide Mädchen faßten den Entschluß, die alte Frau einzuschläfern und sie dann zu bestehlen. Die Echulze beforgie mit Hilfe eines Rezepts ihrer Mutter 20 Beronaltabletten, die sie zu Bulver zerrieb. Unter dem Berwande, daß ihr in Pommern ansässiger Bruder ein ganzes Echwein schiden und sie aus Freude darüber eine Kanne Bier ausgeben wolle, wurde die Frau G. dazu gebracht, zwei In der geitr igen Sigung der Ernährungsdeputation des Magiftrats Glas Bier zu trinken, welchem vorher das Schlafmittel zugefekt wurde beschlossen, den Preis für ein Großbrot im Gewicht von war. Frau G. schlich auch ein. Die S. fpülte vorsichtshalber die 2050 Gramm für Groß- Berlin vom Montag, den 20. Februar, Ranne und die Gläser aus, damit die Refte nicht verräterisch wirken ab auf 13,80 m. festzulegen. Eine auf Protmailen zu liefernde fönnten und verschwand dann urter Mitnahme von 2000 m. und Echtippe im Gewicht von 50 Gramm foll 45 Pf. toften. Ber Gericht belasteten sich die Ange Die goldenen Schmucfachen. Vädermeister wollten den Brotpreis auf 14 Mar! fest schluß dadurch, daß die Angeklagte Schulze plöblich flagten gegenseitig. Die Verhandlung fand einen unerwarteten Ab 1. Szene: Die Atten der Gewählten gelangen ins geietz: wissen. Den Ausgleich zwifchen der Meblpreiserhöhung, wie leblos zusammenbrad) und nach ärztlichem Gut Mini erium und ins Provinzialschulfellegium, dort sollen die Beab 16. Februar und der erit bier Tage später erfolgenden Brot achten einen fchweren hysterischen Anfall erlitt, der ftätigungen erfolgen. Mit diesen Aften zugleich laufen ebenso preiserböbung bat das Reich zu tragen. eine Weiterverhandlung unmöglich machte. ertragen, daß sie sie verlieren sollte doppe't lieb geworden war.

IV. Aft:

( fpleit zum großen Teil unter Ausschluß der Deffentlichkeit, ein unerhörter Fau im Theaterleben. Wir haben aber zum Glüd einen Gewährsmann, der uns informieren tann.)

86]

Eine feltiame Nacht.

Roman in vier Stunden von Laurids Bruun Sie beugte den Kopf, mährend ihr heiße Tränen über die Hände liefen

Gie, bie... fo haben Sie uns hinters Licht geführt? Gie, bie wie eine Tochter hier im Hause gehalten wurde? Jest verstehe ich Ihre Ueberraschung, als ich Ihnen Herrn Hiljõe vorstellte. Mit einer beständigen Lüge haben Sie in unferer Mitte geweilt Sie, die-"

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Oh, wie war es entfeßlich! Wie traf jedes Wort sie bis ins Herz! Und sie fühlte plöglich sie hatte es bis jetzt nicht gewußt, wie lieb sie ihn hatte diesen Mann einer anderen! Ich habe nicht gelogen!" flüsterte sie und griff sich ans Herz. Und das Kind, das Ihnen anvertraut war! In dem felben Zimmer! Bei dem armen, franken Kind- haben Sie

und Ihr

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Die Bewegung übermannte ihn. Er griff fich an den Stopf; und als er wieder Herr seiner selbst geworden war, sagte

er falt und hart:

Wie lange hat dies heimliche Verhältnis gedauert?" Selma fchwieg. Sie wußte nicht, was sie antworten sollte. Er misverstand ihr Schweigen, besann sich und sagte talt und fremd:

Wie Sie wollen! Ich habe kein Recht, mich in Ihr Ver­trauen zu brängen. Über Sie werden begreifen, Fräulein Sin. dal, daß Sie nach diesem nicht mehr in unserem Hause sein

fönnen abieu!"

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tönne.

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gerade jezt, da sie ihr| " Selma," flüsterte fie, Sie dürfen nicht gehen!" Das junge Mädchen fürchtete, daß ihr Opfer fruchtlos fein Sie ergriff Helwigs Hände und flüsterte eindringlich: " Ich bin ja frei und schulde niemand Rechenschaft!" Frau Hjermer umfaßte leidenschaftlich ihren Kopf und füßte fie auf Mund und Augen.

Als Selma die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte Hjarmer sich an Werner und sagte mit schneidender Kälte: Shre unwahrheit betreffs der Zeit beruhte also auf Dis fretion- hr Alibi it bewiesen, Sie sind frei!" Dann fügte er mit einer kurzen, formellen Berbeugung hinzu, ohne ihn anzusehen:

Ich spreche Shnen hiermit meine Enthuldigung aus!" Hilsöe bedachte sich einen Augenblid. Er sah von einem zum anderen. Dann beugte auch er sich vor der Notwendig teit, die das junge Mädchen so start empfunden und der es solch edelmütiges Opfer gebracht hatte.

Leben Sie wohl, Frau Hjarmer!" fagte er leise, fast demütig. Das war alles.

Frau Helmig folgte ihm einige Schritte, indem ihr Herz in einer legten Unentschlossenheit flopjté.

Dann schloß sich die Verandatür hinter Berner; und Hiarmer ließ sich todmüde in den, Stuhl neben dem Rauchtisch

finten.

tür

Als Dottor Sylt einen Augenblid später in der Kontor­stand, ohne daß einer von ihnen sein Kommen gehört hatte, wurden fie beide vom felben Gedanken ergriffen. Frau Helwig stürzte auf ihn zu.

Fräulein Selma fah ihm einen Augenblid nach, als hoffte fie, daß er umfehren und feine Worte zurücknehmen würde. Jah Dann stieg der Stolz in ihr auf. Sie richtete sich auf und ging zur Eszimmertür.

O Gott im Himmel! Retten Sie das Kind!" hilflos zu ihm auf und fagte flehend: Hjermer aber, der noch zu müde war, um sich zu erheben, Ellen darf nicht sterben!"

Borm Morgengrauen.

1.

Frau Helwig hielt sie mit beiden Armen fest. Sie war fo benommen von dem Heldenmut und der Aufopferung, die Seima gezeigt hatte, daß sie ihre Beweggründe nicht ganz er Frau Helwig ging hin und her zwifchen Tisch und Flügel, fakte. Aber fie fühlte instinktiv, daß es eine Entweihung während sie bei jeder Wendung den Kopf zu den Fenstern wäre, menn fie ihren Edelmut dadurch zufchanden machen drehte, als erwarte fie, daß jemand vom Garten fommen folle. mürde, baß sie den wahren Bufammenhang verriet. Sie beugte Sjarmer jaß noch im Stuhl am Rauchtisch. Ab und zu fich ohne Bedenken vor der Notwendigkeit, die solch großes griff er sich der heftigen Schmerzen wegen an den Kopf. Opfer erzwungen hatte. Aber sie tonnte den Gedanken nicht Schließlich sagte er irritiert:

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,, Liebste, kannst du dich nicht sehen!- Du gehst ja unab läffig hin und her?"

Frau Helwig fegte sich schweigend auf die Armlehne des Seffels und starrte hilflos ins Mondlicht, dessen schiefe Bierede jetzt nur noch bis zur Eßzimmertür reichten.

Hjarmer atmete schwer.

" Solche Nacht habe ich noch nie erlebt!" seufzte er. Alles stürzt über uns zusammen- nicht?" Es erfolgte teine Antwort, und er fuhr zu fich felbft ge­wandt fort:

"

Sie war die leßte, von der ich so etwas geglaubt hätte!- mit ihren treuherzigen Augen und ihrer guten Stimme ist sie umbergegangen und hat uns con früh bis spät betrogen nicht, Liebste?"

Betrogen!" fam es unwillig. Schuldet sie uns Rechen­fchaft über ihre Gefühle?" auf." Mennst du das Gefühle, wenn ein gebildetes, junges mädchen ein heimliches Berhältnis hat einen Geliebten?"

Aber Liebste!" Sjarmer richtete sich indigniert im Stuhl

Er erhob sich und sah seine Frau an.

Ich begreife nicht, wo du deine Augen gehabt hast!" " Ich?" Frau Helwig wandte sich zu ihm um.

Ja, du Liebste! Du hättest doch etwas merken

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müffen, da du fie den ganzen Tag um dich hatteft!" Was hätte ich merken sollen?"

" Etwas Berstedtes Frivoles." Frivol?" tam es hart.

Ihr standet doch so vertraulich miteinander!- Etwas in ihrer Rede, wenn ihr allein waret, mein' ich etwas Freies- Unanständiges, das barauf gebeutet hätte."

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Frau Helwig erhob sich und sah ihn erstaunt und un­willig an: " Du meinst also daß wenn sie eine Liebe gehabt hätte?

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Hjarmer blickte ärgerlich auf.

Nennst du das Liebe?" sagte er unwillig.- Ein junges Mädchen, das einen beimlichen Liebhaber hat?-Das Wort ift wirklich zu gut dafür!"

Er legte die Hände auf den Rüden und begann im 3immer auf und ab zu gehen. Und noch dazu einen Bestord! Einen fimplen Menschen! Einen, der Wechsel fälscht!" ( Fortfeßung folgt.)