Nr. 97 39. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Wie
Der große Humanist, berbe Spötter und feine Humorist Rabelais ist von jeher ein rechter Balsam für alle gewesen, die unter den Dummheiten und ungerechtigkeiten dieser Welt leiden müssen. Aber für uns Deutsche ist er es jetzt ganz besonders, da feine Landsleute uns in die Smidmihle genommen haben. Das Kapitel feines großen Fabelbuches Banurg die Schuldner und Borger lobt scheint ganz zu unserer" Aufheiterung geschrieben, um so mehr, da wir zum Schuldenmachen geradezu getrieben werden und aus allem Spoti tiefe Weisheit Leuchtet. Es ist der überaus wohlgeratenen, von Ballast befreiten und frisch zu padenden Ueberlegung des Gargantua unb Pantagruel" von E. He gaur und Dr. OmIglaß entnommen, die socben neu durchgesehen, in tadellofer Zurichtung im Verlag von A. Langen in München erschienen ist.
Aber," fragte Bantagruel,„ wann wirst Du denn Deiner Schuldenwirtschaft ledig sein?"
„ Am Sankt Nimmerfestag," verfeßte Banurg, menn die ganze Welt zufrieden sein wird und Ihr Euer eigener Erbe worden seid. Da fet Gott vor, daß ich sie je los werde; fände ja sonst teinen mehr, der mir noch einen Pfennig borgte. Wer am Abend die Hefe vergißt, dem geht des Morgens fein Kuchen auf. Habet Ihr von ohngefähr feinen Gläubiger? Der wird Gott ständig bitten, Euch ein gut, lang und glücksälig Leben zu schenfen; um sein Geld nicht zu nerlieren, wird er überall Euer Lob singen und Euch allenthalben neuen Kredit schaffen, damit Ihr wieder Geld aufnehmen und mit andrer Leute Boden seinen Graben ausfüllen, könnet.
Sonntag, 26. Februar 1922
Menschliche hinzuziefen und loszusteuern scheint. Aber um der und die Lunge, als Blasbalg zu wirtschaften. Die Leber verfäh' ihn Schwierigkeit des Wegs willen erflimmen ihn nur wenige, wenn nicht mit Blut; die Blase möchte keine Verbindlichkeit gegen die gleich heutzutage alle Welt sehnsüchtig danach strebt, Schulden zu Nieren haben; vom Wasserabschlagen wär' keine Rede. Das Hirn, machen und neue Gläubiger zu gewinnen. Nicht jeder fann's eben, wenn es diesen widernatürlichen Spektakel mit ansähe, versänt' in der's möchte. Und Ihr wollet mir diese herrenmäßige Glückseligkeit dufeliges Sirmein und siehe weder den Nerven Gefühl noch den verweisen? Ihr fraget mich, wann ich denn endlich die Schulden- Mustein Bewegung. In Summa: in dieser aus ihrer Bahn gewirtschaft satt habe? schleuderten Welt, wo man nichts schuldet, nichts ausborgt, nichts herlehnt, herrschte ein weitgefährlicherer Aufruhr, als ihn Aesop in seiner Fabel beschrieben. Sie ginge rettungslos und unverweilt in die Brüche, und wenn eskulap selber zu Hilfe fäm'. Jach verfiele der Leib in Verwesung, und die schwergekränkte Seele führe zu allen Teufeln, so schnell schier wie mein Geld."
Jugendveranstaltungen.
Berein Arbeiter- Jugend Groß- Berlin, GW. 68, Lindenstr. 3, 2. Sef, 2 Trp. Telephon Morigplag 121 08-121 10. Heute, Sonntag, den 26. Februar:
Ein Kunstabend zum Besten des Arbeiterjugend- Landheims em Quengjee findet heute abend am 6 Uhr in der Aula des Luisenstädtischen Gymna fiums, Gleimstr. 49, statt. Seiteres aus Son und DichMitwirkende: Genosse Hans Heinz Fuhrmann und Agnes Fuhrmann- Ruhy. Eintrittskarten zum Preise von 3 M. sino am Eingang zu haben.
Will mich dem lieben heiligen Babolin anvertrauen, wenn ich all mein Lebtag für das Bindeglied zwischen Himmel und Erden ein Schuldverhältnis angesehen habe, wie ein solches auch das Ge schlecht der Menschen zusammenhält, ohne das sie binnen furzem alle zugrund gehen müßten: ja es ist recht eigentlich jene große Welt feele, die nach den Akademikern allen Dingen Leben einflößt. Um einzusehen, daß dem so sei, stellet Euch einmal heiteren Geistes die Sdee und Wesenheit einer beliebigen Welt für, einer Welt, sag ich, ohne Schuldner und Gläubiger?, Wie? Gleich geht Euch der Sternenfurs aus dem Leim und alles läuft durcheinander. Jupiler will dem Saturn nichts mehr schuldig sein, seht ihn an die Lust und hängt an seiner homerischen Ketten alle Geister, Götter, Himmel, Dämonen, Genien, Heroen, Teufel, Erde, Meer und alle Elemente auf. Saturn verbündet sich mit dem Mars und beide kehren in der Welt das Unterste zu oberst; Merkur mill den andern nicht mehr dienstbar sein, denn er ist ihnen ja nichts schuldig. Die Benus veneriert man nicht weiter; sie rüdt ja mit nichts heraus. Der Mond fommit blutig und düfter daher; wozu sollt ihm die Sonn' ihr Licht borgen? Nichts verpflichtet sie dazu. Auch die Erde illuminiert sie antwig: Banderung nach Boisdam. Treffpunkt 28 Bhf. Lantwig. Friedrichshagen : Nachmittagsspaziergang. Treffpunkt 12 Uhr Bahnhof. Stra nicht mehr, und die Sterne behalten ihre guten Einflüsse für sich laner Biertel: Wanderung Botsdam- Römerschanze. Treffpunkt 7 Uhr Rudolffelber. Denn die Erde enthält ihnen ihr Futter in Form von plag. Tempelhof : Besuch der Nationalgalerie. Treffpunkt 9 Uhr Bhf. Tempel hof. 14. Kreis Reutöln: Der Funktionärkursus findet um Uhr im JugendDünsten und Dämpfen vor, wovon sich die Gestirne ernähren, wie beim Rogatftr. 53 ftatt. Vortrag des Genossen R. Weimann über Heraklit behauptet und die Stoiter samt Cicero bestätigen. Zwischen Organisationsfragen". den Elementen hört jede Beziehung, Wechselwirkung und Um mandlung auf. Keines hält sich dem andern mehr für verpflichtet; es bekommt ja auch nichts geliehen. Aus der Erde ersteht fein Wasser, das Wasser wandelt sich nicht in Luft, die Luft nicht in Feuer, das Feuer heizt nicht die Erde ein. Nur Ungeheuer, Titanen und Riesen gebiert fie, fein Regen fällt, fein Licht leuchtet, kein Wind bläst, es gibt weder Sommer noch Winter. Luzifer reißt seine Feffein entzwei, fommt mit seinen Furien, Zottelgeistern und Horn wenden. teufeln aus dem Höllenschlund herausgefahren und schickt sich an, Da Pantagruel schwieg, fuhr Panurg also fort: 3um Henter, alle Götter der großen und fleinen Bölferschaften wie junge Vögel mir meine Schulden und Gläubiger vorreitet. Grad auf dies Kunst- lose Belt, eine Mizwirtschaft, noch ärger als die des Parijer bei Licht beſehen treibt Ihr ein schlimmes Spiel mit mir, wenn Ihr aus dem Himmelsneft zu nehmen. Ein Hundeſtall war diese schuldenstück tu ich mir was zugut und fomme mir als ein verehrungs- Rektors, ein Bandämonium, noch konfuser als die Festspiele von würdiger und fast erstaunlicher Herr vor, weil ich gegen alle Philo: Doué! sophenmeinung, die behauptet, aus nichts werde nichts, doch aus
Bor alter Zeit wurden in Galljen nach den Gesezen der Druiden alle Sflaven und Knechte bei ihrer Herren Leichenfeier lebenbigen Leibes verbrannt: meinet Ihr, die hatten feine Heidenangst vor dem Tod ihrer Gebieter, weil sie doch mit abfahren mußten? Meinet Ihr, die lagen nicht in einem fort ihrem großen Gott Merfur und Pluton, dem Dufatenvater, in den Ohren, sie möchten den Herren nur ja eine standhafte Gesundheit verleihen? Waren sie nicht eifrig darauf aus, sie wohl zu traftieren und zu betreuen? Um nur ja mit ihnen zusammen am Leben zu bleiben, zum wenigften bis an ihr letztes Stündlein? Und ebenso, ja noch gottergebener, merden Eure Gläubiger um Euer Wohlergehen flehen und vor Eurem Tode zittern, je lieber ihnen Eure Aermel find als Euer Arm und Eure Gulden als Euer Leben. Denkt an die Bucherer von Haiderot, die sich neulich auffnüpften, als die Korn- und Weinpreise fielen und das schlechte Wetter umschlug!"
Kein Mensch hülfe dem andern; da hätt einer gut schreien: bem blanken Nichts etwas zurechtgemacht und freirt habe. Ja, was Hilfe! Feurio! Mordio! niemand käme gelaufen. Denn warum? denn? Nun: fürs erste so viel nette, brave Gläubiger. Und das Er fieh nichts her, so schuldet man ihm auch nichts. Was be
sind doch
-
daran halt ich fest bis zum Feuer( exklusive!)
liebe, hübsche Kreatürlein. Wer nichts pumpt, ist ein zumiorer, schlechter Gesell und höchst niederträchtiger Höllensohn. Fürs zweite aber, he: Schulden! Das ist eine rare Sach und schön wie das flassische Alter tum! Schulden, die an Menge alle Silben übertreffen, mie man sie nur durch Aneinanderkoppeln aller Konsonanten mit allen Bofalen befommen fann. Erschließet Ihr aus der Zahl der Kreditgeber die Fürtrefflichkeit der Schuldner, so schließt Ihr in der praktischen Arithmetit feinen Bod.
Stellt Euch für, wie behaglich mir zugut ist, wenn ich jeden Morgen diese bemütigen, ergebenen und in Ehrfurcht erstrebenden Gläubiger uni mich herum fehe; wenn ich bemerte, mie fo ein Bumpenfert, bling' ich ihn mur ein bißchen freundlicher an als die antern, alsbald vermeint, er sei Hahn im Korb und tomme zuerst an die Reihe, und mein Lächeln für harie Taler anschlägt. Wie der Herrgott im Baffionsspiel zu Saumur fühl ich mich da, begleitet von Cherubim und Seraphim; das find meine Stellenjäger, meine Schmaroger, meine Günffinge, meine Gutentagfager, meine ftandigen Lobredner. Wahrhaftig, aus fauter Schulden dünft mir der heroische Tugendberg aufgebaut, von dem Hesiod erzählt, auf dem ich aus eigener Kraft die höchste Stufe erreicht habe, und auf den alles
deutet's den andern, wenn seine Habe in Flammen aufgeht, wenn er Schiffbruch leidet, wenn er in Gant fommt, wenn er stirbt? Er gab nichts auf Borg, ergo gibt man ihm wieder nichts. Kurzum: aus jener Welt wäre Glaube, Liebe und Hoffnung verbannt; denn die Menschen sind da, einander zu helfen. Statt dessen erhübe sich Mißtrauen, Rücksichtslosigkeit und Haß und mit ihnen der ganze große Haufe jeglichen Uebels, Unglücks und Elends, als hätte gleich fam Bandora ihren Sad umgestülpt. Wie Wölfe hausten Menschen untereinander, wie Berwölfe und Unholde, mie Räuber, Meuchelmörder, Giftmischer, voll böser Gedanken, Wünsche und Taten, jeder haßerfüllt gegen alle anderen. Beichter, wahrlich, brächt's die Natur fertig, sche in der Luft aufzufüttern und Hirsche am Meeresgrund auf die Weide zu treiben, als eine Welt so voller Birrjal zu ertragen, in der es feine Schulden gäbe! Weiß Gott , sie ist mir in der Seef zumiber!
Und stellt man sich nun als Herrn dieser verdrießlichen und grämlichen Welt jenes andere Weltlein vor, den Menschen: mas wäre bas für ein schredhaft Durcheinander! Der Kopf enthielte den Augen das Licht vor, Füße und Hände zu lenten; die Füße lehnten es ab, ihn spazieren zu tragen, und die Hände, für ihn zu tagwerken. Satt hätt es das Herz, um des Gliederspiels willen sich zu rühren,
Morgen, Monfag, den 27. Februar:
Der Zentralmäbchenabend findet morgen um 7 Uhr im Jugendheim Linden fraße 3, 2. Sof, 3 Treppen, statt. Alle Jugendgenoffinnen müssen sich zahlreich beteiligen. Sermsdorf: Jugendheim Roonstraße( Turnhalle), Mitgliederver fammlung.
Briefkasten der Redaktion.
... 73. Sie müssen fich zubor an das Vormundschaftsgericht 2e. Bo. 4, 1. Ja, in der niedrigsten Gehaltstlaffe. 2. Netu. 3. Ein Anspruch auf Rückzahlung ist nicht gegeben.
Bel Asthma, Lungen- u. Kehlkopituberkulose, Schwindsucht, LungenSind Lungenleiden heilbar? spitzen- Katarrh, veraltetem Husten, Verschleimung, langbestehender
Helserkeit lese jeder die Broschüre mit obigem Titel. Der Verfasser, Herr Dr med Guttmann, Chefarzt der Finsenkuranstalt, zeigt darin in volksverständlicher Weise natürliche Wege zur Beseitigung dieser schweren Leiden. Jeder Kranke erhält diese Broschüre auf Wunsch vollständig umsonst. Man schreibe karte an Puhlmann& Co., Berlin 224, Müggelstr. 25 a. eine
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