•>Kr. 97 ♦ 39. IahrgoogKr. 97Hf2. Heilage öes vorwärtsSonntag, 2S. Februar 7922Das mohammeöanifthe Serlm.Qkzident und Orient.Der Merd an den Jndier Smsh, über den in Berlins Mauern I Namen und kleine, geheftte Existenzen, die sich einbildeten, in der5-soviel geredet wurde, Hot dos Interesse an den unter un? weilendenOrientalen wochgerusen. Zwar hat die Nachkriegezeit unsere Der-bindungcn mir dem Orient— und gerat»« mit den islamitischenLändern— gewaltsam verschüttet. Doch geht auch heute noch dastraumhaft« Sehnen vieler nach dem Orient, und die Zukunft ivirdwieder Brücken von hüben nach drüben schlagen, denn die Dölkerhoben einander nötig und Abend- und Morgenland sind aufeinanderangewiesen.Die oeientaUfthen Kolonieu.Bemerkenswert, doch wenig bekannt ist es, daß wir auch zur-zeit starke orientalische Kolonien in Berlin haben. So weilen an-väherad Z00 llcgypler in den Mauern der Skadt. Sie sind nichtalle mohammedanischen Glaubens, sondern einige von ihnen. Nach-kommen der Kopten, sind Christen. Zur christlichen Religion be-kennen sich zudem die Syrer(zuweilen ägyptische Untertanen) unddie Armenier, während die in unseren Mauern weilenden Türkenund die Perser Mohammedaner sind, was auch für etliche Jndierzutrifft.— An namhaften Bereinigungen haben wir hier den Orient-klub, die.Deutsch. JJersische Gesellschaft", die.Deutsche Gesellschaftfür Zslamkunde' und die.Aegyptische Rational-Partei"". Ebensodürfte die.Bereinigung vergewaltigter Völker"", die in Charlotten-bürg ihren Sitz hat, den Mohammedanern nicht uninteressant sein.Ferner wurde gleich nach der deutschen Revolution eine türkischesozlasislische Partei(Arbeiter- und Bauernpartei der Türkei) ge-gründet. Sic braute in türkischer Sprache die sozialistische Zeit-schrist„Kurtulusch"(Befreiung) heraus und namentlich ein schwung-volles Maiheft, das mit den Bildern von Marx uifd Oaurcs geschmückt war. In dem Maiausrus heißt es u. a.:„Aber die wildenKlänge des Kriegsgetöses übertönt heute die brausende, tiefe Stimmedes großen ewigen Prcpheten:„Proletarier aller Länder, vereinigtEuch!"Nie sie ihr örot verdienen.Diele der Mohammedaner, deren Zuneigung für Deutschlandeine sehr haltbare ist, leben schon seit Jahrzehnten in der Reichs-Hauptstadt. Sie gehören den verschiedensten Berussständen an, Soverdienen einige als vonbonkocher Ihren Lebensunterhalt, währendaydere Zigarettenläden haben. Teppiche verkaufen oder mit Süßig-leiten handeln. Selbstredend fanden auch Männer der Wissenschastihren Weg zu uns. Wieder andere Mohammedaner gehören zumStande der Artisten und viele sind— beim Kino gelandet. Undwenn irgendwo der Havelschnee als Wüstensand herhalten mußFremde würde ihnen endliclz das Glück lächeln. Da find die Gräbervon Frauen, die wagemutig ihren Männern in dt« weite Fernefolgten und zugrunde gingen, viele Türken liegen hier begraben.Dieser Friedhof wird sogar im Voltsmund fälschlich„der türkiicheKirchhof" genannt. Ganz eigentümlich jedoch wird man berührt,wenn man daran denkt, daß so mancher arme Türke, der im grauen,rauhen'Norden ohne Klage sein freud- und sonnenloses Lebenschleppte, um schließlich hier zu sterben, nur den einzigen Wunschhatte, sein Leichnam möge in Asiens heiliger Erde ruhen. Zurzeitvertreibt die hiesige mohammedanische Kolonie Zorane, die in sehrguter Ausführung in Könstantinopel hergestellt wurden, das Stückfür Sl> M., damit durch das zusammenkommende Geld der Fried-hos vor dem Verfall geschützt wird.Das Orientpüsihe Seminar.Bon größter Bedeutung für all« Orientfreunde oder Handel-treibende, die in Beziehungen zum Morgenland« stehen, ist das Ge-bäude Dorotheenslr. 7, das Seminar für orientalische Sprachen.Früher hatte man dort Kolonialklasicn, die jetzt, da sie überflüstiggeworden sind,. geschlossen wurden. In diesen Klassen wurde gelehrtSuaheli, die Sprache Ostasrikas, sodann die Negersprachen West-asrikas und hausta. die Handelssproche Zentralasrikas, die sich überein mächtiges Gebiet crftreckU nämlich von Tripolis bis Kamerun.Außerdem lehrte man das Fulsulde, die Sprache des hochentwickelten,kriegerischen, dunkelhäutigcn Volkes der Fulde. Obgleich dieseSprachen jetzt in Fortsoll kommen, herrscht im OrientalischenSeminar noch regstes Leben. Es werden daselbst gelehrt Persisch.Türkisch, hindosta, lisch und in ausgedehntem Maße Chinesisch undJapanisch, sowie Arabisch in seinen drei Dialekten, und zwarAegyptisch-, Syrisch- und Marokkanisch-Arabisch. Auch wird in derarabischen Schriftsprache Unterricht erteilt. Beim Erlernen orien-tolischer Sprachen muß man oft Beweis- d» Geduld mit sich selbsterbringen. Doch, was hervorgehoben werden muß, der Besuch desOrientalischen Seminars ist billig, und es sind. absichtlich Stundenso gelegt, daß inan neben seiner Tages bxschäitigung Sprachstudientreiben kann. Es werden dort auch gelehrt Russisch, Vulgorisch.Polnisch. Spanisch, ja Englisch und Französisch.Schon vor d«m Kriege war das Seminar für orientalischeSprachen micht einzig und allem das, was sein Name anzeigte. Aberman behütete ängstlich die Fassade, die geheiligte Tradition, dennjede Aenderung, mochte sie auch noch so berechtigt sein, hielt maneben für unbotmäßig und revolutionär. Das Orientalische SeminarGebetshäuser und Friedhof.Aus dem Grundstücke der Türkischen Botschaft befand sich natllr-lich auch ein Gebetshaus und dem Botschoftspersonal war ein Geist-licher zugeteilt. Zudem wurde während des Weltkrieges für diemohammedanischen Kriegsgefangenen in Wünsdors eine Moscheeerbaut, in der bi» aus den heutigen' Tag Gottesdienst abgehaltendos unverkennbar Gut« m ihm zu erhalten, das darin besteht, daßman die Sprache nu» als Mittel zum Zweck betrachtet, den Schüleraber auch eingehend über Sitten und Gebrauche. Wirtschasts-einrichtungen und Staotsform des öetresfenden Landes unterrichtet.und waschechter Orient für Millionenfllme gemimt wird, dann sind' steht zurzeit einer großen� Umwälzung Hoffentlich gelingt es.die Kinde? des Morgenlandes sehr begehrt und recht beliebt als �*""" m......Statisten, denn die Echtheit übertrumpft immerhin noch die Schminke.— Piq Türkei hat(wie bekannt, gibt es jetzt zwei osmanische Reiche,dos ein« hat Konstantinopel und das andere Angora als Hauptstadt)hier keine-ossizicllc verlreiunz mehr. Die ftühere Türkische Bot-schost, dieser rate Bau, Rauchstr. 20, dient nun anderen Zwecken.Desgleichen hat dos Türkische Generalkonsulat, das'zuletzt am Kur-fürstendomm sein Domizil hatte, das Schild bereits eingezogen. Hin-gegen hat Persien ein« Vertretung, und gleichfalls ist Afghanistanrührig, das offizielle Vertreter noch Berlin entsandte.Das Glas mit öem Sprung.Wenn man durch Berlin wandert, fällt das oeränderte Schau»fenster in den großen»nd kleinen Ströhen allgemein aus. Nichteigentlich das Schaufenster, sondern die Schausepsterschcibe. Fastjede Scheibe hat mindestens einen Sprung, jede zweite ist sinnreichmit runden Platten plombiert, jede dritte hat faustgroße Löcher, diemit Holz- und Pappstücken zugedeckt sind. Hin»nd wieder sieht manTüren und Fensterläden, die fest an die Scheiben gelehnt sind, und infast jeder Straße ist der Glaser an die Arbeit.All diese Dinge, die nicht gerade zur Hebung unserer Schau-fensterkultur beitragen, Höngen direkt und indirekt mit den gelockertenwird. Die Moscheen(Bethäuser) fallen durch ihre Minaretts(Orte Begriffen von.Mein und dein" zusammen: den Geschästs- unddes Lichts) auf, daher findet man auch Nachahmungen an profanen; Schaufensterbesitzern bleibt ein Trost: keiner wird ausgelassen. ObGebäuden, siehe Zoo und Lunopark. Der Friedhos der Mohamme-[ Lebensmittel. Uhren. Kleider, Lampen. Schuhe, Töpfe, Bücher.doncr ist in der h'aser.heide. Hier ruht so mancher, der fern der j Hüte oder Kinderwagen hinter der blanken Scheibe stehen, das istHeimat starb, der unter nördlichem Himmelsstrich der Schwindsucht � den griffigen Händen ganz egal. Ob die Läden in dem feinstenzum Opfer fiel. Da liegen politische Flüchtlinge mit bedeutendem I Viertel liegen oder im grauen Vorort, das ist ihnen auch ganz egal,und die zeitgemäßen Warnungstafeln mit den deutlichen Anksindi-gungen, daß z. B. in der geschmackvollen Auslage eines Drogeft»gsschöftes leere Atroppen als Schaustücke verwendet worden sind,nützen gar nichts, denn mit diesen praktischen Warnungstafeln sindgerade die Löcher>md Sprünge in der großen, blitzenden Scheibe v«r-deckt worden. Wie muß heutzutage ein Schaufenster in Berlin aussehen, wenn es nicht mindestens einmal in der Woche eingedrücktwird. Je mehr es eingeschlagen wird, desto mehr hebt sich der Kreditdes Besitzers. Natürlich, wenn er nur«in paar verstaubte Wichs»schachteln� einen erfrorenen Apfel und ein verrostetes Reibeisen insFenster stellt, dann kann er nicht verlangen, daß sich jemand um seineSchatze bemüht, aber heutzutage ist doch jeder kleine Topfladeu einekeramische Ausstellung mit künstlerischer Aufmachung.Und dieser künstlerische Einschlag im Groß-Berliner Geschäfts-leben hat auch bereits den Ausweg gefunden, um die Schdusenster»scheide zu retten Braucht man denn eine Glasscheibe, so groß wie«in Scheuncntor? Muß es eine Riesenspiegelscheibe sein? Nein,man teilt sie in kleine Felder ein, das verringert die Reparaturkostenund sieht noch„guter, alter Zeit" aus. Man malt die schmalenVerbindungsstege weiß oder farbig an und hängt, wo e» irgend geht,«in flatterndes Gardinchen mit Schleifen und Krausen hinter da«Spalier. Manchmal paßt es, manchmal auch nicht. Also, es siehtdirekt gemütlich aus, wie in einer kleinen, freundlichen Stadt, woalles ehrlich und bieder ist und wo es keine Schieber gibt.Die Differenz als Geldquelle.Nie man schnell und gefahrlos Millionär werden kann.Eine geniale Idee, fast mühelos und— was das wichtigste ist—ohne daß der Herr Staatsanwalt ein Wörtchen mitzureden hat,Millionär zu werden, hat der Inspektor Korn vom Reichsver-wertungsamt praktisch angewandt, der sich in Gemeinschaft mitmehreren anderen Angestellten des Rcichsverwertungsamts vor deinSchöffengericht Berlin-Mitte unter der Anklage des Betruges zumSchaden des Reichsfiskus zu verantworten hatte.In der seit zwei Jahren schwebenden Streitsache handelte essich um folgendes.' Bekanntlich erfolgt derBerkaufehemaligerHe eresgerü tschaften durch das Reichsverwertungsamt in derWeise, daß zum mindesten ein Teil der Koufsumme in Kriegsanleiheerfolgen mußt«, die zum Nennwerte in Zahlung genommen wurde.Da viele Kauflustige nur bares Geld hatten, kam K., welcher dieBeträge in Empiang zu nehmen hatte, auf folgende Idee: E r s e l b sterstand zu dem erheblich niedrigeren KurswertKriegsanleihe und behielt" die Differenzzwischen Kurswert und Nennwert für sich.nachdem er die Stücke selbst in die von ihm verwaltete Kaste gelegthatte. Die Anklage erblickt hierin einen Betrug gegen das Reich.Vor Gericht erklärten die Verteidiger m längeren. Rechtsaus»führungen, daß eine Verurteilung der Angeklagten überhaupt nichtmöglich sei. da neben anderen Tgtbestandsmerkmalen des Betrugesder Begriff der Vermögensschädigung des Reichs fehle. Der Zweckder Annabme der Kriegsanleihe zum Nennworte durch das Reichsei lediglich der gewesen, eine Sanzerunq der Fsinanzen durch Ein-Ziehung der Kriegsanleihen auf diesem Wege zu erreichen, und dieseAnficht habe der Angeklagte durch seine Hondlinwsweis« sogar nochunterstützt, lo daß eine Schädigung in keiner Weise erkennbar sei.—Das Gericht schloß sich in vollem Umfange diesen Ausführungen anund erkannte gegen sämtliche Angeklagten auf Kosten der Staats»koste auf F r e i f p r e ch u n g. �_Die 135 Odd Kunde von Groß-öerl�n.Zur kommenden Erhöhung der Hundesteuer..Der Magistrat beantragt die Zustimmung der Stadtverardüstsnver»sammlung zu einer Erhöhung der Hundesteuer. Zur Begründungdieser Maßregel weist er<nif die fortschreitende Entwertung des Geldes hin. Er schlägt vor: für e/nenHund Zl>l> Mark(statt bisher 2tX1 M.), für einen zweiten Hund4S0 M.(statt 300 M.). für einen dritten 600 M.(statt 400 M.), füreinen vierten 800 M.(statt 500 M.), für jeden weiter hinzukommerchenHund weitere 200 M.(statt 100 M.). In der Begründung wpsdhervorgehoben, daß in Berlin trotz der vorjährigen Hunbestsugr-erhöhung die Zahl der Hunde ständig zugenommenhat: Di« Zahl der versteuerten Hunde sei vom erstenttnn zweiten Halbjahr 1921 von 117000a ufIZöOOO gestiegen.Zur Verhütung von Steuerhinterziehungen sollen künftig die Haus»wirte noch strenger als bisher verpflichtet werden, ollen Mietern dieListen zur Eintragung der Hunt« vorzulegen. Auch enthält der vomMagistrat ausgestellte Entwurf der neuen Hundcsteuerordnung dieDie Sünde im Wasser.von Wilhelm Schmidlbonn.Ast ab und säuberte ihnvon seinenFahne darausm'*yEr brach einenBlättern, machte mit seinem Taschentuch eineund befestigte ihn, so hoch er reichen konnte.Er sah zu ihr hinunter.Sie sah zu ihm hinauf.„Komm herab," sagte sie.„Komm heraus," sagte er.„du glaubst nicht, wie schön, eshier oben ist. Die Sonne ist eine Scheibe aus goldenem Feuerund riesengroß, und vom Baum bis zu ihr geht ein Streifen.rot wie Blut und breit wie ein Wagen. Du, man muß dieHand vor die Augen halten, wenn man lange hineinsieht."Es drängt« sie zu ihm. Heimlich erhob sie sich- und achtetenicht darauf, daß alle Glieder sie schmerzten, und kletterte zuihm hinauf. Sie war ängstlich, und ein Ast brach unter ihrerHand— da sah er sie und lachte ihr entgegen und half ihr mitbeiden Händen.Nun standen sie beide oben auf den dünnen Aesten. Siestand.vor ihm und hielt sich mit beiden Händen an dem wiegen-den Stamm, und er hatte einen Arm um sie und den Stammgeschlungen und seine gespreizten Beine von beiden Seiten ansie gestellt.Die Vögel flatterten zu Hin.derten mit Geschrei undFlügelschlägen um si? her. setzten sich und flogen bei jeder Be-�wegung wieder auf.Sie standen da und sahen in das Abendrot. Nach undnoch ging da- ganze Blau des weiten Himmels in ein einzigesleuchtendes Not über, besten Widerschein in der schmutzigenFlut ein tiefdunkles Rot war. Don oben und unten schlugenHe Flammen zusammen. Und in der Ferne hob sich schwarzder lange und vielbucklige Rücken der Berge in den Feuerscheindes Himmels hinein. Sonst nichts als Wasser und Wasser, indem hier und da die Spitzckft der Weiden, wie ein lichtes Blutgetaucht, herousragten.„Wir sind auf dem Meer," sagte er.„Sa." flüstert« st« und wagte nicht zu svrechen, kaum mitdem Kops zu nicken vor der Stille und der Größe um sie her.fon ganzer Wald trieb longsam und sich drehend vorüber— ein Dutzend junger Birken, die sich afteinander gehovgthatten, an deuea das junge grüne Laub noch blühte, und bereuweiße Stämme, sowie sie in den AbendsonneNstreifen kamen,rot aufleuchteten.„Was ist das?" sagte er schnell,„das Weiße, das da andem Ast hängt?"Sie sah ihn an und er sie. beide hotten denselben Ge-danken. Beide warteten, ohne ein Wort zu sprechen, bis dasGetriebe nah« an ihnen war.„Es ist dein Pudel," sagte er.Sie sprach kein Wort und starrte hin,„Pudel!" rief er.Aber der Hund wa'r tot, seine vier Pfoten hingen insWasser hinab, und langsam- trieb er in seinem blühendenFrühlingsbett vorüber.Gretes Augen sahen groß und starr, ihre Lippen lagen festaufeinander.. Hein sah sie verstohlen an und war ganz still.Auch auf ihn senkte sich eine wortlose Trauer tiefer herab, wieein großer-Vogel, der auf seinen Schultern saß und seineschweren Flügel langsam über ihn zusammenlegte. Ihm kamein wehes Denke,, an ein Sterben im jubelnden Frühling.Eine Weile sahen ste noch in den Abend hinaus. Di«Sonne war hinter einem schwarzen, zackigen Wolkenstrich ver-schwunden, der wie eine zweite, höhere Bergkette über derersten hing und dessen Enden noch golden leuchteten. Dannwurde der Himmel dunkler.Er rührte sie an die Schulter.„Komm," sagte er,„duwirst müde."Sie kletterten nicht mehr auf ihren Sitz zurück: auch anden spülte das Wasser jetzt heran. Der Widerspruch, der indem wolkenlosen Frühlingstag und der immer noch steigendenWassermass« log, erhöhte ihnen das Unheimliche dieser end-losen, plötzlich gekommenen Flut.Er holte die flachgedrückten Kleider und den Blätterhausenherauf und breitete sie von neuem aus, so daß sie nun einschöneres Bett wie vorher hatten.„Jetzt wollen wir schlafen gehen." sagte er.Sie legte sich über zwei Aeste und drückt« sich an denStamm.' damit er Platz hatte. Sie schlang ihr« Arme umseinen Rücken und er sein« Arme um ihren Rücken, st« zog ihndicht an sich, so haß si« jede seiner Rippen spürt». Sie nähmsein Gesicht und suchte seinen Mund und küßte den, und erküßt« gegen ihren Kuß. Wie Bruder und Schwester. Es waraber, als ab sie-sich darüber wnndörten. und sie küßten sich noch* einmal. Der Wipfel über ihnen schwankte mit jeder Be-- weguttg.'Er hörte wieder ihren Magen, er fühlte, wie sie sich wandvor Schmerzen. Er faßte über sich und riß eine HandvollBlätter ab.„Da, iß das," ssüsterte er und schob es ihr zwischen dieZähne. Sie aß es, aber gleich darauf brach sie's wieder aus.Er schlang in überströmendem Mitgefühl seine Arme innigerum si«.„Schlafe." flüsterte er.*»Ja. Gute Nacht, Hein."—„Schläfst du?" fragte er.„Ich kann nicht. Wir wollen wach bleiben."„Ja, wir wollen sprechen."Aber sie lagen still und sprachen nicht. Aus der schwarzenTiefe unter ihnen, die die Flut in sich barg, dunstete noch dieTageswärme zu ihnen herauf.Ihm war heiß bei der engen Umarmung, seine Stirn warfeucht und hing voll Tropfen. Er legte seine Hand auf ihreStirn und fühlte auch bei ihr Glut und Fieber. Und dochlief bei jedem Luftzug ein Nachtfrösteln von einem zun,andern.— �„Sterben," flüsterte sie wieder.„Versaufen wie zwei aste Gäule," sagte er.Sie drückte sich enger an ihn.„Wir sterben nicht," sagtesie.„wir sind zu jung zum Sterben, Hein, wir sind zu frohzum Sterben."Er schüttelte traurig mit dem Kopf.„Komm ganz inmich." sagte er.Eine Nadel an ihr ritzte ihm die Wange. Er fühlte mitder Hand über ihr Haar und suchte darnach. Er nahm ihralle Nadeln heraus, und sie duldete es.Die ganze dicke Flut ihrer langen Hare wogte in seinenHänden. Er fühlte darüber und wagte kaum, es zu berühren.Er versuchte, wie lang es war und war voll Bewunderungund kindlichen Staunens, als es bis über ihre Knie reichte.Sie schüttelte mit dem Kopf, daß khni das ganze, dichte Haarüber Mund und Augen siel, und er sog den Duft davon mstbegierigen Nasenflügeln in sich und wühlte den Kopf ganzhinein. Er sucht« unter der duftenden Decke nach ihrem Mundund wollte ihn küssen, wie ein Bruder die Schwester, wie erihn oft vor ihren Estern und ihrem Verlobten geküßt hatte.Aber er küßte nur ibre Stirn und zog dann schnell den Kopfzim'ick und hielt ihn weit von ihr ab. Cr sog die reine Nachi-luft ein und ließ sich den frischen Windzug über die Stirnjmna.(Fortsetziulg folgt.)