Die Chartistenbewegung.
Mit dem Bert Schlüters(„ Die Chartistenbewegung". Ein Beitrag zur sozialpolitischen Geschichte Englands. Stuttgart J. H. W. Dietz Nachfolger G. m. b. S. 1922) haben wir endlich für die deutsche Literatur die ausführliche Darstellung der ersten Arbeiterbewegung unter der Herrschaft des modernen europäischen Rapitalismus. Das Buch wurde schon 1916 in New York veröffentlicht. Um es bei den deutschen Arbeitern einzuführen, hat unser Verlag Dieß die Auflage erworben.
Schlüter stellt sich wie ein Miterleber mitten in die Chartisten bewegung hinein und schildert sie gewissermaßen von innen heraus als teilnehmender Arbeiter, wenn auch mit dem fritischen Blicke des Arbeiterfozialisten. Das macht sein Bert leicht verständlich und lesbar. Schlüters Darstellung ist absolut schlicht, ungefünftelt und in ihren Urteilen völlig auf die Fassungsgabe der Masse deutscher Arbeiter eingestellt. Und so hat er ganz recht gehabt, seine Schrift mitten ins Bolt zu tragen, das nun erst mit einiger Verwunderung sehen wird, wie die Fragen des rein parlamentarischen demokratischen Rampfes, der Bündnisse mit bürgerlichen Parteien und Intellektuellen, des politischen Generalstreifs, der Geroalttheorie und des Verhältnisses der gewerkschaftlichen und politischen Organisation schon vor einem Jahrhundert in der Chartistenbewegung durchgeprobt sind. Lauter Fragen, die heute wieder brennend wurden! Daraus entsteht dann die Frage für uns, ob nicht gerade die reichlich und gründlich schon vor 75 Jahren gemachten Erfahrungen die englische Ar. beiterklasse zu jener Saltung im politischen und gewerkschaftlichen Klassentampfe führte, die sie heute noch sehr scharf von derjenigen der festländischen Arbeiterschaft scheidet. Jedenfalls liegt die Erfenntnis sehr nahe, daß ohne genaue Einsicht in die Chartistenbewegung und in die Geschichte des blutigen Lehrgeldes, welches die eng lischen Arbeiter dabei zu zahlen hatten, die heutige Haltung der englischen und amerikanischen Arbeitermassen gar nicht zu ver stehen ist...
Barlamentarische Demokratie und gewaltsamer Kampf um die Macht, ebenso gewerkschaftlicher und politischer Kampf find feine Gegenfäßze, sondern lediglich zwei Kraftäußerungen derselben gesell schaftlichen Entwicklung, die, von der englischen Chartistenbewegung angefangen, bis heute und noch auf längere Zeit hinaus durch den Rampf zwischen Rapital und Arbeit getrieben wird. Die Chartistenbewegung wechselte, ihrer Jugend im Zeitalter des Kapitalismus entsprechend, sehr häufig und unvermittelt zwischen allen jenen Methoden. Dafür hat die englische Arbeiterklasse diese Methoden fehr frühzeitig und gründlich der ganzen Reihe nach ausprobiert. Ihre Borliebe von heute für Entscheidungen durch das geduldige Mittel der Mehrheitsdemokratie mag ebensosehr durch ihre früh zeitigen Klaffentampferfahrungen bestimmt sein, wie durch die einzig artige Gunft der wirtschaftlichen Verhältnisse, unter denen England auch nach dem Weltfrieg noch als tapitalistischer Herrscher auf dem Beltmarkte dasteht.
mit ben Berfolgungen vor Gericht und im Gefängnis, die die Chartiften auszuhalten hatten. Oft waren es liberale Regierungen,
Lebensmittelpreise des Tages.
Zufuhr Fleisch ausreichend, Geschäft stiller. Fische reick
licher, Geschäft rege. Obst und Gemüse schwach, Geschäft still.
handelspreise:
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Am Montag galten in der Zentralmarkthalle folgende KleinRindfleisch 20-22 M., ohne Knochen 23-25 M. Kalbfleisch 22-25 M. 31 M. Wildschwein 29 M. Hasen das Stück 105-110 M.
welche entfehlich gegen die Arbeiterklasse wüten ließen. In dem ganzen Jahrzehnt von 1838 bis 1848 waren Polizei und Militär in England im ständigen Rampf gegen die Arbeiterklasse, und zwar genau mit denselben schäbigen Mitteln, wie später bei uns. Speziell in den Jahren 1839 und 1840 faßen nicht weniger als 443 politische Gefangene in den Gerichtsgefängnissen Englands. Die Führer traf Hammelfleisch 21-24 M. Schweinefleisch 23-28 M. Geräucherter Speck man am liebsten durch Todesstrafe mit Erhängen und tat dann Kaninchen 32-35 M. das Stück. Puten 29-30 M. Brathühner 28 bis außerordentlich edelmütig, wenn man sie zur Berschiffung in die 30 M. und Suppenhänner 28-32 M. Lebende Aale 45-50 M. Bleie lebenslänglicher und 20jähriger Berschiffung waren auch sonst feine 9-10 M. Karpfen 13-16 M. Zander 20-23 M. Kabeljau 8 M. Dorsch entfehlichen Straffolonien Australiens „ begnadigte". Urteile von 14 M. Barsche 17-18 M. Karpfen 25-28 M. Zander 26 M. In Eis: Seitenheiten. Bei hochgehender Bewegung 1842 und 1848 wieder- 6 M.
Deffentliche Boltsversammlungen
mit folgender Tagesordnung: Reichspolitik Genua Streiks
Dienstag, den 28. Februar: Wilmersdorf : 7 Uhr, Aula der Oberrealschule, Hindenburg -, Ede Augustastraße. Referent: Innenminister Severing. Mittwoch, den 1. März:
Baumschulen weg: 71, Uhr, im Cyzeum, Baumschulenftr. 79,80. Referent: Dr. Walter Jechlin. Bud: 71, Uhr, Lofal Gepfert, gr. Saal. Referent: Erwin Barth . Köpenid: 7, 2hr, im Stadttheater. Referent: Heinrich Bier
bücher. Thema:„ Wirtschaftspolifit und Sozialdemokratie".
Wilde
Schellfisch 8-10 M. Aale 22-45 M. Barsche 10-14 M. Bleie
Flundern 10 M. Rotzungen 14-16 M. Naturbutter 46-51 M. Margarine 24-32 M. Schweineschmalz 30-32 M. Eier das Stück 4,90 M. Ausländ. Blumenkohl 12-15 M. der Kopf. Rotkohl 6-7 M. Rosenkohl 12 M. Grünkohl 2.25 M. Kohlrüben 1,25 M. Mohrrüben 2,50 M. Rote Rüben 1.75 M. Zwiebeln 5 M. EBäpfel 8-12 M. Eẞbirnen 10 bis 12 M. Kochäpfel 5-8 M. Kochbirnen 5-5,50 M. Apfelsinen 2-5 M. das Stück. Zitronen 1,50 M.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
1. Kreis Mitte. Dienstag, den 28. Februar, 7 Uhr, Areisvorstands. sung mit den Abteilungsleitungen im Stest. Bürgerheim, Alte Schönhauser Str. 23/24.
15. Kreis. Arbeitsgemeinschaft der SPD. - und USPD. - Elternbeiräte! Dienstag, den 28. Februar, 7 Uhr, in Niederschöneweibe, Schale, Berliner , Ede Hasselwerber Straße, Bersammlung. Der Arbeitsausschus tagt schon um 6½ Uhr. Wichtige Tagesordnung.
5. Kreis Friedrichshain . Donnerstag, den 2. März, 7 Uhr, in der Schule Petersburger Str. 4, Zimmer 19, Wolversammlung der Elternbeiräte aller drei sozialistischen Parteien. Jebe Schule muß vertreten sein.
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Heute, Dienstag, den 28. Februar: 85. Abt. Sempelhof. Lehter Vortrag des laufenden Kursus Dr. Schittte. Die Mitglieder der Bildungsausschüsse werden gebeten, zu erscheinen. Jungsozialisten. Gruppe Köpenie: 7 Uhr im Stadttheater Gründungsver fammlung. Vortrag über Was wollen die Jungsozialisten?" Referent Frik Schloß. Alle jungen Parteigenoffinnen und-genossen sowie die älteren Mitglieder der Arbeiterjugend" sind eingeladen. Gruppe Lichten berg : Die Veranstaltung fällt heute aus. Dafür Teilnahme an der Gefamiveranstaltung der Vereinigung am Mittwoch, den 1. März. Treffpunkt 7 Uhr Hochbahnhof Warschauer Brücke. Gruppe Pantow: 7 Uhr int Jugendheim Breite Str. 32, Vortrag des Genossen Arnold Biechert über Gemeinschaftsschule".
Frauenveranstaltungen:
Referentin Martha Steinig. Thema: Bei den englischen Friedensfreunden". Alle Mitglieder müssen erscheinen. Gäste willkommen.
Morgen, Mittwoch, den 1. März:
holten sich dieselben Scheußlichkeiten. Im legtgenannien Jahr steckte man allein in die Londoner Gefängnisse mehr als 300 Chartisten. Die juristischen Titel, unter denen diese Klassenjustiz vor sich ging, waren genau dieselben wie bei uns: angeblicher Widerstand gegen Beamte, Aufreizung, Drohung Hochverrat. Und genau wie bei uns wurde die Strafgefeßgebung verschärft, wenn sie den Herrschaften nicht mehr auszureichen schien. Die Lockspigel Schröder und Haupt, 51. Not. Charlottenburg . 7½ Uhr bei Holtmann, Sophie Charlotte- Str. 78. mit denen später der preußische Minister Buttkamer hereinfiel, gab es genau so schon im England der vierziger Jahre. Im Januar 1840 hatte z. B. die Polizei Spione mit Gewehren in eine Londoner Bersammlung geschickt, damit eine bewaffnete Versammlung festgeſtellt werden fonnte; nachher ließ man die Lumpen entwischen. Ein anderer Spigel namens Powell fagte 1848 in einem Chartisten prozeß aus, daß er den Chartisten beigetreten sei, um Nachrichten zu sammeln und sie der Polizei zu überliefern. Er gab den Chartiften auch Kugeln und Pulver. In dem Chartistenprozeß gegen Lovett von 1840 waren zwei Bürger Geschworene, die vorher erflärt hatten, daß sie alle Chartisten hängen sehen möchten, ihre Beanstandung durch die Angeklagten fruchtete nichts. Wie die Geschworenen, so die Richter! Nach den Unruhen von 1842 war ein Lord Abinger Vorsitzender eines Schwurgerichts, der von vornherein fein Bedauern darüber aussprach, daß das Gesez nicht schärfer sei und der den Verurteilten seine Berachtung und seinen Abscheu fundgab". 1839 verurteilte ein Londoner Richter einen jungen Chartisten u. a. mit folgender Begründung:„ Es ist wahr, Sie waren nicht in Berson an diesem Aufruhr beteiligt, aber Shr Geist war 56. Abt. Charlottenburg . 7½ Uhr bei Schneider, Holzendorffstr. 14, Leseabend. bort."
Mit drastischer Deutlichkeit lehrt das Schlütersche Wert die deutschen Arbeiter aber noch etwas anderes. Man hat oft das politische Verhalten der englischen Bourgeoisie von heute mit dem jenigen der herrschenden Klassen in Deutschland bis zum Weitkrieg verglichen und den Schluß zugunsten der politischen Einsicht der englischen Bourgeoisie gezogen. Diese sei längst so flug geworden, auf gemaltfame Methoden zur Bekämpfung der Arbeiterfiaffe zu per zichten, während die deutschen Obrigkeiten bis zum Weltkrieg noch mit Polizei, Gericht und Ausnahmepolitik gegen den deutschen Sozialismus gewütet haben. Aeußerlich stimmt diese Rebeneinander stellung, obgleich die erregten Drohungen, die Lloyd George feit dem Beltfriege wieder gegen den Sozialismus geschleudert hat, eine Berschärfung der Lage in England und natürlich auch in Frankreich andeuten. Dennoch hinkt der Bergleich, weil er Deutschland und England aus zwei ganz verschiedenen Entwidlungsperioden gegen überstellt. Um geschichtlich richtig zu verfahren, muß man das Deutschland von 1860 bis 1914 mit dem England von 1820 bis 1860 vergleichen. Um so viel früher haben England und um so viel später Deutschland ihre erste Blütezeit des modernen Kapitalismus durchgemacht. Und da ist es nun sehr wichtig, daß die deutschen Arbeiter aus Schlüters Bert lernen, wie England in seiner ersten tapitalistischen Entwicklungsperiode die organisierte Arbeiterbewegung, die gewerkschaftliche wie die politische, in Gestalt des Chartis- Schlüters Buch verbient stärkste Anerkennung und wärmste mus, ganz genau so barbarisch und mit den schroffsten Mitteln der Empfehlung, daß er durch seine volkstümliche und temperamentvolle polizeilichen und gerichtlichen Gewalt zu quälen, zu verwunden und Darstellungsweise sowie durch sein politisches Einfühlen, durch das zu töten versucht hat, wie die deutsch - preußische Junterregierung, er gewissermaßen Ramerad der Chartisten pon 1820 bis 1850 wird, als sie ein paar Jahrzehnte später vor dieselbe Frage gestellt war. den deutschen Arbeitermassen die unendlich wichtigen politischen Im dritten Teil seines Buches, wo Schlüter alle Lebensäuße Lehren jener Bewegung nahe bringt. Auf diesem Wege, so darf rungen des Chartismus in Theorie und Pragis zusammenfassend man vielleicht hoffen, wird dann die große Lehre der englischen barstellt, nachdem er die Geschichte der Bewegung bis zu ihrem Chartistenbewegung endlich für die Masse der deutschen Arbeiter ersten Zusammenbruch im Jahre 1848 geführt hat, beschäftigt er sich| politisch fruchtbar werden. May Quard Frankfurt a. M.
Auch die erste große englische Arbeiterbewegung ist also nach Schlüters flärender Darstellung durch Jahrzehnte grausamster Klassenherrschaft gegangen. Wenn die englische Arbeiterbewegung heute andere Kampfmethoden befolgt als die feftländische, so fann dies folglich nicht daran liegen, daß sie nicht ebenfalls die Geißel rücksichtslosesten Klassentampfes der fapitalistischen Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse auf ihrem Rücken gespürt hätte. Die sozialistische Geschichtsschreibung muß nach anderen Ürsachen für das heutige Verhalten der englischen Arbeiter suchen. Doch diese Aufgabe geht über eine Besprechung des Schlüterschen Buches hinaus.
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33. Abt. 7 Uhr Borstandssigung bei Murrer, Caprivistr. 8. Sämtliche Bezirks fithrer der Abteilung müssen auch erscheinen, zweds Abrechnung. Wichtige Besprechung. 54. Abt. Charlottenburg . 5. Gruppe: 7½ Uhr bei Bühnemann, Helmholtstr. 39, Zahlabend. Bortrag des Genossen Tost: Revolutionäre Entwicklungen". ( 2. Teil.) st. Bilmersdorf. Sämtliche Funktionäre werben dringend ersucht, une 2. Abt. Steelig.br bei Clement, Dippelstr. 7, Sigung des Borstandes, 8 Uhr bei Jonas, Durlacher Str. 8, au erscheinen. Bezirksführer und Kassierer und der Vorsitzenden der Ausschüsse. Wichtige Tagesordnung.
71.
Ecke Walderfeestraße.
143. Abt. Rofenthal. 7½ Uhr Funktionärsigung bei Milbrodt, Kronprinzen-, Jungfezialisten. Gruppe Brig : 6 Uhr Treffen zur Jugendkundgebung Ringachtung, Boft- und Zelegraphie! 7½ Uhr im Zeichenfaal der Sophien- Schule, bahnhof Neukölln. Beinmeisterstr. 15, Ronferenz fämtlicher GPS. - Funktionäre. Tagesordnung Die Lehren des Eisenbahnerstreits". Referent Genosse Uhr; Korreferent Genosse Buschid. Freie Aussprache.
Frauenveranstaltungen:
Die Näharbeiten sind mitzubringen. 110. Abt. Grünen. 7 Uhr bei Stegemann, Köpenicker Str. 15.Theme 140. bt. Wittenan. ,, Religion und Schule". Referent Erwin Marquardt. 7% Uhr bei Schulz, Hauptstr. 56. Thema: Feuer bestattung". Referent Genosse Grünberg.
Jugendveranstaltungen.
Berefn Arbeiter- Jugend Groß- Berlin, S. 63, Lindenstr. 3, 2. Sof, 2 Sep. Telephon Meripplat 121 08-121 10. Heute, Dienstag, den 28. Februar:
Tung. trag:
Rosenthal: Jugendheim Walderfeestr. 5 bei Milbrodt, MitgliederversammRosenthaler Borstadt: Jugendheim Gemeindeschule Gipsstraße, BorDer Wert des Wanderns". Schöneberg 1: Jugendheim Rubens-, Ede sauststraße, Leseabend: Bom Beter zum Kämpfer". Schöneberg II : Jugendbeim Gemeindeschule Frankenſtr. 10, Bortrag: Die deutschen Gewerkschaften". Südwesten: Jugendheim Lindenstr. 3, 2. Sof, 3 Treppen, Bortrag: Seguelle Sygiene".- Treptow : Jugendheim Elfenstr. 3, Bortrag: Die freien GewertBollstangabend in Lehmanns eftfälen, Lantwis, Kaifer- Wilhelm- Str. 29/31, schaften und ihre Bedeutung".. Kreis 12: Heute abend um 8 Uhr wird ein veranstaltet. Eintrittstarten sind zum Preise von 2,25 M. an der Staffe zu haben.
überwiegend bewölft mit miederholten, besonders im Norden vielfach starken Wetter bis Mittwoch mittag. Mild, zeitweise aufflarend, jedoch Regenfällen bei frischen südwestlichen Winden.
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