Nr. 127 39. Jahrgang Ausgabe A nr. 64
Bezugspreis:
Bierteljährl. 60,- m., monatl. 20,-. frei ins Haus, voraus zahlbar. Poft bezug: Monatlich 20,-, einschl. 8uftellungsgebühr. Unter Kreuzband für Deutschland , Danzig , Saar - u. Memel gebiet, sowie Westpolen, Defterreich u. Luxemburg 54,- M., für das übrige Ausland 72,-. Boftbestellungen nehmen an Belgien , Dänemart, Efthland, Finnland , Frankreich , Holland , Lettland , Luxemburg , Desterreich, Schweden , Schweiz , Tschecho- Slowatei und Ungarn .
Der Bormärts" mit der Sonntags beilage Bolt und Zeit", der Unter haltungsbeilage Heimwelt" und der Beilage Siedlung und Rieingarten erscheint wochentäglich zweimal, Gonn tags und Montags einmal.
Morgen- Ausgabe
70 Pfennig
Anzeigenpreis:
Die einfpalttge Nonpareillezetle foftet 12,-9. kleine Anzeigen" das fettgedrucie Wort 3- M.( zu Täffig awet fettgedruckte Worte), fedes weitere Wort 2 M. Stellengefuche und Schlafftellenanzeigen bas erste Mort 2, M., jedes weitere Wort 1,50. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Familien- Anzeigen für Abonnenten geile 6,- M. Die Preise verstehen sich einschließlich Teuerungszuschlag.
Anzeigen für die näch fte Nummer milffen bis 4 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft, Berlin EB 68, Lindenftraße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr nachmittags.
Redaktion und Expedition: SW 68, Lindenstr. 3
Fernsprecher:
Redaktion Moritplaz 15195-97 Expedition Morisplas 11753-54
Donnerstag, den 16. März 1922
Gewerkschaftsappell an Moskau .
Der Borstand des Allgemeinen Deutschen Gewert- 1 schaftsbundes sandte am 15. März folgendes Telegramm an die Sowjetregierung:
Herrn Cenin, Borf. d. Rates der Volkskommiffare, Moskau . Der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes erfährt aus Prefsenachrichten, daß 47 mitglieder der Partei der Sozialrevolutionäre auf Grund von Aussagen eines Renegaten nächster Tage vom Obersten Tribunal abgeurteilt werden follen. 3m Namen von 8 millionen organisierter Arbeiter Deutsch lands erbitten wir Amnestie für die Beschuldigten. Die Welt braucht heute Versöhnung. Insbesondere ist das Schiafal der internationalen Arbeiterklasse abhängig davon, daß die Bekämpfung und Verfolgung von Bruderparteien in gewalttätiger Form aufhört. Helfen Sie zur Berständigung und zum Frieden und laffen Sie die in Entwidlung begriffene Annäherung zwischen den Arbeitern Rußlands und Deutschlands nicht stören durch ein Bluturteil, das bei allen Anhängern der Freiheit Entrüftung und Empörung her
vorrufen würde.
3m Auftrage: Ceipart, Borfihender.
#
Die Auslandsdelegation der Partel der Sozialrevolutionäre macht den Vorschlag, den Prozeß gegen die verhafteten Sozialrevo Iutionäre in Mostau einem aus Mitgliedern der drei Jo zialistischen Internationalen zusammengesetzten Ge. zicht zu übergeben.
Der Mittelsmann.
Unsere Mitteilungen über das Doppelleben des Rommuniften" Paul Louis haben die Rote Fahne " in helle But verfekt. Aus einer wüsten Schimpffanonade gegen den Borwärts" entnehmen wir die Behauptung, daß unsere Angaben über Paul Louis alter und verlogener Preffeflatsch, niedrige Beschimpfungen" und" ge meine Berleumdungen" fejen.
Wir begreifen durchaus den Butausbruch der„ Roten Fahne"
Eine Kollektionote der Entente.
Vorwärts- Verlag 6.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Verlag, Expedition und Inseraten. Fernsprecher: Abteilung Merisplay 11753-54
Zeitungsnot und Arbeiterpresse.
In einer großen Protestkundgebung hat sich der Berein Deutscher Zeitungsverleger gegen die Zeitungsnot ge wandt. Die Reichsregierung hat im Hauptausschuß des Reichstags gestern zu dieser Resolution Stellung genommen. Staatssekretär Dr. Hirsch führte dazu aus:
Die Botschafter der in der Interalliierten Kontrollkommission vertretenen Mächte haben dem Reichsaußenminister eine Rolettivnote übergeben. Die Note enthält eine Mit großer Sorge verfolgt die Regierung die Notlage der deut Reihe Beschwerden über angebliche Schwierigkeiten, die Don fchen Zeitungen. Das sprunghafte Aufsteigen der Preise für deutscher Seite in der Entwaffnungsfrage gemacht Drudpapier gibt Veranlassung zu den schwerwiegendsten Bewerden, und rollt u. a. auch die Frage der Schußpolizei enten. Gegenüber der Borkriegszeit ist es auf das Achtundzwan wieder auf. Die Antwort der deutschen Regierung ist be- 8igfache gestiegen. Weitere starte Steigerungen sind zu befürchten. reits gestern abend den Botschaftern der in Frage kommenden Durch die neue Teuerungswelle wird die Breffe völlig erschlagen, Länder übergeben worden. Die Konferenz der Innenminister und damit wird eine allgemeine Uniformierung der Meinungen in Berlin steht mit der Antwort in Zusammenhang. durch die große Presse erfolgen. Leider sind die gesezlichen Maßnahmen der Regierung zur Milderung der Not in ihrer Wirksamkeit recht beschränkt. Vielleicht kann durch die Einwirkung der Reichs regierung auf die Preisgestaltung die sprunghafte Steigerung der Papierpreise hintangehalten werden. Gin barer Zuschuß ist bei der schweren Finanzlage des Reiches nicht möglich.
nüpfen fann, nicht. Vor allem vermißt man die AnkündiGroß find die Hoffnungen, die man an diese Zusage gung durchgreifender Maßnahmen, die dem angekündigten Berfall des deutschen Zeitungswesens entgegenwirken
Polen und die deutschen Arbeiter. Während des Abstimmungstampfes wurden die deutschen Arbeiter in Oberschlesien von polnischer Seite als Eindring Land zu betrachten. Die polnische Regierung ließ die Nachlinge bezeichnet, die fein Recht hätten, Oberschlesien als ihr richt verbreiten, sie sei darauf vorbereitet, nach Uebernahme des Polen zugefprochenen Teils die deutschen Qualitätsarbeiter durch Polen zu ersetzen. Eine Anzahl Industrieller in Was ist neuerdings gegen die Berteuerung der Zeitungen Bolnisch- Oberschlesien hat sich nunmehr entschlossen, für die geschehen? Das einzige Entgegenkommen, das Regierung dort verbleibenden deutschen Ingenieure und Qua- und Parlament bisher gezeigt haben, ist die Milderung der litätsarbeiter Treuezulagen auszuwerfen, um Inseratenumsatzsteuer, die ursprünglich bis zu 10 Broz. be eine Abwanderung dieses Teiles der Arbeiterschaft zu verhin trug und jetzt höchstens 4 Proz. betragen darf. Das dern. Es zeigt sich also, daß die deutsche Arbeiterschaft in Bol- reicht natürlich nicht aus, um der Zeitungsnot wirfnisch- Oberschlesien unentbehrlich ist. Um so berechtigter ist es, sam zu steuern. Insbesondere ist es die Arbeiter. menn fie einen weitgehenden Schuß ihrer Interessen und ihrer presse, die immer noch außerordentlich unter der Berteue persönlichen Freiheit fordert. Auch die polnische Regierung rung der Materialien zu leiden hat und die schon mit Rücksicht wird einsehen müssen, daß es eine verfehlte Politik wäre, den auf die begrenzte Rauftraft ihrer Abonnenten seit jeher verhochwertigen Arbeiter Oberschlesiens in seiner Entfaltung zu fucht hat, mit ihren Bezugspreiserhöhungen hinter dem durch behindern, anstatt ihn als Kulturbringer zu begrüßen.. die Teuerung gebotenen Maß zurückzubleiben.
Die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, sind für die Die Sühne für Wachtmeister Die Sühne für Wachtmeister Rüsenberg. Arbeiterpresse beshalb besonders drückend, weil dieſe ob der Entlarvung eines ihrer ,, pornehmsten" Mitarbeiter. Indessen dürfte es auch die kommunistischen Arbeiter in Deutschland inter - Die bei der Ermordung des Polizeiwachtmeisters Müsen im Gegensatz zu den meisten bürgerlichen Organen jede Intereffieren, ob die Angaben des„ Borwärts" richtig waren oder nicht. berg Beteiligten beiden franzöfifchen Soldaten wurden von dem fentenpolitit vermeiden muß und sich nicht offen oder verSelbst die blindesten Anhänger der KPD. werden den Wutausbruch außerordentlichen Striegsgericht au vier Jahren Buchthaus steckt durch Beldempfänge oder durch rücksichtslose Inseratender„ Roten Fahne" kaum als ein ausreichendes Dementi auffaffen. und Ausstoßung aus dem französischen Heere verurteilt. Der Dabei ist der Aufgabenkreis der Arbeiterpresse durch den Krieg werbung in die Hand des Kapitals geben darf. Das beste und raschefte Mittel, Klarheit zu schaffen, wäre, wenn der Witte des Erfchoffenen wurden für die ersten Ausgaben ganz außerordentlich gewachsen. Man beklagt oft, daß sie Mittelsmann zwischen Radel- Cachin und Boincaré- Millerand fich Kosten der Beilegung usw. von dem Gleiwitzer Kreiskontrolleur nicht genügend zur Aufklärung der Arbeiterschaft über die felbft in der„ Humanité" oder in der„ Roten Fahne" zu folgenden 5000 92. ausgezahlt.ie erinnerlich, verlangte und erhielt die völlig veränderten politischen Berhältnisse tue, vor allem, daß franzöfliche Regierung für die Ermordung eines franzöfifchen fie nicht genügend das Interesse des Proletariats an einer Sergeanten in Berlin eine Million Goldmart.
Fragen äußern würde:
3ft es richtig, ja oder nein, daß der jetzige Auslandsredat. teur der kommunistischen„ Humanité" Paul Couis identif ift mit dem Herrn, der vor dem Krieg, während des ganzen Krieges und nach Kriegsende bis zum Herbst 1919 Auslandsredakteur des Petit Parifien" war?
Wenn diese Frage beantwortet sein wird, sind wir bereit, weitere Fragen an Baul Louis zu richten, falls er oder die„ Rote Fahne" noch ein besonderes Bedürfnis danach empfinden sollten.
August Palm gestorben.
Rom , 15. März.( WIB.) Wie die Agenzia Stefani mitteilt, entbehren die Gerüchte von einer Bertagung der Genueser Konferenz je der Grundlage. Das Datum des 10. April ist endgültig festgesetzt und von allen Regierungen angenommen
worden.
aftiven Politif im Gegensatz zu feiner bisherigen Oppositionsstellung wede. Manche dieser Klagen gehen nur auf Nörgelfucht zurüd. Gleichwohl haben sie einen berechtigten Kernt. Wer sieht, wie verschwenderisch Blätter von dem Format der Deutschen Tageszeitung" oder anderer bürgerlicher Organe mit ihrem Raum umgehen können, wird den Umfang und den Inhalt vieler Arbeiterblätter im Hinblick auf ihre Aufgaben els unzureichend empfunden haben. Das ist kein Vorwurf gegen die bürgerlichen Organe, mit denen wir in der Wah Als Resultat der Konferenz der Reinen Entente mit Eine rung berechtigter Interessen der Preffe einig gehen. Eine schluß Bolens zweds Festlegung eines gemeinsamen Borgehens in gute Zeitung fann gar nicht groß genug im Ausmaß und Stockholm , 15. März.( Eig. Drahtbericht.) Der Begründer der Genua wurden Richtlinien herausgegeben, die im wesentlichen den mannigfaltig genug im Inhalt fein, wenn sie die Ansprüche Sozialdemokratischen Partei Schwedens , Genosse August Balm, französischen Wünschen entsprechen. Die einzelnen Staa- der verschiedenen Leserkreise berücksichtigen, wenn sie neben ist heute gestorben. Genoffe Palm, der hoch in den Siebzig stand, ten legen Wert auf ihre Selbständigkeit und Gleichberechtigung. der politischen Tagesarbeit die wissenschaftliche, wirtschaftliche hatte als junger Mann als erster mit Begeisterung und nie erlahmen. Jeder der verbündeten Staaten wird nur an der Beratung und Ent- und gewerkschaftliche Durchbildung ihrer Abonnenten fördern dem Eifer den sozialdemokratischen Gedanken in die Arbeiterschaft scheidung der Fragen, die seine Interessen betreffen, teilnehmen. rbill. Schwedens getragen und auch später der Partei die wertvollsten In Warschau findet augenblicklich in derselben Frage eine Kone Eben weil die Arbeiterpreffe hierzu durch die gänzlich Dienste geleistet. Zunehmendes Alter und körperliche Gebrechlichkeit peränderten Verhältnisse schon bisher gezwungen war, mit hatten ihn seit Jahren genötigt, sich aus dem öffentlichen Leben zuMaterial und Raum sparsam umzugehen, befindet sie sich rückzuziehen. Gleichwohl wird der Tod des hochangesehenen Bogegenüber der bürgerlichen Presse in einer noch schwierifitifers in Schweden als schwerer Berluft empfunden. 9 er en Lage als die meisten dieser auf geschäftlichen Betrieb eingestellten Unternehmungen.
des staatlichen Schiedsmannes anzunehmen, da der Acht stunden
-
ferenz zwischen den baltischen Staaten( mit Ausnahme di tauens, das sich begreiflicherweise nicht an einen Tisch mit Bolen sehen möchte) und Bolen statt. Der polnischen Regierung scheint, wie aus einer Rede Sfirmunts hervorgeht, besonders daran zu liegen, eine Garantie dafür zu erhalten, daß die Grenzen des polnischen Ende der dänischen Aussperrung. Staates so erhalten bleiben, wie man es in Bolen wünscht. Im Darum droffeln hohe Materialpreise, ständig steigende Kopenhagen , 15. März.( WTB.) Der Verband der Ber. übrigen beteuerte er, Rußland werde für die Oststaaten feines. Boft- und Frachttarife, Papierknappheit und allgemeine Leue. einigten Gewerkschaften hielt gestern und heute eine wegs ein Gebiet politischer oder wirtschaftlicher Aussaugung dar rung die selbstverständlich auch eine Erhöhung der Löhne Generalversammlung ab und faßte einen Beschluß, worin den Ar- stellen. Aber das fann eine Berbeugung vor Frankreich sein, wäh- nach sich ziehen muß fie doppelt. Und doch sollte es Pflicht der Regierung sein, durch gefeßliche Maßnahmen die Presse beiterorganisationen empfohlen wird, den letzten im Konflikt der rend er zu gleicher Zeit England den Rücken zukehrt. in ihrem Existenzfampf zu unterstützen. Das gilt für alle Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen ergangenen Spruch Die Haltung der Schweizer Gewerkschaften. Blätter, aber ist besonders nötig für jene, die ohne Rücksicht tag damit gesichert und die Lohnkürzung nicht fo Bern , 15. März.( WTB.) Die Leitung des Schweige. auf Kapitalsintereffen und in sorgfältiger Kenntnis der groß fei wie bei dem früher ergangenen Schiedsspruch. Außerdem rifchen Gewertschaftsbundes hat beschlossen, auf die An- Wünsche der breiten Maffe die Republit gegen ihre wurde den Organisationen empfohlen, einzeln mit dem Arbeitgeber- frage des Bundesrats betreffend Stellungnahme zur Ge. Widersacher verteidigen, sie zu einem für alle verbande zu verhandeln. nuefer Ronferera au antworten, daß sie die Konferenz be- Staatsbürger wohnlichen Hause auszubauen suchen. Nicht nur grüße, einen Erfolg der Konferenz aber nur dann für wahrscheinlich Gründe der geschäftlichen Konkurrenz sind es, die oft bürgerbalte, wenn auch diejenigen Fragen, die von vornherein ausgefchloffen liche Organe veranlaffen, mit politischen und ökonomischen werden sollen, zur Diskussion zugelaffen werden, so die Frage der Mitteln der Arbeiterpreffe das Feld streitig zu machen. Wo Revision der Friedensverträge, das Reparationsproblem und die 3 ellstoff- und Eisenmilliarden feine Rolle spielen, Frage der Abrüstung zu Lande. Die Leitung des Gewerkschafts- wo Landbundgelder und Interessentenzuwendungen bundes hat gemeinsam mit der Leitung der sozialdemokra. die Haltung der Blätter beeinflussen, ist es ein politischer tischen Partei der Schweiz eine Reihe von Forderungen auf- Rampf bis aufs Messer, von dem nicht nur viele kleine Progestellt, die an den Bundesrat übermittelt werden. vinzblätter, sondern auch großstädtische Parteizeitungen ein Lied zu fingen missen.
Ein Beschluß, der eine Erflärung zum Generalstreit herbeiführen sollte, wurde mit 600 gegen 30 Stimmen abgelehnt. Nach dieser Stellungnahme des Verbandes der Bereinigten Gewerkschaften darf man annehmen, daß die feit 4 Wochen währende allgemeine Aussperrung der organisierten dänischen Arbetter nunmehr dem Ende entgegengeht.
Der Bertrag von Lana ratifiziert. In Brag wurden die Ratifikationsurfunden des am 16. September 1921 abgeschloffenen Bertrages bon Lana ausgetauscht. Der Vertrag ist damit Das Relchsmietengefe ift feine Verfassungsänderung. So in beiden vertragichließenden Staaten, Deutschösterreich und der bat der Reichsratsausschuß entschieden. Das Plenum berät heute Tschechoslowalai, in Kraft getreten. über das Gefetz.
Es wäre selbstverständlich zuviel verlangt, wollte man pon einer Regierung, die unter dem Druck der Außenpolitit selbst die Waren des nötigsten Lebensbedarfs an die Welt.