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fr. 129 39. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Die Berliner Beamtengehaltsregelung

Entscheidung in der Stadtverordnetenversammlung.

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Freitag, 17. März 1922

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großen Gruppen nicht mehr zuzulassen; mit einem solchs Introge werde dos Zentrum der Besoldungsordnung alteriert. Blach län= gerer erregier Aussprache wird der Antrag v. Ennern abgelehnt. Jursch( D. Bp.) wendet sich gegen die Anträge der Sozialdemokraten, som eit sie die Gehälter der Magistratsmitglieder herabdrüden mollen, und tritt in diesem Runkt für die Ausschußvorschläge ein. Den 3en trumsanträgen tritt er bei.

Kirchner( Dnat.) will auf die Geschäftsordnungsdebatte zu­rückkommen, wird aber darauf verwiesen, daß das nicht mehr zu­lässig ist.

Dr. Lohmann( Enz .): Ich hobe schon im November erklärt,

daß es fein unsesialeres Gefes feit Errichtung der 9'evublif gegeben hat als diese Besoldungsordnung. Die Beemtenschaft hat aber

gegen eine faliche Front Sturm gefoufen; wir hier fönner nur die Konsequenzen ziehen aus dem, was im Reich beschloffen ist. Wir würden fensi mit dieser Gruppenspielerei gründlich aufräumen. Die grundsäkliche Unvoll­fommenheit dieser Einrichtung wird noch verschärft durch die un­geheuerliche Spannung zwischen den unteren und aberen Gruppen. Die Reichsbesoldungsordnung ist von der Bureaukratie fanttioniert worden. Daß der Magiftrot sich in der Frage gemacht und leider von den Beamtenorganisationen der städtischen Besoldungsordnung vorher mit den Aufsichtsinstanzen benahm, war ein Gebot der Vernunft und der prattischen Belitit. Das Gegenteil tann wohl eine Frattion Richard Ruze eder eine Fraktion Degner machen, aber feiner, der sich verantwortlich fühlt; wir hätten mit solcher Agitationspolitik den Beamtes den aller­schlechtesten Dienst geleistet. Wir sind bereit, den Kampf gegen das Sperrgeseh

Die geftrige Stadtverordnetensihung wurde vollständig mindestens das Eristenzminimum gewährt. 2. Der Ausschuß hält durch die zweite Lesung der Beamtengehaltsrege die Einreihung der Direktoren des Jugendfürsorgeemis Berlin, des Iung in Anspruch genommen. In den langwierigen Bera- Baisenamts Berlin , des Bormundschaftsamis Berlin und des Ju tungen des Ausschußes über die Magistratsvorlage war mit gendpflegeamts Berlin in Gruppe 12 für geboten. 3. Für den Fall Mühe ein Ergebnis zustande gebracht worden, das die Zu der Schaffung der Stelle eines Generaltezernenten der Finanzver Mühe ein Ergebnis zustande gebracht worden, das die Zu- waltung hat der Ausschuß gegen seine Einreihung in Gruppe 13 stimmung der meisten Parteien zu haben schien. Gestern aber feine Bedenken. 4. Die Ausschuß spricht die Erwartung aus, daß überraschten die Deutsch nationalen das Plenum mit die jetzigen vier Finanzdezernenten des Stadtfämmerers als Ober­einem neuen Antrag, der für die Stadtsekretäre und Ober- magiftratsräte in Gruppe 12 eingereiht werden. Alle Ungerech stadtfefretäre eine nach den Bestimmungen des tigkeiten habe natürlich der Ausschuß nicht beseitigen fönnen. Das Sperrgefezes unmögliche Einstufung ver bezüglich der Magistratsgehälter in erster Lesung zustande getom langte. Genosse Lohmann, der für die sozialdemokratische mene Kompromiß fei in der zweiten Lesung nicht aufrechterhalten Frattion sprach, brandmarkte diese Demonstrations worden, sondern habe einer anderen Regelung meichen müffen. politik der Deutsch nationalen, die goldene Berge der Tribüne an. Bei einer abermaligen Unruhe droht der Borsteher die Räumung versprechen, obwohl auch sie an dem Widerspruch der selbst entstanden, und der Vorsteher richtete energische Ermahnungen Die Störung war indessen in der Versammlung Aufsichtsbehörde nicht zweifeln können. Auf eine Auf- aur Ruhe an die Mitglieder. Es gehen forderung unseres Redners erflärte nachher der Magistrats­zahlreiche Abänderungsanfräge vertreter ausdrücklich, daß dieser Versuch einer gesetzwidrig ein. Dr. Kirchner( Dnat.): An unsere Beamtenschaft werden die höheren Einstufung scheitern müsse. Lohmann wies in feiner größten Anforderungen gestellt; ta darf sie eine entsprechende Be Rede darauf hin, daß die Angriffe der Beamten nicht feldung verlangen. Im Ausschuß hat men fich monatelang abgemüht, gegen Magistrat und Stadtperordnetenvertiefen berechtigten Ansprüchen zu entsprechen. Dem Magiftrat und fammlung, sondern gegen das Sperrgesetz zu dem Ausschuß gebührt Dank für den Eifer und die Ausdauer, die richten seien. Im Ausschuß haben die Bertreter der Sozial- fie bei den Beretungen an den Tag gelegt haben. Alle Fraktionen Demokratie alles getan, die Gehälter der obersten haben gleichmäßig ihre Kräfte eingefekt, und feine verdient seitens au führen, aber nicht hier mit leeren Demonstratio Beamten einzuschränken und dafür die Gehäl= her Beamtenschaft einen Vorwurf. Der Redner trägt dann eine nen, sondern da, wo er zu führen ist. Wir haben versucht, inner­ter in den unteren Gruppen gegenüber der Reihe von Einzelwünschen und Abänderungsanträgen vor, über die halb der 18 Gruppen die soziale Spannung zu verringern, die un­Magistratsvorlage aufzubeffern. Aber zum der Bersammlung fast ununterbrochen andauert, auch diese reicht. Der legte unerfüllte Reft lieat in unseren heutigen. Anträgen aber genaueres nicht berichtet werden kann, da die Unruhe in teren zu heben, und haben da eine Fülle von Verbesserungen er Kampf für die obersten Beamten fand sich im Ausschuß eine Anträge der Bresse nicht mitgeteilt find, ber die Aus- vor. Sie finden da auch die Höherstufung der Krankenbesucher und bürgerliche Einheitsfront zusammen, die im wesentlichen an schußbeschlüsse ebenfalls nur unvollständig vorliegen. Zuletzt lehnt der Berufsvormünder. Sehr bedauern wir und finden es unerhört, den Sägen der Vorlage festhielt. er die Bewilligung einer freien Dienstwohnung für den Oberbürger- daß der qualifiziertefte Handarbeiter nicht über Gruppe 6 hinaus. meister ab. Unter den Anträgen der Sozialdemokraten und Unab- fommen fann, mährend alle Setetäre in Gruppe und 7 ihren An­hängigen Sozialdemokraten feien einige annehmbar; mit der Anfang nehmen. Beiter soll nach unserer Auffessung die Vorbildung nahme der ungeheuerlichen fommunistischen Anträge aber würde eires Beamten für seine Einstufung nicht maßgebend sein, sondern man der Beamtenschaft den schlechtesten Dienst erweisen.( Lärm lediglich die Leistung, und wir haben in den oberen Kategorien zu bei den Komm.) fenfen versucht. Die Eingruppierung der Stadtsekretäre ist im Ause schuß in zweiter Lefung einstimmig angenommen worden. Jezt macht die Fraktion der Deutschnationalen eine Wendung, die doc auf der Grenzlinie von Treu und Glauben liegt; damit macht man interfrattionelle Belpredungen illufotisch. Die Deutfcnatio­nalen glauben dech selbst nicht, daß damit die Besoldungsord­nung genhmigt würde; sie wollen bloß einen

Sihungsbericht.

Die Sizung wird bei überfüllter Tribüne vom Vorsteher Dr. Caspari um 5 Uhr 20 Minuten eröffnet. Zur Verhandlung steht die neue Besoldungsordnung für die Beamten und Fest= angestellten in zweiter Beratung. Die vom Magistrat eingebrachten Tringlichkeitsvorlagen, die sich mit dem neuesten Schiedsspruch tes Schlichtungsausschusses vom 7. März beschäftigen, sollen erst nach Erledigung der Besoldungsordnung vorgenommen werden, Das Andenken des verstorbenen Bürgerbeputierten Albert Levy ehrt die Bersammlung durch Erheben von den Sigen. Zwei Dringlichkeits. anträge der Kommunisten werden durch Witerspruch von rechts für heute bejeiligt. Die Borlagen betreffs die Entwässerungsgebühren gehen ohne Erörterung an den ständigen Etatsausschuß. Die Bor lage wegen Bornahme privater Untersuchungen in den städtischen

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Krankenanstalten wird gemäß dem Ausschußantrage abgelehnt und der Magistrat um eine anderweite Borlage ersucht. beginnt

die Beratung der Besoldungsordnung,

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Richard Kunze ( Deutschsozial) findet nicht, daß die Borlage die Beamtenschaft zufriedenstellen tann, wozu der Redner im einzelnen erörtert Die Preise für das Allernotwendigste, für Kleidung und Nahrung seien 50-, 60, 80mal fo hod) wie im Frieten. Hier müsse eingesetzt werden; die Mittel feien da. Man betrachte die Riesen­gewinne unserer Atliengesellschaften, die 30, 40. ja 60 Proz. des attientapitals betragen.( Der Vorsteher und sein Vertreter a bian halten diese Ausführungen für unfachlich.) Der Reichsregie rung folle sofort der Antrag unterbreitet werden, die

Gehälter in Goldmart

Scheinbeweis der deutschnationalen Beamtenfreundlichkeit geben. Der Magistrat wird, das verlangen und erwarten wir, feine bezügliche Erklärung hier wiederholen; sonst wäre ja die Er. flärung im Ausschuffe nur Theaterdonner gemejen. Oben

festzusetzen.( Lachen und andauernde lärmende Zurufe.) Dann wollten wir grüntlich jparen. Gemeinsinn und Ber Hierauf werde tas Bolt erkennen, welches frevelhafte Spiel am 9. November antwortungsgefühl dürfen wir gerade auch von den oberen mit ihm getrieben worden sei. Die Befolt ungsordnung solle sofort Besoldungsgruppen erwarten; diese Unwägbarkeit fann überhaupt nach den Richtlinien des Minifteriums umgearbeitet werden; also nicht abgegolten werden; fonft soll der Betreffende sein Ränzel mit der auch die Beratung über die Besoldung der Alt Berliner bau der Eingruppierung im Reid) ist unfozial; bas Sperrgefeß macht antragt, aus Gruppe 13 die Obermagiftratsräte nach Gruppe 12 Burüdverweisung an den Ausschuß!-Lange( 3.): Der ganze Auf- fchnüren und zur Privatindustrie gehen. Darum haben wir be magistratsmitglieder verbunden wird. Der Referent, die Sache für die Kommunen noch schlimmer. Aber wir sind ge zurückzusehen. Darum wollen wir die Magistratsmitglieder in den Herin. Kunze( Soz.), hebt herver, daß es sich um zirka 20 000 bunden. Der Ausschuß ist bei sehr vielen Gruppen frogbem über Bezirken in Gruppe 12, in der Zentrale in Gruppe 13 einreihen. städtische Beamte handele, und verbreitet sich dann über Einzelheiten der Besoldungsordnung und des Gruppenplans. Dringlich fei tie das Sperrgeseh hinweggegangen.( Lachen auf der Tribune.) Den An den Spitzengehältern könnten der Besoldungsordnung und des Gruppenplans. Dringlich sei die Berabschiedung vor dem 1 April. Im Ausschuß, der zwei Lesungen Feuerwehrleuten aber hätte man mehr entgegentommen müffen. 6 Millionen gespart abgehalten hat, sind die Auffafffungen über die Bemessung der Ge Der Aufstieg müsse jedem Tüchtigen, auch dem Nichtakademiker, hälter der Bezirksamt- und Magistratsmitglieder, sowie der ehe eröffnet werden. Die Ausschußvorschläge feien mit einigen Berbesse- werten. Hier hat uns leider im Ausschuß der Kämmerer sehr ge­maligen Berliner Magiftratsmitglieder fehr weit auseinantergegan- che das Zentrum av, auch die Entschließung 2, weit mit der Schaf. nur der, der da gespart hat, wo das Erenzminimum regene rungen durchaus afzettabel. Die Bachstadträte in den Bezirken fehlt. Das Recht, bei den Arbeiterforderungen Maß zu halten, hat gen. Die ursprünglich beabsichtigte Geheimhaltung der Ausschußbeschlüsse habe sich nach der ersten Lesung nicht fung immer neuer Direttoren usw. endlich Schluß gemacht werden, schritten ist. Wird der Ausschußantrag angenommen, jo muß wenig. aufrechterhalten lassen; doch habe der Ausschuß feine müſſe. ftens der unterschied zwischen Fachstadträten und anderen fallen. Beranlassung gehabt, die Vertreter der Organisationen, die eine Einen 3 wischenfall ruft hiernach v. Ennern( D. Bp.) Bei Schluß des Blattes dauert die Eizung noch an. Proteftattion eingeleitet hätten, nochmals zu hören.( Widerspruch vor, den er damit motiviert, daß von den Deutschnationalen ein Ab­mit einem Antrage auf eine halbstündige Bertagung her­und Gelächter auf der Tribüne.) Die Beisehung Dr. Albert Levys fand geitern auf dem Frieda Der Ausschuß hat noch folgende änderungsantrag zur Eingruppierung der Stadt- und Oberstadt hof der Jüdischen Gemeinde unter Teilnahme von Bertretern Entschließungen fetretäre beabsichtigt sei, über deffen Tragweite man sich orientieren ter Reichs und Gemeindebehörden, der Stadtverot duetenveramma vorgeschlagen: 1. Der Ausschuß erwartet, daß den unteren Besol müsse. Dr. Lohmann( Soz.) widerspricht, da man im Ausschuß lung. fooie zahlreicher Organisationen der öffentlichen und praten dungsgruppen ein Diensteinkommen bewilligt wird, das ihnen übereingekommen sei, Abänderungsanträge zur Eingruppierung der Wohlfabetepflege und der Sozialpolitit statt.

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Die Macht der Lüge.

Roman von Johann Bojer. " Was ist denn los?" sagte Wangen, ist zu Hause mit meiner Frau was passiert?"

Der Konsul stellte sein Glas auf den Tisch und heftete nase­rümpfend seine giftigen fleinen Augen auf Bangen. Ja, ja, da paffiert viel in der Welt," fagte er. Was hälft du zum Beispiel von dem großmächtigen Herrn von Norby?" " Bon dem? Ich weiß nicht. Ich hab' mit mir selber genug zu tun. Aber ich muß jezt fort." Barte doch!" fagte der Konsul. Norby muß gegen dich irgendeinen alten Groll haben. Ehrlich gesprochen, er will dich durchaus ins Zuchthaus bringen, weil du seinen Namen ge­fälscht haft."

Der Staatsminister sah von seiner Patience auf und ver fuchte, in Wangens Gesicht zu lesen, ob das wahr sei oder nicht. Es entstand eine fieine Baufe, während der Konsul die Situation austoftete und Wangen durch seine Brille anstarrte. Der brach in ein Lachen aus und griff unwillkürlich nach dem vollen Glase. Prost!" fagte er. Das ist nicht schlecht!" Glaubst du etwa nicht? Es ist wahr, Alterchen, frag' nur den Staatsminister!"

Der ehemalige zufünftige Etaasminister nickte. Bongen blickte von einem zum andern.

Was redet ihr da für ein Bledy?" Er konnte es noch nicht glauben.

"

Ja, wahrhaftig," sagte der Konsul mit einem giftigen Lächeln. Wir leben heute in einer herrlichen Zeit." Ist jemand bei meiner Frau gewesen?" Wangens Stinime zitterte, er wurde mit einemmal ganz blaß und griff nach seiner Handtasche.

Allerdings, sie hat Besuch gehabt!" antwortete der Konful und heftete seine giftigen Augen auf ihn. " Der Amtmann?"

" Ja."

,, Beil... weil ich falsch geschrieben haben foll?" Stimmt auffallend." Der Konsul gencß diese Situation so sehr, daß er ganz Dergaß, fein Glas auszutrinten. Wangen hatte feines gelehrt und hielt es nach mehr hin. Prost!" sagte er dann. Wenn das wahr ist, dann soll weiß der Teufel der Norby ins Zuchthaus und nicht ich."

Und er fränfte feinen Mantel zu und eilte aus der Tür.

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5.

Im Einerlei des Alltags geschieht es wohl, daß wir plöz­lich auf ein Hindernis stoßen, das uns zwingt, innezuhalten und nachzubenten. Für Henrit Wangen war dieser Banterott foldh ein Hindernis. In der Eisenbahn, auf der Heimreise von der Stadt, den unabroendbaren Ruin vor Augen, war ihm fast, als wäre sein Todesurteil gesprochen. Dieser Bankeroit, der so niele Menschen ins Unglüd brachte, war durch seine eigene Untauglichkeit und Leichtsinn verschuldet, das sah er ein. Schrecklich aber wahr.

,, Das ist nun die Folge davon, daß du nichts von Grund auf verstehst," dachte er. Und hättest du nicht so oft die Nächte lang beim Konsul gesessen und getrunken, dann hättest du am nächsten Tag auch für die Geschäfte einen flaren Kopf gehabt. und jeder Tag, an dem er müde und stumpf einen Abschluß gemacht, gewann jezt für ihn Leben in Gestalt einer brot­lofen, verzweifelten Familie. Da siehst du's! Da siehst du's!" Und in dieser Stunde ruhiger Aufrichtigkeit gegen fich selber, da sah er etwas ein, was ihn noch tiefer als alles andere berührte. Nämlich, daß sein gutes Herz ihm eigentlich noch viel gefährlicher gewesen war, als der Schnaps. Denn immer hatte er sich damit beruhigt, daß er alles so gut meinte. Weiß Gott , er hatte alles so gutgemeint. Und in dieser guten Absicht hatte er die leichtsinnigsten Dinge unternommen und das stets mit gutem Gewissen: denn seine gute Absicht war immer bereit, die finstersten Lügen zu entschuldigen und mit einem Glanz der Wahrheit zu umgeben.

Und jezt? Die Wirklichkeit hatte feinen Gebrauch für feine guten Absichten. Die forderte mehr.

Und im Rollen des Zuges tauchte ihm auch seine Lieb lingsidee auf, die Lage der Arbeiter zu verbessern, nämlich der Achtstundentag. Der hatte seinen Teil zum Ruin beige­tragen. Warmherzige Ideen allein galten in dieser Welt eben nichts. Da waren andere nötig, die nicht zum Unglüd aus orteten für die, denen sie helfen sollten wie es jegt der Fall war.

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Aber jetzt wanderte er heimwärts vom Konsul, nach­dem er deffen Neuigkeit" vernommen. Und merkwürdig: er war viel ruhiger geworden. Er trug den Kopf nicht mehr länger geſentt. Er ging viel leichter. Er wußte selber nicht recht, woher das tam. Es graute ihm auch nicht mehr so da vor, nach Hause zu kommen und seiner Frau die Wahrheit zu gestehen.

Als er sein Haus zu Gesicht bekam, das etwas lints vor der dunklen Maffe der Ziegeleigebäude lag, entdeckte er in einem einzigen Fenster Licht. Der Zustand seiner Frau fiel ihm ein und der Besuch des Amtmanns. Die 2erm te!" dachte er. Bielleicht war sie allein zu Hause!" Und ein dunkler 3orn stieg in ihm auf, diesmal nicht gegen sich selbst, sondern gegen Norby... Ist er denn ganz verrüdt! Was denkt er sich denn dabei?"- Und es erleichterte ihn ordentlich, den Aerger gegen einen anderen als sich selber richten zu fönnen.

Er trat in das Eszimmer, wo er Licht gesehen hatte, da faß feine junge Frau bei einer kleinen Lampe, Mechanisch erhob sie sich. Mit einem Blick sah er, daß die Kinder on zu Bett waren und der Tisch gede auf ihn wartele. Bie warm und friedlich es hier war. Und mitten in all dem Frieden stand fie bleich und ängstlich und starrte ihn an, als wolle sie sagen: Schnell, jag, ob es wahr ist!"

Sie wor hochgewachsen und stattlich, noch nicht dreißig, ihr graues Kleid umbüllte sie locker und weich, in das schwere blonde Hoar faß wie eine Krone auf ihrem Stopfe. Thre starten, hellen Augenbrauen machten ihren Blick hell und groß. Ihr Gesicht lag im Schatten des Lanwenschirmes. Sie stand, auf eine Stubllehne geftüßt, unbeweglich, ungeduldig und ge­spannt.

Ich weiß olles!" fagte er furz und feẞte die Handtasche ab. Und noch bevor er fich wieder aufgerichtet hatte, hörte er fie auf einen Stuhl niederfinken und in einen ausbrechen. Ich glaubte, ich müßte den Berliand verlieren!" flychate fie. Er blieb stehen und betrachtete sie. Sie war ihm nicht entgegengekommen und um den Hals gefallen. Hatte sie ernst. lich Argwohn?

Ihn überfam eine dumpfe But gegen sich selber. Er schmor sich, nicht zu ruhen, bis er allen zurückgezahlt, um was er sie gebracht hatte. Er schwor, feinen Tropfen Alkohol mehr Die Erregung, der Schmerz über dieses Mißtrauen gab über die Lippen zu bringen. Er war sich vollständig flar, daß ihm wieder eine gewisse Erleichterung. Dern in dem Bunkte das noch lange nicht genug war. Die Leiden, die er über so war er doch unschuldig. Hier fonnte er sich mit gutem Ge­viele gebracht hatte, die tonnte er nie, niemals zurüdzahlen wissen verteidigen. Und seine Frau, die ihm soviel Vertrauen geschenkt hatte? Er hatte Lust, sich selber an die Kehle zu paden und nannte sich einen Schuft.

Er ging zu ihr hin und legte ihr die Hand auf die Schulter. ,, Karen!" fagte er. Sag', glaubst du das?" ( Fortjeßung folgt.)