Einzelbild herunterladen
 
Dienotleidende �andwirtftbast". Der Deutfchnationole Kreisoerein Görlitz lEtadt und Land) gibt für feine Mitglieder ein periodisch er- scheinendes Mitteilungsblatt heraus, dessen letzte Nummer einen Zettel folgenden Inhalts enthält: Durch unentgeltliche Naturallieferungen van Landwirten der Umgegend von Görlitz   sind wir in die Lage versetzt, unseren Parteimitgliedern in Görlitz   ein gewisses Maß von Weigen- und Roggenmrhl zu Vorzugspreisen «bzugeben. Verechtigt zum Bezüge ist jedes in Görlitz   wohnende Ritglied der Partei, das bereits am 1. März d. L. e i n g e s ch r i e> b eiees Mitglied desDeutschnationalen Kreis- » e r« i n s" gewesen ist. Wir fordern unsere Mitglieder auf, bis spätestens zum. April einschließlich die Bezugsscheine für die auf sie entfallenden Anteile in unserem Geschäftszimmer, Gartenstr.20 1, gegen Vorlegung der Mitgliedskarte und Bezahlung des Bezugs- preise» abzuholen. Verpackungsmaterial ist von dem Bezieher zu stellen. Görlitz  , den!7, Februar 1922. Der vorstand des Deukschnakionale« Srelsvereins Görlitz(Stadt und Land). Diese deutschnationalen Landwirte haben während des Krieges um des Profites willen dazu beigetragen, das deutsche  Volk und besonders das städtische Proletariat auszuhungern. Sie haben auf diese Art die englische Hungerblockode auf das wirksamste ergänzt und die Niederlage Deutschlands   mitver- schuldet. Heute aber erdreisten sie sich, von einerNotlage der Landwirtschaft" und von dentödlichen Fesseln" der Zwangs- Wirtschaft zu reden, deren restlose Beseitigung sie bei jeder Ge- legenheit verlangen. Zur gleichen Zeit aber sind sie in der Loge, Nahrungsmittel an die ihren Interessen blind er- gebene Partei unentgeltlich zu lisfern. Die Partei selbst macht sodann als Zwischenhändler ein doppeltes Geschäft da- mit, nämlich ein materielles und ein politisches. Diesen Fall, der übrigens keineswegs einzig dasteht, denn wir haben schon wiederholt über ähnliche Vorzugsbelieferungen deutschnationaler Parteimitglieder berichtet, wird man sich in- dessen merken: besonders wenn die Aararier es wagen sollten, gegen die von der sozialdemokratischen Fraktion geforderte Erhöhung deL Umlagesolls zu protestieren. Aus den Schwindel dernolleidenden Landwirtschaft" fällt sobald keiner mehr herein!_
Severins gegen polizeibeamtenstreikrecht. Der preußische Minister des Innern, Genosse S e v e r i n g, hat an die Polizeibeamtenverbände«ine Verfügung erlasien, in der er anläßlich der jüngsten Streiks zu den Pflichten der Beamten im allgemeinen und der Polizeibeamten im besonderen Stellung nimmt. Es heißt darin, daß den Beamten ein Streikrecht grundsätzlich nichtzugebilligtwerden kann, daß aber auch eineN e u- t r a l i t ä t" oder gor eineSympathiekundgebung" zu- gunsten einer der streikenden Parteien in wirtschaftlichen Kämpfen eine Verletzung der Beamtenpslichten darstellt.. Ein Aufgeben dieser Grundlage, auf der Reichs- und Staatsregierung stehen, würde das Ende des Berufs beamtentum» de- deuten. Der Minister fordert in Anbetracht seiner Bemühungen, die gesamte Polizeibeamtenschaft in ihren Rechten und in ihrer wirt- schafllichen Lage unablässig zu fördern, von allen Verbänden, denen Polizeibeamte angehören, eine zweifelsfreie Feststellung dieser Grundsätze in ihren Satzungen. Weiter wird in der Verfügung gesagt, daß besonders ln Zelten polilischer Span- nung darauf gehalten werden muß, daß die Verbände sich jeder Einwirkung auf die Tätigkeit der P 0 liz e i b e h S r- den und Beamten zu enthalten haben. Alle Anordnungen über Einsatz und Wirken der Polizei, wie über Pflichten und Aer» halten ihrer Beamten ist ausschließlich Sache des Ministers de» In- nern.Weisungen" oder Verhaltungsmaßregeln von anderer Seite sind Anmaßungen, die jedes weitete Verhandeln und Zusam- menarbeiten der Verbände mit dem Ministerium unmöglich machen würden.
Sann man jemanden gegen seinen Willen hypnotisieren? Die Hypnose mit dem Einverständnis des Patienten gelingt fast immer und Ist Voraussetzung für jeden Teilerfolg. Man kann auch ohne den Willen des Patienten, aber sehr selten gegen seinen Willen hypno- tisieren. Dies ist nun dem Hamburger Arzt Dr. Eosta in einem interesianten Fall gelungen, über den er in derDeutschen Medizi- Nischen Wochenschrift" berichtet. Es handelte sich um seinen Bruder, der sich von ihm hypnotisieren ließ, aber dabei die Absicht hatte, sich nur zu verstellen und ihn damit anzuführen.Don dieser Absicht wußte ich gar nichts," erzählt Costa.Ich begann mit meiner Unter- suchung in stehender, dann liegender Lage,>n Anwesenheit meines Schwaners und ging bald zur Derbalfuggestion über. Als ich die Symptome der Tiefenhvpnose bemerkte, ließ ich seine Frau und unsere Schwester aus dem Eßzimmer holen und zeigte ihnen die vorhanden« Starre. In dem Augenblick begann meine Schwester herzlich zu lachen, was mit meinem Bruder verabredet war. Aber der Patieyt lochte nicht, und seine List war nicht gelungen. Ich wußte noch immer nicht, was das Lachen bedeuten stillte. Da der Hpnotisiert« ein Rägelkauer war ging ich zu therapeutischen Maßnahmen über: ich habe ihm die entsprechende Suggestion gegeben und ihn von dieser üblen Gewohnheit befreit. Der posthypnotische Befehl, an den Nägeln nicht mehr zu kauen, wurde für diesen und die nächsten Tage verwirklicht. Als die Hypnose zu Ende und er wach gerufen wurde, zeigte er sich aufgeregt und weinerlich und sagte in fragendem Ton: Ich habe asio wirtlich geschlafen?" Von den Experimenten wußte er gar nichts. Das Gelingen der Hypnose wider den Willen führ« ich zurück auf mein Unwisien von den Absichten des Patienten und daher auf meine starke Konzentration, den Hypnoseversuch durchzusetzen." Deutsche   Walflschsäger von einst. Der in der Unterelbe vor kurzem gesangen« Wal   erinnert dvran, daß im Dezember 1917 Wal- sisch« in der Lübecker Bucht   gesichtet worden sind und da, an den pommerschen und holsteinischen Küsten, ja sogar in der Kieler Förde  und im Kurischen Haff Walfisch« gesichtet und erlegt wurden bzw. gestrandet sind und daß Wal  « schon bi» weit stromauf in die Elbe  . die Ekser und den Rhein   eingedrungen sind, in letzterem sogar bis last nach Basel   hinaui. Sehr oft kamen die Wale in früheren Zeiten on die deutschen   Nordseeküsten, deren Bewohner eifrige Walfifchjöger waren. So berichtet die bremisch« Geschichte, daß die Fischer der Unterweser   bis in die Grönländischen Gewässer auf Walsiichjagd ausgezogen sind Dasselbe berichtet die Chronik von Helgoland   und die E m d e n e r Geschichte. Zur.Hansa- zeit zogen deutsch  « Nordseefi!»er nicht nur auf die Walfifchjagd bis hoch in die nördlichen Gewässer, sondern sie jagten dort auch auf Seehunde und Pelztiere. Bedeutend« Walfifchjäger waren die alten Borkum er. Dort, wo sich die ältesten Ansiedelungen auf dieser Insel rinden, steht der Fremde zu seiner Verwunderung vor den «Iren, au« Walsifchkinnladen gebitdet«, Umzäunungen, die aus der Zeit von 1715 bi, 1752 stammen und Zeugnis davon ablegen, daß die Fischer drr friesischen Inleln noch im 15. Jahrhundert aus Wal  ? gejagt haben. Do? Gegenstück zu diesen seHicmen Zäunen stellen die verwitterten Waliischtnochen �dar, die neben dem Durchgang zum -weiten Hofe des Slettincr Schlosies hängen und von einem Wal- fisch stamme», der i» alten Zeiten an der pommerschen Küste ge» pra»d»t ist....
Monarchisten und prästdentenwakl. Hamburg  , 17. März.(Eig. Drahtbericht.) Trotz der deutsch  . national«» Agitation zur Reichspräfidentenwahl scheint man in den Kreisen der Hergt und Helsferich doch wenig Zuversicht- lich zu sein. In der am Freitag erschienenen Nummer derHam- burger Warte" finden wir folgende Auslassung ihres Herausgebers, der als Referent unk Agitator für beide Rechtsparteien in Homburg   tätig ist und zweifellos im Namen weiter Kreise für diese Parteien spricht. Es heißt da: Wir Monarchisten haben die Pflicht, offen auszusprechen, daß ein Präsident, wie wir ihn wollen, lediglich der Platzhal- ter des Äailers sein soll. Da hierfür wenig Begeisterung hervorzurufen sein wird, haben wir mit dem Posten des Reichspräsidenten   gar nichts zu tun. Es ist weder unsere Aufgabe, noch unserer würdig, uns als Monarchisten an der Wahl des Reichspräsidenten beteiligen, vielleicht sogar einen der unsrizen für kiesen Posten in Aussicht zu nehmen. Darum kann. wenn wirklich«in Tag für di« Neuwahl des Reichspräsidenten ausgeschrieben werden sollte, die Parole für uns Monarchisten nur lauten:Stimmenthaltung"." Es ist kaum anzunehmen, daß nur dem Fuchs in derHamburger Warte" die Trauben der Reichspräfidentenwahl zu sauer sind. Das Geständnis der unentwegten Monarchisten, einer der ihren könne an Eberts Stelle nur den Platzhalter für den Mann von Ame- rangen darstellen, wirk man sich zu merken haben.
Reformismus in der KRPd. Wir haben lcbon kürzlich mitgeteilt, daß sich die KAPD.  , da« link» von der KPD. siebende Grüppchen, in einem Spaltung«- Prozeß befindet. Es bestehen zurzeit zwei Hauptouischüsie dieser Partei  ", die sich gegenseitig mit Fluglchriften bombardieren. Der au« der Berliner Opposition bervorgegangene HauptauSschuß fordert seine Anhänger auf, die Trabanten der anderen Richtung, wo sie erscheinen, hinauszuwerfen. U. a. klagt er:.Der ausgeschlossene Emil Goch fährt im Reiche umher, um für seine Person und seine Freunde Propaganda zu machen. Sie versuchen dabei mit allen Mitteln, uns und den oppositionellen Bezirken in lügenhafter Perdrehung Reformismus   vorzuwerfen, um dadurch ihre eigene Politik des maßlosen persönlichen Ehrgeize« zu ver- decken I" Allo auch schon in der KAPD  ..Reformismus  ' l Ja, wo ist man denn überhaupt noch sicher?
Sevorstehende Postverteuerung. Zum 1. April noch keine Erhöhung. Die kürzlich beschlosienen Gehalt«- und Lohnerhöhungen sowie die damit in Verbindung stehende starke Steigerung aller Material« preise zwingen, genau so wie die Verwaltung der Reichseisenbahnen auch die Postverwaltung zu einer gründlichen Nachprüfung darüber, wie die erhöhten Aufgaben mit den Einnabmen in Uebereinstimmung gebracht werden können. Inwieweit eine Steigerung der Einnahmen durch Erhöhung der Tarife erzielt werden soll, steht noch nicht sest. Man will erst Erfahrungen sammeln über die letzte Tariferhöhung. Zum 1. April soll die Erhöhung noch nicht kommen. Kampf um die Schulreform. Im Dildungoausschuß des Reichstage» bestritt am Freitag Abg. Marx(Z.j, daß in der Verfassung im Artikel 145 ein Wert. urteil über die verschiedenen Schulen abgegeben wird und stellte den Antrag, in Z 1 des Reichs-Schulgefetzes festzulegen, daß die Volks- schulen Gemeinschaftsschulen oder Bekenntnisschulen oder weltliche Schulen siyd. Abg. Schreck(Soz.) bemerkte, daß die Verfassung eindeutig angibt, daß die Regel die Gemeinschaftsschule ist. Die Erziehung zum Staatsbürger ist die Voraussetzung für alle Bildungsaufgaben. Weil die Gemeinschastsschule die Regel ist, so ist zu fordern, daß Bekenntnisschulen und bckenntnissreie Schulen in jeder Gemeinde nur neben der Gemeinschaftsschule und nach näherer Bestimmung dieses Gesetzes errichtet werden. Abg. Weiß (Dem.): Die vom Abg. Marx entwickelten Anschauungen entsprechen nicht dem Wortlaut und Sinn der Derfasiung. Eine Gleichwertigkeit der Schulen darf aus Art. 145 nicht herausgelesen werden. Der Wille des Staates muh dem Willen des Erziehungsberechtigten über- geordnet sein. Abg. Loewenstein(USP.): Die Bekennt- n i s s ch u l e ist eine Ausnahmeschule, welche besonders er- richtet werden muß. Beim Inkrafttreten des Gesetzes müßten grund- sätzlich alle öffentlichen Voltsschulen als gemeinschaftliche Schulen oetrachtet werden. Die nach Konfessionen getrennt bestehenden Schulen müssen in gemeinschaftliche Schulen umgewandelt, dürfen also nicht als Bekenntnisschulen fortgeführt werden. Abg. Frau Lang-Brumann(Bayr. Dp.) befürwortet den Zentrumsantrag, der Gleichwertigkeit der Schulen foroert. Staatssekretär Schulz führte den Nachweis, daß der dem Reichstag vorgelegte Gesetzentwurf, der im Verlaufe der Verhand- lungen wesentlich geändert ist, mit der Reichsverfassung in Einklang steht. Es ist nicht zweifelhaft, daß nach dem Schulkompromiß die Gemeinschaftsschule die Regel bildet. Bekenntnis- und weltliche Schulen dagegen abweichende Schularten darstellen, was 8 1 des Gesetze» darlegt._ das große Zoe wird teurer. Der HauptauSschuß k«S Landtag» beschäftigte sich am Donner«- tag mit dem Elat der Lotterieverwallung. In der Besprechung wurde di« Erböhung de» PreiieS der Lose von 409 auf 6 00 M mit der allgemeinen Teuerung begründet. Der Absatz ist so groß, daß die Nachfrage da« Angebot erheblich ü b e r st e i g t. Man muß daher mit einer neuen Steigerung rechnen. Die Achtellose sollen auch bei den neu zu beschaffenden Losen beibehalten werden. Angeregt wurde ferner, anstatt die böcbsten Gewinne noch mehr zu steigern, besser die mittleren Gewinne zu bedenken. Danach wurde der Haushalt der Lotteritverwaltung genehmigt.
die franzSßschen Sefürchtunaen. Au der gestrigen Kammerrede de» französischen Kriegsministers M a g i n 0 i erfährt MTB.   von unterrichteter Seite: Wenn in dem angeblichen Zusammenhalt der früheren deutschen  Soldaten auf Grund der gemeinsam geleisteten Waffendienste eine Gefahr erblickt wird, so ist dem entgegenzuhalten, daß die über- wältigende Mehrheit gerade dieser Soldaten in den Gewerkschoflen vrgonisierk ist, deren Haltung gegenüber allen militärischen Fragen alles andere als eine Gefahr für den Frieden darstellt. Deutschland  , das übrigens nicht(wie Maginot sagt) 70, sondern ryeniger als 50 Millionen Ein- wohner zählt, bietet �in so vollkommenes Bild der allgemeinen Abneigung gegen den Krieg, der vollkommensten moralischen Ab- rüstung, wie kaum«in zweite» Land d«r Welt. Wenn dies« Stim- mung, die nach der Beendigung de, Kriege» ausnahmslos vor- herrschte, heute da und dort Widerspruch erfährt, so ist dafür nichts andere» der Grund, als die txm deutschen   Softe dauernd bereiteten Demütigungen und Q aalen. für die nicht zuletzt dle Kontrollkommissionen mitverant- wortlich sind. Zu der immer wieder ausgewärmten Behauptung, es würden noch immer Waffendepot? entdeckt, muß nachdrücklichst gesagt werden, daß seit dem 1. Oktober 1921 insgesamt überhaupt nur acht Fäll« von Wafsenfunden durch di« Militärkontrollkommission zur
Kenntnis der deutschen Regierung gebracht sind. Es handelt« sich dabei im ganzen um einige 100 Gewehre, 7 Karabiner, 550 Seiten- gewehre, 12 Flammeawerser und 7 Minenwerfcr, also nicht einmal um einen irgendwie nennenswerten Bruchteil der Bewaffnung etwa des jetzigen deuijchen Heeres. Allerdings kommt hinzu noch der Fall R 0 ck st r 0 h. in dem bekanntlich 159 Mantelrohre und etwa Svv Feldhaubitzenrohre entdeckt worden sind. Dieser Fund war der ein- zige größere seit vielen Monaten, auch er war nicht von militärischer Bedeutung: die R�re trmten größtenteils unfertig, und es ist fest- gestellt, daß ihre Verheimlichung nur dem Zweck der späteren Der- arbeitung als R 0 h st 0 f f e in der fraglichen Fabrik dienten. V!« Kontrollkommission habe dafür gesorgt, daß die früheren Kriegs- Werkstätten die Fabrikation nicht wieder aufnehmen können: die dafür geeigneten Maschinen sind zerskörl und unbenuhbar. Die Frage der Eisenbahngleise im Schwarzwald   ist s» oft schon in ihrer rein wirtschaftlichen Bedeutung klargelegt worden, daß es unverständlich ist, wie darauf wieder zurückgegrisfen werden kann. Was die Zahl der Offiziere der Reichswehr   anlangt, so ent- spricht sie durchaus dem Versailler Friedenstext. Die Organisation des Heeres von 1914 ist völlig zerschlagen. Die Listen und sonstigen Unterlagen sind zum größten Teil vernichtet: soweit noch Listen ver- Händen sein sollten, sind sie völlig wertlos, da sie seit dem Kriege nicht fortgeführt und in Irgendwelche Archive verpackt sind. Daß die Schutzpolizei nicht militärisch organisiert ist, ha: die Regierung in ihrer Rote an General Rollet dargelegt. Die Polizei hat völlig selbständige Instruktionen, die ihrer Ausbildung zu Polizeizwecken dienen, ihr Effektenbestand beträgt insgesamt einschließlich Der- waltungs- und Kriminalpolizei nicht 259 000, sondern nur 160 090 Köpfe. Davon ist nur ein Teil die eigentliche Schutzpolizei. Uebcr die Stärke der Schuhpolizei ist die Kontrollkommission listenmäßig genau unterrichtet. Sie ist etatmäßig auf 99 399 Köpfe vorgesehen. Dieser Sollbestand ist je- doch nicht annähernd erreicht, da das Reichsministerium des Innern die Einstellung in den Polizeidienst vorläufig ge- sperrt hat. Die Behauptungen des französischen   Kriegsministers, wie sie in der Presse wiedergegeben sind, entbehren daher jeder Begründung.
polnische Justiz. Der Hauptschriftleiter de».Posener Tageblatts', Löwen- thal, ist kürzlich vom Posener Kreisgericht wegen«ine» Artikel» über die Vertreibung deutscher Ansiedler wegenAenßeruug polen- feindlicher Gesinnung' zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Obwohl bereits zahlreiche deutsche   Ansiedler zum Ver» lassen ihrer Grundstücke ohne angemeffene Entschädigung gezwungen worden sind, hat der Präsident de« polnischen LaiideSamt», K r a» siewicz, unter Cid jede gewaltsame Vertreibung und Weg- nähme ohne Entschädigung bestritten. Den von Lötventhal ange» boienen Wahrheitsbeweis hatte das Gericht abgelehnt, Der Staatsanwalt äußerte, daß gegen Löwenthal noch 22 andere Prozesse schwebten. Kurz vorher war Löwenthal zu 109 009 M. Geldstrafe verurteilt worden, weil er au« einer polnischen Zeitung einen Artikel angeblich polenfeindlichen Inhalt» abgediuckl hatte. Di« polnische Zeitung selbst ist nicht bestraft worden.
Streikbewegung in polen  . Danzig  . 17. März.(TU.) In Posen und ebenso in Graudenz  ist gestern infolge der Richtbewilligung der Teuerungszulagen der General st r e l t ausgebrochen. Es steht zu befürchten, daß der Ausstand auf sämtliche Betriebe außerhalb der Stadt Posen über- greift. Roch einer Meldung derRzeczpospolita" ist die Strerklage in Posen sehr ernst. Die Waggonfabrik von Ostrowo   soll sich zu einer Lohnerhöhung von 26 Proz. verstanden haben. In Graudenz  breitet sich der Streik weiter aus. In Inowrazlaw   kam es gestern zu Unruhen. In Znin   brach gestern«In Streit der Metallarbeiter au». In Bromberg   fand ebenfalls gestern ein« große Arbeiterver» sammlung statt, die sich für den Generalstreik entschloß. In der großen polnischen Papierfabrik in Bromberg   streiten bereits seit gestern 499 Arbeiter. In Arbeitgeberkreisen soll Neigung bestehen, die Forderungen der Arbeiter zu bewilligen. In Lodz   ist ein Streik der Mechaniker, Maschinisten und Monteure ausgebrochen, der zur Stillegung verschiedener Betrieb« geführt Hot. In Lemberg   sind die Setzer in den Streik getreten: die Verhandlungen über die geforderte 25prozentige Lohnerhöhung dauern an.
Negerunruhen in Gftafrika. Aus Nairobi   in Britifch-Ostafrika wird gemeldet: Infolge der am 16. März ersolgten Verhaftung des Aufwieglers Thutu drangen etwa 1999 Eingeborene vom Stamme der Kikuyus in Nairobi   ein und forderten die Freilasiung Thutus. Es entstanden Unruhen. Die Menge hielt die Sänften an und zwang die Euro- päer, zu F u ß zu gehen. Es gelang der bewaffneten Polizei nicht, die Menge zu zerstreuen. Eine spätere Meldung lautet: Die Eingeborenenbewegung hat sich verschärft Ein« große Anzahl Eingeborener aus dem I n- nern sowie eingeborene Hausarbeiter haben sich der Be- wegung der Kikuyus angeschloffen. Sie versammelten sich am Bahn- Hof und beim Polizeilager. Die herbeigerufenen Truppen gaben Feuer und zerstreuten die Eingeborenen, von denen etwa 20 g e- tötet und 30 verletzt wurden. Harke Strafe für verlhelol. Der frühere Generalsekretär de» kranzöstichen Auswärtigen Amte», Philippe Bert Helot, der in de» Skandal der verlrawten C b i n a b a n k verwickelt nnb zurück. getreten war, obwohl ihn Briand   lange gehalten hatte, mußte v-r einem D i s z> v l i n a r r a t erscheinen. Der Ministerrat hat aus Grund de» Gutachten« diesxr Instanz seine AmtSluZpen. dierung für die Dauer von zebn Jahren verfügt, wa« für den bald 50jäbrigen Beamten im Boticha'terrang mit einer end- gültigen Entfernung au« der diplomaltichen Karriere gleichbedeutend.' ist. Dieses strenge Vorgehen ruft vielfach in Frankreich   Erstaunet, hervor und kann als ein Versuch PoincaraS auigekaßt werden, auf dem Rücken Briand  « drr clemencistifchen Gruppe Konzeistoneie zu machen. Bei der Lnkerhcms-Ikachwahl in Cambridge   siegte der un- abhängige konservative Kandidat Sir Douglas Newton mit 10 597 Stimmen über den Arbeiterkandidaten, der 5945 und über den um- abhänfzigen Liberalen, der 5429 Stimmen erhielt. 1915 hatte der Koolitionsunionilt 11 555 und der Lrbeüerkandidat 5759 Stimmen erhalten. Die Wahl zeigt also starken Stimmengewinn der Oppo- sition, die mit einem gemeinsamen Kandidaten oder wenn es in England Stichwahl gäbe, gesiegt hätte. Damit Karl hobsburg nlchl hungern braucht, hat ihm die un- garische Reaierung den ganzen Betrag der in Rumpfungarn vor- handenen Liegenschaften de» Habsburgischen Familienbesitzes in Höhe von 5 Millionen Kronen zur Verfügung gestellt. latsona Leonkjesf, die 1905 im Hotel Jungfrau inInterlnken den Kurgast Müller aus Pari, erschoß, den sie für den zarischeu Minister Durnawo hielt, und deshalb zu vier Iahren Zuchtbaus»er- urteilt wurde, ist in einer Schweizer   Irrenanstalt gestorben. Eine neue ameritanifche Zeiwng in Berlin  . Heute wird hier zum ersten Male eine neu« Zeitung in englischer Sprache erscheinen. derDaily Herald". In der Redaktion befinden sich wehrcr? ameri- kaniscbe Journalisten. Sie will sich hauptsächlich an die in Europa  zum Besuche weilenden Amerikaner wenden. Der Preis beträgt fünf Mark pro Nummer.