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den Erwerbsquellen der großen Wirtschastsunternebmungen einen substanziellen Anteil zu verschaffen, der es berechtigt, den Ertrag seiner Quellen in der Höhe seines Anteils ein- zuziehen und zu kapitalisieren. Das Reich wäre dann nicht mehr bloß auf Steuererträge angewiesen, die durch Rechen- künste desto leichter erniedrigt werden können, je ertragreicher und je komplizierter das Unternehmen ist, es wäre wie jeder andere Mitbesitzer privatrechtlich gegen Rechtsminderung, strafrechtlich gegen Betrug geschützt. Seine Einnahmen aus dieser Quelle würden ebenso automatisch fließen wie die son- stiger Aktien- oder Hypothekenbesitzer. Dieser Grundgedanke ist einleuchtend. Aber für die prak- tische Politik handelt es sich nicht darum, immer wieder papageienmäßig ein Schlagwort auszustoßen, sondern dem Gedanken praktisch brauchbare Formen zu leihen. Solche sind bisher nur für Aktiengesellschaften gefunden wor- den und für solche Unternehmungen, die sich leicht in Aktien- gesellschaften verwandeln lassen. Darüber hinaus stößt die Durchführung auf Schwierigkeiten. Vorschläge zu ihrer prak- tischen Ueberwindung sind auf jeden Fall nützlicher als ge- dankenloses Schimpfen über die Sozialdemokratie, die die Er- fassung der Sachwerte noch immer nicht durchgesetzt hat. Die Verabschiedung der Finanzreform ist von den elf Kommunisten, die im Reichstag übrig geblieben find, bis zum Schluß mit ihren Jndiancrtänzen begleitet worden. Es gibt gewiß nicht viel Arbeiter, die glauben, daß durch ein solches Treiben ihre Interessen vertreten werden, aber die wenigen, die es gibt, sind ob ihrer politischen Unwissenheit zu bedauern. Da die komiMnistischen Skandalmacher über die Reform der deutschen   Reichsfinanzen keine eigene Gedanken baben, sich darüber auch wohl nicht den Kopf zerbrechen, haben sie die sozialdemokratische Forderung nach Erfassung der Sach- werte aufgegriffen und zu einem Fetisch ausstaffiert. Ueber- flüssig zu sagen, daß auch die Erfassung der Sachwerte an dem Grundcharakter der kapitalistischen   Gesellschaft nichts ändern kann, und daß auch sie die Erhebung von Verbrauchssteuern keineswegs entbehrlich machen würde. Indem' die Sozialdemokratische Partei  , unbeirrt durch jenes theatralische Toben� das Notwendige tat und die Jnter- essen des arbeitenden Volkes mit nüchternem Blick auf dem Boden der gegebenen Tatsachen wahrnahm, hat sie von neuem ihren Mut zur Verantwortung bewiesen. Sie steht fest und geschlossen zu ihren Taten, bereit, sie vor den Massen zu verteidigen und dessen gewiß, daß sie bei ihnen Verständnis finden wird, so wie das bisher noch bei allen großen Eni- scheidungen, die sie mutig austrug, der Fall gewesen ist.
Lärm um Lichterfelüe. Schlust der Besprechungen im Landtag. Im Preußischen Landtag wurde am Dienstag die Debatte über Lichterfclde zu Ende geführt, ohne sachlich etwas neues zu bringen, dabei aber eine jener Lärmszenen, an denen die Geschichte des Hauses nun ziemlich reich ist. Nachdem zuerst der kommunistische Abgeordnete Charpentier die Be- strafung der Lichterfelder   Kadetten als viel zu milde bezeichnet hatte, sprach der unabhängige Abgeordnete Dr. Cohn über das falsche Erziehungssystem der Kadettenanstalt. Es werde hier nicht Mut gezüchtet, sondern moralische Feigheit, Furcht vor der Verantwortung, wie sie gerade die Erinnerungs- bücher Ludendorffs deutlich erkennen ließen. Bei diesen Worten erging sich die Rechte in wüsten antisemiti- s ch e n Zwischenrufen, die auf der Linken große Eni- rüstung erregten und den Abg. Meier- Berlin(U. Soz) der- anlaßten, mit geballten Fäusten gegen die Rechte loszugehen. Doch kam es zu einer Schlägerei nicht, nur der durch seine Wurfkundigkeit berühmte Kommunist S ch u l z-Neukölln mußtd diesmal ein Aktenstück nach der Rechten hinüberschleudern. Nur mit Mühe gelang es dem Präsidenten Lcinert, die Ord- nung wiederherzustellen. Der Demokrat Otto als letzter Redner zog aus der Debatte die richtige Schlußfolgerung, daß von den Vorwürfen der Deutschnationalen gegen den Minister
auch gar nichts ubrtggebkieben sei. Da Anträge nicht gestellt waren, endete die Besprechung ohne Beschlußfassung. Danach wandte sich die Debatte ruhigeren Gegenständen zu, nach Erledigung einer Anfrage des Genossen Stamer über Hochwasserschäden wurde die Etatsberatung beim Haushalt der G e st ü t s v e r w all t u n g fortgesetzt. Als Redner der Sozialdemokratie kritisierte Genosse Peters- Hochdonn scharf die Geldverschwendung, die für die Gestütsverwaltung betrieben wird. Diese kostet 40 Millionen Mark Zuschuß. Das Geld könne besser für sozialpolitische Zwecke verwendet werden. Weiter richtete Genosse Peters scharfe Angriffe gegen den Grafen Lehndorff, der z. B. dem bekannten Herrn von Oldenburg-Januschau   auf Grund verwandtschaftlicher Beziehungen ungerechtfertigte Vorteile verschafft habe. Die Weiterberatung wurde auf Mittwoch 12 Uhr vertagt.
Hose verhauen! DieDeutsche Tageszeitung" gegen Severing  . DieDeutsche Tageszeitung" findet immer neue Gründe, sich an dem preußischen Innenminister, Genossen S e v e r i n g, zu reiben. Jetzt behauptet sie zunächst, daß sie die Pläne des kommunistischen   Märzaufstandes schon im Februar 1921 ver- öffentlicht habe. Damals seien diese Pläne für Schwindel er- klärt worden, aber drei Wochen später sei der mitteldeutsche Aufstand genau nach diesen Aufmarschplänen ausgebrochen. Merkwürdig, in dem preußischen Unter suchungs- a u s s ch n ß, der sich feit einem Jahr mit der Erforschung des mitteldeutschen Aufstandes befaßt, hat k e i n d e u t s ch n a t i o- n a l e r Abgeordneter diese Feststellung getroffen. Es wäre ihm auch wohl schlecht bekommen, denn sämtliche sach- verständigen Zeugen stimmten darin überein, daß beim mittel- deutschen   Aufftand weder eine rote Armee noch Aufmarschpläne in die Erscheinung getreten sindl Aber noch eine weitere Beschwerde hat das Agrarierblatt: Vor einigen Monaten erfolgte die Veröffentlichung des Materials, das man der trefflichen Frau Zetkin   abgenommen hatte, mit den intereffanten Enthüllungen über die Rolle der kom- munistifchen Abgeordneten im Märzaufstand. Dieses Material lag seit dem Zuni sorgsam verwahrt an amtlicher Stelle. Jetzt ver- öffentlichen diePolitisch-Parlamentarischen Nachrichten" Einzel- Helten über die Finanzierung der Kommuni st en durch Moskau   und über die Art ihrer Propaganda. Alles Dinge,!?>e lange von der rechtsstehenden Presse mitgeteilt worden sind. Es bleibt nur die Frage: Was haben die amtlichen Stellen, die über diese Wissenschaft ebenso verfügten wie die rechtsstehenden Zeitungs- leute, mit ihren Kenntniffen gemacht? Anscheinend gar nichts. Insbesondere Herr Karl Severing   scheint wieder dabei zu sein, irgendein Geschwür ausreifen zu lassen. Im blinden Eifer des Gefechts hat dieDeutsche Tages- zeitung" ganz übersehen, daß im Juni 1921 Karl SeveringgarnichtpreußischerJnnenminister war, sondern daß damals bis noch weit in den Herbst hinein das Kabinett des von der ganzen Rechten und speziell der Deutschen Tageszeitung" vergötterten Herrn S t e g e r- wald über Preußen regierte! Die Veröffentlichung des Zetkin-Materials erfolgte, wie bekannt, solange nicht, als der Oberreichsanwalt gegen eine Veröffentlichung war, um die Untersuchung nicht zu gefährden. Die jetzigen Veröffent- lichungen der PPN. sind in dem Zetkin-Material über- Haupt nicht enthalten gewesen. Woher die PPN. sie haben, wissen wir nicht. Nach Ansicht derRoten Fahne" stammen sie von Mitgliedern der kommunistischen   Ar- beitsgemeinschaft. Von den gesamten Behauptungen derDeutschen Tageszeitung" bleibt somit nichts, aber auch gar nichts übrig. Und wenn etwas übrig bliebe, würbe es nicht auf Severing  , sondern auf Herrn Stegerwald fallen. Wir kondolieren zum Reinfalll
Ein Offizier der Kontrollkommission vermißt. Noch einer Mit- teilung der Interalliierten Ueberwachungskommission an das Aus­wärtige Amt ist anzunehmen, daß der in Hamburg   stationierte eng- tische Leutnant Shipman vermißt wird; man forscht nach ihm.
ihren Suchern sollt ihr sie erkennen... , Von Theodor Thomas. Seit Jahren fahre ich fast regelmäßig um dieselbe Zeit mit der Straßenbahn. Da gibt's sich von selbst, daß der Mensch allerlei Be- kanntschaften macht. Ich beobachte jedes Jahr die kleinen Jungen und Mädels, wenn sie das erstemal in die neue Stelle fahren, wie sie dann nach und nach die Köpfe höher und höher tragen, mit siebzehn Iahren oft schon eine Bekanntschaft haben, mit der sie flanieren. Dann steht man sie in allen Lebenslagen, bis sie eines schönen Tages einen Ring tragen. So geht das Jahr für Jahr mit wechselnden Ge- sichtern. Aber noch eins beobachte ich. Was meine Straßenlbahnbekannten lesen. Da sehe ich fast jeden Morgen ein Rähmädchen seit 1919, das regelmäßig wie ein Uhrwerk so einen alten Schmöker, fettig und zerfranst, aus der Manteltasche zerrt. Mit wahrer Gier ganz gleich, ob sie steht oder sitzt oerschlingt sie die Buchstaben. Als 'junges Ding las sie richtiggehende Schundliteratur jetzt hat sie sich schon zur Eouths-Mahler und ähnlichememporgelesen". An der nächsten Holtestelle steigt ein anderes' Fräulein ein. Die liest-nur gute Bücher. In den vier bis fünf Iahren, wo wir uns morgens treffen, habe ich schon Raabe, Storm, Möricke. Haupt- mann, fjebbel und andere durch ihre Hände wandern sehen. Man sieht es ihrem durchgeistigten Gesicht an, daß sie nur Allerbestes zu sich nimmt, auch ihr Auftreten zeigt das geistig regsame, fein durch- gebildete Mädchen. Welch ein Unterschied zwischen diesen beiden ist, läßt sich gar nicht sagen. Aus jeder Bewegung guckt bei der Näherin das Flalierhafte, Zerfahrene heraus die andere adelt ein schlichtes, gütiges Gesicht.. Nun ober steigt einer ein, mit dem ich auch sckon ein halbes Dutzend Jahre fahre. Der kennt überhaupt nur ein Ideal: Schauer- romaugeichichten. Das Höchste ist ihm die Verbrecherwelt. Er selbst ist ein schwaches Kerlchen, aber er muß etwas für seine Phantasie tun. Sie. läßt ihn vergessen, an seiner Haltestelle auszusteigen, so fest hat er sich von seinem Detektiv fangen lassen. Er schrickt ördent- lich zusammen, wenn er aus der Lügenwelt wieder in die natürliche Umgebung zurückschnellt. Ab und zu liest er auch eine Fußball- zeitung oder Sportnachrichten. Aber das ist schon viel, schnell greift er wieder zum Sherlock-Holmes  , um in Berliner   oder Londoner  Spelunken Gastrollen zu geben. Ich sagte ihm kürzlich, er solle doch nicht solchen Schund lesen. Da sah er mich milde lächelnd an und sagte:Ja, es ist aber ein guter Schund." Da kannste nichts machen. Ich kann sie nicht alle vorstellen, nur das eins muh man sagen, die Mehrzahl hat für gute Lektüre leider noch kein Verständnis. Immer und immer wieder stehst du den Schund in hundert Variationen auftauchen. Da tut es einem wohl, wenn man in den Händen der Fahrgäste Reymond, Epth. Gorki, Dickens  , Tolstoi  , /sahn usw. findet, wie z. B. der Tischlerlehrling a. D., der längst Geselle und jetzt verheiratet ist, der in den Iahren, in denen wir uns regelmäßig trafen, mit wahrer Andacht fast die ganzen Klassiker und ebenso dieArbeiter-Juaend" durchlas, den ich öfter mit Büchern aus derKleinen Bibliothek" von Dietz in Stuttgart   traf und dessen Entwicklung ich fast miterlebt habe.
Immer aber freilich mit gewissen Einschränkungen habe ich bestätigt gefunden, daß jeder nach den Büchern den Menschen beurteilen kann. Nicht nach einem Buch, aber nach dem dritten, vierten Schmöker bist du im Bilde. Darum beachtet mal in den j nächsten Wochen eure Umgebung: Seht zu. was sie für Bücher aus den Taschen zieht. Mit ziemlicher Sicherheit werdet ihr finden, daß mit dem besseren Buch auch der ganze Kerl gewinnt, der es in den Händen hat. Mit der Zeit färbt eben jedes Buch ab, wenn auch nicht mit mathematischer Sicherheit festzustellen ist, wie groß der Einfluß der Bücher ist, besser oder schlechter macht im gewissen Sinn alles/ was wir lesen. Meine Strahenbahnbekannten sind der beste Beweis dafür.
Einstein im fsllm. Im Nfa-Theater am Nollendorfplatz wurde einem geladenen Zuschauerkreis zum erstenmal der von Hans Korn- blum geschaffene FilmDie Grundlagen der Einstein- schen Relativitätstheorie" vorgeführt. Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß eine wagemutige junge Gesellschaft die Colonna- Film-Gesellschaft es unternimmt, den Lehrfilm großen Stils zu schaffen. Wir wünschen von Herzen, daß ihren Plänen dereinst voller Erfolg beschieden sein möge. Dem ersten Versuch kann ein solcher nicht zuerkannt werden. Zunächst möchte ich eines als Motto für künftige Arbeit empfehlen:In der Kürze liegt auch des Filmes Würze, wenigstens dann, wenn der Film, wie bei dem gewählten Thema, nur Hilfsmittel des Vortrages sein kann. 2999 Meter Trick- Zeichnungen verwirren und lenken die Aufmerksamkeit vom Vortrag ab. Gesprochenes Wort Erläuterung am Film und wieder gesprochenes Wort das ist der rechte Rhythmus für ein Unter- nehmen, welches so abstrakte Dinge, wie die Relativitätstheorie, klar machen will. Hier liegt also auch das technische Problem: Zahllose kurze Filmstückchen und dazwischen längere Pausen, damit der Vortragende in Ruhe auf das Kommende vorbereiten kann. So aber rollt der Film unentwegt'und zwingt den Sprechenden in seine atemlose Hast. Ein gnädiges Schicksal bewahre uns vor einerBolks- bildung", deren Tempo durch Maschinen vorgeschrieben wird. Die mühevolle Arbeit Kornblums ist durch solche Kritik noch nicht ver- loren. Im einzelnen wurde sehr Gutes geschaffen. Aber man lasse unbarmherzig die Schere walten. Ein typisches Beispiel sagt mehr als zehn. Namentlich der erste Teil des Films, der bekannte Dinge bringt, verträgt starke Kürzungen. Wird so verfahren, so sind wir um ein wertvolles Hilfsmittel der Volksbildung reicher. V. E. Karl Habsburg so nannten wir den jetzt verstorbenen Ex- kaiser von Oesterreich  , pflegten doch er und die Seinen sich als Habs- burger zu bezeichnen. In Wirklichkeit hatten sie auf diesen Namen ebensowenig Anrecht, als unsereiner sich Müller nennen wollte, weil seine Ur-ur-ur-urgroßmutter eine geborene Müller war. Tatsäch- lich sind die Habsburger   im Namensstamm schon 1749 mit Karl VI.  , Kaiser von Deuffchland, ausgestorben. Seine Tochter Maria Theresia  war mit Franz Stephan  , Herzog von Lothringen  , verheiratet, und mit Ihm kam 1743 das Haus Lothringen-Toscana auf den deutschen  Kaiserthron. Aus ihm sind die österreichischen Kaiser hervorgegangen. Eine auffallende Erscheinung ist, daß jeder von ihnen der erste und letzte seines Ramens auf dem Thron blieb. Auf Franz I.   folgte 1833! sein Sohn Ferdinand I.  , auf ihn, als er 1843 injolge der Revolution'
veröäcbtigung statt Entgegnung. Auf unsere Feststellung über die Geldquellen der KPD.  wußte dieRote Fahne" nur mit einer Retourkutsche zu ant- worten: Die SPD.   solle einmal ihre Bücher öffnen, um zu zeigen, mit wessen Geldern sie ihre Wahlagitation seit 1918 bestritten habe. Man roch dieser absichtlich j o all­gemein w i e möglich gehaltenen Verdächtigung so deutlich die Verlegenheit ihrer Urheber an, daß wir es m- nächst für unnötig hielten, darauf zu antworten. Dr nun aber die gesamte Rechtspresse sich auf diesen Bissen stürzt und den Faden der Verdächtigung weiter spinyt, so sei doch hier einiges gejagt Zunächst ist es ja eigentlich Sache des V e r d ä ch t i- g e r s, feine Behauptungen, wenn nicht zu beweisen, so doch mindestens so klar zu formulieren, daß man im ein­zelnen darauf antworten kann. In diesem Falle können wir den Herrschaften aber auch ohne das den gewünschten Be- scheid geben: Die Bücher der Sozialdemokratie haben offen gelegen und liegen jederzeit offen. Die ; in Hunderttausenden von Exemplaren gedruckten Parteitags- berichte enthalten ganz genaue Abrechnungen über die Herkunft der Parteigelder, unter denen auch kein Pfennig ist, dessen Quelle zu verschweigen wir Ursache hätten. In der Oeffentlichkeit sind früher allerdings mit Bezug auf bestimmte Personen Behauptungen aufgestellt worden, daß diese der Partei große Geldsummen hätten zufließen lassen. In einer ganzen Reihe von Prozessen ist aber durch eidliche Aussagen der sozialdemokratischen Parteivor- standsmitglieder erwiesen worden, daß diese Personen der ! Partei keinen Pfennig gegeben haben. Ebenso ist die Behauptung eines deutschnationalen Sensationsblattes, daß die Gelder der ehemaligenLudendorff-Spende", jetztVolks- spende für Kriegsbeschädigte", zur sozialistischen   Wahlpropa- ganda verwendet worden wären, sofort als plumper Schwindel entlarvt worden. Der Fortsetzung dieses kommunistisch-monarchistischen Feldzugs können wir daher mit Gelassenheit entgegensehen.
WirtscbaKsschulen in Serlin unü düstelüorf. Bereits im Jahre 1919 hat die sozialdemokratische Landtags- fraktion die Einrichtung besonderer wirtschaftlicher Mittelschulen, sogenannter Wirtschaftsschulen, verlangt, um den aufsteigenden Kräften aus den Kreisen der werktätigen Bevölkerung und der A n g est e l l t en s ch af t die Beteiligung an der berufsmäßigen Verwaltung sozialer und wirtschaftlicher An- gelegenheiten zu ermöglichen. Die für die Errichtung der Schulen und die Besoldung der Lehr- kräfte erforderlichen Mittel sind inzwischen vom Preußischen Land- tage bewilligt worden. Auch hat die schwierige Frage des Unterhalts der Teilnehmer während der Ausbildungszeit eine einiger- maßen befriedigende Lösung gefunden. Ferner haben die beteiligten Gemeinden die erforderlichen Räume nebst Einrichtung zur Ver- fügung gestellt. Der Handelsminister, Genosse Siering, war daher in der Lage, die Eröffnung zweier Schulen zum 2. Mai, und zwar in Berlin   und Düsseldorf  , in Aussicht zu nehmen. Als Leiter der Berliner Schule wurde der Privatdozent an der Universität Kiel   und Assistent am Institut für Seeverkehr und Welt- wirffchaft Dr. Hermberg berufen, als Leiter der Düsseldorfer Schule der Dozent am staatlichen Seminarkursus für Gewerbelehrer in Berlin  , Diplom-Handelslehrer S e e l b a ch. Außer den von den verschiedenen Gewerkschafts richtungen zu entsendenden Schü- lern können auch weitere Personen aus dem ganzen Reichsgebiet unter bestimmten Boraussetzungen auf eigene Kosten an dem Unter- richt teilnehmen. Anmeldungen für die Berliner   Schule sind zu richten an Dr. Hermberg, Fachschule für Wirffchaft und Verwaltung, Berlin-Wilmersdorf  , Stadthaus, für die Düsseldorfer   Schule an Diplom-Handelslehrer Scelbach, Fachschule für Wirtschaft und Ver- waltung, Düsseldorf  , Bilker-Allee 129(Stadt. Flora).
Begnadigungsaktton ln Spanien.  Europa Preß" meldet aus Madrid  , daß infolge der Wiederherstellung der oerfassungsmäßi- gen Garantien am Dienstag 379 politische Gefangene ent­lassen wurden, darunter der bekannte Gewerkschaftsführer Salsa- tore Sogui, der schon 18 Monate in Haft gehalten wurde.
abdankte, sein Neffe Franz Joseph  . Cr hätte sich recht wohl Franz II.  nennen können, zog es aber vor, beide Vornamen zu führen. Sein einziger Sohn, der Kronprinz Rudolf  , wäre ebenfalls der erste seines Namens gewesen, ebenso nach seinem gewaltsamen Ende der neue Thronfolger Franz Ferdinand  , der am 28. Juni 1914 in Serajewo ermordet wurde. Als der alte Franz Josef 1916 starb, war Nach- folger sein Großneffe Karl Franz Josef.  , Viele erwarteten, er würde sich nun Franz Josef II.   nennen, doch nahm er den Namen Karl I.  an, und so ist kein österreichischer Kaiser der zweite seines Namens geworden, und auch Karls ältester Sohn Otto wäre der erste gewesen. Fast sieht es so aus, als habe sie eine abergläubische Scheu vor der Numer 2 beherrscht. Vielleicht im Gedanken daran, daß ihr Ahnherr Franz II.  , der letzte Beherrscher des alten Deutschen   Reiches gewesen war. Solch Aberglaube ist an Fürstenhäusern durchaus nichts seltenes. Das Geheimnis des Vogelzuges. Die rätselhafte Erscheinung des Vogelzuges, mit der wir uns jetzt bei der Rückkehr der gcfie- dcrten Sänger wieder befchäfsigcn, ist viel erörtert worden und hat zu den merkwürdigsten Anschauungen Gelegenheit gegeben. Man nahm einen wunderbaren Ortssinn der Zugvögel an, glaubte, daß sie Mond und Sterne als Wegweiser benutzten, sich bestimmten Windströmungen anvertrauen, ja sogar vom Erdmagnetismus sich leiten lassen. Wir haben aber wohl in diesem Wanderdrang der Vögel einen vererbten Instinkt zu sehen, der sich von Urzeiten her beim Vogel ausbildete Bei manchen Vögeln entwickelte sich die Flugföhigkeit so sehr, daß sie die Reise in erstaunlicher Schnelligkeit zurücklegen: andere wieder haben bestimmte Stationen auf ihrer Reise. Von den Rastorten der Waldschnepfen, die sich in diesem Jahre besonders klar erkennen lassen, erzählt O. o. Holz- hausen imSt. Hubertus". Diese Langschnäbel lassen sich, je nach den Witterungs- und Nahrungsverhältnissen zu ihrer Reise längere oder kürzere Zeit: sie scheinen geradezuvorauszuahnen", wie es in den einzelnen Gegenden aussieht, die sie aus ihrer Wanderung berühren. So unterbrechen die Schnepfen sofort die Fahrt, wenn sich auf Höhenzügen, die sie überqueren müssen, noch winterlicher Frost findet. Ihr Instinkt sagt ihnen, daß sie da oben jämmerlich frieren werden und nichts zu essen finden. Hat aber dann der Frühling den Winter auch aus den Bergen verschlagen, dann geht der Zug unaufhaltsam weiter; die Schnepfen fühlen, daß sie sich durch die unfreiwillige Wartezeit verspätet haben und wollen nun durch schnelleren Flug die verlorene Zeit einbringen. Die vielvcr- breitete Annahme, daß die zungen Vögel von den alten wegkundigen Begleitern auf dem Zuge geleitet werden, ist in vielen Fällen nicht richtig. Ziehen doch bei manchen Vögeln die alten und die jungen Tiere getrennt, und zwar brechen zuerst die Iungoögel auf, die noch nicht so schnell fliegen können und daher längere Zeit für die Reise brauchen. Bei dem diesjährigen Zug sind die Bogel  durch die Verspätung des Frühjahrs schwer betroffen worden. So wurde auch die Reise der Schnepfen durch heftige Stürme stark be- einträchtigt; sie sind offenbor von ihrer Reiseroute gründlich oer- schlagen worden. Nur so erklärt es sich, daß die Langschnäbel erst verhältnismäßig spät und in versprengten Schwärmen an ihren altgewohnten Rostorten eintrafen, wo man sie schon lange erwartet hatte. Aus dieser neuen Beobachtung geht aber zugleich herpor, daß die Schnepfen Zugsiraßen benutzen, die sie bei normalen Wind- und WittcrunZsoerhältmisen zu einer ganz bestimmte» Zeit zu uns