Nr. 161 39.Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Die Sechsjährigen beim Schulbeginn.
Wenn der Frühling einzieht, dann rüstet sich überall in Deutsch stammen, 1917/18 usw. Diese fann man erft von 1923 ab erfaffen land eine Schar fleiner Menschenfinder zum Eintritt in größere Die Folgen dieser Unterernährung zeigen sich, so wie es an die Gemeinschaften, als sie sie bisher fannten. Die Familie gibt ihren Schularbeit gehen soll. Schützling ab in eine neue Welt des Erlebens und Schaffens: die Schule beginnt.
Arm und Reich auf der Schulbank. Was man jedem Kinde als ungeheuren Fortschritt zur Zeit Karls des Großen pries, das ist in der Praxis der vergangenen Jahr hunderte bis auf unsere Lage nie ausgeführt worden. Schon am 1. Schultage wurde das fein ausgeflügelle System der sozialen Staffelung" begonnen, und auch das Grundschulgesetz wird damit noch lange kein Ende machen. Denn erstens hat man noch Zeit mit dem Abbau der Vorschulen, zweitens gibt es auch in Zukunft Standesschulen, sogenannte Familienschulen für förperlich schwache" Kinder finanziell starter Eltern, Einrichtungen, auf die schon jetzt ein großes Angebot ist. Auch alle Sperrvorschriften werden daran nicht viel ändern. Trotzdem ist natürlich die neue Grundschule ein Schritt vorwärts auf dem Wege zur Einheitsschu. Kommen doch große Kreise des Mittelstandes in die Notlage, ihre Kinder in die Grundschule schicken zu müssen, die es früher für undentbar hielten, ihre wohlerzogenen, zarten" Sprößlinge neben die„ unerzogenen, unsauberen" Arbeiterfinder sehen zu müssen.
Bilder des Elends.
Schon äußerlich zeigen fich die sozialen Unterschiede häufig in der krassesten Form, wie überall in der Zeit, wo der größte Lurus neben dem tiefsten Elend sich breitmacht. Jede Mutter hat ihr Möglichstes getan, oft unter großen Entbehrungen, um ihr Kind auszustatten. Und doch, wie ärmlich ist alles geworden im Vergleich zu manchem anderen Kind! Für viele Proletarierfrauen ist es heute schon zur Unmöglichkeit geworden, auch nur das nötigste an Wolle, Wäsche und Kleidern beschaffen zu können. Was bleibt da noch übrig für all die„ Kleinigkeiten", die immer den Stolz der Kleinen bildeten. Die Mappe ist häufig ersetzt durch eine Strohtasche, wie zu Urgroßmutters Zeiten, oder ist ein altes Erbstück. Für Federfasten, Bleistifte, Buntstifte, Federn, Federhalter, Zeichenpapier, vielleicht noch Material zum Kneten, Ausschneiden usw., müßten heute Preise gezahlt werden, für die früher eine Arbeiterfamilie wochenlang leben mußte. Und neben den Kleinen, denen die Mutterliebe alles für den wichtigsten Gang ins Leben vorbereitete, fommen andere mit ernsten Kindergesichtern, selbständige Menschen schon, die vielleicht eine mitleidige Nachbarin zur Schule bringt, armselig, elend, die besonders hart betroffenen unschuldigen Opfer des Krieges, belastet vom Mutterleib an durch die Entbehrungen, Krankheit und zehrende Sorge der schrecklichen Zeit. Diese Kleinen sollten sie vor Augen haben, die den Gedanken an Krieg und Völkermorden nicht aufgeben wollen! Bielleicht schlägt ihnen dann doch das Gewissen, das stumpf bleibt gegen all das Elend, das die Straße täglich und Stündlich zeigt. Wie furchtbar die Kriegsheher fich verfündigt haben an dem heranwachsenden Geschlecht, das beweist die erste Untersuchung unserer Sechsjährigen.
Was der Schularzt sieht.
Die Untersuchung muß in den erfien 6 Wochen nach der Einschulung durch Schularzt und Schulschwester stattfinden. Die Mütter ziehen die Kleinen aus. Berfehlt wäre es, aus der bei fast allen Kindern vorhandenen sauberen Wäsche schließen zu wollen auf einen gewissen Wohlstand. Diese Untersuchung ist eine Parade, bei der die Armut sich nicht bloßstellen will. Die mageren Kinderkörper reden eine andere Sprache, und daß der Befund bei der Untersuchung ein recht kläglicher ist, dafür zeugen die vielen Kinder, bei denen der Arzt schon bei dieser doch leider nur zu flüchtigen Musterung eine dauernde Ueberwachung für nötig hält. Man spricht von 80 Pro3. tuberkulösen Kindern; die Zahl ist nach Ansicht des Gesundheitsamts ungeheuer übertrieben. Nun, mag man auch sehr viel abstreichen, so bleibt das Ergebnis doch noch ein trostloses. Bei den Unterfuchungen für die Quäferspeisung hat es sich immer wieder mit erschreckender Deutlichkeit gezeigt, wie gerade an den Kleinsten der Krieg am verheerendsten gewirkt hat. Ein Beispiel: Bei einer Untersuchung von 723 Schulkindern ergab sich für die Unterstufe folgendes Ergebnis: Normalernährte 15,7 Proz, Gutgenährte 17,1 Proz., Unterernährte 67,2 Proz.! Durchschnittlich betrug die Zahl der start Unterernährten in den Aufnahmeklassen 24,6 Broz. Dabei sind das Zahlen aus dem Jahre 1920. Sie betreffen noch nicht die eigentlichen Kriegskinder, die aus den schweren Jahren der Entbehrung
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Die Macht der Lüge.
Roman von Johann Bojer.
Denn die ganze Zeit über hielt er sich vor Augen, daß er ganz durchhalten müsse. Während sie in die Allee einbogen und sich den Häusern näherten, stellte er sich wieder die Frage: Willst du wirklich?" Es erschien ihm allmählich fürchterlich. Als er auf den Hof einlenkte, standen Vater und Mutter auf der Bortreppe mie immer, wenn er nach Hause fam. , Grüß Gott, Vater! Grüß Gott, Mutter!" Ihm flangen diese Worte heute wie Judasfüsse.
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„ Romm herein, ich habe dir etwas zu sagen," sagte der Bater, als Einar im Vorplatz abgelegt hatte.
Aber kommt bald zum Essen," sagte die Mutter. steht schon auf dem Tisch."
„ Es
Drinnen in seinem Zimmer machte der Bater an seinem Schreibtisch fehrt, legte die Hände auf den Rücken und stellte sich breitbeinig hin:„ Ich wollte dir nur sagen, daß deine Mutter nichts von deinem Briefe weiß."
In der Schulstube.
Es gibt Lehrer und Lehrerinnen, die auf eine Anfrage, was für Beobachtungen fie gemacht hätten über Abnahme der Lernfähigkeit usw. infolge des Krieges, erwiderter, fie hätten nichts davon gemerkt. Diese Pädagogen müssen mit verbundenen Augen durchs Leben gehen. Die Masse der Lehrer iff einig über die Folgen: Herzschwäche, erhöhte Unaufmerfiamfeit, geringe Arbeitskraft. Wenn etwas der neuen Schule das Wort redet. so ist es dieser Befund. Oder glaubt am ersten Schultage noch jemand mit Drill und Kafernenton zehn Ohrfeigen!- die Folgen der Körperschwäche befeitigen zu fönnen? Der erste Schultag entscheidet häufig über das innere Berhältnis des Kindes zur Schule. Nicht Zwang soll deshalb beginnen, sondern frohes Spiel. Spiel ist Kindes Arbeit, es werde zum Mittelpunkte, nicht nur zum Ausgangspunkt der Schubetätigung. Im Spiel allein fann das Kind seine körperlichen und geistigen Fähigfeiten frei entfalten. Durch das Spiel wird die Arbeit schon bei den Sechsjährigen die Grundlage der Erziehung.
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Mittwoch, 5. April 1922
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daß Seifert eine Brieftasche mit 3000 bis 4000 m. und eine goldene Uhr und Rette bei sich hatte. Seifert war, als er in Berlin auf dem Schlesischen Bahnhof antam , angetrunken und der mit ihm bekannte Bäder Beng ich nahm sich seiner an, um ihn nach Hause zu bringen. In der Koppenstraße wurden beide plötzlich von den drei Angeklagten zudringlicherweise umstellt, wobei Seifert plötzlich merkte, daß ihm seine Brieftasche aus dem Rod gezogen murde. Die Angeklagten wandten sich dann zur Flucht. Plöglich soll sich einer von ihnen es soll Schröder gewesen sein umgedreht und dem sie verfolgenden Seifert einen Fauft schiag mitten ins Gesicht gegeben haben, so daß Seifert schwer auf den Hintertopf fiel und ihm sofort Das Blut aus Mund und Nase trat. Der Verwundete wurde von seinem Begleiter nach der Polizeiwache Schlesischer Bahnhof gebracht; dort schlief er ein und ist verstorben, ohne noch einmal zum Bewußtsein gekommen zu sein. Auf Grund des Wahrspruchs der Geschworenen verurteilte das Gericht Schröder, Maaß und Tugend wegen gemeinschaftlichen Raubes mit Todeserfolg zu je 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust.
Der Meuchelmord im Walde. Ein Todesurteil und ein Freispruch.
In dem Prozeß gegen den Schlosser May Rob de und defien Bruder Emil Rohde wegen des am 7. Mai v. J. im Walde bei Wesendahl an dem Zimmermann Emil Werner begangenen Nicht nachdrücklich genug fann an die Eltern die Mahnung Mordes beantragte Staatsanwaltschaftsrat gerichtet werden, sich selbst innerlich erst einmal umzustellen auf und gegen Emil Rohde im Sinne der Anklage. Parisius das Schuldig gegen Mag Rohde wegen Mordes Justizrat Dr. das Neue. Wir wollen feine Dressur, die ihr Ziel darin sieht, in Gebiet beantragte die Freisprechung des Max R., da er aus dem furzer Zeit Lese- und Schreibfertigkeit zu vermitteln. Die neue Verbalten desselben vor und nach der Tat schloß, daß der AnGeneration soll sich entfalten in froher Arbeit zu kritischem Denken. geflagte doch wohl bei der Tat nicht zurechnungsfähig gewesen sei. Darum, Eltern, seid geduldig wenn euer Kind, das das Glück hat, Eventuell beantragte der Verteidiger nur die Verurteilung wegen in modernem Sinne unterrichtet zu werden, nicht in wenigen Körperverlegung mit Todeserfolg. da Max Rohde zweifellos von Wochen bestimmte Kenntnisse aufweisen kann. Es fommt auf dem grimmigem Zorn gegen den Getöteten erfüllt gewesen sei. Für neuen Wege zu demselben Ziel wie ihr, nur in findesgemäßer, glück- Emil Rohde beantragte R.-A. Artur Löwenstein die volle Freis licherer Beife. Eltern, wo eure Zeit es gestattet und Lehrer sich Bruder ein so schweres Verbrechen verüben woute. Auf Grund des sprechung, da dieser nicht davon überzeugt gewesen sei, daß der bereitfinden, da geht selbst hinein in die Schulstube. Spruches der Geschworenen wurde Mar Rohde wegen Mordes Gewinnet hörend und mitarbeitend Vertrauen zu der neuen Art des und ichweren Raubes zum Tode verurteilt. Der AnUnterrichts. geklagte Emil Rohde wurde freigesprochen.
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Neue Linienänderungen.
Die Straßenbahn paßt sich dem Verkehr an.
Für die weltliche Schule.
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Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Lehrer und
Am 6. April werden weitere Berkehrsverbesserungen bei der Lehrerinnen schreibt uns folgendes: Berliner Straßenbahn eingeführt. Die Linie 168 wird von der Stärker denn je drobt der Wolfsschule die gänzliche Aus. Frankfurter Allee , Ecke Siegfriedstraße, bis Friedrichsfelde verlieferung an die Religionsbetenniniiie. Pflicht längert und mit der Linie 95, Friedrichsfelde - Johannisthal , zu der Klassenbewußten Arbeiterschaft und der sozialistischen Lebier ist einer Durchgangslinie unter der Jr. 68 vereinigt. Gleichzeitig hier es, dieser Gefahr zu begegnen und zu erweisen, daß unsere alte mit erhält die Linie 68 die Nr. 168 und die Linie 71 die Nr. 169. Forderung der weltlichen Schule in den Massen Boden Die Linie 168 wird dann über Baltenplag. Zentralviehhof um- hat. Triumphierend weist die Reaktion darauf hin, wie gering die geleitet. Auf den Linien 68 und 168 mird qieichzeitig ein 15 Mi- Zahl der vom Religionsunterricht befreiten Rinder selbst im roten nuten Betrieb statt des jetzigen 20- Minuten- Betriebes einge- Berlin " ist, mit böhnischer Freude stellt sie fest, daß die Zahl der richtet. Die Linie 6 erhält die Nr. 13 und wird vom Ringbahnhof Lehrer, die die Erteilung des Religionsunterrichts ablehnen, zurückFrankfurter Allee über Möllendorfstraße bis zum Roederplay ver- gegangen iei. Eltern und Lehrer, die ihr in der weltlichen Schule längert. Sonntags verkehrt die Linie zwischen Gozkowskystraße bie einzig mögliche gemeinsame Schule für alle Kinder des Volkes und Spittelmarkt. Die Umnumerierung der Linien erfolgt ohne Unterschied der Religionsbekenntnisse feht, wollt ihr die Schul zur Schaffung leichterer Orientierungsmöglichkeiten für das Bublifum. reaktion durch Gleichgültigkeit und Unentschlossenheit unterstützen? Die Linie 33 wird über Kleiststraße, Nollendorfplatz, Bülowstraße, Tretet für eure Forderung durch die Tat ein! Macht von eurem Botsdamer Straße, Leipziger Straße , Spittelmarkt, Moltenmarkt, Berfaffungsrecht Gebrauch! Meldet noch heute die Kinder Spandauer Straße, Kaiser- Wilhelm- Straße , Rosenstraße, Spandauer vom Religionsunterricht ab! Sozialistische Lehrer, Brücke umgeleitet und von der Prenzlauer Allee, Ece Prenzlauer legt den Religionsunterrricht nieder! Die Stellung Promenade über Gustav- Adolf- Straße, Pistoriusstraße bis Weißen- des einzelnen zur Kirche wird dadurch in feiner Weise berührt. see, Mirbachplatz, verlängert. Die Linie 8 wird über Berliner Straße, Zur Abmeldung der Kinder genügt eine schriftliche Mitteilung Grunewaldstraße, Martin- Luther- Straße, Lutherstaße, Nettelbed an den Schulleiter mit der genauen Angabe des Namens des Kindes. straße, Schillstraße, Lüzowplay, Lühowstraße umgeleitet. Die und mit der Unterschrift des Vaters und der Mutter, daß das Kind Cinie 59, Weißenfee, Rennbahnstraße- Steglitz , Birkbuschstraße, ver- nicht mehr am Religionsunterricht teilnehmen soll. fehrt wieder im 15- Minuten- Betrieb.
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Ein tödlicher Fauftschlag.
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Ein Raubüberfall, der mit dem Tode des Ueberfallenen geendet hat, kam gestern vor dem Schwurgericht des Landgerichts I zur Berhandlung. Die Anflage richtete sich gegen den Kutscher Wilhelm Schröder, den Arbeiter Walter Maaß und den Musiker Karl Tugend.
Der Arbeiter Karl Seifert war am 14. April 1921 bei dem Rennen in Karlshorst gewesen und nachher in einer dortigen Konditorei. Dort hielten sich auch die Angeklagten auf und beobachteten, Hauptstadt erzählen. Er hatte seinen alten Platz am Tische und war der nach Hause gekommene Sohn, dem alle ihr freundliches Gesicht zeigten. Der kleine Knut tam mehrere Male unter dem Tisch hergetrochen und kletterte auf seine Knie. All das umfing ihn so schön und weich, er hätte sich dem am liebsten ganz hingegeben. Aber die ganze Zeit über war es, als rüttele ihn eine gute Macht. Gib acht, gib acht, daß dir deine Gefühle feinen Streich spielen!"
,, Aber, Knutemann!" sagte des Kleinen Mutter ,,, jezt muẞt du den Onfel in Ruhe lassen." Manchmal können wir von ein und demselben Menschen eine ganz andere Ansicht bekommen, als habe er sich im Nu verändert Einar hatte bis jetzt in dem Bater den Mann gesehen, der gegen Wangen falsche Anflage erhob und gegen den sich aufzulehnen er entschlossen war. Aber bevor er es sich noch flarmachte, sah er in demselben Bater jetzt den, der im vorigen Winter an Nervenfieber daniedergelegen hatte und der diese Krankheit vielleicht noch nicht ganz überwunden hatte.
Morgen beginnt das neue Schuljahr. Tut eure Pflicht!
Das in Rumänien seinerzeit zurüdgelaffene Gepäd deutscher kleinere Effekten handelt, soll, wie den PPN. mitgeteilt wird, Staatsangehöriger, soweit es sich um Kleider, Wäsche und sonstige demnächst in einem Gammeltransport nach Deutich. land zurückgesandt werden: Anträge von Interessenten sind möglichst bald, spätestens aber bis zum 1. Juni an die Deutsche Gesandtschaft in Bufarest unter Beifügung eines Inhaltsverzeichnisses des Gepäcks und etwaiger offerichlüssel au richten. Später eingehende Anträge fönnen nicht mehr berücksichtigt werden.
,, Willst du dich nicht setzen?" sagte der Alte und zündete umständlich seine lange Pfeife an. Dann ging er ruhig zu seinem Ledersofa und legte sich hin. Einar setzte sich etwas abseits.
,, Hast du genug Geld?" fragte der Alte und öffnete die Augenlider so weit, daß er ihn sehen konnte. Einar fühlte sich etwas verwirrt darüber, daß jetzt diese Frage fam, und antwortete schnell:„ Ja, dante!"
Aber der Vater war selber ein wenig verlegen. Ganz im geheimen hatte er Resprekt vor diesem Sohn, der so viel studiert hatte und der in gewiffem Sinne aus feinerem Stoff war, als er selbst. Er wollte mit ihm so schonend wie mög lich verfahren.
Faselei geschrieben?" sagte er endlich und öffnete wieder die ,, Was hast du denn in deinem letzten Brief für eine Augen.
Einar erhob sich unwillkürlich. Nur Mut!" flüsterte eine gute Stimme in ihm, und etwas stotternd begann er: Ja, Bater, ich meinte das nur gut. Und ich glaube mich immer noch zu erinnern, wie du damals auf mein Zimmer famft und mir von der Kaution erzähltest."
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Ingeborg hatte ihm unterwegs von all den unwahren Beschuldigungen erzählt, die Wangen gegen den Vater in Umlauf gefeßt hatte. Und jetzt fühlte Einar fich auch zornig werden und empfand das Bedürfnis, sich an seines Vaters Einar senkte den Kopf. Der Alte fuhr fort: Der Alte lachte ein wenig und drückte mit dem ZeigeSeite zu stellen. Und je mehr ihn die heimatliche Umgebung Und wenn du wegen dieser Geschichte hergekommen bist, fühlen ließ, daß er hier der Sohn des Hauses war, um so finger den Tabat beffer in den Pfeifentopf. Lieber Kerl," so mußt du dich nur an mich halten." mehr wollte ihm die Scham kommen, daß er seinen eigenen fagte er endlich und blickte ihn lustig an das hast du ja Vater, seine eigene Familie verraten wolle. geträumt." ,, Nein, Bater, ich bin schließlich ein erwachsener Mensch." Dann saßen sie alle um ihn herum und ahnten nichts von Es flang etwas gefränft. Und es ist meine feste Ueberfeinem eigentlichen Vorhaben. Ihm war, als sei er ein Tyrann, der seine Macht gebrauchen wolle, mit einem Worte zeugung, daß du dich in der Angelegenheit irrſt. Es ist ja fie alle hier ins Unglück zu stürzen. leicht denkbar, daß du das vergessen hast. Und jetzt wollte ich dich bitten, die Klage zurückzuziehen, denn es ist doch wohl noch Reit dazu, und ich weiß doch, daß du nichts Unrechtes
" Ja, Bater!"
" Du fommst also deswegen?" " Ja, Bater!" fagte Einar leise.
"
tun willst."
,, Aber, Menschenstind, bist du denn ganz von Gott verlaffen?" Der Alte lachte wieder, nahm aber die Pfeife aus dem Munde und blickte ihn erstaunt an.
Der Alte kniff die Lippen aufeinander: Dann wollen wir erst hineingehen und essen," sagte er und ging schon zur Türe. Einar folgte ihm, beinahe beschämt, wie ein ungezogener Nach Tisch hätte er sich am liebsten hingesetzt und mit Junge. Er war erwachsen genug, um seines Baters Fehler zu Mutter und dem fleinen Knut gemütlich geplaudert. Aber sehen, aber er hatte einen außerordentlichen Respekt vor ihm. der Vater sagte:„ Komm mit mir, Einar!" und ging zur ,, Mutter weiß also nichts," dachte er, als alle bei Tische Türe. faßen. Und wenn Vater Angst hat, daß ich mit ihr darüber ,, Gott helfe mir," dachte sich Einar. Jetzt gilt es!" Aber sprechen fönnte..." Er wagte nicht, diesen Gedanken zu sein Vorhaben war schon so entfräftet, daß er sich innerlich Ende zu denken. in die Stadt zurück wünschte. Klein- Knut wollte mitfom- Einar fagte mit einer fleinen Verbeugung:„ Ich meine es Der Vater war bei Tisch ruhig, beinah lustig. Aber Einar men, aber Einar befreite seine Knie von seiner Umarmung gut, Vater." fah, wie blaß er war Die Mutter schien in der letzten Zeit und sagte: Ich tomme gleich wieder, fleiner Kerl." merflich grau geworden, und er hatte unwillkürlich den In seinem Zimmer sehte der Vater sich an seinen geBunich, sie zu schonen, die sich ja im besten Glauben befand. wöhnlichen Platz vor seinem Schreibtisch, und Einar mußte Die Heimat umfing ihn mehr und mehr. Er fragte nach die Ruhe bewundern, mit der der Alte sich jetzt gut 3eit Neuigkeiten aus der Gemeinde und mußte Neuigkeiten aus der nahm, seine Pfeife zu stopfen.
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,, Ja, du meinst es gut," sagte der Alter und versuchte wieder zu lachen. Aber weißt du denn eigentlich, messen du mich da beschuldigst?" Und wie er ihn jetzt anblickte, war es mit einem ernsteren Erstaunen.
( Fortsetzung folgt.)