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Die Friedenskonferenz von Versailles   hat unter Bruch des init Deutschland   geschlossenen Vorvertrags zum Waffen- stillstand die Lösung des Problems darin gesucht, daß alle Lasten zu einem Haufen zusammengetragen und auf die Schultern eines einzigen gelegt wurden. An der do-.itschcn Arbeit sollte sich die ganze Welt wieder gesund machen. War es nicht Heuchelei, so war es grenzenloser Un- verstand, beruhend aus dem Aberglauben an die unbeschränkte Leistungsfähigkeit Deutschlands  , der die Alliierten in ihrem Notenwechsel von Versailles   den Zustand nach Abschluß des Friedensvertrages als wahrhaft, paradiesisch ausmalen ließ: auch Deutschland   würde die Fruchte seiner Arbeit und seinen wiederhergestellten Wohlstand genießen können, wenn es nur die ihm auferlegten Bedingungen mit ehrlichem Willen erfülle. Wie kann man aber an die Gesundung der Weltwirt- schaft glauben, solange nicht die Auslandsschulden der ein- zclnen Staaten durch einen allgemeinen Ausgleich auf das Maß des wirklich Leistbaren zurückgebracht sind und solange nicht allen Schuldnern gleiche BeHand- l u n g gewährt wird? England, Frankreich  , Belgien  , Italien  , Polen  , Rußland   usw., alle sind sie Schuldner. Aber Deutschland   ist der einzige Schuldner, der unter dem Druck ständig angedrohter gewaltsamer Exekutionen steht. Deutsch  - lc.nds Schulden sind die einzigen, die neben dem privatrecht- lichen auch einen strafrechtlichen Charakter tragen, etwa nach der Formel: Soundsoviel Mark Geldstrafe oder soundsoviel Jahre Gefängnis. Daß man aus Rußland  , Oesterreich, Bulgarien  , der Türkei   durch Zwangsvoll st reckung nicht soviel herausholen kann, wie die Kosten der Zwangsvollstreckung betragen, hat man längst eingesehen. Käme gar ein Präfi- dcnt der Vereinigten Staaten   auf den Gedanken, in den Län­dern, die mit der Bezahlung ihrer Schulden im Rückstand sind, Truppen landen zu lassen, so würde man ihn ins Irren- haus sperren. Was aber allen anderen gegenüber erkannte Unmöglichkeit oder gar erkannter Irrsinn ist, das gilt gegen- über Deutschland   als ein geheiligtes Recht Frankreichs  , das auf der Konferenz von Genua   nicht einmal mit Worten ange- tastet werden darf. Die Bank von England   hat auf ein Ersuchen Deutsch- lands um Kreditgewährung prompt geantwortet, daß eine solch« unmöglich sei, solange Deutschland   unter den Zahlungs- bedingungen des Londoner Diktats stehe. Die Konferenz von Genua   würde am besten schon morgen ihre Tagung mit der Erklärung schließen, daß Verhandlungen zwecklos seien, so- lange der Zustand des Betrugs und der Unsicherheit fort- bestehe, der durch die exzeptionelle Stellung des deutschen  Schuldners geschaffen sei. Soviel Mut wird man freilich von ihr nicht erwarten dürfen, aber was sie verschweigt, wird nach ihrem Ende die ganze Welt desto deutlicher aussprechen. Die Konferenz von Genua   wird hoffentlich Gelegenheit finden, dos Wiederausbauprogramm der sozialistischen  FLnfländerkonferenz von Frankfurt   a. M. zur Kenntnis zu nehmen, das mit folgender Feststellung be- ginnt:' Am Vorabend der Konferenz von Genua   konstatieren die Del:- gierten der sozialistischen   Parteien Belgiens  . Deutschlands  , Frankreichs  , Großbritanniens   und Italiens   den offenbaren L ankeroll der Politik de» Zwanges und der Gewalt, die bislM den Wiederaufbau der Weltwirtschaft verhindert hat. Sie ftnd»überzeugt, daß nur der Sozialismus durch die friedliche Der- stäntzigung der Völker und die allgemeine Souveränität der Arbeit die Schwierigkeiten, die au» den Rivalitäten und der Anarchie des Kapitalismus entspringen, aus der Welt zu schassen imstande Ist. Sie sind aber auch überzeugt, daß selbst eine nur teilweise und provisorische Läsung nur auf der Grundlage der internatio- nalen Solidarität gesunden werden kann. Die Frage der Leistlinglsähigteit Deutschlands   steht in unlösbarem Zusammenhang mit der Gesamtweltwirtschast. insbesondere mit dem Wiederaufbau Rußlands  , llhre Erörterung in Genua   ist daher unerläßlich. Die Politik des Zwanges und der Gewalt" soll aber nach Absicht der Poincarö und Barthou   auch die Konferenz
�Schuster /Uolos" von Arnold Kübler  . (Neues Volkstheater) Bei der jetzt auf allen Gebieten der dramatischen Produktion herrschenden Dürre bot diese Ausführung der Freien Volksbühne eine um so angenehmere Ucberraschung. In dem Wertchen des bis- her noch nirgends gespielten jungen Verfassers pulsiert Theaterblut. Es ist im Aus und Ab seiner abenteuerlich bunten Begebenheiten, die beim Lesen zuweilen bedenkliches Kopjfchütteln hervorrufen, von vornherein für die Bretter geschaffen, gewinnt, vom Spiel getragen, eine farbig fröhliche Untcrhaltsamteit. Der Humor der Einfälle kommt erst in der sinnlich bildhaften Vergegenwärtigung der Situa- tionen durch Geste, Tonfall und Mimik zum rechten Ausdrucke. Das alte Rom der Cäsaren, bei der Füll« seiner erlesenen Ver- brechen und Mordtaten sonst ein bevorzugter Gegenstand rethorisch feierlicher Tragödien, figuriert hier als Hintergrund eines vergnügten Mummenschanzes, der habei, dem Milieu zu Ehren, den traditionellen Jambenver» der RLmcrdramen beibehält. Grillparzers berühmte, natürlich unvergleichlich höherstehende KostümkomödieWeh dem, der lügt*, welche Bischöfe der altrömischen Christenheit und barba- rische Germanenfürsten um das Schicksal eines prächtigen, allzeit aufrecht sidelen Küchenjungen gruppiert, mag dem Verfasser in mancher Hinsicht Anregung gegeben haben. Die Mischung der Kon- traste reizt ihn. Und wenn die Märchenhandlung auch im Fahr» wasser des Schwanks steuert, spürt man inmitten des grotesken Trubels von Verwicklungen doch überall die Beziehung zu einem menschlich Allgemeinen, die ironische Beleuchtung inenschlicher Tor- heit, durch. Der alte Satz, daß Kleider Leute machen, wird am AvanccineiU des Schusters zum Kronenträger für ein Biertelstündchen lustig illustriert. Das griechische nach Rom  »erschlagen« Handwerkermeisterlein führt seinen Namen Aiolos   vom Gott der Winde nicht umsonst. Er ist ein Windikus, der sich vom Segcl feiner allzeit reisefertigen Phantasie um keine Wirklichkeit bekümmert, nach jeder ihm beliebUm Himmelsrichtungtreiben läßt. Vor allem schwärmt er fürs Theater, für die wundervoll pompösen Reden, die dort die König« im Schau­spiel hasten. Ein stimmungsvoll amüsanter Auftakt zu seinen späteren Abenteuern ist die Szene, in der er, ausgeschickt, die fälligen Schulden dem Nachbar zu bezahlen, bei der Rückkehr vor seinem strengen, in« dessen unentwegt in ihn verliebten Weibchen, kleinlaut bekennen muß, daß er die Münze im Theoler ausgegeben, und voll Begeisterung dann die königlichen Weisheitssprüche, die er dort gehört hat, rezi- ttert. Der Kampf der Gläubiger und Steuerboten, die ihn um die Wette arretieren wollen, am Schluß des ersten Akts erscheint als ein Symbol des Erdernvallens von Dichtern solcher Art. Das ficht ihn alles wenig an. Am nächsten Tage soll so heißt es der große Kaiser Diokletian  , der zugunsten seines auf der Heimfahrt besind- lichen Feltherrn und Nachfolgers Valerius freiwillig abdankt, allen Bedrängten Audienz erteilen. Der wird, wenn Aiolos ihm seine Nöte klagt, gewiß ein Einsehen haben und ihn vor dem Schuld- türm schützen! Doch in t-cm Palast« interessieren den Schuster di« klingenden Tiraden, mit denen der hohe Herr von Szepter, Krone trrrd Purpurmantel Abschied nimmt,« solch«» Grads, daß«t de»
von Genua   beherrschen, sie soll sie dort zum Schweigen zwingen, wo sie am lautesten zu sprechen vor ihrem Gewissen ver- pflichtet wäre. Die Erklärung der sozialistischen   Fünfländer­konferenz hätte einen schönen Geleitspruch für die Konserenz gegeben, sie paßt aber ebensogut als Inschrift auf ihren Grabstein. Die Hoffnung der Welt blickt nicht auf Genua  , sondern ü b e r G c n u a h i n a u s.
Das»größere Sapern/ Bayerische   Gelüste auf Südthüringen  . Zwischen den Ländern Bayern   und Thüringen   ist seit einiger Zeit ein eigentümlicher Spannungszustand eingetreten. Dieser rührt daher, daß in Bayern   Kräfte am Werke sind, die südthüringische Landesteile zu Bayern   herüberziehen möchten. Nachdem sich bekanntlich Koburg freiwillig an Bayern   angeschlossen hat, ist der Appetit gewachsen, und man möchte auch Südmein ingen zum Anschluß an Bayern  bewegen. Zur Abwehr dieser Propaganda hat die Pressestelle des thüringischen Staatsministeriums einen Artikel verbreitet über diegeschichtliche und kulturelle Zusammengehörigkeit Südmeiningcns mit Thüringen  ". Wegen dieses Artikels hat die bayerische Regierung in Weimar   Beschwerde geführt. Das thüringische Staatsministerium erwidert aus diese Be- schwerde, daß es in dem bezeichneten Aufsatz den Ausdruck der berechtigten Abwehr erblickt gegenüber den Ausfüh- rungen und Bestrebungen eines AufsatzesDas größere Bayern", der am 7. März 1922 imFränkischen Kurier" er- schienen ist und offen die Abtrennung Südthür in- g e n s oder wesentlicher Teile davon zwecks Angliederung an Bayern   verfolgt. Dieser Aufsatz beschränkte sich nicht darauf, die Frage einer etwaigen Verschiebung im Besitzstande der Länder Bayern   und Thüringen   objektiv und rechtlich zu be- urteilen, sondern forderte offen die Bildung von Or- g a n i s a t i o n e n zur Inangriffnahme der Arbeiten zum Zwecke der Abtrennung thüringischen Gebiets südlich des Rennstieges und zur Vorbereitung einer Abstimmung der Be- völkerunq. Das Staatsministerium glaube auch für amtliche Stellen Thüringens, so insbesondere für das Presseamt Thu- ringen das Recht in Anspruch nehmen zu sollen, einer Beein- trächtigung thüringischer Staatsbelange auch durch Gegenaus- führungen in der Presse entgegenzuwirken. Erfreulicherweise fehlt es auch in Bayern   nicht an Stim- men, die eine derartige Annexionspolitik eines Bundes- lendes gegen ein anderes nicht mitmachen wollen. Die in Nürnberg   erscheinendeBayerische Volkszeitung", ein führen- des Zentrumsblatt Nordbayerus, bezeichnet dieLos-von- Thüringen"-Propaganda bayerischer Kreise als unbefugte Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines an- deren deutschen   Landes. Mit Recht fragt das Nürnberger  Zentrumsblatt, was wohl die bayerische   Regierung dazu sagen würde, wenn von Thüringen   aus für die Abtrennung Frankens von Bayern   agitiert würde? Die Frage ist leicht zu beant- warten, denn die bayerische   Regierung hat ja bereits einen un» abhängigen Sozialisten in Nürnberg  , der die Selbständig- machung Frankens während der schlimmsten reaktionären Krisenzeit gefordert hat, wegen Landesverrats anklagen und verurteilen lassen. Vor kurzem hat sich Genofle Erhard Auer   dahin aus- gesprochen, daß der deutsche   Einheitsstaat nicht möglich sei, wennder Komplex Preußens unangetastet bleibe". Wir sind im Gegenteil der Ansicht, daß die Einigung Deutschlands  , die in erster Linie einen einheitlichen Verwaltungs- a p p a r a t erfordert, sehr erschwert wird, wenn man den größten bestehenden Verwaltungsapparat in Stücke schlägt. Selbstverständlich wollen wir den Einheitsstaat Deutschland  nicht in der Form eines verlängerten Preußens, sondern wir wollen ein völliges Aufgehen Preußens und der übrigen Länder in der einen und unteilbaren Republik  . Aber über ein verlängertes Bayern   und gar ein Bayern   in seiner jetzigen politischen Gestalt wird das einige Deutsch» land erst recht nicht entstehen.
richttK«n Augenblick für sein Anliegen verpaßt. Allein im Saal« zu- rückgelass«n, kommt ihm der Einfall, wie er in Krone und Purpur stch selber aus dem Thron ausnehmen würde. Die Wechselfälle dieser Maskerade, bei der die eigen« Frau, di« von dem Quasi-Kaiser Auskunft über ihren verschwundenen Aiolo« verlangt, nicht erkennt, sind launig ausgespvnnen. Vor­sorglich In der Erwartung, daß sein« Herrlichkeit nicht ewig dauern werde, gibt er ihr die Krone mit nach Hause. Ein kleines Vlättchen von dem Silbsrkranze, klug gemaust, reicht htm« dertsältig hin, die. Schuld zu zahlen, und keiner würde, wenn der Reif nur wieder rechtzeitig zur Stelle ist. davon etwa» merken. Die aus Byzanz, für Valerius verschriebene Braut, die Aiolos an dessen Stelle empfängt, fühlt für die poetisch» schwungvollen Galaterien des Schuster» keineswegs unempfindlich und setzt sich, als dann der richtige kaiserliche Bräuti- gam ein raubeinig brutaler Römer, Komplotte witternd und im tragischen Stile racheschnaubend erscheint, für den armen Schlucker ein. Die Rettung aber kommt Aiolos von seinem tapferen Frauchen, die die Krone, ohne die kein Mensch ein rechter Kaiser sein kann, Im Markttorb unter Eiern wohl vorsteckt, dem grimmen Valerius zurückbringt, und dafür ihren lieben Tunichtgut von Mann zurückkauft. Die von Ernst Kaden inszenierte Aufführung traf ganz den richtigen Ton. Di« Darsteller waren durchweg mit Lust und Liebe bei der Sache. Im Vordergrund stand der famose, ebenso kind- lich naive wie gerissene Molos Hans Fischers und dessen von Rosa Liechtenstein flott temperamentvoll skizzierte bessere Hälfte. Wie die humoristischen Nebenrollen waren auch die im pathettschen Dramenstile deklamierenden Kontrastfiguren gut ver­treten. Vor allem der gestrenge Valerius durch Herrn I h l e. An- mutig präsentierte Fräulein Gertrud Kunitz die byzantinische Prin- zessin. Da, Publikum folgte in sehr animierter Stimmung und spendete lauten Beifall. Conrad Schmidt  .
Die beiden Rachligallen.*(W a l l» e>> T h e n t e r.) Einen sehr schönen Erfolg holten sichLeoWaltherStein(Text) und Willi Bretschneider(Musik) mit ihrer neuesten Operette. Der erste Akt war allerdings keineswegs vielversprechend, trotz mancher bedeutender musikalischer Anläufe versiegte das Ganze in dem gewöhnlichen, allbekannten Operettenbrei. Aber mit dem zweiten Akt, in dem auch die Handlung durchaus menschlich vernünftig wurde, begann ein neues Leben, das zu einer gewissen Höhe führte. Der Komponist, der mit einigen Kostbarkeiten auswartete, bringt es hier zu einem wirklich hinreißenden Zug. Die glänzende Aus- stattung und die prachtvolle Aufführung unter des Komponisten persönlicher Leiwng waren vielleicht am meisten am Erfolge be- teiligt. Der knorrige Emil Sondermann  , der unvergleichliche Alfred L S u t n e r, der darstellerisch begabte Franz B a u m a n n, die niedliche Ilse M u t h und die in Erscheinung, Stimme und Tem- perament, wenn auch nicht in stimmlicher Kultur ganz hervor- ragende Cordt M i l o w i t s ch, ebenso die lustigen fahrenden Est- seilen Alfred Braun   und Karl Muth-Etephani waren ein Ensemble, wie tz ja leicht kein andere» Thsarex ausstellen kann.
SerenWmus unö Kinöermann. Tcm Ex-Fürsten von Schwarzburg   tut sein Geld leid. Der ehemalige Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt  und Sondershausen   hält die Zeit für gekommen, einen energischen Vorstoß gegen die von ihm in den Nooembertagcn 1S18 getroffenen Abmacifungen über die geldliche Auseinandersetzung und Abfindung der fürstlichen Familie, die mit den zuständigen thürin­gischen Gebieteregierungen getroffen wurden, zu unternehmen. Auf Grund einesRechtsgiilachtens", das ein monarchistischer Rechts- gelehrter aus Münster   hergestellt hat, erklärt der Hofmarschall Seiner Durchlaucht die Gesetze vom November 1918* über das Fürstlich Schwarzburg  -Rudolstädtische Kammergut, betreffend die Abfindung des fürstlichen Hauses und betreffend die Errichtung einer Günther-Stiftung für zivilrechtlich unwirksam und nichtig, weil sie gegen zwingende Formoorschriften und gegen die§§ 138, 779 BGB.   oerstoßen. Außerdem ficht er sie vorsorglicherweise aus Grund von 119, 123 BGB.  (Irrtum und Drohung!) an. Er er- klärt alle Ueberttagungsakte auf das Kammergut und sonstiges, ihm und seinem fürstlichen Hause gehöriges Vermögen, welcherart sie auch feien, für null und nichtig...* Weiter fordert der Hof- Marschallals Vertreter Seiner Durchlaucht" die Gebietsregicrung auf, alle von Seiner Durchlaucht übernommenen Vermögenswerte beweglicher und unbeweglicher Art, dingliche wie fchuldrechlliche, welche es auch seien, unverzüglich wieder zurückzuerstatten, mahne hierdurch ausdrücklich an ihre Rückerstattung und mache aus die Folgen des Leistungsverzuges aufmerksam." Die sozialistische Regieruung Thüringens   wird sicher nicht ver- fehlen, dem.Hofmarschall Seiner Durchlaucht" auf dieses anmaß- liche Schreiben die gebührende Antwort zu erteilen. Sercnissismus und sein Kindermonn haben zwar vorzüglich BGB.   studiert, aber der altdeutsche RechtssatzEin Mann ein Wort" scheint beiden unbekannt zu sein.
Das Schutzpolizeibeamtengefetz. Das preußische Schutzpolizeibeamtengesetz liegt jetzt in einem Entwurf vor, der 1V8 Paragraphen umfaßt. Aus den Bestimmungen heben wir folgendes hervor: Die Schutzpolizeibeamten sind un- mittelbare Staatsbeamten(Z 1). Jeder in die Schutzpolizei   Ein- tretende ist auf 12 Jahre zum ununterbrochenen Dienst in der Schutz- pollzei verpflichtet(§ 2). Jedem Schutzpolizeibeamten steht der Auf- stieg in alle Polizeioffiziers st«llen offen(8 3). Nach Ablauf der zwölfjährigen Dienstzeit scheiden die Polizeiwachlmeister (alle Dienstgrade vom Polizeihauptwachtmeister abwärts) in der Regel aus der Schutzpolizei   aus. Das Prinzip der lebenslänglichen Anstellung hat also nicht in den Entwurf Eingang gesunden. Ohne besondere Erlaubnis darf«w Schutzpolizei   beomter«ine Ehe erst eingehen, wenn er eine Gesamtdienstzeit von sieben Jahren und ein Lebensalter von 27 Iahren vollendet hat(8 s). Die Gesamt- zahl der Kündigungen und Entlastungen aus der Schutzpolizei vor Ablauf der zwölfjährigen Pflichtdienstzeit darf jährlich 8 Proz. nicht übersteigen(8 7). Heber di« besonderen Amtspflichten der Schutzpvlizeibeamten sagt 8 18 des Entwurfs, daß der Beamte auf GrundderVerfassungundderGesetzemit Einsatz semer ganzen Persönlichkeit di« öffentliche Ruh«, Sicherheit und Ordnung zu schützen hat. Er darf auch bei drohender petsönlicher Gefahr dem Dienst nicht fern bleiben. Als besondere Dienststtafen setzt 8 29 fest: Warnung, einfachen Verweis, Geldbuße, sttengm Verweis, Entfernung au  » dem Amte. Dagegen sind die Ursprung- lichen Bestimmungen des Entwurfs, die aus unberechtigtes Vorlassen des Dienstes Gefängnisstrafen setzen wollten, aus dem Entwurf entfernt worden. Sehr umfangreich sind die Bestimmungen über die Dersor- gung der Beamten.§ 30 des Entwurfs zählt nicht weniger als 13 besondere Versorgungsarten auf. Die meisten Arten der Vcr- sorgung betreffen diejenigen Beamten, di« nach Beendigung der zwölfjährigen Pftichtdienstzeit ausscheiden müssen. Sie erhalten u. a. Uebergangsgebührnisse, die im ersten Jahre 6 Achtel, im zweiten Jahr« 5 Achtel, im dritten Jahre 4 Achtel de- zuletzt bezogenen ruhe- gehaltsföhigen Diensteinkommen» betragen.
Der Todeszug der Flüchtlinge. Eine englische Zeitung ver- öffentlicht einen Fragebogen, der von der Gemeindeverwaltung und der Gesundheitsbehörde des polnischen Grenzorte» Kolosowo über die Ankunft eines Flüchtltngszuges aus Rußland   aufgenom- men worden ist. Bei der nüchternen Sachlichkeit des Dokuments wirkt da» Bild, das es von dem Elend der Hungernden enthüllt, um so erschütternder. Das Schriftstück, das vom 14. März datiert ist, lautet:Abfahrtsorts Kasan an der Wolga  . Dauer der Reise? Drei Monate. Zahl der Zuginsasten? 1948 Personen ab Kasan  : angekommen in Kolosowo 649. Wieviel Personen blieben unter« weg? zurück? 1299. Wieviel Personen wurden in Hospitälern und an russischen   Eisenbahnstationen zurückgelassen? Keine. Wie. viel Personen starben unterwegs? 1299. Was geschah mit den Toten? Sie wurden an den Haltestellen hinausgeworfen. Worin bestand die Verpflegung des Zuges während der Reise? Rur   in Brot. Wle oft? Durchschnittlich einmal in zwei Tagen. Wieviel? Ein Bierlel- bis ein halbes Pfund für die Person. Kannte ärzt- liche Hilfe geleistet werden? Nein. Allgemeiner Zustand der Zug- insasten? Alle im äußersten Grad abgemagert und erschöpft." Seehundrudel in unseren Wattenmeeren. Große Seehundrudcl sind jetzt in unseren Wattenmeeren sowie in der Ostsee   anzutrefsen. Diese Tiere haben sich, wie imSt. Hubertus" mitgeteilt wird, während des Krieges außerordentlich vermehrt, weil damals Jagd und� Fischfang weniger betrieben wurden. Die Jäger haben daher jetzt gute Aussichten bei ihren Seehundjagden. Früher wurden in allen an die Nord- und Ostsee   grenzenden Ländern für die Erlegung des Seehunde» Prämien gezahlt, weil man glaubte, dar Seehund lebe nur von Fischen und sei daher schädlich. Jetzt abe? hat man diese Prämienzahlung eingestellt, dann man hat sich davon über- zeugt, daß der Seehund hauptsächlich Krebse und Muscheln frißt, überhaupt Mollusken, und daß seine Gefräßigkeit sehr übertrieben wurde. Er erhält in der Gesangenschast täglich 6 Pfund Abfälle von Seefischen und ist dabei ebenso speckfett wie draußen auf der See. Die Prämienzahlung für das Erlegen von Seehunden hätte bereits zur Ausrottung dieser Tierart geführt, wenn nicht der Krieg dazwischen gekommen wäre, und man will jetzt vermeiden, daß es mit diesem wichtigen Wassertier so geht wie mit den Malen, deren Aussterben nur noch eine Frage der Zeit ist. Die Telegramm-Tabelle der Fingerabdrucke. Fingerabdrucke, die für die Feststellung von Verbrechern ein unentbehrliches Hiljs- mittel der modernen Kriminalistik sind, können jetzt über die ganze Welt telegrahiert werden Wie bereits kurz berichtet, hat der Vor- sieher des Fingerabdrucks-Bureaus der Londoner   Hauptpolizei- station von Seotland Pard Collins eine Tabelle ausgearbeitet, die vie telegraphische Uebermittlung jedes Fingerabdruckes gestattet. Mit Hilfe dieses Systems kann die Polizei, wenn sie in London   einen Mann verhaftet hat, der aus Australien   stammt, dorthin sofort«in Telegramm schicken, das etwa folgendermaßen aussieht: D7D12D19C8C9E9G6ESJ8L. Sofort kommt dann von Australien  die Antwort:..Fingerobdrücke Identisch mit denen von John Smith, gefäbrlicher Einbrecher, gewöhnlich schwer bewaffnet, drei Zucht- hausstrasen, ging vor sechs Motmtea nach England. Senden Original- Fiirgerabdrück« und Einzelheiten morgen durch Post ob.* Und John SMh wuudert, sich darüber Hotz die Londoner PottZ«(ai*4