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auf dem zweiten Bundestage des Iahri:s 1920 hat eine Ent­schließung einstimmige Annahme gefuntien, in der die Unter- ordnung des Privatinteresses unter die Interessen der Allge- meinheit gefordert wurde. Auch eine Entschließung des dritten Bundestages enthält eine Kampfansage gegen Wucherund Schiebertum und fordert, daß Regierung und Parlament sowie alle Berwaltungs- und Vollzugsorgane mit äußerster Entschiedenheit vorgehen. Entschließungen reichen aber nicht aus, die Praxis zu be» einflussen, der Deutsche Bamtenbund wird dalier den positiven Beweis erbringen müssen, daß er stark genug ist, sich in der deutschen Wirtschaft zu Gehör zu bringen. Erst dann wird das vertrauen seiner Mitglieder in seine Aktivität entstehen, dessen Mangel oft genug Anlaß zu den schwersten Angriffen gegen die Führung gewesen ist. Auch jetzt gibt es im Deutschen Beamtenbund immer noch Mitglieder,'die meinen, große wirtschaftspolitische Aktionen ließen sich von den Beamten außerhalb der Front der übrigen Arbeitnehmerschichten mit Erfolg durchführen. Schon einmal ist es den Vertretern dieser Auffassung gelungen, den Plan der Herstellung einer geschlossenen Verbraucherfront zu zerstören. Was damals schon kaum tragbar war, kann unter dem Druck der steigenden Wirtschastsnot für die Beamten- schaft zur Katastrophe werden. Die Verbreiterung der Arbeitnehmerfront darf weder mit Parteipolitik etwas zu tun haben, noch kann sie das Diktat der freien Arbeiterschaft unter Preisgabe der organisatorischen SeOdständigkeit der Be­amten bedeuten. Das muß aus beiden Seiten als Ausgangs- punkt für eine mit allen Kräften anzustrebende beschleunigte Verständigung festgehalten werden. Die Furcht vor der Ge- fahr einer Zerstörung des Berufsbeamtentums durch das Zu- sammengehcn mit den übrigen Arbeitnehmerschichten zerflattert in nichts, wenn die Beamtenschaft sich auch bei der Verteidi- gung ihrer wirtschaftspolitischen Forderungen ihrer b e s o n- deren Mission, Träger des Sta'atsgedankens zusein, bewußt bleibt. Daß es auch bei Verfolgung dieses Kurses stets eine Vorhut geben wird, die in Neuland vorzustoßen den Drang in sich fühlt, braucht niemand zu ängstigen. Es ist in der Or- ganisation nicht anders wie im Leben: das Alte vergeht, weil Neues ans Licht drängt. Worauf es ankommt, ist, daß der einzelne begreifen lernt, daß das Neue ein anderes Tempo hat als das Alte. Die im Alten groß geworden sind, wollen gut- willig nicht aus ihrem Tempo heraus, aber sie müssen, denn Entwicklung sitzt ihren Bedrängern auf den Fersen. Das, «as zwischen diesem Nichtwollen und Müssen sich abspielt, ist Kampf. Wer die Dinge ansieht, ohne voreingenommen, das heißt allzu stark mit dem Alten belastet zu sein, wird wissen, mindestens aber doch fühlen, daß der Sieg schließlich auf der Seite des Neuen fein wird. Auch auf dieser Tagung des Deutschen Beamtenbundes ist oft und energisch die Aufrechterhaltung des Be- rufsbenmtentums vertreten worden. Wenn diese For- derung nicht zum inhaltlosen Schlagwort herabsinken soll, müssen sich die Beamten darauf besinnen, daß der Begriff Be- rufsbeamtentum für sie einen neuen Inhalt bekommen hat. der verfassungsmäßig(Artikel 130 der Reichsverfassung) um- grenzt ist: sie sind Diener der Gesamtheit, nicht einer Partei. Das kann doch wohl nur heißen, daß sie dem Volke zu dienen haben nicht nur im engsten Sinne als Berufsbeamte, sondern auch als beamtete Staatsbürger. Wollen sie das, dann müssen sie heraus aus ihrer bisherigen Abgeschlossenheit und hinein in das politische Leben mit seinen immer aufs neue herandrängenden Fragen. Nicht nur die Beamtenwirtschask ist in Gefahr, sondern die Wirtschaft des deutschen Volkes. Auch die Beamten wissen warum. Aber diese Kenntnis allein ge- nügt nicht, sie bildet erst die Grundlage für die Erfüllung staats- bürgerlicher Pflichten. Ohne sie wird auch eine stetige und zielbewußte Gcwerkschaftspolitik zur Unmöglichkeit. Wer für ein freiheitliches Bcamtenrecht ist, für eine gerechte Besoldung und für wirtschaftliche Freiheit kämvft, kann auf Erfolge hoffen, wenn er die politische und wirtschaftliche Befreiung des ge- samten Volkes auf feine Fahne schreibt. Solange aber der Zrau fimalie Huttmann. Bon Theodor Thomas. Frau Gutlman wird sich wundern, wenn sie ihren Namen in der Zeitung liest. In ihrem ganzen Leben hätte sie nicht daran ge- dacht, daß er einmal gedruckt würde, höchstens wenn sie tot ist, im Standesamt". Aber heut« muß ich ihrer doch gedenken, weil sie mir etwas an- nertraut hat, was des Nachdenkens wert ist. Amalie Guttmcmn hat sich in ihrem ganzen Leben schwer ge> plagt. Hat sich jeden Groschen ach was Groschen, jeden Pfennig »am Leben abgeknapst, hat sich wegen eines Fünfpfennigstückes durch die halbe Stadt jagen lassen, nur weil irgendwo das Fleisch 40 statt 65 Pfennige tostet«. Als der Krieg ausbrach, hatte sie sich 1700 M. gespart. Wißt ihr, was das heißt: Eintausendstebenhundert Mark sparen? Als Taglöhnersfrau sparen? In cinundzwcm- zig Vahren? Wißt ihr es? Eintausendstebenhundert Mark. Natürlich hatte ste es auf der Eporkosse, und hielt es dort fest. Ein Notgroschen sollte es sein. Was konnte sie nicht alles damit anfangen! Sie widerstand kräftig allen Verlockungen, bekam jedes Jahr ihre Zinsen und als wir 1918 schrieben, konnte sie fast 1950 M. buchen. Einmal konnte sie für das Geld eine ganze Wohnungseinrichtung kaufen..Unsinn", dachte sie,mein Geld Ist mir sicherer." Sie ließ aus der Sparkasse. Dieser Tage aber muhte sie es doch holen, Dater brauchte einen Anzug. Da er keinen fertigen tragen kann(wegen der hohen Schul- :irn). ließ er sich einen ganz billigen Stoff kommen und vom Schneider machen. Da gingen zweitausend Mark drauf und noch einige Fünfmarkscheine mehr. Alles auf einmal und für einen Anzug. Amalie Guttmann ist um ihre ganzen Ersparnisse betrogen. Sie kann und kann es nicht fassen. Deshalb hat sie 21 Jahre jeden Pfen- nig zweimal umgedreht, um einen Anzug zu bekommen? Sie rannte auf die Sparkasse. Sie haben mich betrogen, ich Hab nicht alles wieder bekommen, was ich hergab." Der Kassierer sah sie recht merkwürdig an, ihr Buch stimmte doch. Er ließ es sich von ihr erklären, lachte und sagte:Ja, die Geld- entwertung, da ist nichts zu machen." Sie war untröstlich, konnte diese Rechnung nicht entziffern. Don einem trollte sie zum andern, bis sie zu jemand kam. der ihr grob sagte: Sie hätten Ihr Geld nicht auf der Sparkasse lassen sollen. Hätten sie Putzlumpen gekauft, oder Pfeffer, oder Seife, ganz egal, dann bätten Sie heute statt 2000 vielleicht 50 000 Mark. So haben es andere mit Ihrem Geld verdient." überlieferte Herr-im-Hause-Standpimkt verfassungswidrig be- vorrechteter Schichten ein Kräutlein Rührmichnichtan für die Beamten bleibt, sollen sie sich nicht wundern, wenn sie selber nur Scheinerfolge erzielen. Die Sesatzungsplage. Die Klagen aus dem besetzten Gebiete über Drangsalierungen aller Art werden immer dringen­der, ohne daß bisher die Beschwerden irgendeinen Erfolg ge- habt hätten. Besonders aus dem von französischen   und belgischen Truppen besetzten Gebiete häufen sich diese Klagen in erschreckender Weise. Das belgische Mllitär benimmt sich in letzter Zeit dermaßen provozierend, daß es dauernd zu Reibungen mit der Bevölkerung kommt. Hauptsächlich sei» den Vorkommnissen in Hamborn  , wo bekanntlich ein deutscher  Polizeibeamter von einem belgischen Polizeiagenten erschossen und später ein belgischer Offizier gleichfalls getötet wurde, hat die Drangsalierung in Duisburg   und Umgegend in verstärk- tem Maße eingesetzt. Seit Freitag müssen sämtliche Lokale um 6 Uhr nachmittags geschlossen sein. Außerdem sind alle Versammlungen, gleich welcher Art, verboten und schließlich gehen jetzt auf Befehl der Besatzungsbehörde die b e l g i- schen Soldaten auch außer Dien   st nur noch b e- waffnet durch die Straßen. Die Erregung der Bevölke- rung ist deshalb bis zur Siedehitze gestiegen. Ein kleiner Aus- zug aus der Reihe der Rüpeleien, wie sie sich die Besatzungs- truppen gegen Zivilpersonen leisten, mag die Berechtigung dieser Erregung erweisen: Am 12. Februar, abends SK Uhr, wurde ein Heizer von fünf belgischen Soldaten angerempelt, zu Boden geworfen und mit einem Stock geschlagen. Am 19. Februar, abends 9 Uhr, wurde ein Kran- führer ebenfalls von einem belgischen Sildaten mit einem schweren Gegenstand niedergeschlagen, so daß er bewußtlos wurde und In ein Krankenhaus gebracht werden mußte. Am 25. Februar wurden morgens um Uhr zwei junge Burschen von einem oorüberfah- renden A u t o der Besatzungstruppen überfahren. Am 6. März wurde ein Schlosser um 9'A Uhr abends, von 3 belgischen Sol« baten überfallen und mit einem Stock auf den Kopf geschlagen. Am 9. März, wieder um dieselbe Zeit, wurde ein Kaufmann von einem belgischen Soldaten mit der Faust Ins Gesicht geschlagen. Am gleichen Tag«, eine halb« Stunde später und am gleichen Ort, wurde ein anderer Kaufmann von 4 5 belgischen Soldaten über­fallen und mißhandelt. Am 12. März wurde ein Maurer von 6 belgischen Soldaten zu Boden geworfen und mit Füßen g e tr e t e n. Am 19. März wurde ein Arbeiter ebenfalls von mehreren belgischen Soldaten in gleicher Weise überfallen. Am 24. März, abends 9 Uhr, geschah dasselbe einem Handlung»- gehilfen. Am 25. März wurde um 12 Uhr nachts ein Hand« lungsqehilfe von zwei französischen   Soldatm überfallen. Am 26. März wurde abends um 11 Uhr«in Bantbeamter von einem französischen   Soldaten- hinterrücks überfallen. Am 25. März skandalierten etwa 8 belgische Soldaten in unserem Partei- lokal im Stadtteil Hochseld, wobei ein deutscher Arbeiter schwer verletzt wurde. Am 24. März wurde ein Kauf- mann nachts 12 Uhr von 4 belgischen Soldaten überfallen. Am 5. März prügelten sich belgische Soldaten untereinander in einer Wirtschaft und demolierten das Lokal. Am 24. März wur. den von belgischen Soldaten nachmittags zwischen 8 9 Uhr an 15 Drivat- und Geschäftshäusern sämtliche Jenslerscheiben zertrümmert. Der Schaden belauft sich auf ungefähr 106 000 Mark. Am 31. März wurden abends zwischen 89 Uhr 11 Arbeiter von zwei französi- schen Soldatm mit vorgehaltenem Revolver angehalten und ihres Geldes beraubt. Der schlimmste Fall ist der vom 6. April. An diesem Zlbend er- schienen abends um 7 Uhr in einem Lokal an der Oberstraße etwa 20 belgische Soldaten. Sie nahmen in einem besonderen Räume Platz, während zwei weitere belgische Unteroffizier« bereits in dem vorderen Räume saßen. Sämtlich« Soldaten tranken lebhaft darauf los. Um etwa 9i8 Uhr besetzten die Soldaten auf ein Zeichen eines der Unteroffiziere sämtliche Türeingäng« und revidierten die anwesenden Personen aus Waffen und Personalausweise. Die Revision ging glatt vonstatten, obwohl die Soldaten nicht im Dienst warm und also kein Recht hatten zu revidieren. Die Soldaten ver- ließen dann bis auf die zwei Unteroffiziere das Lokal. Als dann die Wirtin das Lokal schließm wollte, drangen die Soldaten wieder Das verstand sie nicht. Aber alles nutzte nichts. Auch der Schneider konnte ihr nicht Helsen  . So legte sie blutenden Herzens ihren ganzen Arbeitsschweiß, ihren Hunger, ihre Entbehrung auf einmal hin, für einen Anzug. Das ist die Geschichte von Amalie Guttmann, sie hat mir ihr Leid erzählt: ich konnte ihr nur sagen, daß alle ehrlichen, sparsamen Leute vom Staat, noch nicht mal von dem, von der niedergebrochenm Wirtschaft auch das war ja nicht richtig, aber sie begriff dies noch am ehesten um 95 Proz. ihres Geldes gebracht worden sind. Wie der Dieb in der Nacht hat es die Valuta überall hergeholt, von den kleinen Leutm zuerst. Da hat sie mich groß, sehr groß angesehen. Was sie gedacht hat, weiß ich nicht.Frau Guttmann", sagte ich,Sie haben einen Trost: MU Ihnen klagen noch Millionen und Millionm um den Verlust ihrer Spargroschen...." Mutter Guttmann wird sich wundern, wenn sie ihrm Namen in der Zeitung findet, und sicher werdm viele sagen: Meint der mich? Geht es uns nicht ebenso? vle»<yoaöratur öes Kreises'. Zum 7 0. Geburtstage ihres Ueberwinders. Aehnlich wie die Erfindung einesPerpetuum mobile  " oder die Suche nach dem alle Metalle in Gold verwandelndenStein der Weisen  ", hat auch das Problem derQuadratur des Kreises", die Aufgabe also, einen Kreis in ein inhaltsglcichcs Quadrat zu oerwan- dein, die Köpfe vieler, vieler Menschen beschäftigt und gequält. Schon die Gcometer des Altertums haben' ihre Zähne an dieser harten Nuß versucht, und Unzählige, bis in die Neuzeit hinein, haben'» ihnen nachgetan. Schfießlich aber gewann die Ansicht, daß dos Problem unlösbar sei, d. h. mit Zirkel und Lineal sich nicht aus- führen lasse, unter den Fachgelehrten immer mehr an Boden, und als der allgemeine und bestimmte Ausdruck dieser Ueberzeugung darf es gelten, daß die Pariser Akademie der Wissenschaften im Jahre 1775 die Erklärung erließ, keinerlei angebliche Lösungen dieses Problems, wie auch dreier anderer, unter denen sich übrigens das des Perpetuum moblle befand, hinfort mehr annehmen und prüfen zu wollen. Selbst in die schöne Literatur ist die Warnung vor dem Problem, wenn auch in scherzhafter und in mathematisch übrigens nicht einwandsfreier Form, hineingelangt:Sucht nicht länger die Ouadatur des Zirkels", so ruft Ludwig Börne   seinen Zeitgenossen zu,sucht die Kreiselung des Quadrats: seid nicht viereckig, liegt nicht so fest auf, kugelt durch das Leben und macht es glatt." Wirklicherledigt" ist das bösartige Problem freillch erst In unserer Zeit, vor genau vierzig Jahren, im Jahre 1832. Es war ein deutscher Mathematiker, F e r d. L i n d e m a n n, der die Sphinx fesselte und sie zu Boden warf, und dieser damals dreißigjährige Forscher, jetzt Professor der Mathematik an der Münchener   Unioersi- tat, begeht In diesen Tagen den 70. Geburtstag. Lindcmann lieferte in das Lokal ein und zertrümmerten das ganze Inventar. Auch sämtliche Fensterscheiben wurden zertrümmert. Der Schaden be. trägt ungefähr 20 000 Mark. Das ist nur eine kleine Auslese von den bekannt- gewordenen Fällen in den letzten Wochen. Da auf die Be- schwerden der Einwohner von der Besatzungsbehörde niemals etwas unternommen wird, so verzichten die meisten Mißhan- Velten schon darauf, die Ueberfälle zur Anzeige zu bringen. In der Arbeiterschaft ist die Erregung besonders wegen des Versammlungsverbots groß, zumal in Duisburg   große Lohnbewegungen im Gange sind und sich die Arbeiter überhauptnichtmehrbesprechenkönnen. Denn es sind außer Theater, Konzerten und selbstverständlich Kinos einfach alle Veranstaltungen verboten. Sogar die Kurse der Volkshochschule   dürfen nicht stattfinden. Die Besatzung haust vier Jahre nach dem Wasfenstlll- stand noch immer wie mitten im Kriege. Die Regierungen der Entente, die ihren Militaristen freie Hand lqssen, dürfen sich infolgedessen nicht wundern, wenn in den besetzten Gebieten und darüber hinaus eine Stimmung Platz greift, die alles andere als eine den Frieden fördernde ist. * Der Oberpräsident erläßt, wie aus Duisburg   gemeldet wird, eine dringende Mahnung an die Bevölkerung, auch die weitere Berfchärfung der Lagemit Würde und Ruhe" hinzu- nehmen._ Die vergeuöuim öes Reparationsgolöes. Ein Mitarbeller des Pariser Gewerkschaftsblattes Jüe Peuple" veranschaulicht unter Wiedergabe von Photographien den Schaden, der den Bewohnern der zerstörten französischen   Departements durch die Verschwendung der deutschen Zahlungen für die Besetzung des Rheinlondes erwächst. Der Artikel gibt an Hant der Bilder eine Beschreibung der sogenannten Militärkolonie in�Köln  , in der für die englischen Offiziere eine Anzahl von Villen erbaut worden sind. Dicht neben der Villenkolonie steht man die al»Arbciterwohnun- gen" bezeichneten Notbaracken der Kölner   Obdachlosen. Amerika   hat genug davon. Die ehemalige deutsche Kommandantur in Koblenz   wird, wie die Blätter berichten, den deutschen   Behörden zurückgegeben: das Hauptquartier der 1. amerikanischen Brigade hat Anweisung erhalten, das Gebäude zu räumen. Wie dieRheinische Rundschau" berichtet, beabsichtigen alle amerikanischen   Geschäftsinhaber in Koblenz   mit wenigen Aus- nahmen die Stadt sofort nach Abzug der amerikanischen   Truppen zu verlassen. Die Willkürherrschast an der Saar  . Besonders bezeichnend dafür, welche Wirkung die Verordnung über den Landesrat als Parlamcntsersatz im Saargebiet ausgeübt hat, sst die Haltung der K o m m u n i st e n, die bisher als einzige zivile Stütze der Saarregierung galten. Ihre neueArbeiter-Zei- tung" schreibt: Unter den Phrasen von Demokratie, Selbstbestimmungs­recht, Vertrauen und Hand-in-Hand-orbetten schaut die Fratze der brutalsten Diktatur hervor. Schamloser kann mtt der Geduld von dreiviertel Millionen Arbeitern nicht gespielt werden. Und dos im Namen eines Völkerbundes, der zum Büttel fran- zösischer Bajonette herabgesunken ist!" Die KP. hat beschlossen, an die übrigen sozialistischen   Parteien heranzutreten, um eine Einheitsfront zur Abwehr der ver- suchten völligen Rechtlosmachung der Saarbevölkerung her- beizuführen. Deutsch  -öänischer vertraqsabstbluß. In drei Verhandlungsperioden vom 23. Mal 1921 bis jetzt sind eine große Reihe von Grenziragcn zwischen Dänemark   und Deutsch  - land durch Abkommen geregell worden, darunter auch die im Ver- sailler Artikel 312 vorgeschriebene Auszahlung eines Anteils des Reservefonds der deutschen   Sozialversicherungsanstalten an Däne- mark. Ein Mantelvertrog wird den beiderseitigen Parlamenten vorgelegt. den strengen und damals höchst schwierigen Beweis, daß die so» genannteLudolphfche Zahl", die Zahl 3,1415925...., nicht die Wurzel einer algebraischen Gleichung mtt ganzzahligen Koeffizienten sein kann, also, wie man sagt,transzendent" ist, und damtt war die Un- Möglichkeit, den Kreis mtt Zirkel und Lineal in ein Quadrat zu ver- wandeln, in strengster Form dargetan. Andsre deutsche Mathe- matiker: Weierstraß, Hilbert, Hurwitz und Gordan haben das Linde- mannsche Beweisverfahren noch wesentlich einfacher und durch- sichtiger gestaltet. Zur Ruhe gekommen sind dieKreisquodrierer" stellich auch nach Lindemann noch immer nicht ganz, pielmehr erlebte die Pa­riser Akademie der Wissenschaften vor genau einem Jahrzehnt, im Jahre des Heils 1912, da» seltsame Schauspiel, daß in ihrer stier» lichen Sitzung ein Gerichtsvollzieher erschien, der im Namen seines Auftroggebers, eines Oberstleutnant, und Geometers Montell, an den Vorsitzenden die Aufforderung richtete, den Beschluß von 177S aufzuheben und die Lösung, die Montell von dem Problem gefunden zu haben glaubte, entgegenzunehmen. Dr. Wilhelm Ahrens  (Rostock  ). Dvvderlesslungen des Gedächtnisses. Es gibt Gedächtniskünstler, die so erstaunliche Leistungen vollbringen, daß sie dem normalen Sterblichen fast unmöglich erscheinen. Die Art und Weise, in der solche Rekordleistungen zustande kommen, erklärt Dr. Thorleif Hegge in einem Aufsatz derKlinischen Wochenschrift". Die höchsten Leistungen im Behalten von aufs Geratewohl zusammengestellten Ziffernreihen sind von dem deutschen   Mathematiker Dr. G. Rückle erreicht worden. Die Zeit, die er zum Lernen braucht, schwankt bei 204 Ziffern zwischen 9 Minuten, 48 Sekunden und 7 Milluten, 27 Sekunden. Eine Reihe von 408 Ziffern lernte er in 26 Minuten, 47 Sekunden und 504 Ziffern in M Minuten 30 Sekunden. Den Leistungen Rücklcs im Lernen von Ziffernreihen stehen die der norwegischen Philologin Dr. Paula Bergh am nächsten. Sie lernte 204 Ziffern in 54 Minuten und 408 Ziffern in 104 Minuten. Im- merhin ist diese Leistung sehr bervorragend, denn sie über trifft die Ergebnisse im Ziffernlernen, die der bis zum Bekanntwerden der rhythmischen Versuche unerreichte Zahlenvirtuos« Diamandi mtt 200 Ziffern in 75 Minuten aufzuweisen hatte. Das eigentliche De- biet, auf dem Fräulein Bergh einen Rekord aufgestellt hat. sst das BeHallen von Wortreihen.Ich las ihr", schreibt Egge,eine Reih« von 350 aufs Geratewohl zusammengestellten Wörtern anschaulicher Bedeutung einmal vor. wobei die Vorlesezeit 8 Sekunden pro Wort betrug. Unmittelbar nach der Einprägung war sie imstande, die Reihe, und zwar mit z. B. nur 11,7 Proz. Auslassungen, herzusagen, und bei einer solchen einmal eingeprägten und einmal reproduzierten Reihe Mtt 350 Wörtern hatte sie beim Hersagen noch nach einem Jahr nur 67,4 Proz. Auslassungen, obwohl inzwischen nicht weniger als 3290 Wörter eingeprägt und ein- oder mehrmals geprüft waren, von zahlreichen Silbenreihen ganz abgesehen." Die Ziffern lassen sich sowohl visuell(mit dem Gesicht) als akustisch(mit dem Gehör) und motorisch smit Dewegungsvorstellun- gen) einprägen. Rückle, Fräulein Bergh. Diamandi u. a. haben wesentlich visuell gelernt. Bei Rückle lieh sich psychologisch feststellen,