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Debatte über Rußland   festgelegt. Es ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß die Ergebnisse dieser Besprechungen befriedigend ausgefallen sind, wenn sie auch noch nicht zu einem Beschluß ge- führt haben. P o i n c a r e wurde über die Beratungen telegraphisch unterrichtet. Auch heute, Freitag, werden die vertraulichen Ver- Handlungen während des ganzen Tages fortgesetzt. Die Russen werden wahrscheinlich eingeladen, ihre Einwendungen ausführlich zu begründen, um praktische Derhandlungen zu ermöglichen. Die Niisjwn öer Saarüelegation. Genua  , 14. April.  (EP.-Sonderbericht.) Wie bereits gemeldet, ist am Mittwoch ein-s Delegation von führenden Politikern aus dem Saargebiet in Genua   eingetroffen. Die Delegation beabsichtigt, bei de�r nächsten Gelegenheit die Konferenz aus die Beschwerden u n d F o r d e r u n g e n der Saarbevölterung aufmerksam zu machen, die durch die französische   Besatzung und die verwaltungstechnische Trennung vom Deutschen   Reich, sowie die kulturellen und Wirtschaft- lichen Lösungen von diesem bedingt sind. In der Denkschrift wird der Standpunkt der Saarbevölkerung dargelegt. Es wird barauf hingewiesen, daß die Lostrennung des Saargebiets von der deutschen.Kultur und Wirtschaft mit der Abstimmung im Jahre 193S nichts zu tun hat. Ferner wird die Aufmerksamkeit der 5lonserenz darauf gelenkt, daß wirtschaftlich das Saarstatut dus- drücklich für die Dauer von IS Jahren die Berbmdung mit dem Reich durch das Berbot von Ausfuhrzöllen stchert, ein Verbot, das die Regierungskommission mißachtet, indem sie den Franken- umlanf niit allen Mitteln fördert. Es wird darauf hingewiesen, daß das Bestreben der Franzosen der kulturellen Loslösung vom Deutschen Reich keine Grundlage im Friedensvertrage findet. Weiler wird auf den unerträglichen Zustand aufmerksam gemacht, der dadurch geschaffen wird, daß einflußreich« Stellen der Zentral- verwallilng des Saargebie-ts mit Franzosen besetzt sind. Die Saarbevölkerung oerlangt, daß die Regierungskommission die Währungspolitik so umgestaltet, wie es den gerechten Wünschen der Bevölkerung entspricht. Erneut wird die Forderung auf Entfernung des französischen   Militärs erhoben und die Beseitigung der Spionage verlangt, die von der Regierungskommission nicht nur geduldet, sondern auch gefördert werde. Es wird protestiert gegen den BegriffSaareinwohner'. Es wird in der Denkschrift betont, daß die letzthin von der Regierungskommission oerordnete Schaffung eines Landtages als Ersatz für ein wirkliches Parlament dem Wunsche der Bevölkerung widerspreche. Protestaktion der Saarbevölterung. Die politischen Parteien und die Gewerkschaften des Saar- gebiets protestieren in einem Aufruf gegen die Verordnung der Re- gierungskommisson, in der die parlamentarische Bertretung der Be- völkcrung bei der Regierung geregelt wird. Es handelt sich hier um die Schaffung eines Scheinparlaments, dem eine praktische Be- deutng nicht beizumessen ist. Demgegenüber werden für die Volks- Vertretung folgende Bedingungen gestellt: 1. Freies Wahlrecht für alle Zwanzigjährigen, die den in der Wahlordnung vom 29. April 1920 8 3 aufgestellten Be- dingungen entsprechen, freie Wählbarkeit derselben Personen, sofern sie das 25. Lebensjahr zurückgelegt haben. 2. Mitbestimmungsrecht der Volksvertretung bei der Gesetzgebung und Etatsbewilligung, wobei, um den Bestimmungen des Friedensvertrages zu entsprechen, in allen Fällen, in denen keine Einigung zwischen der Regierungskommission und dem Landesrat erzielt werden kann, die Entscheidung beim Völkerbünde liegen muß. 3. Volle Freiheit'für den Landesrat w der Füh- rung seiner Geschäfte, Selbstwahl seines Präsidenten. 4. Gesetzliche Immunität der Abgeordnet». 5. Vermehrung der Zahl der Abgeordneten. 6. Ersatz des Studienrates durch gewählt« Wirtschaft- liche Fachausschüsse. Die sozialistischen   Parteien fügen dem Aufruf hinzu: Die unterzeichneten Organisationen werden im Falle der Nicht- erfüllung dieser Forderungen Mittel und Wege zu wirksamen Pro» t e st m a ß n a h m e n der Saarbevölkerung l}«gen politische Ent­rechtung ergreifen. Sie sind nicht gewillt, durch stillschwelgende Duldung sich zu Mitschuldigen der politischen und wirtschaftlichen
Der Gstertraum. Von Paul W. E i s o l d. In der Fabrik kannte jeder den kleinen buckligen Menschen, der immer lächelte. Der ein Kindcrgesicht hatte und schweigsam war und närrisch. Ja, ja, närrischl Das ist halt jeder, der nicht die breit« Straße der Vielzuvielen wandelt, dessen Dasein und Leben nicht aufgeschlagen liegen wie in Buch, da jeder nach Belieben eine Seite umblättern kann. Der kleine Bucklige rat nichts, diese Annahme der Menschen abzuschwächen. Er tat auch nichts, den Spottt abzuwehren, der sich in seinem SpitznamenBuckel' täglich über ihn ergoß. Immer nur stand ein Lächeln in seinem Kinder- gesicht, ein Lächeln, das nicht kalt oder höhnisch lbar, sondern das so milde erstrahlte wie die liebe Sonne im Frühling, und das so un- sagbar gütig war und heilig, daß die Menschen darob ein leises Frieren hätte ankommen müssen. Die MenfcheNl Aber die verschanzten ihr Herz hinter dem ärm- lichen Wortenärrisch". Gedankenlos entglitten ihrem Munde die unlenkbaren Rosse des Spottes, stündlich und täglich winzige Stück- chcn Lebens zertretend. Oh, wer weiß um des anderen Bitternisse? Und wer hütet in fremden Gärten die zarten scheuen Blumen und sorgt mit leiser chand um sie? Eine ewige Tragik ist's: Da wir zu helfen meinen, ziehen wir nur Disteln und Dornen groß und der Steinacker blüht.... Run war derBuckel' gestorben. Nach vollbrachtem Tagewerk war diese kleine Maschine an der großen, eben still gewordenen, verlöscht. Was bedeutete es weiter? Morgen würde eine andere Maschine die große bedienen. Geschäftige Zungen konterfeiten den armen Buckligen in allen Farben und Schattterungen. Groteske Perspektiven öffneten sich. Phantasie und Geschmacklosigkeit feierten billige Triumphe. Das Lächeln des Buckligen wurde in den Antlitzen der anderen Menschen zur Grimasse. Das grßß? Glück, um das die anderen nicht wußten, hier erschien es vor die Säue geworfen, um zertreten zu werden. Das große Glück, das niemals Erfüllung, das immer nur Sehn- sucht ist... Und das warBuckels' Geschichte. Eigentlich hieß der arme bucklige Mensch Sonntag. Paul Sonn- tag. Er hatte in frühester Jugend die Eltern verloren, und dann waren Berwandtenhände bestrebt gewesen, das zarte Pflänzchen zu hegen,- Berwandtenhände, deren Liebe so schmerzen kann, weil sie aus einer Berpflichtung geboren. Paul empfand brennend den kaum sichtbaren, aber doch so tiefen Unterschied zwischen Mitleid und Liebe, fühlte die täppischen und ungeschickten Bemühungen, seiner Häßlichkeit»in verlogenes Mäntelchen umzuhängen. Er wuchs durch der Schule offenen und versteckten Spott und die kleinen, kaum entblühten und doch schon wieder zertretenen Eitelkeiten, ging durch die Scham und eine leise Pubertät, da seine Kameraden an den Mädchen hingen und die verbotenen, süßen Kelche leerten. Aber seltsamerweise haftete ihm all dies nicht an, es war, als könne er täglich für die beschmutzten und zerrissenen Kleider andere anlegen, die rein waren und schön. Und auch die unausgesprochenen Sehn-
Rechtlosigkeit der Saarbevölterung zu machen. Wir fordern die Massen der Hand- und Kopfarbeiter auf, zur Saar- parlament-Forderung Stellung zu nehmen und ihre Stellungnahme offen und unzweideutig zum Ausdruck zu bringen. Die Parole muß lauten: Schörssler Protest gegen ein System der Aukokratie und der politischen Entrechtung. Um Sie /lutonomie Gberfthlesiens. Breslau  , 15. April.  (Eigener Drahtbericht.) Eine Konferenz der mittelschlesifchen Sozialdemokratie, die auch aus Oberschlesien   und Niederschlesien   beschickt war und an der sozialdemokratische Mitglieder des Reichstages, des preußischen Landtages, des Staatsrats, des schlesischen Provinziallandtages und eine Reihe sozialdemokratischer Ver» waltungsbeamter teilnahmen, fand am Karfreitag in Breslau  statt. Sie beschäftigte sich hauptsächlich mit der Stellung- nähme der Partei zu den Autonomiebestrebungen in Ober- schlesien  . Landtagsabgeordneter Schollch wandte sich gegen die Auto- nomieagitation des Zentrums und bedauerte, daß die Auto- nomiefrage schon vor der Räumung Oberschlesiens   durch die Alliierten in die Diskussion geworfen sei. Die durch Reicksgesetz zugesagte Ab- stimmung müsse ttotz der Entscheidung über Oberschlesien   durchgc- führt werden. Eine besondere Landesautonomie für die deutsch  bleibenden Teile Oberschlesiens   sei aber aus wirtschaftlichen, kultu?- politischen und außenpolitischen Gründen abzulehnen. Die Berwirk- lichung der schlesischen Autonomie müsse auf andere preußische Landcstelle einen ungünstigen Einfluß ausüben und könne zur Auflösung Preußens führen. Das würde aber das Gewicht des reaktionären Bayerns in der deutschen   Politik verstärken und der Reichseinheit nicht dienen. Genosse Birnbaum betonte, die deutsche Verfassungsentwicklung dürfe nicht ohne Rücksicht aus die gegenwärtige und zukünftige Ver- fassung'der angrenzenden Staaten Osteuropas   bleiben. Er wandte sich gegen die Landes autonomie für Obcrschlesien, jedoch auch gegen die deutschnationale Parole der Erhaltung Preußens um jeden Preis. Statt einer unorganischen Zerstückelung Preußens fei eine organische Neugliederung des Reiches im gegebenen Zeitpunkt unter sozialdemokratischer Führung notwendig. Als Vertreter des Parteioorstandes sprach sich Genosse Bartels für die Gewährung der zugesagten Abstimmung. aber für die Ablehnung der Landesautonomie durch die oberschlestsche Sozialdemokratie aus. Die Frage der Neugliederung des Reiches Wierde wahrscheinlich den nächsten Parteitag beschäftigen. Persönlich erklärte sich Bartels gegen eine Zerschlagung des größten einheit- lichen Berwaltungsapparates in Deutschland  , den die preußische Ber- wallung heute darstellt. Genosse Okonsky bat im Namen der oberschlesischen Genossen, die Konferenz möge sich bindender Beschlüsse enthalten, da die ober- schlesischen Probleme»nicht von Breslau   aus gelöst werden können. Die Autonomie sei dem Oberschlesier heut« leider gleichbedeutend mit Demokratie. Die fehlerhafte frühere preußische Berwaltungsmethod- habe eine im gewissen Sinne begreifliche Antipathie gegen diesen Bundesstaat erzeugt. Dos Zenttum habe diese Stimmung äußerst geschickt ausgenutzt. Der Kampf der Deutschnationalen gegen die Autonomie Oberichlesiens sei lediglich ein Kampf für Ostprtußen. Das Gebilde, daß die Herren Ulitzka und Ehrhardt dem oberschlesischen Bolke bescheren wollen, sei gegenüber den bisherigen staatspolitifchen Zuständen im Deutschen   Reiche ein Rückschritt. Die oberschlesi- schen Sozialisten würden sich für die Reform der Reichsgliederung einsetzen, die die beste Gewähr für eine demokratische Entwicklung biete. Reichstagspräsident Genosse Löbe empfahl, dem Dorschlag Okonskys stattzugeben und der Entscheidung der oberschlesischen Parteiorganisation nicht vorzugreifen. Die Entscheidung würde im kommenden Abstimmungskamps auf des Messers Schneide stehen und zu einer Ablehnung der Landesautonomie für Oberschlesien   wohl nur dann führen, wenn auch ein Teil des Zentrums dagegen stimmen würde. Mit der ParoleIch bin ein Preuße' sei die Landesautono- mie kaum zu verhindern. Löbe wünscht, daß sich die Sozialdemokratie nicht mehr mit der reinen negativen Ablehnung der Autonomiefordc- rung begnüge, um nicht taktisch und sachlich an der Seite der Deutsch  - nationalen auftreten zu müssen. Deren Politik für die Erhaltung Preußens läge lediglich im Interesse des Hohenzollernschen Mon- archismus. Die deutsche Revolution habe vielznviel Respekt vor den Erben Napoleons I.  
süchte vermochten nicht, in ihm traurige Melodien anzustimmen: Paul ging wie mit schwebenden Schritten über dieser Welt und ihrer Fährnis, mit ihr verbunden und ihr doch nicht gehörend. So enttiegelten sich die Jahre. Das tausendfältige bunt« Leben stürmte auf ihn ein. Das Auge umschloß den ganzen Zauberkreis dieses rätselvollen und in seiner Wirkung so entsetzlichen Daseins. Erkenntnisse wuchsen und Ideen. Cr sah gleicherweise Leid und Freude, trank aus den goldenen Bechern des Abends die milde Ber- öhnung und aus der Unrast des Tages den Mermuth der Ent- agung. Und wie sich so die Jahre enttiegelten, hatte Paul in der Zeit des werdenden Frühlings einen seltsamen Traum. Ueber die Welt war ein weißes Licht ausgegossen. Ein Blühen schwoll in dichten Wogen; eine milde Güte floß von aller Menschen Antlitz und Händen. Alle äußeren Nöte und Beschwerlichkeiten waren dahin. Den Erfordernissen einer höheren Ordnung gemäß lief die Maschine der Wirtschaft immer beglückenderen Gang. Aus langer Finsternis, aus langer Haft der Unkenntnis und Gewohnheit enttissen, lebte eine Menschheit, die in der Freude das Höchste und in der Liebe alles fand, und die in sich und an sich das einzig« göttliche Lächeln trug, das nicht von dieser Erde ist. Pauls Lebensschifflein, in Not und Elend schwer kämpfend und in Gefahr, auf Sttand zu laufen, geriet plötzlich in großen Sttom. Alle irgendwie noch imbeschwerten Wünsche in des armen Buckligen Daseinsharmonie füllten sich mit diesen Traumbildern. Und all- mählich wurde die Borstcllung sp stark, daß sie die Wunder dieses erblickten Zustandes schon als bestehend annahm. Eine einzige jauchzende Fanfare stieß auf,«ine ungeheuerliche Umschichtung voll- zog sich: der Sternenwanderer entkernte sich nur noch weiter von dieser WirNichteit, die ihm täglich mehr abfiel wie Blätter im Herbste. Paul war selbst die wandelnde Verkörperung seines Öfter- traumes geworden, er träumte sich selbst in allen Gewässern seines Lebens als glückhaftestcr Steuermann. Der arme bucklige Mensch sprach zu niemand davon. Er trug schweigsam sein großes Glück und zehrte von ihm. Doch je mehr er zehrte, um so stärker und rauschender erfüllte es ihn, um so höher und gewaltiger aufdröhnte die Melodie. Das Lächeln in feinem Antlitz wurde immer verklärter und immer himmlifcher. Die Not wuchs und körperlifche Schmerzen raubten der kurzen Nächte wohlverdienten Schlaf. Aber der Traum auf ein« Auferstehung, auf ein Ostern übersttahlte alles Dunkle und alle Bitterkeit bis... bis endlich die arme verquälte Maschine an der ungeheuerlichen Ab- spannung auseinanderfiel. Das 14. Karfreilag-Aonzert der Volksbühne bestritt Dr. Kurt S i n g e r mit seinem Äerztechor und dem Aerzteorchester. Die Sonntagsmatinee war B r a h m s gewidmet.Schicksalslied  " undDeutsches Requiem  ", also zwei gewaltig« Ausgaben. Beide Chorwerke waren genau orbereitet und wurden stilvoll interpretiert. Die Umrisse ttaten unter Dr. Singers kundiger Hand fest und straff zutage. Aber der vorzügliche Eindruck, den seine Beethoven-Messe  in der Hochschule vor einigen Wochen erweckt hatte, wurde hier doch nicht ganz erreicht. Die knorrigen Eigentümlichkeiten von Meister Brahms wurden namentlich im.Schicksalslied'» und zwar meist
und des Wiener Kongresses gehabt. Erst Thüringen   habe die ersten ernsten Schritte zur Neugliederung des Reiches getan und leider keine Unterstützung von preußischer Seite dazu erfahren. Wir müßten uns von der altprcußischen Uebcrlieferung losmachen, um durch De- zenttalisation die deutsche Demokratie zu verankern. An der Diskussion beteiligten sich vor allem o b e r s ch l e» fische Parteigenossen, die sich übereinstimmend in derlelben Richtung wie Genosse Okonsky aussprachen. Die vorgelegten Entschließungen wurden sämtlich zurückgezogen, um den Ober- schlesiern allein die Entscheidung zu überlassen. Den Schluß der Konferenz bildete eine ernste Aussprache über die Entwaffnungssrage in Schlesien   und die Erörterung einiger Schulforderungen. Seunruhl'gung in Gbersthlesien. Der deutsche   Vertreter bei der Interalliierten Kommission zu Oppeln   hat eine Note überreicht, in der auf die wachsende Beunruhigung der Deutschen   im Abstimmungsgebiet hii- gewiesen wird. Die Note betont u. a., daß bereits feit einiger Zeit ein lebhafter Verkehr über die polnische Grenze nach Oberschlesien  stattfinde. Es sind M u n i t i o n s t r a n s p o r t e. beobachtet war- den und neben zahlreichen Trägern der Haller-Uniform erscheinen in den Dörfern Ortsfremde, die aus dem vorjährigen Ausstand der Bevölkerung als Führer der Insurgenten bekannt sind: sie hin- derndieAbhaltungdeutscherVersammlungen, und infolge ihrer Hetzereien sind bereits schwere Ausschreitungen gegen Deutsche   in vielen Orten vorgekommen. Deutsche   Flüchtlinge treffen in den Städten ein. Die Interalliierte Kommission wird er- sucht, energische Maßnahmen gegen die Gefahr zu ergreifen, die dem Lande erneut von polnischer Seite droht. Die Einigung in Genf  . Genf  , 13. April.  (MTB.) Die heute erfolgte Einigung in der Liquidationsfrage beweist, daß es in letzter Stunde der deutschen  Abordnung gelungen ist, alle Forderungen durchzusetzen, die sie für die Wahrung der deutschen   Interessen und vor allem der Interessen der oberschlesischen Bevölkerung für unumgänglich erachtete. Tat- sächlich hat dos Abkommen dazu geführt, daß der polnische An- sprach, in Oberschlesien   ebenso uneingeschränkt die Liquidation vorzunehmen, wie in Posen und Westpreußcn, fallen gelassen wurde. Eine Liquidation findet nach dem gettoffenen Abkommen viel- mehr in ganz eng begrenztem Maße in der Großindustrie und im Grundbesitz Anwendung und fällt im übrigen vollkommen fort, so daß alles bewegliche Gut, Habe, Hausrat, Kostbarkeiten,.alle Rechte, Hypotheken, Aktien, Konzessionen usw. wi« der gesamte städtische Grundbesitz von jeder Liquidation frei bleiben. Was die Liquidation bei der Großindustrie betrifft, so wird hier unter Großindustrie verstanden: Bergwerke, Hochöfen und Hüttenwerk«, Brennstoff- und Pulverfabriken usw., ferner Unter- nehmungen, die im Jahre 1921 mehr als SlXI Arbeiter beschäftigt haben, und andere namentlich aufgeführte Unternehmungen, die im Einzelfalle nach der Verkehrsauffassung als Großindustrie anzu­sprechen sind. Auch diese Großindusttie und Lagerungen bleiben jedoch während 15 Jahren von der Liquidation frei und können während dieser 15 Jahre frei über ihr Eigentum ver- fügen und es frei belasten. Die Liquidation ist nur zulässig, wenn die Unternehmungen und Lagerstätten sowohl am 15. April 1922, als auch zur Zeit der Liquidation deutschen   Reichsang-:- hörigen oder von ihnen kontrollierten Gesellschaften gehören, so daß, falls in der Zwischenzeit diese Voraussetzung fortfällt und zur Zeit der Liquidationsmöglichkeit nicht mehr vorhanden ist, jede Liqui- dation ausgeschlossen ist. Dabei sind Scheinveräußerungen natürlich ausgeschlossen. Als Grundbesitz im Sinn« der Liquidation gelten Landgüter von 190 oder mehr Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche unter Aus- schluß des Waldes. Bon der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche von Oberschlesien  , soweit sie liquidierbar ist, unterliegen der Liqui- dation nur ein Drittel. Dieses Drittel wird berechnet nach Ab- zug nicht nur der Flächen, die weniger als IM Hektar bettagen, sondern auch derjenigen, die im Eigentum von Pofen-Opttmlen und Wohnberechtigten stehen. Die Enteignung hält sich demnach im Rahmen des ohnehin in Polnisch-Oberschlesien in Geltung be-find- lichm Enteignungsgesetzes, und zwar dergestalt, daß Ent-
vom Orchester nicht vollständig bewältigt. Die großen Wogen der Brahmsschen Kantilenen kamen etwas eingeknickt, ihre Lyrik etwas farblos zum Vorschein. Aber Ernst und Würde waren dem Ganzen nicht abzusprechen. Karl A r m st e r deklamierte seine Solopartie im Requiem vorzüglich, wirkte aber zu theattalisch. Lotte Leo- nard fehlte die stimmliche Größe ihres Partners, aber ihr Bor, trag war innig und aufs feinste abgetönt. ver gekaufte Humorist. Auf«ine charakteristische Erscheinung unserer Zeit macht Ignaz Wrobel   in derRepublikanischen Presse' aufmerksam. In Varietes pflegen jetzt häufig sogenannte Humoristen aufzutreten, die ihre saden Witze ausschließlich auf Kosten der Republik   reißen, während sie daneben überschwänglich dieschönen alten Zeiten" verherrlichen. In einem Fall« ist nun einwandfrei festgestellt worden, daß sich eine der Rechtsparteien an einen Berliner   Komiker herangemacht und ihm ein monatliches Fixum dafür geboten hat, wenn er allabendlich in seinen Vor- trägen die alte Zeit auf Kosten der neuen lobe. In diesem Falle hat der betreffende Humorist allerdings abgelehnt. Bei kleineren Größen scheinen die Rechtsparteien dagegen erfolgreich operiert zu haben. Darum Vorsicht beim Besuch von Varietes! Niemand trage Vergnügungsstätten fein Geld zu, wo statt der erwarteten Unterhaltung durch gekaufte Humoristen, Sänger und Sängerinnen nur das nationalistische Gift unauffällig in die Bcvölke- rung getragen wird. Was bedeutetGenua  "? Der Name Genua   schwebt heute auf Millionen Lippen. Aber wohl nur wenige denken daran, was der Name sprachgeschichtlich bedeutet. Und es ist auch nicht so leicht zu sagen. Die mittelalterliche Tradition, die bei Städtegründungen stets eine Herleitung aus dem AUerum bevorzugt, führt die Grün- dung der Stadt und ihren Namen auf einen mythischen I a n u s zurück, einen trojanischen Fürsten, der nach einer Inschrift im Dom den Ruhm und Glanz der Stadt begründet und ihr den Namen Ianua gegeben haben soll. Diese sagenhaste Ausdeutung hält vor der etymologischen Forschung nicht stand. Aber auch die rein sprach- geschichtliche Erklärung läßt zwei Wege offen. Entweder kommt Genua   von dem lateinischen Worte g e n u, d. h. Knie, her, be- zeichnet also die Wendung der Küste von der Levante   zur Ponente. Bielleicht aber ist der Name auch keltischen Ursprungs, da ja der keltische Stamm der Ligurer die Stadt bewohnte, als sie zum ersten- mal ins Licht der Geschichte tritt. Das keltische Wort Genua   be­deutet soviel wie Eingang, Zugang, würde also aus den wichtigen Hafencharakter der Ansiedlung hinweisen. Erstaufführungr« der Woche. Mittw. Kammerlpiele:.Da» Paketboot Tenacity- DonnerSt. VolksbüSne:.D e r T r a u m ein Leben'. Tonnab. Zentral> Theater:.Die Mädels von D a v o s". Lessing-Thcater;.Madame Sans-KSne'. Thoma-Ausstellung in der Nationalgalerie. Ilm   weileren Kreisen den Besuch zu ermöglichen, ist da» Eintrittsgeld von Ostennontag bis zum Sonntag den 23. einheitlich auf S Mark festgesetzt worden, während dann wieder die höheren Sätze erhoben werden müssen. Tie Arbeiter-Kunst-RussteNung hat eine nene Ausstellung eröffnet: eine Kollektion Oelbilder, Glasmalerei und Graphik der Berliner   Malerin Ine» Wetze I. Ferner neue Pastelle von Otto Nagel  . Täglich (auch Sonntags) von 10 Uhr vormittag» bis' Uhr abends zu besichtigen.