es ist begründete Hoffnung vorhanden, daß das Ergebnis dieses„innerpolitischen Genua " trotz der Intrigen dir Natio- naldemotraten und dem Radau der Alldeutschen diesmal ein zufriedenstellendes sein wird. Man spricht bereits von einer baldigen Rekonstruktion des Kabinetts, sa sogar von einem Regierungswechsel nach Beendigung der Konferenz in Genua ; die Deutschen werden zwar auch dann noch nicht in der Regierung vertreten sein.i jedoch rechnet man schon jetzt damit, daß es auch dazu bald kommen wird. Es liegt aber an den Deutschen , ob sie sich von realen Tatsachen oder von unmöglichen Phantasien, welche sich bloß für deutschnationalen Wcihlerfang eignen, leiten lassen. In erster Reihe hängt alles von der Politik, welche die d e u t- schen Sozialdemokraten in der Tschechoslowakei einschlagen wollen, ab. Das Vorbild der kommunistischen Ein- heitspartei ist zwar weder für die Tschechen noch für die Deut- schen ein anzustrebendes Ideal, und dieser kommunistische Versuch dürste bald jämmerlich zusammenbrechen, aber ein innigeres Verhältnis zwischen den tschechischen und deutschen Sozialdemokraten wäre wirklich sehr zu begrüßen. Trotzdem die tschechische Sozialdemokratie zur 2. Internationale und die deutsche zur Wiener Arbeitsgemeinschaft gehören, könnte ein Bindeglied zwischen ihnen leicht gefunden werden. Die jetzigen großen sozialen Kämpfe in der Tschecho slowakei werden diesen Prozeß beschleunigen. Wie bereits früher an dieser Stelle vorausgesagt, brachte das Frühjahr große Lohnkämpfe mit sich. Die Arbeiter oerlangen zwar keine Erhöhung ihrer Löhne, sondern wehren sich nur gegen die ihnen von den Unternehmern diktierten Lohnherab- s e tz u n g e n. Eine Industriegruppe nach der anderen kün- digt die bisherigen Kollektivverträge und verlangt von den Arbeiterorganisationen die Unterzeichnung neuer, bedeutend verschlechterter Verträge. Die Initiative zu allen diesen Maß- nahmen geht wie Imnier von dem tschechisch-dcutschen Zen- tralverband der tschechoslowakischen Industriellen aus. Die tschechoslowakische Industrie leidet sehr unter der jetzigen Wirtschaftskrise und kann infolge des Hochstandes der tschechischen Krone nicht exportieren, so daß die Fabrikbesitzer ein leichtes Spiel gegen die Arbeiter haben, deren Streiks ihnen nicht viel Schaden anrichten. Gegenwärtig tobt ein heftiger Kampf in der Metallbranche. Die Metallfabrikanten, welche in ihren Bilanzen für das vergangene Jahr Riesen- gewinne aufweisen, verlangen von ihren Arbeitern eine LSproz. Herabsetzung der Löhne. Wenn es den Unternehmern gelingen sollte, die Lohn- reduktionen in allen Industriezweigen durchzusetzen, würden die Herstellmigskosten der tschechoslowakischen Fabrikate sich zwar etwas billiger stellen, jedoch trotzdem nicht exportfähiger werden. Die Macht der Kapitalisten und mit ihr auch der Einfluß der großbürgerlichen Parteien würde aber dann un- geheuer wachsen. Um dies zu verhindern, werden sich die tschechische und die deutsche Sozialdemokratie in eine Kampf- front gegen die vereinigte tschechische und deutsche Bourgeoisie stellen müssen. Sie werden gezwungen sein, gemeinsam gegen die von den Unternehmern beabsichtigte Herabdrückung des Lebensniveaus der Arbeiter, gegen den Ansturm des inter - nationalen Kapitals und gegen die heuchlerischen Prediger des nationalen Hasses zu kämpfen.
Der Waffenkeller in Pernitz . Aus Belzig lMark) wird uns geichrieben! Auf dem LandratSamt Beizig erschien gestern ein Eniente offizier und erbat sich zum Waffensuchen einen Landjäger. Der Oifizier fuhr mit dem Beamten nach P e r n i tz auf das Grundstück deS Stellmachers Meyer. Nach einem Gnindrih nahm der Offizier ein« Durchsuchung deS ganzen Gehöftes vor. Im Keller V e r st e ck t wurden viele Hunderte von AuSrüstuiigSgegenständen. darunter 130 Stahlhelme, Gewehr sckäfte usw. vor- gefunden. Die Gegenstände wurden beschlagnahmt und vom Land- ratSamt Belzig an die NeichStreuhandgesellschaft Brandenburg ge- sandt.
Säcksische parlamentskrise. Im Freistaat Sachsen steht die Frage der Landtags- a u f l ö s u n g im Brennpunkt der Erörterung. Sie ist aktuell geworden durch das Verhalten der K o m m u n i st e n, die im Landtage im allgemeinen zwar der aus Sozialdemokraten und Unabhängigen gebildeten Regierung die notwendige parlamentarische Unterstützung gewährten, kürzlich aber in Gemeinschaft mlt sämtlichen bürgerlichen Parteien den Justizetat ablehnten. Nachdem sie dieses Heldenstück vollbracht hatten, erklärten die Kommu- nisten zwar, sie hätten gar nicht die Absicht gehabt, gegen den I u st> z m i n i st e r zu demonstrieren, sondern hätten nur den Iustizetat ablehnen wollen. Es war ihnen äugen- scheinlich gar nicht klar geworden, daß mit der Ablehnung des Gesamtetats auch dem sozialistischen Mini st er das Gehalt verweigert wurde. Die verfahrene Situation wurde wesentlich dadurch per, schärst, daß in derselben Sitzung der Antrag der sozialistischen Parteien angenommen wurde, den 1. Mai und den 1. No- vember für Sachsen als gesetzliche Feiertage zu er- klären. Darauf haben nun die Deutschnationalen und die Deutschen Volksparteilsr einen formellen Antrag aus Volksentsäieid eingereicht, der auf die Auflösung des Landtages hinzielt. Der Volksentscheid soll gleichzeitig auch über die Rechtsgültigkeit der neuen Feiertage herbeigeführt werden. Alsbald nach seinem Wiederzusammentritt wird sich also der Landtag mit seiner Auflösung zu beschäftigen haben. Die Kommunisten, die bisher als„anonyme Regierungspartei" das Fortbestehen der sozialistischen Regierung ermöglicht hatten, sollen die Absicht haben, den Ausiösungsantrag der Rechten zu unterstützen. Sie waren ja bei den bisherigen Mehrheitsverhältnissen das Zünglein an der Wage und würden es wahrscheinlich auch nach den Neuwahlen bleiben. Ob jedoch bei einer Neuwahl eine wesentliche Verände- rung des Londtagsbildes erzielt würde, ist sehr zweifelhaft. Möglich wäre immerhin eine Verschiebung inner- halb der bürgerlichen Parteien zuungunsten der Demokraten, die infolge ihrer schwankenden Haltung immer mehr den Boden im Volke verlieren. Für die Sozialdemokratie ist die Frage besonders bren- nend/ ob sie einen Wahlkampf unter der Parole„für eine sozialistisch-kommunistische Regierungskoalition" führen kann. Mit den Kommunisten eine gemeinsame Politik zu machen, ist, wie Sachsen aufs neue erwiesen, so gut wie unmöglich. Unsere Partei wird sich für den Fall der Landtagsauflösung also auf einen harten Wahlkampf einrichten müssen, den sie aus eigener Kraft und wahrscheinlich ohne Rücksicht auf ihre bisherigen Koalitionsgenossen von links ausfechten muß.
Seileiüskunögebungen Zum Toüe tzues. Di« Unabhängige Parteileitung hat an den Partei- vorstand der SPD. folgendes Telegramm gerichtet:„ßentralleitmig und ReichStagSfratlion der USPD . sprechen ihre Teilnahme zu dem Ableben Otto HueS auS." Der preutzisch« Ministerpräsident Braun hat an die Witwe des Abg. Hue die folgende telegraphische BeileidSkund- gebung gesandt:„Die preußische Staatsregierung nimmt an dem Hinscheiden Ihre» Gatten den herzlichsten Anteil. Sein Tod be- deutet für das polltische Leben Deutschland » eine kaum auSz»« süllende Lücke. Da» Andenken dieses anSgezeickmeten, insbesondere um da» rheinisch-westsälisch« Jndustriegeblet und seine arbeitsam« Bevölkerung hochverdienten Manne - wird unvergeßlich bleiben."
Die Gewerkschaftsinternationale. Rom . 20. April, heule wurde hier der Kongreß der Amsterdamer Gewerkschaslsinlernationale erössnei. an dem 200 Delegierte teilnehmen, die 20 Länder nerireten. D'Aragona hielt namens des italienischen Gewerkschastsbundes die Begrüßungsansprache.
prager verftänöigungswille. Von Rudolf Illovy. Prag , 15. April 1922. Die Ansichten der tschechischen Parteien über die Kon- ferenz in Genua sind sehr geteilt. Die einen erhoffen von ihr eine Lösung der wirtschafllichen Fragen Mittel- europas und den Wiedereintritt normaler Beziehungen zwi- schen den einzelnen Staaten. Mit der Hoffnung auf einen guten Ausfall der Konferenz hegen sie gleichzeitig den Wunsch, die Konferenz möge zur wirklichen Friedenskonferenz werden, damit der Wiederaufbau Europas endlich beginnen könne. Sie wünschen daher, daß diese Konferenz allen not- leidenden Staaten Europas helfe, also neben anderen auch Deutschland und Rußland , sie wünschen, daß nach einer Periode des Vernichtungswahnsinns und der gegenseitigen Feindschaft eine Epoche der friedlichen Arbeit aller Nationen und eine Zeit des Abbaues des Hasses einsetzte. Zu dieser Gruppe gehören alle fortschrittlich und sozialistisch gesinnten Elements und in erster Reihe die tsched)ischen Sozialdemokraten. Die andere Gruppe verspricht sich von der Genuese? Kon- ferenz gar nichts oder sehr wenig und sieht ihren eventuellen Resultaten mit übertriebener Skepsis entgegen. Zu dieser Gruppe sind die Nationali st en und die Kommu- n i st e n zu zählen. Die Nationalisten befürchten, in Genua könnten Deutschland stewisse Konzessionen behufs leichterer Prägung der Reparatiouskosten gemacht werden. Außerdem ist ihnen überhaupt nicht recht, daß mit Sowjetrußland in Genua verhandelt wird, und sie fürchten, daß durch die Auer- kennung der Sowjetrepublik seitens der Westmächte das Ends des Zarismus in Rußland besiegelt wäre. Aus diesen Grün- den kritisieren sie alle Reformpläne sehr abfällig und bringen insbesondere der Politik Lloyd Georges wenig Sympathie entgegen. Die Kommunisten, welche ihre Ansckiauungen tag- lich wechseln, fürchten, daß bei einer Gesundung der wtrt- schaftlichen Verhältnisse ihre Propaganda gänzlich Schiff- bruch erleiden würde. Dieses Bild entspricht so ziemlich der Gruppierung der einzelnen tschechischen Parteien. Trotzdem noch immer eine all nationale Regierungskoalition am Ruder ist. in welcher Sozialdemokraten. Nationalsoziale, National- demokraten, Agrarier und Klerikale vertreten sind, besteht eine Kluft zwischen den Anschauungen der nationalistischen und sozialistischen Parteien. Die Repräsentantin des natio» nalen Chauvinismus ist die nationaldemokratische Partei, welche außerdem noch' eine ausgesprochen kapitalistische und antisoziale Politik verfolgt, so daß die Sozialdemokraten trotz Koalition häufig gezwungen sind, gegen sie energisch zu Felde zu ziehen. Die Nanonaldemokraten sind eine kleine Partei, haben bloß ein Dutzend Abgeordnete im Parlament, aber ihr Einfluß ist gewaltig. Sie stützen sich auf die Bourgeoisie, welche nicht mehr, wie vor dem Kriege, ein Kleinbllrgerstand, wNdern eine Kapitalistenklasse ist. Die gesamte tschechische Geschäftswelt, die Industrie und vornehmlich die Banken sind die festesten Säulen der Nationaldemokratie. Ihre Position erfährt eine weitere Festigung durch die tschechische Bureau- kratie, welche sich bis zu 99 Proz. aus Anhängern der Ratio» naldemotratischen Parte» rekrutiert. So kommt es, daß der tschechoslowakischen Republik nach außenhin das Gepräge emes kapitalistischen Staates gegeben wird, was jedoch den Tatsachen nicht entspricht. Während die Sozialdemokraten einen nationalen riebe n herbeisehnen und für die Verständigung rn 1 1 b e n Deutschen arbeiten, ist das Ideal der Rational » r�wokraten die Politik der starken Faust. Ebenso, wie sie vor der Möglichkeit einer Lösung der deutschen und russischen �crage durch Genua zurückschrecken, sehen sie in einem Zu- sammenarbeiten der tschechischen und deutschen Parteien die Schwächung ihrer jetzigen Machtstellung. Alles deutet darauf bin, daß es in der kürzesten Zeit zu Unterhandlungen zwischen den tschechischen und deutschen Parteien kommen wird, und
preußijche Kunstpflege. Die öffentliche Aunstpsleye ist da» Gebiet, auf dem sich auch hsute, unter den traurigsten Finanzverhältnisien, Mustergültiges und iind Segensreiches scheinen ließe. Mit relativ geringen materiellen Mitteln könnten hier Reformen durchgeführt werden, die eine mäch- tlge Förderung der deutschen Kultur zur Folge haben würde, und durch die unser geknechtetes und ausgepowertes Deutschland anderen Ländern zum Vorbild werden müßte. Die Reichsregierung ist sich ihrer Pflichten und Ziele auf diesem Gebiet bewußt. Der Reichskunstwart Reoslob, unter- srnßt und gesördert vom Staatssekretär Heinrich Schulz , hat innerhalb der leider sehr engen Grenzen seines Ressorts in der kurzen<)elt seiner Amtstätigkeit, teil» anregend, teils produktiv schaffend, Hervorragendes geleistet. Namentlich dem deutschen Kunsthcindwerk hat er neuen Lebensmut eingeflößt, ihm neue Bohnen gezeigt und erschlossen und die Keime einer gesunden, volks- Jumlichcn Tradition gepflanzt. Schon beginnt-der vorsichtig beackerte Boden Früchte anzusetzen, die eine reiche und schöne Ernte hoffen lassen. Aber während in der Kunstpflege des Reiches ein jungsrischsr, be- lebender Frühlingswind weht, herrscht in der des Preußischen Staates noch immer die muffige Atmosphäre eines sterilen Büro- kratismus und reaktionärer Gebeimrätelei. Nicht daß es an einzelnen tüchtigen Krusten fehlte, welche wiflen, was not tut. Aber diese dringen nicht durch gegenüber dem lähmenden Widerstand der alten wilhelminischen Garde, die das Ressort der bildenden Kunst in un- s.'rem Kultusministerium beherrscht und die von einigen recht un- glücklichen„Neuerwerbungen" gestützt und womöglich noch über- Kugelt wird. So konnte es geschehen, daß einer der Dezernenten ii'r bildende Kunst, Wilhelm Waetzoldt , vor Jahr und Tag -in ganz vortreffliches Programm zur Kunstschulreform veröffend- >>chte, aber im Vorwort ängstlich beteuerte, daß diese Schrift lediglich die Privatansichten der Versagers aussvräche. Das Programm entstielt alles, was zur Gesundung der öffentlichen Kunsterziehunqs- onstalten gefordert werden muß, und es enthielt nichts, was sich nicht bei gutem Willen mit leichter Müh« durchführen ließe. Trotz- dem ist es bis heute Privatanstcht und frommer Wunsch Waetzolds geblieben, und das Ministerium hat nicht einen Schritt zu seiner praktischen Verwirklichung unternommen Die einzige„schöpfe- rische" Tat, deren sich die preußischen Kunstgeheimräte seit der Re- »nlution rühmen, ist die Einführung bzw. Erhöhung der Museumseintrittsgelder— eine Maßnahme, deren Kul- turwidrigkeit und Kunstfeindlichkeit ihnen von allen sachverständigen Beurteilern bescheinigt wurde, die aber trotzdem bi« zum heutigen Tage aufrecht erhalten blieb. Bei dieser Lage der Dinge ist es nicht wunderbar, daß die besten unter unseren deutschen Künstlern, wo sich ihnen eine Ge- legenheit bietet, dem Lande Preußen den Rücken kehren. Die her. vorragendsten Führer der jüngsten Kiinstlergeneration— darunter einzelne Namen von Weltruf— hat uns da» kleine Weimar abspenstig gemacht. Daß Peter Behrens einem Ruf an die Wiener Akademie gefolgt ist, teilten wir unsern Lesern gestern mit. Heute müssen wir die Melduno hinzufügen, daß da« bayerische ""-min!»--!--'n t-m Maler Mu:x Sl-v�gt». den, Kpnst.
werbler Bruno Paul und dem Architekten German e st e l in e y e r den Antrag gemacht hat, an die M ü n ch« n e r Kunstakademie bzw. Technische Hochschule überzusiedeln. Die Der» Handlungen mit diesen drei Künstlern sollen noch nicht abgeschlossen sein, aber welches auch immer das Resultat sein mag: die Tatsache allein, daß Städte wie Wien und München un» einen Teil unserer Besten wegzunehmen versuchen können, kennzeichnet die Situation. Früher drängte alles nach Berlin , heute flieht man es. Wer Füh- lung zu Künstserkreisen hat. kennt den Grund: Enttäuschte Hofs- nungen, Wünsche und Forderungen, deren Verwirklichung man nach dem November 1918 erwartete und erivarten durfte und die doch unerfüllt blieben, weil in einem Winkel der preußischen Regierung noch immer ein Geist herrsche und ist, der von den reinigenden und be- freienden Stürmen der Revolution keinen Hauch verspürt hat. _ John Schikowsti. (Eine Statistik der Slngsttmmen. Die Frage, wieviel Männer durchschnittlich eine Tenor» oder B a ß st i m m e und wievlel Frauen einen Sopran oder Alt haben, ist jetzt durch statistische Beobachtungen beantwortet worden. Professor F. Bernstein und Dr. P. Schläper haben eine größere Anzahl von Männern und Frauen der Stadt- und Landbevölkerung in den Kreisen Güttingen, Hagen und Gera untersucht und teilen ihre Ergebnisse in den Sitzungsberichten der Preußischen Akademie der Wissenschaften mit. Bei 1061 männlichen Stimmen fand man 188 Tenöre und 873 Bässe, bei 1035 weiblichen Stimmen 171 Altstimmen und 801 Soprane. Prozentual berechnet zeigten sich etwas mehr(17,72 Proz.) Tenor- stimmen als Altstimmen(10,52 Proz.). Im allgemeinen aber kann man jagen, daß 11% Proz. aller Männer Tenöre und ebensoviel aller Frauen Altistinnen sind, während auf Baß und Sopran 82� Prozent entfallen. Zu Fuß unter dem Rhein hindurch. Wenn man ftagt«: Wie kann man zu Fuß unterm Rhein hindurchgehen? so würde kaum jemand eine Antwort darauf geben können öder die meisten würden erklären, das sei ousgeschlosseiu Und doch besteht diese Möglichkeit, denn das Steinkohlenbergwerk Diergardt am Nieder- rheln hat auf beiden Seiten des Stromes Schächte, die durch einen Ouerscklag unter dem Rhein verbunden sind. Die Bergleute dieser Zeche machen täglich den Weg unter dem Strome hindurch. Der ein« Schacht, der 271 Meter tief Ist, befindet sich bei Hochemmerich am linken Rheinufer gegenüber Duisburg , der andere bei Neuen- kamp auf der rechten Seite, und zwar auf der von Ruhr, Rhein und Duisburger Hafen gebildeten Halbinsel. Der Querjchlag unter dem Rhein wurde im Juli 1913 begonnen und in der ersten Kriegszeit vollendet. Deshalb hat diese immerhin bemerkenswerte technische Leistung damals keine Beachtung gesunden. Besteuerung der Faulenzer. Ein« beherzigenswert« steuer- fiskalische Anregung hat ausgerechnet der Generalgouverneur von Madagaskar dem in steuerlichen Dingen doch sonst gewiß nicht rückständigen Europa gegeben. Er hat soeben eine Verordnung erlassen, die alle Europäer und Eingeborenen, die weder ein G> werbe ausüben noch sonst beruflich tätig sind, mit einer Steuer be- legt. Der Steuersatz beträgt für Europäer zwischen 21 und 55 Jahren 23. Frank« im Tag und für die Eingeborenen zwischen 18 und
58 Jahren 20 Franks. Weshalb diese, wenn sie als Müßiggänger befunden werden, mit der Steuerzahlung früher beginnen müssen und später aus der Steuerpflicht entlassen werden, ist nicht klar. Der Ertrag der Faulenzersteuer soll zum Ankauf landwirtschaftlicher Ge- röte dienen, die den europäischen Kolonisten und den Gemeinden der Eingeborenen zur Verfügung gestellt werden. Wenn übrigens d:e Einführung der Steuer in die Praxis auch ein Nooum darstellt, so ist doch der Gedanke selbst durchaus nicht neu. sondern wurde beispiels- weise schon von dem iüngeren Dumas angeregt. In einem seiner Lustspiele erklärt eine der handelnden Personen:„Und wenn es mir nun beliebt- nichts zu tun? Daran tonn mich keiner hindern. Ich bin aber mit Vergnügen bereit, die Arbeiterpflicht, die ich der Gefell - schaft schulden soll, durch Erlegung eines Geldbetrags abzulösen. Sagen wir einmal mit 40 Franks im Tag." Sautschukpapler. Eine Neuerung auf dem Gebiete der Papier - Herstellung, die uns freilich diesen heute so teueren Stoff nicht ver- billigen wird, ist die Verwertung des Kautschuks, von der Hermann Kranold In den„Sozialistlschen Mrnatsheften" berichtet. Infolge de» Weltkrieges ist eine Ueberproduktion an Kautschut eingetreten, und man sucht eifrig nach neuen Verwertungsmöglichk-iten dieses Stoffes, der aus valutastarken Ländern stammt und daher weniger Absatz findet. Ein Techniker in Manchester hat nun ein Verfahren ausgearbeitet, um den Kautschuk In der Papierherstellung nutz- bringend zu verwenden. Der Kautschukmilchsaft wird durch Zusatz von Chemikalien am Gerinnen verhindert, und so sammeln sich die Tröpfchen der eigentlichen Kautschuksubstanz an der Oberfläche wie etwa der Rahm auf der Milch. In dieser Gestalt wird nun der eigentliche Kautschuk von den übrigen Teilen des Milchsaftes ge- trennt, und ein gewisser Prozentsatz von Reinkautschuk wird der Papiermasse beigesetzt. Der Kautschuk schlägt sich dann in Form eines Ueberzuges auf den einzelnen Fasern der Papiermasse nieder. damit ist der technische Prozeß der Kautschukverwendung abge- schlössen. Die Herstellung des Papiers erfolgt aus dem Papierbrei in der üblichen Weise. Der Kautschuk wirkt sehr vorteilhaft aus die Oualität des Papiers: es wird dadurch fester gegen Zug und Reißen und widerstandsfähiger gegen die Gefahr des Brechens beim Knicken. Die einzelnen Fasern werden durch den Kautschukgehalt geschmeidiger und erhalten eine gewisse Elastizität. Die Verarbeitungszeit für den Hapierbrei wird durch den Kautschukzusatz etwa auf die Hälft« herabgesetzt. Man setzt der Papiermasie je nach der Qualität, die man haben will, 0,1 bis 1 Proz. Kautschuk zu. Bei einem Zusatz von 5 Proz. Kautsch-it erhält man«in wasserdichtes Papier, das sich auch zum Isoliermaterial für elektrische Leitungen eignet: bei einem Zusatz von 20 Proz. Kautsebut unter Verwendung sehr fester grober Fasern ergibt sich eine Masie, die alle Eiaenschaften de» Linoleums besitzt. Da das neue Verfahren gestattet, für die gleichen technischen Zwecke schlechteres Papierrohmaterial oder auch sehr viel geringere Massen zu verwenden, so entsteht eine nicht un- bedeutende Ersparnis. Jedenfalls rentiert sich die Kautschukmenge, die für eine Tonne Papier 12— 18 Schilling tostet, bei der Papier» Herstellung durchaus, und so dürfte die Verwertung des Kautschuks in der Papiererzeugung sich immer mehr einbürgern. In Easpers Äunstsalon. Kursürftendamm 233, wird die 2. Frühjadr»- auSstellung mit Kolleltionen von LUja Busse, Paul S o e n i a e r, Lee Kleiv-Dtepold und Willy S q l o b a ch heute eröffnet.