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Nr. 201 39. Jahrgang

Durchs Annatal nach Strausberg  .

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Beilage des Vorwärts

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Sonnabend, 29. April 1922

Die Stadtbahnwagen der Zukunft.

der Bahnstrecke Wildpark- Caputh- Geltow überbrückt. Auf einem wundervollen Waldweg, der etwa 10 Meter neben der Chaussee Bon den Fernbahnhöfen der Stadtbahn fahren wir bis Straus Alt- Geltow, sondern nur Geltow  ; beide Orte find schon seit langen wagen ist von einer Waggonfabrif in Görlitz   nunmehr fertig. liegt, erreicht man in etwa 45 Minuten Geltow  . Nicht Neu- oder Der erste der neuen elektrischen Stadtbahn berg   und wandern dann neben der Bahn gen Ost bis zur Chaussee. Jahren zu einer Gemeinde verschmolzen. Gleich am Eingang des gestellt und soll in den nächsten Tagen als Ausstellungs­Hier wenden wir uns von der Bahn ab nach links bis zur Landhaus- Dorfes liegt das Bergrestaurant von Riedel. Wenn man lange straße. Wir folgen nun dem rechts abzweigenden Fußweg zum genug in die Ferne geschaut hat, dann steigt man wieder den Berg objekt in die Gewerbeschau nach München   über­Schwanenfee im Annatal. Das Tai wird vom Bäckerfließ( aus hinunter und geht gleich quer über die Chaussee in die Feldstraße führt werden. Es ist ein Beiwagen, der seiner äußeren Bau. dem niederdeutschen Bäke, Beefe Bächlein) durchflossen, das die hinein und macht jetzt eine viertelstündige Wanderung nur durch art mehr den Untergrundbahnwagen als den bis­Seen um Strausberg   zum Stienißfee entwässert. Durch den be- blühende Obstgärten hindurch bis zum Bezinsee. Auf diese herigen Stadtbahnwagen ähnelt, sich aber doch durch die vermehrte waldeten Talgrund wandern wir dem Fließ entgegen. Bom jen- Weise genießt man die Baumblüte in vollen Zügen, nicht dadurch, 3ahl ter feitlich angeordneten Schiebetüren und durch die Unter­feitigen Ufer schimmern die Häuschen der Landhaussiedlung daß man sich in Werder auf irgendeiner Höhe feftfezt und unter teilung in einzelne Abteile wesentlich von den jetzt gebräuchlichen Strausberg II mit ihren Dächern und Türmchen durch das Gezweig, furchtbarem Menschengedränge unheimliche Mengen Obstwein vertilgt. Schnellbahnwagen unterscheidet. Die Anordnung der Türen das mit dem zarten Grün des jungen Frühlings geschmückt ist. An graben, dann quer über die neue Chauffee, die vom Bahnhof Jetzt wandert man am Beginsee entlang bis zum Wentorf  : ist so getroffen, daß für je zwei Abteile eine breite Schiebetür auf der Schlagmühle vorüber, jezt ein Wirtshaus, erreichen wir Forst- Caputh- Geltow nach Geltow   führt, hinweg, am Schwielowsee   ent- jeder Seite des Wagens vorgesehen ist. Das türlose Abteil ist durch haus Schlag, von alten Fichten und Eichen umgeben. lang bis Baumgartenbrüd. Hier wird wieder kurze Zeit einen in der Mitte liegenden Verbindungsgang mit den beiden Wir überschreiten hier das Fließ und kommen zum Herren Raft gemacht und dann besteigt man den Karlsturm, der eine wunder- nächsten, mit Türen versehenen Abteilen verbunden, so daß der fee, der bis 4 Meter tief ist. Der ausgedehnte Berlandungsgürtel volle Aussicht auf die Umgebung ermöglicht. Weiter geht's den Wechsel der Reisenten durch beide Nachbarabteile vor sich gehen bietet gute Lebensbedingungen für Wassertiere, von denen Sumpf- Brinzenweg entlang bis zum Dorfe Geltow. Rechts führt die fann und faum nennenswerte Verzögerungen in der Abfertigung schildkröte, Salamander und Fischotter vorkamen. Vom Herrensee Chaussee nach Bahnhof Charlottenhof und links nach Bahnhof Wild- der Züge bringen wird. Erleichtert ist der Wechsel der Reisenden, wandern wir zur Seegermühle, in deren Hof feit 1907 die part. Wir wenden uns nach links und durchwandern das ganze das Aus- und Einsteigen in die neuen Wagen dadurch, daß die Fredaquelle rinnt, die ihren Namen zu Ehren der Frau Freda von ehemalige Alt- Geltow, zunächst bis zur Wegegabelung am Chauffee- Fußböden der Wagen in gleicher Höhe mit ten Edardstein führt, deren Familie in der Strausberger Gegend be- haus. Hier verlassen wir die Chauffee und halten uns rechts am Bahn steigen liegen und unmittelber an die Bahnsteige an. Steindamm. Die großen Türme der Funkenstation sind hier aus gütert ist. Die Mühle hat Gasthausbetrieb, jedoch dient fie auch nächster Nähe zu sehen. Dann geht's weiter an der Kaiser- Friedrich- schließen, so daß die Trittbretter in Fortfall gekommen sind. Die zeitweilig noch als Walkmühle. Durch einen schattigen Hohlweg Gedächtniskirche vorbei bis zum letzten Lokal im Orte, dem von Sitzbänke sind einheitlich quer zum Wagen angeordnet, und zwischen Buchen und Haselgebüsch steigen wir aus dem fühlen Schreiber, wo die Sozialisten von Geltow   gemeinsam ihre Maifeier die bis zur halben Wagenhöhe hochgeführten Trennungswände der Grunde empor. Durch märkische Feld- und Heidefluren führt der abhalten. Hier nimmt man seinen Nachmittagstaffee und rüftet sich einzelnen Abteile ermöglichen einen leichten Ueberblick über das von Hängebirken, Akazien und Kirschbäumen eingefaßte Weg nach zu dem Marsche nach dem Bahnhof Wildpart, der 14 Stunden Wageninnere. Neben dieser einen Bauart sind noch vier wei Strausberg  . entfernt liegt, der Weg dorthin ist wunderbar. Man wandert zu- tere agenarten zur Ausführung in Auftrag gegeben wor nächst an der Havel   entlang und hat später zur Rechten den Wild- den, die sich äußerlich durch die Zahl der Anordnung der Schiebe­part, deffen 3aun man bis zum Bahnhof entlanggeht. türen, im Innern durch die verschiedenartige Anordnung der Siz­bänke unterscheiden. Fünf ganze Züge dieser neuen Stadt­bahnwagen werden voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres versuchsweise auf der Stadtbahn in Dienst gestellt werden, um ihre Eignung für den Massenverkehr der Vorortbahnen erproben zu können. Zu diesem Zwede werden die elektrischen Maschinen vorläufig noch fortgelassen, so daß der Betrieb mit Dampf möglich ist.

Strausberg   oder Struceberghe, wie die Stadt in alten Chro­nifen genannt wird, war eine, Wasserfeste", die künstlich mehr oder meniger durch die Wallgräben unter Waffer gesetzt werden konnte. Mit dem Bau der hohen, 1624 Meter langen Feldsteinmauer, die Die Stadt umgab, wurde 1254 begonnen. Reste der alten Befesti­gung sind noch an der Seeseite und im Often Strausbergs erhalten. Wir kommen zum Landsberger Tor am füdlichen Eingang zur Stadt. Von dem ursprünglichen Doppeltor ist nur noch ein Rest des inneren Torbaues vorhanden, ein viereckiger Turm aus Feld steinen mit Badsteinaufbau und Ziegeldach. Strausberg   ist ein freundliches, sauberes Städtchen. Das älteste Gebäude ist die Marienkirche, deren Ursprung vermutlich auf den Anfang des 13. Jahrhunderts zurückgeht. Ein begeisterter Schilderer der Mart, Trinius  , sagt von Strausberg  , daß die Mark nur sehr wenige Städte aufzuweisen habe, welche vermöchten, hinsichtlich der wunderbaren Lage Strausbergs am großen blauleuchtenden Straussee, einen fieg­reichen Wettkampf mit der Stadt am Straus" einzugehen.

Der Straussee hat in früheren Zeiten manchmal Ver­vumderung erregt. Am 24. Dezember 1737 färbte er sich ganz rot. Er fror furz darauf zu, und auch das Eis blieb den ganzen Winter hindurch rot. Am 20. März 1752 wurde das Waffer so grün, daß man es zum Malen gebrauchen konnte. Man strich damit Bretter an, von denen noch 1780 welche zu sehen waren. Auch späterhin zeigten sich diese Naturspiele noch einige Male, die wohl auf niedere Pflanzen, wie Algen, zurückzuführen sind.

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Wie wird das Sonntagswetter?

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Der neue Zonentarif.

Der jetzige Tarif für den Berliner   Stadt, Ring­bahn- und Borortverkehr wird demnächst durch einen starren 3onentarif ersetzt, der das gesamte Berkehrsgebiet im Umfreise um Berlin   in fünf feste Streckenabschnitte( Entfernungs­zonen) zerlegt. Die Stadt- und Ringbahn bildet einen Streckenab­schnitt für sich. Für den Verkehr im Durchgang über Berlin   ergeben fich fomit 11 Streden abschnitte. Im Borortverkehr reicht der erste Streckenabschnitt von den Berliner   Ausgangsbahnhöfen ( einschließlich Charlottenburg   und Schlesischer Bahnhof  ) bis 7,5 Kilo­meter, der zweite Abschnitt bis 15 Kilometer, der dritte bis 25 Kilo­meter, der vierte bis 35 Kilometer und der fünfte Abschnitt bis zur legten Borortstation. Für die 11 Streckenabschnitte merden zehn Breisstufen eingesezt derart, daß die beiden ersten Streckenabschnitte, also auch die Stadt und Ringbahn mit der ersten Vorortzone zu­fammen, als erste Preisstufe( Mindestfahrpreis) und jeder weitere Abschnitt als eine Preisstufe gezählt wird. Für die Preisstufen werden folgende Säge eingerechnet:

1. Breisstufe ( Mindestfahrpreis) 3. I. Einzelreisekarten.. 3,- M. Monatsfarten. 80,-

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Anstoß für jede weitere Preisstufe 8. KI. M.

2. A. 4,50 M.

2. SEL.

1,-

120,-

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20,-"

1,50 M. 30,-->

Beispielsweise sind bei Fahrten von Stationen der Stadt- und Ringbahn nach

( 1. Preisst.) in 3. AL 3 M., in 2. SL. 4,50 m.

In den letzten Tagen hatte das Wetter in ganz Deutschland  Mit der Stadtfähre fahren wir über den Straussee, in deffen ein recht veränderliches Gepräge. Ein schon zu Beginn der Fluten fich die Stadt am Straus spiegelt. Der See ist 3,8 Kilo Woche zwischen Island   und den Faröern aufgetretenes sehr um­meter lang und an der Fährstelle etwa 400 Meter breit. Auf dem Dienstag morgen südostwärts bis zur Nordsee   vorgedrungen, in fangreiches und mächtiges Tiefdruckgebiet war bis jenseitigen Ufer wandern wir zur Südipitze des Straussees. Lints deren Näbe es dann aber liegen blieb. In ihrer engeren und dehnt sich der Gee aus, eingerahmt vom Laubgebüsch im Hinter weiteren Umgebung bildete sich eine Anzahl kleiner Tell­grunde, rechts reicht der prächtige Riefernhochwald bis an den Weg. tiefe aus, die mit mäßiger Geschwindigkeit ostwärts oder nord­ostwärts weiterzogen. Beim Vorübergang eines jeden von ihnen Bir fommen zur Chauffee, die von schönen Promenadenwegen befanden in allen Gegenden Regenfälle statt, die anfangs. be­gleitet wird und durch Kiefernwald führt. An der Haltestelle sonders im Westen, später in Mittel- und Ostdeutschland zum Heegermühle der Strausberger Kleinbahn, Blindschleiche" genannt, großen Teil ergiebig und an verschiedenen Stellen von Gewittern und durch Strausberg II   gelangen wir wieder zum Ostbahnhof   und Hagelschauern begleitet waren. Dabei schwankten die Temperaturen innerhalb ziemlich weiter Grenzen, blieben aber Strausberg   zurück. Zeitdauer( ohne Raft und Stadtbesichtigung) für die Jahreszeit im ganzen niedrig. Inzwischen hat das Tief­5 Stunden. druckgebiet, in dessen Mitte der Luftdruck unter 740 mm ge­sunken war, an Tiefe mehr und mehr verloren, jedoch dehnt es sich noch weit nach Osten und Süden hin aus, während sich vom Atlantischen Ozean   ein ueues Hoch den britischen Inseln zu für die Einzelkarte zu zahlen. Die Preise der Wochen- und Schüler. nähern scheint. Wir haben daher für Sonnabend und namentlich farten richten sich nach den bisherigen Grundsätzen. Die Einfüh für Sonntag zwar größtenteils heiteres, aber immer noch etwas unbeständiges Wetter mit mäßigen, anfangs rung der neuen Säße erfolgt voraussichtlich am 1. Juni d. J. südlichen bis südwestlichen Winden zu erwarten, die sich all­Steglitz. Aile alten und neuen Abonnenten, die in den letzten mählich ganz nach West und vorübergehend nach Nordwest drehen dürften. Besonders wenn in den Vormittags- und Mittags- Wochen nicht regelmäßig bedient worden sind, resp. bei stunden die Sonne eine raschere Erwärmung hervorgerufen haben denen die Zeitung überhaupt ausgeblieben ist, bitten wir, uns ihre wird, sind nachmittags noch einzelne, obschon nicht sehr be- Adressen umgehend telephonisch oder schriftlich zu übermitteln. deutende Regenschauer mit neuer Abkühlung wahrscheinlich. Borwärts"-Verlag.

Noch einmal Gelfow.

Ein Parteigenosse und Einwohner Geltows fühlt seinen Heimatort in dem letzten Wanderartikel Rund um den Schwielowsee  " ein wenig zu stiefmütterlich behandelt und bittet uns im Hinblick auf die bevorstehende Baumblüte noch folgendes zu erwähnen: Man fährt vom Potsdamer Bahnhof in Berlin   des Morgens früh weg bis zur Station Charlottenhof, steigt aus und durchwandert die Luisenstraße in Botsdam, vorbei an den neuen Siedlungshäusern, bis zum Luftschiffhafen Dauer etwa 20 Mi­nuten. Hier am Waldesanfang wird die Chaussee nach Geltom von

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Die Macht der Lüge.

Roman von Johann Bojer.

Einen Monat lang hatte er nun hier in wundervoller Ruhe gelebt. Seine Gesellschaft war die alte Magd, der Hund und die Kühe. Er sollte Milch trinken, spazierengehen, feine nassen Füße bekommen, gut schlafen, gut essen. Und so ver lebte er hier die Zeit in Lodenrod und Holzpantoffel, wie ein Bauer. Es war herrlich.

Aber jegt war feine Ruhe dahin. Diese Nachricht von dem Schwurgericht empfand er wie einen kleinen Messerstich. Alte Wunden wurden aufgerissen, und er merkte eine Ber­zweiflung fommen, die er nicht vertrug und gegen die er sich unwillkürlich auflehnte, um ihr die Türe zu weifen. Hatte er in dieser Sache nicht genug gelitten?

Als er diesen Abend keinen Schlaf fand, stellte er sich vor, mie gut sein Bater immer gewesen war. Aber da dies nicht genügte, flüchteten feine Gedanken zu dem jungen Mädchen, das jetzt auch im Gebirge auf einer Alm lebte. Wie schön sie gewesen war, als sie zusammen tanzten! Man flüsterte und blickte ihnen zy. Aber warum hatte er seitdem so wenig an fie gedacht?

,, Du bist ein alter Knabe, Einar. Lebst in Büchern und hochtrabenden Ideen. Und inzwischen verrinnen deine besten Jahre, und du haft feine Jugend gehabt. Aber Gott sei Dant, es gibt auch noch Sonnenschein in der Welt."

Diese Gedanken machten den Aufenthalt des jungen Mäd chens im Gebirge für, ihn noch bedeutungsvoller, und endlich. aís er gerabe, wie Weihnachten damals, mit ihr tanzte, schlief

er ein.

Als er am nächsten Tage in den Bergen wanderte, blieb er oft stehen und schaute zur Buvifalm hinüber. Sie lag auf der anderen Seite des Sees, eine halbe Stunde entfernt, und dahinter ragte der Gletscher in die Höhe. Heut' sigt er viel­leicht schon im Gefängnis!" durchzuckte es ihn. Aber die Bu vifalm zog immer mehr seine Blicke an, sie hatte nun plöglich für ihn eine ganz andere Bedeutung gewonnen. Von den Schornsteinen der kleinen grauen Gebäude stieg Rauch auf. Vielleicht machte sie eben ihr Mittagessen.

Mit jedem Tage beschäftigte er sich mehr mit dem jungen

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Karlsborst Friedrichshagen  ..( 2. Erkner  ( 3. Fürstenwalde( Spree  )( 4.

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Mädchen, denn dann blieb ihm feine Zeit, an mehe und böse| Häusern und grünen Wiesen, und hinter dem Boot lagen in Dinge zu denken. Er war nicht mehr allein. Sie und er zwei langen Reihen die Kreise von seinen Ruderschlägen. beide waren sie allein im Gebirge. Es war, als ruhten ständig zwei Augen auf ihm, von etwas Schönem ganz in der Nähe. Sie waren einander so nahe, weil es so weit zum Kirch spiel war. Er hätte sie ja befuchen können, aber lieber wollte er sie zufällig treffen, vielleicht unten am See. Er angelte oft auf der anderen Seite. Aber er sah sie nie. Und als er nach Hause ruderte, lachte er sich aus, daß er wirklich entstehen, was Liebe ist." täuscht und betrübt war.

Um recht ruhig zu sein, mußte er immer an sie denken. Es wurde so festlich hier in den Bergen. Eines Abends ru­derte er auf eine kleine Insel und zündete ein großes Feuer an. Aber es fam fein Boot. Nur die stummen Ufer schauten zu. Er ging nicht länger in Holzpantoffeln und hatte immer ein reines Sporthemd an und saubere Hände. Nicht, weil er jemand erwartete. Gondern, weil er immer etwas Schönes in sich fühlte, für das er sich schmücken mußte.

Da kommt ein Mann auf einem Gebirgspferd aus dem Kirchspiel, und che Einar es verhindern fonnte, erzählte er, daß Wangen   zu einem Jahre Zuchthaus verurteilt ist. Die Strafe wurde verschärft, weil er einen gefälschten Brief vor Gericht vorgelegt hatte.

Einar saß auf der Türschwelle und hörte zu. Er verbarg das Gesicht in den Händen und blieb unbeweglich sitzen. ,, und du willst im Herbst wieder anfangen zu studieren? Der du niemanden mehr in die Augen sehen fannst!" Es war ein herrlicher Tag, der Himmel wölbte sich weit über die braunen Felsen und die fernen blauen Berge. Die Gletscher glänzten silbern in der Sonne.

Ios.

Am Abend ging Einar an den See und machte das Boot

Eine Zeitlang war ihm gewesen, als sei die ganze Welt erloschen und als müsse er ins Wasser gehen, weil er sich zu leben schämte.

Aber wie immer, fam ihm wieder das Mädchen in seine

Gedanken, und weil er sich so unendlich niedrig erschien, war es ihm, als stände sie hoch, hoch über ihn und reichte ihm die Hände, um ihn zu erlösen. Und das mußte sie jetzt!

Langsam ruderte er über den flaren See, in dem sich der rote Himmel spiegelte. Die Dämmerung hüllte die stillen Ufer in feine Schleier. Die Norbyalm spiegelte sich mit ihren

Und je mehr er sich dem anderen Ufer näherte, war ihm, als käme er in heiliges Land, und schließlich zog er die Ruder ein und ließ das Boot treiben. Die Welt war so groß und ftrahlend. Die Berge sahen ihn lächelnd an, alle Menschen waren doch glücklich. " Du großer Gott!" dachte er. Jetzt fange ich an zu ver

23.

Eines Sonnabend nachmittags geht Thora von Lidarende am See hin. Es ist Erntezeit, und die Leute auf den Feldern nahmen für den Abend das Heu zusammen. Ein frischer Heu­geruch durchzieht die Luft. Der Mjösen ist spiegelglatt, und Frau Thora sieht weithin den steinigen Grund.

Sie biegt in die Allee, die zur Boltshochschule führt, geht in den Hof hinein und schnellte die Treppe hinauf. Sie hat heute noch so manch anderen Besuch vor.

Der Direttor gab zwar gerade Unterricht, aber als seine Frau hörte, daß Frau Thora ein wichtiges Anliegen habe, holte sie ihn doch. Und bald faßen sie alle drei an einem Tisch in dem großen, gemütlichen Zimmer beim Portwein.

Der Direktor der Volkshochschule  , Heggen  , war ein Mann Bollbart und einer Brille. Er hatte sein warmes Herz, und in den Fünfzigern, fahlköpfig, mit einem großen, braunen da er wenig mißtrauisch war, zeigte er sich meist entgegen­fommend. In religiöser Hinsicht war er ein warmer Bor­fämpfer für ein nationales Christentum. " Ja, heute habe ich etwas Wichtiges," sagte Frau Thora und nippte an ihrem Glas.

Sie fuhr lächelnd fort, indem sie von einem zum anderen Der Direktor und seine Frau sahen sie aufmerksam an. blidte:" Es ist wegen der letzten Ereignisse. Es war eine traurige Zeit und eine Schande für die Gemeinde."

" Ja!" sagte Frau Heggen, schüttelte den Kopf und strickte weiter.

Aber wir, die wir hier fißen, sind doch noch einigermaßen gut davongekommen. Ich bekam nur etwas in der Zeitung ab, weil ich so roh war, eines ihrer Kinder eine Zeitlang zu mir nehmen zu wollen. Und Sie, Herr Heggen, haben wohl einiges zu hören bekommen, weil Sie sich neutral gehalten haben!" Frau Thora mußte lachen.

( Fortsetzung folgt.)