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anfallen wurden zehn Personen mehr oder weniger schwer verletzt. Ts" scheint auf jeden Fall festzustehen, daß das Eingreifen der Polizei sehr voreilig-geschehen ist, und daß dab.ei mit Mitteln gearbeitet wurde, die unter diesen Umständen hätten vermieden werden können. Auf der anderen Seite scheint festzustehen, daß die Demonstration als solche vor dem Nathaus schlecht organisiert war, und daß es vor allem au der Disziplin maugelte, die sich am Maifeiertag so be- K>ur> deniswert hervortat. Wie wir weiter erfahren, sollen einige Führer der Demonstranten den Fehler gemacht haben, die Trupps bereits um 3 Uhr vor das Rat- Haus zu bestellen. Die Leute hätten infolgedessen viele Stun­den auf das Ergebnis der Beratungen im Rachaus warten müssen, was schon an und für sich geeignet gewesen wäre, cme Stimmung der Ungeduld hervorzurufen. Das. Nachaus war tatsächlich lange Zeit hindurch blockiert, jeder Verkehr lahmgelegt. Durch alles das wird aber das Vorgehen der Polizei nicht entschuldigt. Gegen 9 Uhr waren die Demonstranten in die Seiten- straße zurückgedrängt worden. Der Platz vor dem Rathaus war in weitem Umfange gesperrt, die Straßenbahnlinien durch die Königstraße wurden umgeleitet. Die Polizei ge- stattete um diese Zeit, daß aus dem Kreise der Demonstranten Beauftragte nach dem Hauptportal des Rat- Hauses geschickt wurden, um dort mit Führern der drei Linksfrakttoneu der Stadtverordnetenversammlung, Fischer <SPD  .). Z u b s i l(USPD  .) und Ostrowski(KPD  ), denen sich als Bevollmächtigter des Gememdearbeiterverbandes noch Genosse P o l e n s k c zugesellte, Rücksprache zu nehmen. Es wurde den Beauftragten mitgeteilt, daß die Stadtver­ordnetensitzung unterbrochen sei. und man bat die Demonstranten, jetzt nach Hause zu gehen. Die Obleute würden darüber Beschluß fassen, was weiter zu geschehen habe. Alle uns bisher zugegangenen Darstellungen führen zu dem Schluß, daß da? Vorgehen des verantwortlichen Polizei- offiziers nicht gerechtfertigt werden kann. Er hat ohne zu- reichenden Grund Menschenleben gefährdet, die Gesundheit von Mitbürgern schwer geschädigt, und er hat zugleich das er- wünschte gute Verhältnis zwischen der Bevölkerung und der Schutzpolizei   in verhängnisvoller Weise gestört. Wir müssen verlangen, daß eine strenge Untersuchung geführt wird, und daß die Schuldigen zur Verantwortung ge.zogen werden. Zu- gleich richten wir ober auch an die Arbeiter undAn- g e st e l l t e n die Aufforderung, sich nicht von unverant- wörtlichen Elementen zu unüberlegten Handlungen provozieren zu lassen. * In später Abendstunde wird uns gemeldet: Um 10 Uhr abends hatte die Umgebung des Rathauses wieder ihr ge- wohntes Aussehen. Nach vorliegenden Berichten soll �mr n e Person schwer verletzt sein,- die anderen erlitten nur Fleifchwunden und Quetschungen. Ein Augenzeuge schilfert uns die Vorgänge wie folgt: Eine dicht« Menschenmenge innlägerte von lAl Uhr ab das Rothaus  . Die Schupo hott« einen T e i l der Juden straße abgesperrt und so kam ez, daß die Züge der Demonstranten hier ins Stacken gerieten. Der Ein» gong K ö n i g st r a ß e des Rathauses war belagert und die Menge machte keine Anstalten, den Platz zu räumen. Jetzt versuchte die Schupo strichweise die Demonstranten abzudrängen. Ging es vorher noch ruhig zu. so war es jetzt umgekehlt. Ohne Grund wurden Seitengewehre aufgepflanzt und der Säbel g e- z o g.e n. Die Menge wurde immer mehr zurückgedrängt und suchte durch die- Straße Hoher ipteinweg zu entkommen. Das Publikum, das wirtlich den Platz verlassen wollte, konnte es nicht, weil von der anderen Seite ein Gegendruck'erfolgte. Ohne jegliche Rücksscht- nahm« ritten Schupoieute in die Menge hinein. Im Augenblick war der Tumult auf seinem Höhepunkt. Ich wollte mich in den Flur eines Hauses retten. Aber zu Paaren wurden wir mit dem
Die Schwalbe. Die erste Schrvalbe war wiedergekommen. Zwitschernd war st­ein paarmal um das alte Dach g-flogcn, dann war sie hineingc- schoben in den alten Hauscingaiig und hatte nachgeschaut, ob ihr Rest aus dem Vorjahre ciudi noch unversehrt über dem Türbalkcn hing. Ja. es hing dort in schattiger Ecke. Da war sie zufrieden. llnd flugs war sie wieder hiuausgcflitzt und hatte sich auf«inen der Zäune niidergelassen. wo schon andere langbeschwänzte Schwalben saßen. Sie waren alle aus dem Süden gekommen. Aus dem fernen Afrika  , lieber das blaue Mittelmeer waren sie geflogen und halten in Genua   längere Rast gemacht, ehe sie sich über die hohe Fels- mau er der Alpe  » wogten. Run erzählten sie Zwitschernd von ihrer Reise.Wie viele fremde Menschen da in Genua   beilammen waren!" Aus aller Herren Länder waren sie gekommen: Russen und Eng- länder, Franzosen   und Japaner, Belgier und Deutsche  . Und noch viele, v-ele andere!"Was sie da nur eigentlich wollten?"Sich oerständigen wollten sie!"Verständigen? Worüber?"Uebe? dos Elend, das ganz Europa   gepackt hält! Dem wollten sie Einhalt gebieten! Die schrecklichste Rot wollen sie bannen. Nur wissen sie nicht recht, wie sie es anzufangen haben!" Die Menschen sind doch'sonderbare Geschöpfe. Erst rufen sie das Elend ins Land hinein, führen jahrelang miteinander Krieg, ichlachten sich gegenseitig ab, verwüsten und vernichten ihr Hab und Gut, und dann möchten sie ihr Wert ungeschehen machen!" Ein großer schiefergrauer Schwalbenmann l)atie diese Worte ärgerlich berausgeschilpert.Ja," meinte eine zierliche, rundliche Schwalben- frau,da sind wir Vögel doch anders! Wenn uns die gefiederten Räuber einigermaßen in Ruhe lassen, dann leben wir friedlich und fröhlich im Soipmer hier und im Winter im warmen Süden! Und einzeln sind auch die Menschen ganz friedlich. Sie wollen gar keinen Krieg. Die Leute, bei denen ich wohn«, stnd ebenso harmlos, wie wir Schwalben es sind." Und nun zwitscherten sie oll? laut durcheinander. Alle wußten eigemlich nichts Schlechtes über die Menschen zu sagen. Um so un- verständlicher erschien ihnen das. was sie in vier lange» Mord- und Raubjahren angerichtet. Roch eine ganze Weile zwitscherten sie lärmend fort. Dann erhoben st« sich, breiteten die spitzen Schwingen und flogen auseinander....
NänverchorFlchle-Gcorginia". Ein höchst interessantes Pro- gramry und eine sehr feinsinnige Aufführung bot dieFichte- Georginia" ihren Hörern am Sonntag in der Philharmonie. Ehöre von Gluck, Wagner, Schubert. Goldmark, nicht ein« alltäglich« Rum. mer darunter. Der Chor kl am» das Piano, die Deklamation, die Atsmfiihrung, der musikalische Ausbau sind vorbildlich. Selbst das gefürchteteR i t o r n e l l" von Schumann genügte nach anfäng- lichen Schwankungen den ernstesten Ansprüchen. Ebenso die beiden Chöre aus demHolländer". In den stärkeren Registern ist die Intonation der Sänger oft nicht ganz zuverlässig. Auch fehlt hier di« unfsrciecte, natürliche, allmählich« Schwellung. Zu plötzlich und W hart kommt da leicht der Höhepunkt. In allem anderen zeigt sich Dr. Ernst Jokl als ein erstklassiger Chormeister, der naweiu-
Seitengewehr hinonsgetrieben. Em Offizier, geschmückt mit dem Orden Paur le merite, der schon vorher am Rathause einen Mann mit steifem Bein zurOrdnung geschüttelt" hatte, half auch bei dieserSäuberung" mit. Was Sie Polizei sagt. Von der Presse st elledes Polizeipräsidiums wurds uns gegen 8 Uhr abends folgende Darstellung der Vorgänge ge- geben:Die ersten Demonstranten hatten sich um 4,30 Uhr ein­gefunden. Sie wurden ohne jeglichen Zwischenfall zerstreut. Dann erschienen größere Trupps. Diese Trupps sammelten sich, ent- gegen einem von der Demonstrationsleitung dem Polizeipräsidenten   Richter gemachten Versprechen, wonach sich die Demonstrierenden nur in einem Zuge vor dem Rathaus vorbei bewegen sollten, vor dem Rathaus an und waren auch nicht zum Fortgehen zu! bewegen. Es wurden aus der Ansammlung her- aus Reden gehalten, und es gewann den. Anschein, als wenn die Demonstranten in das Rathaus hinein wallten. Die Polizei ver­suchte, die Demonstrierenden zum Abzug zu bewegen. Hingegen wurde von den Dcmonstticrenden versucht, einige berittene Polizei- beamte von den Pferden herunterzuziehen. Inzwischen wuchs die Menge auf mehrere Tausend an. Die vorhandene Polizeimann- schoft bestand aus einer Hundertschaft und einer b e- ritten«» Abteilung. Diese Mannschaften drängten die De- monstranten zurück. Als die Demonstranten erneut den Versuch machten, die Postenkette zu durchbrechen, erging an die Polizei- beamten der Befehl, die Säbel blank zu ziehen, die Seitengewehre aufzupflanzen und gegen die Demon- stranten vorzugchen. Bei diesem Vorgehen gab es eine Anzahl Verwundete, deren Zahl jedoch noch nicht festgestellt werden konnte. Die Verletzten wurden von Sanitätsmannschaften ver- bunden und mittels Krankenwagen in die Krankenhäuser und in die Rettungsstationen gebrocht. Die Polizei befindet sich auch zur Stunde in sehr bedrängter Lage und vermag kaum, der Menge Herr zu werden. Der Polizeipräsident Richter befindet sich zurzeit im Rathaus." Die Vorgänge im Rathaus. Räch dem Aufmarsch des großen Aufgebots der demonstrieren- den G e m e i n d e a r b e i t e r und-angestellten ließ sich der Beginn der Sitzung, die über die neuen Magistratsoorschläge hinsichtlich der Annahme des Schiedsspruchs und in betreff der für seine Ausführung erforderlichen Mittel äußerlich durchaus friedlich an. Vorsteher Dr. Cos pari eröffnete die Verhandlung kurz nach :-j7 Uhr mit der Mitteilung, daß der Antrag auf Vornahme einer dritten Lesung angesichts der neuen Magistratsoorlage zurückgezogen sei und daß der Magistrat diese Vorlage heute durch einige Abände- rungen ergänzt habe. Gemäß dem Vorschlag des Aeltestenausfchusses wurde die Rednerliste nach der Fraktionsstärke gestaltet. Aus der Rede des Genossen Dr. L o h m a n n ergab sich, welcher Natur di« erwähntenAbänderungen" waren; einmal hat der Magistrat auf die abermalige Erhöhung der Straßenbahn- tarife verzickitet, dann aber auch der Herabsetzung des Satzes von V.Z Proz. auf 0,4 Proz. in der Kohlenklauscl zugestimmt. Genosse Dr. Lohnman hob erneut hervor, daß alle Bemühungen darauf gerichtet sein mühten, dem Schiedsspruch zur Annahme und Durchführung zu verhelfen und zollte von diesem Standpunkt aus dem Magistrat Beifall, daß er jetzt die Basis für eine Verständigung durch seine Konzessionen wesentlich erweitert habe. An der Aus- dshnung der Geltungsdauer des Manteltarifes und des Mitbestim- mungsrechts bis lgZ4 halte die Partei fest. Reuter, der hierauf für die UEP. sprach, begann mit einer Rüge der ungehörigen Behandlung, die der ruhig demonstrierenden Bevölkerung durch die polizeiliche Absperrung des Rat- Hauses widerfahren sei, und forderte den Magistrat auf. sich darüber zu äußern, ob und inwieweit er an dieser Maßregel be- teiligt sei. Oberbürgermeister B ö ß erklärte, er habe lediglich den Polizeipräsidenten gebeten, für freien Zutritt der Stadwerordnetcn zum Rathause zu sorgen, und Vorsteher Dr. Caspar! siigte ergänzend hinzu, daß er in Rücksicht aus vorjährige Vorgänge den Oberbürger- meistcr entsprechend angegangen habe. Nachdem sich dann L ü d i ck e(Dnat.) und v. E y n e r n kD. Wirtsch.) zur Sache hotten vernehmen lassen, beide auch ihrem Unwillen darüber Ausdruck ge- geben hotten, daß man di- Massen aui die Straße kommandiert habe vnd v. Ennern eine Bannmeile wie für Reichstag   und Landtag auch für das Rachaus verlangt hotte, kam Schumacher(Kom.) zum
lich seinen Sängern offensichtlich die volle Liebe für di« schöne Kunst beibringt. Die Triooereinigung der Herren Professoren M a y r> Mahr, Wittenberg   und' G r Ü n f e l d- war mit ihren voll- endeten Meisterleistungen eine prächtig« Zugab«. H. M. Wiederherflellnug des Kabelweges Emden New Jork  . Die iehöne alte Emsstadt Emden   spielte vor dem Kriege ol» Mittelpunkt des deutschen   Kabelverkehrs nach Uebrrsee eine hervorragende Rolle. Von Emden   aus, das eins der größten und modernsten Telegraphen- ämter Deutschlands   besitzt, liefen die deutschen   Seekabel über die Azoren bezw. über Digo nach Amerika  . Der Versailler Vertrag be. raubte uns der beiden wichtigsten Kabel über die Azoren  . Die zwin- gende Notwendigkeit,«ine direkte Kabelverbindung mit der neuen Well zu besitzen, hat ober bereits jetzt, wenige Jahre nach dem Kriege, dazu geführt, Mittel und Wege zu suchen, um den uns zugefügten Verlust wieder auszugleichen. Nachdem jüngst die deutsche Atlantische Kabelgcsellschaft mit der amerikanischen   Cable-Company in New Park einen Nerttog abgeschlossen hat, demzufolge mit einem Koste»- aufwand van etwa 10 Miillonen Dollars ein neues deutsch  - amerikanisches Kabel über die Azoren   nach New Pork ge- legt werden soll, nimmt man an, daß die Verbindung Ende 1023 fertiggestellt sein wird, so daß dann die deutschen   Kabeldepeschen nicht mehr durch englische Hände zu gehen brauchen. Ein Eiozeilmuseum. Kaum ein /Gebiet der Naturwissenschaft- lichen Forschung erweckt solch ein allgemeines Interesse wie die Vorgeschichte des Menschen. Hier reichen sich die«xakt« Naturwissen. schaft und die Geschichte, die man sonst zu denGeisteswissenschaf­ten zählt, brüderlich die Hand. Gilt es doch, Licht in die Frage der Entstehung des Menschengeschlechts zu bringen. Merkwürdigerweise gab es bisher kein eigentliches selbständiges Institut, das sich ausschließlich mit dieser Frage beschäftigt. In Paris   besteht allerdings ein Institut für menschliche Paläontologie, das sich der finanziellen Unterstützung des Fürsten von Monaco  erfreut, aber von seinen Leistungen ist noch nicht viel bekannt ge- worden. Jetzt ist in Wien   ein eigenesE i s z e i t m u f e u m" entstanden in Verbindung mit dem naturwissenschaftlichen Museum der österreichischen Republik. Die Umgegend Wiens und ganz Nie- derösterreichs hat schon zahlreiche Funde aus der ältesten Periode des Menschengeschlechts, Gerätschaften und Waffen der Stein- zeit zu Tag« gefördert. An dem Forschungsinstitut, das dem Eiszeitmuseum angegliedert ist, sollen die Erscheinungen der Eiszeit und im Zusammenhang damit die ersten Spuren des Menschenge. schlechts auf breiter Grundlage untersucht werden. Leiter des In. stituts ist Professor T. Bayer. 1303 Erdbeben im Jahre! Aus Tokio   werden Erdbeben ge- meldet, die so furchtbar austraten wie nie zuvor in den letzten 30 Jahren. Das Erdbeben, das 15 Minuten dauerte, beschädigte viele Gebäude in Tokio  , tarunter auch die amerikanische   Gesandt. schaft. Vokohama Hot ebenso gelitten und im Chinesenviortel sind ganze Straßen eingestürzt. Genauer« Mitteilungen über diese furcht- bare Katastrophe waren bisher noch nicht zu erlangen, da aller tele. raphischer und telephonifchcr Berkehr unterbrochen ist. Das Erd- eben steht aber im engen Zusammenhang mit dem Ausbruch des Vulkans Asama-Poma, etwa 150 Kilonieter nordwestlich von Tokio  .
Wort, der seine Genutuung darüber aussprach, daß die Massen der städtischen Arbeiter endlich den Mut gefunden hätten, für ihre Forde- rungen vor dem Rathaus zu demonstrieren. Ein Sturm auf der Linken und auf der Zuhörertribüne brach los, als er die ihm zuge­tragene Mitteilung wiedergab, daß vor dem Rathause die Arbeiter von Sipoleutcn mit Säbeln bearbeitet würden: gleichzeitig wurden Rufe auf der Linken laut:Blut fließt auf der Straße! Plan geht vor gegen unsere Brüder!" Der Lärm schwoll gewaltig an, der V o r st eher suchte vergeblich zu beschwichngen da ergriff der Kommunist R i n t o r f die Präsidialglocke und machte damit für den Augenblick den Vorsteher kampfunfähig. Der unterbrach die Sitzung, indes der Lärm fortdauerte, und berief sofort den Aeltestenrat zusammen. Noch nach Stunden, um 10 Uhr, warbt e_6 t tz u n g nicht wieder aufgenommen. Auf der Zuhörertribüne schwirrten inzwischen die ausschweifendsten Gerüchte. Wiederholt hielten die Fraktionen und der Aeltestenausschuß Besprechungen ab. um zu den Vorgängen innerhalb und außerhalb des Hauses«tellung zu nehmen. Erst um 10,25 Uhr erfolgt die Wiedereröffnung. Heimann (Soz.) gibt im Namen der Sozialdemokratischen und mehrerer bürgerlichen Parteien folgende Erklärung ab: Wir bedauern und verurteilen di« Vorgänge in der heutigen Stadtverordnetenversammlung, die zum Abbruch der Verhandlungen führen mußten, auf das schörffte. Wir sind trotzdem bereit, die Be- ratung über den Schiedsspruch und die Deckungsoorlage heute weiterzuführen, weil die Bedeutung'dieser Vorlage das erfordert. Dittmann(U. Soz.): Die Vorgänge, die sich im Rathause abgespielt haben, sind Bagatellen gegen das. was sich v o r dem Rat- hause abgespielt hat. Arbeiterblut ist geflossen!... Unter stärkstem Lärm von rechts und unter stürmischen Akklamationen der Unab- hängigen und Kommunisten führt Dittmann weiter aus, daß sich tücse Provokation gegen das gesamte Berliner   Proletariat richtet und daß dieses den Kampf gegen das wiederbelebte alte Säbelregiment auf- zunehmen bereit sei.. Nach weiteren Erklärungen mehrerer Redner stellte Krüger (Soz.) fest, daßauchdieKommunistenbereit waren, ein e gemeinsame Erklärung mit den Deutsch   na tt o- nalen abzugeben, daß die darüber bestandenen Mewungsrnffe- renzen nur geringfügig gewesen seien. Bon der Behand-ung der Vorgänge vor dem Rathause habe seine Fraktion Abstand ge- nommen. weil es sich bisher nur um Behauvtungen handle und ein objektives Urteil darüber noch nicht möglich sei. Die Devonstalter der Demonstration hätten nicht klug gehandelt, d:e Demoisstranten auf einen der belebtesten Plötze inmitten der Stadt zu dirigteren und Herr Schumacher habe sich a n st a t t b e r u h i g e u d a u s- reizend betätigt. Gegen die Her-tnziehung des Polizeipräsidenten Richter legte Genosse Krnger noch besonders Protest ein. Nach ll Uhr trat die Versammlung in die Fortsetzung der jachlichen Beratung ein. Schiedsspruch uno Deckungsvorlage wurden gegen Mitternacht mit lux Stimmen gegen 92 Stimmen angenommen.
Der Dokumentenprozeß. MÜAchcv. 2. Mai.  (Eigener Drahtbericht.) Der Prozeß über die Eisnerschen Dokumente lieferte heute wieder vieles von den Beklagten als peinlich empfundenes Material zutage Die Beklagten   hatten drei Sachverständig« von wlssenschastlichem Ruf kommen lassen: den Sekretär des Untersuchungsausschusses des Reichstages Professor Dr. Fischer, ferner Dr. Coro-Halle Mid Dr. T h i e m e. Im folgenden sei eine kurze Nachlese über die h-iittgen Gedankengänge der wissenschaftlichen Verehrer der wilhelmi- Nischen Diplomotte gegeben: Aus den Farbbüchern wisse man, daß keine europäisch« Regierung darauf verzichtet habe, die Dokument« zu kürzen und durch Datumänderuirgen. durch überleitende Texte, zu ändern und zu entstellen. Eine doppelte Buchführung" sei der gesamten europäischen   Di- plomatie eigenttimlich. Vor allein sei sie in Rußland   angewandt worden mit dem Ziel, offiziell als der Angegriffene dazustehen. Professor Fischer war jedoch so ehrlich, anzuerkennen, daß ein Prozeß wegenFälschung" des ersten deutschen   Weißbuches ganz anders verlausen wäre wie der Eisner-Prozeß. Er sagt:Ich halte es für möglich, daß ein Prozeßgegner Bethmanns wegen Bcleidi- gung des leitenden Staatsmannes verurteilt worden wäre, trotz Ge- iingens seines Wahrheitsbeweis«-. Man hätte in diesem Falle ge> sagt:Der leitende Staatsmann hat mit Rücksicht auf dienationale
Dieser größte tätige Vulkan Japans  , der 8130 Fuß hoch ist, hattö seine letzte große Eruption im Sommer 1783. Sein« jetzt mieder einsetzende Tätigkeit ist ja keine vereinzelte Erscheinung, da sowohl lie italienischen wie die südamerikanischen Vulkane ebenfalls wieder beunruhigend lebhaft sind. Japan   ist das eigentlich« Erdbebenlond, aber seit 1888 hat«s keine schwereren Erschütterungen mehr gehabt, die große Menschenopsei forderten Die kleineren Erdbeben ge- boren zu den Alltäglichkeiten des japanischen Lebens, und man hat berechnet, daß es durchschnittlich im Jahre 1300 solcher Erderschüt- terungen gibt. Das neue Erdbeben gehört aber zu den schwersten Formen, wie solche 1855 auftraten, wo 0700 Mensche» in Tokio  getätet wurden, dann 1881, wo 17 Opfer in Mino und Ovari  gefordert wurden, und 1896. wo 3247 Menschen in Sanriku starben. Die Macht der Töne. Von einem stimmgewaltigen Sohne Quedlinburgs, dem Kontrabassisten und Kammermusikus Salomon B e n d e l c r, der im 18. Jahrhundert einen guten Ruf als Musiker genoß, wird in der Ouedlinburg-Nummer vonNiedersachsen  " eine sonderbare Geschichte erzählt. Sein« Stimme wnr so stark, daß sie ein vollständiges Orchester übertönte. Einst spielte er in der Hauptkirche z» Danzig   aus der Orgel und sang dazu, seine ganz« Stimmkraft überbietend, um über dos Gebrause des Instruments vernehmbar zu sein. Da unterbrach ihn plötzlich ein Lärm, der sich unter den anwesenden Frauen erhob. Die Frau eines Senators der Stadt war über die gewaltige Stimme Bendelers so erschrocken, daß sie während des Gottesdienstes einem krästigen Kna­ben das Leben geschenkt hatte. Ueber dieses Ereignis war ihr Gemahl so entzückt, daß er von der Eicht, an der er lange ge- litten hatte, geheilt wurde. Er lud nun den Deranlasser dieser Glückszusäils, den stimmkräftigen Bassisten, zur Taufe ein und legte ihm 300 Dukaten unter den Teller. Bendelers eigenartige Tätigkeit als Geburtshelfer und Arzt machte ihn berühmt und er wurde in allen Gesellschaftskreisen um eine Probe seines Könnens gebeten. Ob er auch weiterhin damit so segensreiche Erfolgl? gehabt hat, verschweigt die alte Chronik, die diese Geschichte von der Macht der Töne erzählt.____. Tie Grösfnuiig der FrühjahrSoosstellung der Berliver Akademie der Küufte wird voraussichtlich in der nächsten Woche stattfinden. Di« Ausstellung war seinerzeit durch. den Konflilt in der Akademie-in ihrem Zustandkommen bedroht. Artor Lippschitz ist im St. Lebensjahr nach langem Leiden g e- st o r b e n. Er hat, zum Teil in Verbindung mit Leo Waller Stein, Jean Kren u. a., zahlreiche Posten und Stwänke(LoS vom Manne!",»Di« komme Helene",.Bis srüh um Fünse" usw. oersaßt. eine paar Unter- haltungsromane geschrieben und auch sür den Film gearbeitet. Im I V.(tetzten) Konzert der Volksbühne, das Sonnabend, den 20. Mai, abends 8 Uhr, in der warnisonkirche stattfii det. gelangt BachS MattbäuSpassion unter Leitung von Dr. Einst Zander mit dem Berliner   Volkschor und dem Blllthner-Oi chefter zur Aussührung. Ter Dieb deS Glücks", eine heitere Oper in drei Akten von B e r nch a r d Schuster, ist vom Intendanten Dr. Karl Hage- mann sür das Staalstheater in Wiesbaden   angenommen worden und wird im Herbst dieses Jahres dort seine Uraussührung erleben. Gin Siegfried-v.-d.-Trenck-Abend sindet' am 8. Mai. abends 8 Ubr, in der Atlantie-Bitchhandlung, Berlin   ZV 30, Mohstr, 21, statt, an dem di« bisher unverSfientlichten Dichtungen.Buddha-ChrifiuS" von Frau Char- lotte v. d. Trenck zum Vortrog gebracht werden.