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Nr. 206 39. Jahrgang

Das neue Krematorium.

Beilage des Vorwärts

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Stadt- und Bezirksverordnete

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Der Ge

SPD.   magiftratu. Beziersantsmitglieder SPD  ,

Mittwoch, den 3. Mai 1922

Gepfefferte Baumblüte.

zu reinigen. Dann ergriff er den Bodenschlüssel und rannte zur herige Entwicklung des Mietrechtes in Deutschland  , insbesondere Bodentreppe hinauf, tonnte aber die Tür nicht öffnen und wurde über die Mieterschutzgesetzgebung während des Krieges und der Nach­von den ihn verfolgenden Hausbewohnern auf der Treppe tauernd friegszeit. Sodann wird die Vorgeschichte des Reichsmietengesetzes Das neueste Krematorium Berlins  , das die Gemeinde vorgefunden. Er ist seit der Tat im Edelschen Sana und die Neuregelung des Mieterschutzrechtes erörtert. Der zweite Wilmersdorf   erbaut hat, wurde gestern der Friedhofdeputation torium und später auch in einer Jrrenanstalt auf und hauptsächlichste Teil bringt den Gesetzestert mit eingehenden übergeben. Das Krematorium liegt am Ende des Wilmersdorfer   stimmten in ihren Gutachten ziemlich überein: Der Angeklagte ist rechtlichen Fragen behandeln, als auch die prattische Anwen seinen Geisteszustand untersucht worden. Die Sachverständigen Erläuterungen, welche sowohl die damit zusammenhängenden Häusermeeres auf dem Friedhof an der Berliner Straße, dort, wo ein hysterisch veranlagter, sehr nervöser junger Mann von großer dung des Gesezes ausführlich darstellen. Auf Grund man in der Ferne die Schmargendorfer   Gasanstalt sieht und im psychopathischer Minderwertigkeit und förperlicher diefer Erläuterungen ist jeder Mieter und Bermieter sofort in die ersten Grün prangende Laubergärten die Straße fäumen. Man und geistiger Unreife. Die Motive der Tat sind nicht flarzustellen, Lage versetzt, den neuen Mietpreis, sowie die sonstigen neuen gegan erreicht es leicht von den Untergrundbahnhöfen Fehrbelliner Platz jedenfalls hat der Angeflagte nicht mit leberlegung gehandelt, so feitigen Rechte und Pflichten felbft festzustellen und richtig durch­und Heidelberger Play. Schon von fern grüßt ein imposanter daß nur versuchter Totschlag in Frage kommen fönne. zuführen. Auch Mieteinigungsämter und sonstige Behörden, Rechts­Ruppelbau herüber. Ein würdiger Eingang mit zwei Blaftifen richtshof erkannte auf 2 Jahre Gefängnis. anwälte und Vereine werden in diesem Kommentar einen ausge bes Bildhauers Ende führt auf das in streng klassizistischen Formen zeichneten Behelf für die Durchführung des Reichsmietengesetzes finden. gehaltene Eingangsportal. Man tritt sofort in die für Beisetzungs­feierlichkeiten als Rapelle sehr würdig und gut ausgestattete Ruppel­halle, die ihr Licht von oben empfängt. Die Nebenräume enthalten rechts und lints größere Urnenhallen, die zurzeit zur Unterbringung Die Baumblüte in Werder   ist gestern gewiffermaßen durch von etwa 3000 fleinen Aschenbüchsen und zur Aufstellung für etwa Freitag, den 5. Mai 1922, abends 6 Uhr, im Berliner   Rathaus, töstlich, doch die Preise übersteigen alles bisher Dagewefene. Die den Aushang von Breistafeln eröffnet worden. Die Blüte ist 200 größere Urnen eingerichtet sind, im ganzen aber 6000 2fchen­büchsen aufnehmen sollen. Die Unterbringung der Aschenbüchsen Stadtverordnetenfihungsfaal: Bersammlung sämtlicher Stadtverord- östlich, doch die Preise übersteigen alles bisher Dagewefene. Die bedeutet insofern eine Neuheit, als hier das Kassettensystem neten, Bezirksverordneten, der Magistrats- und Bezirksamtsmit- Pferdebahnfahrt kostet von heute an 3 M., die Flasche Obstwein Tagesordnung: Siedlungs- und Wohnungsfragen". schnigel und der grüne Aal durchweg 40 M. Die Taffe Kaffee ist auf angewandt ist, wobei eine Wandfläche durchgehend in Fächer geglieder. Tagesordnung: Siedlungs- und Wohnungsfragen". 85 M. und dazu kommt ein 10prozentiger Aufschlag, das Blüten teilt ist, die durch fleine Marmorplatten, die später den Namen des Referent: Stadtrat Wutty. Berstorbenen tragen werden, verschlossen sind. Die technischen Ein- Die Mitglieder des Bezirksvorstandes nehmen an der Ber  - 5 M. gestiegen und ein Blfitenstab wird gleichfalls nicht unter 5 W. verkauft. Werder   selbst steht unter dem Zeichen der Selbstgeschosse. richtungen sind selbstverständlich den neuesten Anforderungen ent- fammlung feil und find hiermit eingeladen. In allen Gärten hängen die warnenden Tafeln. Selbstschüsse, sprechend getroffen. Während aus der Höhe Orgelflang ertönt, Biffige Hunde, Lebensgefahr, Fußangeln steht darauf zu lesen. verschwindet der Sarg ganz langsam und geräuschlos, und zwei Blütenzauber 1922. Bronzetüren legen sich ebenso geräuschlos über die Deffnung. Unten im Berbrennungsraum gelangt der Sarg aus der Bersentungs­anlage auf Schienen in den eigentlichen Berbrennungsofen hinein. Der Sarg ist in vier Minuten verbrannt, während die Ver­brennungsdauer der Leiche eine Stunde währt. Dabei sind alle Borkehrungen getroffen, daß die hinunterfallenden Aschenrefte feiner Verwechslung mit später oder früher Berbrannten unterliegen. Eine geschickte Raschierung hat besonders der sonst sehr störende Schorn­stein erhalten; er öffnet sich im höchsten Punkt des eigentlichen Ruppelbaues in einen runden Mauerkranz. Im Umkreise des Kre­matoriums ist ein Urnenhain vorgesehen, der noch der gärtnerischen Ausgestaltung bedarf.

Ein psychopathischer Germane.

Die Mondscheinjonate" hat ihn zu einer Bluttat verführt. Eine auf versuchten Mord lautende Anklage führte den 17% jährigen Handelsschüler Kurt Rama vor die Straf fammer des Landgerichts II   und bot ein so großes psychiatrisches Interesse, daß vier psychiatrische Sachverständige als Gutachter zum Termin geladen waren. Der Vorfall, der zur Anklage geführt hat, liegt zwei Jahre zurüd.

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Der Angeklagte, ein zerfahrener, DON Groß mannssucht befangener, unreifer Mensch, der schon dreimal etwas theatralische Selbstmordversuche angestellt hat, ist in der aufgeregten Wahlzeit des Jahres 1920 zum Politiker" und Mitglied des Germanischen Stoßtrupps" ge­worden. Sobald er auf Politik zu sprechen fam, wurde er sehr er­regt; er stieß Drohungen aus: Man müsse alle Juden verbrennen und hängen. Er war den ganzen Tag auf den Beinen und schlief auch nachts nur wenige Stunden, denn er gehörte zu der Kolonne der Zettelankleber. Am 16. Juni schlich er sich in eine fremde Woh nung und nahm der Bewohnerin verschiedene Gegenstände und auch bares Geld weg. Wie er glaubhaft versicherte, ist es ihm nicht darum zu tun gewesen, sich selbst zu bereichern, sondern seiner Or­ganisation Betriebsmittel zuzuführen. Vier Tage darauf besuchte er den ihm bekannten, in der Potsdamer Straße   77 wohnenden Kaufmann Schneider, mit dem er mehrfach Briefmarkengeschäfte und Austausch von Briefmarken aus und für seine Sammlung machte. Der Angeklagte bot S. wieder Briefmarken aus seiner Sammlung zum Kauf an. S. unterhielt sich dann noch einige Zeit mit dem jungen Mann und spielte ihm einige Musikstücke auf dem Pianola vor. Der Vortrag der Mondscheinsonate  " soll, wie der An­geflagte behauptet, auf ihn einen so starten feelischen Eindrud ge­macht haben, daß er völlig aus dem Gleichgewicht fam. Als S. fich büdte, um eine neue Walze aufzulegen, zog der Angeflagte feinen Revolver heraus und schoß den S. in den Hinterkopf, so daß der Getroffene blutüberströmt zu Boden fant. Nach der Tat rannte der Angeklagte in die Küche, die er verriegelte, um sich dort vom Blut

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Die Macht der Lüge.

Roman von Johann Bojer.

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Ihm war, als sei er nach langem Sturm endlich in einen Hafen gelandet. Er hatte schlimme Tage und schlaflose Nächte hinter sich. Aber man konnte ja nicht verlangen, daß es einem immer gut gehe. Und sie hatten ja alles mögliche versucht, ihm auf den Leib zu rücken. Lügen, Verleumdungen, Gemein­heiten in den Zeitungen, Böbeleien auf seinem Hof, und dann Einar. Na, der Junge sollte übrigens nicht die geringste Andeutung über die Geschichte zu hören bekommen.

Ueber eins mußte der alte Bauer beinahe lachen. Hatte er wirklich einmal glauben können, daß er keine ganz faubere Beste habe. Jezt mußte er darüber lächeln und schüttelte den Kopf. Das war doch zum Lachen. Er erinnerte sich auch daß Wangen bei jenem Mittagessen in der Stadt ihn gefragt habe, ob er bürgen wolle. Aber zu behaupten, daß sie dann ins Grand gegangen wären und er unterschrieben habe.-- das war doch eine unglaublich freche Behauptung.

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Bezirkssetretariat

Wo stecken die Streichhölzer?

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Die staatliche Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung der wieder eingesetzt hat, von sich. Sie behaupten, von den Zünd- mart von Bertretern der Reichs- und Staatsbehörden und der Ge­Die Ladeninhaber weisen die Schuld an dem Streichholzwucher, ist gestern pormittag im neuen Stadthaus in Wilmersdorf   in Gegen holzfabriken überhaupt keine Ware erhalten zu können. Das mag werkschaften mit einem feierlichen Att eröffnet worden. Genosse infofern stimmen, als die Fabriken erklären, zur Vermeidung der Minister Siering hielt die Begrüßungsansprache, in der er allen Preistreiberei nur ihre regelmäßigen Kunden zu bedienen. Als an dem Zustandekommen dieser Wirtschaftsschule beteiligten Männern folche Kunden kommen in der Hauptfache die Großhändler in seinen wärmsten Dank cussprach, einen Rückblick auf die Entwicklung Betracht. Hier scheint der Hafen zu fizen. Zwischen Großhändler der Borarbeiten gab und mit Genugtuung feststellte, daß im Landtag und Ladeninhaber hat sich der wuchern de Zwischenhandel alle Barteien ausnahmslos die Notwendigkeit einer solchen Schule eingeschoben. Während die kleineren Ladeninhaber wenig oder gar anerkannt hätten. Eine zweite derartige Schule wird demnächst in feine Streichhölzer haben, werden diese im Straßenhandel und durch Düsseldorf   errichtet und ihr fellen weitere Institute gleichen Charof Haufierer massenhaft angeboten, vielfach zu Wucherpeisen, besonders ters folgen. Der Staatssekretär im Reichsarbeitsministerium Geib wenn die Hölzchen nicht in den üblichen Schachteln, sondern in Papp  - sprach über das Problem der wirtschaftlichen Demokratisierung. Er hüllen verpackt sind. An allen Verkehrstnotenpunkten und in führte aus, daß es dringend notwendig sei, für die Arbeitnehmer, Sonstigen Laufgegenden, auch auf. den Wochenmärkten, sind die die an der Führerschaft des Wolfes bedeutenden Anteil gewonnen Straßenhändler mit Streichhölzern zu Duzenden zu finden. Auf haben, Bildungseinrichtungen zu schaffen. Genoffe Lüdemann welchem Wege find die Straßenhändler und Hausierer in den Befih betonte, daß diese Einrichtung nicht einzelnen Bersonen eine Eriſtenz der Ware gelangt? Es liegt offenbar viel weniger Hanisterei als schaffer, sondern unabhängig von den Parteien führende Landeninhaber, die Streichhölzer haben, geben diese im Paket für in den Dienst der Arbeit am Belke stellen und den Geist der Trennung ein zu Wucherpreisen organisierter Zwischenhandel vor. Manche Männer gewinnen solle, die sich in den Dienst des Gemeinwohls und 7,50 m. ab, was als ein der Teuerung entsprechender Preis zu be zerstören. Nach einigen Willkommensworten des Bürgermeisters zeichnen ist. Dom Bezirksamt Wilmersdorf Dr. Augustin wurden unter Führung des Privatdczenten Dr. Hermberg, des praktischen Leiters der Schule, die Arbeitsräume besichtigt. Der erste Kursus dauert ein Jahr und wird von etwa 20 Gemerfichaftlern besucht. Jedem von ihnen steuert das Reich 10 000 m. und feine Gewerkschaft 5000 Mt. zu feinem Unterhalt bei.

Schülerzeitkarten bis zum 17. Lebensjahre.

Die Altersgrenze für den Bezug von Schülerzeitfarten ist mit sofortiger Wirtung ermeifert worden; die Karten wer­den für die Folge an Schüler und Schülerinnen ausgegeben, die das fiebzehnte Lebensjahr( bisher das fechzehnte) noch nicht über­schritten haben und eine öffentliche Schule oder eine genehmigte Privatschule besuchen. Die Bedir.gungen für die Ausgabe und Be- Mußder Steuerpflichtige vor dem Finanzamt erscheinen? nugung der Schülerfarten bleiben im übrigen unverändert; Die Berpflichtung des Steuerpflichtigen, vor dem Finanzamt zu die Karten berechtigen also nach wie vor zu Fahrten zum Zwede erscheinen, ist nicht unbedingt. Diese wichtige Entschei des Schulunterrichts und zu Fahrten zum Turn, Schwimm- und dung hat der Reichsfinanzhof neuerdings in einem Urteil Nachhilfeunterricht, fie berechtigen aber nicht zu Fahrten zum Be- getroffen. Ein Steuerpflichtiger hatte gebeten, ihn von dem per­fuch von Kunft-, Musik, Fortbildungs-, Handels-, Sprach, Schreib- sönlichen Erscheinen zu entbinden, da er schlecht aus seinem Be­und anderen Fachschulen, auch nicht zum Besuch vor. Tanzunterricht triebe heraustönne und es ihm an Bertretung fehle. Er wolle aber und orthopädischem Turnen und nicht zum Erteilen von Nachhilfe- alles nötige einreichen und fügte zwei notarielle Urkunden über unterricht. fein Grundvermögen und seine Schulden bei. Das Finanzamt setzte für das Nichterscheinen eine Strafe von 300 m. feft und drohte eine weitere von 500 M. an. Auch das Landesfinanzamt schloß sich dem an. Der Reichsfinanzhof hob aber die Entscheidung auf. Der Steuerpflichtige brauche nur dann vor dem Finanzamt erscheinen, wenn er nicht durch triftige Gründe daran per hindert ist. Er hatte seine Wirtschaft aber nicht ohne Aufsicht, sein Bieh nicht ungefüttert, seine frant zu Bett liegende Ehefrau nicht ohne Pflege zurücklaffen tönnen. Es mochte allerdings, sagt der Finanzhof, für das Finanzamt bequemer sein, den Steuerpflichtigen eine oder mehrere Reisen machen zu lassen, als schriftlich bestimmte und genaue Fragen zu formulieren. Das Finanzamt hätte wenigstens zuerst versuchen müssen, schriftlich Auskunft zu erhalten.

Ein Kommentar zum Reichsmietengeseh. Das Reichsmietengeset, das für die Allgemeinheit von einschneidender Bedeutung ist, bringt sowohl für den Mieter als auch für den Bermieter viel neue Bestimmungen, zu deren Durchführung der einfache Wortlaut des Gesetzes nicht ausreichen wird. Ein zu perlässiger Behelf für die praktische Anwendung des Gesetzes ist der foeben im Verlage der Buchhandlung Vorwärts, Berlin   SW. 68, auf Grund des amtlichen Materials erschienene Kommentar zum Reichsmietengesetz" von Hans Krüger  , Ministerialrat im Reichs arbeitsministerium( Ladenpreis geheftet 10 M., gebunden 30 m.). Das Buch enthält im ersten Teil eine kurze Uebersicht über die bis­

ant

Nach einer kleinen Weile antwortete er: Tja irgendeinem Fest möchte ich doch nicht teilnehmen, solange wir eine Leiche auf dem Hofe haben."

Marit jah ihn verwundert an, merkte aber gleich, daß Widerspruch vergebens sei.

Frau Thora von Lidarende ging nach Hause, fast etwas enttäuscht darüber, daß der Alte sich so wenig über das Feſt gerührt zeigte. Stolz muß doch auch seine Grenzen haben,"

dachte sie.

Als der Tag für das Fest endlich bestimmt werden konnte, gab es für Frau Thora reichlich zu hun. Sie setzte durch, daß man diesmal versuchen wolle, ohne starte Getränke in Stim­mung zu fommen. Es sollte nur Milch und Fruchtwein geben. Statt dessen suchte sie die Besten aus dem Jugendverein her­aus und übte mit ihnen den Erben" ein, der nach dem Essen aufgeführt werden sollte. Außerdem wollte sie die Wände des großen Gemeindejaales, in dem das Fest abgehalten wer­den sollte, so ausschmücken, daß es zu dem Ehrengast gut paßte.

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Oh- sag nur, daß ich es bin," sagte Frau Thora. Das Mädchen nahm seinen Eimer und ging. Als fie mieder heraustam, schüttelte sie den Kopf. Frau Wangen wolle niemand sehen. Uebrigens fei fie soeben aufgestanden und. wollte heute zu ihren Kindern gehen.

,, Aber was soll denn aus ihr werden?" fragte Frau Thora. " Das weiß niemand!" sagte das Mädchen. Darüber spricht sie fein Bort."

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Frau Thora hatte Tränen in den Augen, als sie nach Hause ging. Dies Fest für Norby mußte ja Frau Wangen  verlegen. Aber was war da zu tun? Schuld blieb Schuld, und dem Unschuldigen mußte Genugtuung geschehen.

Es war ein Sonnabendnachmittag, um sieben Uhr sollte das Fest anfangen. Die letzten Heuwagen waren von den Feldern gekommen, und die abgemähten Wiesen hatten eine weiche, dunkelgrüne Farbe, aber an den Bäumen hatte das Laub schon hier und da goldene Flecken, die in der Sonne leuchteten.

Als die ersten Wagen um sechs Uhr zum Gemeindehans hinaufrollten, begegnete ihnen unten am Strand eine hohe, blaffe Frau, die eilig, mit gebeugtem Kopf, vorüberging. Es war Frau Wangen  . Der fleine verblichene Strohhut schien in großer Haft aufgefeßt, er faß zu hoch auf der hellen Haarfülle, Die immer noch wie eine Krone über dem blassen, schönen Kopfe faß.

Als mun der große Tag endlich anbrach, war sie erschöpft und nervös. Denn wie immer, wenn ein einzelner fich ener Aber seine Frau hatte schon ganz recht. Er konnte oft gisch einer Sache annimmt, so hatten auch hier die übrigen wirklich zu gutmütig sein, besonders in guter Gesellschaft. Mitglieder des Festkomitees ihr die ganze Arbeit überlassen. Und eben, weil er so gutmütig mar, hatte er glauben fönnen, Aber im Laufe des Tages erfuhr sie, daß Frau Wangen es sei etwas Wahres daran, wenn Wangen   behauptete, er noch immer zu Bett liege. Und da wurde Frau Thora fich Als sie an den Steilhang tam, der schroff zum See ab­habe unterschrieben. Damals wußte er eben nicht, was dieser schnell bei sich selber einig, daß sie heut abend zu keinem Feste fällt, fah sie keine Wagen mehr und setzte sich auf einen Mann für ein Schuft war. Jezt würde es doch endlich wieder gehen könne, wenn sie nicht vorher nach der armen Frau ge- Chausseestein. Den Ellenbogen aufs Knie und das Kinn in Frieden geben in der Gemeinde und die Arbeitsverhältnisse fehen hätte. Und wenn sich kein anderer Ausweg zeigte, dann würden wieder werden wie früher. Vielleicht glaubte auch wollte sie ihr anbieten, vorläufig bei ihr zu wohnen und die der eine oder andere etwas von den Verleumdungen, die gegen Kinder mitzunehmen. ihn umliefen. Mochten sie! Hier saß er auf seinem Hof und Aber als sie zu dem kleinen Häuschen zwischen den Fich­tat feinem etwas zu Leide. ten fam, wo Wangens zuletzt gewohnt hatten, fand sie die Tür verschlossen und die Fenster mit Latten vernagelt. Es wurde ihr unheimlich. Sie lief beinahe zum Hof hinüber, wo sie ein Mädchen am Brunnen traf.

Aber Wangens Frau tat ihm leid. Es hieß, seit der Ver­urteilung liege sie zu Bett.

Als Norby nach Hause tam, martete schon Frau Thora Don Lidarende auf ihn, und sie erzählte, die halbe Gemeinde, mit den Beamten an der Spitze, wolle sich an einem Fest für ihn beteiligen.

,, Unsinn," sagte er und lachte. Zuerst wollte er es gar nicht glauben. Aber als sie ihn endlich fragte, welcher Tag ihm mohl am besten passe, stöhnte er und überlegte. Also mußte es wirklich wahr sein.

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Wo ist Frau Wangen  ?"

die Hand gestüßt, starrte sie auf den See hinaus, der stille da­lag und den Himmel mit seinen rötlichen Wolken spiegelte. Wenn sie nun die Kinder wiedergesehen hatte? Wo sollte sie hin? Konnte sie sich selbst und die Kinder versorgen? Oder..-O nein, aber daran durfte sie ja nicht denken denten, das fonnte sie nicht und wagte sie nicht.

"

Sie strich sich feufzend über die Stirne. Paß nur auf," dachte sie daß da drinnen nichts zerbricht. Dann wirst du perrückt. Und dann darfst du nicht einmal deine Kinder mehr

Sie liegt hier oben bei uns auf dem Boden," antwortete fehen!" das Mädchen.

Kann ich zu ihr gehen?"

Das Mädchen schüttelte den Kopf. Frau Wangen wollte nicht einmal den Bauern selbst sprechen. Weder den Arzt noch den Pastor, die hier gewesen waren, hatte sie sehen wollen.

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Heute hatte sie von ihrem Mann einen Brief bekommen. Er schrieb, daß er um Begnadigung eingekommen wäre. Aber nun war ihre Kraft zu Ende. Jetzt konnte sie nicht mehr an seine Unschuld glauben.

( Fortsetzung folgt.)