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Nr. 209 39.Jahrgang Ausgabe Nr. 103

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Donnerstag, den 4. Mai 1922

Um die Anerkennung Sowjetrußlands

Condon, 4. Mai .( EP.) Der Direktorialausschuß der Ge- George antwortete darauf, taß er befürchte, im Juni werkschaften und der Exekutivausschuß der Arbeiterpartei fandten teine Zeit zu finden, um an dieser Bersammlung teilnehmen gestern an Lloyd George ein gemeinsames Telegramm, in dem sie zu können. erklären, daß sechs Millionen englische Arbeiter dieser beiden Organi­fationen der Ansicht sind, daß die Sowjetregierung fofort anerkannt werden sollte, da diese Anerkennung für die wirtschaftliche Restau­ration Rußlands unentbehrlich sei. Sie fordern außerdem die fo­fortige Zulassung Rußlands und Deutschlands zum Völkerbund; dies würde eine beffere Friedensbürgschaft sein als jeder neue be­fondere Friedenspakt.

London , 3. Mai .( WIB.) Manchester Guardian" berichtet aus New York , es verlaute, daß Präsident Harding im amerikani­fchen Kabinett die Anerkennung Rußlands gefordert habe, Staats­fetretär Hughes habe jedoch widersprochen. Hoover jei jeht zu der Ansicht gelommen, daß Rußland anerkannt werden müffe, und zwar infolge der übereinstimmenden Berichte der Vertreter des amerika­ nischen Hilfswerkes in Rußland , die die Tatsache einer Umbildung des wirtschaftlichen Regimes hervorhoben.

In der gestrigen Genueser Vollfihung hat Tschitscherin zweimal in seiner Rede ein Zusammenarbeiten mit dem Völkerbund ab­gelehnt und ihm, abgesehen von der Nichtmitgliedschaft Ruß­ lands

, die Anerkennung versagt.

Die französisch - belgische Aktion. Genua , 4. Mai, 12% Uhr mittags.( Soz. Parlaments dienst.) Die Auseinandersegungen zwischen Barrère und Jaspar einerseits und Lloyd George andererseits über die Be­dingungen in dem Memorandum haben begonnen. Die Fran­zosen überlassen den taktischen Teil der Beratungen der bel gischen Delegation und unterstützen alle ihre Anregungen. Lloyd George hat sowohl Barrère wie Jaspar erklärt, daß England und Italien legten Endes selbständig vorgehen und mit den Russen Berträge abschließen werden. Es hat den Anschein, daß hinter der Aktion der belgischen Delegation auch merita steht.

Nach Abschluß der Genueser Konferenz werden weitere Spezialfonferenzen stattfinden. Die Bant von England hat bereits eine Beratung der Emissionsbanken nach London ein berufen. Weiter ist eine Konferenz der Handelsmarine in Brüssel und eine andere über Eisenbahntarife in Paris geplant. Italienische Blätter schreiben heute, daß Lloyd George auf einen baldigen Zusammentritt der Signatarmächte in Genua bestehe.

Die Besprechungen zwischen Lloyd George, Dr. Wirth und Rathenau haben um 12 Uhr begonnen.

Aus einem Havasbericht über die Pariser Kabinettfizung mit Barthou ergibt sich, daß Frankreich jetzt feine angebliche lebergehung bei der Berteilung der russischen Naphthakon zeffionen zum Vorwand feiner konferenzfeindlichen Absichten nimmt. Krassin hat aber erklärt, daß er zu seinem Bedauern unter den Konzessionserwerbern Franzosen vermißt hat.

Die Londoner Presse betont, daß Frankreichs Haltung in der russischen Frage seinen schlechten Willen zeige und es für das Weitere der Konferenz verantwortlich mache. Was übrigens den französischen Vorwurf wegen der Naphthalonzessionen angeht, so hat Krassin mit Bedauern festgestellt, daß französische Rapita liften nicht versucht haben, mit ihm zu verhandeln.

Ein anderes Rapallo .

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Gewissenlose Treiberei.

Die Kommunisten fordern Generalstreik. fischen. Die bedauerlichen Vorgänge am Rathaus und die be Wieder einmal fuchen die Kommunisten im trüben z. greifliche Erregung der Berliner Arbeiterschaft darüber sollen zum Ausgangspunkt einer Attion größten Stils und wenn es nach dem Willen der Kommunisten geht- einer Bewegung von unabsehbaren Konsequenzen merden.

Die gesamte heutige Morgennummer der Roten Fahne" ist von der ersten bis zur letzten Seite, vom Hauptblatt bis zur Beilage angefüllt von jenem hysterisch sich überschlagenden Getreische, das wir schon von früheren Gelegenheiten als Vor­London, 4. Mai .( EP.) Churchill bestätigte im Unterhause heiten und Lügen einzugehen, die dabei über die Genossen boten großer Dinge" tennen. Auf die unzähligen Gemein­auf Anfrage, daß die englische Regierung bei der italienischen Re- Severing und Richter verbreitet werden, lohnt sich nicht, denn gierung wegen des Abschlusses eines italienisch temalistischen für einen totgeschlagenen Schwindel werden doch gleich drei Abkommenns vorstellig geworden sei; die englische Regierung neue fabriziert. Das gilt namentlich, solange die Rote Fahne" sei nicht darauf gefaßt gewesen, daß Italien getrennte Unter über phantasiebegabte Mitarbeiter wie den Landtagsabge­handlungen mit den Kemalisten eröffnen würde. ordneten Rat verfügt, dessen blutrünstige Schilderungen darin liegt eine gewisse Ironie des Schicksals durch den Bes Paris , 4. Mai .( WTB.) Gestern wurden zwei Mitglieder der folgen läßt, erledigt werden. Während Kaß von den Schutz­richt eines Ordners, den die" Rote Fahne" gleich darauf Kommunistischen Partei und eine bei der tschechoslowakischen Miffion polizeibeamten unterschiedslos als Bestien" redet, betont der angestellte Schreibmaschinengehilfin wegen angeblicher Spio tommunistische Ordner zweimal, daß die ihm gegenüber­nage, begangen zugunsten der Mostaner Regierung, verstehende Beamtenabteilung sich im Gegensatz zu den Beamten, haftet. Sie sollen geheime und vertrauliche Mitteilungen über die die später kamen, tadellos und sehr zurückhaltend benommen nationale Berteidigung, namentlich über die Marine und Arsenale, habe. nach Moskau weitergegeben haben.

Verhaftungen in Paris .

Ein Protest Tschitscherins. Genua , 3. Mai.

Aber was wichtiger ift: man läßt jeßt die Maske fallen und rückt mit dem 3 med der Uebung heraus. Die städtischen Arbeiter haben den 24stündigen Proteftstreit besc lossen, der Barlamentsdienstes.) Tschitscherin hat heute an den Präfi paßt der Roten Fahne" ganz und gar nicht. Sie proflamiert, ( Sonderbericht des Sozialdemokratischen bereits im Gange und morgen früh beendet ist. Das letztere denben der Konferenz, Facta, eine Note gerichtet, in der er Be- baß der Streit weitergehen und zum allgemeinen Ge­werde darüber erhebt, daß die russische Delegation nicht in der neralstreit werden müsse. Die Arbeiter in den Betrieben Rommission, die über Arbeiterfragen Beratungen pflegt, follen zusammentreten und die geschlossene Aktion" der Ber liner Arbeiterschaft ermöglichen.

vertreten ist.

Reparation- Anleihe- Sanktionen.

Der in Paris eingetroffene Direktor der Deutschen Bant, Staatssekretär a. D. Bergmann, soll einen deutschen Anleihe entwurf mitgebracht haben, der eine Reihe von Steuern als Sicher heit anbiete. Mit Bergmann wird angeblich Seydour verhandeln. Die Humanité" fieht in der gemeinsamen Rheinlantinspektion des französischen und des belgischen Kriegsministers, die von ganzen Generalſtäben begleitet waren, ein bedrohliches Anzeichen neuer Kriegsabsichten.

Die Besatzungsmächte sollen in Washington gebeten haben, die ( großenteils schon abgezogenen) Amerikaner am Rhein zu lassen was uns jedenfalls noch lieber wäre, als daß sie durch Foch truppen ersetzt werden. Die amerikanischen Militärsachverständigen follen sich für das Verbleiben der USA .- Truppen am Rhein aus gesprochen haben,

Maifeierfolgen in Italien .

Der Dollar schwankt.

Poincarés neuester Vorwand. Die Naphthafonzessionen der anderen. Rom , 4. Mai .( Intel ) Zum 1. Mai hatte die Regierung an geordnet, daß die Eisenbahn beschränkten Festtagsverkehr aufrecht­Paris, 4. Mai .( Havas.) Der geftrige erste in Anwesenheit erhalten solle. Die Eisenbahnergewerkschaft ordnete jedoch volle Barthous abgehaltene Kabinettsrat hat ausschließlich dem Zwischen Arbeitsruhe an, so daß tatsächlich nur wenige Züge, meist von fall gegolten, der durch die Beschwerde des belgischen Außen Fascist en geführt, verkehren fonnten. ministers in der Frage der Rückerstattung des Privateigentums in Die Regierung hat nunmehr den Präfekten der Stadt Bo­Rußland hervorgerufen wurde. Barthou legte die einzelnen Sta- logna, wo der Siß der Eisenbahngewertschaft ist, aufgefordert, die dien der Berhandlungen flar. Poincaré gab Auskunft über in dien der Berhandlungen flar. Boincaré gab Auskunft über in Borstandsmitglieder verhaften und den Justizbehörden vor. Baris eingegangene Nachrichten, die den französischen Delegierten führen zu lassen, wo sie sich wegen Aufhebung ter Arbeiter zum in Genua nicht zur Kenntnis gekommen find. Tatsächlich sollen Berlassen eines öffentlichen Betriebes" verantworten sollen. in Genua Verhandlungen gepflogen werden, um britischen oder onderen Gesellschaften Ronzessionen zu übertragen, die vor der Revolution turch Belgier oder Franzosen ausgebeutet wurden. Die Vertreter dieser französischen oder belgischen Interessen haben Die Nachrichten von der bevorstehenden Rückkehr Bar­sich über die Flüchtigkeit erregt, mit der man auf Grund des thous nach Genua wedten an der heutigen Börse die Hoffnung Artikels 7 des Memorandums diesen Besitzwechsel zum Schaden der auf eine gedeihliche Weiterarbeit der Konferenz von Genua . eigentlichen Befizer vollziehen lassen wollte. Der belgische Minister- Es kommt hinzu, daß die Aussichten auf eine internationale rat hat die Haltung Jaspars gebilligt und ihm wiederum die Wei- Reparationsanleihe sich etwas zu bessern scheinen. Dement fung erteilt, das Memorandum nicht zu unterzeichnen. In Ansprechend war man für die deutsche Mark heute fester gestimmt. betracht dieser neuen, bis jetzt Barthou nicht bekannten Tatsachen Infolgedessen machte sich einiges Angebot in ausländischen hat der französische Kabinettsrat einstimmig beschlossen, seine Hal­tung derjenigen Belgiens anzupassen, weil man die Bahlungsmitteln bemerkbar. Der Dollar schwankte zwi schen 278 und 288. Um die Mittagsstunde stellte sich der Einigkeit mit Belgien über wirtschaftliche Fragen und über Kurs auf 285. An der Effektenbörse war die Tendenz luft­die Organisation herstellen muß. Heute vormittag, 10 Uhr, wird der los. Das Angebot überhob bei weitem, so daß sich erhebliche Kabinettsrat über den Borentwurf eines Battes, durch den sich die Staaten verpflichten, einander nicht anzugreifen, fowie über die Kurssentungen ergaben. tarin einzufügenden Garantien beraten. Am Nachmittag findet eine lehte Zusammenkunft mit Barthou statt. Die Minister werden die wirtschaftlichen Fragen prüfen, die in Genua aufgewor­fen werden könnten. Man tann als sicher annehmen, daß Boin caré die Tagung eines Obersten Rates vor dem 31. Mai nicht Paris , 4. Mai .( EP.) Nach dem Betit Parifien" hat Poincaré gestern Lloyd George mitgeteilt, daß nach seiner Ansicht der Oberste Rat nicht vor dem 31. Mai einberufen werden sollte. Lloyd

annehmen wird.

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Man versteht ohne weiteres, mas das heißt. Ein Streif­beschluß in den Betrieben fönnte frühestenfalls morgen zur Wirksamkeit gelangen, wenn der Proteststreik der städtischen Arbeiter fe in Ende gefunden hat. Dann werden die Kom­munisten natürlich von den städtischne Arbeitern verlangen, daß sie mit Rücksicht auf diese Aktion weiter im Streif ver harren. Sodann werden sie versuchen, irgendwo im Reich weitere Ausstände zu entfachen, um hieraus wieder eine Ver­längerung der Berliner Attion herzuleiten. Das ganze Treiben ist um so gewiffenloser, als ein positives 3iel der ganzen Bewegung überhaupt nicht angegeben wird. Man bläst zum Generalstreit, ohne zu sagen wofür und ohne fich auch nur einen Gedanken darüber zu machen, wie man die einmal entfachte Attion mit irgendwelchenpofitiven mal das frevelhafte Spiel, die Massen plan- und ziellos in eine Ergebnissen beenden will. Man treibt mieder ein­Bewegung hineinzuhezen, über die man dann selbst nicht mehr Herr und Meister ist. Der ganze Plan der Kommunisten be­steht offenbar darin, daß es bei einem Weitertreiben der Be­wegung zu neuen 3 wischenfällen fommen fönnte, man hofft vielleicht wie beim mitteldeutschen Aufstand von 1921 auf wirtliche Tote, nachdem die von der Roten Fahne" Totgesagten zum großen Schmerz der Kommunisten am Leben geblieben sind.

Die Arbeiterschaft wird hoffentlich Einsicht genug besige um sich nicht als Kanonenfutter für das fommunistische Agi tationsbedürfnis herzugeben. Es ist ja bedauerlich, daß auch die Freiheit" aus Konkurrenzrücksichten mit albernen Schmäh gedichten auf Genossen Richter usw. in die Tonart der Roten Fahne" einstimmt. Aber den Unabhängigen dürften sehr bald die Augen aufgehen, wessen Spiel sie damit besorgen. Auch in Zeiten der Erregung muß sich die Arbeiterschaft darüber flar bleiben, daß Ursache und Gegenwirkung in einem vernünftigen Berhältnis zueinander bleiben müssen. Was liegt als Ursache vor? Ein überschneidiges Vorgehen untergeordneter Polizeiorgane, dessen Folgen erfreulicherweise weit weniger schwer gewesen sind, als zuerst behauptet wurde. Daß hiergegen protestiert wird, ist verständlich. Aber hieraus eine Aktion von unübersehbarer Tragweite herzuleiten, das Berhalten eines Polizeimajors zur Grundlage eines General­streits zu machen, der sich vielleicht über ganz Deutschland aus­dehnen soll, das ist einfach Wahnsinn, das heißt mit Kanonen auf Spazen schießen. Das letzte und äußerste Kampfmittel der Arbeiterschaft ist nur für legte und äußerste Situa tionen anwendbar, sonst wird diese Waffe zwecklos abge stumpft.

Schloß Ormonde, das legte Bollwert der Rebellen, nach heftigem Festungstrieg in Irland . Irische Freistaattruppen haben das Rampfe wieder genommen. Seit Beginn des Kampfes am Diens- tion vorläge, in der es für das Proletariat fein anderes Kein Bernünftiger tann behaupten, daß hier eine Situa tag vormittag haten die Freistaattruppen 250 Gefangene gemacht. 2 us funftsmittel gibt. Der Polizeipräsident Richter Das Barlament hat beschlossen, einen Waffen stillstand hat eine eingehende und strenge Untersuchung der Bor zwischen beiden Barteien zustandezubringen.

Die Besetzung Oberschlesiens durch die deutschen und polnischen Behörden beginnt am 15. Mai und wird am 15. Juni beendet sein. Innerhalb dieser Zeit ziehen die interalliierten Besatzungen ab.

gänge zugesagt. Im Landtag wird zur Stunde, wo diese Beilen erscheinen, die Sache eingehend besprochen. Und die fachlichen Forderungen, für die die städtischen Arbeiter de monstrierten, find bewilligt. Was soll da das Ziel des