Teneralstreit« sein? Wer kann solche verantwortungslose Politik gutheißen, wie die der„Roten Fahne", die die SPD .» Fraktion der Stadtverordnetenversammlung anklagt, daß sie in der Bewilligung der Arbeitersorderungen nicht ü b e r d e n Schiedsspruch hinausgegangen sei, aber gleich- zeitig in demagogischster Weise mit Worten wie„schamlose Äuswucherung der breiten Massen" gegen die notwen- digen Deckungsvorlagen hetzt! Man glaubt sich in die Anfänge der Gewerkschaftsbewegung zurückversetzt, wo Popularitätshascher in einem Atemzuge Herabsetzung der Beiträge und Erhöhung der Unterstützungen beantragten. Eine solche Agitation<''politik muß zusammenbrechen, und wehe der Arbeiterschaft, die sich zu ihrer Unterstützung ver- leiten läßt._
Zweite und Dritte Internationale . Der Parteivorstand hat in einem Telegramm nach London tue Einberufung einer Sitzung des Exekutiv- tomitecs der 2. Internationale unter Hinzu- Ziehung von Vertretern aller angeschlossenen Sektionen bean- tragt, die sich mit der Frage der Entsendung von Mitgliedern der 2. Internationale in die Ncunerkommission der drei Jnter- nationalen beschäftigen soll. Bekanntlich hat Friedrich A d l e r die Exekutiven der drei Internationalen nach Düffeldorf eingeladen. Diese Einladung erscheint als voreilig, da der verlauf der Berliner Konferenz ge- zeigt hat, wie wenig bisher die Voraussetzungen für ein ge- dcihliches Zusammenwirken gegeben sind. Selbst die dürsti- gen Zugeständnisse, die die Vertreter der Dritten Internatio- nole im Interesse eines gemeinsamen Vorgehens gemacht haben, werden von Moskau aus lebhaft bestritten. Darum hält der Parteivorstand eine vorbereitende Beratung des Exe- '''tivkomitees der 2. Internationale für unerläßlich. $üv weibliche Hejchworene. Bei den weiblichen Anhängen: der Deutschen Volks- , artet hat die Stellungnahme der volksparteilichen Reichstags- fraktion gegen das Gesetz betr. die Zulassung der Frauen zum Amt der Schöffen und Geschworenen begreifliche Erregung hervorgerufen. Jetzt müssen die weiblichen Abgeordneten der Deutschen Dolkspartei ins Feuer, um die politische Dummheit ihrer männlichen Führer wieder gutzumachen. Die„National- liberale Korrespondenz" berichtet zu diesem kitzlichcn Punkte aus einer Abgeordnetinnentagung der Deutschen Volkspartei : Im Laufe der Besprechungen kam man auf die letzten Vorhand- lungen im Reichstage bei Annahme des Gesetzes betr. Zulaffung der Frauen zum Amt der Schöffen und Geschworenen. Es wurde klar- gestellt, daß die Reichstagsfraktion, wie es der Abgeordnete Kahl aus- geführt hatte, zu einem kleinen Teil grundsätzlich gegen dieses Gesetz ist. Ander« haben es abgelehnt, weil sie eine große Gefahr in der bedingten Ablchnungsmöglichkeit der Frauen sehen. Hätte man jenen Paragraphen weggelassen, daß bei der„Glaubhaftmachung ihrer Verhinderung" die Frauen ablehnen dürfen, so hätte da» Gesetz bei einer viel größeren Zahl der volksparteilichen Abgeordneten Zu- stimmung gefunden. Also wenn das Recht der bedingten Ablehnungsmöglichkeit, das Rücksicht auf die Frau nimmt, nicht im Gesetzent- wurf gestanden hätte, dann, ja dann hätten wahrscheinlich und möglicherweise„eine größere Anzahl" Deutschvolkspartei- ler für das Gesetz gestimmt! Jetzt werden die weiblichen volksparteilichen Abgeordneten ihren Wählerinnen im Lande erzählen müssen, daß man das Gesetz abgelehnt habe, weil es den Frauen d a s R e ch t läßt, das Schöffen- oder Eeschwore- nenamt abzulehnen, wenn sie die Verhinderung glaub- Haft machen können. Ob sich viele Wählerinnen finden wer- den, die diese naiven Ausreden glauben?
Sprechstunden der Beamtenräle. Der Beamtenausschuß des Reichstages beschloß u. a., daß der Beamtenrat bei Dienststellen mit M und mehr Beamten regelmäßige Sprechstunden einrichten kann, in denen die Beamten Wunsch« und Beschwerden vorbringen können.
Der Karusselltase. von Erna B ü s i n g. Er ist in Silberpapier eingewickelt und hat«inen hochtrabenden Flamen. Mithin ist er ein wirklich vornehmer Käse. Und wer es noch nicht glauben will, der muß bedenken, daß er nur streifenweise verkauft wird und in einem dünnen, runden Schächtelchen liegt. Dabei befindet er sich in wahrhaft vornehmer Umgebung. Rechts von ihm prangt«in toter Hohn, der noch als gerupfter Leichnam mit den stehengelassenen bunten Schwanzfedern lockend kokettiert, links winkt eine Dose Oelsardinen mit einem beutegierigen Ritter als Schutzmarke, auf dessen blecherner Brust das Kreuz leuchtend para- diert, und vor ihm ragen Hummerschalen aus italienischem Salat. Dabei läuft andauernd«in Ventilator, damit stets ein« erträgliche Temperatur im Schaufenster ist. Wie eine hochaufrazende Stan- darte trägt der Käse seinen Preis in sich gesteckt. Der Käse fand sein« Bewunderer. Zuerst sielen die Blicke eines jungen Mädchens auf ihn. Dos hatte einst in der Hauswirtschaft schwer gearbeitet. Damals schämte es sich seiner rissigen und rauhen Hände uwd schlechten Fingernägel. Eifrig strebte es vorwärts. Run sitzt es Tag für Tag an der Schreibmaschine. Es trägt jetzt Flor- strumpf«, zuweilen gerade Hacken und erlebte viele Enttäuschungen. Die es zu stolz ist, sich rinzugestehen. von unbekannten Berufen sieht man nur die Lichtseiten. Diese Binsenweisheit lernte es gründ- lich kennen. Doch es ist noch immer vernarrt in den Schein. So wurde es auch durch das Silberpapier und den hochtrabenden Na- wen geblendet. Es ging in den Laden und kaufte für's Frühstückbrot — einen Streifen Käse. Der Käse wurde aus dem Fenster geholt, dreht- sich in der Hand des eilfertigen Verkäufers ein paarmal um sich selbst, wurde eines Streifens beraubt und(der Dollar stieg, der nächste Streifen kostete darum schon eine Mark mehr) wieder in das Fenster gestellt. Dann wandte eine schlichte Frau dem Käse ihre Aufmerksamkeil zu. Mit Kummermiene und Wichtigkeit ging sie einkaufen für ihren Zimmerherrn. Früh Witwe geworden, quälte sie sich Jahr um Jahr für ihren einzigenSo hn. Der Jung« lernt« gut, folglich sollte er Lehrer werden. Da kam der Krieg und er fiel. Nun bekommt sie nicht einmal einen Pfennig Unterstützung, weil der Sohn die Mutter nicht ernährte. Sie hat sich ihr« kleine Küche als Stube eingerichtet und ihr Stäbchen, schweren Herzens ob ihrer wohlbehüteten Sachen. vermietet. Ihr Zimmerherr steht jetzt im Mittelpunkt all ihrer Intereffen. Oft, wenn sie ihm eine kleine Gefälligkeit erweist, einen Brief nach der Post bringt oder dergleichen, bildet sie sich heimlich «in, sie tote es für ihren Jungen. ver Käse macht« einen guten Eindruck, sie kaufte einen Streifen für den Zimmerherrn— sie selbst hätte sich«inen solchen Luxus nie erlaubt. Der Käse wurde aus dem Fenster geholt, drehte sich in der Hand d»« eilfertigen Verkäufers ein paarmal um sich selbst, wurde eines Streifen» beraubt und(der Dollar stieg, der nächste Streifen kostete kämm schon eine Mark meh»>«ieder w das Fenster gestellt.
Mfforöerung zum Ungehorsam. Ter Landbnnd für Verhinderung des Umlagcvcrfahrens. Eine in Stettin abgehaltene Krsisvertretertagung des Pom- menschen Landbundcs hat nach dem Bericht der„Deutschen Tages- zeitung" eine Entschließung gefaßt, in der es heißt: „D-e im Pommerschen Landbund oereinigten Landwirte, vom Arbeiter bis zum Großgrundbesitzer, erheben schärfsten Wider- fpruch gegen die von der Regierung geplante Umlage. J-der Versuch, der Landwirtschaft erneut eine Umlage aufzuzwingen, wird den erbittertsten Widerstand des geeinigt?» Be- rufsstandes hervorrufen. D i e Bauernschaft hat Mittel an der Hand, um die in der Umlage anzusehende Sonder- besteuerung der aLndwirtschaft sowohl in ihre Vorbereitung wie auch in ihrer Durchführung hinfällig zu machen und wird von ihnen rücksichtslos Gebrauch machen, auch wenn die Regierung versuchen sollte, in die Landwirtschaft Zersplitterung zu tragen. Das ist die offen« Ankündigung des Ungehorsams und Wider- ftandes gegen die Gesetze. Die Leute, die derartige Entschließungen fassen, sind die gleichen, die heuchlerisch versichern, das die„g e- funkene Staatsautorität wiederhergestellt werden müsse". Es find die gleichen, die oll« Augenblicke nach dem Staats- anmalt schreien, wenn Arbeiter in den Streik treten. Wir erwarten von der Regierung, daß sie sich durch diese Dro- Hungen nicht einschüchtern läßt, sondern diesen offenen Gefetzesver- ächtern gegenüber die Autorität der republikanischen Slaatsregic- rung rücksichtslos durchsetzt. Konkurrent feines Vaters. Wilhelms des Ehemaligen Geschichtstabellen sollen in einer „Volksausgabe" erscheinen. Offenbar rechnet der geschäftstüchtige Verleger damit, daß sich im deutschen Bürgertum reichliche hundert- tausend Byzantiner finden, die für eine wertlose Stoppelet Geld auf- wenden, weil sse dem Hirn des ehemlagien Monarchen enssprungen sind. Inzwischen erhält Wilhelm aber einen scharfen Konkurrenten in — seinem Sohn, dem Exkronprinzen. Dieser Hot, wie wir dem„Lokal-Anzeiger" entnehmen, einem amerikanischen Journalisten anvertraut, daß er ein Buch über die Frage der Kriegs- schuld in Arbeit habe. Der Wieringer versichert sogar, daß er diese Frage„nach großen Gesichtspunkten" behandeln werde und daß er beabsichtige,„tief zu schürfen". Bielleicht soll das ein Hieb auf die minderwertige Arbeit des Papas fein. Uns kann es nur recht fein, wenn der Wicringer„tief schürft". Dabei stößt er vielleicht auf die Person eines deutschen Krön- prinzen, der während eines schweren außenpolitischen Konflikts aus der Hofloge des Reichstags der fäbelrassclnden Rede des Herrn v. Heydebrand ostentativ Beifall geklatscht, der sich so- dann bei seinem Vater über„den elenden Bethmann' be- schwert hat, weil dieser damals der Kriegstreibern der Nationalisten entgegentrat. Aber so tief wird der Herr am Ende doch nicht schürfen?
Noch einmal öer Zuckerwucher. Zu dem Artikel des thüringischen Staatsministers Genossen H a r t m a n n über den Zuckerwuchcr sendet uns die Zucker- wirtschafts st elle eine Zuschrift, die das Berhalten dieses Kartells zu rechtfertigen sucht. Sie betont dabei, daß sie nicht die Aufgabe habe, eine gleichmäßige Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Dies ist auch nicht behauptet worden. Ihr Zweck sei vielmehr der,„für den Rübenbauer aus dem Zuckerbau einen Rübenpreis hcrauszuwirtschaften, der zum Preis der Konkurrenz- früchte(Kartoffeln, Getreide) in angemessenem Verhältnis steht". Auf deutsch heißt das, daß die Zuckerpreise hochgehalten werden sollen, und das war es ja, was Genosse Hartmann der Zucker- iudustrie vorwarf. Wenn die Wirtschaftsstelle heute behauptet, die Zuckcrindustri« habe sich gegen die Aufhebung der Zwangswirsschaft gewehrt und bei der Regierung formell Einspruch erhoben, so muß der Kenner darüber lächeln. Tassächlich mag ein solcher formeller Einspruch vorgelegen haben. In Wirklichkeit hat aber die Zucker- industrie schon monatelang vor Aufhebung der Zwangswirtschaft
Hernach erblickte eine Dame den Käs«. Sie ist elegant und ihr Mann ist Fabrikbesitzer. Was in seiner Fabrik gegenwärtig her- gestellt wird, weiß sie nicht, das geht sie auch nichts an. Ihr Mann ist außerordentlich anpassungsfähig im Geschäftsleben, er hat's nicht nötig, sich durch die Not der Zeit verblüffen zu lassen, versteht er es doch immer, an valutakräftige Ausländer zu verkaufen. Und sie versteht es, in bestrickender Harmlosigkeit Geld auszugeben. So be- tritt sie ohne Besinnen den Loden und kauft mehrere Streifen Käse. Der Käse wurde aus dem Fenster geholt, drehte sich in der Hand des eilfertigen Verkäufers ein paarmal um sich selbst, wurde mehrerer Streifen beraubt und(der Dollar stieg, der nächste Streifen kostete darum schon eine Mark mehr) wieder in das Fenster gestellt. Eigene Nachdenklichkeit will mich jetzt zur Wut gegen Laden- besitzer und Verkäufer reizen. Aber dos ist unrecht. Sie haben ein seines Geschäft an einer der feinsten Straßen. Sie sind genau so reputicrlich wie die ganze kapitalistische Gesellschaftsordnung. Der Dollar steigt und die jedesmalige Rundfahrt des Käses muß bezahlt werden. Auf keinem Rummel fährt man umsonst Karussell. Selbst wenn der Dollar fällt, wird der Preis dieses Karussellkäses weiter steigen, daran sind Ladeninhaber und Verkäufer unschuldig. Ich bitte sie herzlich um Verzeihung, denn ich weiß es— der Käs« hat es eben in sich._
Der hlnausgegraulke Ziethen. Aus Jüterbog wird uns fol- qendes charakteristisches Begebnis bcricbtet. Unter den Filmkllnst- lern, die dort zur.Herstellung des„F r i d e r i c u s Rex" ver- sammelt sind, befindet sich auch der Schauspieler G r a n a ch, dem die Rolle des Kavalleriegenerals Ziethen zugefallen ist. Seine krie- gcrisch-en Leistungen stehen auf der Höhe der Filmstrategie, und er findet bei den künstlerischen Leitern des patriotischen Unternehmens volle Anerkennung. Anders aber verhält es sich mit seinem Zivil- stand. Herr Granach verfügt anscheinend nicht übe? den rechten Glanben, und damit erregte cr Anstoß bei den Offizieren des Korps Roßbach, in deren Hände der militärische Drill der fridericianisch- Csercpyfchen Truppen liegt und die— wie wir schon mitteilten— im Kasino des allen Iiitcrboger Lager ihre Sektgelage abzuhalten pflegen. So kam es, daß Granach-Ziethen, als er gelegentlich in der Roßbach-Tafelruiide zu erscheinen waate, unzweideutig hinaus- gegrault wurde. Denn in wirklich streng teutjch-nationalen Kreisen muß auch dem Süss der christliche Charakter gewahrt bleiben. Das werdende jüdische Palästina. Im Alhambra-Thea- t e r gab der Iüdilchc Nationalfonds, der zuin Ankauf van Baden in Palästina gegründet ist, der Gemeingut des jüdischen Volkes bleibt und an die jüdischen Siedler in Erbpacht gegeben wird, eine Film- Vorführung, die von seinem Wirken Zeugnis ablegen sollte. Man sah zunächst die„C h a l u z i m", die Pioniere, an der Arbeit, junge Burschen und Mädel aus den jüdischen Masiensiedlungen des Ostens, die, gleichgültig ob früher Studenten oder Fabrikarbeiter, heute dort Steine klopfen, Ehausseen bauen, Sümpfe ausroden, Sied- lungen anlegen und sa mit ihrer Hände Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Aufbau des Landes beginnen. Die Lehr- formen und Bauerngüter des Nationalfonds, seine Oelbauman- pflanzungcn, Geflügelzüchtercien, Obstbaumschulen zeigten die junge
für dk« freie Wirts chafk in einer Weise agitiert, die erst in Regierung und Parlament die Stimmung für die Freigabe des Zuckers mit seinen verhängnisvollen Folgen für die Verbraucher und den riesigen Gewinnen für die Zuckerindustrie geschaffen hat. Weiter behauptet die Zuckerwirtschaftsstelle, es sei nicht richtig, daß eine Anbau st eigerung dem Volke vorgelogen worden ist Tatsache ist aber, daß man unter Berufung aus die Anbau- steigerung nicht nur den Zucker freigegeben hat, sondern sogar die großen aus der Zwangswirtschaft herstammenden Bestände in den beiden letzten Monaten vor der neuen Ernte unter die Verbraucher brachte, dos letztere auf den Rat der Zuckerindustrie. Hier hat sich also das fachmännische Urteil wieder einmal gründlich geirrt, und man fragt, ob dieser Irrtum nicht ein wenig gewünscht worden ist. Daß die Zückerrübenernte im Verhältnis zum Anbau bei der Dürre des letzten Jahres schlecht gewesen ist, weiß jedes Kind. Es brauchte also in dem Artikel des Genossen Hartmann mcht be- sonders betont zu werden. Wenn nun die Zuckerwirtschaftsstclls ihre Preiserhöhung da- mit begründet, sie wolle den Landwirten einen höheren Rübenpreis im nach st en Erntejahr zahlen, so erlauben wir uns die An- frage, was sie dazu sagen würde, wenn die Arbeiter mit Rücksicht auf die Teuerung im nächsten Jahre heute die doppelten Löhne fordern würden. Der tlnkaufspreis für Rüben ist doch zweifellos aus dem Betriebskapital der Fabriken und nicht aus den Preisen des letzten Erntejahres auszubringen. Benötigen die Fabriken aber mehr Kapital, so steht ihnen der Kapitalmarkt offen. Di« Zuckerindustrie macht es sich jedoch sehr bequem, indcm sie jetzt schon einfach die Preis« erhöht. Die Höhe der Gewinne kann ihr ja bei der glänzenden Verschleierung ihrer Bilanzen nie- mand auf Heller und Pfennig nachrechnen. Schließlich bemerkt die Zuckerwirtschastsstelle: „Die Zuckerwirlschaftsstelle verdammt selbst den teilweis« schamlosen Wucher mit dem Zucker, der zu mäßigem Preise die Fabrik verlassen hat, auf das entschiedenste, kann aber, da sie auf die hieran beteiligten Kreise keinen Einfluß hat, nichts daran ändern." Die Zuckerwirtschaftsstelle verdammt den Wucher, sie tut aber selbst nichts dagegen. Uns scheint: mit gutem Grunde. Denn dann müßte sie sich zuerst an ihre eigenen Mitglieder wenden.
Neuer Zwischenfall in Gberschlejien. Ein interalliierter Motorradfahrer ist in diesen Tagen auf einer Dienstfahrt in das unbesetzte Gebiet Oberschlesiens geraten. Dabei soll er angeblich im Dorfe Eckersdorf , im Kreise Namslau , an- gegriffen und belästigt worden sein. Die Interalliierte Kommission hat wegen dieses Zwischenfalls bei der deutschen Regierung Be- schwerde erhoben. Dies« hat die deutschen Behörden angewiesen, Ermittlungen anzustellen, um den Sachverhalt klarzustellen und die Schuldigen eventuell ausfindig zu machen.
<derters Helfershelfer. Braunschweig , 3. Mai. In der heutigen Sitzung des L a n d- t a g« s stand der Bericht des Untersuchungsausschusse» über die vom Abgeordneten Oerter gegen Mitglieder des Staats- Ministeriums erhobenen Beschuldigungen aus der Tagesordnung. Abgeordneter K a e f e r(Landeswahlverband) erklärte zu den Aus- führungen über die einzelnen Beschwerdepunkte, daß das Ministe- rium nicht mehr das Pertrauen des Landtages verdiene und nicht mehr an seinem Platze bleiben könne. Er beantragte dann, der Landtag möge beschließen, die Frage zu stellen: Hat dos Ministerium noch das Vertrauen des Landtages? Abg. Oerter(bei keiner Fraktion) verwahrte sich gegenüber einigen Stellen des Berichtes, die ihn und seine Familie betreffen. Einem Ministerium gegenüber, das nicht wage, selber die Vertrauensfrage zu stellen, lehne er das Vertrauen ab. Abg. Dr. Jasper(SPD .) erklärt« nach längeren Ausführungen, daß seine Freunde dem Antrag Kaefer zustimmen würden. Abg. Lohr(Un- abhängig) hielt die dem Ministerium vorgeworfenen Verfehlungen nicht für so schwerwiegend, daß man ihm dos Vertrauen entziehen müßte. Er werde die Frag« des Abg. Kaeser bejahen. Nach Z�sttindiger Debatte wurde die Sitzung abgebrochen und die Wetterberatung auf morgen vertagt. jüdische Bauernbevölkerung des Landes am Werke. Dazwischen farbenprächtige Volksszenen von den großen Jubelfesten im Lande, anläßlich der Anerkennung der jüdischen Heimstätte durch die eng- lisch« Regierung, Bilder aus dem Zeltleben und aus den kargen Ruhestunden der Chaluzim, ferner steiniges Oedland in den noch nicht von den neuen Ansiedlern erschlossenen Gegenden, das in stärkstem Kontrast steht zu dem Anblick des Nationalsondslandes, auf dem da» Korn rauscht und in Terrassenbauten Pfirsich-, Mandel-, Orangen- und Aprikosenböumchen wachsen. Hier entsteht, heraus- wachsend aus der Arbeit junger Proletarier ein neues Holstein- wesen, in dem der Welt gezeigt wird, daß ohne Großgrundbesitz, durch das Gemeineigentum am Boden landwirtschaftlicher Fortschritt und Jnitiatioe«ine schnelle und gesunde Entwicklung möglich ist. — r. vi« ftretifen Kardinäle und der sindige Zeiluv.gsschrelber. Zu den geschicktesten, nie um eine List verlegenen Berichterstattern Ante- rikas gehört Aelville E. Stone von der„Asiociated Preß", dessen Denkwürdigkeiten die„Times" jetzt veröffentlichen. Stone erzählt hier u.a., wie er während des Konklaves nach dem Tode Leos Xlll. den Nachrichtendienst organisiert hotte. Es waren strenge Befehle gegen die Journalisten erlassen worden. Aber der„Associated Preß " war es trotzdem möglich, über alles, was im Konklave geschah, zu- oerlässig zu berichten. Wie das geschehen konnte, erfahren wir'aus den Denkwürdigkeiten Stones. Es war ihm geglückt, einen Nobel- gardisten für sich zu gewinnen. Der Mann hatte«ine Taube mit ins Konklave hereingebracht, die man als harmloses und sozusagen symbolisches Tier passieren ließ. In Wahrheit aber handelte es sich um«ine Brieftaube, die abgerichtet worden war, nach dem Bureau der„Associated Preß " zu fliegen. Jeden Tag nahm die Taube ihren Weg aus dem Vatikan nach der Redaktion. Kardinal Rampolla war aber schließlich der Sache doch aus die Spur ge- kommen und hotte den Befehl gegeben, die Taube zu töten. Stone ließ sich jedoch nicht aus der Fassung bringen. Er hatte bald einen neuen Plan erdacht, der ihn auch glücklich zum Ziele führte. Wäschezettel, die mit der Wäsche des Kardinals aus den, Va- tikan herausgingen, und ärztliche Rezepte, die nach der Apo- theke gebracht wurden, waren nichts anderes als in Geheimschrift geschriebene Berichte, die dann dem Bureau der„Associated Preß " übermittelt und dort dechiffriert wurden. Neue» ZHe«te?«« Da» für beute enqekündizte Gaftlpiel der Kaukasischen Tanzgruppe»llexiwa niun au! morgen. Pen 5.,»erichoben werden. Die iür beute qeti'Ien Karten bebali-n für morgen ibre cyülligkeit. »n»stg«schichtli«ße Serträge. Der verband der Studierenden der Kunst- geschichte»eranstaltet in den nächsten Dachen eine Reibe»on Vorträgen zu- aunsten seine? Stipendienfonds. Namhafte Kunsthistoriker haben sich zur Dersügiing gestellt.— S? werden sprechen: am Freitag, 5. Mai, Reich?- kunstwart Dr. R e b» l o b über„Kunst u n b Kunstgewerbe im h e u t i g e n D e u t s ch l a n b"— Freitag, 12. Mai, Prof. Mackowikv über„Rubens " lmit Lichtbildern).— Freitag, 19. Mai, Geheimrat Prof. Dr. W a e d o I d t über die„Krise in der Kunst der Gegen- war t".— Freitag, 28. Mai, Prot. Gebeimrat G o l d s ch» i d t über „Modernen und mittelalterlichen ExpressioniSinus" lmit Lichtbildern).— Die Vorträge finden abend? 8 Uhr im Auditorium 1 de? Aulagebäude? der Universität statt. Karten zu 89— 10 M.(Studenten 3 M.) im Kunstgeschichtl. Seminar, Behren st r. 40, Eingang Koiser-Franz- Joseph-Platz.