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Im Innern ist die Koalitionspolitik nicht ohne Schwierig- keiten und Gefahren. Diese können aber erheblich abgemildert werden, wenn die Unabhängigen, statt diese Politik von außen- her zu kritisieren, den Einfluß der Arbeitervertretung inner- halb der Koalition verstärken helfen. Tun sie das nicht, so werden sie schuldig an dem, was sie tadeln. Die Regierung Wirth hat sich, wie dieGermania  " mit Genugtuung feststellt, länger als jede andere Regierung der Republik   am Ruder gehalten. Auch heute sprechen keine An- zeichen für einen nahe bevorstehenden Wandel. Schwinüelhoster Segen. Lon der Beseitigung her Jwangswirtschast haben die bürger- liehen Parteien der Bevölkerung alles Gute versprochen. Der Segen des freien Handels" sollte nicht nur die Teuerung, son- dern auch die Knappheit der Lebensmittel und schließlich euch dos Schieber- und W u ch er t u m auf dem Lebcnsmittelmarkt beseitigen. Zweifellos ist ein großer Teil der'Wühler, namentlich die politisch unerfahrene Hausfrau, auf diese Versprechungen hereingefallen. Wenn die Statistiken der Reichstags- und Landtags- wählen, wo eine Nachprüfung möglich mar, einen viel stärkeren Prozentsatz bürgerlich wählender Frauen als Männer zeigen, so spielt unter den zum Bürgertum übergegangenen weiblichen Wäh- lern sicherlich die Hausfrau die erste Rolle, die sich durch ihren Stimmzettel dieSegnungen des freien Handels" verfchafffen wollte. Jetzt haben wir die Segnungen. Was ist eingetroffen? In den Hauptausschüssen der Parlamente wird allgemein über die notwen- dige Sicherung der Volksernährung gesprochen, die, wie selbst die Rechtsparteien zugestehen müssen, durch den freien Handel keines- wegs gewährleistet, sondern im Gegenteil gefährdet ist. Ein typisches Beispiel ist die Lage auf dem Zuckermarkt. Bor einem Jahre kostete der Zucker im Kleinhandel das lbfache des Friedenspreises. Das war natürlich viel zu teuer und der freie Handel mußte den Zucker oerbilligen, mit dem Erfolg, daß im März d. I. der Zucker das ZZsache, im Mai das 4Sfache des Frie- denspreises kostete. Rur   daß selbst zu diesem Preise kein Zucker zu haben ist! Wer wirklich Zucker haben will, muß das Svfache des Friedenspreises, vielleicht sogar das lOofache zahlen. Man hört v.ömlich allenthalben, daß der Zuckerdemnächst" 22 Mark das Pfund kosten soll, was genau das IWfache des Friedenspreises ist, während doch selbst die Entwertung der Mark, die angeblich an dessen Zu- ständen schuld sein soll, nur im Verhältnis 1: 7S eingetreten ist und die allgemeine Lerteuerubg sich im Durchschnitt auf dem 4k>fachen des Friedensniveaus hält. Ist bei dieser enormen Verteuerung wenigstens eine allge­meine Käuflichkeit der Ware«ingetreten? Als Antwort braucht man nur die langen Polonäsen zu betrachten, die sich allenthalben dort bilden, wo Zucker verkauft wird. DosAnstehen" sollte aber doch durch den freien Handel ganz überflüssig gemacht werden. An die Stelle der planmäßigen Zuckerverteilung durch den Staat ist die Zuckerverteilung durch das Kartell der Zuckerfabriken getreten. Diese privatkapitalistische Zucker- wirtschaftsstelle verteilt aber gemäß den Gesetzen des freien H a n- d e l s nicht nach dem Bedürfnis, sondern nach dem Profit, d h. sie beliefert in erster Linie Bonbon-, Schokolade- und Likör- sabriken, die bei der unkontrollierbaren Preisgestaltung ihrer Pro- dukte stets in der Lage sind, die kaufende Bevölkerung zu überbieten. Und schließlich das Schiebertnm. Rechtsstehende Blätter jam- mern heute, daß sichunlautere Elemente' in den Zuckerhandel ein- schlichen hätten und daß der Zucker ins Ausland verschoben würde. Dieseunlauteren Elemente" sind aber niemand anders als der sogenannte legitime Zuckerhandel. der natürlich kräftjz mit- .verdient, es zu verdienen gibt. Es ist also genau des eingetreten, was die Sozialdemokratie 'bock her Aufhebung der Zw'angSwirtschast varausgesa�t hat: Solange die allgemeinen TeuerungsoerhälMisse fortbestehen, be- deutet der freie Handel grenzenlose Freiheit für Wucher- und Schieberkum, Was vom Zucker gilt, gilt genau so von anderen not- wendigen Nahrungsmitteln, von dm K a r t o f f e l n, vom F l e i'i ch, von der Butter usw. Das kaufende Publikum kann heute sehen, daß es von dm bürgerlichen Wahlmachern nach allen Regeln der Kunst betrogen worden ist. Das bürgerliche Reichskabinett Fehrenbach,
Oie Zrühjahrsausstellung öer Maöemie. Di« Schau, die heute mittag im Akademiegebäude am Pariser Platz eröffnet worden ist, wäre beinahe nicht zustande gekommen, weil unter den Arrangeuren eine Fehde ausgebrochen war. Aber schließlich hatte man sich doch geeinigt. Man schloß Frieden und ging ein Kmnpromiß ein. Das Resultat dieses Kompronnsses haben wir jetzt vor Äugm. Die Ausstellung ist, ich will nicht sagen ein Zwitter- wesm, aber sie ist nichts Einheitliches, nicht aus einem Guß, nicht von einem einheitlichen Gedanken getragen, von einem herrschenden Gefühl beseelt. Man bezeichnet es als einen Vorzug unserer repu- blikanisch gewordenen Akademie, daß im ihr alle Richiungen und alle künstlerischen ilebcrzeugungen zur Geltung kommen dürfen. Sehr schön. Aber Kitsch ist keine Richtung und ilnkunst keine Ueber- zeugung. Es finden sich hier Werke, die mit Kunst überhaupt nichts mehr zu tun haben, obwohl ihre Verfertiger Mitglieder der Akademie lein mögen. Diese Werke herrschm zwar nicht vor, sie treten nur vereinzelt aus, aber schon dieses sporadische Auftreten würde ge- nügm, um dem Ganzen den vornehmen Charakter zu nehmen, den eine solche Veranstaltung trogen soll. Dazu kommt ein Zweites. Man hat den Eindruck, daß hier nicht unter dem vorhandenen Guten sorgfältig das Beste ausgewählt ist, sondern daß man genommen hat, was der Zufall gerade bot. Berühmte Namen aller Richtungen sind vertreten, aber die ausgestellten Werk? entsprechen nicht immer dem Ruhm ihrer Meister. Der Präsident Liebermann ist ausgezeichnet oertreten mit einigen Landschaften sZimmer 3 und 21) und Bildnissen(3 und 5), die in ihrem kraftvoll beherrschten Temperament reifste Meister- schaft künden. Von Slevogt   ragt ein seinfarbiges Stilleben in Blau, Silber und Orange(3) hervor. C o r i n t h zeigt 17 Skizzen zu Goethes 1, Faust"(i), die als Skizzen interessant sind. Was er von abgeschlossenen Werken bringt, trägt den Stempel senil hilf- loser Kraftmeierei. Bon Orlik ein geistreiches Moisss-Porträt(8) und eine farbig sehr delikate LeinwandNacht auf dem Nilsloß" lll). Dem jüngst verstorbenen Reinhold Lepsin? ist eine Sonderausstellung slll) gewidmet. Einige 20 Bildnisse, in der Farbe zurückhaltend, in der Charakteristik, namenllich der Körperhaltung, von äußerstem Rassinemcnt, in flotter Mache, die aber nur in dem Porträt Stefan Georges   restlos durchgeführt ist, sonst an den Köpfen Holt macht, wo sie glatt, spitzpinselig und ängstlich wird. Dieses wären die wichtigsten Aktivbestände auf der Seite der älteren Rich- wng. Ihnen stehen als Nieten gegenüber eine Reihe routinierter Nichtigkeiten von Pfannschmidt(5), Schulte v. Hofe(K), Hugo Bogel(5), R a f f a e l Schuster- lBolban(9), Lang Hammer(7), Schlichting(9) bis hinab zu Georg Koch(8). Zur Schar der kunstrevolutionären Jugend zählt der 73jährige Christian Rohlss, von dessen ungebrochener Kraft ein schlich- ter, wuchtiger, von innen heraus farbig glühenderElias in der Wüste"(7) Zeugnis gibt. Pechstetn(1 und 5), Schmidt- Rottluff  (1), Kirchner(1) sind leidlich gut, aber keineswegs so vertreten, wie es ihrer Bedeutung entspricht. Hier hätte man bei
die Folgeerscheinung des bürgervchen Wahlerfolges mm 1920, hat mit der Niederreißung der Zwangswirtschaft die heutigen Zustände heraufbeschworen. Und trotz der katastrophalen Folgeerscheinungen des freien Handels drohen die agrarischen Landbündler, daß sie jedes neue Umlageverfahren mit allen Mitteln sabotieren werden. Sie würden ober diese Drohimg nicht wahrmachen können, wenn nicht noch immer Millionen Wähler aus der oerbrauchenden Be- Völker ung in unbegreiflicher Verblendung den Propheten des freien Handels, den bürgerlichen Parteien, ja selbst den Deutsch  - nationalen ihre Stimme geben und so selbst dazu mitwirken würden, das Mißverhältnis zwischen ihrem Einkommen und den Lebens- mittelpreisen zu steigern. Wenn ein großer Teil der städtischen Wähler seiner eigenen Existenz das Grab gräbt, so darf er sich über die Folgen nicht wundern.
Radikale Politik. Auf unsere wiederholte Anfrage, ob die Unabhängigen gegen den sächsischen Innenminister L i p i n s k i(USP.) wegen der bluti­gen Borfälle in Leipzig   dieselbe Haltung einnehmen würden, wie gegen den preußischen Innenminister S e v e r i n g(SPD  .) wegen der Vorgänge am Berliner Rathaus  , hat dieFreiheit" nach länge- rem Schweigen die vorzügliche Antwort gefunden, wir möchten uns gedulden, bis die Sache im ch fischen Landtag zurSpracheköme. Zu deutsch   heißt das: Wir sind in grenzen- loser Verlegenheit und wissen nicht, was wir sogen sollen. Merk- würdig und unterschiedlich bleibt nur, daß dieFreiheit" nach den Borgängen am Berliner   Rathaus nicht erst die Besprechung de? Dinge im preußischen Landtag abgewartet hat, sondern sofort mit den wüstesten Angriffs über Quering und Richter hergefallen ist. Damit fährt sie auch in ihrer heueren Morgenausgabe fort, während die Leipziger   Vorgänge für sie mit ihrer kläglichen Verlegenheits- antwort erledigt sind. Es dürile aber von Interesse sein, ans den Schlußsatz ihres neuesten Geschimpfes hinzuweisen, der lautet: Das zeigt klar die Berserkerwut der Schupo, die auf Menschen- jagd dressiert wird, um bei einem neuen Kccpp-Putsch Herrn Seoe- ring und seinesgleichen zum. Teufel zu jagen und erforderlichen- falls später aoch gegen die Entente als militärische Truppe(von derFreiheit" gesperrt gedruckt) verwendet werden zu können. Die letzten Worte können kaum im anderen Sinne gedeutet werden, als einer Aufforderung an die Entente, die Auf- lösung der Schutzpolizei zu verlangen. Unter ihrer alten Re- daktion hat dieFreiheit" den Standpunkt vertreten, daß die Reichswehr   überflüssig sei und man sich zur Aufrechterhalwng der Ordnung mit der Schutzpolizei begnügen könne. Sie ist da- bei wohl von dem Gesichtspunkt ausgegangen, daß die Reichswehr  fast restlos reaktionär verseucht ist, während ein großer Prozentsatz der Schutzpolizeibeamten den sozialistischen   Par- t e i e n angehört und namentlich die Unterbeamtenschaft in ihrer großen Mehrheit republikanisch zuverlässig ist. Die neueFreiheit'-Redoknon arbeitet unigekehrt auf die Auf- lösung der Schutzpolizei und die Erhaltung der Reichswehr   hin Immerhin ein erheblicherFortschritt" in rodi- kaler Richtung.
Unabhängige Aufregung. Wie wir vorausgesagt haben, suchen die Unabhängigen ihre eigen« Blamage in Braunschweig   dadurch zu verschleiern, daß sie alle Schuld an der ungünstigen Gestaltung der Braunschwei- ger. R eg i er u n g s v e r häktn i s se der Sozialdemokratischen Partei zuschieben. Die Berliner  Freiheit" redet sich förmlich in «ine Raserei gegen unsere Partei, nennt unseren Braunschweiger Genossen Rechtsanwal: Jasper, einen feit Jahrzehnten für die Partei wirkenden erprobten Porteigenosßm,Iaspcr-Aasper" und behauptet, derVorwärts" würde beherrscht von der Angst, bei etwaigen Neuwahlen könnte die sozialistisch« Mehrheit und damit die Mi- n i st er herrl i ch ke i t verloren gehen! Sie nennt unsmerk- würdige Demokraten, t« den Volkswillen nur respektieren wollen, wenn er ihnen nutzt". Das ist natürlich ein dur.chaus haltloses Gerede. Der Borwarts" hat sich in keiner Weife gegen eine Neuwahl ausge- sprachen, die Entscheidung über diese Frage vielmehr unseren Par- teigen offen in Braunschweig   überlassen, die den Verhältnissen näher stehen als wir. Wogegen sich derVorwärts" wandte, ist dos
größerer Sorgfalt in der Auswohl wohl Wertvolleres zur Stelle schaffen können. Bon Kokoschka fällt eine seltsame, in breiten Farbenflächen gehalteneElblandschaft"(2) aus, die eine von seiner sonstigen Art gänzlich abweichende Anschauung und Technik zeigt. Sein Herrenporträt(3) steht nicht auf der Höhe seiner früheren Bildniskunst: technische Bravour, aber keine seelische Dertiesung. Alfred Partikel   sollte sich hüten, daß seine liebenswürdige Grazie nicht in spielerische Süßigkeit ausartet;Wasserträgerin"(4) undMädchen am Gartenzaun"(3) berühren schon die Grenze des oberflächlich Dekorativen. Aus dem Kreise der Berliner Sezession  ragt Klaus Richter   mit zwei im Ausdruck der Hände und Köpfe tief und trafwoll charakterisiertenDon-Quixote"-Dildern (9 und 11) hervor. Bernhard HaslersTrinker" und Klagende"(beide in Saal 1) überraschen durch die klare Rhythmik des Bildgufbaues und ein zart leuchtendes, vornehmes Kolorit. Unter den Plastikern stehen Kolbe und Ernesto de Fror: in erster Linie. KolbesBrunnnenfigur"(2) ist' das Muster einer vollendeten Ruckdplastit, die man, in schönem Material ausg-führt, gern auf einem unserer Berliner   Rasenplätze sehen würde. Fions Schreitende Frau"(7), unerschöpflich in ihrem seelischen Gehalt, ein zu Stein gewordener Hymmw. Bon B a r l a ch ist mancherlei zu sehen, aber nichts Ueberragendes. Milli Steger(7) gefällt sich leider in einer üblen Genialitätspose, während in E m y RödersKrankem Mädchen in der Sonne"(7) tiefe, schlichte Empfindung ehrlich gestaltet erscheint. Mit diesen Werken echter Künstler wahllos gemischt, marschieren dann aber die Vertreter des Siegcsallee-Srlls auf: Walter Schott  (mehrere? in der 2. Bor- Halle), Monzel, mit einer Hindenburg-Büfte(7) u. o. Sogar der olle ehrliche E b e r l e i n(8) ist uns nicht erspart geblieben. Für eine prinzipielle Erörterung der Ziele und Aufgaben unserer Akademieausstellungen fehlt es heute au Raum. Ich werde dem- nächst in anderem Zusammenhange darauf zurückkommen. _ John S ch i k o w s k i. ficrnmcrfridc.(E inen Jux will er sich machen". Posse mit Musik von I o h o n n N e st r o y.) Es geht dem Zuschauer bei dieser Posse de» berühmten Nestroy ähnlich wie bei den meisten Ausgrabungen Altberliner Possen, deren Verfasser gleichfalls etwas wie Klassikernimbus in ihrem Fach umgibt. Vergebens sucht man nach irgendeiner Art von Ausgelassenheit, einem Witz und einer Stimmung, in welcher sich der Abstand des bewährten mit so viel Wohlwollen bedachten Alten dem späteren Epigonentum offenbaren müßte. Bon Asätzen zu einer tiefergrabenden humorvollen Charak- teristik ist kein« Rede, und das ziemlich karge Maß der Situations- komik, auf welche hier der Autor ganz ausschließlich ausgeht, wird mit einem Aufwand so gewaltsamer Verrenkungen erkauft, wie man sie heute selbst im Possengenre schwer ertragen kann. Auch die eingestreuten Witzworte und Pointen, die noch am ehesten spezifisch Neftroysches Gepräge tragen, vermögen nicht darüber wegzuhelfen. Weder der Handlungsdiener, der, vom prinzipal plötzlich zum Associe befördert, die Aera seines bürgerlichen Aufstiegs mit einem Jux beginnen will und vom Lehrjungsn begleitet, zwölf Gulden in der Tasche, in Wien   auf Abenteuer auszieht: noch der auf Freiers- füßen gehende Chef, noch dessen Schutzengel, der Hausiinscht mit
Taschenspielerkunst stück, das die Unabhängigen in dmi Augenblick versuchten, da sie mit der Oerter-Herrlichkeit am Ende- ihres Lateins waren, durch die Neuwcchlparole die Aufmerk» famkeit von ihren eigenen Fehlern abzulenke» und die Schuld daran der alten Sozialdsnwkrati.: zuzuschreiben. DieFreiheit" leistet sich jetzt noch eine be'oodere Geschmack- losigkeit, indem sie den Fall Oerter mit dem Fall A endin er auf ein« Stufe stellt. Diese beiden Fälle ssnd indessen gar nicht miteinander in Verbindung zu bringen. DerVorwärts" hat bereits unmittelbar nach der Gerichtsverhandlung gegen Vendinsr mitgeteilt, daß sowohl wir wie unsere Lear von dem Strafversohren voll- kommen überrascht waren und daß niemand in der Parter von dem seit Jahren schwebenden Verfahren die geringste Ahnung gehabt hatte. Nach Erledigung des Prozesses hat der Vorwärts" gegen Bendmer sofort diejenige Stellung eingenom» men, die aus der Natur der Sache sich von selbst ergab. Bendmer hat darauf seinen Austritt aus der Panel erklärt. Der Bezirks­vorstand hat sich mit diesem Austritt jedoch nicht begnügt, sondern! nach selbständiger Untersuchung der Angelegenheit euch noch den formellen Ausschluß ausgesprochen, um die Möglichkeit eines Wiedereintritts zu verhindern. Im Falle Orrter logen die Dinge jedoch anders. Oerter war Ministerpräsident in Braunschweig  . Gegen ihn schwebt« ein Verfahren wegen Bestechung. Schon dieses Verfahren hat feine Partei veranlaßt, ihn zur Niederlegung des Mi- ni st erpostens und seines Landtogsmandats zu veranlassen. Das geschah im November v. I. Trotzdem stellten die Unab- hängigcn ihn für die Neuwahl wieder als Kandi- d a t e n auf, führten den Wahlkompf mit ihm gemeinsam durch und schlössen ihn erst aus trotzdem er unmittelbar nach der Wahl wegen Bestechlichkeit zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt worden war, als die sozialdemokratische Froknon den Unabhängigen Material über weitere unsaubere Geschäft« Oerters unterbreiteten. Die Verurteilung Oerters erfolgte im Januar. Jetzt aber erklären die Unabhängigen ihren eigenen Landtogskandidaten für einen Renegaten und wollen lediglich deshalb, um ihn loszu» werden, die Neuwahl herbeiführen. Ob darauf die Sozialdemokratie eingehen kann, ist keine Frage der Demokratie und des Grundsatzes, sondern lediglich ein« solcbe der Zweckmäßigkeit. Die aufgeregten.Scheltworte, mit denen dis Freiheit", um ihrenRadikalismus" zu beweisen, denVorwärts" dedenkt, können über die klare Sachlage nicht hinwegtäuschen. Unsere Braunschweiger Genossen haben mit Oerter und den Un» abhängigen vor und nach der Revolution so harte Kämpfe aus» gefochten, daß sie mit gutem G wissen und Aussicht a u r Erfolg auch einen neuen Wahlkompf aufnehmen können. Aber schließlich ist die demokratische Landesoerfassung nicht nur dazu da, um alle vier Monate Neuwahlen herbeizuführen, wenn eine Partei einen ihrer Abgeordneten los sein möchte. Die Unabhängigen können sich nicht beschweren, wenn unsere Genossen zu der Ueber, zeugung kommen sollten, daß sie auf anderem Wege ein Funktion nieren der parlamentarischen Maschine sichern könnten. Da»Berliner Tagebloll" teilt die Namen der gestern beim Vizekanzler erschienenen Parteiführer mit. es will damit besonders gut informiert erscheinen. Leider waren aber von den imB. T." genannten Abgeordneten tatsächlich bloß Müller, Wels und vtrefc- mann erschienen. Für die Deutschnationalcn war z. B. nicht Hergt, sondern Hvetzsch und Westarp anwesend, Crilpien war da, ober nicht die im Bericht de?Tageblattes" erwähnten Abgeordneten der USP,. auch den Grafen Bernstoff hat dasTageblatt" zugedichter. Die Ausliejerung Loidrickis wird durch eine Meldung der U?- Korrespondenz bestätigt. Die Verhandlung gegen Boldrmi hat be- reits am Dienstag in Mailand  ' begonnen. Die Auslieferung wird wahrscheinlich zu einer großen Anfrage der Kommunisten im Land- tage führen, die sich' darauf stützt, Latz der Ausiieferungsantrag der itoiisnijchen Regierung angeblich nicht rechtzeitig, d. h. m der vor- fchriflsmäßigen Frist von 20 Tagen, sondern erst nach 23 Tagen gestellt worden sei. Der fünfte ungarisch  - russiiche Sefangeueuaustaufch ist zusammen­gestellt worden. Unter den Auszuliefernden befindet sich auch der Journalist Paul K e r i, dessen Befreiung vor kurzer Zeit eine Ab- ordnung ausländischer Journalisten vom ungarischen Minister. Präsidenten in Genua   gefordert hat. Das Gericht in Debreziit verurteilte zwei frühere rote Soldaten zu lebenslänglichem Gefängnis, weil sie Gegenrevclutionäre zu Geiseln gemacht haben sollen. ii ii» dem SchlagwortDas ist klassisch", sind«irksame Possenrollen oder traten doch wenigstens im Spiel? nicht als solche hervor. Di« Damen. dos gesittete Mündel, das immer meint,es schickt sich nicht" und dabei alles mitmacht, die beiden leichtherzigen Freundinnen, dis den Zwölfguldenmann zu einem kostspieligen Souper verführen und die elegische alte Jungfer, Fräulein Blumenblatt(M argarets Kupfer), kamen, obwohl im Texte gleichfalls nicht reichlich ans, gestattet, flott heraus. Karl Etlinger   der Regisseur, der gleichzeitig den Hausknecht mimte, liatte da» Stück so weit zu- sammengestrichen, daß es kaum zwei Stunden dauerte. Was, wenn auch dabei in dem Gewirr der Abenteuer manches noch Unverstand, licher erschien, gewiß kein Fehler war. är. Französische   Schulgeschichksbücher. Der Gebrauch der alten Geschichtsbücher im Unterricht ist in Preußen im Dezember 1919 verboten worden, ohne daß indes andere eingeführt worden sind, Für die Abfassung neuer ist die Kenntnis der in außerdeutschen Schicken gebrauchten Geschichtsbücher wertvoll. Studienrat Dr. Erich Witte, der vor dem Kriege ein halbes Jahr als Aüstaufchlehrer an einem französischen   Gymnasium unterrichtete, beschäftigt sich nun in der ZeitschriftDer Elternbeirat" mit den damals in den fran- zösischen Schulen gebrauchten Geschichtsbüchern. Er meint, dies« überträfen die früher bei uns gebrauchten Schulgefchichtsbücher bei weitem an Objektivität in der Beurteilung der Kaiser und Könige. Dies erkläre sich daraus, daß in Frankreich   der Gejch'.chts» Unterricht in den Dienst der Erziehung zur repubii- konischen Staatsform gestellt werde. Witte rühmt serner an den französischen   Schulgeschichtsbüchern, daß darin dis Bedeutung der internationalen Schiedsgerichte ge- würdigt und ein europäilcher Völkerbund schon damals als er- strebenswertes Ziel hingestellt wird. Besonders erkennt er dis Objektivität an, mit der die politischen Parteien behandelt und die Theorien bedeutender Sozialisten, auch deutscher (Bebel, Auer, Bernstein  ), entwickelt werden. At� Schluß des Auf­satzes sagt er, er überlasse den Lesern das Urkkll darüber, ob diese Art wissenschastlickier sei oder die von Wilhelm Ii.   dprch die folgend» Verfügung vom Jahre 1889 geforderte:Die Schule mutz bestrebt sein, schon der Jugend die Ueberzeuguug zu verschaffen, daß d'e Lehren der Sozialdemokratie nicht nur den göttlichen Geboten und der christlichen Sittenlehre widersprechen, sondern in Wirtlichkeit unausführbar und in ihren Konfegusnzen dem einzelnen und dem Ganzen gleich verderblich sind." Die größte Eishöhle der Welt ist die Riesenershöhle im Tennen- gebirge bei Salzburg  . Ihre vollständige Ausdehnung konnte bis heute noch nicht ermittelt werden. Die bisherigen Durchforschungen ollein haben schon eine Ganglöng« von 25 Kilometern ergeben. Die Höhle ist nunmehr auf eine große Strecke zugänglich gemacht. Drei Stunden beansprucht die Wanderung zu den interessantesten Punkten._
Eine Gckiwarz-Weiß.BuSstellung der Berliner   Sezesstsv, die außer mavbischcn Arbeiten auch Aquarelle, Vai'Ielle und Bildwerke zeigt, wird am Sonnabend den 13., nachm. 2 Ubr, eröffnet. Ihr wird ein van Emil Pottuer entworfener imd ausgeführter festlicher Raum einverleibt, der im weseuckicheu mit Fähen«» ausgestattet ist