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Die Neparationsbesprechungen in Paris  . Reichsfincmzminister Dr. Hermes, der am Sonnabend den Darfitzenden der Reparationskommission Louis Dubais besucht hat, stattete gestern dem englischen Delegierten John Bradbury, dem belgischen Delegierten D- l a c r o i x, dem italienischen   Dclc- gierten Salvago Raggi, sowie dem amerikanischen   Vertreter bei der Reparationskommiision B o y d e n Besuche ab. Die Be- sprechungcn nehmen heute ihren Fortgang. Ministerpräsident P o i n c a? e hat gestern vormittag den Vor- sitzenden der Reparationskommission Dubais   empfangen. Havas gibt an, daß Dubais   im Laufe der Unterredung mit dem Minister- Präsidenten diesem Mitteilungen über seine Besprechungen mit Hermes gemacht hat. Die franzojlfchen Generalratswahlen. Paris   15. Mai.  (ET.) Bei den gestrigen Generalratswahlen erhielten die S o n s e r o a l i ve n 1Z1 Sitze, die Demokratisch- Republikanische Bereinigung lHasionaler Block) ISS.  die Radikalsozialisleu und Republikanischen So- z I a l i st e n(bürgerliche Gruppe Bimani-Painleve. Red.) 456, die Sozialistenpartei 45, die Kommunisten 16 Sitze. Ins­gesamt ist bei 14 Sitzen eine Berschi-ebung nach links ein­getreten.
Das Kompromiß von Genua  . Genua  , 15. Mai, 5 Uhr nachm.(Sonderbericht des So- gialdemokratischen Parlamentsdienstes.) Die heutige Sitzckrg der ersten Kommission des politischen Ausschusses hat kein« Ueberraschungen gebracht. Zunächst wurde die bekannte Note der Nüssen oerlesen. S ch a n z e r erklärte, daß er bereits m i t Tschitscherin Rücksprache   genommen und die Vorwürfe als unberechtigt zurückgewiesen habe. Die Beratungen der Unterkom- Mission hätten sich lediglich auf die Beantwortung der russischen Note sowie auf das Memorandum erstreckt, und es fei selbstverständlich unmöglich gewesen, dazu die russische   Delegation einzuladen. So- dann erfolgte nach kurzer Beratung die Annahme der bereits am Sonntag von Lloyd George   gemachten und von den Alliierten gut- geheißenen Vorschläge, die mit einem gleichfalls von dem eng- lifchen Ministerpräsidenten verfaßten Begleitschreiben inzwischen den Russen«übermittelt worden sind. Außerdem wurde ein Anhang zu den Vorschlägen angenommen, der den Entwurf der Antwortnote an die russische Delegation enthält. In dem offiziellen Text bestätigt sich, daß Deutschland   von sämtlichen Hoager Besprechungen ausgeschaltet wird. Am 15. Juni werden zunächst die in Genua   versammelten Mächte, aus- schließlich Rußland  , zusammentreten, jedoch erst am 2 6. Juni ge- meinsam« Veratungen mit der russischen Spezialkommission stattfin- den. An Amerika   soll eine Einladung gerichtet werden, so- bald feststeht, daß die Vereinigten Staaten   zu deren Annahme bereit sind. Dem Ausschuß der Alliierten und Neutralen, der am 15. Juni zusammentritt, soll das Entscheidungsrecht darüber zustehen, wie die Spezialkommission zur Führung der späteren Verhandlungen mit der russischen Kommission zusammengesetzt wird. Bemerkenswerl ist in den Vorschlägen die Klausel 5, nach der den einzelnen Mächten Sonderverträge gestattet sind, wenn es in einer Frist von drei Mopaten nicht gelingt, gemeinsame Anempfehlungen über alle un­erledigten russischen Fragen wie Schulden, Privateigentum und Kredite vorzulegen, und wenn die gegebenenfalls vorgelegten An­empfehlungen nicht einen Monat nach dem Datum der Anempfeh­lung von den Regierungen der Konferenzteilhaber angenommen worden sind. Den Schluß der Vorschläge bildet eine Empfehlung an die Regierungen der verlretcneu Delegationen, keine privaten Abkommen bezüglich der früher anderen Ausländern gehörenden Güter anzuerkennen oder zu unterstützen, bevor die Arbeiten der Sachverständigenkommission beendet sind und vor der Annahme ihrer Empfehlungen, falls eine solche erreicht werden sollte. Betont wird noch, daß die belgische und französische   Delegation bisher die Dorschläge nicht unterzeichnet haben, jedoch er- klärten, ihren Regierungen eine Unterzeichnung anzuempfehlen.
war ein echter Melancholiker; seine Schweigsamkeit war erstaunlich: es schien, als ob ihm jedes Wort große Anstrengung kostete. Auffällig in seiner musikalischen Organisation war auch, daß er ganz unfähig war, zu dirigieren. Reineck« erzählte mir Fälle, aus denen hervor- geht, daß er sogar. den Klang der einzelnen Instrumente nicht gut unterscheiden konnte und daß das für den Kapellmeister so unent- behrliche angeborene rhythmische Gefühl bei ihm nur ganz unbe- deutend entwickelt war. Wie schwer sind diese Anomalien bei einem Musiker zu begreisen, der. nach seinen Kompositionen zu urteilen, gerade in bezug auf den Rhythmus so erfinderisch war!" Zu G r i e g trat der russitche Meister in ein enges Freundschaftsverhältnis. Der norwegische Komponist war sehr klein und von schwächlichem Aus- sehen, hatte große blaue Augen mit dem Blick eines unschuldigen Kindes, und feine von ihm unzertrennliche Gattin war nicht viel größer. Als daher Tschaikowsky   in einem Konzert mit dem Grieg  - schen Ehepaar erschien, sagte man:Da fitzt Tschaikowsky und neben ihm seine Kinder!"Das wurde ganz ernsthaft gesagt," meint der Meister,und ist auch aar nicht so wunderlich, wie es auf den ersten Augenblick sich ausnimmt, denn ich bin grau und greisenhaft, und Grieg. der 45 Jahre alt ist, und seine Frau sehen, zumal sie beide klein sind, von weitem sehr jugendlich aus." Die kleine Zehe der Modelaune geopserti Die Chinesin, die aus einem nationalen Schönheitsideal heraus ihre Füß« vertrüppeln läßt, ist noch gar nichts gegen die neuesten Modenärrinnen, die sich die kleine Zehe abnehmen lassen; um in die spitzen Schuhe von heute hineinzukommen. Solche Operationen werden, wie wir einem Londoner   Blattentnehmen, tatsächlich ausgeführt. In verschiedenen Krankenhäusern des Londoner   Westens haben sich elegante Damen die kleine Zehe abnehmen lassen, und dabei leitete sie kein anderer Grund, als der brennende Wunsch, die neuesten Schuhe, die sie sich getauft hatten, auch wirklich anziehen zu können. Ein Bericht- erstatter schildert uns in lebhaften Farben die Nöte und Qualen der Frauen, die sich in den Schuhgeschäften unsäglich abmühen, um die schmalen, ganz spitzzulaufenden Schuhe über die Füße zu ziehen. Und wenn alles nichts nützt, dann ergreift helle Verzweiflung die Evatöchter, und es befestigt sich in ihnen der düstere Entschluß, die hindernd« und eigentlich unnötige klein« Zehe von sich zu werfen, sowie man nach der Bibel sein Auge ausreißen soll, wenn es einen ärgert. Die Operationen werden schmerzlos vollzogen und hinter- lasten keine unangenehmen Nachwirkungen. Die Dame zieht sich zu einer kleinenLiegekur" in ein Sanatorium zurück und kommt dann ohne Zehe wieder heraus. Nur eins übersehen die Spitzfüßigen: wie sie wieder zu einer kleine Zehe kommen wollen, wenn breite Stiefel Mode werden. Oder wollen sie inzwischen bei den Eidechsen die Kunst lernen, ver- stümmelt« Glieder nachwachsen zu lassen?
Tie Gutenberg-Buchhandlung, Tauenhienstr. 5, eröffnet lo« n Kollettwausslcllung von Wilhelm Kohl   ho ff lAqu-.relle, z.a,lclle. Zeichnungen. Graphik) und von Joseph Th oral tPlailile»). r-t �/benburger Knlturwoche wird vom 2t. biZ 3t. Mai in der veranstaltet. Sie un.satzt künstlerische Darbietungen und liiStl�ungen von gewerblichen und industriellen Erzeugnissen. Mit ihr ? grober Verbände verbunden. Im Mittdpunlt stehen die Jeftsd le. aussuhrungen des LandeStheaterZ mit hervorragenden auswärtigen
Der Anhang zu den Dorschlägen, der 6 Klauseln umfaßt, weist auf den Beschluß der Alliierten hin, wie er sich aus den Vorschlägen ergibt, und besagt u. a., daß das Namensverzeichnis der beiden Kam- Missionen bis zum 20. allen Regierungen mitgeteilt werden fall und daß der Zusammentritt zur gemeinsamen Sitzung am 26. Juni im Haag erfolgt. Weiter verpflichtet es Rußland   und die anderen Kon- ferenzteilhaber auf Gegenseitigkeit, sich jeder aggressiven Handlung gegen dos Gebiet der anderen und jeder umjtürzlerijchen Propaganda zu enthalten. Diese Verpflichtung soll auf der Beobachtung des gegenwärtigen Ztotus quo ante(der Grenzen, wie sie in den ver­trögen vorgesehen sind) beruhen und so lange in Kraft bleiben, bis die unerledigten Grenzfragen für Europa   geregelt sind, hervorge- hoben wird besonders, daß die Berpflichlungen bezüglich der Propa­ganda den Regierungen auch verbietet, die politischen Organisatio­nen in anderen Ländern finanziell oder in anderer Weise zu unter­stützen und auf ihrem eigenen Gebiet versuche, in den andere� Staaten gewaltiäsige Handlungen oder solche Handlungen, die den territorialen und politischen Status quo ante stören könnten, vorbe­reiten, zu unterdrücken.« Rußland   Willigt ein. Genua  , 15. Mai.  (Sonderbericht des Sozialdemokratischen Parlamentsdienstes.) Die russische   Delegation wird gegen das Berbot, Sonderoerträge abzuschließen, das sie als Fort- setzung der Blockade gegen Rußland   deutet, protestieren, ohne daß sie von dem Erfolg dieses Protestes die Teilnahme an den Haager Besprechungen abhängig macht. Krassin   hat sich bestimmt für eme Annahme geäußert, und auch Rakowski erklärte in seiner allabend- lichen Borlesung heute, daß eine russische   Sachverständigenkommission im Haag erscheinen wird, obwohl Rußland   wegen seiner geographi- schen Lage Riga   oder Stockholm   als Tagungsort vorgezogen hätte. Rakowski wies weiter darauf hin, daß Rußland   für den Burg- frieden besondes deshalb ist, weil es sowieso immer in der Rolle des Angegriffenen fei. Er forderte bei dieser Gelegenheit kategorisch, daß die Banden in den an Rußland   grenzenden Nachbarländern ent- waffnet werden. Durch die Jnterpretierung der Bedingungen der Alliierten, die heute abend von dem englischen Prcsseschef vor der Presse erfolgte, wird den Russen die Annahme wesentlich erleichtert. Rußland   ist d a s R e ch t zugestanden, die in Vorbereitung befindlichen wirtschaftlichen Verträge zu erledigen. Das Verbot richtet sich hauptsächlich gegen politische Abmachungen, mit anderen Worten, man will vorläufig die ci e. j u r e- A n e r k e n n u n g noch verhindern. Tschitscherin   wird in der morgen statstindenden Sitzung der politischen Kommission, an der Frankreich   und Belgien  nicht teilnehmen werden, die russische   Haltung präzisieren. Man er- wartet dann für Dienstag abend eine schriftliche Bestätigung der An- nähme durch Rußland  . Eine V 6 l l s i tz u n g der politischen Kom-
Mission soll erst am Mittwoch oder gar Donnerstag sich mit dieser Antwort beschäftigen und die Schlußsitzung festsetzen. Infolge dieses umständlichen Verfahrens wird mit dem Abschlußakt erst für Svms- tag gerechnet, so daß viele Delegationen ihre Rcisedispositionen um­stellen mußten. Am Mittwoch wird der Reichswirtschastsminister, Genosse Robert Schmidt, der übrigens heute seinen 58. Geburtstag feiert, Genua   verlassen, um bei der Beratung seines Etats im Reichs- tag zu Ende dieser Woche anwesend zu sein. Auch der Reichs- k a n z l e r trifft bereits Reisedispositionen. Wahrscheinlich wird er auf der Rückkehr in einer bayerischen   Stadt über Genua   sprechen. Der englische   Pressechef äußerte heute Pressevertretern gegen- über, daß sich Lloyd George   bereits telegraphisch nach Washington   gewandt habe, um zu erfahre», ob eine Einladung zu den Haager Besprechungen angenehm ist. Die haager Kommission. Genua  , 13. Mai.  (WTB.) Jn'der Villa Alberii haben gestern vormittag und gestern nachmittag Besprechungen der ein- ladenden Mächte startgeiunden, an denen Lloyd George  , Worthington EvanS  . Barthou  , Colrat, Jjhii, Schanzer. Jaspar und nachmittags auch Barrsre teilnahmen. Die Vorschläge, die Lloyd George   machte, wurden sämtlich angenommen. Dabei handelt es sich insbesondere um folgende-: Je zwei Vertreter der in Genua   vereinigten einladenden Mächte und je ein Ver- treter der übrigen werden sich am. Juni im Haag ein- finden. Es werden 33 Nationen vorauSsichtitch anwesend sei», unter denen sich naturgemäß in der Mehrzahl Sachverständige auf russischem Gebiet befinden werden. Diese 33 Nationen werden durch ihre Vertreter ihrerseits eine Sachverständigenkommission wählen, über deren Stärke und Zusammensetzung Näheres»och nicht genau feststeht. Voraussichtlich wird die Kommission aber aus sieben bis acht Köpfen bestehen.
kleine Anfrage. In der Presse wird mitgeteilt, daß der neueste Fälscher von kommunistischen   Geheimberichten, Berkholz, sichin einer D r u.ck erei in der Bernburger Straße" die notwendigen Briefköpfe habe herstellen lassen.- In der Bernburger Straße zu Berlin   befinden sich die Druckereien der K r e u z z e i t u n g" und derDeutschen Tageszeitun g". Vielleicht können sie Auskunft geben, wo die fraglichen Briefbogen hergestellt wurden. Ein kommunistischer Landrat. In der Montagsitzung des Kreis- tages in Halle wurde der kommunistische Arbeitersekretör G r a b o w in Halle mit 15 Stimmen zum Landrat des Saale  - kreiscs gewählt. Der Demokrat Mutzak erhielt zehn, der koin- missarische Leiter Regierungsrat Müller(Soz.) zwei Stimmen. Dr. Friedrich Loeltcher. ein alter Führer der Nationalliberalen, der von 1878 bis 1895 dem Reichstag angehörte und viele Jahre lang dieNatlib. Korr." herausgab, ist gestorben.
Die Umstelluni Auf der gestrigen Tagesordnung des Landtages stand die zweite Beratung des Haushalts der Bergverwaltung. Abg. Limberh(Soz.) erstattet den Ausschußbericht. Der Haupt- ausschuß fordert u. a. Umstellung der staatlichen Berg- werke auf eine ander« Betriebsform bis zum 31. März 1923. Zur Begutachtung der Pläne soll ein besonderer Ausschuß gebildet werden. Die Aktiengesellschaft Hibernia soll der Zentralleitung der Staatsbergwerke unterstellt werden. Er wendet sich weiter gegen die Sonderbezugsrcchte der Hüttengesellschaften mit Zcchenbesitz und wünscht gleiche Behandlung aller Verbraucher, bessere Wagen- gestellung und Erhöhung der Unterstützungssätze der Knappschasts- kasien. Sozialdemokratische Anträge fordern u. a. monat- liche Ausaleichszulagcn für die Grubenbeamten und-angestellten und eine Milderung der Kohlensteuer. Unabhängige Anträge ver- langen Sozialisierung des Bergbaues, und daß der preußische Staat durch Gesetz ein Anrecht auf ein Viertel sämtlicher in Privatbesitz befindliches Kuxe und Aktien erwirbt. Handelsminister Siering: Die Welttohlenlag« Hot sich außerordentlich ver- schlechtert. In Deutschland   selbst haben wir gegenüber dem Vorjahre eine Mehrförderung zu verzeichnen. Es herrschte aber großer Wagenmongel. Das hat sich aber inzwischen gebessert. Die Beliefe r.ung der Gasanstalten ist völlig unzureichend. Die Eisenindustrie leidet unter Koksmangel. Die Lage wird noch ungünstiger, da wir die Weltmarktpreise teil- weise bereits überschritten haben. Eine Wiedereinführung der Koksbewirtschaftung kann in Frage kommen. Die Kohlenlage wird noch bedeutend ungünstiger nach endgültiger Trennung des oberschlefischen Industriegebietes. Darum muß in den uns ver- bliebrnen Teilen die Förderung gesteigert werden durch Ausbau der bestehenden und Anlage neuer Betriebe. Es wird geprüft, ob eine Verschärfung der Sicherungsbestimmungen anläßlich der be- klagcnswertcn Grubenunglücke in Oberschlesitn notwendig ist. Das Grubensicherheitsamt hat am 1. März feine Arbeit mstgenommen. Die Haupttommission wird am 27. Mai zum ersten Male zusammentreten. Ueber die Hinzuziehung von Betriebsvertrctungen habe ich Leit- sätze herausgegeben. Dem Reichstage ist jetzt auch der Entwurf eines Reichsknappschaftsgesetzes zugegangen. Im Haupt- ausschuß hat der Abg. 5) u e, dessen Tod ein herber Verlust sür uns ist, sich gegen Gewinne gewandt, die S t i n n e g bei der Lieferung von Reparationskohle erzielt haben soll. Von solchen Reparations- gewinnen, an denen der Staat keinen Anteil hat, kann keine Rede sein. Stinnes batte vor dem Kriege in Duisburg   eine An- läge gebaut, um die Ruhrkohle zu waschen und zu sieben. Ein Vertreter von Stinnes hat nur mit dem französischen  Händlersyndikat ein Abkommen über die Benutzung der Anlage getroffen. Dieses reine Privatgeschäft entzieht sich der Einwirkung der Staatsregierung. Es liegt auch durchaus im deut- ichen Interesse. Die Bezahlung, die Stinnes erhält, hat mit der Abrechnung zwischen Deutschland   und der Reparationskommission nichts zu tun. Die Beiräte bei den Oberbergämtcrn sollen in die ganze Organisation der Bergämter eingeordnet werden. Bereits 1910 beschäftigte sich das frühers Preußische Abgeordneten- haus mit der Frage der Umstellung der staatlichen Bergwerke. Ich hoffe die Vorarbeiten so zu beschleunigen, daß noch im Laufe dieses Jahres eine gesetzliche Regelung möglich ist. In dem Ziele der Trennung von Betriebs- und Hoheitsvcrwaltungen sind wir alle einig. Am besten wird das in der Form einer Aktiengesell- s ch a f t geschehen, der der preußische Staat die Berwoltung seiner Bergwerke und Salinen überträgt. Wir müssen uns die Erfahrungen der Privatindustrie nutzbar machen. Schon der kommend« Etat wird hoffentlich die Trennung der Betriebsverwaltung und der Hoheit-verwaltung bringen. Abg. vsterrokh(Soz.): Die Bindung der Betriebsverwaltungen der staatlichen Berg- werke und das bureaukratisch« System wirkten lähmend und graulten gerade die besten Kräfte aus den Staatsbetrieben heraus. Eine Umstellung mit dem Ziele größerer kaufmännischer Be- w e g l i ch k« i t ist nötig. Will der Minister aber sein Ziel erreichen, so muß er auf die bureaukratischen Widerstände in
I im Dergbau. seinem Ministerium genau Obacht geben.(Sehr wahr!) Alle Hintertreibungsversuche müssen niedergeschlagen werden Der deutsche Bergbau befindet sich in einer Krise. Wir haben eine Kohkennot und eine Verkehrsnot. Das Versagen der Reichs- bahn ist schuld, wenn die Förderung nicht größer iit. Es mangelt weniger an Wagen, aber die Organisation klappt nicht, und es kommt zu häufigen Verstopfungen des Verkehrs. Also: nicht der Bergmann, sondern die Reichsoerkehrsverwaltung ist das Kar- nickel. Wenn die Kohlcnpreise die Weltmarktpreise erreicht haben, so liegt das nicht an den hohen Bergarbeilerlöhnen, wie dieDeutsche Bergwerkszeitung" zur maßlosen Erbitterung der Bergarbeiter dreist behauptet, sondern weil eine 45prozentige Be- lastung durch Steuern und Abgaben auf der Kohle liegt, darunter 4g Proz. Kohlen- und 2 Proz. Umsatzsteuer. Gewiß hat uns d i e Entente zur Verdoppelung der Kohlcnsteuer gezwungen, aber das ändert an den unhaltbaren Zuständen nichts. Den Bergarbeitern kann man es nicht verdenken, wenn sie bei der anwachsenden Teuc- rung Lohnforderungen stellen trotz der Kohlcnsteuer. Die preußische Regierung muß sich bei der Reichsregierung mit allem Nachdruck für eine 5)erabsetzunq der Kohlen st euer einsetzen. Der Monatsertrag der Kohlensteuer beträgt 7 Milliarden Mark, die monatliche Summe im Kohlenbergbau dagegen nur etwa 4 Mil- liarden Mark. Wir verlangen, daß das Reich aus den Erträgnissen der Kohlensteuer Preußen für seine Verluste an Bergwerken, die einen Wert von 114 Milliarden Goldmark darstellen, ent- schädigt. Wir müssen unseren Inlandsbedarf an Kohle im Land« selbst gewinnen, und die Entschädigung seitens des Reiches muß dazu dienen, die vorhandenen Bergwerke auszubauen und neue aufzuschließen.(Sehr wahr!) Die Rechtsprechung der Bergwerksgerichte kann so nicht iffeiterqehen. Wir müssen zu einer Einheitlichkeit der ge- werblichen Rechtsprechung im Bergbau kommen, wie wir sie in einem Antrage fordern. Bei den ordentlichen Gerichten müssen besondere Arbeilsrechlsabkeilungen eingerichtet werden. Oder es müssen bei den Oberbergämtern ge- werberechtliche Abteilungen geschaffen werden, die mit Juristen zu besetzen wären. Ein weiterer Antrag von uns wünscht, daß bei der Durchführung des Siedlungswesens in Ober- s ch l e s i e n die preußische Bcrgbauverwaltung die Führung über- nimmt. In das neugebildele Grubensicherheitsamt müssen auch Arbeitnehmer hinein. Die Fortschritte der Gcwerbehygiene müssen rascher durchgeführt werden. Der Streik im Ruhrreoier, der zu einem allgemeinen Bergarbeiterstreik auszuwachsen drohte, war zurückzuführen auf das mangelnde Entgegenkommen der Bergherren. Bei den Verhandlungen in Essen   am 10. und 11. April über den Manteltarif wurde den Bergarbeitern zu- gemutet, sich unter Strafe stellen zu lassen, wenn ssw ihre Feiertage, 1. Mai und 9. November, durch Arbeitsruhe begingen. Das mußte erbitternd wirken. Ein Kompromiß, zu dem auch der Reichsarbeits- minister die Unternehmer dringend riet, war bei einigem outen Willen durchaus möglich. Erklärte er doch, die Frage der politischen Feiertage sollte demnächst geregelt werden. Die Bergarbeiter hätten sich sicherlich bereit erklärt, die Feierschicht durch U e b e r s ch i ch t aiiszugleichen. Statt dessen wurden törichte, maß- los verbitternde Anschläge seitens der Zechenverwütungen zum 1. Mai angeschlagen, in denen mit Urlaubscntziehung gedroht wurde. Am 2. Mai durften die den 1. Mai Feiernden nicht einfahren. Es wurden fristlose Entlassungen vorgenommen, namentlich von Be- lriebsräten usw.(Hört! hört!) Wir hoffen, daß bei den kommenden Schiedsgerichtsverhandlungen ein ehrliches Kompromiß zustande kommt. Die Gepflogenheiten der Vorkriegszeit sind-'heute nicht mehr angebracht. Zum Schluß gedenkt Redner des verstorbenen Abg. Hue, dessen Programm seine Partei mit ollem Nachdruck stets vertreten werde.(Lebh. Beifall b. d. Soz.)» Abg. Sieger(Ztr.) begrüßt die Umstellung der staatlichen Berg- werk« und verurteilt gleichfalls die Schreibweise derDeutschen Bergwerkszeitung". Abg.' Rehring(Dnat. Vp.) bezeichnet es als das Gegenteil van Wiedergutmachung, wenn wir Kohle an Frankreich   abgeben müssen, das Ueberfluß an ihr habe und die deutsche Kohle mit erlzeblichem Profit weiter veräußere. Dienstag 12 Uhr: Strawerfoigungsgesuche gegen Abgeordnete, Ausweisung von Boldrini, Berghaushalt. Schluß H6 Uhr.