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Nr. 228 39. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Der Garten des kleinen Mannes.

Was der Mai gebracht hat und bringen wird.

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Dienstag, den 16. Mai 1922

suchte eine Reserve von 220 000 Tonnen zu verschaffen; es wurden jedoch nur 68 000 Tonnen geliefert.

Wiffen Sie, was Quatember   ist? Nein das ist Ihnen auch frostfrei aufbewahrt werden müssen, wie dies auch bei den Gladiolen Landarbeiterverband sachliche Ausführungen. Er verlangte von den nicht übelzunehmen: die meisten Stadtleute wissen es nicht. Also: der Quatember   ist am jezigen schlechten Frühjahrswetter schuld! Wie das Wetter am Quatember   der Zeit vom 25. März bis Ende März( und so alle Vierteljahre weiter) ist, wird die Witte rung in den nächsten Monaten sein. Damals war es falt, regnerisch, windig die Wetterfahne drehte sich nach allen Windrichtungen und so ist es kein Wunder, daß schlechtes Wetter uns geplagt hat und noch einige Zeit weiter plagen wird. Andererseits sagen die ge­prüften Betterkundigen, daß die letzten transatlantischen Störungen die Frostperiode im Norden( Skandinavien   und Finnland  ) beendet haben, also scheint Hoffnung vorhanden zu sein, daß weitere Nacht­fröfte ausbleiben. Dafür macht der viele Regen manche Hoffnung auf baldige Bestellung zunichte. Berlins   Umgebung ist ja gerade reich an niedrig gelegenen Terrains, die jetzt zu bestellen keine Mög­Die junge Saat.

lichkeit ist.

Aber nur nicht verzagen! Wer seinen Salat, Kohlrabi, frühen Wirsingtohl usw. gepflanzt hat, wird seine Freude an dem Wachs tum haben; die paar Sonnenstrahlen der letzten Tage haben Wunder gewirkt. Aber das junge Pflanzengut ist diesmal noch sehr fnapp; felbst große Handlungen verfügen noch nicht über nennenswerte Bestände, und was man an eigener Aussaat dem Boden anvertraut hat, zeigt wenig Neigung, sich rasch zu entwickeln. Es sind natür­lich in Treibfästen herangezogene Saatpflanzen, die jetzt zum Ber­fauf kommen, und der hohe Preis rührt nicht nur von den hohen Samenpreisen( seit dem Herbst ist ein 30prozentiger Aufschlag ge­fommen und man erwartet einen 40prozentigen), sondern auch von der langen Zeit der Heranzucht her. Der Mistbeetkasten muß mehr­mals feiner Aufgabe, Pflänzchen zu liefern, genügen; je länger die einzelne Beriode dauert, desto weniger rentabel ist das Geschäft, und der Preis steigt daher naturaemäß. Indessen ist es für den Kleinagrarier doch zweckmäßiger, Pflänzchen zu kaufen, als sich mit den einzelnen Aussaaten abzumühen der Großbetrieb schlägt auch hier den Kleinbtrieb. Aber es wäre wohl möglich, daß die einzelnen Kolonisten sich zum gemeinsamen Bezug von Gemüsepflänzchen entschlössen würde ein solches Begehren rechtzeitig, also im Spät­herbit, an eine Großgärtnerei herantreten, so fönnte diese sich darauf einrichten und zu billigsten Preisen liefern, da dann Unsicherheit des Absages, Reklame usw. fortfällt.

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Treibgemüse.

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Frisches Eßbares hat es nun auch schon gegeben: Treibsalat, Treibradieschen und Reffich, überwinterter Spinat sind die ersten Bor­boten einer neuen Zeit, und der Spargel fängt an emporzutauchen. Treibgurten sind nur für das Portemonnaie der ganz Reichen erst wenn die Rasten" gurken fertig sind, wird auch der Preis nach laffen. Aber auf den ersten Treibfohlrabi tann man bald rechnen, und da schnalzt manche auch nicht verwöhnte Zunge vor Bergnügen! Die weichen fleinen Knollen mit dem zarten Grün schmecken doch delikat. Später, wenn die Knolle so groß wie ein Kinderkopf ist, will sie niemand mehr essen und die Bestände wandern an die Massen­füchen. Im übrigen heißt es mit allen übrigen Dingen: abwarten dieses Jahr lehrt die Deutschen   von neuem, daß es eine problematische Sache ist, sich aus eigener Kraft zu ernähren. Ja, wenn der ganze Boden unter Glas wäre oder geheizt werden könnte( und fügen wir gleich hinzu im Hinblick auf den vorigen Sommer: durch künstlichen Regen befruchtet)! Aber schön ist der Frühling doch trog alle. dem. Man gehe nach einem Regen durchs Land da sprießen die frischen Saaten, Hafer, Gerste, da liegen die Flächen, denen die Kartoffeln anvertraut worden sind, da prangen die Wiesen schon wieder im jungen Grün, da atmet die Brust eine reine Luft und nimmt selbst den Geruch des jauchefpendenden Wagens mit einer gewissen Hochachtung auf.

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Mai fühl und naß, füllt dem Bauer Scheuer und Faß" heißt

es von altersher, aber ob es diesmal zutrifft? Nachdem März und April so falt und regnerisch gewesen sind.

Im Blumengarten.

Für den Blumenflor des Kleinagrariers ist ja meist durch Stauden gesorgt; da sie stehen bleiben, wird Arbeit gespart. Höch stens pflanzt der Liebhaber noch Dahlien, deren Knollen im Winter

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Der Ruf durchs Fenster.

Roman von Paul Franf.

Nein," sagte sie mit bebender Stimme, keinen Wein

mehr... Davon hast du diese Zustände... Ich habe mit Dottor Jordan telephoniert..."

Wann?"

Eben jetzt... Während du dagesessen bist ohne dich zu rühren."

Was hat er gesagt?"

Nachdem Sabath für die Berliner   Gewerkschaftskommission fich mit aller Schärfe für die Aufrechterhaltung des Umlage= verfahrens für Getreide und für eine Wiedereinführung für Kartoffeln eingesetzt hatte, machte Genosse Georg Schmidt vom der Fall ist. Tulpen und Narjiffen können im Lande bleiben; sie Großstädten, daß sie sich stärker für das Zusammenwirken von Er­vermehren sich und bilden in wenigen Jahren stattliche Gruppen, zeugern und Verbrauchern einsetzen sollten, dieses sei ja auch im deren Farbenwirkung ja bekannt ist. Früher foſteten solche Blumen Produktionsprogramm der Landwirtschaft vorgeschrieben. Es sei zu zwiebeln, die uns Holland   lieferte, eine Bagatelle, heute muß alles verlangen, daß die Notwendigkeit eines behördlichen Zwanges bei neben den Stauden noch etwas Sommerliches ziehen will, fich solche mit vielem Gelde bezahlt werden. Deshalb ist es räflich, wenn man der Durchführung des Produktionsprogramms auch von der Land­Blumen auszusuchen, bei denen man den Samen wieder selbst ernten wirtschaft anerkannt werde. Niemals sei die Verhetzung zwischen kann. Da ist in erster Linie die wohlriechende Wide zu nennen. Stadt und Land ärger betrieben worden als jetzt, fie gehe aber nicht Noch ist es Zeit, die Körner, die man in den Samenhandlungen allein von der Stadt aus. Die Sozialdemokratie habe im Reichs­faufen fann, einzulegen; je 4-5 in ein Loch, mit 10 Zentimeter Ab- tag für die Lieferungsverträge den Erfüllungszwang verlangt. Wenn stand, wenn man sozusagen eine Hecke haben will. Die Spencer- die Landwirtschaft heute auf der freien Wirtschaft bestehe, so dürfe Sorten find wunderb ir, alle Farben sind vertreten, und die Größe sie sich dadurch keiner Täuschung hingeben, daß es auch einmal und Schönheit der Blüten haben der Wicke mit Recht den Namen anders kommen könne und daß wir dann nicht auf ihren Not­» Orchideen des kleinen Mannes" eingetragen. Und das Schöne ist, schrei eingehen werden. Unhaltbar seien die Zustände auf dem man fann den hochrankenden( und daher mit Reißig zu stüßenden) Zuckermarkt. Die Zuckerbelieferung der Likörfabriken müßte ver­Pflanzen Blumen entnehmen als willkommenes Gastgeschenk für den Befucherja, es ist sogar so eingerichtet, daß man desto mehr boten, die des Süßigkeitsgewerbes eingeschränkt werden. Blüten hervorzaubert, je mehr man die erscheinenden abschneidet. Die Landwirtschaft hatte als ihren Vertreter den Dekonomierat Ein Engländer in England ist die Zucht der Wicke ein Sport ge- Keiser entsandt, der von der Notlage der Städte kein Wort be­worden hat berechnet, daß er von einer Pflanze 800 Blumen griffen zu haben schien, sich über die Not und das Produktionspro­geschnitten hat. Man muß nur aufpassen, daß sich kein Samen gramm der Landwirtschaft verbreitete, ohne auch nur ein Wort des ansetzt, denn dann hört die Blühfähigkeit bald auf erst zu Beginn Entgegenkommens an die Verbraucherschaft zu finden. Die Land­des Herbstes läßt man den Samen sich entwickeln, um eben neues wirtschaft will höchsters eine gewisse Menge Getreide bereitstellen Saatgut für das nächste Jahr zu gewinnen. unter der Bedingung, daß seine Verbihligung auf die Schultern der Algemeinheit gestellt werde also die bekannte Brotzuschuß­steuer, die bei der bekannten Steuerfeindlichkeit der Agrarier in Wirklichkeit nur auf den Städten lasten würde. Es ist dringend zu wünschen, daß die Regierung für die Forderungen der städtichen Berbraucher etwas mehr Verständnis aufbringt als die Landwirt. fchaft.

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Mit Tulpen, Narzissen, Gladiolen, Rantrosen, Dahlien und Wicken geben wir dem Garten eine Farbenglut, die das Auge ent­zücken wird. Halt! vergessen wurde die Iris germanica, eine aus dauernde Staude, aber bitte nicht die fahle gelbe, sondern eine dunkelblaue Sorte oder gar solche, die zwei oder drei Farben, braun, gelb, purpur, weiß usw. vereinigen. Auch sie kann man als Orchideen des kleinen Mannes" bezeichnen.

Die Ernährungsnöte Berlins  .

Die Ernährungsnöte Groß- Berlins gaben dem Magistrat Veranlassung, seine Erfahrungen in der Versorgung der Großstadt mit Lebensmitteln aus dem letzten Jahre vor Vertretern der Reichs­und Staatsregierung, der Parlamente, des Reichsrates und des Staatsrates zur Sprache zu bringen. Oberbürgermeister Böß be tonte den besonderen Ernst der Lage. Die Großstädte, besonders Berlin  , müßten befürchten, daß die Nöte der Ernährung sich noch verschlimmern werden. Der Kartoffelmangel habe eine Stim mung ausgelöst, die für die Vertreter des Land- und Reichstages von allerernstester Bedeutung ist. Wenn die Regierung nicht mehr die nötigen Devisen zur Einführung von Lebensmitteln bekommen fönne, so sei für den Bestand des Staates die größte Gefahr, auf die schon jetzt hingewiesen werden müsse. Die Land­wirtschaft leiftet nicht das, was sie leisten könne. Es ist notwendig, daß dies nachgeholt wird. Insbesondere müßten ausgedehnte meliorationen durchgeführt werden.

Stadtrat Dr. Nichter ergänzte die Ausführungen des Ober­bürgermeisters und legte dar, wie die Notlage der städtischen Er­nährung bedingt sei einmal durch enorme Leuerung, dann durch die Knappheit der Lebensmittel und dann bei der Milch durch den Mangel an Qualität. Er verlangte den Abbau der Ein fuhrzölle und die Minderung der Frachtkosten für Lebens­mittel, ferner die Unterbindung der Ausfuhr insbesondere von Ge­müsekonserven und schließlich scharfes Borgehen gegen Auffäufer und gegen die Zurückhaltung von Lebensmitteln. Die Getreide­umlage habe sich bewährt. Eine Staffelung des Brotpreises nach

dem Einkommen der Käufer sei nicht durchführbar.

Geradezu grotesk sei die Lage auf dem Zuckermarkt. Die hohen Preise führten zur Unterernährung der Kinder.

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Sturmszenen bei einem Lokaltermin.

Der Mutter- und Schwestermörder in Lichterfelde  . Sehr erregte Szenen gab es gestern nachmittag in der stillen Albrechtstraße zu Lichterfelde  . Dort fand im Hause. Mr. 16 ein Lofaltermin statt zur Aufklärung des furchtbaren Ber brechens, den seinerzeit Frau Millner und ihre Tochter zum Opfer gefallen waren. Als Mörder war bekanntlich der 26 Jahre alte Sohn der Ermordeten, Roman Millner, verhaftet mor­den. Er wurde gestern im Beisein der Staatsanwaltschaft und der schien, seine Angaben über der Verlauf des Verbrechens an Ort und Kriminalpolizei noch einmal an den Tatort geführt, da es notwendig Stelle nachzuprüfen. Der Mörder schilderte ohne Zeichen einer inneren Erregung, wie er, als die Mutter und Schwester sein Ver­langen nach Geld abgeschlagen hatten, zum Beil gegriffen und zu­nächst auf die Mutter eingeschlagen habe. Als die Schwester zu Hilfe eilte, schlug er auch auf diese ein und griff dann zu einem Riemen, um sie zu erdrosseln. Der Täter erzählte, daß die Schwefter in dem Augenblick, als er sich nach der Mutter umwandte, ne dem Fenster gelaufen und auf die Straße hinabgesprungen set. Während die Bernehmungen in der Wohnung stattfanden, hatte fich eine große Menschenmenge vor dem Hause angesammelt, die zunächst Miene machte, gewaltsam in das Haus einzudringen. Als dieses verhindert wurde und bald darauf gegen 7 Uhr abends der Mörder im Automobil wieder abtransportiert werden sollte, wollte die Menge sich auf den Mörder stürzen. Nur mit größter Mühe gelang es, ihn im Automobil unterzubringen, das rasch unter den drohend erhobenen Fäusten und Pfuirufen davonfuhr.

Sammelkarten auf der Straßenbahn.

Dem in der Stadtverordnetenversammlung geäußerten Wunsch, daß auf der Straßenbahn wieder Sammelkarten eingeführt werden, hat die Straßenbahn sich nicht verschließen dürfen. Sammel.

farten für 7 Fahrten zu 20 Mart sind jest wieder zu

haben, wie ein Anschlag in den Straßenbahnwagen mitteilt. Wahr­scheinlich hat der Rabatt, den die Hochbahngesellschaft bei Entnahme von Fabrkartenblocks gibt, die Straßenbahnverwaltung geneigter Der Rabatt, den man Stadtrat Wuhfy ging auf das Versagen der Kartoffelverfor gemacht, die Sammelfarten zu bewilligen. gung ein. Obwohl die Händler fortgesetzt beruhigende Versicherungen jet auf der Straßenbahn erhält, ist sogar höher, als der auf der abgegeben haten, waren sie außerstande, die Versorgung zu über- bahn beträgt 1 M. auf 20 M., bei der Hochbahn aber erzielt man nehmen und der Handel stand mit leeren Händen da. Man ver- 1 M. Rabatt erst bei 25 M. und bei 30 m.

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Hochbahn gegebene. Der Rabatt auf Sammelfarten der Straßen­

wie Sie wollen aber lassen Sie sich's bloß nicht einfallen,| Stunde gefürchtet, die jedem Mann einmal schlägt, und in mir jetzt noch eine Visite abzustatten. Ich fühle mich wohl der ihm die Mitteilung wird, daß er kein Jüngling mehr und gesund und hoffe, recht gut zu schlafen. Und feinen Wein ist. Ich hätte jedoch nicht gedacht, daß mir solche peinliche mehr..., damit meine Frau eine Freude hat... Ihr stedt Eröffnung jezt schon blühen könnte. Unerträglicher Zustand, natürlich unter einer Decke, ihr beide! Gute Nacht, lieber den eigenen Körper in Gefahr, von einem geheimnisvollen

Doktor, und auf Wiedersehen morgen vormittag!" Er hängte

das Hörrohr auf.

" Du willst wirklich nicht?" fragte Frau Hedwig. Er sah sie verständnislos an. " Daß der Doktor noch heute kommt..." feste fie fort. Er schüttelte den Kopf. Was sollte er denn da? Ich bin froh, daß er zu Hause bleibt. Er kommt doch morgen zu uns. Da werden wir es noch zeitig genug erfahren, daß ich nervös, überarbeitet, erholungsbedürftig bin...

" Du solltest dich schonen, Albert..."

,, Schon gut, mein Kind... Und nun wollen wir zur " Hast du noch einen Wunsch?"

Feind beseffen zu wiffen. Ob es nicht doch flüger, geweſen

wäre, Doktor Jordan noch heute zu Rate zu ziehen, der mir am Ende die Beruhigung hätte geben können, die ich mir selbst nicht zu spenden vermag? Er trat vom Spiegel zurück und begab sich ans Fenster. Die heiße Stirn an die fühle Glas scheibe gepreßt, starrte er auf die finstere ausgestorbene Straße hinunter. Nach einer Weile verließ er diesen Ort und begann, nachdem er vorher ein Veronapulver genommen hatte, sich auszufleiden.

3.

Albert Reuß hatte ungeachtet des Schlafmittels eine un­ruhige, von bösen Träumen erfüllte Nacht verbracht; Zerr bilder und Schrecknisse hatten ihn förmlich gejagt; hundert grinsende Fragen waren darauf versessen gewesen, ihm den Frieden zu verscheuchen, den er so sehr ersehnt, und zuletzt hatte er sich im Mittelpunkt eines Sternes befunden, der aus Särgen gebildet war, in deren jedem er sich selbst erkannt hatte, trotz der mannigfach und widerwärtig entstellten Züge, die er dennoch in jedem Falle schaudernd als seine eigenen er­tannte.

Er will in einer Viertelstunde hier sein." Unsinn!" rief Albert Reuß ärgerlich. Nun ist doch alles norbei. Wozu also den Arzt. Da will ich doch gleich mal felber..." Er erhob sich, nachdem er sich vorher einen ent­fchloffenen Rud gegeben hatte; es gelang ganz leicht und ohne Ruhe gehen... besondere Bemühung. Frau Hedwig war nicht imstande, ihn " Keinen anderen, als daß du die dumme Geschichte ver­zu hindern, als er in den Borraum hinausschritt. Hoffentlich ist er noch nicht fortgegangen..." fagte er und ließ die Ver- geffen mögest." Sie gab ihm das Geleit bis vor seine Schlaf­bindung herstellen. In der weichen Dämmerung, die den zimmertür. Er füßte sie facht auf die Stirn. Morgen... Winkel erfüllte und alle Konturen unbestimmt verschwimmen beim Frühstück..." sagte er. ,, Soll ich nicht doch lieber bei dir bleiben?" ließ, erweiterte sich die Sprechmuschel plößlich vor seinem erstaunten Blick zu einem tesselartigen Gefäß von bedeutendem ,, Unfinn..." wehrte Reuß ab und schloß hinter sich die Umfang und fupferroter Farbe. Da er in der gleichen Se- Tür. Im Zimmer war es dunkel; nur das hohe, schmale funde die Stimme seines Partners vernahm, schloß er die Fensterviered faß mattblau leuchtend in der Wand. Er ließ Augen, um sich von dem Anblick des unerfreulichen Trug- die mit dem grünen Schirm überdachte Leselampe auf seinem bildes zu befreien und rief: Hallo! Doktor Jordan? Höchst Nachttisch aufflammen und trat hierauf vor den Spiegel. Er felbst? Jawohl, ich bin's Albert Reuß in eigener Person! erschrat, als er seiner Züge, der erblaßten Wangen, der grau­Sie wundern sich darüber, daß der Patient zum Telephon gelben Farbe seiner Stirn, der von braunvioletten, ringförmig fommt? Weshalb auch nicht? Wer weiß, welches Märchen gezogenen Schatten umgebenen Augen ansichtig wurde, deren meine treue Hedwig Ihnen da vorhin erzählt hat, als ich sie Blick ihn ermattet, glanzlos traf und den er doch so ganz nicht hindern konnte. Eine fleine Abspannung nach dem an- anders in Erinnerung hatte. Wie ist es nur möglich- dachte strengenden Rollenstudium. Kein Wunder, wenn nach solchen er, daß ich mich so fraß verändert habe? Bin ich wirklich Strapazen eine Reaktion eintritt. Wenn Sie heute im Theater frant und find das die ersten Anzeichen eines mir vorläufig gewesen wären, würden Sie die Geschichte genau so auffassen noch unbekannten Leidens, das fortan meine Tage beschatten, Ich bin nämlich mit Ihrem Aussehen gar nicht zufrie­mie ich. Ah? Sie waren im Theater? Nun? Welchen Ein- meine beste Kraft verzehren und mich vorschnell brechen wird, drud haben Sie gewonnen? Sie wollen mir das alles münd nachdem es mich eine lange, qualvolle Zeit auf das Schmer- den," fuhr der Arzt fort. Wenn wir dem llebel auf den lich erzählen? Ausgezeichnet! Aber nicht heute abend. Unter genslager gefeffelt hat? Waren das am Ende die ersten War Grund fommen wollen, werden Sie dem Arzt nichts, aber feiner Bedingung! Sie haben schon den Ueberzieher an? nungen zur Umfehr, Einhalt zu tun, nicht mehr in gleichem auch gar nichts verschweigen dürfen.. Ich denke gar nicht daran Legen Sie ihn wieder absetzen Sie sich hübsch zum Schreib- Ungestüm auf der gewohnten Bahn dahinzuschreiten? Ich tisch oder zur Patience... oder legen Sie sich ins Bett- ganz habe mich all mein Lebtag vor dem möglichen Eintritt dieser!

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Doktor Jordan traf ihn noch im Bett liegend an. Der Schauspieler erhob sich und nahin im Morgenanzug dem Arzt gegenüber Platz. Dieser betrachtete ihn lange und aufmerk­sam und ließ sich hierauf eingehend Bericht erstatten. schüttelte vorerst mißbilligend den Kopf.

Er

,, Lieber Freund," sagte er nachdrücklich ,,, Sie müssen vor allem aufrichtig mit mir sein."

Wie sollt ich an dir, teurer Freund, gar zum Verräter werden?" zitierte Albert Reuß und zwang sich zu einem

Lächeln.

( Fortsetzung folgt.)