Die deutschnationale Preishehe. Weltmarktpreis und freier Handel für Getreide

soll erzwungen werden.

In den Blättern der Rechten, die„ Deutsche Tageszeitung" voran, wird mit allen nur erdenklichen Gründen und Ver­drehungen der Boden für den freien Getreidepreis vorbereitet. Dazu gehören auch Protestbeschlüsse und Telegramme der In­teressenorganisationen. Man hat aber schon herausgefunden, daß das bei den entscheidenden Faktoren, im besonderen beim Reichstag, nicht die nötige Schreckwirkung auslöst. Deswegen ist jetzt ein neuer Schritt unternommen worden, von dem sich ihre Urheber durchschlagende Erfolge versprechen. Die Drohun­gen kommen aus den Kreisen der rheinischen Bauern. Daß der Geburtsort der neuesten politischen Erpressung gerade an den Rhein verlegt wurde, der dauernd unter außenpoli­tischen Gefahren und im Herrschaftsgebiet des Zentrums liegt, läßt die überlegte Vorbereitung deutlich genug erkennen. Man kann daraus das Behagen ermessen, mit dem die natürlich völlig überraschte Deutsche Tageszeitung" den folgenden ,, Protest der rheinischen Bauern" veröffentlicht, der in Köln , also gewissermaßen unter dem Schuße der Entente gefoßt worden ist:

"

Die Konferenz der II. Internationale.

Amerika und Europa .

den. Die Requirierungen von Automobilen und anderen Dingen werden nach Bedarf vorgenommen. Viele Firmen wurden beson Beuple" teilt mit, daß die französischen, engli ders schwer betroffen durch die Beschlagnahme von 3400 Quadrat schen und belgischen Sozialistenvertreter, meter moderner Bureauräume. die sich auf Wunsch Longuets in Brüssel trafen, um die inter­nationale Lage zu prüfen, das Problem der Reparation, die Folgen der Genueser Konferenz und des Weltfriedenspaktes berieten. Es wurde eine Entschließung gefaßt, die die London , 19. Mai. ( WTB.)„ ,, Daily Telegraph " meldet aus allgemeine Ansicht der drei Parteien wiedergibt. Blum, Mac- New York : Die auf der Konferenz der amerikanischen Han. donald und de Brouckère kamen abends zusammen, um die delskammern in Washington versammelten hervorragenden gemeinsamen Grundzüge festzulegen. Die Konferenz wird europäischen Banfiers hätten dringend darauf hingewiesen, am Freitag vormittag beendet sein. Die englischen und bel- daß die sicherste Methode der Wiederherstellung wirtschaftlicher Stabi­gischen Delegierten wollen sodann nachmittags nach Köln lität und des amerikanischen Außenhandels die Streichung der abreisen, wo am Sonntag das erweiterte Komitee der 3 mei altiierten Schulden an die Bereinigten Staaten sein würde. ten Internationale zusammentritt. Wahrscheinlich Die Berichte der amerikanischen Handelskammern werden wahrschein­werden die französischen Delegierten, die nicht zur lich die amerikanische Regierung auffordern, einen großen Anteil des 3weiten Internationale gehören, sich ebenfalls nach Deutsch auswärtigen Angebotes zu übernehmen. Es sei völlig flar, daß die land begeben, um mit den deutschen Sozialisten Fühlung zu amerikanischen Geschäftsleute diese Gelegenheit ergreifen werden, um nehmen. den Präsidenten und den Kongreß auf den Zusammenhang zwischen der Wohlfahrt der Vereinigten Staaten und der Wiederherstellung Europas hinzuweisen.

Zum Kapitel: Wiedergutmachung. Zahlen aus einer besetzten Stadt.

In der am 16. Mai abgehaltenen Sitzung der Gesamtvertretung Die Stadt Düsseldorf hat, wie wir der Grenzland- Kor­des rheinischen Bauernvereins, in der sämtliche Kreisbauernschaften respondenz" entnehmen, beim Reichsschatzministerium die Rechnung durch ihre Führer vertreten waren, löfte die Nachricht von der beab- für die Kosten eingereicht, die ihr durch die Besagung in der sichtigten Fortführung der Zwangswirtschaft in versteckter Form Beit vom 8. März 1921 bis zum 31. März 1922 entstanden sind. Sie einen solchen Sturm der Entrüstung aus, daß einstimmig belaufen sich auf 66 477 509,72 m. Im einzelnen wurden verausgabt: eine Entschließung angenommen wurde, in der es nach Berurierung für Unterbringung der Zwangswirtschaft heißt, daß diese wirtschaftliche Notwendigkeit nicht länger einer politischen Erwägung geopfert werden würde. Die gesamte(?), im rheinischen Bauernverein vertretene Landwirt­schaft erklärt, daß sie

feinem Abgeordneten mehr ihre Stimme geben wird, der für irgendeine Form der Zwangswirtschaft eintritt.

Die erforderlichen Getreidereserven fönnen ohne Zwang im freien Handel aus dem In- und Auslandsgetreide gedeckt werden. Die rheinischen Bauern haben ihren Führern einstimmig erklärt, daß sie unter feinen Umständen nochmals einem Ablieferungszwang

sich fügen

werden. Sollte die Landwirtschaft in dieser Frage abermals durch furzsichtige Parteipolitik vergewaltigt werden, so wird der rheinische Bauernverein nicht nur jede Mitwirkung verweigern, sondern sich mit allen zu Gebote stehenden Mitteln dieses, dem natürlichen Rechte widerstrebenden Gefeßes zur Wehr sehen.

Das ist eine Kombination von Streik und Wahlboykott, die für deutsche Verhältnisse neuartig ist. Solch gewiffenlose Mittel, wie sie damit jetzt von deutschnationalen Agrariern an­gekündigt werden, tannte man bisher bei uns nicht. Es blieb jenen ,, vaterlandsliebenden" Getreideproduzenten vorbehalten, die ihre Barteimaschine soweit ausgebaut haben, daß sie sogar ihren eigenen Parteianhängern, soweit sie städtische Verbraucher find, das Fell über die Ohren ziehen dürfen, ohne daß jene aufmucken. Und alles zu dem alleinfeligmachenden Zweck, Bucherpreise einzustecken. Die Schwarzweißroten möchten das deutsche Volk, wie das Beispiel zeigt, herrlichen Zeiten entge­genführen.

für festgestellte Schäden. für sonstige Anforderungen für Bauten usw..

für Gutachtergebühren

für Berwaltungskosten

für Borschüsse auf Schäden.

für verschiedene Ausgaben

17 710 188,71 m.

7 982 138,50 M. 5 113 481,56 M. 28-796 804,74 M. 353 221,75 m.

2 024 759,59 M.

4 262 452,76 M. 234 464,11 m.

Die Kirchenfrage im Osten.

Der lettische Ministerpräsident Meierowicz be­sucht, wie die" Rigaische Rundschau" erfährt, nach der Konferenz von Genua in Sachen des Konkordates Rom , worauf er nach Riga zurückkehrt. Danach ist also auch für Lettland eine Verschmel­zung der griechisch- katholischen und römisch­tatholischen Kirche beabsichtigt.

Ein Kirchenkonzil in Rußland .

Diese Summen sind verausgabt worden, wie sich aus den an­geführten Positionen ergibt, nur für Unterbringung, Besagungs­schäden usw. Dazu kommen also die Hauptkosten für Verpflegung die 11 Tobesurteile, die im Prozeß in Sachen der Enteig­usm., welche zunächst von den in Frage kommenden Ententestaaten vorgelegt werden.

und belgische Truppen untergebracht. Die Garnisonen wurden Im sanktionierten" Gebiete find rund 10 000 Mann französische in den letzten Wochen verstärkt. Zur Zeit des Aufmarsches für die Besetzung des Ruhrgebietes waren etwa 70 000 Mann in dem engen Raum zusammengezogen.

Aus Zeitungsnachrichten geht hervor, daß. auf den Kopf eines Soldaten der französischen Besatzungsarmee am Tage 6,2 Frant an Rosten entfallen, das sind 170-180 m. Die mili­tärischen„ Sanktionen" haben also bisher sicher mehr wie eine Mil. liarde Mark gekostet und kosten weiterhin täglich etwa 2 Millionen Mart. Für die bereits verausgabte Milliarde hätte man in Norb frankreich etwa 6000 Wohnungen bauen fönnen!

Bor kurzem hat die Besazungsbehörde von der Stadtverwaltung verlangt, daß sie die von den Soldaten in den Kasernen benutzten Seegrasmatraßen durch solche mit Wollfüllung ersehen soll. Kosten­punkt 15 Millionen Mark. Es sind in Düsseldorf 120 Auto­mobile zu einem Bart zusammengezogen worden. Die Stadt soll dafür eine Halle bauen. Kosten punft 5½ Millionen Mart. Welchem Zwecke follen diese Automobile übrigens dienen? Auch ein Stadion soll die Stadt für die Truppen bauen.

Isweftija" teilt mit, daß der von der Sowjetregierung vor Ge­richt gestellte Mostauer Patriarch Tichon , das Oberhaupt der russischen Kirche, sein Amt niedergelegt habe. Wie das sowjetamtliche Blatt mitteilt, habe sich schon am 12. Mai eine Gruppe Patriarchen begeben. Die Deputation haben den Patriarchen für von Moskauer Geistlichen zu dem in Hausarrest befindlichen nung der Kirchengüter gefällt worden sind, verantwortlich feien folgende Maßnahmen mit dem Namen Tichons vertnüpft: Widerstand der Geistlichkeit Beranlassung gegeben habe. Ferner gemacht, da er durch seinen Hirtenbrief vom Februar d. I. zum 1. der im Januar 1918 von Tichon ausgesprochene Bannfluch gegen die Bolschewiften, 2. der Aufruf vom Februar desselben Jahres zum Widerstande gegen die Sowjetregierung, der zahl­reiche blutige Ereignisse zur Folge gehabt habe, 3. die Entsendung des Bischofs Hermogen nach Jekaterinenburg zur Erteilung des Segens und Ueberbringung geweihten Abendmahlbrotes an den Exzaren Nikolai, 4. die Aufnahme monarchistischer Ele­mente in den Geistlichenstand und 5. die Ausnutzung der Kirche als politische Organisation und Asylstätte für anti­sowjetistische Elemente.

fortige Einberufung eines Konzils und feine völlige Die Deputation der Geistlichen forderte von Tichon die so fortige Einberufung eines Konzils und feine völlige Enthaltung von der Ausübung des Patriarchats bis zur Entscheidung des Konzils. Nach einiger Ueberlegung unterzeichnete der Patriarch Tichon die Niederlegung seines Patriarchenamtes und übertrug bis zur Einberufung des Konzils seine Amtsbefugnisse einem anderen Kirchenfürften.

Bedeutende Erhöhung des Brotpreises im Herbst. Berlin , 19. Mai. ( TU.) Am Donnerstag vormittag fand in Die Besatzungstruppen zahlen für die Benutzung der Straßen­der Reichsgetreidestelle eine Besprechung über die neue Getreide- bahn 50 Pf. Andere Leute 3-4 m. Dafür bekommen die Sol- ciner Hinsicht bemerkenswert. Drüden die einzelnen Punkte, wie Die Meldung der sowjetamtlichen sweftija" ist in mehr als ordnung im neuen Erntejahr statt, an der die Vertreter der Land- daten Frankentöhnung. Für Theaterpläge brauchen nur sie von dem Organ angeführt werden, wirklich die Meinung der wirtschaft, des Handels, der Mühlenindustrie, der Magistrate und 50 Proz. gezahlt zu werden. Einige Logen und andere Plätze stehen russischen Geistachkeit aus, würde das bedeuten, daß sie der Sowjet­der Berbraucherfreise teilnahmen. Die Landwirtschaft erklärte sich nicht in der Lage, dem Entwurf der Reichsgetreidestelle über eine gratis zur Verfügung, und zwar für Offiziere, welche ein höheres regierung zumindest nicht feindlich gegenübersteht. Für die niedere neue Getreideordnung zustimmen zu können. Im allgemeinen Einkommen haben als deutsche Minister. Im vorigen Jahre mußte Geistlichkeit wäre das nicht verwunderlich. Inwieweit es für die wird mit einer starten Preissteigerung des Getreides gerechnet. das Parkhotel, das größte und feinste Hotel der Stadt, den Offi- höhere Geistlichkeit zutrifft, muß abgewartet werden. Dem ausge= Ein Brot von 1900 Gramm dürfte im Herbst etwa 26 M. fosten. schriebenen Konzil fann insofern erhöhte Bedeutung zukommen, als Tschernoff, der Führer der Sozialrevolutionäre und Redakteur es in eine Zeit fällt, in der die russische Regierung mit dem Vatikan der in Berlin erscheinenden„ Golos Rossii", hat gegen das Berliner Verhandlungen über eine Verschmelzung der russisch-( griechisch)- Bolschemistenorgan Nowy Mir" Verleumdungsklage er­fatholischen mit der römisch- katholischen Kirche angeknüpft hat. Das hoben, da es Tschernoff des Bergehens beschuldigte, wegen der die Konzil fann die Lösung der Frage beschleunigen. Ob es zu einem 47 Moskauer Sozialrevolutionäre dem Revolutionstribunal über Ronflitt zwischen der höheren und niederen Geistlichkeit und gege­benenfalls zu einer Spaltung fommt, bleibt abzuwarten.

antwortet werden.

Wunderdoktoren und Wunderkuren.

Bon Dr. Hans Rohden.

zieren ein Mittagessen von fünf bis sechs Gängen für 15 m. verabreichen. Die Stadt mußte 52 m. pro Kopf für das Essen draufzahlen. Es tamen mehrere Tausend Essen in Frage. Eine im Bau begriffene Siedlung der Beamtenwohnungsbau genossenschaft( 42 Wohnungen) wurde beschlagnahmt und für Unteroffizierswohnungen bereitgestellt. Dasselbe geschah mit einer Anzahl von Arbeiterhäusern, die von der Stadt gebaut wur­wieder ihren Anhang, mögen sie nun mit Kuhmist und alten Sem- pflegte nicht lange in derselben geistigen Umwelt zu verharren. mein Krankheiten heilen oder mit dem Rätezauber die Welt aus Schon Ende der achtziger Jahre geriet er in den aufreibenden Kampf den Angeln heben oder sie mit der Monarchie erlösen wollen. Es um die Frauenfragen, die ihn später so lange Zeit beschäftigten. Bor einigen Tagen lief eine Notiz durch die gesamte deutsche Publikum. Und wenn auch heute nicht mehr die berühmten Hoch- wirkte er auch als Neuschöpfer auf dem Gebiet der schwedischen ist auch heute noch nichts zu dumm, es findet noch immer sein Dann folgte seine Niegscheperiode, in der er sich scheinbar von dem demokratischen Ideal seiner Jugend entfernte. Zu gleicher Zeit Presse, die von dem Tode eines jener Wunderdoktoren berichtete, zeitshemden angeboten werden, die eine glückliche Ehe. gewähr- Dramatik. Als er dann alternd in Stockholm saß und die Ver­deren fragwürdiger Ruf sich bis in die entferntesten Gegenden ver- leisten, so tut es heute das Horoskop oder die Busensalbe, die Fern- bindungen mit seinen Jugendfreunden wieder anknüpfte, gewann breitet. Wie in allen diesen Fällen hatte auch hier der Wunder- lehre für Redekunst und Gedächtnislehre ohne Berufsstörung. doktor fabelhafte Reichtümer gesammelt, und an dem Tage seines man den Eindruck, daß es ihm Bedürfnis war, zu den Anschauungen Diese Wunderkuren haben ihren Nährboden in dem tief wur- seiner Jugend über Boltsgemeinschaft und Demokratie zurüd­Todes konnte die Behörde feststellen, daß einige Hunderttausend zelnden Aberglauben, der allen möglichen unscheinbaren Dingen ge- zukehren. Er fühlte sich immer als der Sohn der Magd", er war eingingen für Fernheilungen, die nun nicht mehr erledigt werden heime Kräfte zuschreibt. Solange solche Kräfte als bestehend gelehrt und blieb der große Fürsprecher der unteren Schichten. fonnien. Die Behörden kannten die Gemeingefährlichkeit dieses werden, solange man glauben machen will, daß Weissagungen und Treibens, aber sie waren machtlos dagegen, da dieser Wunderdoktor Wunderheilungen auf Tatsachen beruhen, wird man sich auch nicht D. Forstner vertritt die Ansicht von der Wiederkehr tertiärzeitähn­Wird unser Klima wärmer? Der Forscher Wilhelm Schuster wegen Geisteskrankheit nicht strafrechtlich verantwortlich gemacht beschweren dürfen, daß diese Menschen den Wahrsagern und Wun- licher Klima- und Lebensverhältnisse. Es sollen nach ihm, wie die werden konnte. Aber seine Kuren waren harmlos und taten nie- derdoktoren zuströmen und ihrem Hokuspokus Glauben schenken." Franks. 3tg." berichtet, wieder ähnliche Zeiten kommen wie vor mand. Schaden, oder höchstens nur am Geldbeutel. Sein Ruf Der wirksamste Freund des Aberglaubens ist das Wissen, und wer Themse badete und der Pelikan bei Nördlingen brütete. dem großen Klimasturz im Diluvium, wo das Nilpferd in der breitete sich aus von Tag zu Tag, ohne daß er mehr tat, als seinen sich um das wahre Wissen müht, der wird nicht dem Aberglauben Annahmen begründet er besonders auf Erscheinungen des Vogel­Kunden einige harmlosigkeiten zu geben; er spekulierte auf eine erliegen. Krankheit, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Und da nach der fluges und der Tierwanderungen. Viele Tierarten, allein 70 Vogel­Mutter Goethes die Dummheit ansteckt wie der Schnupfen, hatte er nach Norden aus; eine sehr große Anzahl von Zugvögeln wandelt arten, dehnen ihr Verbreitungsgebiet gegenwärtig immer mehr nicht nötig, um Kundschaft besorgt zu sein, die er gerade in den sich allmählich in Standvögel um, und zahlreiche Arten, die durch oberen Gesellschaftsklassen fand. die Eiszeit nach Osten verdrängt wurden, wandern langsam wieder nach Besten zurück. Auf Grund solcher Tatsachen hält Schuster die Annahme von der Wiederkehr eines wärmeren, subtropischen Klimas für berechtigt.

Branting über Strindberg. Bei einer Gedächmisfeier, die von der Stockholmer Arbeiterschaft anläßlich der zehnten Wiederkehr von Strindbergs Todestag abgehalten wurde, hielt Minister Bran­Wohin wird sich die Menge, für die es kein Kraut gibt, nun ting eine Ansprache, in der er an feine persönliche Bekanntschaft wenden? Wir erinnern uns, wie es vor Jahren der Schäfer A st mit dem Dichter anknüpfte und u. a. folgendes ausführte: war, der die ,, Ebensowenig wie andere seiner Freunde hat mich Strindbergs Menge der Wundergläubigen anzog und Launenhaftigkeit verschont. Ernstliche Mißverständnisse jedoch haben der in seiner Hütte täglich Don Hunderten umlagert niemals zwischen uns bestanden. Mein erstes Zusammentreffen mit war. An solch wunderlichen Käuzen hat es ja nie ge- ihm erfolgte im Jahre 1876, noch vor meinem Abiturium. Deutlich fehlt und an dem noch wunderlicheren Anhang noch weniger. erinnere ich mich noch des Eindrucks, den seine Redeweise und seine Die Schäfer waren ja von jeher die Träger des Wunderglaubens. Worte im vertrauten Kreise machten. Damals aber war er noch Ihr idyllischer Müßiggang verführte sie zu allerlei Träumereien und nicht der vielumstrittene Himmelsstürmer, zu dem er bestimmt war. Phantastereien, und hinter ihrer beschaulichen Ruhe mußte eine stille Erst einige Jahre später trat er mit seinem Buch„ Das rote Zim­Weisheit verborgen sein. Ihre Naturbeobachtung machte sie zu Aufruhr, wie wir ihn seither nicht wieder erlebt haben. Es fam mer" hervor. Als dies Werk veröffentlicht wurde, gab es einen Betterkundigen, von wo es zum Wunderglauben nicht mehr weit zu einer erbitterten Fehde zwischen dem Alter und der Jugend. ist. Jeder dieser Wunderdoktoren hat seine Spezialmittel, und wäh-„ Das rote Zimmer " war das Signal zum Kampf gewefen; bann rend noch vor wenig Jahren im Brandenburgischen ein Schäfer alle folgten eine Reihe anderer Schriften. Jedesmal nahm der Streit Uebel durch die äußere Anwendung von Kubmist bannte, tat bei an Heftigkeit zu, und die Schar der Anhänger Strindbergs wurde einem Schäfer in Schlesien eine altbackene Semmel die gleichen größer und größer. So brach das Jahr 1884 an und mit ihm der heftigste Kampf, in dem schwedische Gerechtigkeit in mißverstandenem Wenn z. B. vor einem Jahre im Württembergischen Männer Eifer beinahe den größten Schriftsteller Schwedens ins Gefängnis geworfen hätte. Der umstrittene Gegenstand war„ Ehe", doch und Frauen aus allen Kreisen jedem versicherten, daß eine mit wurde der Angriff im letzten Augenblick abgeschlagen." Wer diesen dem Namen genau bezeichnete Frau aus der Nachbarschaft in einer literarischen Streit miterlebt hat, vergißt nicht die Tage der Span­Frauenklinik fünf junge Hunde zur Welt gebracht habe, so braucht nung und der aufgepeitschten Leidenschaft, aber auch der brausenden man über die Wundergläubigkeit so weiter Kreise nicht erstaunt zu Huldigungen für den Dichter und den einzig dastehenden Abend Wenn im Schwedischen Theater, an dem Strindberg Gegenstand einer sein. Der Aberglauben treibt die wunderlichsten Blüten. nur der von unheilbarer Krankheit Geplagte zu Wunderkuren und großartigen Huldigung des Stockholmers Publikums war." Quadfa: berei griffe, so wäre es schließlich noch einigermaßen ver- fort, daß die achtziger Jahre nicht nur literarisch, sondern auch Die Sozialdemokraten dürften nicht vergessen, fuhr Branting ständlich, aber der Glaube an wundertätige Geheimmittel ist stärker politisch eine Zeit des Durchbruchs war, in der der Sozialismus als alles fachliche Können. Gaufler und Weltbetrüger finden immer sich zu entwickeln und zu erstarken begann. Strindberg aber

Wunder.

Diese

( Dieses Jahr ist allerdings für diese Theorie nicht sehr ermuti­gend, und auch die Bogelanpaffung wäre noch fein ausschlaggeben­der Beweis, wohl aber eine Hebung der durchschnittlichen Jahres­temperatur.)

Schlucken- Epidemie in Paris . Paris wird wieder einmal vont epidemischen Schlucken heimgesucht, und die Aerzte sind von Patien überlaufen. Glücklicherweise ist die Krankheit auch diesmal mehr ten, die Heilung von dieser unbehaglichen Kranfheit suchen, förmlich unangenehm als gefährlich, doch kommen auch Fälle vor, in denen Batienten ins Krankenhaus geschickt werden mußten. Der epi­demische Schlucken- trat zum erstenmal in größerem Umfang 1919 in Desterreich auf. Im folgenden Sommer zeigte sich die Krankheit an verschiedenen Orten. Die Epidemien dauern gewöhnlich einige Wochen an und enden ebenso rätselhaft, wie sie eingefeht haben.

Spielplanänderung. In der Volksbühne, Theater am

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Bülowplay, wird Sonnabend statt, König Lear"," Der Traum ein eben" und Sonntag nachm. statt„ Ueber die Strait"," Das Kätchen von Zigeunerbaron" anstelle von Robert und Bertram gegeben. Heilbronn " aufgeführt.-Im Deutschen Opernhaus wird Freitag m Ressingmuseum, Brüderstraße 13. Einen Klabund Abend veranstaltet Reinhard Rothe heute 18 Uhr ihrer Arbeiten zu veranstalten, um diese der Struik und dem Publikum Afademie zurüdgewiesenen Künstler haben beschlossen, eine Ausstellung Ausstellung der Zurückgewiefenen. Einige der von der Jurh der vorzuführen. Zurückgewiejene wollen sich an den Maler Schulze- Nose Berlin W. 30, Luitpoldstr. 41, wenden.