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der Neuwahlen nur heschfeinilgot. And dann werden wir selbst Zlachsolger der jetzigen Regierung sein oder Lloyd George kommt mit einer viel kleineren Mehrheit zurück und wird durch unsere Opposition gezwungen sein, em« weit mehr nach links gerichtete Poli- tik zu treiben als bisher." Hat der Bertvag von R a p a l l o Lloyd Georges Stellung erschüttert?" Dieser Bertrag bot der Northclife-Presse einen will- kommenen Vorwand zu einer erneuten nationalistischen Hetze und zu einem verstärkten Kesieltreiben gegen Lloyd George . Die deutschen Argumente für diesen Vertragsschluß haben bei uns wenig Beachtung gefunden, dagegen überschwemmt dieDaily Mail' fast täglich unv heute noch das Land mit Meldungen über militärische Abkommen und Maßnahmen zwischen Deutschland und Sowjetrußland. Jeden- falls hat der Rapallovertrag die Wirkung ausgelbst, daß viele Leute in England, die sich von der französischen Politik bereits abgewandt hatten, darin eine gewisse Rechtfertigung dieser Politik erblicken. Schon aus diesem Grunde betrachte ich den Rapallovertrag als einen politischen Fehler der deutschen Regierung." Es versteht sich von selbst, daß hier ein Mann spricht, der kein Feind Deutschlands und kein Gegner seiner gegenwärtigen Regierung ist, sondern eininternationalerSozialist, der auf Grund seiner in England gemachten Beobachtungen urteilt.

pariser Nationalistenorgie. Paris , 24. Mai. (WTB.) Zu Beginn der heutigen Kammer- s i tz u n g und vor Eintritt In die Tagesordnung versammelte Pvincare die anwesenden Abgeordneten im Sitzungssaal« um sich, um Erklärungen abzugeben, die nicht im amtlichen Bericht er- scheinen sollen. Dies« Klmferenz dauerte 10 Minuten. Da der royalistisch« Abgeordnete Daudet , der über die Zwischenfälle in Gleiwih interpellieren will, nicht anwesend- ist, begründete der Abg. Bau- taille seine Interpellation über den gleichen Gegenstand. Er be- spricht die Explosion eines Munitionsdepots. Der Abg. Le Prooost de Launay behauptet in einem Zwischenruf dem Kommandanten sei wohl bekannt gewesen, daß man das Depot unterminiert habe. Es feien also die Verantwortlichkeiten festzustellen. Poincare sagt: Es sind Strafen ergriffen worden. Abg. Le Prooost erwidert: Wenn das der Fall ist, wäre es gut, sie bekannt zu geben. Der Abg. Boutaille geht alsdann auf die verschiedenen Atten- täte ein, die in Oberschlesien und in Deutschland gegen französische Soldaten begangen worden seien. Von 112 Todesfällen französischer Soldaten in Oberschlesien , die seit Beginn der Okkupation erfolgt seien, seien 71 durch solche Attentate ver- ursacht worden. 1919 Hab« Deutschland für einen getöteten sranzö- fischen Soldaten eine Million gezahlt, 1922 jedoch nur pro Kopf 40 000 M. Der Abgeordnete behauptet, die deutsche Mentalität habe sich seit Jahrhunderten nicht geändert. Das Blut der franzü. fischen Soldaten schreie nach Rache. Auch der Abgeordnete Dallal interpellierte über die Zwischen- fälle in Oberschlesien und bedauerte, daß die Deutschen , die Morde an französischen Soldaten begangen haben, nicht strenger abgeurteilt würden. Ministerpräsident Poincare sagte, die französisch« Regierung könne bei einem internationalen Gerichtshof nicht intervenieren. Hallal: Man hätte die Vergehen nicht einem interalliierten Tribunal, sondern einem französischen Kriegsgericht unterbreiten müssen. Poincarö: Der Vertrag ist formell, und da ich nicht wünsche, daß er in anderen Punkten abgeändert würde, muß ich ihn auch hier genau zur Anwendung bringen. Abgeordneter le Provost ruft dazwischen: Die alliierten Regie- rungen müssen ihren Vertretern bei den interalliierten Gerichten Direktiven geben. Auch hier widerspricht Poincare und beruft sich auf den Text des Vertrages. Das einzige, was Frankreich tun könne, sei, bei seinem Vertreter zu intervenieren.

Unsere Himmelfahrt. Von Paul Gutmann. Vor meinem Haus steht ein blühender Fliederbaum. Die Leute bleiben davor stehen und sagen:Daran ist für mindestens drei- hundert Mark Flieder". In der Nachbarschaft blüht ein Kirschbaum. Er hebt sich vom blauen Himmel wie eine Frühlingswolke ab. Eine Hausfrau spricht zur andern:Nach den kommenden Preisen dürste das für einig« tausend Mark Kirschen geben". Ein Freund redet zu mir: Du wirst dich wundern, wie es in Dahlem aussieht. Da ist endlich ein großzügiger Betrieb eingetreten." Ich gehe noch Dahlem und sehe mir denBetrieb" an. Wo im vergangenen Jahr noch der Blick über grün« Flächen schweifte, wo verschwiegene Talsenkungen das Aug« erfreuten, wo der Wald einsam sein dunkles Geheimnis hütete, steht Bau an Bau, sind mit dem Lineal schnurgerade Straßen ge- zogen, befindet sich endlich das langentbehrte Sckilemmerkaffee. Ich beobachte abends ein Liebespaar in dem dämmerigen Park. Erst haben sie sich sattgeküßt, dann erblickt das Mädchen einen blühenden Magnolienbaum. Sie breitet die Arme aus, als wollte sie ihn umarmen, �und preßt die Lippen auf einen kühlen Blüten- kelch wie aus ein lebendes Wesen. Für sie ist die Natur mit Liebe erfüllt, noch kein Rechenbuch für ein ängstliches Hausfrauen herz. Leonbattista Alberti, der große Baukünstler der Renaissance, war von Liebe für die Natur so erfüllt, daß er beim Anblick eines wogenden Kornfeldes vor Ergriffenheit weinte. Faitst spricht:Du lehrst mich meine Brüder im stillen Busch, in Lust und Wasser kennen." Dieses Gefühl für die Natur, das früher nicht nur in den Künstlern und Dichtern, spndern in fast allen empfindenden Men- fchen lebendig war, bricht heute nur noch in den Festpausen der Seele oder im Liebesrausch der Jugend hervor. Gott ist Geist", lehrt das Ehristentum. Nur im Geistigen können wir Gott oder der Natur nahekommen. Unsere Seelen aber sind vom Schutt der Gewohnheit und vor allem von der Sorge um den täglichen Lebensaufwand erstickt, die Not der Kriegs- und Hungerjahre hat unser Fühlen abgestumpft. Aber in den leuchtenden Tagen um Pfingsten, wo das Grün der Blätter wie Smaragd funkelt, wo die Natur ein duftendes Geschmeide angelegt hat, gegen das die Kleinodien der Reichen lächerlicher Flittertand sind, dämmert dem Stumpfsten unter uns, daß hinter den Dingen ein tiefes Ge- hcimnis liegt. Unsere Armut enthüllt sich als Einbildung gegen- über dem verschwenderischen Reichtum, womit die Natur uns beglückt. Wir mesien die Welt nicht mehr an der Schreckenshöhe der Butter- preise, sondern an den Milliardenschätzen des Frühlings, woran wir alle teilnehmen. Was bedeutet diese Erneuerung, die in uns vorgeht? Nichts anderes, als daß der Geist lebendig wird, daß unser kleines Ich ver- schmilzt mit den Ichs der übrigen Menschen in dankbarer Ergriffen- hcit vor der Schöpfung. Die bürgerliche Weltordnung, die uns zu

Der Abgeordnete Vaklak verlangt, daß deutsche Behörden anwesend seien, wenn die französischen Truppen Operationen vor- nehmen. Ministerpräsident Poincare sagt: Die französischen Truppen werden bald zurückkehren. Es ist nur noch eine Frage von einigen Wochen. Der Abgeordnete Wessier interpellierte alsdann über die Orten- tierung der französischen Politik gegenüber Deutschland nach dem Abschluß des Abkommens von Rapallo . Frankreich habe die Mittel, diese Lage durch Gewalt zu beseitigen. aber nach seiner Ansicht genüge die einfache Besetzung des Ruhr- gebietes nicht. Nach ihm interpellierte der Abgeordnete Molinie über die Innen- und Außenpolitik der Regierung, besonders über die Kon« ferenz von Genua . Frankreich , so erklärt Molinie, wolle keine Hegemonie, es wolle aber auch keine Politik nach dem System Caillaux . Er bedauert, daß die Regierung Clemenceaus es ver- nachlässigt habe, den Krieg mit Frankreichs Alliierten vorzubereiten. Sie habe es verabsäumt, am Rhein die erforderlichen Garantien zu fordern, habe auch nicht über die These des wirtschaftlichen Me- terialismus Englands und Amerikas gesiegt. Der englische Welt- beherrschungsgedanke hätte die Konferenz von Genua beherrscht. In Genua habe man mit einem neuen Pangermanismus zu kämpfen gehabt, der in Berlin , Moskau und Angara im Entstehen begriffen fei. Der Friedensvertrag schleppe wie eine Kriegskrank- heit die Klausel mit sich herum, die die Einmütigkeit der Signatare verlange, um irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Das verstehe das französische Volt nicht mehr. Abg. Marc Sangnier erklärt, die Konferenz von Genua habe den Eindruck der Unsicherheit und der Beunruhigung zurückgelasien, aber das Volk kümmere sich nicht darum. Haag scheine die letzte Hoff- nung zu sein, aber er befürchte, daß auch dies« eine neue Eni- töuschung werde. Ministerpräsident Poincare verlangt Aufklärungen über die Kon- Zessionen, die seine Regierung gemacht habe. Marc Sangnier antwortet: Ihre Regierung fft ohne Kon- Zessionen gemacht zu haben, notwendigerweise solidarisch mit den voraufgegangenen Regierungen. Man hätte in Genua sich nicht mit den Sowjets begegnen dürfen, und man hätte sich so ein- richten müssen, daß nicht der Sieger bezahle. Trotz der Worte Briands, daß man Deutschland die Hand an den Halskragen legen wolle, habe man niemals die starke Art zur Anwendung gebracht. Sangnier erklärte weiter, diese schwankende Politik habe Kritik hervorgerufen, das friedliche Frankreich sei in den Ruf gekommen, imperialistisch zu sein. Nach Genua marschiere Belgien allein im vollkommenen Einver» ständnis mit Frankreich . Poincare ruft dazwischen: Die Vereinigten Staaten scheinen unsere Haltung nicht gebilligt zu haben. Der Sozialist Pressemaue ruft: Wenn sie die Ruhr besetzen, wer- den sie das sehen! Abg. Sangnier fährt fort: Die Gefahr ist ungeheuer, weil der Vertrag von Versailles vollkommen auf der interalliierten Solidarität beruhe und diese Solidarität bedroht ist. Frankreich dürfe nicht das Geld ausgeben, auf das es ein Anrecht habe, um Rußland und Deutschland wieder aufrichten zu helfen. Das R e- parationsproblem sei etwas anderes als der Aufbau Eu- ropas , aber man sage, man würde die Reparationen nur erzielen, wenn das europäische Wiederaufbauproblem gelöst sei. Auch das rühre von der Solidarität der Alliierten her. Solle Frankreich immer die Rolle des Gläubigers spielen, der dem Schuld- ner nur seine Rechnung hinhalle? Es sei sehr wichtig, daß unter den Völkern die Solidarität wieder aufgerichtet werde. Er komme von einer Reise nach Deutschland zurück. Nach seiner Ansicht beruhe die Gefahr weniger in einer Angriffsdrohung Veuffch- lands, als in den Wirtschaftskämpfen, die kommen würden. Frank- reich ziehe die guten Friedensabsichten Deuffctsiand» nicht genügend in Betracht. Poincarö: Sie sind glücklicherweise ohne Macht. Sangnier: Man müsse sie ermutigen, anstatt das Gegenteil zu tun. Poincare : Ich habe immer diejenigen Deutschen geschont, die

Sklaven des Eigentums gemacht hat, weicht einer höheren Well- ordnung, wo nur das Fühlen den Menschen abstempelt und ihn zum Gen offen aller Mitfühlenden erhebt. Aus der Welt des Geldes steigen wir auf zur Welt persönlicher Geltung. Je mehr wir emp- finden, um so reicher sind wir. Hinaus aus der Welt der Lebensmittelpreise, der alltäglichen Sorgen! Laßt uns aus diesen Tiefen auffteigen zum Bewußtsein unseres geistigen Menschentums sei«» nur auf Stunden, zur lieber Windung bürgerlicher Eng« durch da« lebendige Gefühl der Verbundenheit mit dem All. Ein blühender Kirschbaum, der dein Gefühl bereichert und deine Liebe für die Mitmenschen erhöht, ist größerer Reichtum für dich ol» ein Garten voll sruchttragender Bäume für den kallherzigen Besitzer. Besitz ist wertlos. Der Geist ist das wahr« Leben.

Memoire». Don P. H a u p t./ Setzen sich hin und schreiben ihre Kriegserinnerungcn nieder: die Generäle, die Diplomaten, die Hoheiten a. D. Der eine beweist haarscharf: die Juden haben die Front er- dolcht.(Nur nicht die, deren Namen in seinem Stammbaum stehen.) Der andere fügt hinzu: und die H.e i m a t.(Nur nicht die, die auf seinen und seinesgleichen Riesengütern saßen und für die Volksernährungselbstversorgten".) Der dritte doziert wichtig: man vergeffe die Etappe nicht. (Er warFront", auf deutfch: Großes Hauptquartier.), Und Hoheit prahlt: Hätte man mich an der Spitze(auf deutsch : im Oberkommando) meiner Truppen gegen die revoltierende Heimat marschieren lassen, hätte das Äolk seinen Kaiser(nicht etwa: ich meinen Thron) noch heute. Sie schreiben sich die Finger wund, reden und reden und schwören: wir sind es nicht gewesen....l *, Steht irgendwo am Weltstadtbahnhof. in eine Ecke gedrückt, an der der Menschenstrom vorüberbraust, ein Armloser. Trägt ein Schild an der Brust, auf dem steht: Verstümmelt an der Somme. Frau an Unterernährung im Wochenbett gestorben. Junge vergiftet in der Giftgasfabrik von---" Steht dort bei Wind und Wetter. Bellell. Hat keine einzige Zeile Memoiren, keine einzige zum Thema Fronterdolchung noch geschrieben. Ist aber mehr und Wahrere» über den Krieg als olle die dick- leibigen Memoirenbände der Generäle, Diplomaten und Hoheiten zusammengenommen. Vielleicht aber wird man ihn nächstens verhaften wegenun- befugten Bettelns". Wann wird man die M e m o i r e n fchr e i b e r be- langen wegenunbefugten Bettelns" um die Volksgunst?

aufrichtig pazifistisch sind, und jüngst in Straßburg habe ich von den Alldeutschen gesprochen, um von dem Kriegsgeist zu reden, der in einer großen Zahl, ja unglücklicherweise in den meisten Deutschen steckt. Sangnier erinnert daran, daß Ministerpräsident Poincare jüngst erklärt habe, daß Deutschland weder moralisch noch materiell abge- rüstet habe, während die Berichte der Sachverständigen das Gegen- teil festgestellt hätten. Ministerpräsident poincare ruft dazwischen: Die Sachverstän- digen haben so wenig die Entwaffnung Deutschlands festgestellt, daß die Alliierten Deutschland die Verlängerung der inter - alliierten Kontrolle angekündigt haben. Abg. Gerald erklärt: Sie müßten, da sie von Deuffchland kommen, wissen, daß alle deutschen Lehrer jeden Tag den Kindern predigen, wir hätten Deutschland Posen, Oberschlesien und Elsaß- Lothringen geraubt. Abg. Sangnier bleibt dabei, daß es Deutsche gibt, die den Frie- den wollen, und verlangt vom Ministerpräsidenten, daß er sie nicht entmutige. Poincare erklärt, Hr könne nicht sagen lassen, daß er versuche, die Pazifisten in Deutschland zu ermutigen. In Straßburg habe er gesagt: Wir haben Elsaß und Lothringen wieder genommen, man wird sie uns nicht wieder entreißen. Sangnier hätte ja beobachten können, welche Aufnahm« diese einfachen französischen Worte in der gesamten deutschen Presse gefunden hätten. Der Abg. Sangnier, der durch seine Ausführungen Unruhe im Hause hervorruft, sucht im weiteren Verlauf seiner Rede zu be- weisen, daß es in Deutschland tatsächlich aufrichtige Pazifisten gibt. Es sei kein Friede möglich, solange Frankreich und Deutschland sich nicht ausgesöhnt hätten. Der Abgeordnete erinnert an die Worte des Papstes, der gesagt habe, der Friede könne nur durch die Aus- söhnung der Menschen erfolgen, und er bedauert es, daß wegen dieser Worte der Papst alsBoche" beschimpft worden sei. Die weitere Rede geht in der Unruhe des Hauses unter. Endlich erklärt Sangnier, daß er durch feine Reise nach Deutschland ein Wert der Brüderlichkeit vollbracht habe. Die Debatte wird auf Freitag vertagt.

vergebliche Hoffnungen? Die geforderte Hilfsaktion für die deutsche Preffe läßt noch immer auf sich warten. Ueber die Gründe der Verzögerung, die zugleich dem Zeitungsgewerbe eine neue Erschwerung seiner Existenz bringt, hat der Reichswirtschastsminister Ge- nosie Robert E ch m i d t in seiner großen Reichstagsrede einige Andeutungen gemacht. Ueber Maßnahmen, die den Preis des Druckpapiers wesentlich zu verringern geeignet sind. schweben noch immer Verhandlungen mit den Länder n. Es scheint also, daß diese, die größten Holzproduzenten, nur ungern auf einen Teil ihrer Gewinne aus dem Holz- verkauf verzichten wollen, der eine Senkung der Fabri- kationskosten für Druckpapier ermöglichen könnte. Nachdem der Versuch, dieGewinnedesZellstoff-undDruck- Sapierexports in großem Umfange heranzuziehen, an em Widerstand der Außenhandelsstelle gescheitert ist, sucht man nach neuen Mitteln, wenigstens einen Teil dieser auf Kosten der Gesamtheit gehenden Profite zu erfassen. Auch hier muh es befremden, daß die Beratungen soviel Zeit in An- spruch nehmen. Ist doch in der Erhöhung der Ausfuhrge- bühren die Möglichkeit gegeben, Mittel für die Verbilligung des Druckpapiers im Inland zu bekommen. Jedenfalls sinkt mit jeoem Tage weiterer Verzögerung die Hoffnung auf eine wirklich durchgreifende Htlfe. Die Not des Zeitungsgewerbes, insbesondere der Arbeiterpresse, wird soweit eine Verschlimmerung überhaupt noch möglich ist immer drückender. Wieder werden die Leser neue Er- böhungen der Bezugspreise tragen müssen, erneut ist die Ge- sahr des Abonnentenschwundes bei vielen, besonders bei kleine- ren Zeitungen, in bedrohliche Nähe gerückt. Warum muß denn immer dann so lange und bedächtig beraten werden, wenn schnellste Abhilfe nottut?

Zu das südlndische Paradies führte Dr. Hermann von Staden in der Urania feine Zuhörer und Zuschauer. Ein- gehend sprach er über das Zentralgebiet der östlichen Erdhälfte, über dieses Stück Indien zwischen Malabar- und Koromandelküste. Süd- indien hat eine ganz eigenartige Vegetation, eine in sich geschlossene Bevölkerung und eine der merkwürdigsten Kulturen der ganzen Erde. In dem in absehbarer Zeit freiwerdenden Indien wird aber gerade Südindien, durch seine Lage bedingt, eine ganz besondere Rolle spielen. Von den portugiesischen Kolonisationsunternehmun- gen findet man dort nur noch ganz klägliche Ueberreste. Die Por- tugiesen wollten nur herrschen und ausbeuten und verloren dadurch den moralischen Boden. Viel Ueberraschungen boten die gezeigten Lichtbilder, sie führten in das Land der Bäume mit Luftwurzeln, man hörte von einem Baum, der schon 2S0 Jahre v. Chr. lebte und heute als gehütetes Heiligtum der Buddhisten noch existiert. Man sah gewaltige Laub- wälder mit zahlreichen Baumarten, von denen etliche die Höhe von 60 Metern und noch mehr erreichen. Tamarinde und Mangobaum schmücken die Gärten. Der Urwald beherbergt ein überreiches Tier- leben: Tiger, Leoparden, Panther. 240 Arten von Schlangen, darunter 80 giftige, den Urstier, Elefanten, Asien und Krokodile. Die Forscher dringen auf Elefantenpfaden in den Urwald. Inter - effante Bilder zeigte auch das Werden eines Reisfeldes, dessen An- bau die fleißigen Inder mühsam betreiben. Der wilde Elefant ist sehr gefürchtet, weil er Reisfelder und Bäume, Häuser und Menschen einfach niedertrampelt. England hat seine Handelsintereffen den wirtschaftlichen Interessen Indiens vorangestellt. Doch sind die Völker Indiens , 230 Millionen Hindus, 70 Millionen Mohammedaner, geistig selbständig. Süd- indien ist das Land gewaltiger Tempel, die ohne irgendeine«uro- päische Anregung, in absoluter Geschlossenheit der Hindu-Kultur er- baut sind und noch heute als Ausdruck eines noch lebenden Kultur- willens den Beschauer überwältigen. e. b.

Tribüne-. Die Sommerspielzeit lkünlllerilche Leitung: Hilda Landes) wird Ende de» Monats mit einem Heinrich. Mann- Abend eröffnet. Zur Aufföbrung gelangen die drei EinakterDie Un- schuldige',.Der Tyrann',.Varietö'. Regie: E m i l L i n d. Deutsche »kriedenSgcscllschaft(Ortsgruppe Berlin ). Freitag 7 Uhr im Büraerlaal des RatdauseS. Köniqstrahe, Vortrag von Dr. Echwellcnbach über:Religiöser und wissenschasllicher Pazifismus-. Die Berliner Oer in Bafel. Di- vom Baseler Stadttbeater im Rahmen der internationalen Fe st spiele vom l7 bis SO. Mai veranstalteten Auitübrungen mit den ersten Kräjtcn der Berliner Siaat». oper haben einen sür die dintsche Kunst hervorragenden Verlaus und einen anherordenilich starken Ersolg bei Kritik und Publikum gehabt. Begeben wurden unter Schillings Leitung, M o n a L i s a- und ein Konzert und unter Dr. SliedrvS LeitungDer Barbier von Bagdad- In der neuen Berliner Einrichtung. DaS Sterben der Sowjetprefie. Don mehr al» 1000 Sowset- blättern, die im Herbst 192t in Rujlland erschienen sind, bestanden nach einer amtlichen Feststellung am l. Januar 1922 noch 8 Ol), am 1. März noch 882, am 1. April noch 362 und am t. Mai nur noch 338. Der Grund dieses Eingehens zahlreicher Sowsetblätter ist der. das; die Sowjetregierung die Zuschüsse nicht mehr bezahlen kann. Die Sowjetregierung hat jedoch erklärt, dag sie alle» daran setzen wird, wenigstens 283 Zeitungen, darunter 74 Provinzblätter, aus jeden Fall zu erhallen.