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britannisches Bündnis hätte da helfen können; die Umgestaltung der Kriegstechnik wird die Adriafragc lösen, wie wir das seiner- zeit bei Wertung des italienisch-jugoslawischen Abkommens vorausgesehen hatten. Und wo sollte die Gemeinsamkeit der Mittetmeerinteressen liegen? England hat große finanzielle Interessen in Griechenland und stützt dieses gegen die Türkei , deren nationalistische und pantürkische (temalistische) Bewegung es mit Rücksicht auf ihre Rückschläge, namentlich auf Britisch-Jndien, fürchtet. Italien dagegen hat, ganz abgesehen von einer tiefwurzelnden nationalen Anti- pathie gegen die Griechen, Interesse daran, mit den Türken gute Nachbarschaft zu halten, aus Rücksicht auf seine Ausfuhr, auf die Lage in Libyen usw. Was Italien und England heute solidarisch macht, ist das Interesse am Frieden in Europa . Die fran- zösische Politik, die es darauf abgesehen hat, Deutschland immer mehr zu schwächen und womöglich das Gefüge der deutschen Reichseinheit zu erschüttern, ist eine unmittelbare Drohung für Italien und England. Die separatistischen Zwecke, die Frankreich gegenüber Deutschland verfolgt, wie sie in dem Be- streben zutage treten, Bayern loszulösen und den Anschluß Deutschösterreichs zu verhüten, bedeuten für Italien ein Gra- vitiercn dieser Staaten mach der Adria, anstatt nach der Nord- see. Gleichzeitig arbeitet Frankreich daran, den slawischen Grenzstaaten an Deutschlands Ostgkenze und um Deutschöster- reich eine militärische Leistungsfähigkeit zu geben, die einem Lande wie Italien , das ernstlich abrüsten will und im Jnter- esse seiner Finanzen abrüsten soll, durchaus nicht gleichgültig sein kann. Für England, das seine Macht und seine Jnsellage von solchen hausbackenen Sorgen befreit und das sich eine zeitlich weitere Räume umfasiende Politik leisten kann, be- deutet Frankreichs Streben, Deutschland wirtschaftlich lahmzu- legen, die Gefahr, Deutschland und Rußland auf- einander anzuweisen und eine neue Machtgruppie- r u n g in Europa heraufzubeschwören, die vielleicht wider- natürlich und kulturgefährdcnd wäre, nicht durch gemeinsame Aufgabe und innere Verwandtschaft, sondern nur durch ge- meinsame Not zusammengeschweißt, die aber sicher den Keim zu großer materieller Macht m sich trüge, eine neue nach Vor- Herrschaft strebende Gruppe mis den Plan führte und sicher dem armen, kriegsmüden Europa nicht den Frieden brächte, sondern das Schwert. Die Annäherung zwischen Italien und England erwächst direkt aus ihrem gemeinsamen Interesse am Frieden, im Gegensatz zu dem Willen Frankreichs , der vielleicht nicht auf den Krieg zielt, aber doch auf die Schaffung einer Sachlage, aus der naturnotwendig neue Kriege entspringen würden. Dieser Gegensatz innerhalb der Entente wird sie nicht sprengen, da sie übermächtige militärische und finanzielle Interessen zu- sammenhalten. Er zeigt aber deutlich, was ja in der Natur der Dinge liegt, daß eine EinheitsfrontderEntente seit dem Ende des Krieges nicht mehr existiert. Die Entente schließt heute zwei Gruppen ein: die englisch -italienische will den Frieden in Europa , Frankreich und seine Gefolg- staaten wollen die wirtschaftliche Erwürgung Deutschlands und als ihre Folge Zustände, die schlimmer sind als der Krieg und in einen Krieg ausmünden müssen.

Immer wieder Sapern! Ausschreitungen gegen Gntenteofsiziere. München , 27. Mal. Die Korrespondenz choffnurnn meldet: Zlm 26. Mai sollte die Landespolizei in Lcmdshut durch Mitglieder ds? Interalliierten Kontrollkommission in München kontrolliert werden. Dabei kam es an der Polizeikaserne, vor deren Eingang ein Kraftwagen mit interalliierten Offizieren und einem deutschen Begleitoffizier(sämtlich in Zivil) hielt, zur Ansammlung einer größeren Menschenmenge, die ihren Unmut über die beab- sichtigte Kontrolle durch erreg e Zurufe zum Ausdruck brachte. Angesichts der drohenden Haltung der immer mehr anwachsenden Volksmenge fuhren die Vertreter der Interalliierten Kontrollkom- Mission unverrichteter Dinge nach München zurück. Der

§ ganze Vorgang dauerte wenige Minute». Zu Mlksichkeven gegen die ausländischen Offiziere kam es nicht. Man scheint es sich in Bayern alsnationales' Verdienst an- zurechnen, wenn man den pomcaristischen Hetzern gegen Deutschland immer mehr neues Material gibt. Die hohlköpfigkeit dieser Leute, die gar nicht begreifen, welchen Schaden für das gesamte deutsche Volk sie mit ihren Exzessen anrichten, wäre unbegreiflich, wenn nicht ein« gewisse Erklärung im Verhalten der bayerischen R e- gierung läge, die unentwegt die nationalistische Radaupolitik ermutigt.

Rhemftaat unter englischem Protektorat? Berlin . 27. Mai. Wie die TU. aus absolut zuverlässiger Quelle erführt, haben aus Besorgnis vor dem geplanten französischen Gewaltstreich zur Losreißung des Rhsinlandes vom Deutschen Reich führende rheinländische Persönlichkeiten seit Monaten Verhandlun» gen mit unverantwortlichen englischen Stellen ge- pflogen mit dem Endziel der Errichtung einer rheinischen S ch e in r e p u b l i k auf Jahre unter englischem Protektorat. Diese Republik soll einen eigenen Präsidenten und eigene Verwaltung erhalten und mit dem Reiche durch Zoll- union und Gemeinsamkeit der öffentlich-rechtlichen Einrichtungen verbunden bleiben. In diesem Zusammenhang werden die Namen von dem Oberbürgermeister von Köln , Adenauer , dem Pro- tektor der Universität Köln , Eckert, dem Leiter des Volksbildungs- wefens, Bender, und einer Reihe höherer Beamte genannt. Es heißt, daß sowohl die R e i ch s r e g i e r u n g, die Führer der freien Gewerkschaften und die politische Polizei von diesen Ver- Handlungen seit längerer Zeit Kenntnis hätten. Matzgebende rheinische Kreise bemerken dazu, datz die Persönlichkeiten aus lauter st en nationalen Beweggründen zu handeln glauben. Sie seien sich aber nicht darüber klar, daß die Ausfüh- rung eines solchen Planes eine viel ernstere Gefahr für den Fortbestand eines deutschen Rheinlandes und des Deutschen Reiches bedeute, als ein französischer Gewaltstreich. Sie übersähen vor allem das Element der völligen Unzuverlässigkeit solcher Der- sicherungen von nicht autorisierter englischer Seite, eine Unzuver- lässigkeit, die durch die Scheu vor dem Lichte der öffentlichen Ver­antwortlichkeit unterstrichen würde. Eine Aeußerung der Reichsregierung zu diesem etwas phantastisch klingenden Bericht erscheint uns um so dringender geboten, als, nach der Behauptung der TU., sie unterrichtet sein müßte. Amerikas Rheinbesetzung überflüssig und doch nötig! Koblenz . 27. Mai.(MTB.) Das Kongreßmitglied A. Col­li ns, Vertreter des Staates Mississippi im Kongreß, erklärte gestern, kurz bevor der DampferGoome" den Hafen von Antwerpen ver- ließ, er befürworte, daß die amerikanischen Truppen am Rhein bleiben, weil sie durch ihre Anwesenheit einen neuen Krieg unmöglich machen. Die Besetzung des Rheinlandes fei über- flüssig, aber bei der allgemeinen Lage der Dinge müßten die amerikanischen Truppen aus den oben genannten Gründen am Rhein bleiben. Nach seiner Ansicht wird eine Truppe von Sl» Mann einschließliich Offiziere genügen, um die Vereinigten Staaten in Europa würdig zu vertreten.

Zum Ausgang ües Metallarbeiterkampfes. Die nächste Ausgabe derMetallarbeiter-Zeitung" bringt eine eingehende Darstellung des Verlaufs und eine Würdigung des Er- folges des Riesenkampfes in der süddeutschen Metallindustrie aus der Feder des Verbcmdsvorsitzenden Robert Dißmann . Wir entnehmen daraus den folgenden Schlußabschnitt: Als der Kampf begann, wußten wir, datz er ein überaus harter und schwerer sein werde. Und doch haben wir keinen Augenblick gezaudert, ihn aufzunehmen. Wir konnten uns nicht einem ein- fachen Dittat unterwerfen, es war unmöglich, Schiedssprüche anzu­nehmen, die einseitig das Verlangen der Unternehmer erfüllten, jedoch die berechtigten Forderungen der Arbeiter ignorierten. Welche Vorwürfe hätten uns getroffen, welche Folgen hätte es gegeben, wenn wir kämpf- und bedingungslos die von<6 auf �8 Stunden verlängerte Arbeitszeit geschluckt hätten? Daß wir in Sachen der

Zwifthen Monarchie unö volksstaat. Bon Alwin Rudolph. Memoiren sind heute die beliebten Senfationswerk« tm Buch- Handel: sie erscheinen gleich in einem halben Hunderttausend auf dem Markt, nur müssen sie von einem großen Namen getragen sein, wenn ihr Ruhm cnich etwas fragwürdig ist. Die Reklame sorgt dafür, daß der Anschein erweckt werde, es handle sich um die er- fchütternosten Enthüllungen. Irgend eine Sensation wird angekün- digt, zehn andere verwahren sich dagegen und brandmarken die Ent- hüllung als Lüge, aber der Absatz der SO OOO ist gesichert. In wohltuendem Gegensatz zu dieser Literatur steht das schon äußerlich bescheiden auftretende Werk unseres Genossen Wilhelm BlasBon der Monarchie zum Volks st aat"(Vergers Literarisches Bureau, Stuttgart ). Schlicht und sachlich gehalten steht es fern aller Sensation und ist beinahe nicht mehr als ein einfacher Bericht. Und obwohl es nur die eigenen Erlebnisse und Eindrücke schildert, so tritt doch die Person völlig zurück. Bei Beginn der Er- eignisfe hatte Genosse Blas keinerlei Amt; er hielt sich deshalb auch geflissentlich fern, bis man ihn rief. Dann aber war er zur Stelle und fetzte sich mit seinen Kenntnissen und Erfahrungen ein. Er hat sich aber auch nicht abseits gehalten, sondern ist in der Frühe des 9. November in Stuttgart auf die Straße gegangen, wo vor dem alten Schloß Volksversammlungen stattfanden, die einstimmig die sozialdemokratische Republik proklamierten. Vom Königspalast wurde die Fahne eingezogen und die rote Fahne gehißt, wobei ein sich widersetzender Leutnant blutig geschlagen wurde,das einzige Blut, das am 9. November in Stuttgart vergossen wurde'. Bon der ersten Sitzung der Revolutionsparteien erzählt er dann: Im großen Ausschußzimmer, das völlig überfüllt war, tagten Ber- treter der beiden sozialdemokratischen Parteien, der Gewerkschaften und des Soldatenrates: dazu waren noch eine Anzahl anderer an der Arbeiterbewegung beteiligter Personen gekommen. Kaum hatten wir noch Platz bekommen.' Was sich hier begab oder nicht ereignete ist wert, fest­gehalten zu werden.Die Physiognomie dieser bedeutsamen Sitzung hat sich meinem Geiste besonders eingeprägt. Auch hier vermißte ich den Hauch revolutionärer Beigeisterung, den man doch hätte er- warten dürfen: auch hier drückte sich unverkennbar eine Stimmung aus, die man vielfach als Ratlosigkeit bezeichnen konnte. Diejenigen, welche redeten, bemühten sich durchweg sichtlich, an der Hauptsache vorbeizureden. Sogar eine sehr bekannte, bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit in den geschwollensten und blutrünstigsten Revolutionsphrasen schwelgende weibliche Persönlichkeit blieb stumm. Man drängte mich, eine Ansprache zu halten, und schließlich tat ich es. Ich erinnerte die Versammlung, die zum Teil ihre historische Mission nicht zu erfassen schien, daran, daß ihr durch die Revolution die öffentliche Gewalt in den Schoß gefallen sei. Wenn sie diese Gewalt nicht festhalte, so würden sich andere derselben bemächtigen. Ich verwies auf das Beispiel früherer Revolutionen und sagte:Sie müssen eine provisorische Regierung bilden und diese Regierung muß vor allen Dingen darauf bedacht sein, sich eine Machtstellung zu sichern.'

Meine Rede wurde nicht mit Begeisterung, aber mit allge­meiner Zustimmung ausgenommen. Das Stichwort war gegeben.' Blas wurde nach anfänglicher Weigerung auf allgemeines Drängen, wobei auch der Unabhängige Crifpien tüchtig half, Präsident der provisorischen Regierung, ohne datz er an eine solche Wirkung seiner Rede gedacht hatte.Zu Betrachtungen über die Verantwortlichkeit, die ich in dieser kritischen Stunde auf mich genommen, blieb mir momentan keine Zeit. Es galt nun zu han- deln. Zunächst war da» Ministerium zu oervollständigen. Die Ver- sammlung ernannte für das Aeußere mich, für das Innere Crifpien von den Unabhängigen, für die Justiz Mattutat, für das Kultusministerium Heymann, für das Kriegsministerium Schreiner und für die Finanzen Thalbeimer(die beiden letzteren von den Un- abhängigen). Lindemann, der nicht anwesend war, wurde für das Arbeitsministerium bestimmt. Das Verkehrswesen sollte auf Vor- schlag Keils vom Aeußeren abgetrennt und selbständig organisiert werden. Crispien sollte mit mir zusammen im Ministerium den Vor- sitz haben: er hat aber niemals Anspruch darauf gemacht.' Mitten im Ausarbeiten der Proklamation erschien der General- stab im Saalund stellte sich der Revolutionsregierung zur Ver- fügung'. Fast zugleich kamen zwei einfache Landwehrleute, die im Auftrage des von allen verlassenen Königs um einen Schutzbrief baten, der anstandslos ausgestellt wurde. Bios stellt unzweifelhaft fest, daß es um die Person des Königs zu keinerlei Zwischenfällen gekommen ist und ihm niemand zu nahe getreten ist. Was weiter geschah, ist wieder recht interessant:Die Prosta- mation kam mit vieler Mühe unter den sich drängenden und stoßen- den Menschen zustande. Jetzt machte sich auch die Kommunistin Zundel(Zetkin ) damals noch unabhängig, wenn ich recht weiß bemerkbar und wollte mir einen langen Wisch voll fürchter- sicher Phrasen aufdrängen, die in die Prostamation hinein sollten. Ich lehnte diese Zumutung entschieden ab: nur die letzten drei Zeilen stammen aus ihrem Manuskript." Es handelte sich um einen brüder- lichen Gruß an die Arbeiter und Soldaten aller Länder mit der Auf- forderung, dem revolutionären deutschen Boll zu Helsen , einen bal- digen, dauernden Frieden der Gerechtigkeit herbeizuführen. In der Proklamation hat sich die provisorische Regierung für die Einberufung der Landesversammlung erklärt unter Zustimmung der Unabhängigen Crispien und Schreiner , die diese Proklamation unterschrieben.Später behauptete Crispien, er sei für dieDilta- tur des Proletariats' eingetreten, was eine grobe Unwahrheit ist.' Noch in derselben Nacht begannen die Umtriebe der Spartakisten: Thalheimer wollte die Regierung von allem, was nicht mindestens unabhängig war,säubern": der Erfolg war, daß er der Säube- rung zum Opfer fiel. Der heute so prinzipienfeste Crispien setzte sich damals sogar für eine Erweiterung der Regierung ein unter Zu- ziehung bürgerlicher Minister und brachte mit der Vertretung dieser Forderung den Spartakisten g««ine groß« Niederlage bei. Crispien, der später die Diktatur forderte und heute die rein sozialistische Re- girung verlangt, hat sich soaar mit Bürgerlichen in die Regierung des Schwabenlandes geteilt nud mit Umen eine Proklamation unter­schrieben, die im Namen des Volkes dem König den Dank aus- spricht, daer in allen seinen Handlungen von der Liebe zur 5)ei- mat und zum Volke getragen war' und er und seineGemahlin in Werken der Nächstenliebe stets edel und hilfreich gehandelt hat",

Arbestszest gegen Wind»nd Wetker kämpfien mutzten, war uns bewußt. Kein Schiedsspruch, der nicht 48 Stunden festlegte, keine amtliche Stelle, die nicht auf 48 Stunden eingestellt ist. Die Unternehmer hatten sich auf die 48stün8ige Wochenarbeitszeit fest- gebissen. Sie begründeten ihr Verlangen mit dem Hinweis, daß bei der übergroßen Mehrheit der deutschen Industrie die 48-Stunden. Woche gelte und daß in Süddeutschland selbst ein Teil der Metall. arbeiter ebenfalls 48 Stunden arbeite. Mit dieser Tatsache mußten wir leider rechnen. Das hat den Kampf unserer süodeut- schen Kollegen ungeheuer erschwert. Dies mußte uns nach 10- bis 13wöchigem Kampfs veranlassen, der Einigungsformel zuzustimmen, die in letzter Stunde vom bayerischen Ministerium vorgeschlagen wurde. Doch bildete die Frage, ob 46-, 47- oder 48stündige Ar- beitswoche keineswegs den einzigen Streitpunkt dieses großen Kampfes. Die Gefamkregelung des Arbeits- und Lohnverhällnisses stand im Vordergrund. Die Kernfrage war: Sollen die Arbeiter und ihre Organifakioncn als gleichberechligler und mitbestimmender Faktor bei Regelung aller Fragen des Lohn- und Arbeitsverhält- nisses anerkannt werden oder haben sie einfach hinzunehmen, was ihnen von llnlernchmerfcite angeboten oder durch den Schiedsspruch einer einscisig beeinflußten. Schlichtungsstelle' vorgelegt wird? Das muß beachtet werden. Wie sieht da dieNiederlage" unserer süd- deutschen Kollegen aus? Die Kollcktivabkommen der Kampfgebiete brachten eine Neu- regelung des Arbeitsverhältnisses, dem wir zustimmen konnten. In der Lohnfrage mögen die Zahlen sprechen. Der jedem erwachsenen Facharbeiter im Lohn garantierte Stundenverdienst(nicht einge- rechnet besondere Zulagen einzelner Arbeitergruppen, soziale Zu- lagen usw.) betrug in: im Januar 1322 setzt Bayern ..... 10,10 Mk. 23, Ml.(bis Ende Juni) Württemberg ... 8.33, 22,05 w,,. Mannheim .... 12,, 26,10,»,. Frankfurt a. M... 12,30. 22,.. Mai. für Juni werden neue Löhne festgesetzt) Nimmt semand an, daß uns diese Löhne kampflos zugestanden worden wären? Sehen diese Abmachungen nach einerNiederlage" der süddeutschen Metallarbeiter aus? Glauben jene fchrift- und rede- gewandten Leutchen, derenGewerkschaftsarbeit" sich im Parole- machen und in Verkündunggewerkschaftlicher Niederlagen' er- schöpft, daß sich die Unternehmer, falls sieSieger" in einem monatelangen Kampfe geblieben wären, eine Woche und länger mit demBesiegten" an den Verhandlungstisch gesetzt und dem Besiegten in einer Reihe von Fragen teilweise erhebliche Zugeständnisse gc- macht hätten? Jeder gewerkschaftliche A-B-C-Echütze weiß, daß der Sieger dem Besiegten dann einfach seine Bedingungen diktiert... Wie die Kämpfenden selber das Ergebnis des Kampfes ein- schätzen, beweisen die Zahlen ihrer Abstimmung. In Bayern stimmten für Annahme 29 157 Kollegen, dagegen 5600. Im Frank- f u r t e r Bezirk stimmten etwa 80 Proz. für Annahme, in Mann» heim etwa 65 Proz. und in Württemberg etwa 75 Proz. für die Annahme der Vergleichsvorschläge.... So denken die Kämpfer über das Ergebnis, die in vielwöchigem Kampfe ihre eigen« Haut zu Markte trugen, unbekümmert ihrer poli- tischen Einstellung. Der Deutsche Metallarbeiterverband hat eine schwere Be- lastungsprobe bestanden. Der lange Kampf hat große Anforderungen an uns gestellt. Doch dank der Mittel des Verbandes und der Hilf« der Kollegen des Reiches war er in der Lage, den kämpfenden Massen die Untersstützung in vollem Maße zu sichern. Volle Auer- k e n n un g verdienen unsere süddeutschen Kollegen, die diesen Kampf geführt, die schwersten persönlichen Opfer auf sich genommen und in ungebrochener Kampfesfront ausharrten bis zum Abschluß des großen Ringens. Ais aufrechte Kämpfer, in geschlossenen Reihen kehren sie in die Betriebe zurück. « (Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß unser Drahtbericht au» München , der dem Leitartikel über dasKampf-Ende in Süd- d e u t i ch l a n d' in Nr. 239 desVorwärts" vorangestellt war, einen Fehlsr enthielt; insofern es hieß, für die letzten beiden Stunden fei ein Zuschlag zu bezahlen. In dem Artikel selbst war der Eini- gungstert richtig angegeben, wonach nurfürdie4 8. Wochen- arbeite st unde ein Zuschlag in der Höhe zu bezahlen ist, wie er für Ueberstimden tariflich vereinbart ist, während die 47. Stunde als gewöhnliche Arbeitsstunde bezahlt wird. Da dieser Fehler in dem Telegramm demVorwärts" in etlichen Bettieben angekreidet wurde, was uns erst jetzt mitgeteilt wurde, fei er hiermit richtig- gestellt. D. Red.)

hänfel und Grclel' für die Jugend. Dem um Belehrung be- sonders sich bemühenden Jugendamt Neukölln war es ge- lungen, die S t a a t s o pss> r für eine Nachmittagsvorstellung zu be- kommen, und so sah das alte Haus vermutlich zum erstenmal eine Zuhörerschaft, die stch zu 95 Proz. au» Kindern zus«mmens«dte. Von denen waren wieder, merkwürdig genug, an die 96 Proz. Mädels. Die modernen Jungen scheinen fürH ä n s e l und G r e t e l" und P u p p e n f e e" nicht viel übrig zu haben. S» s«h man denn die Blonden und Braunen und Brünetten und die paar Schwarzen in ihren feinen weihen und rosa und meergrünen und mattblauen Kleidchen die weichen Polster des Parketts und der beiden ersten Ränge und dann weiter hinauf die erhabenen Höhen desOlymp" füllen. Da» hat der Engelbert Humperdinck dach fein gemacht, datz er feine Oper mit dem allen bekanntenSuse, lieb« Suse" begann. Aber da» herrlichste war dann entschieden der grauliche Zauberwold mit dem prächtigen Sonnenuntergang(ein langgedehntes hundert- faches Ah!), da« Sandmännchen, der geheimnisvoll aufglühend« Tannenbaum und die wunderbare goldig schimmernde Himmels- leiter. DiePuppenfee' gar mutzte das Entzücken aller Mädels fein. Mit der Puppe, die aufgezogenPapa Mama' sagte, den nieten tanzenden Puppen und den drolligen wohlgenährten Trommel« Hasen wurde die ganze Mädelphantaste in Leben umgesetzt. Das Opernhaus hatte feine besten Sänger und Sängerinnen, seine schönsten Tänzerinnen, sein gewaltiges Orchester, seinen großen Apparat mit Sonnen-, Mond- und Zaubcrlicht in den Dienst der Kinder gestellt. Die kleine Well schwamm in einem Meer von Ent- zücken und Freude. Intendanz. Mitwirkende, nicht zuletzt aber das rührige Neuköllner Iusendamt feien für die�e fellene Gabe bedankt. tr. Das Warenhaus lm Fllm. Zolas großer RomanZum P a. radies der Damen", in dem das erste Pariser Warenhaus mit seinen Gründern, Angestellten, Kunden und Feinden der Held ist, wurde von der Rex-Film-Gesellschaft fiir die Verfilmung erkoren. Der künstlerische Leiter der Gesellschaft, Lupu Pick , will den Ort der Handlung den Lichthof des Warenhauses in voller Realität und mit dem ganzen Gewog« der Besucher vorführen und hat dafür in den riesigen Luftschisfhallen in Staken durch den Architekten Diederich den gewaltigsten Innenbau herstellen lassen, der je in Deutschland als Filmkulisse diente. Vier Stockwerke hoch baut sich um den Lichthof ein Warenhausinneres, das es mit jedem Berliner Warenhaus aufnimmt. Auf den Treppenaufgängen, in allen Stockwerken und im Lichthof spielt sich richtiges, farbiges Warenhausleben ob. Eine Kapelle spielt an den mit allen mög- lichen Waren wohl ausgerüsteten Derkaufsständen, drängen sich di« Käufer und der Schöpfer des Unternehmens schaut vom hohen Gerüst er wird von hinten gekurbelt dem Gewimmel, das seinen Ruin bedeutet, zu. Drei Monate hat man an dem Bau gearbeitet, der kaum die Szenerie für einen Akt abgibt: 1600 Personen wir- ken mit. Bier Apparate kurbeln die Hochaufnahmen. Die technische Zurüstung ist eine Höchstteistung. Und all dies erstillt nur einen Teil der immensen Hall», die 180 Meter lang, 24 Meter hoch und 30 Meter breit ist. Bcvchtooll ist die Raumwirkung dieses weiten, lichterfülllen modernen Kirchen- fchiffes aus Eisen und Glas, das nunmehr dem Film dient. Ein einziger Mann mit zahlreichen Untergewerberäten beherrscht die