nach wiederholten Krisen, schließlich durchsaßen muß. An die Stelle der unmöglichen Summe, die von Deutschland Zwangs- weise cingetrieden werden soll, wird schließlich eine mögliche treten, die es in f r e i e r Schuldverpflichtung auf sich nehmen wird. Die ganze Welt wird dann zufrieden sein; denn an die Stelle zweifelhafter Forderungen, mit denen niemand etwas ansangen kann, werden sichere treten. Deutschland wird zahlen nicht unter dem Druck von Gewaltdrohungen, die sich mit der Zeit naturgemäß abstumpfen, sondern unter der Wirkung der Erkenntnis, daß es nur als pünktlicher Zahler seinen Kredit aufrechterhalten und damit seine Wirtschast in Ordnung bringen kann. Dieses Ziel ist nicht von heute auf morgen zu erreichen, aber wer nicht blind ist, der erkennt, daß wir im letzten Jahr auf dem Weg zu ihm doch schon ein ganzes Stück weiter gs- kommen find. Das System des Londoner Finanzdiktats, der Okkupationen, der Sanktionen, der Kontrollkommissionen kann nicht durch rasselnde Redensarten mit. einemmal beseitigt werden: nur eine kluge und geduldige Politik kann Schritt für Schritt seinen Widersinn erweisen und der unvermeidlichen Revision den Weg bahnen. Die Sünden derer, die uns zur„Erfüllungspolitik" gezwungen haben, indem sie den Krieg bis zum Versailler Frieden'und die„Politik des Widerstands" bis zum Londoner Finauzdiktat getrieben haben, sind zu groß, als daß sie in einem Tage gutgemacht werden könnten. Trotzdem verzogen wir nicht an einer endlichen Lösung, die allen Völkern gleichmäßig Freiheit und Existenzmöglichkeit sichern wird.
Saeckers Rückzug. Der Ehefredakteur der„Deutschen Tageszeitung", Herr Paul Baecker , hatte es gewagt, der deutschnationalen Reichs- tragsfroktion und ihrem Führer Hergt die Torheit ihres Miß- trauensantragcs auseinanderzusetzen. Dafür hat er eine scharfe Rüge erhalten, und da der teutschnationale Mannesmut in Fragen des Charakters immer nur auf 24 Stunden vorreicht, so sehen wir Herrn Baecker im Büßergewand einen verlege- nen Rückzug antreten. Wie das in solchen Fällen üblich ist, hat alle Welt die ganz klaren Ausführungen des Herrn Baecker „mißverstanden", sie waren„eine wesentlich akademische Abhandlung", haben sich„gar nicht gegen die taktische Grundeinstellung Hergts gerichtet", und was dergleichen Wer- legcnheitsphrasen mehr sind. Schließlich betont Herr Baecker , daß die„Deutsche Tageszeitung" durchaus kein Parteiorgan der Deutschnationalen, sondern das Organ der deutschen Land- Wirtschaft sei. Vor soviel Demut und Unterwürfigkeit schweigt sed« Kritik. Es bleibt nur das tiefe Mitleid mit der Kuli- st e l l u n g unserer Berufskollegen von der rechten Fakultät.
Kommunistischer Bgitetisnsschwmöd. Die„Rote Fahne " wartet Ihren Gläubigen mit einem neuen Agitationstrick auf, der schon seit einiger Zeit zu erwarten war. Sie behauptet, daß im Preußischen Landtag bei der Beratung des Justiz- etat? die Sozialdemokraten einen kommunistischen Antrag auf Auf- Hebung des Äbtreibungsparagraphsn niedcrgestimmt hätten. Die Sache ist wesentlich anders. Bei stder Beratung des Justizetats bringen die Kommunisten gewohnheitsmäßig eine Flut von Anträgen ein, die so oberflächlich bearbeitet, so schlu- drlg abgefaßt und so wenig durchdacht sind, daß selbst bei Vorhandensein eines branchbaren Kerns eine Annohme in der Form, wie die Kommunisten ihre Anträge formuliert haben, nicht lAäglich ist. Wenn die Sozialdemokraten dann diesen Anträgen nicht zu- stimmen, deren Konsequenzen oft ganz andere wären, als die Antragsteller beabsichtigen, dann erhebt sich demagogisches Ent- rllstungsgeschrci, und es wird so dargestellt, als Hütte die Sozial- demokratie gegen den Grundgedanken des Antrages gestimmt und nicht, wie es tatsächlich der Fall ist, gegen feine unmögliche Fassung. So war es auch hier. Di- Kommunisten beantragten einfach Streichung sämtlicher Strafbestimmungen auf die
Ziele Zorsthung oüer kirchliche Autorität. In der„Kölnischen Aolkszeitung" ging Prof. Dr. Switalski (Braunsberg) kürzlich auf die beabsichtigte Gründung eines katholischen Instituts sür Philosophie in Köln ein. Wenn in folgendem auf die Ausführung dieses katholischen Ge- lehrten eingegangen wird, so sei eingangs schon hervorgehoben, daß es sich hier keineswegs um einen Angriff auf die religiösen Gefühle der Katholiken handelt. Jeder aber, der auch nur geringsten Wert auf die Ergebnisse moderner Forschung legt, wird es für ein« unge- heur« Gefahr halten, wenn sich die katholische Kirche mit der Ab- ficht trägt, in Köln ein privates katholisches Institut für Philosophie zu gründen, dem stch später als Erweiterung auch andere Fakultäten anschließen könnten. Di« Gefahr eines derartigen Instituts liegt darin, daß jeder gläubige Katholik die Berpflichtung hat, im Geiste der Lehren des Heiligen Thomas von Aquino zu forschen. Nach Switalski soll das Institut für Philosophie ein Sammelpunkt für geistiges Ringen um philosophische Klarheit, also„um unbestechliche Erforschung und un- getrübte Vermittlung der Wahrheit" werden, welche„der gläubig« Katholik als bleibend wertvoll erkennt und verehrt". Es wird hin- gewiesen auf die gleiche Einrichtung in Löwen sowie auf die Mai- länder katholische Unioersttüt. Dementsprechend wird die Vertiefung in die Geistesarbeit des großen Aquisaten,„die durch maßgebend« kirchliche Lehrentscheidungen als mustergültig anerkannt ist", für das Wichtigste gehalten. Der Sinn eines solchen Instituts wird klar, wenn man beisplels- weise daran erinnert, wie der Dominikcmerpatcr Strathmann in der „Germania " vor längerer Zeit einmal darauf hinwies, daß man jungen Studenten nicht einfach die Lehre des Katholizismus als Tat- fache hinstellen, sondern sie gerode durch Diskussionen aufs stärkste «überzeugen sollte. Mit anderen Worten soll also hier In diesem Institut die Abhängigkeit der einzelnen Wissenschaften von den Lehren des Thomas von Aquino nachgewissen werden. Das bedeutet aber nichts anderes, als daß die Wissenschaft ihre Autonomie verliert, daß sie wiederum zur Magd der Kirche wird. Der Sinn aller modernen Natur- und Geschichtsforschung, der Kern der marxistischen Unter- suchungen ist aber der, daß der Mensch stch auf stch selbst besinnt, sein Wissen auf seine eigene Vernunft stellt. Die Leistung eines Kant, das Streben eines Josef Dietzgen wie eines Marx und Engels geht dahin, in echtem wissenschaftlichen Geist das Naturwissenschaft- liche wie geschichtliche Sein zu erforschen. Es bedeutet ärgsten Rückfall ins Mittelalter, wenn heute wieder der Versuch gemacht wird, die Erkenntnis der autonomen Wistcn- fchaft In Gott zu verankern. Daher muß im Interesse der freien Forschung jeder Versuch mit aller Entschiedenheit bekämpft werden, der es unternimmt, der deutschen Kultur den Stempel Mittelalter- lichen Geistes durch eine Lehre auszudrücken, die ihre Gewähr in der Entscheidung des kirchlichen Lehramtes findet. Dr. W. I.
d Wtreibung.(Der ganze Antrag hatte, nebenbei bemerkt, nur moralischen Wert, da die Aenderung des Strafgesetzes nicht Sache des Landtages, sondern des Reichstages ist.) Nun wird aber jeder Ver- nünfttge, wenn er auch noch so weitgehende Einschränkungen der heutigen mittelalterlichen Strafbestimmungen fordert, zugestehen, daß gewisse Kautelen bleiben müsten, damit nicht gewissenlose Ele- mentc und Pfuscher, wie dies leider gar zu häufig vorkommt, die schwangeren Frauen auf das schwerste in. ihrer Gesund- heit schädigen. Wer es mit den Frauen wirklich gut meint, kann nur dafür eintreten, daß Abtreibung dann straffrei bleibt, wenn sie in sachgemäßer und nicht gesundheitsschädigen« der Weise vorgenommen wird. Deshalb beantragten die Sozialdemokraten die Heber» Weisung des Antrages an den Rechtsausschuß, da- mit er dort eine brauchbare Fassung erhielte, die den modernen medizinischen und strafrechtlichen Erkenntnissen auf diesem Gebiete Rechnung trägt. Aber dieser Antrag wurde abgelehnt, und zwar auch mit den Stimmen der Kommuni st en, denen es eben nicht um wirkliche Strafrechtsreform, sondern um bloß« Agi» tation zu tun ist. Sie wollten durchaus ihren Antrag in seiner un» annehmbaren Form belasten, um dann aus seiner Nichtannahme Kapital für ihre Agitation schlagen zu können, wie dies nunmehr geschieht. Ueber die Stellung der Sozialdemokratie zur Ab- treibungsfrage werden sie freilich damit nur ganz Dumme täuschen. Wer diese Stellung, die auch die Setllung der Landtagsfraktion ist, kennen lernen will, den verweisen wir auf die ausgezeichnete kleine Broschüre der Genossen R a d b r u ch und Dr. G r o t j a n.
Nationalistische öranüstister. Hamburg , 1. Junl.(Eigener Drahkberichi.) Die gewolkige Demonstration der Hamburger Arbeiterschaft am Ktittwoch abend gegen die nationalistischen Treibereien hat noch in der Rocht zum Donnerstag die Teilnehmer an der Skagerrak -Feier der Deutsch - nationalen nicht ruhen lassen. Stoßtrupp», die nach der Art ihrer Leistungen unzweifelhaft au» ehemaligen Freikorps -Leulea und Offizieren zusammengesetzt waren, versuchten da» De- bäude der„Hamburger volkszeilnng", des Organs der APD- in Brand zu stecken. Mkltels einer Zündschnur wurde Feuer an die Schaufenster, deren Scheiben man zertrümmerte, gelegt, so daß die Auslagen vollständig ausgebrannt find. Durch einen Zufall wurde das Ucbcrgreifen de» Feuers auf Paplervorröte usw. verhindert. Roch roher und gemeiner ist ein Verbrechen, da» die nalionallstische Rotte, wie sich erst am Donners- lag nachmittag herausstellte. In derselben Rächt noch vollbracht hat. Zufällig wurden aus dem Ohlsdorfer Friedhof beim Denkmal der Revolulionsopfer Hamburgs Vorrichtungen be- merkt, um da? Denkmal in die Luft zu sprengen. Durch die Feuchtigkeit waren fachgemäß angelegte Zündschnüre, obwohl sie abgebrannt waren, nicht an die au» Ritroglyzerin bestehende La- düng Heranattangl, die bei einer Explosion unfehlbar auch da» DIreklion-qcbSnde in Mitleidenschaft gezogen hätte, so daß auch hier zum Glück gröberer Schaden vermieden wurde. Am Tatort fand man die Gerälschaiten. elngnvlckttt In nationalistische Hamburger Blätter. Von den Tätern fehlt natürlich jede Spur.
Schweper unü Mlesback. München , 1. Juni. (WTB.) In der heutigen öffentlichen Land» tagssitzung führte der Minister des Innern Dr. Schwsyer bei Be- ratung seines Etats aus: Im Verhältnis Bayerns zum Reich sei auch das polizeiliche Gebist von größter Wichtigkeit. Lei dm Verhand- lungm über den Ausnahmezustand im vergangenen September habe Bayern erreicht, daß den Regierungen der Länder ausdrücklich das Recht zuerkannt wurde, auch weiterhin außerordenllickze Maßnahmm zum Schutze der öffentlichen Ordnung zu verfügen. Den Umstand, daß auch nach Aufhebung des Ausnahmezustandes die Ruhe im Lande erhalten bsteb(Na also! Red.), führte der Minister darauf zurück, daß der denkende Teil der Massen es satt bekommen habe, die eigene Haut fanatisterten WirrtSpfer. zu opfern, zum Teil sei auch Ursache, daß gewisse sogenannte Führer wissen, daß die Re- gierung alle Bewegungen aufmerksam verfolgt und wohlgerüstet da» steht. Endlich spielt die absolute Zuverlässigkeit aller Polizeiorgane(die fast immer gegen Exzesse der Rechten versagen. Red.) eine Rolle. Auf dem Gebiet der Polizei müsse derReichsuni«
Deutsches Künstler-Theater:„Die erste Rächt". Der Name und der Erfolg dieses Operettenschwanks von Urban und Zerlett heißt Max Adalbert . Man täte dem liebenswürdigsten, berlinisch- sten, aufheiterndsten aller Komiker unrecht, wollte man das litera- rlsche Walzwerk, auf dem der Direktor Adalbert sein« Künste lau- fen läßt, kritisch werten. Genug: Cr spielt einen ehrbaren bürger- lichen Referendar Max Knolle, wird aus Gründen der Schwank- logik gezwungen, Wüstling und Verführer zu sein, rettet einen unvermeidlichen Prinzen aus Kaschmir , verwechselt die Verwandten- Parteien, ist immer launig und ernst beim Lachen der Leute. Ein paar Tricks, wie der versenkbare Stuhl und der lebende Film geben der schwachbrüstigen Handlung witzige Situationspointen, und zwei. mal singt Adalbert mit erschütternder Inbrunst, Ruhe und Cemäch» lichkelt Couplets. Lilli Flohr und Colette Cor der im Verein mit Ernst N e ß l e r und Hugo Fifcher-Koppe waren ein prompt reagierendes Mitspielertum. Des letzteren Prinz fiel durch Elan und natürliche Verve besonders auf. Die Musik Hugo Hirschs ist bekannt, ist typische Klavier- arbeit, mäßig instrumentiert und im Grunde so banal wie die „Scheidungsreile"-Schlager. Aber der reizvolle Rhythmus moder- ner Schlager hilft auch Ihm auf die Deine, und schließlich läßt sich mit einem Abalbert alles zum Erfolg stempeln. K. S. Die Schlange. I. hatte eine kluge Frau, die trotzdem eines Tage« den Wunsch aussprach, einmal zur wöchentlichen 5)erren- Unterhaltung mitgenommen zu werden. Obgleich es eigentlich nicht üblich war, widersetzte sich T. ihrem Wunsch« nicht weiter, denn auch Frau P. war schon gelegentlich da- beigewesen. Es ging auch alles gut. Die Herren schwenkten, nachdem sie sich in galanten und schöngeistigen Wendungen verausgabt hatten, allmählich zur Politik über— nicht ohne bedeutungsvoll und wohl- wollend zu blinzeln, als sie merkten, daß Frau T. wie von ungefähr zu den Zeiischriften griff und darin blätterte und, sich Notizen machend, eine Art von Unterhaltung betätigte, die ihr im Gegen- satz zur sozusagen produktiven Erholung der Männer zukam. Wie es so geht, erhitzten sich allgemach die Gemüter, die Welt. anschauungen wirbelten, die Rück- und Ausblicke kreuzten, die Prophc'eiungcn verstiegen sich, und ohne daß sie es merkten, hatten die Politiker vergessen, daß«ine Frau am Tische sah. die ihrer- seit«, scheinbar ganz in ihre Zeitschriften und ihr Gekritzel vertieft, nur hin und wieder blitzschnell auf- und sogleich wieder in ihre Blätter sah. Am anderen Morgen sagte Frau 1. beiläufig zu Herrn F.?„Da l'gb' ich etwas Merkwürdiges gefunden. Das muß ich Dir vor- lesen." Als sie fünf Minuten gelesen hatte, rief I. beleidigt:„Hör' bitte auf— das ist nicht auszuschalten! Wie kommst Du nur auf die Idee, mir so ein Geschwafel vorzulesen? Das ist doch wohl aus einem Irrenhaus!" Sie aber hauchte sanft:»Albert— Du weißt doch, daß ich stenographieret?" „Wie denn!?" sagte?., und Ihm war. al« ob er von einem leichten Zittern befallen würde.
tarismus ausgeschlossen sein. Me bayerische Regierung sei entschlossen, gegen jede direkte oder indirekte Einmischung in bayerische vcrhälkuisse, besonders gegen das Spihelweseu(!) vor- zugehen. Er könne nicht zugeben, daß gegenüber den unerfreulichen Erscheinungen des politischen Radikalismus mit zweierlei Maß gemessen werde. Der Minister erklärte weiter, den angekündigten nationalsozialistischen Kundgebungen anläßlich des Besuches des Reichspräsidenten Ebert in München könne mit Ruhe entgegengesehen werden. Die Polizei habe alle erforderlichen Maß- nahmen getroffen und werde derartige Kundgebungen zu ver, hindern wissen. • Zu der Behauptung des Herrn Schweyer. daß.gegenüber den unerfreulichen Erscheinungen des politischen Radikalismus keineswegs mit zweierlei Maß gemessen werde", können wir gleich einen Beleg erbringen. Ueber den Erlaß der Reichsregierung, daß die man» archi st Ischen Bilder aus den Reichsfinanzämtcrn in Bayern zu entfernen sind, schreibt der„Miesbacher Anzeiger" vom 2S. Mai 1822 völlig unangefochten folgendes: Aber so wahr als wir heute unter der Fuchtel seiner Bs« schnitten heit des Exzellenzen Cohn schmachten, so wahr kommt auch die Zeit, wo wir sie aushängen werden alle die Juden- exzcllenzen und die Reglerungsspeicheileckcr mit dem Sowjetstern unterm Rabelbruch, wo wir sie aufhängen an dem nächsten Galgen — bildlich gesprochen Herrn Juden-Zensor am Kurfürstendamm , aufhängen neben der schworzrothehna dreckigen Reichsslagge. die zur Schmach Münchens noch immer oder neuerdings wieder am Bahnhos fledderk. Exzellenz Cohn, auf eure Geheimerlasse wäre gesch..... geschäftsmäßig, wenn man sprechen wollte, wäre gepfiffen, wenn nicht der Bureaukratenhengst wäre, der alles macht, damit ihm fein Frcßkorb erhalten bleibt. Indem solche schamlosen Ergüsse Tag für Tag ins Boll gehen, während dem Dichter Ernst Toller der Urlaub zu einer einzigen Aufführung eines seiner Stücke verwttgcrt wird, beweist Herr Schweyer vorzüglich, daß von einem Messen mit zweierlei Maß keine Rede sein kann!_
Neue Gesthästsorönung im Reichstag. Der Geschäftsordnungsausschuß des Reichstages hat nach mel?r als einjähriger Arbeit den Entwurf einer neuen Geschäfts- ordnung vorgelegt. Er bringt in 122 Paragraphen im wesent» lichen die alten Bestimmungen. Neu aber ist eine Stärkung der Präsidialgewalt, die dem Präsidenten dos Recht gibt, bei gröblicher Berletzunq der Ordnung nicht nur den Ausschluß für eine Sitzung auszusprechen, sondern, wenn der Abgeordnete trotzdem die Sitzung nicht verläßt, den Ausschluß auf acht bis zwanzig Tage auszudehnen. Im Geschäftsordnungsausschuß war angeregt worden, für diese Zeit auch die �Diäten zu entziehen und die Be» rechtigung zur Freifahrt aufzuheben. Beide Anregungen wurden fallen gelassen. Wahrscheinlich wird ein Teil der bürgerlichen Par« teien versuchen, im Plenum noch Verschärfungen durchzusetzen. Es ist ober anzunehmen, daß sie damit nicht durchdringen werden, da die kommunistischen Störenfried« sich seit einiger Zeit ruhiger be, nehmen und deshalb eine noch schärfere Geschäftsordnung zurzeit nicht notwendig zu sein scheint. Der Reichstag hat es ja in der Hand, seine Gejchäftsordnung sofort zu oerändern, wenn dies nötig sein sollte. Wichtig Ist, daß die Redezell im allgemeinen auf drei Viertel. stunden beschränkt wird. Für bestimmte Beratungen kann die Rede- dauer durch Beschluß de» Reichstages verlänqert werden. Der Beschleunigung der Parlamentsarbeit dient auch eine Er» schwerung der Kleinen Anfragen, die allzu zahlreich geworden waren. In Zukunft muß jede Kleine Anfrage von 20 Mitgliedern unter» stützt sein. Die Regierung wird schriftlich antworten nur, wenn diese Antwort nicht innerhalb 11 Tagen erteilt ist, wird die An» frage auf die Tagesordnung des Plenums gesetzt. Für die Vorbereitung der Plenaroerhandlungen werden 14 Aus- schüss« gebildet, und zwar: Für die Wahrung der Rechte der Volks», Vertretung(Ueberwachungsausschuß): Auswärtige Angelegneheitcn; Geschäftsordnung: Petitionen: Reichshaushalt: Steuerfragcn: Reck). nungen: Volkswirtschaft: Soziale Angelegenheiten: Bevölkerungs» Politik: Wohnungswesen: Bildungswesen : Rechtspflege: Beamten- angelegenhelten. Der Reichstag kann aber auch noch andere ständig« Ausschüsse einsetzen. Gegenwärtig arbeiten etwa 40 Ausschüsse. Die neue Geschäftsordnung wird erst im Herbst im Plenum beraten werden.
»Gestern abendl" sagte sie schlicht.—»Ich habe alles wörtlich nachgeschrieben." »Ohh—I" sagte I. Mehr tonnte er nicht sagen. Aber gütig, wie Frauen sind, legte sie ihre Hand auf seinen Arm und sagte tröstend:„Nimm Dir's nicht so zu Herzen. Schließ- lich sind wir Frauen doch noch zu jung in der Politik, als daß wir sie schon ganz begreifen können." p.«. Reue Forschungen über die Entstehung der kohle. Dle Kohlen- not, die uns cue„schwarzen Diamanten" besonders teuer gemacht hat, lenkt auch in immer höherem Maße die Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf diesen Stoff, der das Rückgrat unserer ganzen Wirtschaft bildet. Mit einer neuen Methode hat Dr. H. Winter, der Leiter des Laboratoriums der Berpschule Bochum , wichtige Ergebnisse erzielt, über die er in der„Umschau" berichtet. Cr bediente sich bei der mikroskopischen Untersuchung des auffallenden Lichtes. Seine Ivjährigen Versuche zeigten, crnß stch das auffallende Licht auch zur Erforschung von undurchsichtigen Mineralien gut eignet und er konnte sowohl bei Torf und Braunkohle, wie auch bei jüngerer und älterer Steinkohle ein eigentümliches Maschengewebe von rund- lichen Mikrozellen feststellen. Winter kam zu dem Ergebnis, daß die Kohle ein fester kolloidaler Stoff ist, auf den also dle in jüngster Zeit so reich ausgebildete Lehre von den Kolloiden Anwendung findet. Auch die Begleiter der Kohle, die Kohlcngesteine, wie Sandstein, Schiefer- ton, besitzen ausgeprägte Kolloidnatur. Durch die Untersuchung im auffallenden Licht liehen sich die Unterschiede im Aufbau der beiden Hauptkohlenarten, der Glanz- und Mattkohle,' klar erkennen. Die zur Kohlewerdung notwendigen Umletzungsvorgänge von Pflanze und Tier nennt man Vermoderung, Vertorfung und Fäulnis. Alle drei Prozesse sind in den meisten Fällen an der Entstehung de» Torfes, der Braunkohle und der Steinkohle beteiligt. Ganz ähnlich wie die Umwandlung der organischen Stoffe in Torf ist die Eni- stehung der Glanzkohle zu denken. Abgefallene Aeste, Stengel, Rinde, Zweige, Blätter sowie ganze Bäume gerieten so zeitig unter Bedeckung von Wasser oder Land, daß sie dem zerstörenden Einfluß des Sauerstoffes der Luft entzogen wurden. Statt dessen setzt der„In- kohlungsprozeß" ein, und je länger dieser gedauert hat, desto stärker ist die chemische Natur der Pfanzenstosfe umgewandelt. Die G'anz» kohle stammt von Landpflanzen ab, und bei vielen Arten dieser Kohl« traten Längsfasern und Gefäßbündel nach dem Aetzen deutlich der- vor. Bestand das Material vorwiegend aus abgestorbenen Wasser- pflanzen und Tieren, so verlief der Umwandlungsvoraang anders; es bildete sich auf dem Boden siebender Gewässer der Faulschlamm, und die betreffenden Brennstoffe nennt man Faulschlammto-f, Braunkohle und Steinkohle. In der Ctreifenkohle stehen Tors» bildunq, d. h. Glanzkohle, und Faulschlammbildung, d. h. Mottknhle, unmittelbar nebeneinander. Die M a t t k o h l e ist eine Bildung von großer Gleichmäßigkeit, sehr fest und zähe. Man kann in solchen Faulschlammkohlen Gewebefetzsn von Pflanzen und Tieren, wchuppen, Zähne, Gräten und fossilen Kot, Spören, Pollen und Algen erkennen. Besonders deutlich wird diese Bildung bei der Gagatkohle. Ett: Gastspiel des SRoskauer Küiistlerischen Theater?. Die Erste Kammerstiielbühne des Moskauer Känftlerilchen Tbeatcr? unternimmt In diesem Sommer eine Kaslspiclreise ins Ausland. Sie wird tn Riga , dann ln Slockholm und Berlin gastieren.