pokncarss Rückzugskanonaüe. Die Kammer des Nationalen Blocks hat wieder einen ihrer großen Tage erlebt, als i h r Ministerpräsident Poincars auf die Interpellationen über die auswärtige Politik Frankreichs mit einer mehrstündigen Rede antwortete, die ganz der Geistesverfassung des reaktlvnärsten aller französischen Parlamente seit hundert Iahren entspricht. Schon in den vorangegangenen Sitzungen hatte sich die Mehrheit gehörig ausgetobt, indem sie zwei bürgerliche Abgeordnete. Marc S a n g n i e r und Albert Favre, die einer versöhnlichen Politik das Wort zu reden versucht hatten, niederbrüllte, die Brandreden L6on Daudets und Maurice Varrds dagegen mit frenetischem Beifall aufnahm. Was der französische Ministerpräsident über die Konferenz von Genua ausführte, war relativ gemäßigt und ziemlich be- langlos: interessanter waren seine übrigens recht unklaren Wendungen über die kommende£j a a ge r Konferenz. Einer politischen Konferenz wird Frankreich fernbleiben, eine reine S a ch v erst ä nd i g e n konferenz wird es unter Um- ständen beschicken, behält sich aber volle Handlungsfreiheit vor. „Handlungsfreiheit" heißt in diesem Falle Sabotagefreiheit. Poincarö stützt sich dabei besonders auf die ablehnende Haltung der Bereinigten Staaten und spekuliert auf die gemeinsame Abneigung gegen jedes Paktieren mit der Sowjetregierung, um die im Lande hardings stark gesunkenen Sympathien für Frankreich wieder etwas zu heben. Die Rechnung ist nicht un- geschickt, aber ihr Erfolg wird durch den z w e i t e n Teil seiner Rede beeinträchtigt, in dem er das Verhältnis zu Deutschland besprach und den Standpunkt Frankreichs in der Sank- t i o n s f r a g e entwickelte. Dieser Teil der Rede ist nichts als eine verschärfte Neu- auflag« von Vax-le-Duc und dürfte großes Aufsehen in der ganezn Welt hervorrufen, zumal er eine direkte A n t wort auf die bei aller Vorsicht und Zurückhaltung dia- metral entgegengesetzten letzten Ausfüh- rungen von Lloyd George im Unterhaus bedeutet. Poincarös Rede beweist, daß die geistige Richtung des offiziellen Frankreichs auch nach Genua sich nicht um Haaresbreite geändert hat. Was er über„haß" und„Reue" sagte, bedeutet sogar eine Verschlimmerung gegenüber der vor- genueser Zeit. Indessen beunruhigt uns das nicht übermäßig, weil, wir wissen, daß die Geistesentwicklung des französischen Volkes eine umgekehrte ist, wie es noch jüngst die Ergeb- niste der Generalratswahlen mit aller nötigen Klarheit be- wiesen haben. Poincarö hat die alten Register von Schuld, Sühne und Reue wieder aufgezogen, die man zu hören nachgerade ge- wöhnt ist. und deren man selbst in Frankreich überdrüssig zu werden beginnt, von den anderen Ländern ganz zu schweigen. Wenn ein anderer Politiker diese Fragen berührte, ließe sich darüber sachlich debattieren. Mit Herrn Poincarö-la- Guerre, wie ihn ein großer Teil des f r a n z ö s i s ch e n Volkes nennnt, mit„Kaiser Poincarö", wie man ihn jüngst in links- stehenden englischen Blättern getauft hat, diskutieren wir nicht über Schuld, Sühne und Reue. Im übrigen kann diese neue Brandrede Poincarös die Tatsache nicht aus der Welt schaffen, daß die positiven Ergebnisse seiner Politik genau das Gegenteil besten sind. was er mit viel Hochmut und Lärm angekündigt hatte: Er wollte Genua verhindern und es ist ihm nicht gelungen. Er wollte einmarschieren und er wird es nicht wagen. Er wollte die„strikte Durchführung" des Londoner Ulti- mawms und er muß dem Moratorium der Reparations- kommistion seine Zustimmung geben. Bei einer näheren Betrachtung der Dinge muß man in diesem scheinbar furchtbaren Sturmangriff lediglich eine Rückzugskanonade erblicken.
Die kämpfe in velfost haben in t«n letzten Tagen ihren höhe- punkt erreicht. Zahlreiche Tote, zwei Straßen niedergebrannt, hunderte obdachlos— das sind die traurigen Ergebnisse des uralten, trotz oder wegen der Autonomie neuentflammten Haders.
Politische Fragen im Unterricht. Ein« ministeriell� Entscheidung, der prinzipielle Bedeutung zukömmt, hat, wie die PPN. hören, der preußische Minister Boelitz gefällt. Anlaß dazu gab eine Meinung-- Verschiedenheit zwischen dem Berliner sozialdemokratischen Studien- rat Dr. Erich Witte und dem Provinzialschulkolle- g i u m über die Art der staatsbllrgerlichen Belehrung der Schüler. Dr. Witte unterbreitete die Angelegenheit dem Ministerium, daß seine Entscheidung in Anbetracht ihrer Wichtigkeit auch allen Mit- gliedern des Berliner Provinzialschultollegiums in Abschrft zustellt«. Kultusminister Boelitz gibt Dr. Witte darin recht, daß das Berbot parteipolitischer Beeinflussung der Schüler Im Unterricht den Lehrer nicht hindern soll, auch polltische Probleme mit den Schülern zu be- sprechen.„Es kommt ausschlaggebend darauf an, daß der Lehrer den politischen Gegenstand als Problem behandelt, den Schülern die verschiedenen Seiten des Problems unparteiisch vorführt und ste mit allen beachtlichen Antworten und Lösungen bekanntmacht, nicht nur— das wäre parteipolitische Beeinflustung— mit seinen eigenen Werturteilen." Minister Boelitz gab Dr. Witte auch darin recht, daß der Ar- tikcl 148 der Reichsverfastung, wonach der Unterricht„im Geiste der Dölterversöhnung" zu erteilen ist, bereits heute„geltendes Recht" sei. Der drahtlose Film. Die Begeisterung für die drahtlose Tele- vhonie, die gegenwärtig in Amerika herrscht, hat dort auch das Problem des drahtlosen Films neu belebt. Die Möglichkeit, Film- aufnahmen durch den Aether so rasch zu übertragen, daß ein Bor- gang fast zur gleichen Zeit, wo er sich abspielt, auf der Flimmer- leinwand vorgeführt werden kann, rückt in immer greifbarere Nähe. Die Grundlage für die Ausgestaltung des drahtlosen Films wird die Fernphotographie bieten, die bekanntlich ihre hauptcntwicklung dem Eharlottenburger Gelehrten Prof. Artur Korn verdankt. Korn hat jüngst in Italien sein Verfahren mit dem günstigsten Erfolge vorgeführt, indem er Photographien auf drahtlosem Wege sowohl auf Schiffe auf dem hohen Meer, al» auch nach Mastau übertrug. Di« Kornsche Fernphotooraphie soll nun auch nach den Mitteilungen amerikanischer Blätter für den Film ausgenutzt werden. So er- klärte der Präsident der Gesellschaft der amerikanischen Kino- wgenieure L. E. Porter, daß von der Uebertragung einer Poto- graphie auf drahtlosem Wege bis zur Uebermittlung ganzer Photo- graphischer Filmbänder auf weite Entfernungen nur ein Schritt sei. Der drahtlose Film beruht auf denselben Grundlagen wie die Fern- Photographie, die darin bestehen, daß Lichtwellcn in Hochfrequenz- strömungen oder drahtlose Wellen umgewandelt und nach der Uebertragung wieder in Lichtwellen zurückoerwandelt werden. Die praktische Einführung der drahtlos«» Filmphotographie soll nah- bevorstehen._ rl*««Sstellnnft der Mkademte der Künste Ist an ben beiden Vnngslicicrlaqen von 10 bis 5 llftr-» dem ermZßigten Eintrittspreis von 5 A. zugänglich. Im Theare? de» WeftenS Begitrnt am Ii Jim! unter der Leitung 5I«an KrenS cm Lperettengastipiel. Ei össnet wird ti mit einem musikalischen Schwant von Paul Linke mit Trude Hesterberg in der Hauptrolle. Zum lOO. Todestage<g. X- A. HokfmannS veranstaltet die Zeit- scki'.sts.Der F-uerrell-r' am lt. srunt ein, GedSchtniS-Matlnee tm Theater .Die Tribüne. Rede: Heinrich Eduard Jacob . Siezitatton: Melnhart Mauh.
Der JaU tzend Fabre. Mit dem vom Moskauer Exekutivkomitee befchlosienen Ausschluß des Herausgebers des„Journal du Peuple" Henri F a b r e aus der KP. Frankreichs, beschäftigt sich Thalheimer in einem Leitartikel der„Roten Fahne" über die Lage der französischen Kommunistcnpartei. Damit erfahren die Leser res Zentralorgans der KPD. manches über die Zerfalls- erfcheinungen der KP. Frankreichs, was ihnen bisher sorg- fältig verschwiegen wurde, was aber den Lesern des„Vor- wärts" längst bekannt ist. Das neue Opfer der Moskauer Guillotine ist an sich ein recht wenig interessantes Individuum. Das von ihm heraus- gegebene Blatt„Journal du Peuple" wird notorisch von höchsttrübenkapitalistischenQuellengespeist. Es war das Instrument etlicher finanzieller Interessenten- gruppen, für die es, nach der Art der Pariser Boulevardpresse, die„publidts financiöre" ganz ungeniert besorgte. Vezeich- nend ist aber, daß das Blatt vor der Spaltung von Tours das SprachrohrallerVorkämpferdesAnfchlusses an Moskau war, zu einer Zeit, wo sich die Anhänger der Dritten Internationale über ihre stiefmütterliche Be- Handlung durch die von Eachin geleitete ,.Humanit6" be- klagten. Das„Journal du Peuple" zählt« damals die Loriot, Boris Souvarine und Rappoport zu ihren eifrigsten Mitarbeitern. Und Fabre selbst, ein höchst un- klarer Kopf, der zugleich für den Linksblock und für den Bolschewismus schwärmte, der zugleich den Berfailler Vertrag begrüßte und den Ausschluß der„Sozialpatrioten" verlangte, überschlug sich in gehässigen Angriffen gegen die Amsterdamer Leitung des französischen Gewerkschaftsbundes. Als nun nach der Spaltung von Tours die Kommunisten unbeschränkte Beherrscher der„Humanitö" wurden, da brauchten sie das„Journal du Peuple" nicht mehr. Dieses wurde nun das Sprachrohr aller derjenigen, die entgegen allen 21 Bedingungen das Recht auf eine eigene Meinung auch Moskau gegenüber nicht aufgeben wollten. Daher der Utas der Dritten Internationale, die Ausstoßung Fabres und aller derjenigen, die an seinem Blatte weiter mitarbeiten würden. Mag die Angelegenheit, wie Thalheimer andeutet, weitere Kreise ziehen oder nicht, fest steht für uns nur das eine: als die Kommunisten dieses Blatt benötigten, nahmen sie keinen An- stoß daran, Propaganda für den Anschluß an die Dritte Inter - nationale in einem Organ zu machen, von dem sie, wie jedermann inFrankreich, wußten, daß esdas Instrument finanzieller Interessenten- g r u p p e n i st. Es ist, als hätte der französische Kapitalismus gewußt, daß es sich schon rentieren würde, Geld in eine Zeitung zu stecken, die im Sinne Moskaus die Zerstörung der französischen Arbeiterbewegung fördern würde.
Sozialiftisthe Politik in Italien . Rom . 2. ltanl.(513.) Die sozialistische Sammergrnppe hat trotz der Einwände der Parleileikung. die einen Aufschub des Beschlusses beantragt hakte, mit 44 gegen 20 Stimmen die Tagesordnung Zuradlnis angenommen, worin sie sich ausdrücklich bereit er- klärt» mit ihren Stimmen ein ZNinisterium zu unterstützen, das die Wahrung der Gesehe und der Freiheit sichert. Dieser Tagesordnung sind bis jetzt im ganzen 60 Abgeordnete beigetreten, während etwa ZO bei der unversöhnlichen Taktik bleiben. Bei den übrigen ist die Umfrage noch im Gange. Die neue Richtung wird nachhaltig von den Gewerkschaftsführern unterstützt. Baldesi verlas einen Brief des Vertreters des Zenlrnworstandes der Eisenbahner, worin verlangt wird, daß die Sozialisten an der Regierung i e t l n c h m e u. Serrati sagte in der Bersammlung. die Annahme der Tagesordnung Zuradlnis werde eine Spaltung der Partei bewirken. Der parleikongreh wird den letzten Entscheid treffen. Die sozlaldemokrallsche parteileiknng hat den Rationalrat auf den 10. bis 12. 3uni nach Rom zufammenberufen zur Stellung- nähme über die. künstige Parteipolitik. In Bologna versuchten Foscistcnabicilungen das Gebäude der Präfektur zu stürmen, wurden jedoch zurückgedrängt. Splller wurden 21 Fasctjten verhaftet. Aus der Provinz wurden neue Zwischenfälle gemeldet. Mussolini hat von Rom aus auf Gruno seiner Besprechungen mit dem Ministerpräsidenten den in Bologna angesammelten Fascistenabtetlungen die Auflassung ihrer Kon» zentration befohlen. Infolgedessen hat ihr Abzug begonnen. Die Gefahr blutiger Verwicklungen erscheint somit beseitigt. Die Fascisten, gegen deren Bologneser Diktaturgelüste die Regierung sich zu ermannen scheint— wa» auf den vorerwähnten Beschluß der sozialistischen Fraktion wohl nicht ohne Einfluß ge- wesen ist—. haben in der K a m m e r eine Niederlage erlitten. Es wurde nämlich ein Antrag, die Diskussion über die Annullierung der Wahlen von Abgeordneten unter 30 Iahren aufzuschieben, mit 190 gegen 151 Stimmen bei 25 Stimmenthaltungen v e r- warfen. Giolitti hotte dafür gestimmt, die Sozialisten und Katho- liken stimmten einstimmig dagegen. Die Fascisten werden durch diese Abstimmung am meisten getroffen, da sie bei solcher An- nullterung sechs Abgeordnete verlieren. Durch eine weitere Ab- stimmung wurde die Wahl von vier Fasclstenabgeordneten an- nullt ert.
Ist öas �Revolution�? Zu der Meldung über die Verurteilung der drei Hauptange- klagten im Mailänder Bombenattentatsprozeß zu lebenslänglichem Zuchthaus bemerkt die„Rote Fahne ": „Der Revolutionär Boldrini ist das Opfer der beut- s ch e n Regierung, die seine Auslieferung an die italienischen Be- Hörden veranlaßt«." Daß unser Auslieferungsrecht reformbedürftig ist, ist auch vom Redner der sozialdemokratischen Fraktion im Preußischen Landtag betont worden. Insbesondere hat sich dies im Falle der Auslieferung der Dato-Mörder gezeigt. Der Fall Boldrini dagegen liegt ganz anders. Sind Menschen, die, mir nichts, dir nichts, eine Bombe in einen vollbesetzten Theatersaal schmeißen und damit anderthalb Dutzend Menschen töten und doppell so viel schwer verletzten, als „politische" Verbrecher deshalb anzusehen, weil ste sich An- archisten nennen? Hat diese Tat mit„Politik" überhaupt etwas zu tun? Betrachtet die„Rote Fahne " solche gewissenlose Schurken, die mit dem Leben ihrer Mitmenschen so frevelhaft umgehen, als„Revolutionäre "? Während der Verhandlungen vor dem Schwurgericht in Mal- land wurden als Zeugen zwei junge Mädchen in den Saal getragen, die bei dem Attentat beide Arme und beide Beine ver- l o r e n hatten. Die Angeklagten konnten den Anblick dieser mensch. tichsn Ruinen nicht ertragen und sie baten, während der Vernehmung ihrer Opfer aus dem Gerichtssaale herausgeführt zu werden, was ihnen auch gewährt wurde. Und. weil es nun einem dieser Mörder gelungen war, nach Deutschland zu entkommen, sollte«r, nach dem Wunsche der„Roten Fahne", bei un» Gastfreundschaft und Straffreiheit genießen?
Nichts würde den richtigen Gedanken des Afylrechts für wirkliche politische Verfolgte tödlicher treffen, als wenn die Kom- munisten ihre Auffassung des Falles Boldrini durchgesetzt hätten. Die„Rote Fahne " mag sich mit dem„Revolutionär" Boldrini soli- darisch erklären, w i r können da» nicht tun. Run mögen die deutschen Arbeiter zwischen den beiden Standpunkten wählen!
Aentrumsmehrheit in Luxemburg. - ?ei den Kammerwahlen in Luxemburg gewannen die Liberalen zwei Sitze, die Parlei Pruem gewann einen Sitz, die Kalholiken verloren einen Sitz, die Sozialisten zwei Sitze. Dieneue' Kammer wird aus 20 Katholiken»nd 22 Mitgliedern der Opposition bestehen. Tie Kommunisten haben bei den Wahlen sehr schleckt abgeichnitien: während sie bei den letzten Mahlen 41 022 Stimmen erhielten, haben sie jetzt nur 4791 bekommen.
polnische firbeiterentrechtung. Die Nationaldemokraten und die Bauernpartei im Warauer Parlament arbeiten mit aller Kraft dahin, eine ahlordnung Gesetz werden zu lassen, die die Arbeiter entrechtet. Die Städte sollen vom umliegenden Landvolk er- drückt werden, einmal um die Arbeiterstimmen wirkungslos zu machen und dann auch, um die nichtpolnischen Städte- bewohner Neupolens zu majorifieren. Dazu kommen noch bc- sondere Proporzkniffe. Die Arbeiterschaft von B i e l i tz im früheren Oester- reichisch-Schlesien hat durch einen zweistündigen Streik und eine Massenkundgebung gegen diesen Plan protestiert, der Polen dauernd in jener sozialen Rückständigkeit erhalten würde, die soeben der polnische Gewerkschaftskongreß gegeißelt hat. Der anwesende Arbeits minister erwiderte u. a., daß vielleicht die Einverleibung Oberschlesiens zur Einführung der dortigen, d. h. der deutschen Sozial- gesetzgebung in ganz Polen führen werde.... die oberfthlefischen Unruhen. Die oberschleflschen Gewerkschaften beider Rationen be- mühen sich, die systematische brutale Austreibung der Deutschen aus dem zukünftig polnischen Gebiet, zu der dcutschnationale Angriss« auf Polen in Gleiwitz das erwünschte Stichwort gegeben haben, zum Stillstand zu bringen. Einstweilen geht aber die Päbelaktion weiter. Heute, Sonnabend, sollen in Oppeln die R a t i f i k a t i o n s- Urkunden zum deutsch -polnijchen Vertrag ausgetauscht werden, dann wird die Uebergabe und Räumung mit Hochdruck betrieben. Auf den deutschen Protest gegen die(auch von Poincars triumphierend.angekündigte) Berbringung der von Ententegerichten verurteilten Oberschlesier in Ententeländer erwiderte die Le Rond- Kommission, daß darüber m Paris , London und Rom entschieden werde. Die Interalliierte Kommission hat der Vertretung der deutschen Regierung mitgeteilt, daß sie je«in englisches und ein italienisches Bataillon in die bedrohten Gegenden schicken werde. Der polnische Außenminister S k i r m u n t schloß seinen Genuas Bericht im Sejm folgendermaßen: Die Gelegenheit des gemeinsamen Aufenthalts in Genua habe er zu Besprechungen mit den Deutschen benutzt, wobei die Bereit. Willigkeit der deutschen Regierung zu Wirtschaftsverhand- lungen unter Llufhebung der die Bersailler Bestimmungen verletzenden Ausfuhrverbote festgestellt worden sei, so daß die deutsch -polnischcn Wlrtschaftsverhandlungen voraussichtlich bald be- ginnen würden. Deutschland werde im Rahmen einer genauen Aus. führung der bindenden Verträge und der Achtung des gegenwärtigen Zustandes in Polen stets einen Nachbarn finden, der zu n o r, maler Zusammenarbeit und zur Entwicklung korrekter friedlicher Nachbarbeziehungen in loyaler Weise bereit sei. Litauen und Wilna . Anläßlich derjweiten Jahresfeier(der Zeligowskischen Er. oberung) in der Sitzung des K o w n o e r Landtages hiell der Land- tagspräsident eine Festrede, in der er feierlichst erklärte, daß Litauen auf Wilna und das gesamte W i l n a e r Gebiet niemals ver- zichten und weiter mit Polen darum kämpfen werde. Der polnische Sejm lehnte die Dringlichkeit des sozialistischen Antrages betreffend Autonomie Ostgaliziens und des volks- parteilichen Antrags zur Agrarreform ab.
Sowjets unü Spnoü. Zlloskan, 2. Juni. (MTB.)- Man nimmt an, daß kaum ein Drittel der Kirchenfchätz« bis jetzt enteignet worden ist. Seitdem Patriarch T i ch o n die Verwaltung der Kirche einem Kollegium •aus sowjetfreundlichen Geistlichen übergeben hat, scheint der Widerstand der Geistlichkeit gegen die Enteignung der Kirchen nachgelassen zu haben. In wenigen Wochen tritt in Moskau das Allrussische Kirchenkonzil zusammen, dessen Entscheidung mit größter Spannung erwartet wird. Die Autorität des Patriarchen Tichon ist bei dem gläubigen Volk gewachsen. Der Patriarch hat sich bis zur Entscheidung des Kirchenkonzils in ein Moskauer Kloster zurückgezogen. Evangelische Kirchen Westeuropas und Amerikas haben Tichon zu seiner Standhaftigkeit beglückwünscht. Warschau , 2. Juni. (MTB.)„Roczpospolita" schreibt: Aus Now- gorod wurde gemeldet, daß zwei Geistliche und«in Kaufmann wegen Widerstandes gegen die Beschlagnahme des Kircheneigentums zum Tode verurteilt wurden.
Gegen Japans vorüringen. Die Regierung der Republik des äußersten Ostens protestiert in einer Proklamation gegen die Anwesenheit der Japaner rn Sibirien und dagegen, daß die japanische Armee in Wladiwostok gegenwärtig Vorbereitungen treffe, um die Gegend von A l i n s k i zu besetzen, wo große Erzgruben und ausgedehnte Wälder sind. Der Präsident der Regierung von Wladiwostok , M e r k u l o w, ist abgesetzt und auf Befehl der Konstituierenden Versammlung ver- haftet worden. Das chinesische republikanische Parlament, dos seit 1917 nicht mehr getagt hat, versammelte sich In Tientsin und hat als Programm die Einigung Chinas aufgestellt. In Moskau ist ein« Abordnung der Mongolei eingetroffen.
Das Sterben der presse. Das vor 37 Jahren in Fronbfurt am Main unter dem Namen„Kleine Presse' gegründete Mittagblatt hat mit dem 31. Mai sein Erscheinen eingestellt. Da» Rheinstaatlerblatt des yerru Smeet», die. Rheinische Nevablil". wird wegen ihrer Schimpfereien auf Deulsckland von den Arbeitern seiner bisherigen Druckerei in Bonn nicht mehr hergestellt. holienlollenaufruhr in Südweslafrika. Truppenabteilungen der südafrikanischen Union gegen die aufständischen Bondelzwart- Hottentotten haben sich bis 40 Meilen nördlich des Oranjeflnsses vor- gearbeitet. Die Aufständischen werden von Morris geführt. Fa. Milien und Vieh führen sie mit sich. Beritten« aufständische Hotten. totten rücken angeblich aus der Kap-Provinz heran. In ganz Süd- westafrika herrscht offensichtlich beträchtliche Unruh» unter den Ein» geborenen.