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Nr.26139.Jahrgang Ausgabe A nr. 131

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Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt und Beit", der Unter­haltungsbeilage Seimwelt" und der Beilage Siedlung und Kleingarten" erscheint wochentäglich zweimal, Sonn­tags und Montags einmal.

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Sozialdemokrat Berlin "

Sonntags- Ausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

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Expedition Morigplas 11753-54

Sonntag, den 4. Juni 1922

Ludendorffs Selbstporträt.

Erich Ludendorff hieß der Feldherr Wilhelms II., stands bitte an die feindlichen Heerführer den moralischen der das Kräfteverhältnis des Weltkriegs größenwahnsinnig Zusammenbruch von Heer und Heimat herbei. Unter dem verkannte, jeden Verfuch, zu einem rechtzeitigen Frieden zu fommen, gewaltsam unterdrückte und durch seine Stimme die Entscheidung für den unbeschränkten U- Boot- Krieg gegen Eng land und damit für den Eintritt Amerikas in den Krieg gab. Als sich die Uebermacht Amerikas geltend machte, verlor er den Kopf und führte durch eine überſtürzte affenftill

SUNDAY PIOTORIAL.

Namen Erich Lindström floh er dann, verkleidet mit blauer Brille nach Schweden . Als er jedoch erkannte, daß er den großmütigen Sinn des deutschen Boltes unterschäßt hatte, fehrte er in die Heimat und in den Genuß seiner Pension zurück und stattete der Republik dadurch, daß er den Kapp ẞutsch mitinszenierte, seinen Dant ab.

MAY 14, 1922

AL WHY FRANCE IS RIGHT.

Eye GERMANY MUST PAY THIS MONTH, in all this? Germany, after delayip

of the OR TAKE THE CONSEQUENCES.

been

Risa

Is there anything very terrible or sinist reply for weeks and weeks, as Thursday for still more time. has said pretty plainly th paltering with, the All does not pay up by

does By LOVAT FRASER( Exclusive to the" Sunday Pictorial") bring pressure to

entant, ngs he

d.

After discussing Genoa and Mr. Lloyd. George, Mr. Fraser explains that the demand that Ger many shall pay her current dues by May 31 is made; not by France, but by the Reparations Commission. We should join France in insisting that the Germans must not evade payment. SINCE the Genoa Conference assembled| which they have stolen, and they have the Eric I have been careful to say very little audacity to demand, almost as a right, a about If all newspapers had exercised loan of£ 200,000,000 in hard cash from the tionary reticence the Conference might have had a Western Powers, I can fancy the reception nditure better chance of doing something for the such request would receive if it were so tares, salvation of Europe. Journalists at Genoa ously submitted to British taxpayers tem have been making far too much noise, and we can deal faithfully with the B hen the Conference is over

MAY 14, 1922

quite right, thou Chamberlain gether first ing by Brit

SUNDAY PIOT

GERMANY NEEDS A KAISER AGAIN FE

YET

LOYALTY AND DISCIPLINE URGENTLY WANTED YET

By GENERAL LUDENDORFF: of Germany to a system of monarchy ENGL NGLAND has developed her own demo-] cratic system and she can be content with the result. In. England democracy means personal independence ,. individu­ality, self- expression, equal opportunity- all these things under the shelter of the State. The World War came. The immense effort of the German nation , the might of the Ger­man Army, imperilled the life and liberty of Britain.

Who explains why he favours the return

By A Government which is inspired by the Ger- T man national spirit, and acts in accordance with it, will assuredly encounter the strongest opposition from those who have profited by the revolution. The time is not far dist however, when the great mass of the will welcome such a Government ness and hope.

So at least the British believed; though if Germans had been victorious we ha tended to make ruinous inro

and liberty of aus create

If German Nationalism can start on two domestic the

Seine Bloßstellung im Jagow- Prozeß hinderte ihn nicht, Lovat Frasers gar feine bessere Unterstüßung finden als da­fein Treiben gegen die Deutsche Republik fortzusetzen. Neuer- durch, daß man den Lefern die Stärke der Reattion in Deutsch­bings bedient er sich dazu u. a. auch der deutschfeind land eindringlich zur Anschauung brachte. Es ging um den lichen englischen hehpresse. Die vorstehenden 31. Mai, den Berfallstag", um den Einmarsch ins deutsche Photographien zeigen Abrisse der Seiten 6 und 7 der Lon- Ruhrrevier, der mit allen Ritteln durchgesetzt werden sollte. boner Zeitschrift" Sunday Pictorial" vom 14. Mai, eines der Gab es ein besseres Mittel, die Stimmung für militärische wenigen englischen Blätter, die jetzt noch, als ob fein Frieden Erefutionen zu stärken, als daß man dem englischen Bolt geschlossen wäre, den publizistischen Krieg gegen Deutschland den deutschen Militarismus gleidfam in seiner Personifitation fortsetzen. Schlägt man das umfangreiche mit schlechten Bil- vor Augen führte? Dazu wurde Ludendorff gebraucht, dazu bern versehene Heft auf, so findet man fints einen Artikel von ließ er sich brauchen, und dafür mochte er selber auch nicht Lovat Fraser mit der schreienden Ueberschrift: wissen wofür wurde er bezahlt.

Warum Frankreich recht hat. Deutschland muß in diesem Monat zahlen oder die Konsequenzen tragen." Rechts prangt folgender Artikel mit dem Porträt des Berfassers versehen:

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Vorwärts- Verlag 6.m.b.H., SW 68, Lindenste. 3 Fernsprecher: Berlag, Expedition und Inferaten Abteilung Morisplay 11753-54

Neuer Pfingstgeist.

Der Sinn der. alten christlichen Feste ist durch leberliefe sind sich nur wenige derer, die heute draußen im Grünen Ver­rung und Volksgewohnheit vielfach verdunkelt, und darum gessen ihrer Alltagssorgen suchen, dessen bewußt, daß die älteste Internationale der Welt heute ihr Stif­tungsfest begeht. Selbst Hofprediger a. D. scheinen davon nichts mehr zu wissen, wie aus einem Artikel des Dr. Conrad in der Kreuzzeitung " hervorgeht, wo aus Anlaß dieses Festes der alte jüdische Prophet Hesekiel heraufbeschworen wird, um das Evangelium der nationalen Auferstehung" zu predigen. Dr. Conrad sieht unser Bolt gänzlich verfault, aber er hofft mit der Kraft einer frommen Seele auf ein Wunder und auf die Rückkehr eines glücklichen Zustandes, in dem es wieder Hofprediger im Dienst geben wird.

Solche enge Betrachtungsweise wird dem Sinn des Pfingstfestes nicht gerecht. In seiner Entstehungsgeschichte symbolisiert sich vielmehr das Werden einer neuen geistigen Macht, die, weit über die Grenzen des Na­tionalen hinausstrebend, alle Völker zu umfassen versuchte. Es wäre notwendig, die ganze Geschichte der Kirche zu schrei­ben, um zu zeigen, wie dieser große Gedanke in seinem Be­streben, sich den gegebenen Verhältnissen anzupassen, seine ur­sprüngliche Kraft verlor, wie das Papsttum, statt ein Reich Gottes auf Erden zu errichten, selber zur Schwertmacht wurde, die katholische Glaubenseinheit schließlich zerriß und auf ihren Trümmern die blutigen Religionsfriege entbrannten, die ein Hohn auf jedes wirkliche Christentum waren, wie später die dynastischen Hausmächte emporwuchsen, die im Streben nach Erweiterung ihres Herrscherbereichs Europa mit ihren Söldnerscharen verwüsteten, und wie schließlich der Welt­beherrscher Kapitalismus im Kampfe um Baumwolle, Kupfer und Petroleum die ganzen Völker gegeneinander hetzte.

Und doch ist der alte christliche Gedanke nicht so tot, daß aus seinem Stamm nicht noch grüne Reiser wüchsen. Wo er aber noch lebendig ist, da trifft er sich mit dem modernen internationalen Gedanken des Sozialis= mus. Christentum und Sozialismus, wie oft ist schon diese Parallele gezogen worden, zuletzt wieder in einem Buch des Freiburger Nationalökonomen Liefmann, der den So­zialismus die größte geistige Erscheinung seit der Entstehung des Christentums nennt. Und doch rät derselbe Professor Liefmann der Sozialdemokratischen Partei, sich auf das Stre­ben nach praktischer Berbesserung der Lage der arbeitenden Massen zu beschränken und dem Endziel" zu entsagen.

"

Als ob es nicht gerade dieses Endziel wäre, das dem sozia­ listischen Bekenntnis feinen tiefen Gedankeninhalt, dem sozia­ listischen Streben feste Richtung gäbe, als ob ohne dieses Endziel" der Sozialismus jemals eine geistige Macht hätte werden können, start genug, um mit den überkommenen Mächten der Vergangenheit siegreich zu wetteifern?

Bei aller Not der einen und allem Lurustreiben der an­deren läßt sich, als Gegensatz zu dem äußeren Kampf um materielle Güter, ein starker Zug nach Berinnerlichung des geistigen Lebens erkennen. Ihm entspricht das Streben, den Sozialismus als Weltanschauung zu erfassen, sich mit den gesellschaftlichen Problemen unserer Zeit aus­einanderzuseßen und in dem verwirrenden Auf und Ab dieser Entwicklung einen festen geistigen Standpunkt zu gewinnen. Der Fanatismus, mit dem mitunter in der letzten Zeit Glaubensstreitigkeiten des Sozalismus ausgefochten wurden, ist davon eine unvermeidliche Begleiterscheinung. Denen, die es ernst damit meinten, ging es dabei um Höheres als mur um Brot.

Christen, die ihre Glaubensgeschichte fennen, sollten be­merken, daß in den Sozialisten der Pfingstgeist lebendig geworden ist.

Der Kampf geht im Grunde darum, ob der Weltkrieg auch eine Weltwende für unser altes Europa bedeuten foll. 3war sieht niemand mehr in ihm das umwälzende Er eignis, das den Kapitalismus von seinem Thron stürzt und eine sozialistische Ordnung an seine Stelle setzt, solcher Illusionismus wird durch die Tatsachen nur allzu hart eines anderen belehrt. Wohl aber fann der Weltkrieg mit den ihm folgenden politischen Machtverschiebungen ein Ereignis von solcher eindrucksvollen Größe gewesen sein, daß er das Denten der Menschen hinfort maßgebend beeinflußt und schließlich dennoch aus seinen Trümmern, mählich werdend, eine neue Welt entstehen läßt.

Standesporrecht, Klassenvorrecht, Völkermord sind die

Die römischen Feldherrn der Heldenzeit stürzten sich, wenn fie eine Schlacht verloren hatten, in ihr Schwert. Napoleon starb in Stolz und Würde auf St. Helena . Erich Ludendorff wurde Berliner Korrespondent vom" Sunday Pictorial". Dort fetzt er mit untertänigen Komplimenten vor dem demofra­tischen Parlamentarismus Englands auseinander, daß dieses Deutschland muß wieder einen Kaiser haben. Coyalität und System für Deutschland nicht paßt. Der deutsche Geist" for- ragenden Merkmale der alten Zeit. Eine Ordnung zu er Disziplin find unbedingt erforderlich. Von General Ludendorff ." bere eine Dittatur, am besten in Form einer neuen Monarchie. richten, die allen gleiche Möglichkeiten des Aufstiegs gewährt, Loyalität und Disziplin, fürwahr, in wessen Mund paßten Aber, fezt er hinzu, eine Regierung, die von deutschem Na- jedem Arbeitenden Teilnahme an den Kulturgütern sichert und diefe Worte besser als in den des Generals Ludendorff! Und tionalgeist getragen sei, würde die schärfste Opposition derer den Völkern ein friedliches Nebeneinanderleben ermöglicht, das welche Gelegenheit wäre besser, sie zu fordern, als die, bei der finden, die aus der Revolution Profit gezogen haben. ist das Streben der neuen Zeit. Wann wird der Tag ein preußischer General a. D. und Pensionär der Republik das So, in dieser Weise offenbart der preußische General den Eng- kommen, der alle diese Ziele erreicht findet? Wir wissen es Gift, das er gegen Deutschland versprigt, sich mit englischen ländern feine Heldenseele. nicht, aber wir wissen, daß jeder Schritt dahin einen Schritt Bfunden bezahlen läßt! Die deutsche Journalistit tann auf diesen Kollegen", das noch oben, jeder Schritt zurück einen Absturz bedeutet. Es ist gewiß nicht bloß Luft an der Sensation, die das preußische Offizierstorps von einst auf diesen Führer, das Die Auferstehung unseres Volkes ja, die wollen auch englische Hezblatt veranlaßt hat, gera de Ludendorff deutsche Volt kann auf diesen Nationalhelden deutschnationaler wir. Aber wir haben nicht das mindeste Verständnis für eine zu fich als Gaft zu bitten. Politisch gesehen konnte der Artikel Prägung stolz sein. Sorte von Christentum, die die Auferstehung des Volkes in

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