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Die gemeinsame Plattform fft dl« Parti odtegmig für die pro?. tische Einigung in Deutschland , und alle Hinweise auf ausländische Parteien und frühere Einigungen in Deutschland treffen neben das Ziel. Die fraglichen ausländischen Parteien sind noch ein einheit- licher Parteikörper, und bei früheren Einigungen in Deutschland standen beide Teile in der Opposition, also auf gemeinsamem Boden. Koutsky sage also klipp und klar, was werden soll, wenn morgen die Einigung da ist. Soll dann die ganze Partei K o a l i t i o n s- Politik treiben, also SPD . sein oder soll sie geschlossen i n Opposition treten, also USPD . sein? Dir eine Partei muh doch zunächst auf den Boden der anderen treten. Es ist nicht an uns, eine Frage zu beantworten, die per- sönlich an Kautsky gestellt ist. Nach der Art aber, wie Kautsky den doppelten Boden der USP.-Politik schildert, können wir nicht annehmen, daß er uns zumutet, auf diesen Boden zu treten und den Marsch in die Sackgasse mitfortzusetzen, in die sich die USP. ausweglos verrannt hat. Daraus würde sich dann nach unserer Meinung der unwiderlegliche Schluß ergeben, dag sich die Bewegung, die zur Einigung führt, nach der entgegengesetzten Richtung vollziehen muß. Es wäre also mit der gegebenen Tatsache zu rechnen, daß in Deutschland eine Koalitionsregierung vorhanden ist, für deren Erhaltung die Sozialdemokratie offen, die USP. etwas weniger offen eintritt. Nach vollzogener Einigung wäre die Diskussion darüber zu eröffnen, welche Linie der Politik weiter verfolgt werden soll. Das Rätsel, über das sich dieFreiheit" so verzweifelt den Kops zerbricht, wäre auf diese Weise verhältnismäßig leicht zu lösen. Bon einer anderen Seite her versucht B a l l o d Kautsky heizukommen. Er erinnert an die Sozialisierungs- k o m m i s s i o n, die seit denbürgerlichen" Reichstags- wählen von 1920 den Keim des Todes in sich getragen habe. Soviel wir uns erinnern, hat sich aber gerade die ÜSP. vor Freude über diesebürgerlichen" Reichstagswahlen förmlich überschlagen, weil sie Mandate gewonnen, die verHatzte SPD. aber gehörig eins abbekommen hatte. Seit diesemSieg" der USP. trägt also die Sozialisierungskommission den Keim des Todes in sich. Vallod sagt und fragt dann weiter: Für alle konsequent denkenden Sozialisten bildete die Grün- dung der Sozialisierungskommission den Wendepunkt der Welt- anschauung, den Wendepunkt vom falsch, als Fatalismus verstände- nen Marxismus zu der Erforschung der eigentlichen Sozialisierungs- Probleme..... Die bloße theoretische Forschung genügt aber nicht: es muß das Experiment hinzukommen.... Ist die Mehrheits- sozialdemokratie bereit, dazu die Hand zu bieten? Es gibt sozio- listische Mehrheiten in drei deutschen Bundesstaaten. Also können Erperiwcnie selbst großen Stils auch ohne die bürgerliche Reichs- tagsmehrheit durchgeführt werden. Und auch ein Teil der bürger- lichen Parteien, der demokratische Teil des Zentrums, würde mit sich reden lassen. Dies also ist die entscheidende Frage: nichterst Einigung, dann Programm", sondernerst Programm, dann Eini- gung". Daß gerade der Sieg der USP. im Jahre 192V den So- zialisicrungsbestrebungen im Reich das Rückgrat gebrochen hat, ist schon gesagt. In den Einzelstaaten finden alle gemein- wirtschaftlichen Bestrebungen, die Hand und Fuß haben und den Massen des arbeitenden Volkes nützen, unsere Unter- stützung. Indes, wäre Ballod nicht ein weltfremder Professor, sondern ein kämpfender Politiker, so hätte er das Verhängnis- volle WortExperimente" vermieden. Die Volkswirt- schaft ist kein Frosch, der unbedenklich den Gelehrten überlassen werden kann, damit sie mit ihm ihreExperimente" machen. Und es ist nicht falsch, sondern richtig verstandener Marxis- mus, der praktisch nur im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten arbeitet, und es vermeidet, durchExperi- mente großen Stils" auch noch das letzte bißchen Lebensglück, das den Arbeitern geblieben ist, aufs Spiel zu setzen. Plan- müßige sozialistische Aufbauarbeit hat nichts zu tun mit solcher profelsoraler Experimentiererei. Wir können also auch in diesem Punkt kein unübersteig- bares Hindernis der Einigung erblicken, zumal die meisten Mitglieder der USP. Arbeiter sind, die eine tatsächliche Besserung ihrer Lebensverhältnisse erstreben, und keine Reiter theoretischer Steckenpferde.

flussoröerung zum Ungehorsam. Die Agrarier wollen bft Gesetze sabotieren. Wir berichteten schon mehrfach über Beschlüsse von Land- bundorganisationen, in denen ausgedrückt wurde, daß man sich einem neuen Umlageverfahrenmit allen Mitteln" widersetzen und es durch aktiven und passiven Wider- stand unmöglich machen.würde. Einer der Landbund- führer hat auch jüngst öffentlich verkündet, die wirksamste Waffe der Agrarier" wäre nach seiner Ansicht nicht der Lieferungsstreik, sondern der Boykott gegen die Ge- setz«. Dieser scheint nunmehr in die Tat umgesetzt werden zu sollen, denn dieFreiheit" ist imstande, folgendes Doku- ment zu veröffentlichen: Richtlinien gegen eine neue Umlage. Sämtliche Vertrauensleute der Ortsgruppen der organisierten Landwirtschaft verpflichten sich, für den Fall, daß der neue Eni- wurf über die Gctreideumlage Gesetz werden sollte, sich mit ihrer ganzen Person für die Durchsiihrung folgender Maßnohmen innerhalb ihres Einflußbereichs einzusetzen: 1. Es sind keinerlei Angaben über Anbauflächen zu machen. 2. Kein organisierter Landwirt wirkt bei irgendwelchen Ernte- einfchätzunge» mit. 3. Alle einer Organisation angeschlosienen Landwirte, die gegen Punkt 1 und 2 oerstoßen, sind aus der Organisation anszufchllehen und scharf zu boykottieren. 4. Ohne Zustimmung der Organifatton darf kein Mitglied auch nur ein Pfund Getreide oder Kartoffeln abliefern. 5. Die organisierten Landwirte verpflichten sich, falls gesetzliche Maßnahmen zur zwangsweisen Ablieferung getroffen werden, ihr Getreide nur nach den Weisungen ihrer Organisation auszudrefchen und in den Handel zu bringen, und zwar durch die Genossenschaften und solche Mühlen und Händler, die den Weifungen der Organi- sation nochkommen, damit auf dies« Weise die landwirtschaftliche Organisation die Belieferung der Bevölkerung von sich aus recht- zeitig und ordnungsmäßig durchführen kann. 6. Der Tätigkeit von Druschkommandos ist durch vorherige Ent­fernung wichtiger VeflondteNe aus den Dreschsätzen entgegenzu- wirken. Alle vom Zwangsausdrusch nicht betroffenen Betriebe ver­pflichten sich, für diesen Fall die in Mitleidenschaft gezogenen organi- sierten Berufsgenoflen mit dem notwendigen Getreide zu versehen. 7. In allen übrigen Fällen muß bei einmütigem Zusammen- stehen aller organisierten Betriebsinhaber durch passive Haltung das Versagen der im Gesetz vorgesehenen Maßnahmen zur Erzwingung der Ablieferungspflicht herbeigeführt werden: dies gilt insbesondere für die Er s a tz st r af e n, die nicht abgeführt werden dürfen. 8. Die nicht organisierten Landwirte sind durch moralische und wirtschaftliche Drucknüttel zu veranlasien, sich den Mahnohmen de? Organisation anzuschließen. g. Sämtliche organisierten Landwirte verpflichten sich, bei Durch. führung von staatlichen Maßnahmen gegen Einzelmitglieder für den dem einzelnen daraus erwachsenden Schaden solidarisch zu hasten. 10. Für den Fall, daß die Regierung die Umlage fallen läßt, oerpflichten sich die organisierten Landwirte noch den Weisungen ihrer Organisation ihr Getreide derart laufend dem Handel zuzu- führen, daß die Versorgung der Bevölkerung von der neuen Ernte ab dauernd gesichert ist. 11. Für die Durchführung aller Mahnahmen gegen die Umlage wird für jede Ortsgruppe ein Ausschuß gebildet, ebenso ein besonderer Ausschuß für jeden Bezirk. Den Weisungen dieser Ausschüffe haben alle organisierten Landwirte unbedingt Folge zu leisten. Wir haben es hier also mit einem organisierten Vorgehen gegen das Gesetz zu tun, einem Vorgehen von Leuten, die behaupten, daß Ihnen Ordnung und Gesetz­lichkeit über alles ginge, die jeden Tag beteuern, daß die daniederliegende Autorität des Staates wieder aufge- richtet werden müsse". Gründlicher kann sich die Heuchelei wohl nicht entlarven. Diese Gesetzessabotage wird doppelt und dreifach ver- werflich durch ihren sachlichen Zweck, denn das zu sabotierende Gesetz bezweckt bekanntlich die Versorgung der ärme-

ren Bevölkerung mit Getreide zu erschwinglichen Preisen. Einstimmig hat jüngst die Konferenz �aller Er- nährungsminister festgestellt, daß ohne ein neues Umlagever- fahren eine Versorgung der minderbemittelten Bevölkerung n i ch t zu erzielen ist. Selbst der den landwirtschaftlichen Or- ganisationen nahestehende bayerische Ernährungsminister hat sich unter der Wucht der Tatsachen auf diesen Standpunkt stellen müssen. Die Agrarier aber kennen nichts als ihren Profit. Dabei hat ein Redner der agrarische«: Rechten im Preuhifchsn Landtag sich jüngst das Geständnis entschlüpfen lassen:W ir würden uns lächerlichmachcn, wenn wir behaupten wollten, daß es der Landwirtschaft schlecht ginge." Die Frage ist nun, was die Regierung gegen diese offene Ankündigung der Ungesetzstchkeiten zu tun gedenkt._ Es gibt doch wohl noch einen§ 119 StGB., der die Aufforderung zum Ungehorsam gegen die Gesetze unter Strafe stellt. Wird der preußische Justizminister Am Zehnhoff seine offenbar etwas schläfrigen Staatsanwälte anweisen, durch ge­eignetes Einschreiten die Autorität der Gesetze wieder herzu- stellen?___ tzeiratsverbot für Schutzpolizeideamte. Der Kommandeur der Schutzpolizei , Oberst K a u p i f ch, csibt bekannt: In letzter Zeit sind dem Kommando Heiratsgesuche von Unterbeamten in großer Zahl zur Eenehmiguicg vorgelegt worden, obwohl He'ratsfperre nach wie vor besteht. Hier» gegen ist zu bemerken, daß die Heiratss-laubnis nur in ver- ein zelten Fällen bei dringender wirtschaitlicher Notlage dem Beamten erteilt werden kann. Die von den Beamten in ihrer. Gesuchen angegebenen Gründe, wie Schtvangerchist der Braut, beschaffte Möbel, Einrichtung einer Wohnung, Einrichtung eines Zimmers durch die Schwiegereltern in ihrer Wohnung, können nicht ohne weiteres als stichhaltig anerkannt werden. Es muß bei derartig begründeten Gesuchen von Fall zu Fall unter Berücksichtigung des Lebens- und Dienstalters und der Führung entschieden werden. Keinesfalls sind von den einzelnen Gruppen mehr als drei Anträge im Monat dem Kommando vorzu- legen." Wie die B. S.-Korrefpondenz hört, hat die Verfügung in den Kreisen der Schutzpolizeibeamten ziemlich erhebliche Beunruhigung hervorgerufen. Das Kommando begründet seinen Standpunkt damit, daß schon aus räumlichen Gründen es unmöglich'ei, in den Kasernen, in denen die Mannschaften zum größten Teil untergebracht sind, in kurzer Zeit auch nur einen Bruchteil der Wohnräume zu schaffen, die notwendig wären, um für Familien Platz zu machen. Die Beamten der Schutzpolizei wollen �nunmehr beim Minister S e v e r i n g vorstellig werden, um wenigstens eine teilweise� Auf­hebung der von Oberst Kaupifch erlassenen Verfügung zu veranlassen.

Die firdeiter stiften ßrieöen. Kaikowih, 8. Juni. In dem gestrigen Bericht der Fünfer- kommission deutscher und polnischer Gewerkschafts» vertrete? heißt es u. a.: In den Werken und Arbeitsstätten hat der Terror aufgehört. Das Eingreifen der Gewerkschaf- ten hat einige Ruhe und geordnete Zustände gebracht. Leider ist die Fünferkommission jedoch machtlos gegen den immer noch auflodern- den Wohnungs. und Straßeaterror. Aus E l e i w i tz wird ge­meldet, daß völlige Sicherhett herrscht. Die Unruhen, die vielleicht nachts noch hin und wieder vorkommen, werden durch energisches Durchgreifen der Polizei und Volkswehr unterbunden. In R y b n i k ist alles ruhig. Aus P l e ß wird nichts berichtet. In den anderen Orten Oberichiesiens wie Laurahütte und K a t t o w i tz scheint Ruhe eingetreten zu sein. Die ausgesandten K o m m i s- sionen haben in Antonienhütte, Lipine und Heinitzgrube sowie in anderen Teilen des deutschbleibcnden Oberschlesiens Frieden ge­stiftet. Besonders bemerkenswert ist die Arbeit der Betriebs- röte in den Werken. Viele Ausschreitungen in den Werken und in den Jndustriecrtcn sind durch die Arbeiterräte verhindert worden.

Königsberg erhält ein rtisfis6)cs Generolkonsulat neben dem in Berlin zu errichtenden. Da Polen ein russisches Konsulat in D a n z i g nicht zuläßt(daher der Name Freistaat Danzig), wird das Königsberger Konsulat auch Danzig umfassen._

Die§ahrt in üen himme!. Von Alfred Fritzsche. Marianne und ich wir hatten uns einen Spaß gemacht. Das wa* am letzten Sonntag. Da lagen wir im Wald und schauten in den Himmel. Gerade hinauf. Zu dem dunkelblauen Himmel, in dem hie und da ein Sternlcin blitzte. Mitten unter ihnen stand alt- väterlich der runde Mond und goß ein gelbes Licht auf die Erde herab und gab den Bäumen lange, tiefschwarze Schatten. Auf einem Baum lagen wir: auf einem gefällten Baum, rücklings, Kopf an Kopf, so daß mich Mariannes Wuschelkopf sachte streifte. Und ich mußte der Marianne allerlei erzählen. Weil sie das mit ihrem Rücken hören könne: so sagte sie mir. Ich habe eine starke Stimme und sie eine seine Haut. Und der Baumstammbrummt", wenn ich spreche. Das hört Marianne so gern. Darum muß ich ihr etwas erzählen. Allerlei... Doch unvermittelt sagte Marianne, ich solle aufhören mit dem Sprechen und denken, der Baumstamm sei ein Schiff, mit dem wir in den Himmel führen. Ich mar ganz still. Langsam glitt das Schiff in die Höhe. Meine Hände griffen noch durch die wellenden Gräser, dann faßten sie ins Leere. Wir lagen mit gefchloflenen Augen auf dem Stamm und um uns war das Rauschen der W'nde. Endlos war die Fahrt. Einmal öffnete ich die Augen und blinzelte nach unten. Die Erde drehte sich wie ein schwarzer Fleck weg. Wir fuhren über sie in Kreisen.... Dann sah ich nach oben: Aber eine jähe Helle, die sich wie eine schmerzende Hand über meine Augen legte, ließ mich diese sofort wieder schließen. So still war es auch um mich geworden. Nichts hörte ich. Nichts sah ich, nichts fühlte ich. Das seltsame Himmelsschiff fuhr immer böher. Da drang die Angst in mich. Icb rief. Rief laut: Marianne! Stille. Niemand antwortete. Kein Ton kein Laut. Ich schrie. Aus Leibeskräften. Preßte mich auf den Stamm und schrie, daß mir die Brust weh tat. Uebermenschlich schrie ich: Marianne Vater Mutter Brüder Schwestern! Alles hintereinander und ohne Zusammen- hang. Und keine Antwort kam. Kraftlos fielen die Worte zurück. Taumelten wie tote Vögel durch den Raum. Der Stamm raste böher, immer toller: durchbrach die Himmelssphären und fauste in besinnungsloser Fohrt ins Ewige hinein. Ohne einen Halt ohne ein Ufer zu finden. Da raffte ich meine letzten Kräfte zusammen und schrie so laut ich konnte: Und wenn mich alle verlassen haben, so öffne Du, Gott- vater, Deinen kimmel und laß mich eini Ich wartete. Angsterfüllt. Sekunden Minuten nichts geschah. Der Stamm sauste durch die Räume, durch enillose Räume, immer höher und höhec�und schoß durch tausend Httnmelsbogen. Da ließen meine Hände den Stamm los. Ich wollte mich herabfallen lasten. Tief tief. Wollte vergehen, dort, woher ich gekommen war. Ich ließ los ein Ruck---- ein Lachen erscholl und ein weicher Mädchcnmund drückte einen warmen Kuß auf meine Lippen. Berwirrt schlug ich die Augen auf. Sah furchtsam hinauf in den entsetzlichen Himmelsraum und sah in Mariannes Gcstcht, die mich lachend einen Träumer schalt.

Lessing-Thealer(Sommerspielzeit):Fuchsjagd" von Rudolf Presber und Leo Siein. Auf den Brettern tummelt sich, wie ja nicht anders zu erwarten, die im Schwankfach herkömmliche Para- fitensippe, die das Versteckspiel wechselweiser Ehebrüche als besonders standesgemäßen Sport betreibt. Der Ton ist feit dem Kriege den Zeitverhältnissen entsprechend noch etwas gröber, zynischer geworden. Der TitelFuchsjagd" gibt Gelegenheit, die werten Herren im roten Jagdkostüm auf dem neu angekauften Lisbes-Schlößchen eines einstigen wilhelminischen Serenissimus vorzuführen. Der Clou liegt darin, daß eine der Weiblichkeiten in ihrer äußeren Erscheinung mit dem Gepräge eines Seelenadels ausgestattet ist, der die Kur- mach« in respektvoller Entfernung hält, und daß sie(unter dem Einfluß des Milieus) aus dieser Rolle bewunderter Monumentalität sich heimlich lange schon heraussehnt. Das hätte für feinere psycho- logische Ironien dem Stückchen Spielraum schaffen können. Doch solcher Ehrgeiz, der auf den bequemen ausgetretenen Bahnen nicht zu befriedigen wäre, liegt den Verfassern fern. Sie wirtschaften auch hier nach ganz schablonenmäßiqen Rezepten. Indes das Manko der Erfindung wurde zum großen Teile ausgeglichen durch die über- raschende, wechselvoll spannende Fülle der Nünancen, die reizvolle Grazie und naturhafte starke Frische, die Else Heims in. dieser Rolle entfaltete. Gleich überzeugend im Ausdruck harmonisch sicherer Geschlossenheit, wie in der Neckerei, in dem ausbrechenden Ueberrnut und dem selbstvergessenen Glücksgefühie einfältiger Ver­liebtheit, ließ sie die Banalität des übrigen vergessen. Karl E l z e r gab!>em betrogenen Betrüger von Gemahl, der fein Schicksal gut und gern verdient hat, die charakteristische Maske schmunzelnd selbst- gefälliger Behäbigkeit. Hans Kuhnert brachte die Charge des zynisch spaßenden arg wurmstichigen ostpreutzischen Onkels rund und geschickt heraus. Das Publikum nahm die Novität mit starkem Beifall auf.-U. Das Kleine Theater hat sich unter der Direktion Peter Sachse auf das allerleichtestc schon hochsommerlich«ingestellt.Knock out", ein Einakter von Poldi Schmidt, führt in das Reich einer Kokotte, die es ausgerechnet auf einen Boyer abgesehen hat, der am Abend seine Weltmeisterschaft beweisen soll. Der strauchelnde Boxer, die triumphierende Kokotte, am besten ist darin ein um sein Geld be. sorgter Impresario, d«n Kurt Wolowsky mit ollen Reizen der Managergattung ausstattet. Düster gibt sich ein nicbt ganz unbe, kanntcr EinakterDie letzte Nacht". Rokoko. Bastillcnszene, letzte Stunde eines Frauenmörders, eine girrende Marquis«. Herrmann V a l l e n t i n tobt sich in eine Mörderstimmung hinein. Die Sache nimmt im reckten Moment em Ende, als sie anfängt geschmacklos zu werden. Zum Schluß noch das knapp bekleidete Ballett Celly de Rheidt und das Salome-Ballett, das auch wenig an hat. Die Qualität des Tanzes mehr als mittelmäßig: mit Ausnahme einer kleinen Serenade von Moszkoski, in der Salome selber und Dina Sönten beweisen, daß sie doch etwas können. Der greife Geiger und der elegante Herr. Di« Londoner Per- brecher sind in den letzten Monaten sehr nervös geworden, denn «ine geheimnisvolle Organisation erschwert ihnen ihr Handwerk, die von der Londoner Polizei ins Leben gerufen wurde. Es ist dasge. Heime Korps", eine Truppe der vorzüglichsten Detektivs, die di«

Straßen Londons in allen möglichen Verkleidungen durchqueren und große Erfolge im Aufspüren von Verbrechern haben. Als Beispiel der Art und Weise, wie das geheime Korps arbeitet, erzählt G. Erook den folgenden Vorfall, der sich vor kurzem abspielte. Eines Nachmittags sieht man in einem der elegantesten Viertel des Lon. doner Westend einen armen alten Mann, der einer Geige zittrige Töne entlockt und dadurch die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich lenkt. Neben ihm hockt ein noch trauriger dreinschauendes In­dividuum, das eine große Binde über dem rechten Auge hat und sich durch viele Verbeugungen für die Münzen bedankt, die ihm in die Mütze geworfen werden. Der Abend naht heran, die beiden stehen immer noch, 5)0 Meter entfernt geht ein eleqan: gelleid- er Herr vor einer vornehmen Villa auf und ab und schickt sich an, die- selbe zu betreten. Da plötzlich hört der Gelger zu spielen auf, sein einäugiger Gefährte steckt das Geld in die Tasche und fetzt seine Mütze auf, und beide schlürfen langsam hinter dem eleganten Herrn her, bis sie ihn mit jähem Griff am Kragen packen und ihm aucli sofort seine Einbrecherwerkzeug« aus den Taschen zieben. Es ist einschwerer Junge", dem sie seit langem auf der Spur lind, und kopfschüttelnd sehen die Passanten, wie der vornehm« Herr nun von den beiden höchst verdächtig aussehenden Detektivs auf die Polizei gebracht wird. Wieder ein siawefisches Zwillingspaar. Daß die unlängst ver- stvrbenensiamesischen Zwillinge, Rose und Josefa Blazek, nickt dick ersten ihrer Art waren, geht ja schon aus ihrer Bezeichnung hervor, die sie nach den ersten in gleicher Weise mißgebildeten Geschwistern, die bekannt geworden sind, den Siamesen Tschang und Eng, führten. Man erfährt aber jetzt erst, daß sie auch zu ibren Lebzeiten Ge- nossinnen �hatten, und zwar in Amerika , wo die neuensiamesischen Zwillinge" bereits die zweifelhafte Berühmtheit der Schwestern Blazek genießen. Es handelt sich um zwei sechzehnjährige Mäd- chen aus San Antonio in Texas , namens V i o l e t und Daisy H i l t o n, deren Körper in derselben Weise zusammengewachsen sind, wie die Roses und Josefas, nämlich mittels eines breiten Strcstens von Knochen und Muskelgeweben, der sich vom Becken- knocken bis zum Hals erstreckt. Im übrigen sind Violet und Daisy normal und gesund. Sie scheinen in keiner Weise unter ihrem Schicksal zu leiden und vertragen sich gut miteinander. Violet ift brünett und von ernster Gemütsart, während Daily blond und munter ist. Sie haben auch zwei Gelchwister, die be-oe gänzlich normal siyd. Glücklicherweise sind die Eltern so vernünftig, daß sie bis jetzt alle oerlockenden Angebote, die Zwillinge öffentlich zur Schau zu stellen, abgewiesen haben.__

Zum Vorsitzenden der Tchlller-Stiktung itt wie au! Weimar bc- 4 i____:_ v____ n_. o.. r ,1** a**"T*> 4 vfrfr:...U t z_.

Prämien kür AttertuniSfund«. Durch die Sichlleifljcit von"unb- leutei; geben viele rrädylorische Funde, wie einzelne Knochen und Werk- zeuge, die ilincn bei ihrer Aibett aussiohen. verloren. Um nun da« In- lercsse der Bevölkerung an diesen wrd'.e Wssenichasl wichtigen Gegen iiän�n zu erwecken, hat der englyche Prahiüoriker Rutbion Parke- in- inekrcre Iahre ein- Summe von 100 Pmnd jährlich gesiftlet die ai« Prämien für die Anzeige solcher Funde oerteilt werden fäll.'' 1