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scizialdemorratische Lager zurück. Die von den Kommunisten abgesplitterten Zentristen haben sich vor kurzer Zeit als Un- abhängige Sozialdemokratische Partei konstituiert, die jedoch ganz bedeutungslos ist. Für den cherbst erwartet man den Wiedereintritt einer g ü n st i g e n Konjunktur. Hierdurch dürste die jetzige Wirtschaftskrise in der Tschechoslowakei ihr Ende finden und auch die sozialen Kämpfe der Arbeiterschaft würden dann wesentlich erleichtert werden..Die wirtschaftliche Lage aber und der laute Wunsch der gesamten Bevölkerung, das Leben endlich erträglicher gestaltet zu sehen, zwingt die Politiker aller Schattierungen, sich mehr realen Dingen als abstrakten Phan- tomen zuzuwenden. Es sind wirtschaftliche und so- zialc Vorlagen in Vorbereitung, deren Erledigung für die weitesten Schichten der Bevölkerring von großer Bedeutung ist, wie die Abschaffung der erwähnten Kohlen- und Koks- abgäbe, die neue Regelung der Lehrerbezüge und die end- gültige Regelung der Kriegsanleihefrage. Von der letzteren erhofft man die Annäherung an einen nationalen Frieden, da an ih�er Lösung in erster Reihe die Deutschen der Tschechoslowakei interessiert sind. Die Kriegsanleihefrage glück- lich zu lösen, ist überaus schwierig, da bei ihr, trotzdem sie eine wirtschaftliche ist, doch politische Momente mitspielen. Die Re- gierung befaßt sich jetzt eingehend mit ihr und verhandelt mit den Mehrheitsparteien. Auch die Sozialdemokratie widmet dieser Frage ihr Augenmerk vom sozialistischen Standpunkt aus. Sie ist für eine gerechte Lösung, bei der die sozial schwachen Elemente und gemeinnützige Einrich- tungen besonders berücksichtigt werden sollen. Die neue Vor- läge hierüber wird dem Parlament erst nach Rekonstruk- tionderRegierung eingebracht werden, zu der es läng- ftens im Herbst kommen wird.

Ireiheitsapoftel Säcker. Selten hat das Verhalten eines Berliner Blattes so ein- hellige Mißbilligung erfabren, wie die frivolen Zynismen der Deutschen Tageszeitung zum Scheidemann -Attentat. Selbst das sehr weit rechtsstehende Organ Stegerwalds,Der Deutsche", sieht sich zu folgender Bemerkung veranlaßt: Man sollte meinen, daß die Organe der Oeffentlichkcit endlich lernten, solche Vorfälle ganz unabhängig von der Person des Bc- lroffenen zu betrachten und zu beurteilen. Denn es gibt doch wohl noch etwas wie öffentliche Moral, die nicht nur eine Partei, sondern alle verpflichtet, besonders wenn man mit dem Schilde gläubigen Christentums prunkt. Was soll man aber dazu sagen, wenn dieDeutsche Tageszeitung" die Nachricht von dem Attentat mit der Ueberschrift versieht:Der Mord mit der Klistier- spritze" und die ganze Sache als einen Dummenfungen- und Narren- streich abtun will? Das Attentat selbst findet dieDeutsche Tages- zeitung" äußerst komisch, die Schüsse Scheidemanns aber beurteilt sie als ein sehr ernstes Ereignis. Wie sich da die moralischen Degrisse verdreht haben, das ist allerdings sehr bemerkenswert. Wer glaubt, daß dieDeutsche Tageszeitung" durch solche Beurteilung selbst in der ihr n a h e st e h e n d e n Presse end- lich zur Einkehr gelangt und etwas weniger dreist geworden sei, der irrt sich gründlich. Ihr Chefredakteur Paul Bäcker verfolgt die Taktik eines Jungen in den Flegeljahren, der, wenn er sich in Gesellschaft durch unpassendes Benehmen un- möglich gemacht hat, sein Verhalten durch noch größere D r e i st i g k e l t zu übertrumpfen sucht. Er ausgerechnet er, der seine schützende Hand über den Mordbuben hält und in der Notwehr gegen Mörder ein Verbrechen sieht, wirft sich zum Schützer der deutschen Freiheit auf. Man lese und staune: Wir warnen dringend vor weiteren elenden Heraus- sorderungen, wie Herr Scheidemann sie in Kassel beliebt hat. Ent- weder wird die deutsche Republik die Versprechungen, die sie hin- sichtlich der politischen Freiheiten in Deutschland gemacht hat, ehrlich halten oder sie trägt die Bretter zu ihrem eigenen Sarge zusammen. Zum Schutze der politischen Freiheit, insbesondere auch der Preßfreiheit, muß und wird sich in Deutschland schließlich doch alles zusammenfinden, was wirk-

Staat unS Sozialismus. Von Dr. Walter Israel. Der Marxistische Gedanke, daß die Entstehung jeder Ideologie in den Zeitumständen begründet, ja. daß sie auf bestimmte Produk- lionsverhältnisie zurückzuführen fei, bewahrheitet sich in stärkstem Maße in der Auffassung des Staates. Die Marxsche negative Einstellung zum Staat ist zwar eine durchaus begreifliche Tatsache, aber keine für alle Zeiten feststehende. Sie ist In dem manchestcrlichen Einfluß der Zeit begründet, dem sich auch ein Marx nicht entziehen konnte. Ja, gerade Marx, der selber von revolutionärem Geiste durchglüht war, mußte stark für die manchtsterliche Einstellung zum Staat empfinden, da sie damals gegenüber der Auffassung vom Staate, wie sie durch die Nerkörpe- rung des Königs in Preußen herrschte, revolutionär war. Nachdem in Weimar das deutsche Volk sich selber seine Der- fasiung gegeben hat, nachdem Deutschland ein« Republik geworden ist, konnte die Einstellung der Sozialdemokratie zum neuen Staat nicht mehr die gleich« wie die zum alten Obrigkeitsstaat sein. Der deutsche Staat in der republikanischen Form ist zwar kein sozia- listisches Gebilde: er ist aber allein diejenige Staatsverfassung, die der Sozialdemokratie die Möglichkeit gibt, den schmalen Pfad zu betreten, der zum Sozialismus führt. Denn der sozialistische Staat ist der demokratisch-republikanische, bei sozialistischer Kultur und Wirtschaft: er ist die Form, in der sich die Gemeinschaft als kulturelle und wirtschaftliche Einheit ihr« Gesetze gibt, wie auch über ihre Aus- führung wacht. Es ist deshalb das Buch des Genosien RadbruchKultur. lehre des Sozialismus"(Verlag- J.'H, W. Dietz und Vor- wärtsbuchhandlung: kart. M.)«ine dankenswerte Arbeit. Denn hier wird das klar ausgesprochen, was gcfühlmäßig alle empfinden. Es wird der Unterschied aufgezeigt, der zwischen dem Staatsbegrisf der Reaktion, der Liberalen und der Sozialisten besteht. Dort ist der Staat nichts als Macht; die Staaten nicht qualitiv nach ihrer Kultur, sondern nur quantitativ nach der Stärke ihrer Heere ver- schieden:«in« Kultur in eigentlichem Sinn« unmöglich. Dann das Manchestertum mit seiner Vertragstheori«, welcher der Staat nur der lose Zusammenhang einzelner ist. Schließlich die sczialistische Idee des Staates. Hier wird der Staat das Gefäß, das sich die Ge- meinschaft als Kultureinheit selber formt: das Leben des Einzelnen wird ein Arbelten für all«, ein Schaffen für sich selbst im Wirken für die Gemeinschaft. Wir wissen, daß dies eine Idee Ist. aber eine in echt platonisch- kantischem Sinne Das bedeutet: Der Staat in dieser sozialistischen Form ist die von der Menschheit sich selbst gestellte Aufgabe, nach der es gilt, zielklar zu streben. Lassalle und Fichte seien uns Führer zm deutschen sozialistischen Einheit!

lich freiheitlich denkt.(Die Hervorhebungen durch Fett- druck und Sperrsatz sind genau dem Originalartikel angepaßt. Red. d.V.".) Der Chefredakteur derDeutschen Tageszeitung" als Vor­kämpfer für Freiheitsrechte! Es wäre zum Totlachen, wenn die Sache nicht so ernst wäre. Denn unber Freiheit versteht Herr Bäcker offenbar die Freiheit für die deutschnationale Presse, hirnlose Offiziere und Studenten durch Lügen und Ver- leumdungen aufzuputschen, daß sie republikanische Minister und Staatsmänner ü.b e r den Haufen schießen, da- neben wahrscheinlich noch die Freiheit für den Landbund, zum offenen Ungehorsam gegen das Umlageoerfahren auf- zufordern, und sicher noch die Freiheit für sich selber, den a n- deren den Mund zu verbieten. Denn so oft die Regierung gezwungen war, gegen Ausschreitungen der ä u ß e r st e n Linken vorzugehen, konnte dieDeutsche Tageszeitung" nie genug wettern, daß viel zu wenig geschehe. Wenn eine kommunistische Gefahr drohte oder auch nur von derDeut- schen Tageszeitung" erfunden wurde wir erinnern an ihre falschen Sensationsmeldungen überRote Armeen", dann hat man bei Herrn Bäcker nie etwas von Begeisterung für Preßfreiheit gefunden. Aber dieser Mann besitzt obendrein noch die Dreistigkeit zu behaupten, daß wir den politischen Mord nur verurteilen, wenn er sich gegen unsere Partei- steunde richte, während er, Herr Bäcker, den politischen. Mord prinzipiell verurteile. Nämlich:Der Mord mit der Klistier- spritze.. Beistellte Arbeit." Die Rechtspresse übertrifft wieder einmal nicht nur im Lügen, sondern auch in der Abgeschmacktheit und Albernheit des Lügens sich selbst. Nach der Ermordung Gareis' hat sie bekannt- lich behauptet, es sei ein Mord ausEifersucht" gewesen, die Ermordung Erzbergers wurde tagelang zu einemRaubmord" frisiert. Für das Scheidemann -Attentat hat man auch schon eine Version gefunden: Der frommeReichsbote"(du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten) hat jetzt herausgefunden, daß der Anschlag auf Scheidemann nach seiner Art und Begleit- umständenden Verdacht bestellter Arbeit" erwecke. Wer etwas Derartiges behauptet, sollte schandenhalber wenig- stens den Versuch machen, sich Blausäure ins Gesicht spritzen zu lassen. Ob er danach noch von bestellter Arbeit reden oder, besser gesagt, reden können wird, halten wir für sehr zweifelhaft. Herr W u l l e, der vorsichtshalber bisher über das Attentat geschwiegen hat, läßt jetzt wenigstens seinen Hausdichter dazu Stellung nehmen: Das Resultat lautet: Der Scheidemann Ward beinah'-blau: Reaktion! DerVorwärts" weiß es genau! Wir wissen nur eins ganz genau: daßniederträchtig" und deutschnational" immer mehr gleichbedeutende Begriffe werden. Ein Renommier-Attcntätcr. In der bürgerlichen Presse wird die Mitteilung verbreitet, daß der vermutliche Attentäicr aus Scheidemann in der Kasseler Alt- siadt verhaftet wurde. Weiter wird gesagt, daß es sich nach Ver- lautbarungcn um einen Mann handelt, der einer links stehen- den Partei angehört. Da anzunehmen ist, daß eine bestimmte Seite über diese Mit- teilung mit Freuden herfallen wird, stellen wir fest, daß talsächlich in der Kasseler Altstadt ein junger Mann, der sich in b e t r u n k e- n e m Zustande befand und durch allerlei Redensarten über Scheide- mann auffiel, am Mittwoch abend in Haft genommen wurde, je- doch wieder entlassen worden ist, nachdem die Harmlosigkeit des Angetrunkenen festgestellt worden war. Die Angabe, daß der vermutliche Täter verhaftet worden ist und einer linksstehenden Partei angehört, wird damit von selbst hinfällig. Soweit bisher bekannt, ist eine Spur des Attentäters bisher noch nicht ge- f u n d e n._

Pariser Sommunislenprozeß. Vier wegen Spionage für Rußland angeklagte Kommunisten sind in Paris zu Gefängnis- st r a f e n von 3 Jahren bis zu i Monaten bzw. zu Geldstrafen von 1000 Frank bis zu 50 Frank verurteilt worden. Sie werden Be- rufung einlegen.

Mgeln verboten!" Von Ernst Grau. Sie stand am Ufer des kleinen Tümpels. Jahrelang. In be- schaulick)« Ruhe. Diente dem Wohle des Staates und war dabei in Ehren grau geworden. Kein Mensch kümmerte sich darum, daß auf ihrem grauen Antlitz in dicken Buchstaben zu lesen stand: Angeln verboten! Zuwiderhandelnde werden bestraft! In dem kleinen Tümpel gab es gar nichts zu angeln. Einmal geschah es, da wurde die ländliche Ruhe der einsamen Warnungstafel gestört. Ein paar Jungens oerlebten ihre Ferien- zeit in der nahen Försterei. Tollten umher über Felder und Wiesen und standen bald einmal vor dem kleinen Tümpel. Angeln verboten! Ha, das war doch einmal was! Aber leider! Die verwitterte Tafel versprach mehr als sie halten konnte. Und boshaft, wie Schuljungen einmal sind, gruben sie den hölzernen Polizisten aus, schleppten ihn mit sich fort und stellten ihn schließlich irgendwo am Chausseegraben auf. Ließen ihn dort stehen.... Stunden später. Der gefürchtete Herr Gendarm macht seinen Rundgang. Plötzlich bleibt er stehen, von Amtseifer gepackt, mit drohend gefurchter Stirn. He, Sie..." Im Chausseegraben unter dem SchildeAngeln verboten!" sitzt ein Mann und angelt. Beim Anruf des Gendarmen schrickt er zu- sammen. In drei Deibels Namen, was machen Sie denn da?" Ich... angle." Aber der Graben ist doch total trocken!" Der Angler staunt. Ach... ich bin kurzsichtig, Herr Gendarm. Und weil die Tafel da..." So kurzsichtig ist nämlich niemand, daß er eine preußische Warnungstafel nicht lesen kann. Darf es einfach nicht. Der Gendarm liest jetzt ebenfalls die Tafel. Hm. Er ist sich noch nicht recht klar, was er eigentlich machen soll. Zu angeln gibt es in dem Graben nichts. Aber die Tafel. Die steht doch leibhaftig da. Zuwiderhandelnde werden bestraft! Eigentlich deutlich genug. Auf alle Fälle nimmt er also den Angler fest. Sicher ist sicher. Dritter Akt: Spritzenhaus. Letzter Akt: Hochnotpeinliche Gerichtsoerhandlung. Meine Herren! Als Anwalt des Staates muß ich feststellen, daß hier unzweifelhaft ein Vergehen gegen§ 366 des Strafgesetz­buches vorliegt. Andererseits aber will ich gern berücksichtigen, daß der Angeklagte kurzsichtig ist, also nicht sehen konnte, daß der Graben überhaupt keine Angelgelegenheit bietet. Ich will mich daher dem Antrage meines sehr geehrten Herrn Vorredners anschließen und auf Freisprechung des Angeklagten plädieren. Um aber solchen zweifelhaften Fällen in Zukunft wirksam vorzubeugen, habe ich an die Regierung das Ersuchen gerichtet, den Teil des Graben, an dem die Warnungstafel steht, mit Wasser füllen zu lassen,,

Einheit, Aie sie meinen. Eiir Beitrag zur kommunistischen Taktik. Die KPD. -Zentrale hat einen Auszug aus ihrem Rundschreiben Nr. 7 an alle kommunistischen Gewerkschaftsfunktionäre versandt. Unter 4. Unsere gegenwärkige Gewcrkschastskakkik klagen die Zellenbauer undEroberer" der Gewerkschaften zunächst, überdie brutal« Gewaltakte der Gewerkschaftsbureaukratie gegen unsere Genossen".(Siehe Leipziger Bauarbeiterkongreh. Red. des Dorw.".) Di« Gewerkschaftsbureaukratie fühle, daß der schließliche Sieg der Kommunisten in den Gewerkschaften unaufhaltsam sei. Es sei deshalb mehr als kurzsichtig, wenn da und dort kommunistische Gewerkschaftler forderten, die kommunistische Gewerkschaftstaktik einer grundlegenden Revision zu unterziehen. Davon kann gar keine Rede sein. Die Taktik, die vom ersten Weltkongreß der RGT. festgelegt worden ist, hat sich in Deutschland und in der ganzen Internationale aufs beste bewährt. Wir müssen deshalb allen Versuchen, von unserer Gewerkschaftstaktik abzuweichen, rücksichtslos entgegentreten. Das genügt aber nicht, wir müssen durch unser praktisches Wirken in den Gewerkschaften den breiten Massen das Vertrauen zu den Gewerkschaften wieder verschaffen. Die Genossen, die aufmerksam die letzten Vorgänge in den Ge- werkschaften verfolgten, werden bemerkt haben, daß wir in Deutsch - land zurzeit an einem Wendepunkt stehen. Bisher erschien die Positton der reformerischen Gewerkschaftsbureaukratie trotz unseres wachsenden Einflusses auf Jahre hinaus gesichert. Heute kann das niemand mehr behaupten, denn die Vorherrschaft der reformistischen Bureaukratie steht und fällt mit der Fortdauer oder Aufhebung des Bund- niffes zwischen Unabhängigen und Mehrheit?- s o z i a l i st e n. Unter dem Druck der Massen haben sich aber die Unabhängigen in letzter Zeit bei mehreren wichtigen Fällen(Metallarbeiterstreik und Staats- und Gemeindearbeiter in Berlin ) genötigt gesehen, mit uns gemeinsam gegen die SPD. vorzugehen Die Aufgabe unserer Genossen im ganzen Reiche ist, die Entwicklung nach dieser Richtung mit allen Mitteln zu fördern." Man habe bei einer bewußten Förderung dieser Entwicklung nicht ein Iota von der grundsätzlichen kommunistischen Einstellung zu opfern, denn im Grunde seien die Massen der USPD . mit der kommunistischen Gewerkschaftstaktik im Sinne der Roten Ge- werkschaftsinternotionale absolut einverstanden. Während die Ge- werkschaftsarbeit der auf Amsterdam schwörendenreformistischen Gewerkschaftsbureaukratie" durch die Zusammenarbeit mit dem Unternehmertum auf dem Boden und im Rahmen des kapitalistischen Staates gekennzeichnet fei, förderten die Kommunisten eine Gewerk- schaftspolitik, die ausschließlich von den Klasseninteressen des Prole- tariats diktiert sei, d h. von den Interessen, die die Kommunisten als solche des Proletariats nach den Anweisungen aus Moskau aus- geben. Schließlich werden die kommunistischen Funktionäre ersucht. den Arbeitern in den Betrieben den Unterschied zwischen der Amsterdamer Internationale und der Moskauer International? klar zu machen und bei den breiten Massen Sympathie für die Rote Internationale zu erzeugen. Diese Arbeit sei mit Ausdauer selbst im kleinsten Betriebe durchzuführen. » Aus dem Rundschrelben ergibt sich für unsere Genossen die Pflicht, den Kommunistien in den Betrieben gehörig entgegen- zutreten. Besonders lehrreich Ist die Darlegung der gegenwärtigen kommunistischen Gewerkschaftstaktik für die USP.-Gewerk- schafter. Sie sehen wohin die Reise gehen soll: sie müssen sich klar darüber werden, ob sie den Gang von Amsterdam nach Moskau machen wollen. Weiter heißt es in dem Rundschreiben: .6. Gewerkschaftskongreß in Leipzig . Soweit wir die Dinge bisher überschauen, werden wir auf dem Gewertschafis- kongreß mit einer großen Fratlion anlreten. Wir werden zwei Tage vor dem Stattfinden des Kongresses unsere Genossen nach Leipzig zusommenberuscn, um ein geschlossenes Borgihen anf dem Kongreß zu ermöglichen. Soweit es noch nicht geschehen ist, bitten wir, uns umgehend Name, Beruf und Adresse des gewählten Delegierten mitzuteilen. Sehr wichtig ist

Pilder von der Shacklelon-Cxpedition. Der Nachfolger des ver- storbenen Shackleton in der Führerschaft seiner letzten Expedition, Frank Wild, erzählt in einem ausführlichen Bericht die Aben- teuer des kleinen ForscherschiffesThe Ouest", das mitten unter dem ewigen Eis und den wüsten Inseln des antarktischen Erdteiles sich mühsam seine Bahn brach und schwere Gefahren glücklich überstand. Wild, ein Veteran der Polarforschung, der seine fünfte Expedition mit Fahrt derOuest" glücklich überstanden hat, beginnt seinen neuen Bericht mit der Reise von Leith Harbour in Slldgeorgien nach Cooper Bai, die am 15. Januar begann. Längeren Aufenthalt nahm man auf der nördlichsten der Sandwichinseln, der Zawo- dowsky-Insel. Hier entfaltete sich ein reiches Südpolartierleben, von dem Wild berichtet: Tausends von Seevögeln sammelten sich um uns, Tauben, Albatrosse, und alle Arten von Sturmvögeln. Rund um die Küsten der Insel waren zahlreiche Eisberge, und alle waren dicht bedeckt mit Ring-Pinguinen. Auch das Meer rings um die Insel war lebendig von allem möglichen Getier, und sie kamen zu Hun- derten auf unser Schiff zu, ins Wasser tauchend und aus ihm her- auslugend, beständig ihre merkwürdigen Rufe ertönen lassend. Die Pinguine, die in ihrem Aussehen und ihrem Benehmen so wunder- lich menschlich wirken, boten uns eine unendliche Quelle des Ver- gnügens, und wir konnten ihnen stundenlang zusehen, ohne müde zu werden. Die Insel ist felsig und wüst, überall außer an der West- seite mit Schnee bedeckt. Den Saum der Insel bedeckte eine röt- liche Schicht vulkanischen Gesteins. Im allgemeinen ist die Insel unzugänglich und nur an zwei oder drei Stellen kann man bei gutem Wetter landen. An der unteren Küste der Insel waren zahl- reiche Königspinguine, während die oberen Teile mit riesigen Scharen von Ringpinguinen bedeckt waren, die hier gewaltige Brut- stätten besitzen. Als wir die Insel verließen, fuhren wir dicht an einem mit Pinguinen bedeckten Eisberg vorbei, der photographiert werden sollte. Um die Tiere in Bewegung zu bringen, feuerten wir drei Schüsse ab, und dies erregte unter ihnen grenzenloses Er- staunen, so daß sie bis zum unteren Rand des Eisberges herab- watschelten und manche von ihnen ins Wasser sielen. Wir mußten über ihre Haltung, die ebenso Ueberraschung wie Entrüstung aus- drückte, sehr lachen." Von der Zawodowsky-Insel fuhren wir ostwärts und gelangten unter beständigen Lotungen in ein Gebiet, das voll von Eis- bergen der verschiedensten Art, Gestalt und Größe war. Manche waren flach und breit, grobe Stücke der Eisbarriere, die kürzlich abgebrochen waren und ins Meer schwammen, andere waren wun- derooll gestaltet und phantastisch geformt mit hohen Möllen, riesigen Höhlen, in denen das Meer gurgelte und brauste, mit spitzen Türmen usw. Es gibt einen bezaubernden Anblick, diese majestätischen Ge- bilde dahingleiten zu sehen." Am 12 Februar in einer südlichen Breite von 69 Grad 18 Min. und 17 Grad 11 Min. Länge waren sie im Packeis festgefahren; die Temperatur fiel plötzlich, und es bestand die Gefahr, daß da» Schiff völlig einfrieren würde, wodurch es der Gefahr des Zcr- schmcttertwcrdens ausgesetzt war.Die Dunkelheit brach herein," erzählt Wild,vier Stunden suchten wir während der Nacht vor- wärts zu kommen, aber es war unmöglich. Nun blieb nur noch der einzige Weg, umzukehren, und zwar mußte der Rückzug mit größter Schnelligkeit vollzogen werden, denn jeder Tag konnte dl«