Me war es in Caffel? Wahrhaftiger Bericht der„Tchlesische» TageSpost". »Von altersher im deutschen Volke war es h ö ch st e r Ruhm, getreu und wahr zu sein.* Ganz im Sinne dieses beliebten Dichterworts behandelte die deutschnationale Presse bekanntlich wie alle übrigen Dinge so auch das Casseler Attentat. Dafür gehen uns täglich neue Beweise zu, unfr so zweifeln wir daran, daß mit der folgenden Meldung der »Schlesischen Tagespost* der Gipfel schon erreicht ist: Der Oberbürgermeister als Revolverheld. Eastcl,(3. Sunt,(vrahtmeldung der«Schief. Tagespost*.) Oberbürgermeister Scheidemann hat eine ruhige Nacht verbracht. Srgendwelche Störungen seines Befindens find nicht mehr zu ver- zeichnen, jedoch hütet er noch dos Zimmer, wie man annimmt, aus keinem anderen Grunde, als um sich interessant zu machen. Die beiden Revolverschüsse, die er auf den Attentäter abfeuert«, wurden so rücksichtslos und blindlings abge- geben, daß es als ein Wunder bezeichnet werden muß, wenn niemand getroffen wurde. Er feuerte nämlich in eine oielhundert- köpfige Menge von Spaziergängern ohne jede Heber- legung hinein, und einem Blutvergießen wurde jedenfalls nur dadurch vorgebeugt, daß ihn die einsetzende Betäubung hin- derte, die weiteren zehn Schuß, die noch in seiner Mehrladepistole steckten, abzugeben. Wahrhaftig, die rote deutsche Republik kann stolz sein auf ihre flührer! Tapfer ist ja der wackere Scheidemann nie gewesen, das misten die, die ihn bei den Spartakusunruhen in Berlin gesehen haben. Aber von der weibischen Angst um das eigene behagliche Leben bis zur Beranstaltung von Schieß- Übungen auf harmlose Bürger ist doch ein weiter Schritt, mit dem sich der Herr Oberbürgermeister auf die Stufe seines röteren Genossen chölz stellt. Es wird nun wohl nichts anderes übrig bleiben, als Scheidemann wegen versuchten Totschlags sofort zu verhasten, die ausgesetzte Belohnung von 50 000 M. aber dem Helden mit dem Gummiballon auszuzahlen, der Scheidemanns Be- täubung verursacht und damit das Leben seiner Mitmenschen gerettet hat. Außerdem wäre eine besondere Belobigung der deutschnationalen Presse angebracht für die treudeutsche Art, mit der sie ihre Leser austlärt und Beruhigung in die Bevölke- rung hineinträgt.__ Eine wenüung im§all Kaehne. Ter Mord an dem Obstzüchtersohn Laase. Aus Potsdam meldet unser Berichterstatter: „Eine sensationelle Wendung hat jetzt di« Angelegenheit des er- schostenen ISjährdgen Obstzüchtcrjohnes Otto Laase cn-s Geltow genommen. In voriger Woche ist behördlichersciis die Leiche des am 2. Mai 1321 auf Petzow tot aufgefundenen Obstzüchtersohnes ausgegraben worden. Mehrere Aerzte haben das Skelett noch- mals untersucht und dabei hat man«ine ganz neu« Eni- d« ck u n g gemacht. An der Leiche wurde nämlich auch ein Schuß im Faß festgestellt. Bis dahin hatte niemand etwas davon gewußt. Daraus ergibt flch, daß der junge Laase auf Petzow cm gef Hosten worden lst und später erst, als er sich nicht mehr weiter schleppen konnte, durch einen Schuß in die Brust gelötet worden ist. Haus- suchungen im Forsthaus Löcknitz bei dem früheren Oberförster des Herrn von Kaehne haben dieselbe Munition und die dazu gehörige Flinte zutage gefördert. Der Förster ist nicht mehr im Dienst de, Herrn von Kaehne. Flinte und Mimition sind beschlagnahmt. Aufgefangene Briefe haben schweres Beweismaterial hervorgebracht." lieber die Erschießung des jungen Laase ist seinerzeit im„Bor- wärts" ausführlich berichtet worden. Laase war auf Urlaub nach Hause gekommen und hatte sich am Abend entfernt, um Enteneier zu suchen. Bon diesem Gang ist er nicht wieder zurückgekehrt. Monate später fand man sein noch in die Kleider gehülltes Skelett. Außerdem wurde an der Fundstell? eine Kugel gesunden, die offen- vor aus den verwesten Fleischtcilen herausgefallen war. Merk- würdigerweise hatte Herr v. Kähne Leuten, di« in der Nähe der Fund- stell« den Verwesungsgeruch wahrgenommen hatten, Nach- forschungen untersagt mit dem Bemerken, daß es nichts zu bedeuten habe. Her? v. Kaehne hat ferner behauptet, daß er an dem Tage des Berschwindens des jungen Laase verreist gewesen sei. E» haben sich aber Zeugen gemeldet, die ihn an diesem Tage »n der Nähe von Schloß Petzow gesehen haben. Die Reisen öer Erzberger-Mörüer. Offenburg , 12. 5uni.(DDZ.) Der heutige fünfte Verhandlungstag in dem Prozeß gegen Killin- «er brachte zunächst die Vernehmung der Leute, die an Schulz. Til- l-lsen und Killinger Zimmer»ermietet hatten. Frau Asthen aus München führt aus, daß Schulz bei ihrer Schwester in gleichem Hause wohnte. Anfana August, noch ehe die polizeiliche Anmeldung vollzogen war, reist« Schulz schon wieder ob. Bei seinem Einzug erklärte Schulz, daß ersehrviel unterweg s sein werde. Er reiste auch schon nach zwei Tagen ab und kam am frühen Mar- gen des 2 7. August wieder in München an. Der Staatsanwalt schließt daraus, daß Schulz «ach der Tal Oppencm am 26. August verlast«« hat und über Karlsruhe . Stuttgart , Ulm nach München gereist ist. wo der Zug gegen 7 Uhr morgens ankam. Die Zeugin erzählt weiter, Schulz sei von der Reise seh? müde gewesen, er habe sich etwa, niedergelegt und ist dann verschwunden. Abends besuchte ihn Till essen. Die beiden halten sich stundenlang unterhalten. Die- Zeugin kam aber nie ans den Gedanken, daß Schulz Mörder an Erzberger geworden sei. Am SO. oder 31. August seien die beiden wieder abgereist, angeblich nach Lindau am Bodensee . Sn der Zeit seiner Abwesenheit kam Killinger zu der Zeugin und fragte nach der Rückkehr des Schulz. In den letzten Auqusttagen gab Schulz an, daß er in Berlin eine Stellung gefunden habe und bald obreilen werde. Die Zeugin bedauerte dies. Sie gibt noch an, daß Killinger öfter zu Schulz zum Besuch gekommen sei. Sie bat deshalb auch Killinger, ihr einen neuen Zimmerherrn zu verschaffen, am liebsten einen deutschnationalen Herren. Der Borsitzende holt aus der Aktensammlung den Umschlag eines Briefe» heraus, der am 23. August l« Oppenav als eingeschriebener Brief zur Past gegeben war. In diesem Brief der an Frau Asthen gerichtet war. befand sich ein zweiter, auf dem stand«Bitte legen S'« diesen Brief ungeöffnet auf meinen Sdireibt.lch" Staatsanwalt schließt daraus, daß Schul, hierdurch seine Anwesenheit in Oppenan in den kritische« Taaen selbl, bewiesen habe. Di« Zeugin bekundet dann weiter, daß Schulz am 3 September endgültig abgereist ist. Nach der Darstellung der Frau Dr. Rhein, der Schwester der ersten Zeugin, bei der T i l l e s s e n von Ende Mai bis August 1821 wohnte, war T i l l« s s» n viel o e r r e i st. Am 5. August trat er eine Reis« an, die sich die Zeugin auf einem Kalender notierte. Ueber das Reiseziel sagte Tillesien nichts. Ende August kehrte Tillesien Zurück und war nach den gemachten Aufzeichnungen am frühen Morgen des 27. August zurück. Er war müde und legte sich kurze Zeit nieder. Bald darauf gin ger weg, um nichtmehr wieder- zukommen.(Die Verhandlung geht weiter.)
D!e Automobile im Kampf. Ei« verregneter Sonntag.— Sieger: Dixi, NAG., Brennabor . Das war ein gründlich verregneter Rennsonntag. Kein Massen- ström von Ausflüglern und Autobegeisterten, wie man es für den gestrigen Tag erwartet. Rur einige Zehntausend Unentwegter säumten, soweit sie nicht die Tribünen besetzten, regenschirmbewaif- net die Zehnkilcmeterbahn. Der Regen lieh nicht nach. Es blieb ausdauernd in schöner Gleichmäßigkeit, und von den Grunewald - liefern troff es auf das Dach der Regenschirme. Auf dem Teer- bclag der Bahn wuchsen sich die Pfützen zu kleinen Seen ans, die unversehens orkanartig über ihre User traten, wenn solch im Flug gewordenes Vehikel wütend hindurchrauschte. Trotz Regen waren fast alle gemeldeten Wagen zur Stelle, und dem Auge bot sich ein seltenes Bild. Die roten Opelwagen, das Blau der Simsonkarcsien, das Rotweiß der Dm kapp, Renner, dann das Grün-weiß der NAG. und die Drennaborfabrikate in hellblau gaben dem grauen Tag wenigstens einige Belebung. Die Horch-, Dixi-, Moll-, Steiger und Aga-Erzeugnisie wieder in anderen Farben. Dann setzt Motorengcknatter ein, noch ein kurzes Nachprüfen, und die bereits feit einigen Tagen im Training be- findlichen Maschinen gehen paarweise in Abständen von 30 Se- kungen stehend in den Start. Kaum war die erste Ksasie auf der Reis«— 7 Runden 140 Kilometer— da merkte man, daß die deutsche Industrie im letzten Jahre alles getan hatte, um die Mängel, die sich vor Jahresfrist einstellten, zu beheben. Im ersten Nennen lagen die D i x i- W a g e n in Front und siegten vor Aga und ijafnir. Das zweite Rennen— 200 Kilometer—, wo man den Kampf zwischen Fritz von Opel und Ricken auf RAG.«rwar- tete, blieb aus, da Opels Wagen bereits in der dritten Runde Kol- benbruch hotte. Die NAG.-Maschinen fuhren aber ein glänzendes Rennen und ließen ihre Konkurrenten weit zurück. Im dritten Rennen— 9 Runden 180 Kilometer— lag Fritz von Opel bis zur siebenten Runde an der Spitze, mußte dann aber Jakobs auf Brennabor passieren lasien, der, dicht gefolgt von drei Opel-Wagen, durchs Ziel ging. Es war ein voller Erfolg der deutschen Industrie. Bom ersten Ingenieur bis zum letzten Arbeiter war alles aufge- boten, um die große Prüfung zu bestehen. Zehntausend deutscher Handwerker hatten gearbeitet, und mit welchem Erfolg, beweisen die nachstehenden Resultate: Klasse I. 3 PS. 140 Kilometer. 1. Dixi(Fahrer G e b s e r): Zeit 73 Min. 42 Sek. 2. Dixi(Fahrer Braun): Zeit 75: 15. 3. Aga (Fahrer Loge). Zeit 74: 20. Klasie II. 10 PS. 200 Kilometer. 1. RAG.(Fahrer Ri ecken): Zeit 88 Min. 16 Set. 2. NAG.(Fahrer Berthold): Zeit 89: 20. 3. NAG. (Fahrer Zerbst ): Zeit 33:57. Klasie III. 8 PS. 180 Kilometer. 1. Brennabor(Fahrer Jakobs): Zeit 87 Min. 22 Sek. 2. Opel(Fahrer Joerns): Zeit 32: 38. 3. Opel(Fahrer Breckheimer): Zeit 92: 43. ver NorS-Süöbahn-vertrag abgefthloffen. Der Nord-Südbahnausschuß der Stadwerordneten- versommlung hat heute vormittag den Vertrag mit der Hochbahn- g e s e l l s ch a f t unter Dach und Fach gebracht, von Anfang an erschien es empfehlenswert, unter den in Betracht kommenden Firmen diejenige Hochbahngesellschaft zu wählen, die neben dem erforderlichen Detriebsmaterial auch die größten Ersahrungen besitzt, falls di« Der- tragsdedingungen für die Stadt annehmbar gestaltet werden konnten. Dies ist nunmehr in ausgedehnten Verhandlungen zwischen der Ge- sellschaft und einem Unterausschuß geschehen. Der Betriebsvertrag trägt das Gepräge eines Mietskontraktes. Die Hochbahn übernimmt die Betriebsführung der neuen Strecke und erhält dafür 12 P r o z. des Rruttoüberschusfes des Unternehmens. Sie stellt der Nord-Südbohn A.-G. 14 ihrer Wagenzüge(insgesamt 43 Wagen) mit einer mindestens 12jährigen Gebrauchsfähigkeit zur Derfügung, sowie vier Dreiwagenzüge der neuen Nordsüdbahnwagen, die bei 25 Zenti- meter größerer Breit« 25 Proz. mehr Ladefähigkeit besitzen. Die Wagen der Hochbahn werden für jährlich 75 000 M. gemietet und gehen. 1334 unentgeltlich in den Besitz der Stadt über. Aul diese Wsise vermeidet die Stadt die Aufnahme einer Anleihe von 150 Mil- lionen, di« für die Selbstbeschasfung der Wagen erforderlich wären. Di« Probefahrtender Nord st reck« beginnen im Oktober d. I. Die B e t r i e b s e r ö f f n u n g ist für den 1. D« z e m b« r d. I. in Aussicht genommen. Für den Wagenpark der Sudstrecke hat die Stadt die freie Wahl zwischen der Selbstbeschafsang der Wagen oder der Inanspruchnahme der Hochbahngesellschaft, die 00 Millionen für diesen Zweck zur Derfügung stellen würde. Der gesamte Bertrag zwischen der Stadt bzw. der Nord-Südbahn A.°G. und der Hochbahn- gesellschaft läuft bis zum 31. Dezember 1934. Nätfelhsster Mord in einer Herberge. Der Mörder mit seinem vierjährigen Kind entflohen. Ein Mord an einem Mädchen wurde cm Sonntag vormittag >n dem benachbarten Oranienburg entdeckt. Hier wohnte in einer Herberge in der Gortenstr. 15 der 00 Jahre alte Gelegenheit»- arbeit«? Karl B o p p i l a s aus Rawitfch mit der 25 Jahre alten Helene Bechert aus Velten , einem Dienstmädchen, mit dem er in wilder Ehe lebte, und einem vier Jahre alten Töchterchen, dos aus dem Verhältnis hervorgegangen ist. Gestern morgen um 3 Uhr fand man dos Mädchen tot auf. Die Leiche war halb bekleidet und hing halb aus dem Bett heraus. Am Halse wies sie deutliche Würgemale o»s. Poppilas war, ohne etwas zu sagen, um 7H Uhr mit dem K>nd« weggegangen und ist nicht wieder zurück- gekehrt. Nach der ganzen Lage hat er seine Geliebte im Schlaf« übersollen und erwürgt. Wahrscheinlich hat er sich nach Berlin gewandt, um hier unterzutauchen. Di« Oranienburger Polizei be- nachrichttqte sofort die Berliner Kriminalpolizei, die alsbald di« Nachforschungen nach dem Mörder aufnahm. Poppilas ist 1,70 Meter groß und kräftig, hat graumeliertes, kurzgeschnitten-s Haar, eine Wirbclqlatze, englisch gestutzten Schnurrbort,«in rundes, volles, frisches Gesicht, vollständige Zähne und blaue Augen, spricht etwas ostsr>«sische Mundart und trug eine hellgraue, einfarbige Hose, ein dunkelgraues Iakett und ebensolche Weste, scknvarzgesärbte Schnür- schuhe und eine blaue Schifsermutze mit Tuchschirm, die vorn einen Anker, eine Flagge und einen Lorbeer zweig aus rotem Metall trägt, und einen dunkelolauen Mantel. Besondere Kennzeichen sind, daß er am rechten Auge nervöse Erscheinungen hat, die das Auge zeitweilig«einer erscheinen lassen, außerdem hat«r alif dem rechten Unterarm den Namen Poppilas, aus dem linken den Nomen seiner früheren Frau Klara Poppilas und auf der Brust einen Frauen» k opf tätowiert.___ Das abgelauschte Klingelzeichen. In der Wohnung überfallen, betäubt und beraubt wurde am Sonnabend nachmittag die Ehefrau eines Stadtinspektor» K. aus der Graetzstrahe in Treptow . K. hatte mit seiner jungen Frau vereinbart, daß er, wenn er Heimkehr«, stetsdreimalklingel«. Als es nun gegen 0 Uhr dreimal läutete, glaubte Frau K., daß es ihr Mann fei. Sie öffnete ahnungslos, sah sich aber zu ihrer Ueber- raschung einem fremden Mann« mit einer großen Brille gegenüber. Dieser trogte nach dem Inspektor und als ihm die Frau erwiderte, daß er nicht zuhause sei, wollte er ihr einen Brief überreichen. Diesen ließ er ober in dem Augenblicke, als Frau K. zufassen wollt«, fallen. Unwillkürlich bückte sich die Frau nach dem Briese und i« diesem
Augenblick packte der Fremde fir, trug sie<n die Wohnung, wo sie in der Küche gleich darauf die Besinnung verlor Sie glaubt, daß ihr der Mann ein Tuch mit einer betäubenden Flüssigkeit vor das Gesicht gehalten habe und will nur noch gehört haben, wie der Fremde sagte:«Auf euch habe ich schon lange gewartet, wo habt ihr euer Geld!* Al» sie dann wieder zu sich gekommen, war der Mann verschwunden. Ts fehlten eine goldene Uhr mit Kette, ein Aranatarmband und eine Flasche Kognok. Andere Sachen, die der Räuber in«inen Kleiderrock gepackt hatte, waren in der Küche zurückgeblieben. Eine nähere Beschreibung kann die Ueberfechlene von dem Räuber nicht gebin. Schönheit im Schulhaus. Der vor zwei Jahren in Berlin gegründete Bund für Schul-Kunstausstellungen konnte am Sonntag bereits feine 11. Ausstellung eröffnen. Sie ist in den Stadtteil Moabit verlegt worden, und die Aula des Gemeindeschulhauses Waldenserstr. 20 bietet ihr ein würdiges Heim. Diese Bereinigung von Künstlern und Lehrern möchte, daß womöglich jeder Stadtteil in jedem Sommer und jedem Winter für seine wchulen eine kleine Kunstausstellung erhält. Die bis- herigen zehn Schul-Kunstausstellungen, die noch einander in ver- schiedenen Stadtteilen veranstaltet wurden, hatten einen Gesamt- besuch von etwa 40000 Personen. Unter diesen waren hauptsächlich Schulkinder, di« von ihren Lehrern geleitet, die ausgestellten Kunst- werk« besichtigten, aber auch viele Erwachsene. Der Bund will der bildenden Kvnst den Weg in die Schule bahnen, damit sie hier, gleich der Poesie und der Musik, das ihr gebührende Heimotrecht erlangt. Eher als von dem Verfahren, die SchulNassen in die großen Kunstsammlungen zu führen, ver- spricht sich der Bund von seinen in die Schulen selber hineingelegten kleinen Kunstausstellungen die Wirkung, dem heranwachsen- den Kind di« Schönheit eines Kunstwerkes zu erschließen. Hinzukommen muß aber, was dem Kind als Ziel vorschwebt, nämlich, daß Werke der Malerei und der Bildhauerkunst auch in die Schulstuben hineingetragen und in ihnen«in« dauernde Stätte finden. Bei der Feier, mit der die 11. Ausstellung eröffnet wurde, be- tont« ein Vertreter des Bundesvorstandes, wertvoller als alle noch so schönen Worte sei, daß endlich etwas geschieht. Der Reichskunst- wart möge einmal unangemeldet die Berliner Schulen besichtigen und sich darüber unterrichten, was in ihnen von bildender Kunst zu finden ist. Er könne hier und da einige Freud« haben, aber in den meisten Schulhäusern werde geradezu Entsetzen packen. Entsetzen über die freundlose Oedheit der Räume, in die man die Schuljugend hineinsteckt. Dt« Ausstellung bietet Werke der Malerei von den Aelteren bis zu den Modernen, Oelgemäld«, Aquarelle und.Zeichnungen. Sic kann besucht werden an Sonntagen von 11 bis 1 Uhr, an Wochentagen von 6 bis 7 Uhr. Das Eintrittsgeld beträgt für erwachsene 1 Mk., für Kinder 50 Pf. Eine blutige Ehetragödie. Am Sonntag nachmittag wurden die Bewohner eines Hotels am Schlesischen Dahnhof durch Schüsse alormieri. Man drang in ein Zimmer und fand dort den 27jährig«n Kaufmann Oskar Hertel mit einer Schußwund« im Kopf bewußtlos aus. Seine 21 Jahre alte Ehefrau Margarete war durch einen Streifschuß an der Stirn verletzt. Die Eheleute lagen in Scheidung, und Hertel hatte seine Frau nach dem Hotel bestellt, um noch einmal mit ihr eine Aussprache zu hoben. Hier ist es dann zu Streifigkeiten ge- kommen, in deren Verlauf Hertel zunächst auf sein« Ehefrau und dann auf sich schoß. Hertel wurde nach dem Kronkenhaus am Frie- drichshain gebracht. Di« Frau ist nur leicht verletzt. Grojjfeuer in einer Mororenfabrik. Ein aroßer Fabrikbrand, der auf vorsätzlich« Brandstiftung zurückzuführen ist, machte der Berliner Feuerwehr heute(Montag) früh viel Arbeit. Als sie mit mehreren Zügen an der Brandstelle in der Gerichtstraße 85 ankam, stand dort nahe der Grenzstrahe die Motorensabrik von Erich Walchheim in solcher Aus- dehnung in Flammen, daß sofort mit mehreren Schlauchleitungen angegriffen werden maßt«. Bon 4 Uhr an bis nach 8 Uhr mußte gelöscht werden, mn die angrenzenden Baulichkeiten zu schützen. Das oberste Geschoß ist total ausgebrannt. Der Schaden ist ganz enorm. Die Ermittelungen der Kriminalpolizei haben schon ergeben, daß An- wohner früh um 4 Uhr Angehörige der Fabrik bemerkt hoben. Einer von ihnen soll geäußert haben:„Wir können ja auch von der an- deren Seit« heran... iifw." Dies« Arbeiter find ordnungsmäßig von der Fobrikleitung gekündigt und dann entlassen worden, weil sie «inen Einbruch planten, was verraten wurde. Es liegt also ein Racheakt vor._ Aufllärnng ein« Toflchlag». Ein Mordgerücht war vor vier Wochen in der Schufftraß« und ihrer Umgebung verbreitet. Ein Ingenieur Klaffehn aus der Guineastraße 1 wurde in der Nacht zum 14. v. M. in der Schulsttaß« mit dem Gesicht auf der Erde liegend besinnungslos aufgesunden. Am Kopf hatte er mehrere Der- letzungen, die so schwer waren, daß er an deren Folgen bald nach der Uebersührung noch dem Virchow-Krankenhous« verstarb. Die Nachforschungen der Kriminalpolizei ergaben, daß zwar kein Mord, jedoch ein ganz roher Totschlag vorlog. Klassehn hotte an( dem Abend ein Ktllerlokal in der Näh« aufgesucht, wo sich viele zweifelhafte Personen ein Stelldichein geben. Der Ingenieur, der angetrunken wa'', geriet mit der Gesellschaft in Streit und er wurde einfach vor die Tür gesetzt. Fünf der Gäste, vier Männer und eine Frauensperson, folgten ihm sedoch. Ein gewisser Otto Weide- mann, der jetzt vom Raubdezernat der Kriminalpolizei dingfest gemacht werden tonnte, fiel über den Wehrlosen her und schlug so lang« aus ihn ein, bis er regungslos liegen blieb. Dann entfernte sich die Gesellschaft, ohne sich um den Mann weiter zu bekümmern. Aon Ergebnissen der Ellcrn betrat»wählen an den höheren Schulen liegen blsh?? die folgenden vor: Lelbnitz-Oberrealschule in Charlatdenburg: Ehriststch-unpolittsch« Liste 353 Stimmen(12 Sitze), freiheitliche Elternbeiräte 75 Stimmen(2 Sitze). Vorher war das Verhältns 10: 4, jetzt 12: 2.— Luisen städtisches G ym- nasium, Gleimstraße: 412 Stimmen für die christli ch-unpolitisch«, 30 Stimmen für die weltlich« Liste.— 15.(Schinkel) Real- schule: 337 Stimmen für die christlich-unpolitische und 80 Stimmen für die weltliche Schule. Raubmord« in Wien . Am Sanntag hoben sich in Wien zwei Raubmorde ereignet. Die Hausbesorgerin Therese Roth wurde von ihrem Mann, in einer Blutlache liegend, tot aufgefunden. Alle Kästen und Tischladen waren erbrochen und ausgeraubt. Von dem Täter fehlt jede Spur. Der zweite Raubmord wurde an dem 73jShrigen Uhrmacher Franz Hrolkeka verübt. Passanten bemerkten den Räuber, der mit seiner Beute davoneilte, eilten ihm nach und hielten ihn fest. Götfinger Tagung der deutscheu Kriminalisten. Eine bedeutsame Tagung findet vom 7. bis 10. Juli in Götfingen statt. Die Deutsche Landesgruppe der Internationalen kriminalistischen Vereinigung wird in diesen Tagen in GSttingen zusammentreten. Eine große Anzahl der namhaftesten Juristen hat sich hierzu angemeldet, auch Reichs- justizminister Dr. Radbruch hat sein Erscheinen zugesagt. Die ver- Handlungen stehen unter der Leitung des Oberreichsanwalts Dr. Ebermayer._ Wetter für morgen. verlin und Umgegend. Ziemlich tiibl und veränderlich, Sberwieaend bewölkt mit etwas Kegen und frischen westlichen bis nvrdwchlichen Binden.