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daß ja nur ein Teil des Roggens, zugunsten der abliefernden Landwirte wollen wir ein Drittel annehmen, zu Ilmlagepreisen zur Ablieferung gelangte, während das andere Getreide im freien Verkehr verkauft wurde. Ich führe dieses Beispiel nur an, um zu zeigen, daß die Forderung der Landwirtschaft nach Konjunktur- und Baluta- preisen nicht gerechtfertigt ist. Damit will ich nicht gesagt haben, daß der vorjährige Umlagepreis auch dieses Jahr gelten soll. Es hat aber teinen Wert, hierüber nähere Vorschläge zu machen,' weil die Vertreter der Landwirtschaft jeden Verstän- digungsweg brüsk ablehnen nach dem Wahlspruch: Wir haben die Macht, wir haben den Roggen. Ich habe an einem Teil dieser Verhandlungen im Reichsernähmngsministe- rium mit den Vertretern der Landwirtschaft teilgenommen. Ob- ivohl derartige Verhandlungen in der Regel nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt sind, halte ich es nun für meine Pflicht, einmal öffentlich zu erklären, daß das mit der Bereitstellung einer Getreidereserve durch die Landwirtschaft zum Tagespreis weiter nichts als Mumpitz ist. Dabei will ich noch daran erinnern, daß dieselben Kreise, die sich als Vertreter der Landwirtschaft aufspielen, es ist die Richtung Reichslandbund  , fortwährend an die Regierung Forderungen erheben, wieder Ausnahmegesetze gegen die Landarbeiter einzuführen. Es handelt sich dabei unter an- derem darum, daß landwirtschaftliche Arbeiter, die in der In» dustrie Beschäftigung gefunden haben, hier entlassen werden sollen, um der Landwirtschaft wieder zugeführt zu werden. Derartige Bestimmungen bestanden während des Krieges und wurden in der Regel nur dazu benutzt, um gemaßregelte Ver» trauensleute der Landarbeiterorganisation, die bei den Land- wirten auf der schwarzen Liste standen und dann in der In- dustrie Arbeit fanden, aus Grund derartiger Bestimmungen, die nun aufgehoben sind, wieder brotlos zu machen. Gesetze dieser Zlrt bestanden noch nicht einmal in der Vorkriegszeit. Heute fordert man dies angeblich zur Hebung der Volkswirt- schaft. Ferner soll die Landwirtschaft als lebenswichtiger Be- trieb erklärt werden. Die technische Nothilfe soll bei Ausbruch eines Landarbeiterstreiks sofort einsetzen und zum Schutz der Arbeitswilligen soll Schutzpolizei   oder Militär zur Verfügung gestellt werden. Die Landbündler fordern also die Regierung auf, rücksichtslos den Zwang gegen die Landarbeiter aus- zuüben, mährend man auf der anderen Seite unbeschränkte freie Wirtschaft fordert zur Erzielung von Weltmarktpreisen für das Getreide, die in keiner Weise durch die Produktions- kosten berechtigt find. Der Reichsernährungsminister hat natürlich das verständ- liche Bestreben, sich mit den Vertretern der landwirtfckiaftlichen Organisationen über einen gangbaren Weg zu verständigen. Ich habe diese Bestrebungen unterstützt, muß aber nun sagen, daß eine Verständigung mit jenen Kreisen nicht möglich ist. Der Reichstag wird die gesetzlichen Bestimmungen bezüglich des Umlageverfahrens schaffen müssen und dann ist abzuwarten, obdie Vertreter der Landwirtschast" auch diejenigen Land- wirte hinter sich haben, die memes Erachtens nach wie vor zu einer Verständigung mit der Regierung bereit fmd.
dittmann über üie Krise öer U<0p, Nicht vorwärtsgekommen". Di«Freiheit" beginnt jn ihrer Montagausgabe über die Generalversammlung des USP.-Bezirksverbandes Berlin- Brandenburg zu berichten, die am Sonntag abgehalten wurde. Der Erstatter des Geschäftsberichts Koch teilte mit, daß 279 Ortsgruppen bestehen, 89 weniger als im Vorjahre, 72 sind infolge von Eingemeindungen verschwunden, die anderen infolge vonUmgruppierungen". Es wurden 1305 884 M. eingenommen und 1 180 598 M. ausgegeben. Die Mitglieder- zahl wird im Bericht nicht genannt. Dittmann sprach über den Wechsel in derFrei- h e i t"- R e d a t t i o n. Er führt« darüber aus:
lleberall dort, wo die Unabhängige Partei entschieden mxb grundsätzlich auftritt, wo sie die Fahne des Klaffenkamp- fes entrollt, macht sie Fortschritte. Weil dies in letzter Zeit leider in Berlin   eine Weile nicht der Fall war. ist in Berlin   die Bewegung nicht vorwärtsgekommen. Der Fortgang unserer Bewegung hängt überall von dem Geiste ab, der von der Leitung und der Presse der Partei ausgeht. Unsere P-~tei hat stets klar und bestimmt aufzu- treten. Zweifel und Bedenken hat man zunächst im stillen Kämmer- lein mit sich selber oder im internen Kreise zu erledigen, aber nicht sofort auf den offenen Markt zu stellen und die ganze Partei zu beunruhigen. Unsere öffentliche Stellungnahme darf nicht angekränkelt sein von des Gedankens Blässe. Wer kampfesmüde ist auch«ine solche Zeit kann ein- zelne überkommen der stelle sich still beiseite, aber versuche nicht, seinen Pessimismus auf die gesamte Partei zu übertragen. Aufgabe unserer Presse ist es, den Kampfesgeist wachzuhalten, zu stärken und zu stählen. Das betrachtete ich auch, als ich die Chef- redaktion derFreiheit" übernahm, als die Aufgabe unseres Blattes. Wir haben die Hauptschwierigkeiten der Zusammen- stellung der Redaktion, die größer waren, als die meisten ahnen, überwunden. Ich glaube, daß die Parteigenosien, wenn sie auch Mangel in Einzelhelten festzustellen hoben, der Redaktion das Zeugnis nicht versagen werden, daß wir dieFreiheit" im Sinne der Parteitagsbeschlüsse als Organ des Klassenkampfes führen. Das ist auch das einzige, was die Redaktion fordern kann. Manches ist noch unvollkommen. Aber dos liegt weit weniger an der Redaktion als w den Verhältnissen, unter denen sie zu arbeiten gezwungen ist. Di« Generaloersammlung hat zu ent- scheiden, ob sie den Schritt, den die Berliner   Zentrale mit dem Redaktionswechsel unternahm, billigt. Den Bericht über das Endergebnis kann man ohne Span- rnrng erwarten. Die Versammlung wird wohl den Redaktions- Wechsel gebilligt haben. Interessanter ist die Frage, ob der Stillstand der USP. in Berlin   nur in Berlin  ? wirklich auf die Haltung der alten Redaktion zurückzuführen ist. Uebri- gens ist in grundsätzlichen Fragen eine Aenderung der Re- daktionsfühning nicht zu erkennen, der erkennbare Unterschied ist nur der, daß dieFreiheit" jetzt viel schlechter redigiert ist, als früher. Es ist darum sehr zu bezweifeln, ob in diesem Redaktionswechsel wirklich das richtige Mittel gefunden wurde, um die USP. wieder auf die Beine zu bringen. Stillstand auf der ganzen Linie. Der Sozialdemokratische Parlamentsdienst teilt mit: Die Zentralleitung der Unabhängigen Sozialdemokratie hat ihren Landesorganisationen ein Rundschreiben zugehen lassen, das über den Stand der Mitglieder in den Bezirken nach deren Angaben, zum Teil nach Schätzungen" Mittei- lung macht. U. a. heißt es: Diese Angaben sind aber möglichst nach unten berechnet worden.Die Erschütterung der Organisation ist zum Teil doch so groß gewesen, daß es den Bezirksleitern schwer ist, zurzeit genaue Angaben zu machen." Die Zahl der weiblichen Mitglieder beträgt nach den früheren Erscheinungen etwa 15 Proz., so daß anzunehmen ist, daß dieselbe Zahl vorhanden sein dürfte, also etwa 50 000. Es folgen die zahlenmäßigen Angaben: Baden...... 4 000 Bayern  ...... 19 631 Verlin-Brandenburg. 60 000
Braunschweig  .... 12 139 Bremen   mit Oldenburg 14 500 Danzig...... Frankfurt a. M.... 15 000
Halle Hamburg.. Hannover  .. Hesien-Waldeck Maadeburg.. Mecklenburg  . Miltelrbein., Niederrhein  .
15 000 1400 1600 1000 8 096 400 693 26 000
Ostpreußen  ..... 10 000
Pommern 10 099 Leipzig  ...... 60 000 Dresden  ...... 13 877
Chemnitz  . Plauen  ..... stittau..... Niedersihleften... Mittelichlesien... Oberschlesien  ... Schleswig-Holstein  . Thüringen  .... Westliche« Westfalen OestlichcS Westfalen. Württemberg...
2133 «602 2 263 1600 1000 624 7 790 36 911 20 000 13 000 3 500
Zusammen 360 648
Angenommen, die Ziffern stimmen, dann ergibt ein Ver- gleich mit der SPD.   folgendes: Unsere Partei musterte nach dem Bericht des Parteivorstandes an den Görlitzer Partei- tag im vorigen Jahre 1 221 059 Mitglieder, also bald das Vierfache. In ganz Bayern   zählt die USP. 19 631 Mitglieder, während die SPD  . allein im Bezirk Franken 48 101 Mitgliedr umfaßt. Aehnlich ist es fast überall, Leipzig  ausgenommen. In einem anderen Rundschreiben teilt die ZentraUeitung der USP. mit. daß sich die Parteiinstanzen mit der W a h l d e s Reichspräsidenten   beschäftigten. Das Rundschreiben sagt darüber:Nach eingehender Beratung kamen die Körperschaften zu dem Schluß: Die Wahl des Reichspräsi- deuten ist eine politische Aktion von so weitgehender Bedeu- tung, daß eine Beteiligung unserer Partei daran notwendig erscheint. Die Parteizentrale wünscht, daß die Genossen in den örtlichen Organisationen nun auch ihrerseits die Frage der Stellung unserer Partei zur Wahl des Reichspräsidenten er- örtern, damit die Meinungen geklärt werden. Auf einer Kon- ferenz der Bezirksvertreter, nach§ 12 unseres Organisations- statu ts, soll dann später über die Frage eichgültig für unsere Partei entschieden werden." Zahnen, üie geschützt werüen. Blutige Zusammenstöße in Zoffen. Am Sonnnabend und Sonntag beging derVerein ehemaliger Waffengefährten" in Zossen   sein 60. Stiftungsfest, verbunden mit Fahnenweihe. Durch Zeitungsinserate war die Bürgerschaft auf- gefordert worden, die Häuser zu schmücken und s ch w a r z w e i ß- rote Fahnen herauszustecken. Der Aufforderung war im reichsten Maße entsprochen worden. Am Sonnabendabend fand der Zapfenstreich statt. Trotzdem das Gewerkfchaftstartell die Ar- beiterschaft aufgefordert hatte, sich in keiner Weise an den Veran- staltungen zu beteiligm und ficht nicht provozieren zu lassen, ist es leider doch zu einigen bedauerlichen Zwischen- fällen gekommen, wobei auch wieder Blut floß. Ein Trupp der kommunistischen   Jugend Groß-Berlins. der die Stadt passieren wollte, hat einige der schwarzwcißroten Fahnen heruntergerissen und unter Absingen der Internationale verbrannt. Elf der fungen Leute wurden von der Ortspolizei und von Landjägern, die in der stattlichen Anzahl von zirka 40 Mann herbeigeeilt waren, um die Monarchisten-Fahnen zu schützen» verhaftet und dabei von einigen Bürgern schwer mißhandelt. Die Verhafteten wurden, nachdem ihr« Perso- nalien festgestellt waren, dem Amtsgericht zugeführt. Am Sonntagmorgen rückte eine Reichswehrkapelle zum Bahnhof, um 200 Hakenkreuzjünglinge, die von Berlin   kamen, in Empfang zu nehmen. An der Spitze des Zuges marschierten ein Reichswehrfeldwebel mit gezogenem Säbel, dann folgten 22 Mann mit schwarzwelßroten Fahnen, die die Inschrift trugen: Mit Gott für Kaiser und Reich." Trotzdem der Kriegerverein mit Gewehren(Modell 88) bewaffnet und die Hakentreuzl» Dolche umgeschnallt hallen, wurde der Zug zum Krieger- denkmal von einer großen Zahl Landjäger de- gleitet, die jedenfalls verhüten sollten, daß den Kriegern ein Leid geschäht. « In Zossen   werden also die Monarchistenfahnen durch starke» Polizeiaufgebot geschützt, und kommunistische Jünglinge, die sich an ihnen vergreifen, werden in Gegenwart der Polizisten schwer mißhandelt. Di« bewaffneten«riegervereine stehen unter poN- zeilichem Schutz. In München   bringt deutschnationaler Heldensinn es fertig, an den R e i ch s f l a g g e n seinen Mut zu üben. Die starke Mün  - chener Polizei ist machtlos gegen diesen Terror der nationalistischen Meute. Der Unterschied liegt auf' der Hand und die Erklärung dafür ist kinderleicht. München   siegt bekanntlich im kultivierten Bayern  . während Zossen   in der Nähe von Berlin   liegt und deshalb schon verdächtig ist.
Rührende Kindlichkeit. Don Karl Ernst  . In einer Zeit, der harmlos gegenwartsfremdes Empfinden ab- banden kommt, fällt der ,.B e r l i n e r L o k a l- A n z e i g e r" an- genehm auf die Nerven. Dieses Blatt, verehrungswürdiger Spieß- bürger, ist wahrhaft zeit- und raumlos. Es übt auf Kinder und Greise, in Hinterpommern und im Kaffernland seinen wohltuenden, sanften, einschläfernden Eindruck aus und hätte es im frühen Mittel- alter bereits getan. Eisenbahn und Telegraph, Republik   und ver- lorener Krieg gehen es nichts an. Es wirkt, über dem Geschehen stehend, unentwegt weiter im Sinne Scherls, des großen August. Die letzt« Sonntagsnummer bringt einen Artikel von Dr. A. v o n WilkeGesellschaftliche Originale", der also beginnt: Zeiten, in denen die Herrschaft bei den Massen liegt, sind der Eni- Wicklung selbständiger Charaktere wenig günstig. Der Stärkste kann, sofern er nicht grollend in die Einsamkeit flüchtet, nicht dem nivel- lierenden ausgleichenden und verflachenden Einfluß entgehen, den die Tyrannei der Mehrheit, die schlimmste, kulturfeindlichste aller Formen der Tnrannei, mit zwingender Notwendigkeit ausübt. Ileberroqende Persönlichkeiten gelangen nicht zur Geltung oder nutzen sich schnellstens ab. dort, wo die Menge entscheidet. Und an Originalen, an Persönlichkeiten, deren Eigenart, ohne geistigen In- Haltes zu entbehren, einen leisen Stich ins Humoristische lind Ab- sonderliche aufweist, werden solche Zeiten rasch arm. Man muß in die Vergangenheit flüchten, um Männer zu entdecken, die es ver- dienen, iene Unsterblichkeit zu genießen, die den Originalen gebührt." Nämlich in die ach, so gründlich vergangene militärische Ver» gangenheit. Nach Herrn von Wilke hat es solche Original« nur unter den Militärs gegeben. Die Anekdoten, die er zum besten gibt. zeugen von dem geistigen Hochstand seiner selbst und seiner Ori- ginale. Welch Goethesche Abgeklärtheit spricht zum Beispiel aus tener Geschichte vom Fürsten   zu Fürstenberg, der der Ge- liebten seines Sohnes eine echt silberne Badewanne wieder annahm, die'hr der junge Fürst geschenkt hatte, und sie im eigenen Schloß ausstellen ließ. Oder aus der überragenden Persönlichkeit des Grafen Lehndorff, der die unerhört« Gewohnheit hatte, sehr unmilitärisch zu grüßen.Darob stellte Ihn einmal ein Stabsoffizier aus der Provinz Unter den Linden zur Rede. Lässig erwiderte Graf Lehn- dorff:Bitte, gehen Sie noch einmal vorüber, dann werde ich Sie richtig grüßen!" Edle Leutseligkeit, die heute auch verstorben ist, leuchtet aus folgender reizenden Anekdote: Von derberem Kaliber war da ein Dragonerrittmeister, im Salon ein vollendeter Kavalier, im Dienst und Kameradenkreise aber voller Schrullen. Dertolle Otto" lautete, auch bei Hof, sein Spitzname. Einen Mann seiner Schwadron, der ihm auf der Straße das vorgeschriebene Fronthonneur erwies, rief er heran und sprach zu ihm:Sehr gut, mein Sohn: hier hast du einen Taler. Doch nun mach' noch einmal ebenso schön Honneurl" Freude- strahlend gehorchte der Dragoner. Aber da blies dertolle Otto" ihn an:Ganz schlapp! Gib mir sofort den Taler wieder!" Und nahm ihm wirtlich den Taler wieder ab."
Die Lektüre dieser sinnigen Zeilen hat mich so ergriffen, daß ich nicht umhin kann, auch meinerseits einiges von wirklichlieber- ragende»" zur Ergänzung beizusteuern: In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts herrschte, von allen Untertanen geliebt, einfach,� bescheiden und zurückgezogen, über die Deutschen   ein Fürst W.' Während des Burenkrieges versscherte er die Buren seiner ehrlichen Sympathie und wünschte ihnen Gottes Hilfe in ihrem Freiheitskampf gegen die Engländer. Originell war seine Auffassung der Aufrichtigkeit und des Taktgefühls. Gleichzeitig übersandte er nämlich dem König von England einen selbst aus- gedachten Kriegsplan, nach dem die Buren am schnellsten vernichtet werden könnten. Herr Kanzleirat Knörte ist bereits 70 Jahre alt und doch ein guter Deutscher geblieben. Er liest seit 20 Iahren das Feuilleton desBerliner Lokal-Anzeigers" und glaubt, es an Klug- heit immer noch mit Herrn von Wilke aufnehmen zu können. Seine kleinen Enkelkinder verlangen ebenso gern Geschichtchen vom Klapperstorch wie aus demLokal-Anzeiger" zu hören."
Zn derTribüne" veranstaltete die Vereinigung der Dreißig- jährigenDer Feuer reit er" am Sonntag ein« Matinee zum 100. Todestag E. T. A. H o f f m a n n s. Heinrich Eduard Jacob   leitete die Gedächtnisfeier ein. Wenn, so meinte er, E. T. A. Hoffmann   bei Lebzeiten von Goethe nicht anerkannt wurde und heut« nicht die seiner Bedeutung entsprechend« Wertschätzung erfährt, so liegt das an der einseitigen Betrachtungsweise seines Werkes, nämlich der stosslichen. Der Stoff, der aus der Welt des Wunderbaren stammt, erinnert in seiner Gruseligkeit an Hintertreppe. Wäre es dem Dichter auf WIrtungshascherei und Spannungen an- gekommen, so hätte Goethe recht gehabt. Aber der Dichter, Kom- ponist, Zeichner und Dirigent Hossmann sah die Welt erfüllt von allerlei Dämonen. Der Mittelpunkt seiner Werk« das stempelt ihn zum wahren Dichter ist eigenes und der Menschen Leid. Mit einem Seitenhieb auf Meyrink   sprach Jacob dem Magischen, Dämoni- schen die künstlerische Berechtigung ab. Er will die Poesie auf das Natürliche beschränkt wissen, da die lebendige Natur schon wunder- bar genug sei. Wir vermögen seinen philosophisch getüftelten Klüge- leien nicht zu folgen. Woher der Künstler schöpft, aus der Quell« seiner Phantasie oder au» der in ihm gespiegelten Natur, muß ihm überlassen bleiben. Nach Jacob hätten Musik, abstrakte Bildwerte und Architektur keinen künstlerischen Wert. Ob E. T. A. Hoffmann ein schöpferischer Gestaller ist. ging leider aus der Interpretation durch Alfred Beierl« nicht her- vor, der an Stelle des angekündigten Meinhart Maur   aus Hoffmann vortrug. In seiner bekannten ekstatischen, unnatürlichen und Ver-, innerlichung abholden Manier schauspielert« Beierle, wo er hätte lesen sollen. Das Ziel, dem Fernstehenden den Dichter nahezubringen, hat diese Matinee nicht erreicht. E. D r. Erzlager durch Wagneiismus festgestellt. Das Ausfindigmachen von Erzlagern war in früherer Zeit immer nur dadurch mögl'ch. daß man an den Stellen, an denen die Bodenschätze vermutet wur< den, Bersuchsbohrungen vornahm. Seit längerer Zeit bedient man sich allerdings, besonders, wenn es sich darum handelt, Eisenerzlager zu bestimmen, der«rdmagnetsschen Beobachtungen. Nach einem Be-
richt inHandel und Industrie' war es mit dieser Methode indes bisher nur möglich, größere Erzlager zu bestimmen, wie z.». i"e Magnetitlager Lapplands  , wogegen kleinere Erzlager in ihrer gan- zen Ausdehnung kennen zu lernen bisher noch nicht gelungen mar. In jüngster Zett wurden nun im Magnetischen Ob je rva- torium in Potsdam   Instrumente hergestellt, mit denen sich au« notwendigen magnetischen Untersuchungen und Messungen schnell und ohne besondere Mühe vornehme? lassen, so daß man alle t-!sen> erzschätze des Bodens, die kleinen so gut wie die großen, genau in ihrer gesamten Ausdehnung zu bestimmen, außerdem aber auch ine Ausdehnung beliebiger geologischer Schichten sestzustellen imstande ist. Vorausgesetzt natürlich, daß dies« ihrer Umgeoung gegenüber mehr oder weniger starken Magnetismus äußern. Iedensalls ist man jetzt soweit, die Bestimmung der Eisenerzlager ohne mühsame und kostspielige DersuchSbohrungen vornehmen zu können. Abenieuer eines Mekka  -Pilgers. Die Pilgerfahrt nach Mekka  und Medina   hat auch in diesem Jahre wieder eine ungeheure Masse von Verehrern des Propheten in Bewegung gesetzt und ist in dieser Zeit, in der sich der Orient in einer bedenklichen Gärung befindet. nicht nur religiös und wirtschaftlich, sondern auch politisch von großer Bedeutung. Dabei liegt über diesem Brauch noch immer«in ge- heimnlsvoller Schleier: kein Ungläubiger darf bei Lebensgefahr daran teilnehmen, und die meisten Schilderungen stammen von Renegaten, d. h. von zum Islam bekehrten Andersgläubigen. Im neuesten Heft derDeutschen Rundschau" werden nun Aufzeichnungen eines ge- borenen Mohammedaners, eine» Wächters der Quarantänestation in Jafa, namens Hasfan Suesi, veröffentlicht. Der Pilger, der hier ausführlich seine Fahrt erzählt, war früher Dorfschullehrer und ist ein intelligenter Araber. Hassan fährt von Jafa mit dem Dampfer nach Alexandrien  , wo er sich bei dem Besuch eines Kaffees mit Damenbedienung sehr zurückhaltend benimmt. Dann geht es mit der Eisenbahn nach Suez und von dort mit einem Dampfer bis Jamba, wo sich die Pilger der großen Pilgerkarawane anschließen.Diese zählte 8000 Pilger," schreibt Hassan.Wir marschierten immer von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Di« erste Station, wo wir haltmachten, hieß Mihtat dir al'abd(Station am Sklaoenbrunnen). Als wir hier abgestiegen waren, schlugen wir die Zelte auf, brachten die Frauen in die Mitte, zündeten Feuer an, rösteten reifen Weizen und machten Kaffee. Während der Nacht wurden Wachen aufgestellt, iede Stunde drei Mann, bis Sonnenaufgang. W»r Hörle» nichts als das Klagen der Pilger, daß dieser bestohlen, jener ermordet,«in anderer verwundet worden sei." Hassan macht selbst eine sehr unangenehme Erfahrung mit einem Beduinen, den er nur durch einen Steinwurf von tätlichen Angriffen abhalten kann. An einem andern besonders gefährlichen Halteplatz wachen alle die ganze Nacht durch, und trotz- dem werden In dieser Nacht von den Arabern mehr als 160 Pilger ermordet. Sie konnten sich erst wirklich ausruhen, als sie sich Medina näherten und ihnen Soldaten zur Bedeckung entgegengeschickt wurden. In der Frühe bestiegen wir die Kamele und ritten auf Medina   zu. Ueber seine Einwohner das Wohlwollen Gottes und der Friede! Gegen Mittag starb das Kamel, welches ich ritt: ich mußte zu Fuß gehen, die Erde war so heiß wie Feuer. Ich ergab mich in den Willen Gottes und marschierte bis Sonnenuntergang, ich wurde sehr müde. Die Scadt sehen wir schon von weiten liegen, ähnlich einer weihen Taub«. Bei Sonnenuntergang zogen wir in die Stadt ein.