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die landwirtschaftlichen Unternehmer dcki Landarbeitern selbst Erhöhung des Deputatgetreides zu mit der durchsichtigen Ab- ficht, die Landarbeiterschaft damit für den Ruf nach Aufhe- bung der Zwangswirtschaft zu gewinnen, was aber nickt ge- lang. Al» die Zwangswirtschaft beim Getreide gelockert wurde und das Deputatgetreide freigegeben war, hieh es wieder anders. Nun sollten die Landarbeiter daran schuld sein, daß nicht genug Getreide abgeliefert wurde. Dann kam die Pa- role, den Kohlenpreis als Index für die Berechnung des Ge- treidepreifes zugrunde zu legen. Als die Getreidepreise stärker anzogen als der Kohlenpreis, wurde auch diese Forderung wieder fallen gelassen. Um die Umlage zu Fall zu bringen, dazu mußte auch die Propaganda des Hilfswerks dienen, denn nur dann sollte dieses Hilfswerk durchgeführt werden, wenn die absolut freie Wirtschaft durchgeführt ist. Von diesem Hilfswerk hört man jetzt überhaupt nichts mehr. Jetzt drohen die Landwirte damit, daß sie alle Gesetzes- maßnahmen bei der Getreideablieferung nicht befolgen würden. Man soll dies« Drohungen nicht tragisch nehmen, sondern Regierung und Ne-ichstag sollen nun handeln und Maß- nahmen treffen, damit der Brotpreis noch einigermaßen er- schwinglich bleibt. Hinter der Phraseologie des Reichsland  - bundes steckt nicht viel. Noch im Februar 1914 bei einem Fest- essen des Deutschen Landwirtschaftsrats   sagte der inzwischen verstorbene Graf Schwerin-Löwitz in seiner Festrede u. a., daß die gesamte ländliche Bevölkerung nichts dringender ver- lange als den nun einmal unvermeidlich gewordenen Kampf gegen den inneren Feind, der mit der denkbar größten Entschiedenheit aufgenommen werden müsse.. Am 9. Novem- der 1918 verspürte man davon nichts, sondern diejenigen, die heute im Reichslandbund das große Wort führen, haben sich schon am 11. November 1918 beim Rat der Volksbeauftragten  freiwillig eingefunden und dort ihre Dienste zur Sicherung der Volksernährung angeboten. Die Erinnerung an diese Tat- fache sei aufgefrischt, um zu zeigen, daß das Verhalten dieser Herren im hohen Grade abhängig ist von dem Grade der Energie, mit dem man ihnen begegnet. Reichstag   und Regierung sollen sich also nicht schrecken lassen, sondern den Weg gehen, den das Interesse der breiten Volksmassen ihnen zu gehen gebietet.
Buf dem§elüherrnhügel. Ein Reichswehransflug auf den Fichtelberg. vus dem Erzgebirge   wird uns geschrieben: Die militärischen Vorgesetzten des cherrn Eeßler hielten es vor einigen Tagen für angezeigt, den Tschechen einmal eine Probe ihres militärischen Glanzes zu zeigen. In IS Reichswehr  -Auto» kamen preußische, sächsische, bayerische und andere Generalstäbler in Parade- uniform auf den Fichtelberg, hart an der tschechoslowakischen Grenze. Fast alles Generäle und andere hohe Offiziere, gefahren nicht von.gewöhnlichen" Chauffeuren, sondern von Chargen, ganz wie bei einer Festparade. Die Herren kamen mit ihren Autos von Bad Elster  , wo sie(zwecks strategischen Studiums oder weils dort auch sonst sehr angenehm ist?) auf mehrere Tage sich in den feinsten Hotels einquartiert hatten. Außer den besetzten Autos führten die hohen Herrschaften vier unbesetzte mit sich, um bei etwaigen Pannen für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Wie uns ein Chauffeur vorrechnete, kostete allein das Benzin für einen einzigen leeren Wagen von Bad Elster   bis auf die Höhe des Fichtelberges über 1100 Mark man kann sich da ungefähr aus- rechnen, was da die gesamt« Spritzfahrt den Steuerzahlern gekostet hat. Wie unser Gewährsmann zu beobachten Gelegenheit hatte, kamen die Herren an, genossen die herrliche Aussicht und setzten sich dann eiligst zum Diner nieder, das mehrere Stunden dauerte, und auserlesene Genüsse aufwies. Das war ihr ganzer Dienst! Einer der Generäle erzählte während einer Zwischengangspause einem fremden Chauffeur, daß man sich auf einerGrenz-Inspettionsreise* befinde. Natürlich erregte die Kavalkade großes Aussehen nicht nur bei den gerade anwesenden deutschen   Steuerzahlern, sondern erst recht bei den dort wohnenden Tschechen. Es war nur zu erklärlich, daß gar bald die wildesten Gerüchte umherschwirrten und diese durch das Auftreten der Offiziere weitere Nahrung fanden.
Die Sportzeitung. Don HansBauer. Gestern bm Ich beim Durchblättern der Zeitungen in meinem Cafe auch auf ein« Sportzeitung geraten:.Der Sporn". Der tat. sächliche Inhalt interessiert« mich nicht, da ich von Pferden nichts verstehe und weder wohlhabend noch arm genug bin. den Toto in Anspruch nehmen zu können bzw. zu müssen. Trotzdem hob ich sie von ihrem Halter ab, um einmal nach den Aufregungen, die die politischen Blätter in mir ausgelöst hotten, mein« Seele auf dem ruhigen See unbedingter Losgelöstheit von dem Widerspruch der politischen Meinungen spazieren zu fahren. Alsdann: Grunewald   und Paris   waren heut« an der Reihe. Darüber gab es Borschauen zu lesen. Angeschlossen an dies« Vor. schaüen waren Ausstellungen über die Reiter, Pferdenamen, Stall- namen. Gewichte. Schön. Natürlich. Ein Fachblatt mußte aus- führlich über so etwas berichten. Und nun: Form der Pferde. Genaue Auszeichnung über alle jeweils schon gelaufene Rennen. Dann ein« Statistik. Eine Statistik über Loraussagen von 42 fran­zösischen und der eigenen Zeitung. Unter Annahme, daß man vorgestern sämtliche vom.Echo de Paris" getippten Pferd« mit je 10 Mark gefetzt HSU«, hätte man zum Beispiel<0 Mark und unter Annahme, daß man während der ganzen Saison immer die Favoriten dieses Blattes mit 10 Mark gewettet hätte. 113 Mark verloren. Beim.L'Intranstgeant" lauten die entsprechenden Zahlen plus S plus 861. beimMatin" minus 32 und minus 332, beim.Sporn" selber, den ich eben in der' Hand hatte und der sich auch mit aufführt«: minus 25 und minus 261. Dieses Eingeständnis, das ich nur unter Verlust die Prophezeiung des.Sporn" befolgt hätte, verblüffte mich immerhin. Das ist doch etwas, daß einer sagt: lies mich, beachte mich, vertraue mir. Und daß er gleichzeitig statistisch nachweist, daß man Schaden bei einem eventuellen Vertrauen hat. Dies zu bekennen erfordert Mut und Charakter. Aber mehr noch: Er befaß eine Arbeitstraft, deren Größe ich weitesten Kreisen zur Beachtung empfehle. Bitte sehr: Ein« genaue Statistik über die Erfolg« von Voraussagen von 42 französischen Zeitungen will geführt sein! Eine Tabelle über die Rennen, die jedes einzelne der Hunderte von Rennpferden einmal gelaufen ist, will aufgestellt sein! Die Leistungen der großen Tageszeitungen sind gewiß nicht ohne. Wir haben uns gefreut, daß sie prompt aus. Genua   berichte- ten und daß sie in Oberammcrgau dabei sind. Immerhin: dessen konnte sich Lloyd George   und kann sich der reintarniert« Heiland nicht rühmen, daß si« mit solcher Liebe, mit solchem Interesse be- achtet werden wie der geringste Gaul am Start. Auch unsere gut informierenden Zeitungen lassen es sich nicht einfallen, die Meinun- gen von Dutzenden französischer Zeitungen über Herrn Poincares Psyche regelmäßig wiederzugeben. Der Sporn aber führt bei jedem Erscheinen genaue Statistik der Auffassung von 42 sranzösischen Blättern über die Pferde Raffet   und Almaoia und Mirabeau   und hu.n»«t andere,
Wir fragen Herrn Minister Gessker,   er von dieser kostspieligen Spritzfahrt der 15 Automobile etwas weiß. Und fragen weiter, ob sich derartige.Inspektionsreisen" in Gegenden, die bereits tausend- mal inspiziert sind, nicht angesichts unserer Finanzlage von selbst verbieten? Und wir fragen endlich, ob die Veranstalter dieser prunk- haften Kavalkade auch ihre politischen Wirkungen bedacht haben? « Aus Weißenfels   schreibt man uns: Sonntag fand in Weißenfels  «in Sachsentag statt, d. h., es sollten sich alle.Kameraden" trefsen, die bei sächsischen Truppenteilen gedient haben. Der Tag war aus- ersehen zur Aufpeitschung der nationalistischen Instinkte. Das Häuf- lein derSachsen  " war sehr klein, aber dafür ließ Reichswehr  - minister Geßler zur Teilnahme am Umzug, Kirchgang und dem übrigen nationalisttschen Klimbim eine Kompagnie Reichs- wehr(Nr. 11) aus Leipzig   erscheinen und natürlich die Musik dieses Regiments auch. Der Staat bezahlt ja gern derartige Militär- transporte. Außer der Reichswehr   beteiligte sich die S t a h l h e l m- sippe aus der ganzen Gegend, natürlich trugen sie die verflossene Reichskriegsfahne voran, die uns in Schande und Elend geführt hat. Die Schupo von Naumburg   war auch entgegenkommend, sie hatte die Stahlhelme für Fahnenträger und Begleitmannschaften hergeliehen. Major H o e r n i n g k heißt der Herr, der liebens- würdig war, seinen Freunden vom Stahlhelm mitdienstlichen" Stahlhelmen aus dem Bestand der Schupo zu helfen.
Die Iuüenstatistik ües Kriegsministeriums. Tie gröflte statistische Ungeheuerlichkeit. Die von den Hakenkreuzlern aufgestellte Propaganda-Behaup- tung, daß sich die deutschen   Juden im Weltkriege feige vom Kriegs- di«nst gedrückt hätten, fußt bekanntlich auf einer Statistik, die das Preußische Kriegsministerium im Oktober 1916 ver- anstaltete. Diese Statistik sollte zwar geheim sein, wurde aber später von einem gewissen Arnim(Pseudonym) und in jüngerer Zeit von dem Generalmajor a. D. von Wrisberg aus dem Preußischen Kriegsministerium zu antisemitischen Propagandazwecken ausgeschlachtet. Nun hat in einer hier besprochenen Schrift Jakob Segall nachgewiesen, daß die absoluten Zahlen der Statistik falsch sind, daß sie die Zahl der zum Heeresdienst einbe- rufenen und an der Front gewesenen Juden weit unter dem Tatsächlichen angibt. Eine zweite vernichtende Abrechnung mit Herrn von Wrisberg unternimmt Professor Dr. Franz Oppenheimer   in einer soeben erschienenen BroschüreDie Iudenstatistik des Preußischen Kriegsministeriums  "(Verlag für Kulturpolitik, München  ). Oppenheimer weist nach, daß, ganz abgesehen von der verdächtigen Art der Erhebung der Ziffern des Kriegsministeriums, ihre Verarbeitungd i e größte statt st isch« Ungeheuerlichkeit ist, deren sich je- ma ls ein« Vehörde schuldig gemacht hat." So hat z. B. Herr von Wrisberg den Prozentsatz der eingezogenen usw. Juden künstlich verschlechtert, indem er als Dczishungszahl die Zahl der 1910 in Deutschland   ortsanwcsenden Juden(615 021) genommen hat, während er in Wirklichkeit doch nur die reichsangehö- rigen Juden, das stnd etwa nur 550 000, hätte einsetzen dürfen, da nur diese der deutschen   Wehrpflicht unterlagen. Sodann hat es Herr von Wrisberg unterlassen, für seine Prozentzahlen der Juden in Front, Etappe und Heimat, Dergleichszahlen der übrigen Bevölkerung zu geben, so daß seine Behauptung über Höhe oder Niedrigkeit dieser Zahlen vollkommen in der Luft schweben. Ebensowenig beachtet Herr von Wrisberg die sehr verschiedene M i l i t ä r t a u g l i ch k e i t, die zwischen den verschiedenen B e- rufen, zwischen Stadt- und Landbevölkerung besteht und bei den Juden als überwiegend großstädtische Bevölkerung nur einen Ver- gleich mit deren Leistungen zuläßt. Wrisberg unterläßt jede Prüfung, welcher Prozentsatz der(seit Jahrzehnten an Kinderzahl abnehmenden) jüdischen Bevölkerung im wehrfähigen Alter stand, er beachtet nicht die statistischen Einflüsse der Austritte qus dem Judentum usw. usw. Schließlich aber gibt es ein« Ziffer, an der die ganze triegs- ministerielle Statistik zusammenbricht: d. i. die Zahl von 12 000 im Weltkrieg gefallenen Juden. Wäre die Zahl der jüdischen Frontsoldaten wirklich so gering, wie die kriegsministerielle Statistik behauptet, so mühte es sagt Professor Oppenheimer
zwei Rassen von Juden geben: eine von Feiglingen und eine von Helden sondergleichen. Denn dann hätten die jüdischen Front- soldaten mit 36 Proz. Toten prozentual weit schwerere Verluste an Toten erlitten als die Frontsoldaten der nichtjüdischen Bevölkerung. Es bleibt den Hakenkreuzlern also nur die Wahl zwischen dieser Annahme oder dem Zugeständnis, daß ihre Behauptung von der geringen Zahl der jüdischen Frontsoldaten falsch ist.
�Schlagt üie Iuöen tot!' Dieser Ruf gefährdet nicht den öffentliche« Frieden. Im März dieses Jahres kam es, wie erinnerlich, nach einer Demonstration im Lustgarten zu deutschoölkisch-antisemitischen Aus- schreitungen im Berliner   Westen. Es hatte sich ein Zuge gebUdet, der unter Vorantragung einer schwarzweißroten Fahne nach dem Kurfürstendamm   zog und alle Passanten, die für Juden gehalten wurden, in der gemeinsten Weise anpöbelte. So wurde z. B. eine Gruppe von Ausländern aus einem Balkanstaat, die man wegen ihrer schwarzen Haare als Juden ansah, in der schwersten Weise miß- handelt. Bei diesen Szenen tat sich ein gewisser Dr. M a x K r y in hervor, der durch fortwährende Rufe:Schlagt die Juden tot" zu Gewalttaten aufreizte. Zwei jüdisthe Herren, die zufälliz in den Demonstrationszug geraten waren, sahen sich ernstlich bedroht, und als der eine von ihnen an jenen Krym herantrat, um ihn zur Rede zu stellen, wurde er in unflätiger Weise beschimpft. Ter Beleidigte veranlaßte durch einen Schutzmann die Feststellung der Personalien jenes Rädelsführers, gegen den dann beim Landgericht l eine Klage wegen Aufreizung und Beleidigung eingereicht wurde. Obwohl für beide Vergehen mehrere glaubhafte Zeugen namhaft gemacht wurden, verfügt der Oberstaatsanwalt von C l a u s e w i tz die Einstellung des Verfahrens! Er hält, wie es in der Motivierung dieser überraschenden Verfügung heißt, den Nach- weis nicht für erbracht, daß die Aeußerungen des Beschuldigten den öffentlichen Frieden gefährden konnten. Er meint also offenbar, daß bei der Mißhandlung von Juden der Ruf Schlagt die Juden tot" zur Besänftigung diene. Wegen der Beleidigung verweist der Oberstaatsanwalt den Klagesteller auf den Weg der Privatklage. Gegen den Einstellungsbeschluß ist von den Antragstellern Be- schwerde eingelegt worden. Das Verhalten des Oberstaatsanwalts Elausewitz fordert die schärfste Kritik heraus. Dieser Herr glaubt wohl noch im alten Obrigkeitsstaat zu leben, wo die Staats- anwälte instruiert waren, lediglich gegen links vorzugehen. Es wäre jedenfalls erwünscht, wenn der Herr Justizminister diesem Staatsanwalt den Standpunkt klar macht.
vom volksbeg.ehren in Sachsen  . Dresden  . 20. Juni.  (TU.) Für b«s»» l k s b eg e h r e n in Sachsen   wurden weiter, abgegeben in der Amtshauptmonnschoft Dresden  -Alsstadt 8868, Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt 15 810, Amtshauptmannschaft Chemnitz 12 652, Zittau  -Stodt 6710, Riesa   2712 und Plauen   1 V. 20 900 Stimmen.(Siehe heutiges Morgenblatt.) wenöung im Moskauer   Prozeß. Vandervelde, Liebknecht und R o s e n f e l d befinden sich, wie wir derFreiheit" entnehmen, auf der R ü ck r e i s e von Moskau  . Die Angeklagten hatten ihre ausländischen Verteidiger auf ihren von uns bereits veröffentlichten Protest hin von der Verteidigung entbunden; damit war ihre Aufgabe in Moskau   er- ledigt. U e b e r den Prozeß selbst Ist bis zur Slünde w e i- teres Material nicht eingetroffen. Die Bsröffent- lichungen haben auch wenig Wert, da sie unzusammenhängend und ganz einseitig in kommunistischem Sinne beeinflußt sind. Bei dieser Gelegenheit sei übrigens erörtert, daß dieIntel  ", ein Tele- graphcbureau, das von einem stühcren Kommunisten eine Zeitlang sehr geschickt und objektiv geleitet wurde, plötzlich von der Bild- fläche verschwand, kurz vor Beginn des Moskauer   Prozesses als rein kommunistisches Unternehmen wieder auftauchte.
Das Wahlergebnis in Irland  . Roch den bis fetzt vorliegenden Ergebnissen der irischen Wahlen sind 29 Vertrags- onhänger und 20 Vertragsgegner gewählt worden.
Ich stell« mir vor. wie der Telegraph zu diesem Zwecke spielen muß, wieviel Leute nötig sind, um in Erfahrung zu bringen, zu übermitteln, aufzunehmen, Listen anzufertigen, zu redigieren Ich stelle mir vor, welche seelische Energie darauf verwendet wird, ge- wissenhaft zu sein, welcher Bekennermut für das Eingeständnis, am vergangenen Tage im wesentlichen falsch getippt zu haben. Und alles wird aufgebracht, alles drangesetzt. Man soll nicht klein von einer Sportzeitung denken. Sie, das offizielle Verbandsorgan der beruflich Entwurzelten, weiß, daß auch der Turf harter Arbeit bedarf und ist uns anderen in der Erkenntnis über, daß die sozial« Frage in dem Augenblick an Wichtigkeit verliert, in dem durch richtiges Nachzählen der Aepfel, die ein Gaul fallen läßt, sein« Totochanc« errechenbar wird.
Die Arbellsgemeinschaft der deutschen   handwerkskullur wurde am Sonnabend in Hannover   gegründet. Vertreten waren u. a. das Reichsministerium des Innern durch Reichskunst wart D r. R e d s l o b, der den Borsitz führte, ferner das Reichswirtschafts- Ministerium, das preußische Handelsministerium, das Landesdirek­torium, der Magistrat von Hannover  , der Deutsche   Handwerks- und Geweibekammeriag, der Deutsche Bund  Heimatschutz", der Deutsche Werkbund  , der Bund deutscher Architekten  , der Deutsche  Gewerbeschul-Verband, der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund  , die Messcän.ter von Leipzig   und Frankfurt   a. M. und zahlreiche Lehranstalten. Die Gründungsversammlung wurde zu einer aus- drucksvollen Kundgebung dakür, wie starke Kräfte hinter der Wür- digung handwerklicher Erziehung in Deutschland   stehen. Dr. R e d s. l ö b hotte in dieser Versammlung die Vorgeschichte der Arbeits- gemeinschaft zu geben. Er legte dar, daß eine Bedrohung des Erb- bssitzes an handwerklichem und technischem Können durch die lange Unterbrechung der Kriegszeit und die Umstellung vieler Arbeits- betriebe eingetreten ist. Auch zeige sich im Denken unserer Zeit eine vielfach nicht genügende Würdigung des Könnens. Es müsse aber anerkannt werden, daß das Können eines VolkesVermögens- wert", auch in wirtschaftlicher Beziehung, habe. Es lasse sich ein ganzer Komplex von Arbeit zusamnienfassen von dem Gesichtspunkt aus. daß hier das Könney unseres Volkes erhalten und geschult werden solle. Redslob   betonte, daß es sich nicht um die Gründung eines neuen Verbandes handele: vorhanden« Verbände treten zusammen, was bei den Schwierigkeiten, die unsere Zeit kultureller Arbeit entgegensetzt, nicht ohne Bedeutung ist und manche Ersparnis, auch hinsichtlich der Nutzbarmachung von Arbeit und Kenntnis mit sich bringt. Die Zustimmungserklärungen der vereinigten Ver- tretungen bedeuten eine wertvolle Kundgebung. Besonders stark wirkte ein Brief, in dem Hans Thoma   sich über die geplante Gründung äußerte, in dem es also hieß:Es ist im deutschen   Volke viel Begabung und Freude an künstlerischer, d. h. guter Handarbeit diese Arbeit führt zum Frieden. Immer noch gibt es Arbeiter, die ihr Werk zur eigenen Freude gut und schön machen. Ich ver- spreche mir aus der Beachtung der aus dem Volk herauskcimendcn Kunsttätigkeit, wie sie die Arbeitsgemeinschaft bestrebt, Erfolge für den Heilprozeß, dem unser zerrissenes Paterland entgegenzusehen hofft."
Eine Ausstellung.Tapete, Vase und Dlume" findet im S t u t t- garter Landesmuseum statt, um den Geschmack in der Bcr- wendung von Blumen und Basen zum Zimmerschmuck zu beleben. Wie in der.Kunstchronik" berichtet wird, sind in einer Halle frische Blumen in besonders gewählten Vasm aufgestellt und zu den Tapeten abgestimmt. Auf der«inen Seite erfolgt diese Abstimmung unter dem Gesichtspunkt der Harmonie, während aus der anderen Kontrastwirkungen erzielt werden. Alle paar Tage werden die Blumen nach Art und Farbe erneuert, und damit wechselt a�ch der zu ihnen passende dekorative Rahmen. Eine solche Ausstellung, die zur Erziehung des Farbensinnes und seiner praktischen Bc- tätigung viel beitragen könnte, wäre auch unserem Kunstgewerbe- museum zu empfehlen. Llber der Leiter der Stuttgarter   Sammlung ist G u st a v P a z a u r e k, der durch die Schöpfung desMuseums abschreckender Beispiele" und durch die populären SchriftenGe- schmacksverirrungen" undGuter und schlechter Geschmack" sein Interesse an der Hebung der allgemeinen ästhetischen Kultur wieder- holt betätigt hat, während unser O t t o v. F a l t e ein sehr gelehrter Herr ist, aber gegenüber allen modernen Popularisierungsbestrebun- gen sich ablehnend verhält. Die Verseuerung von Kohlenstaub. Auf der großen in Essen  stattfindenden FachausstellungDie Wärme" werden zum ersten Mal« Staubkohlenfeuerungen im Betriebe vorgeführt werden. Die Verteuerung der Kohle in Staubform nach erfolgter Mahlung bietet die Gewähr für eine höchstmöglich« Ausnutzung, während bei der Verbrennung der verschiedenen Kerngrößen, besonders auf dem Planrost, mir einem Verlust an unverbrannten Bestandteilen in der Asche und mit Schlacke zu rechnen ist, der von der Bean- spruchung des Kessels abhängt. Auf verschiedenen Zechen werden in Kürze mehrere solcher Feuerungen in Betrieb kommen. Auch asche. .reiche, somit minderwertige Brennstoffe, von den Steinkohlcnzechen jim Ruhrbezirt herrührend, sind im Probebeirieb mit Erfolg ver­brannt worden. Brannkohlcnstaub, der beim Versand von Briketts von der Erzeugungsstclle zum Hüttenwerk auf der Eisenbahn ent- steht, wird mit gutem Erfolg mit Steinkohlenfeuerungen verbrannt, während er vordem unbenutzt liegen blieb. Die Temperaturen. welche in solchen Feuerungen auftreten, betragen 15V0 bis 1600 Grad Celsius, weil es hier möglich ist, den jeweiligen Luftbedarf gut zu regulieren. Somit verspricht diese Feuerungsart einen weiteren Fortschritt auf dem Wege zur Brennstoffersparnis. Die KüiistlerbersinigungDie Lankwitzer Zwölf-' bat unter Leitung bei Malers Elve eine Aufstellung bei Cajfircr, Vittociastr. 3S. Alfred Beierle   liest am 2. Juli mitagS 12 Uhr in der Tribüne unveröffentlichte Projasachen. Pastenr-Feiern in Ttrasiburg. In da« nächste Jahr fällt die 100. Wiederkehr von PosteurS Geburlsjahr. In Strnslburg. wo Pasteur  einige Jabre vor dem Kriege von 1870/71 als Professor an der nalur- wisscnlchastlichcn FokuIISl tätig war, loll dieses Ereignis zu einer groß­artigen Propaganda stir die französische   Wiffenschalt ausgenutzt«erden. Eben ist dem französischen   Parlament ein GcsctzeSvorschlag eingn eicht worden, nach welchem nicht weniger alS 2 Millionen Franken dem Organ,- sationskomitee der Pasteur-Feleru in Straffburg zur Verfügung gestellt werden jolle»,