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Nr. 290 39. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

Lehrstunden im Jugendgarten.

Die Sehenswürdigkeiten.

Donnerstag, den 22. Juni 1922

Die Ernährung in unseren Krankenhäusern, die der Deutsch­nationale bemängelte, ist unter der sozialistischen" Berwaltung wesentlich besser geworden. Die Kranken erhalten jetzt 600 Gramm Fleisch in der Woche gegenüber 400 Gramm früher. Vor dem Kriege wurden den Kranken freilich angeblich fünf Pfund Fleisch

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Straßenfchlamm und Straßenschmutz, durch Kanalisation und biologischen Abteilung beschäftigt. Ein Student wird in den großen in der Woche geliefert, und wenn die Kranten an einer solchen ge Straßenreinigung dorthin befördert, lagerten auf einem 11 Morgen Ferien ein paar hundert Pflanzenfchilder malen und die Schule wird fundheitsschädlichen Ueberernährung mit Fleisch(% Pfund pro Tag!) großen Gelände an der Dillenberger Straße in Wilmers- bald um neues hervorragendes Lehrmaterial bereichert sein. Den nicht zugrunde gegangen sind, so verdanken sie dies allerdings der dorf. Dieses Grundstück war ursprünglich für einen Krankenhaus- Ueberschuß vom vorigen Erntefest will man zur Unlage eines Teiches bürgerlichen Musterwirtschaft", bei der ein erheblicher Teil bauplak vorgesehen. Aber der" glorreiche Krieg" mit seinen Nach- benuhen. Bei seiner Herstellung wird vornehmlich die sogenannte dieser Fleischmengen auf dem Wege bis zum Krankenzimmer zu friegserscheinungen, der so manchen Plan zuschanden werden ließ, fich für ihren späteren Beruf vorbereiten, tätig sein. Gleichzeitig foll nun die Fleischration über 600 Gramm hinaus auf das ge Berufsgruppe, die Gärtnerjungen, freiwillig arbeitende Schüler, die perschwinden pflegte. Unter der sozialistischen Mißwirtschaft" vernichtete auch dieses Vorhaben. Die veränderten Zeiten erlaubten wird dann ein Freilandaquarium angelegt. Da auch in den höheren fundheitlich zuträgliche Maß gesteigert werden. Hierzu bedarf es den Krankenhausbau nicht mehr und so wurde dieses Gelände für Schulen ein starkes Bedürfnis für Freilandunterricht besteht, sinnt unter der jetzigen Finanznot der Mithilfe der Krankenkassen, und eine Gartenarbeitsschule hergegeben. Im vorigen Jahr wurde das und trachtet man, auch diesen Kindern zu helfen. die Kommunisten. erweisen den Kranken selber den schlech. Land in Kulturstand gebracht. Das war ein hartes Stüd Arbeit, testen Dienst, wenn sie sich gegen eine Erhöhung der Verpflegungs. denn es hieß, die Wüste in einen Garten verwandeln und über ehe­sätze sperren. Die Allgemeinheit trägt schon jetzt den größten Leil malige Schlackenwege Beete ziehen. Doch man ließ sich durch die Ein wahres Paradestück ist das Bienenhaus. Es wurde von als werbende Betriebe" betrachtet werden der Kosten durchaus mit Recht, denn Krankenhäuser dürfen nicht Mühen nicht abschrecken, und die förperliche Arbeit, nicht über den Jungen, der freiwilligen Tischlergruppe, selbst gebaut. Die den jetzigen Verhältnissen leider nicht alles tragen. aber sie fann unter trieben, bekam den Kindern gut. Auf der Höhe des Geländes legte Tischlerwerkstatt findet überhaupt den regsten Zuspruch, doch können Die Frequenz in den Ambulatorien für Geschlechts. man einen Spielplatz an, während das übrige Land zumeist Beeten in die Tischlergruppe immer nur 12-14 Knaben aufgenommen trante wie in den Beratungsstellen für Tuberkulose ist und eben den verschiedensten Zwecken dienstbar gemacht wurde. werden. Von den fleißigen Jungen ist schon viel hergestellt worden, außerordentlich groß. So traurig dieser Beweis für das Anschwellen Die Lage der Gartenarbeitsschule ist prächtig. denn man sicht von 0 auch die Blumenkäften, die ein schöner Schmuck der Hallen find. der beiden schlimmsten Beltsverheerer an sich ist, so erfreulich ist es ihr aus die Felder der Domäne Dahlem, den Botanischen Garten, Blächen ist eben ausgenugt. So fand an einem Baun eine Baum- zeitig in Anspruch nehmen und daß die Einrichtungen unseres Bor den Bienenwohnungen sind Bienenblumen gepflanzt. Jedes andererseits, daß immer mehr der Erfrankten ärztliche Hilfe recht­den Fichteberg, die Stadt- und Feldgärtnerei, sowie den sich an schule Blah, zu Unterrichtszweden pflanzte man die Waldbäume städtischen Gesundheitsamtes ihnen den Entschluß hierzu unter der das Grundstück anschließenden Zentralschulgarten. Die fleißigsten der märkischen Heimat, auch ließ man die Nadelhölzer nicht fehlen. neuen sozialistischen   Leitung erleichtern. Helfer bei den Instandsehungsarbeiten erhielten zum Lohn und man will noch viele Sträucher anlegen, um Nistplätze für die Vögel Dant ein besonders großes Beet. zu schaffen. Ein Wendehals hat sich bereits eingefunden. Ferner hält man Hühner, und zwar Silberbracel. Auch hat man zwei Hunde. Der eine ist ein menschenfreundlicher Geselle, der Liebling Bursche, der schon einen Einbrecher stellte. In den Baracken find, Schulreaktion fich flüßt, gebrauchen bei ihrer Werbearbeit manch­aller Kinder, und der andere, ein Rettenhund, ein zuverlässiger vereinigungen, auf die bei den Elternbeiratswahlen die Die um die Schule fämpfenden, christlich- unpolitischen" Eltern­in bescheidenem Ausmake, aber sehr lehrreich, Aquarium und Inset- mal recht sonderbare Mittel. An der Berliner 181. Knaben= tarium untergebracht. Man sieht dort Waldeidechsen und Smaragd- Gemeindeschule in der Pufendorfstraße wurden bei den eidechfen, Frösche, Feuersalamander und Stabheuschrecken. Ein Elternbeiratswahlen diesmal eine chriftlich- unpolitische" Liste und großes Bonelbauer beherbergt zudem, in trauter Gemeinschaft, eine nur als unpolitisch" bezeichnete Liste wegen unrichtigkeiten auf Dompfaff, Kreuzschnabel und Fint. Alles Gewürm, alles unge- einstimmigen Beschluß des aus Mitgliedern der Linksparteien und ft das Getier wertvoll, zieht man es groß, fonft aber wird es ver- so daß nur die gemeinsame Liste der Linksparteien blieb und daher ziefer, das beim Graben usw. sichtbar wird, sammeln die Kinder, der Bürgerlichen zusammengesetzten Wahlvorstandes zurückgewiesen, füttert. Ganz hervorragend ist die Demonstration Bom i bis aus diesen allein der neue Elternbeirat zusammengesetzt wurde. Die zum fertigen Schmetterling" an den lebenden Objekten.

Die Beete.

Christlich  - unpolitische" Werbearbeit.

Der Garten beherbergt 1200 Eigenbeefe für 40 Klaffen. Für diese Eigenbeete werden Samen und Pflanzen umsonst aus­gegeben und den Kindern gehören die Erträge. Durch Aushang wird bekannt gemacht, das und das wird heute ausgegeben, unb dann wird der eigenen Neigung des Schülers freier Spielraum gelaffen. Er kann pflanzen was er will. Ein 3eichen der wirt fchaftlichen Not aber ist, daß die Stinder mehr Gemüse als Blumen siehen. Es wird sehr haushälterisch gewirtschaftet und immer eine Mahlzeit Gemüse aus dem Beet gezogen. Die Beete sind sehr rationell ausgenußt und einige find in sich wieder in Querbeete ge­teilt. Neben den Eigen hat man auch noch Lehr- und Gemein­fchaftsbeete. Man lernt verschiedene Bodenarten fennen und u. a. fieht man eine Verfuchsabteilung für fünfiliche Düngemittel. Gin Roman hinter sich. Im vorigen Jahre brachte es diese Schlange Elternversammlung einberief, in der unser Genosse Dr. Beet enthält vollwertigen Dünger, also Salt, Stickstoff und Phos­phor, während bei den übrigen Beelen   auf dem einen Stickstoff, fie hat ein abgehacktes Schwänzchen und ist daran gut erkenntlich hem anderen Kali und dem dritten Phosphor fehlt. Bei genauer Kenntnis des Nahru: 1sbedürfnisses der Pflanzen fann man die Entwickelung der einzelnen Pflanzengruppen forgfältig verfolgen. Die Erträgnisse der Gemeinschaftsbeete werden an die Kinder zu halbem Marktpreis verkauft. Die tieinsten Beete hat ein Kinder­hort mit seinen 9 und 10 Jahre alten Schülern.

Lehrer und Schüler.

Pläne und Hoffnungen.

Die Ringelnatter der Gartenarbeitsschule hat schon einen

nämlich fertig, zweimal auszufneifen. Aber sie wurde jedesmal wieder eingefangen. Denn das erstemal fand sie ein Schüler auf einem nahen Bürgersteig und das zweitemal meldete sie ein An wohner Dahlems als ihm zugelaufen.

Jude oder Sozialdemokrat". Ein deutschnationaler Reinfall.

unterlegenen Christlichen  " und Unpolitischen" hoffen, daß ein be­Nachwahl, auf die sie rechnen. Als nun der neue Elternbeirat eine reits eingereichter Protest von Erfolg sein wird, und rüsten zu der Ostrowski über Schule und Religion" sprechen sollte, verbreitete der Christlich  - unpolitische Elternbund" unter seinen Leuten eine streng vertrauliche" Aufforderung. diese Bersammlung gleichfalls zu befuchen und zwar möglichst schon eine halbe Stunde vor dem für den Versammlungs­beginn festgefeßten Zeitpunkt zu erscheinen. Die Aktion, die da ge­plant wurde( aber hinterher wegen zu schwacher Beteiligung der christlich- unpolitischen" Bündler im Sande verlief) fand auch bei einem Teil der Lehrerschaft willige und eifrige Unterstützung. Mitglieder des Lehrerfollegiums der Schule perteilten an ihre Schulkinder heftographierte

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Die Unterschlagungen bei der Polizeihauptkaffe. geführten Defraudationen an der Berliner   Bolizeihaupt­Die mit überraschender Drciftigkeit im Dezember 1921 aus­affe werden am 28. Juni ihre Sühne vor der 2. Straffammer des Landgerichts I firden. Wie erinnerlich, hatten sich die Polizei­unterwachtmeister Billi Biebler und Willi Fechner, die beide bei der genannten Kaise Aushilfsdienste verrichten, zusammen­

Sämtliche 1. Klassen und Oberklassen der Wilmersdorfer   Volks­schulen, Knaben und Mädchen, werben in der Gartenarbeitsschule Im Etats ausschuß der Stadtverordnetenversammlung fam es 3ettel, die folgendermaßen die christlich" gesinnten Eltern zum unterichtet. Die Knaben sind zwei Tage in der Woche, die Mädchen heute zu einem wohlvorbereiteten Vorstoß der Deutsch  - Besuch der Versammlung ermunterten: ,, Der Religionsunterricht ist bis jetzt einen Tag in der Woche draußen. Doch wird in der einen nationalen gegen den sozialdemokratischen Leiter unferes Ge- in Gefahr! Der jetzige Elternbeirat hat für heute abend 7 Uhr Barade eine Haushaltungstüche hergestellt und dann werden auch sundheitswesens, den Medizinalrat Genossen Rabnow. die Mädchen, bei gänzlicher Auswertung alles praktisch Erlernten, Sprecher der Deutschnationalen hatte eine Menge von Aus- Chriftlich gesinnte Eltern, feid auf der Hut und erscheint in Massen. Der eine Elternversammlung einberufen. Thema: Schule und Religion. zweimal wöchentlich die Gartenarbeitsschule aufsuchen. Naturkunde Der unterzeichnete Herr Döhler ist Lehrer an der und Turnen ist jetzt schon für Mädchen und Knaben restlos dorthin stellungen" an der Verwaltung unserer Krankenhäuser zu machen J. A. Döhler." pcriegt. Auch werden in den offenen Hallen, in voller Ausnutzung und wartete dann mit dem neuesten ,, Schlager" auf, indem er ve- 181. Schule. Wohlgemerkt: nicht um eine von den Leuten des Herrn des Tagesslanes, noch einige Wahlstunden( Erdkunde, Deutsch  ) hauptete, in Berlin   müsse man Jude oder Sozialdemo- Döhler einberufene Versammlung handelte es sich! Bielmehr war bi gegeben. Beim Freilandunterricht hat man bislang ethisch und trat" sein, um leitender Arzt in einem Krankenhause zu werden. Leuten unbequemen neuen Elternbeirates einzust es darauf abgesehen, in eine Beranstaltung des diesen gesundheitlich die besten Erfolge erzielt. Er trägt mit zur förper- Er leistete sich dabei die Geschmacklosigkeit oder Dreiftigkeit, von greifen, so daß ihr Erfolg vernichtet würde. Das ist, wie schon lichen Ertüchtigung der Jugend bei. Das Rinb lernt Tier und deutschen" Aerzten im Gegenfaß zu jüdischen" zu sprechen, und gefagt, nicht gelungen. Aber die Bedentenlosigkeit, mit der zu einem Bilanze schäken und lieben, es lernt am lebenden Objekt auf dem fühlte sich nicht einmal bemüßigt, diese Beschimpfung jübifcher Bolts- solchen Verfuch auch Lehrer durch sozusagen offizielle Mitwirtung Beet, törperliche Tätigkeit und geistige Arbeit wechseln miteinander genossen auf den geharnischten Protest der Linken hin zurückzu- fich als Helfer hergaben und dabei die Kinder derselben ab, der Gemeinschaftssinn wird gefördert. Lehrerinnen und Lehrer bilden auch eine Arbeitsgemeinschaft. Der Unterrichtsbetrieb ist für nehmen. Der Stadtmedizinalrat erteilte dem deutschpölti. Eltern benugten, gegen die ihr Borgehen sich rich­has Sommerhalbjahr zugeschnitten, doch kann man bereits warme schen Anfläger und Kollegen eine so wirkungsvolle Abfuhr, daß es tete, ist doch ein starkes Stüd und fennzeichnet die Chriftlich- Un politischen". Februartage benußen und den Epätherbst austoften, folange das ihm nicht nach einem zweiten Gange" gelüften dürfte. Er fonnte Better es gestattet. In diesem Jahre begann man am 20. April darauf hinweisen, daß alle fleben während seiner Amtszeit berufenen mit der Arbeit. leitenden Aerzte von der Gesundheitsbeputation einstimmig vor­geschlagen worden seien, und zwar mit ter Stimme des nachträglich entrüsteten Anklägers. Unter diesen sieben Aerzten befindet sich ein Sozialdemokrat! Bon neun in leitende Berwaltungsstellen berufenen Aerzten ist einer jüdisch und einer sozialdemokratisch, der Reſt ,, deutsch  " und zum größten Teil sogar deutschnational! Anwesenheit er sich wohl nicht erklären fonnte. Der Schrift-| feine Anstalten traf, dem Vorschlag Folge zu leisten, vermutete steller, der sich ermattet fühlte und teilnahmslos geworden Tudolin, daß jener wohl nicht die Fähigkeit befize, die Sach mar, ergab sich in sein Schicksal und war entschlossen, auszu- lage in den einzelnen Stadien wiederzugeben, sei es, weil ihm harren. die Veranlagung fehlte, im Zusammenhang zu berichten, sei Tudolin faßte den Studenten von Anbeginn sehr energisch es, weil sein Zustand derart herabgemindert war, daß ihm Das blaffe Fanatifergesicht des Burschen mahnte an die an; er setzte seine Fragen scharf und präzis und schien ent- augenblicklich die Kraft zur Konzentration fehlte. totwunde Berbissenheit Dostojewstischer Figuren und irgend- chlossen, das Tempo durchzuhalten, das er zu dem Zweck ein- Bann haben Sie Fräulein Erita Diest   fennen gelernt?" wo, fern hinter dem Rücken dieses Verzweifelten, stand schmal geschaltet hatte, um Dmochowski aus feiner stumpfen Träg- fragte der Präfekt. Raskolnikows Schatten... Dieser junge Mensch schien Gar- heit aufzufcheuchen und um ihm die schwere Bunge zu lösen. Die Erfundigungen nach Alter, Geburtsort, Staats­bislander, ohne daß er über die zur Sprache tommenden Tat­fachen des näheren orientiert gewesen wäre, jedenfalls eines angehörigkeit gingen glatt vorüber. Tudolin faß ein wenig Verbrechens aus Haß oder Liebe fähig. Unwillkürlich, gleich- pornübergebeugt und schien einer anderen, unhörbaren fam affoziativ, begann er sich mit dem Studium der einzelnen Stimme zu lauschen, nicht der, die aus Dmochowskis Munde Typen zu beschäftigen, die diese fremde Welt bevölkerten, in sprach, die vielmehr versteckt neben den gesprochenen Worten die er mit dem heutigen Tag Einblic gewonnen hatte, überfah bes Studenten einherlief. Unausgefeßt war er ein gespannter Kommiffäre, Schreiber, Geheimagenten und-polizisten, Hand- Buhörer, stets bereit, jedes Wort unter das Mitroftop feines langer der Gerechtigkeit, die, wie er schaudernd annahm, über Mißtrauens zu nehmen, um es rücksichtslos von allen Seiten Wohl und Wehe von Menschenleben vernichtend zu entscheiden zu betrachten.

Die Schule kann bereits mit Arbeitsleistungen aufwarten. Sie ist nicht mehr ein Versuch, sie ist schon ein System und aufer­ordentlich entwicklungsfähig. 3. B. wird sie bei der Berufsum­schichtung eine Rolle spielen. Zurzeit ist man mit der Anlage einer

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Der Ruf durchs Fenster.

vermochten.

Roman von Paul Frant.

Der Student Dmochowski wurde nun in die Maschine ge­spannt, deren Aufgabe es war, ihn müde und mürbe zu machen, und die Riemen, die dazu dienen sollten, ihn festzu­schnallen, waren schon bereitet.

Dem Beschuldigten zur Seite hatten die Polizisten Blah genommen, während der Schreiber zur Linken des Präfetten saß. Dieser stellte die erste Frage, die er jedoch wiederholen mußte, ehe der Student seine leise, zaghafte Antwort zu

stammeln wußte.

Garbislander horchte cuf, da fremde, ihm unverständliche Laute und Silben an sein Ohr schlugen, bis ihm bligartig zum Bewußtsein kam, daß er der Sprache, in der hier verhandelt wurde, nicht mächtig war.

Er verstand nicht russisch und war dennoch verurteilt, hier au siken und zuzuhören... Berzweiflung über seine pein­liche Lage überfiel ihn, und er verstand sich endlich dazu, dem Präsidenten einen flehentlichen Blick zuzuwerfen, dem dieser, als er zufällig herüberjah, begegnete, und den er zu verstehen schien, da er sagte: Mir fällt gerade ein, daß Sie nicht Russisch verstehen!" Begütigend setzte er hinzu: Ich erkläre Ihnen nachher alles

Ich bin hier überhaupt nicht vorhanden... dachte Garbis­lander; ich bin für die Leute hier nichts anderes als ein totes Inventarstück, ein lebloses Möbel, ich bin in ihren Augen weniger mert als ein Sessel, ich bin einfach Luft und existiere für sie nicht...

Die Tür öffnete sich. Rwei Beamte traten ein, deren jeder ein Aftenbündel in der Hand trug, die sie vermutlich dem Präfekten zu überreichen gedachten. Sie tamen jedoch nicht dazu, ihr Vorhaben auszuführen, da dieser heftig und ent­schieden jede Art von Einmischung und Unterbrechung für die nächste Beit sich verbat, so daß die beiden Herren auf Zehen­Spigen das Gemach verließen, nachdem sie vorher ihrem tiefen Bedauern über die verursachte Störung pantomimisch unzwei­deutig Ausdruck verliehen hatten. Der Bräfekt stich mit dem unteren Ende des Bleistifts auf die vor ihm liegende Schreib­mappe, und von da an folgten Frage und Antwort einander ohne Zwischenfall.

Tudolin richtete an Dmochowski vorerst bie Aufforderung, eine zusammenhängende Darstellung der Geschehnisse, ins­besondere eine Schilderung seiner Beziehung zu der Tochter des Kaufmannes Diest   zu geben. Der Student aber schwieg beharrlich, und seine Lippen bewegten sich, ohne daß jedoch ein Mort, ein Laut hörbar werden wollte.

Sogleich wendete er feine Aufmerfiamtelt wieder Dmochowski zu. der unruhig ingewiß den Blick zwischen dem Der Präfekt trommelte mit seinen spikigen, manifürten Präfekten und Garbislander hin- und hergeschickt hatte, dessen Nägeln auf der Tischplatte; da Dmochowski jedoch noch immer

" Das ist nicht leicht zu sagen... auf den Tag nämlich..." antwortete der Student mit verlorenem Blic.

" Sie müssen bloß mollen- dann wird es schon gehen.. " Dann ist es wohl schon einige Jahre her..." Rönnen Sie das nicht präziser ausdrücken?" " Drei Jahre... mögen es sein..." Banz genau?"

"

Noch nicht ganz; im Mai werden es erst drei Jahre sein." Wo habt ihr euch fennengelernt?"

,, Auf der Straße..."

,, Sie haben das Fräulein vermutlich belästigt? Sind ihr nachgegangen und haben sie nach Studentenart angesprochen?"

" Durchaus nicht; unser erstes Zusammensein hat sich viel­mehr unter ganz anderen Umständen ereignet. Es ist da ein Menschenauflauf gewesen, der dadurch hervorgerufen wurde, daß ein Hund überfahren worden war: ein fleiner, weißer Spitzhund. Das arme Tierchen schrie erbärmlich. Damals habe ich Fräulein Diest, die sich des verlegten Tiers angenom­men hatte, zum erstenmal gesehen. Ich machte mich erbötig..." " Da haben Sie sie ja doch angequaffelt!"

" Ich machte mich erbötig, das Hündchen bis in ihre Woh­nung zu tragen, und mußte sie, da sie mein Anerbieten an­nahm, notwendigerweise begleiten."

"

"

War es denn ein herrenloser Hund?"

,, Es war niemand da, der sich der verlegten, blutenden Tieres angenommen hätte.

,, Sie sind mit Fräulein Diest bis nach Hause gegangen?" " So habe ich Fräulein Diest fennengelernt." Und seither?"

" Sind wir oft zusammen gewesen."

Wie oft?"

Der Stubent faßte mit der Hand nach seinem Hals, als ob ihn dort etwas würge; der Efel über die Selbstverständlich­fett, mit der man in den Verborgenheiten und Geheimnissen feines Lebens stocherte, hieß ihn schweigen.( Forts. folgt.)