Gbst in öle prejserei! Wir haben eine Frühjahrs-Obsternte in Kirschen und Erdbeeren wie seit langen Iahren nicht. Wo die Spätkirschen noch nicht ganz reif sind, hängen an den Bäumen fast ebenso viele Früchte als Blätter. Trotzdem sieht man im Kleinhandel verhältnismäßig geringe Vor- räte, jedenfalls nicht so große, wie sie der reichen Ernte entsprechen müßten. Das liegt nicht nur an den hohen Kleinhandelspreisen, die je nach der Güte der Ware sehr verschieden, für Kirschen noch nicht unter S M., für Erdbeeren nicht unter 23 Mk. heruntergegangen sind. Die Ware ist für diese„billigen" Preise natürlich recht minder- wertig. Wirklich gute Ware kostet pro Pfund noch immer das Doppelte und mehr. Abnehmer des Obstes find, wie man leicht beob- achten kann, hauptsächlich jüngere Leute, die für ihren Schnabel kaufen können, was sie sehen, und solche Zeitgenosien, denen nichts zu teuer ist. Familien, hie genug Sorgen haben, um das not- dürftigste Effen heranzuschaffen, können sich den Genuß von Obst kaum oder nur ganz selten gestatten. Wo bleibt nun das überviele Frühobst, mit dem uns die Natur beglückt hat? In der Berliner Zentralmarkthalle legen die Groß- Händler gar keinen so großen Wert darauf, viel bei den Kleinhändlern, die an den Preisen kritisieren, abzusetzen. Die eintreffenden Vorräte werden ihnen von den O b st p r e s s e r n, die sich hier äußerst zahl- eich einfinden, ohne Handeln abgenommen. Gewaltige Obstmengen kommen erst gar nicht nach der Markthalle, sondern gehen direkt nom Lande über den Großhandel hinweg in die Pressereien, die dann ihrerseits die zu Marmelade, Gelee, Saft usw. verarbeitete Ware zum großen Teil in das Ausland schicken. Die Obst- p r e s s e r e i e n haben sich auffallend vermehrt, was eben- falls zu den hohen Preisen für Frühobst beiträgt. Kein Züchter und kein Großhändler hat Schwierigkeiten, die Ware schnell los zu werden. Nur die Masse der Bevölkerung geht leer aus. Solche starke Ein- schränkung im Obstgcnuß schädigt die Volksgesundheit. Aber das ist bekanntlich ein Thema, das den Großhändlern noch niemals Köpft- schmerzen bereitet hat. Neue Linienveränderungen. Am 1. Juli d. I. werden auf der Straßenbahn folgende Verkehrsverbesserungen durchgeführt: Die Linie W, Händelplatz— Ringbahnhof Schönhauser Allee , wird bis Pankow , Lindenprome- nade, verlängert und erhält die Nummer 44. Gleichzeitig erhält die Linie Q, Kniprodeftraße— Ringbahnhof Halenfse, welche den größten Teil ihres Weges die gleichen Straßenzüge befährt, die Nummer 144. Um den Verkehr über Prager Platz und Motzstraße besser bedienen und um den diesbezüglichen zahlreichen Wünschen besser zu entsprechen, wird die Linie 8(Grunewald- ring) auf ihren früheren Weg über Uhlandsträße, Güntzelstraße, Trautenausiraße, Präger Platz, Motzstraße, Nollendorfplatz, Bülow- sirahe, Zietenslraße, Genthiner Straße, Lützowstraße zurückge- nommen. Dafür wird, um die jetzt durch die' Linie 8 hergestellte zweckmäßige Verbindung zwischen Lützowplatz und der Grunewald- straße im Zuge der Martin-Luther-Straße nicht aufzugeben, und um gleichezitig von Reinickendorf -Mitte die seit längerem gewünschte direkte Verbindung nach dem Potsdamer Platz und weiter nach dem Westen zu schaffen, eine neue, nur Werktags verkehrende Linie mit der Nummer 108 eingerichtet. Diele Linie wird von Wilmersdorf , Wilhelmsaue über Uhlandftrahe, Lutherftraße, Ber - liner Straße, Grunewaldstraße, Martin-Luther-Straße, Luther- Nettelbeckstraße, Schillstrahe, Lützowplatz, Lützowstraße, weiter bis Iankstraße über den Weg der Linie 8 und weiter bis Reinickendorf , Rathaus über den Weg der Linie 41 geführt werden. Außerdem tritt eine geringfügige Aenderung der Werktagsfahrpläne der Linien 36, 37 und 41 ein.
Schwmöler des hochaüels. Kulturbilder aus dem Heuligen Rußland . Die Schwindeleien der Baronin Elisabeth von Lüdinghausen-Wolff. ihres Sohnes Alexander und ihrer Tochter Vera beschäftigen immer noch die Kriminalpolizei. Die Untersuchungen gewinnen dadurch noch an Umfang, daß sich infolge der Pressemitteilungen noch weitere Familien melden, um ihre Erfahrungen mit der Schwindlerfamili« mitzuteilen. Im April des Jahres 1920 besuchten der jetzt verhaftete Baron Alexander und seine Schwester Vera eine Dame in St. Petersburg und kauften von ihr einige Schmucksachen. Im Juli desselben Jahres kamen dann zu der Dame drei Männer, angeblich im Auf- trage der Petersburger Tscheka, um ihr alle Schmucksachen wegzu- nehmen. Bei Widerstand mit Gefängnis bedroht, gab die Dame verschiedene kostbare Schmucksachen heraus. Die drei hatten es aber hauptsächlich aus den großen Familienschmuck der Dame, die dem Geschlecht der Potemkin angehört, abgesehen und durch- gruben auch nach ihm, wenn auch vergeblich, den Garten. Einer dieser drei Männer, die mit Revolvern bewaffnet waren, war der junge Alexander von Lüdinghausen- Wolff. Die Dame erkannte ihn von dem Besuche im April her wieder, obwohl er jetzt Matrosenbleidung trug und sich auch sonst unkenntlich zu machen versucht hatte. Aus Furcht aber ließ sie nicht merken, daß sie ihn erkannt hatt. Auch an einer anderen Stelle versuchte der Schwindler mit seiner Schwester einen Familien- 'chmuck zu erbeuten. Zu Anfang des Jahres 1920 erschien bei einer Petersburger Dame eine junge Dome, die sich Vera Alexandrowna nannte, mietete eine Wohnung und zog auch zu. Es wax, wie sich später ergab, Vera von Lüdinghausen. Sie stellte sich frcundschaft- lich zu der Wirtin, brachte dann auch ihre Mutter und ihren Bruder mit. und suchte alles mögliche über den Familienschmuck zu er- fahren. Am 11. Juni kamen Mutter und Sohn nach Hause, als die Dame etwas leidend war. Sie boten ihr Milch an, die sie in einer kleinen Flasche mitgebracht hatten. Nach dem Genuß bekam die Dame ein Gefühl der Betäubung und schlief ein. Als sie wieder zu sich kam. waren die Gäste nicht mehr da. Noch in derselben Nacht wurde sie von mehreren Leuten geweckt, die mit bewaffneten Soldaten das ganze Haus nach Schmucksachen durchsuchten, einige, die in einer Haferkiste versteckt waren, auch fanden und mitnahmen. Am nächsten Tage wurde die Dame nach dem Gefängnis gebracht und nach dem Familienschmuck ausgefragt, der auf ihrem Gute versteckt liegen sollte. Drei Monate später wurde sie zu sechs Monaten Zwangsarbeit oerurteilt, weil sie Ban- diten und Ausländern behilflich gewesen sei. Gegen die Verhafteten ichweben bereits mehrere Zivilprozesse und Strafanzeigen, die ihnen, »eil sie die Ausreiseerlaubnis aus Moskau hatten. Schmucksachen anvertrauten, die sie dann nach Deutschland mitnahmen, ober nicht wieder ablieferten._ Vilderertrekben in märkischen Wäldern. Die verräterischen Rucksäcke. Kämpfe zwischen Forstbeamten und Wilderern bildeten den Ausgangspunkt einer Anklage wegen gewerbsmäßigen Wildern? und versuchten vorsätzlichen Totschlags, die den Arbeiter Paul Böhme und den Metallarbeiter Karl Brande? vor das Schwurgericht des Landgerichts III führte. Am 21. April 1920 in früher Morgenstunde traf der Landjäger H e n tz e im Grunewald zwei Männer, von denen einer«in Jagd- gewehr trug und kurz vorher einen Damhirsch erlegt hatte. an. Beide liefen auf Anruf davon und auf die weitere Aufforde- rung, stehen zu bleiben, legte der Mann, der das Gewehr trug, auf Hentze an. Dieser kam ihm jedoch zuvor und gab einen Schuß auf ihn ab, dem bald ein zweiter folgte, da der Angerufene nicht stehen blieb, sondern in eine Schonung flüchtete. Dort fand ihn schließlich Hentze am Boden liegend und stark blutend vor. Wäh-
rend sich Hentze entfernte, um ärztliche Hilfe herbeizuholen, gelang es dem Verwundeten, sich unsichtbar zu machen. Der zweit« Wil - derer war schon vorher entkommen.— Einige Monate später trafen der Oberförster S t e i n m ü l l« r und die Förster Rosenkranz und Altekößer im Prötzeler Jagdrevier drei Männer mit ge- füllten Rucksäcken. Auf den Anruf, stehen zu bleiben, entflohen sie schleunigst. Es wurde sofort ein Feuer gegen sie er. öffnet, welches von den Wilderern erwidert wurde. Diese entkamen. Am Tage nach dem Vorfall fand Stein. müller einen mit Rvtwildfleisch gefüllten Rucksack in einer Schonung) der offenbar von einem der Entflohenen dort weggeworfen worden war.— Wieder an einem anderen Tag« sah Förster Rosenkranz im Prötzeler Revier drei Wilderer, von denen zwei die beiden Ange- klagten gewesen sein sollen, die auch in den beiden ersten Fällen von den Forstbeamten mit ziemlicher Bestimmtheit wiedererkannt worden sind, während der dritte nicht ermittelt werden konnte. Rosenkranz benachrichtigte den Landjäger Lück, der sich nach dem Bahnhof Strausherg begab und dort wenigstens den Böhme fest- nehmen konnte. In dem Rucksack des Böhme wurden 60 Pfund Hirschfleisch, ferner eine Parabellum- Pistole und ein großes Klappmesser mit frischen B l u t s l e ck e n vorgefunden.— Die Verhandlung gegen die An- geklagten gestaltete sich recht schwierig, da die Angeklagten ihre Schuld bestritten und sich als Opfer eines Spitzels hinstellten. Bei der großen Anzahl der Zeugen sind zwei Tage für die Verhandlung angesetzt. Wir werden das Urteil mitteilen.
Das neue Amt Dönhoff. Nach Ueberwindung sehr erheblicher technischer Schwierigkeiten wird das neue Amt Dönhoff nunmehr voraussichtlich am 10. Juli in Betrieb genommen werden können. Das neue Fernsprechamt sollte bereits feit geraumer Zeit zur Entlastung des Fernsprechamts Moritzplatz und Zentrum seine Tätigkeit ausnehmen, doch erwies es sich als notwendig, die aus den Kriegsbeständen stammenden Leitungen durch neue Kabel zu ersetzen. Man hofft jedoch in etwa 14 Tagen mit den abschließenden Arbeiten fertig zu werden und die Umschaltung der Leitungen in der Nacht vom 8. zum 9. Juli vornehmen zu können. In diesem Falle würde das neue Amt vom 10. Juli ab offiziell den Fernsprechbetrieb aufnehmen. Verlegung der 5?leischvernichtungsanstalt? Die seit einer Reihe von Jahren mitten auf freiem Felde bei Rüdnitz hinter Bernau gelegene, mit einem Kostenaufwand von damals 1)4 Millionen Mark errichtete Fleifchvernichtungs- und-ver- wertungsanstalt der Stadt Berlin ist eine mustergültige, technisch vorzüglich eingerichtete Anlage, die zwar noch Zuschüsse(für 1922 in Höhe von 380 000 M.) erfordert, sich aber im allgemeinen, wie es bei der Eröffnung 1908 hieß,„in ihrem eigenen Fett gebraten" hat. Verteuernd kommen jetzt allerdings die außerordentlich hohen Eisen. bahnfrachten und Fuhrkosten hinzu. Aus diesem Grunde wird, wie eine Korrespondenz meldet, im Magistrat der Plan erwogen, die Fleischvernichtungsanstalt, die ursprünglich auf der alten fis- kalischen Abdeckerei in der Müllerstraße untergebracht war, wieder nach Berlin zu verlegen, und zwar nach dem Schlacht. u n d D i e h h o f, wo sie in den Räumen der alten Talgschmelze Platz finden könnte. Das Houptbedenken hiergegen gründet sich auf die Gerüche des Betriebes. Die Anstalt arbeitet zwar„verhältnismäßig" geruchlos. Aber bei der großen Nähe dichtbevölkerter Stadtteile im Osten Berlins sind die Befürchtungen in dieser Hinsicht nicht von der Hand zu weisen. Es werden deshalb jetzt Versuche unter- nommen, um den möglichst völlig geruchlosen Betrieb der Anstalt in Berlin zu erqjcisen. „TJotf und Jett", unsere illustrierte Wochenschrift, liegt der heutigen Postauflage bei. Die gestrige Skadkverordnekensihung. über derer ersten Teil wir in unserer heutigen Morgenausgabe berichteten, zog sich noch ziemlich lang hin. In der Beratung des Haushaltplans wurde bei den I r r e n a n st a l t e n die Hergabe städtischer Mittel für die S e e l s o r g e von den Linksparteien bekämpft. Gegen einen solchen Ausgabeposten im Haushalt sprach für die sozialdemo- kratische Fraktion die Genossin R i e d g e r. Ueber einen Antrag Weyl auf Streichung wird in der nächsten Sitzung abgestimmt. Zu den Heimstätten machte der Unabhängige Dr. Weyl Aus- führungen, die in einer Anerkennung der Leistungen des Gesundheitswesens und des jetzigen Stadt- Medizinalrats Dr. Rabnow gipfelten. Es fehle nicht an Mängeln, deren Beseitigung man anstreben müsse, aber im ganzen sei das Berliner Gesundheitswesen so, daß es sich vor der Welt sehen lassen könne. Da» Kunststück, öS 000 Mark in wenigen Tagen zu verjubeln, Hot der Kaufmann Herbert I a n tz e n fertig gebracht, der unter der Anklage der Unterschlagung vor der Strafkammer des Land- gerichts III stand. Der Angeklagte war bei der Spar- und Darlehns- raffe in Kremmen angestellt und hatte dadurch Gelegenheit gefunden, sich in den Besitz einiger in Blanko unterschriebenen Ueberwei- sungsformulare zu setzen. Er füllte eines auf die oben- genannte Summe aus, zog das Geld ein und oerschwand damit. Er lebte kurze Zeit in Saus und Braus, und verstand das Geld als„Kavalier" so unter die Leute zu bringen, daß, als er eines Tages in Dresden auf dem Bahnhofe festgenommen wurde, völlig mittellos war. Das Gericht verurteilte ihn zu einem Jahr Gefängnis. Gebührenerhöhung für Auslandpakete und Telegramme. Die seit der letzten Festsetzung des deutschen Gegenwerts für den Gold- franken(18. April) eingetretene Verschlechterung des deutschen Markkurses zwingt die Postverwaltung, bei der Gebührenerhebung im Ausiandspaket- und Telegrammoerkehr sowie für Ferngespräche nach dem Ausland das Umrechnungsverhältnis für den Goldfranten mit Wirkung vom 22. Juni an auf 6 0 M.(bisher 56 M.) zu erhöhen. Das neue Umrechnungsverhältnis ist auch für die Wert- angab« auf Briefen und Paketen nach dem Ausland maßgebend. Ueber die Einzelheiten geben die Pystanftalten Auskunft. Ein« städtische Kartoffel-Froslreserve. Der Magistrat hat be- schlosieu, iür den Winter 192Z<23 eine Kartoffel-Frostreserve von 200—250 000 Zentnern durch die Kartoffelstelle zu beschaffen und in Berlin einzulagern. Wegen eines großen Feuers wurde die Berliner Feuerwehr von mehreren Seiten nach der Salzwedeler Str. 15 alarmiert. Als die 4. Kompagnie an der Brandstelle ankam, stand dort schon der Dach- stuhl des Ouergebäudes in ganzer Ausdehnung in Flammsn. Diese hatten so reiche Nahrung gefunden, daß sofort mit mehreren Schlauchleitungen vorgegangen werden mußte. Es gelang schließlich die Flammen einzudämmen und auf den Dachstuhl zu beschränken. Die Entstehungsursache war bei der Ausdehnung des Brandes nicht niehr festzustellen. Das Ergebnis de» Fußballpokalspiels Süd- gegen Norddeutsch- land war 1: 0 für Süddeutschland , nicht 1: 10, wie es heute morgen infolge eines Druckfehlers angegeben ist. DaS Krollfche tZStabliffement ist mit Genehmigung ber Staat-?. behSrben von der„VoltZbükme-- auf 25 Jahr« an den Cafötler Heinrich Braun verpachtet worden. Die Oper, 2700 Personen fassend, behält die „Volksbühne' selbst, während alle übrigen Räumlichkelten und der Garten- park mit Vorgärten zur neuen Pachtung gehören: im Winter ist eine S0<X> Quadratmeter große EtSlaufbahn geplant.
Wetter für morgen. Berlin und Umgegend. Etwas kühler, veränderlich, übcrw'egend be- wölkt, mit leichten Regensällen und ziemlich srlschcn westlichen Winden.
11. deutscher Gewerkschaftskongreß. 4. Derhandlungskag. Dormitkagssihung. Leipzig , 23. Juni. (Eig. Drahtbericht.) Die Redaktionskommisston empfiehlt dem Kongreß die An« nähme der Resolution Wissells und Ablehnung aller Anträge, die den Austritt aus der Arbeitsgemeinschaft fordern. In der Diskussion ruft der kommunisttsch« Metallarbeiter D i h- land Heiterkeit hervor, weil er feststellt, daß wir solange mit den Unternehmern v«rhandeln müssen, solang« wir nicht die Macht haben zu diktieren, aber trotzdem die Arbeitsgemeinschaft ablehnen müssen. Dißmann(Metallarbeiter) lehnt die Arbeitgemeinschaften ab. Bedauerlich sei, daß die Interessenvertretung in den Arbeitsgemein- schaften oft so ausgefaßt wird, daß di« Arbeitnehmer für eine Lohn. erhöhung den Unternehmern dreimal größere Preis. erhö Hungen bewilligen. Wenn die Arbeitsgemeinschaften auf- gelöst werden, dann würde ein Zankapfel aus der Gewerkschafts- bewegung verschwinden.(Lebhaftes Sehr richtig!) Der Eisen. wirtschaftsbund und die Außenhandelsstellen haben nichts mit Ar- beitsgemcinschaften zu tun. Dem Austritt aus diesen Körperschaften müsse konsequcnterweise auch der Austritt aus den Parlamenten folgen. Ziska(Metallarbeiter) wendet sich im Sinne Dißmanns gegen die Arbeitsgemeinschaften. Cohn(Fabrikarbeiter) weist die Behauptung zurück, daß die Arbeitnehmer den Unternehmern gegen höhere Löhne sehr viel höher« Preise bewilligen und bedauert, daß die Großen unter den Organisationen aus prinzipiellen Gründen nicht an der Arbeitsge, meinschaft teilnehmen. Das war der Grund dafür, daß die Arbeiisgemeiuschaflen nichi alle Wünsche ersüllk haben. Man kann aber nicht sagen, daß sie bisher überhaupt nichts für die Arbeiter getan haben. Die Organisationen, die sich in der Arbeitsgemeinschaft betätigen, haben sich nichts vergeben. Es wäre besser gewesen, wenn die anderen sich erst einmal praktisch in der Arbeitsgemeinschaft betätigt hätten, ehe sie mit ihrer Kritik einsetzen. Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird ange- nommen. Es folgen die Schlußworte. Simon sagt, daß sein Verband sich lange gegen den Austritt aus der Arbeitsgemeinschaft gewehrt habe. Als sich aber herausstellte, daß sie versagt, da habe man diesen Schritt unternommen. Wie wenig die Arbeitsgemeinschaften ihre Aufgaben erfüllen können, zeige sich wieder darin, daß sie nicht den Kampf um die 46-Stunden-Woch« in der Textilindustrie verhütet haben. Wir bekämpfen den Gedanken der Arbeitsgemeinschaft, weil sie uns keine Vorteile bringen kann. Der Streit um sie lähmt nur die Aktionskraft der Gewerkschaften. Wiffell sagt, Simon habe keine neuen Wege gezeigt. Es fei niemandem eingefallen, der Meinung Ausdruck zu geben, die Arbeitsgemeinschaften würden die wirtschaftlichen Gegensätze über- brücken. Wir wollen auch nicht den Klassenkampf abschwächen. Die Organisationen sollen nicht auf dem Kampf um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ausgeschieden werden. Dißmann hat ge- fragt:„Was haben die Arbeitsgemeinschaften erreicht?" Er weiß, wie schwer es selbst für die gewerkschaftlichen Organisationen trotz ihrer großen Mackt ist, die Lohn- und Arbeitsbedingungen für die Arbeiter zu verbesiern. Was sollen wir da von der Arbeitsgemein- fchaft erwarten? Aber auf vielen Gebieten haben wir manches erreicht, was der Arbeiterschaft zu großem Nutzen ist. Man muß auch den Unternehmern und nicht nur uns das Mitbestimmungsrecht zugestehen. Nicht durch die Arbeitsgemetnfchaftspolitik, sondern durch die Uneinigkeit der Arbeiterschaft wurde die Position des Kapitals gestärkt. Die Not der Zeit zwingt uns, den Versuch zu machen, die wichtigsten Wirtfchafts- fragen zu lösen. Wenn wir damit warten wollen, bis der Kampf zwischen Arbeit und Kapital beendet ist, dann verhungert unser Volk und verdummt geistig und moralisch.(Lebhafter Beifall.) Dann tritt der Kongreß in die namentliche Abstimmung über folgenden Antrag ein: „Der Kongreß wolle beschließen, aus der Zentralarbeitsgemeinschaft auszutreten." Aufruf des Bergarbeiter-Verbandes. An die Funktionäre und Betriebsräte der freien Gewerkschaften im deutschen Bergbau! Am Sonntag, den 11. Juni hat in Leipzig eine wilde B e triebsrätekonferenz stattgefunden, an der leider auch Mit- glieder der freien Gewerkschaften teilgenommen haben. Es ist dort befchloffen worden, am 2. Juli in Hannooer eine Betriebs- r ä t e k o n f e r e n z für den gesamten deutschen Bergbau einzu- berufen, um dort zu den letzten Lohnschiedsfprüchen und Berein- barungen Stellung zu nehmen und den Kampf in ganz Deutschland vorzubereiten. Alle Reviere werden aufgefordert, Delegierte zu ent- senden. Auch ist ein Zentralrat eingesetzt worden, der die Vor- arbeiten erledigen soll. Gegenüber diesen Beschlüssen und Bestrebungen muß gesagt werden, daß die Leipziger Konferenz eine Peranstaltung von unioniskisch-kommunislischer Seile war. Die im Bergbau in Frage kommenden sreigewerkschaftlichen Organisationen haben weder mit der Leipziger , noch mit der Konferenz in Hannover irgend etwas zu ttm. Es kann den Be- triebsräten nicht das Recht zuerkannt werden, über- Annahme und Ablehnung von Lohnabkommen, Schiedssprüchen, Tarifverträgen usw. allein zu entscheiden. Die Entscheidung über diese Fragen steht den von den Organisationen vorgesehenen Konferenzen der Gewerkschaftsfunktionäre zu, zu denen auch Ver- treter der Betriebsräte gehören. Beschlüsse, die von Bs- triebsrätekonferenzen gefaßt werden, die vom sogenannten Zentral- oder Gruppenrat einberufen werden, haben für die Organisationen keine Gültigkeit. Zu den neuen Lohnabkommen und Schiedssprüchen wird eine Konferenz der Reichslohn. k o m m i f f i o n und zu den Tarif- und Ueberarbeitfragcn eine Revierkonferenz des Ruhrreviers in diesen Tagen Stellung nehmen. Für die freigewerkschaftlich organisierten Arbeiter des Bergbaues und ihre Funktionäre sowie Betriebsräte haben nur die so gefaßten Beschlüsse Gültigkeit. Wir richten deshalb an alle Bettiebsräte des Bergbaues die dringende Aufforderung, die Konferenz in Hannover am 2. Juli nicht zu besuchen, weil die dort etwa zu fastenden Beschlüste für die Organisattonen keine Bedeutung haben können. Die Betriebsratsmitglieder und Funktionär« des Bergarbeiterverbandes werden übrigens noch auf die Beschlüsse der General- Versammlung in Gießen verwiesen. Nach diesen Beschlüssen stellen sich die Teilnehmer an solchen wilden Konferenzen außer- halb des Berbandes. Solche Konferenzen, die ohne Mit- Wirkung der Organisation zustande kommen, dienen nur der weiteren Zersplitterung der arbeitenden Bevölkerung des Bergbaues. Gegenüber dem Unternehmertum kann aber nur Geschlossenheit und Einigkeit helfen. Mit gewerkschaftlichem Grußl Für die fteien Gewerkschaften des Bergbaues: Der Vorstand d. Verbandes d. Bergarbeiter. I. A.: Fr. H u f e m o n n, Bergarbeiterstreik in Illinois . Bei den großen Kämpfen zwischen streikenden Bergarbeitern und Streikbrechern bei Herrin in Illinois wurden, wie aus Washington telegraphiert wird. 26 Bergarbeiter getötet, andere fchwer verwundete liegen im Sterben. 24 werden vermißt. 16 Streikbrecher wurden auf der Flucht erschosten, 4 zu Tode ge- prügett. Die 24 vermißten Streitbrecher wurden von den Streiken. den in einem in der Nähe befindlichen Walde gefangen genommen. Ihr Schicksal ist unbekannt. Die städtischen Behörden erklären, daß sie die Situation beherrschen.___ Vcrantw. für den rebatt. Teil: Blau» ZNiihs Berlin-Lichi-rkelde; für An. »eigen: Th.«locke, Berlin ,»erlog Borwärt-.Verlag iß. m. b. K.. Berlin . Druck: Dorwärlö-Butdruckereiu. Berlagsanftalt Paul Singer u. So„ Berlin , Ltudenstr.(.