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r schlechten Dienern der Republik   in Gr GegenteL verkehrt und statt nach rechts nach links angewendet worden waren. Einzelkritit zu üben, scheint uns der Situation nicht ange- messen. Was sich nicht bewährt, kann und muß rasch geändert werten. Aber da Ausnahmeverordnungen eben nur für einen Ausnahme z u st a n d, das heißt für verhältnismäßig kurze Zeit gelten, werden ungesäumt dauernde gesetzlicheMaß- nahmen zum Schutz der Republik   notwendig sein. Sie werden in mancher Beziehung tiefer greisen können als bloße Verordnungen. Verordnungen und Gesetze allein können aber auch nicht helfen. Hinter dem Bestreben der Republik  , ihre Mörder niederzuschlagen, muß der Druck einer ungeheuren Mehrheit des deutschen Volkes stehen. Die Einheitsfront zum Schutz der demo» kratischen Republik gegen schleichenden Mord und blutige Gewalt kann uns nach links, wie nach rechts niemals weit genug gehen. Bei ihrer Bildung ist nicht nach der Zu» geHörigkeit zu dieser oder jener Organisation, sondern nur nach Zuverlässigkeit zu fragen, die allerdings unbedingt sein muß. Wir halten es für eine Ehrenpflicht jedes Arbeiters, jeder Arbeiterfrau, sich schützend vor die Republik   zu stellen. Schmach dem, der abseits bleibt. Schmach dem, der in solcher Stunde Bruderzwist in die geschlossenen Reihen zu tragen sucht. Sollen wir darum ehrliche Republikaner aus den Reihen des B ü r g e r t u m s, der noch nicht sozialistisch denkenden Be» völkerung von Stadt und Land, aus diesem Schutzbund der Demokratie ausschließen? Toren wären wir, wenn wir das täten. Wenn man vor dem Feind steht, weist man Bundes- genossen, die in ehrlicher Absicht kommen, nicht zurück. Als wir in Preußen um das gleiche Wahlrecht kämpften, da war es Paul Singer, der immer wieder erklärte:Wir sind bereit, mit jsdem Schulter an Schulter zu stehen, der bereit ist, diesen Kampf ehrlich mit uns mitzukämpfen." Jetzt geht es um Tod und Leben derRepublik. Bis weit in die Kreise des Bürgertums herrscht wild« Em­pörung über das blutige Treiben der Reaktion. Wir sind be- reit, mit ihnen fest und ohne Hintergedanken zusammenzu- halten, die zu ergreifenden Maßnahmen mit ihnen gemeinsam zu beraten. Ablösen würden wir uns erst von ihnen, wenn sie versagten. Mögen sie nicht versagen! Denn dies wäre ein unabfeh- bares Unglück für unser Volk! Und noch eins: das BrotdesVolkes kann uns auch in dieser Stunde nicht weniger wichtig sein als sonst. Der volkswirtschaftliche Ausschuß des Reichstags hat am Sonn- abend begreiflicherweise seine Sitzung abgebrochen. Aber die gesetzgeberische Arbeit zur Sicherung der Broternäh- rung darf nicht durcb Mörderhand stillgelegt werden. Den arbeitenden Menschen Brot zu Preisen zu geben, die sie noch erschwingen können, auch das ist eine Arbeit und nicht die unwichtigste zum Schutz der Republik  . Wir sprechen in dieser Stunde nur von dem nächsten, was zu tun ist. Worte, die nicht Taten sind cder zu raschem Hon- deln führen, sind zwecklos. Wir wissen, daß unsere Partei- genossen sich dkr großen Geschichte unserer Partei würdig er- weisen werden. Und wir schließen auch hier mit dem Ruf, der gestern durch den Reichstag dröhnte, rmi der von einem Ende Deutschlands   zum andern erschallt: Es lebe die RepubNN
Eine gesthichtlicbe Sitzung. Gleich nachdem der Reichstagspräsident Löbe gegen 5% Uhr die zweite Sitzung eröffnete, entstand ein neuer w ü st e r T u m u l t: es waren die Kommunisten, die auf die Bänke der deutschnationalen Fraktion eindrangen uich den Abtritt Helfferichs mit drohenden Gesten und Zurufen verlangten. Die Skandalszenen dauerten minutenlang und nur dem persönlichen Eingreifen sozialdemokratischer und unabhängiger Abgeordneter und des Reichskanzlers Wirth  , der die Treppe von der Regierungsbank herabstieg, um auf die Kommunisten beruhigend einzuwirken, ist es zu ver- danken, daß es nicht zu Tätlichkeiten kam. Endlich gelang es dem Genossen Löbe, die Ruhe wiederherzustellen, indem er
Die Ratten. Aus allen Löchern kamen sie, In die sie feige gekrochen, Als einst die deutsche Monarchie Vermorscht zusammengebrochen. Sie guckten sich erst verwundert um In der neuen Republike, Bald aber sprangen sie frech herum Mit Hellem Freudengequieke. Beim vollen Schein des Tageslicht» Geht's über Tisch und Truhe: .Der Michel tut uns noch immer nichts, Er läßt uns brav w Ruhe! Der Michel hat ein gutes Herz Selbst gegen Ungeziefer, Wir aber haben Zähne von Erz Und stählern sind unsere Kiefer. Wir haben Zähne, nicht bloß zur Zleu Wir knabbern und wir beißen; Den deutschen   Neubau wollen wir Bald wieder niederreißen. Wenn erst die Pfosten zerfrussen find, Die Dach und Mauer tragen, Dann stürzt das Haus bei dem kleinsten Wind, Und der Michel wird mit erschlagen. Und ist er tot, kommt unsre Zeit, Die größte Ratte, wie weiland, Wird unser Kaiser; jetzt sitzt sie weit Von hier auf stillem Eiland. Wir schassen ein neues Rattenhe« Nach den alten Traditionen Und fallen über die Völker her, Die rings in den Ländern wohnen. Nicht eher endet unser Lauf, Bis alles zerstört und vernichtet. Dann wird auf dem großen Trümmerhauf Das Rattenweltreich errichtet!" So pfeift und tollt der freche Chor.-- Jetzt, Michel, zieh die dichte Schlafmütze dir von Aug' und Ohr, Und tritt das Gesindel zunichte,
darauf hrmvies, daß ihn ein weiter» Lärmen dorm hindern würde, den Toten zu ehren. Als es nun endlich gelungen war, die erregten Abgeordneten zu ihren Sitzen zurückzuführen, ertönte ein Klingelzeichen des Präsidenten und dies war für den ganzen Saal das Signal zum Erheben von den Sitzen. Der Reichstag  bot in diesem Augenblick ein ergreifendes Bild. Auf der Re- gierungsbank standen alle Minister in Trauerkleidung nur zwischen dem Kanzler und dem Vizekanzler klaffte eine kleine Lücke Rathenaus gewöhnlicher Platz, von dem aus er noch am Freitag nachmittag mit einem Ausdruck un- sagbarer Traurigkeit und Verachtung den demagogischen Rede- ström Helfferichs angehört hatte. Ein kleiner Blumenstrauß, weiße Rosen mit dunkelgrünem Lorbeer, schmückte diese Stelle des Regiemngstisches, eine bescheidene, doch ergreifende Ehrung des Märtyrers. Hinter der Regierungsbank standen unzählige amtliche Persönlichkeiten, zumeist ebenfalls in dunk- len Kleidern, und bezeichnenderweise keine einzige Uni- form. Die Herren Offiziere des Reichswehrministeriums, die fönst zu jedergroßen Sitzung" so überaus zahlreich erscheinen, haben es für richtig befunden, diesmal entweder in Zivil oder gar nicht zu kommen, offenbar in dem richtigen Bewußt- fein der Mitschuld, die gewisse schwarzweißrote Führer der Reichswehr   an dem Erstarken der Reaktion und damit auch indirekt an der neuen Mordtat tragen. Löbe hat zu sprechen begonnen; auch auf den Tribünen haben sich fast alle spontan erhoben und die wenigen anderen folgen dem Beispiel. Schon die Anrede des Präsidenten Deutsche Reichstagsabgeordnete!" gibt dem Augenblick etwas Feierliches und Ergreifendes, das den peinlichen Eindruck der vorangegangenen Szenen wie mit einem Zauberichlag ver- wischt. Löbes Nachruf auf Rathenau   gehört zu den besten Leistungen dieses in allen Situationen hervorragenden Reichs- tagspräsidenten. Als er mit erhobener Stimme die Worte sprach:Auf dem Spiele steht das deutsche Land, das deutsche  Volk, diedeutscheEhre", da mögen wohl sogar manchem Hetzer von gestern die Augen aufgegangen sein: denn fürwahr, es gibt Stunden, in denen man gegenüber der zivilisierten Welt sich schämen müßte, Landesgenosse gewisser Kategorien von Menschen zu sein. Nun wird die Red« Lobes zur Anklage gegen die Rechte und besonders gegen ihre Presse. Die Schmach der re- aktionären Blätter, die noch vor wenigen Tagen über das glücklicherweise mißlungene Attentat gegen Scheidemann   höhn- ten, wird von ihm zur rechten Zeit zur Sprache gebracht Und als Löbe seine Ansprache schloß, da trat der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, Genosse Wels, um einen Schritt vor und mit donnernder Stimme brachte er ein drei- faches Hoch auf die Republik   aus, in das fast zwei Drittel des Reichstages wie zu einem Schwur der Treue und der Rache einstimmten. Auch auf den Tribünen des Publikums und der Presse beteiligten sich Hunderte an dieser ergreifenden Kundgebung. Bald tritt aber wieder absolute Ruhe ein, denn der Reichskanzler soll ebenfalls das Wort ergreifen. Mit zuerst bebender und leiser Stimme, die aber bald immer fester und lauter wird, erinnert er an das Wirken Rathenaus in Genua.  Er fiel nicht nur für fein Volk, er fiel für die Menschenoersöhnung!" Und nun erhebt sich des Kanzlers Stimme zu einer leidenschaftlichen und nur allzu be- rechtigten Anklage gegen die Rechtsparteien. Wieder- holt werden seine Worte durch wahre Stürme der Zustimmung und des Applauses unterbrochen, die gleichfalls von den Tri- bünen aus unterstützt, lebhaft unterstützt werden. Sein Appell an alle wahren Republikaner, insbesondere an die Ar- b e i t e r s cha f t, mit den Verantwortlichen abzurechnen, und später auch seine entschlossene Warnung nach rechts:S o wie bisher geht es nicht weiter!", entfesseln be- geisterte Zustimmung. Doch den Höhepunkt des Beifalls er- reicht er mit seinem warm empfundenen Schlußruf:Schützt die Republik   und unser teures, gutes, beut- sches Vaterland!" Ach, wieviel inniger klang das Nationalgefühl au, diesen Worten heraus, als aus den vielen nationalistischen Hetz- reden, die man in letzter Zeit im Reichstag   anhören mußte!
Und räuchre und schwefle die Löcher aus, Bis jedes Eckchen rein ist! Schaff. Michel, Ordnung lu deinem Hau», Solange es noch dein ist! Peter Michel. ver gesiebte Tag, Von Max Preis. Tin weicher, überaus süßer Lindendust fegest durch die Sommer- lust; wie ein geschmücktes Boot gleitet er durch den Strom von Alltäglichkeit. Da schwingt sich plötzlich ein unerwarteter Passagier in dieses Boot und setzt sich herrisch ans Steuer. Es ist der Küchen- geruch, der aus der Küche einer großen Gastwirtschaft aufbrodest. Linde und Gulasch eine stilverlassene Mischung, die sich nur unter feierlichem Protest beleidigter Nasen vollziehen kann. Wo ist denn diese Küche, die Bratendunst und Zwiebelschärfe in die Linden- lieblichtell streut? Hier ist siel Heiße Menschen stehen an heißen Herden, hacken, rühren, quirlen, walzen, klopfen. Warum sollte man nicht in eine Küche sehen? Es ist gut, in Küchen zu blicken, denn so macht man Bekanntschaft mit der Köchin, die am Fenster steht und durch ein Sieb allerlei Gemengsel in eine große Schüssel hineinrüttelt. Die Speiseschlacken bleiben in dem großen Blechrund des Siebes, der feinste, edelste Niederschlag sickert in dünnen Strähnen durch die Poren des Siebes auf die Schüssel nieder. Was in dem Sieb zurückbleibt, heißt vielleicht Reis oder Fleisch es ist grober, ausgelaugter, von Ofenfeuer zerkochter Rest, was aber in die Schüssel tropft, ist Seele, ist letzter, geheimster, nahr- haftefter, schmackhaftester Extrakt. Im Sieb ist das Notwendige, das Unerläßliche: das Klumpige, Dicke in der Schüssel glänzt das Feine, Zarte, das, worauf es ankommt. Ja, läge nicht das Klumpige, Harte, Zerkochte im Sieb, es könnte nicht das Edle, Duftig« in die Schüssel tropfen. Die Köchin weiß das nicht... ste siebt und siebt... Sie weiß auch nicht, daß ich ihr das Sieb gestohlen habe. Freilich nur symbolisch. Denn das wirkliche Sieb braucht sie ja in.der Küche. Das symbolische Sieb hielt ich abends, da die Linden noch aufdringstcher dufteten, über mein Herz und siebte den Tag. Diesen einen Tag, der mich an der Küche vorbeigeführt hatte, und der eine so trostlose Famistenähnlichkett mit allen anderen Tagen des Lebens hat. Ich wollte die Würze, den Edelgehalt, die Seele dieses Tages in mein Herz sieben. Ich wollte ein gewissenhafter Koch sein, der die ausgelaugten Schlacken von dem delikaten Extrakt trennt. Die Welt, das Leben ist eine Küche, am Herd der Selbst- verständlichkest wird gekocht. Schnell, lieblos, ohne daß man sich die Mühe nähme, zu sieben. Ich aber wollte diesen einen Tag sieben. Und ich rüttelte und rüttelte. Da blieb in dem geräumigen Rund des erträumten Siebes zurück: Arbeit, harte Arbeit, Aerger, Kummer, Zorn, zwei Straßen- bahnfahrten, ein Mahnbrief, sechs sonnenarme Stunden, ein Steuer- zettel, ungerechte Worte, die ich empfing und die ich gab, ein ab- gerissener Hosenknops, eine unterbrochene Telephonoerbindimg, ejn
Nachdem Dittmann auf den Ernst der Situakwn Whv gewiesen und kräftige Maßnahmen gefordert hat, beantragt Genosse Hermann Müller- Franken den öffentlichen Anschlag der Kanzlerrede in ganz Deutschland   aus Kosten der Republik  . Ad. Hoffmann ergänzt den Antrag, in- dem er diese Maßnahme auch auf Löbes Rede ausgedehnt sehen will. Darüber wird abgestimmt. Bei der Deutsch   e n Voltspartei herrscht einige Sekunden lang Unsicherheit. Die Führer beraten schnell und entscheiden sich für A b l e h- n u n g des Antrages! Alle Herren Volksparteiler bleiben in trauter Gemeinschaft mit den deutschnationalen Schuldigen und dem nicht minder schuldigen bayerischen   Volksparteller Dr. Heim sitzen. Nur auf den oberen Bänken der Volkspartei sind zwei Abgeordnete aufgestanden. Es find zwei Frauen: v. O h e i m b, die ebenfalls Trauerkleidung trägt, und Matz. Ihr Frauenherz hat offenbar fiir die Schande und Schuld der Rechtspresse, die in den beiden Reden so trefflich gebrandmarkt wurde, mehr Verständnis, als ihre gerissenen männlichen Fraktwnskollegen, die sich bei einer Auflösung des Reichstages und bei Neuwahlen das Geschäft nach der deutschnationalen Mörderseite hin nicht verderben wollen.... Damit schließt jene ergreifende geschichtliche Sitzung des Reichstages, mit der hoffentlich eine neue Aera der deut- schen Republik eingeleitet wurde. Aufruf des Gewerkschaftskongresses. Der 11. Deutsche   Gewerkschaftskongreß In Leipzig   hat gestern mittag unter stürmischem Beifall und händeklatjcheu gegen den Protest der Kommunisten folgenden Beschluß gefaßt: Der Gewerkschaftskongreß hat mit tiefem Abschen die Gewiß­heit erfahren, daß der Reichsminister des Aeuheru Dr. Watter Rathenau das Opfer eines elenden Meuchelmordes geworden ist. Der Kongreß erblickt In diesem Attentat einen neuen planmäßigen Angriff auf den Bestand der Republik  , der der Verstorbene seine Kraft bis zur letzten Stunde gewidmet hat. Der Kongreß spricht nicht nur seine Entrüstung über diese Ge- walttat aus, sondern fordert von der Reichsregierung nunmehr wirklich durchgreifende Mahnahmen gegen die mtt solch verbreche- rischen Mitteln arbeitenden Feinde der Republik  . Weil aber der Kampf der Monarchisten und ReaMonäre zu- gleich ein Kampf gegen die Errungenschaften der Arbeiterklasse und gegen�ie gesamte Arbeiterbewegung ist, ruft der Kongreß die ge- samte Arbeiterschaft aus, von ihrer Selbstzersleischung im politischen Meinungsstreit abzulassen und einmütig alle Kräfte zur Rieder- kämpfung der Reaktton zusammenzufassen. Der Kongreß empfiehlt der gesamten Arbeitnehmerschaft, diesen ihren einmütigen Willen eindrucksvoll zu bekunden durch eine gemeinsame Arbeitsein st ellung am kommenden Dienstag nachmittag unter Veranstaltung macht- voller öffentlicher Kundgebungen, ver Songreh be- austragt den Bundesvorstand, gemeinsam mit dem AfA-Bund und den sozialistischen   Parteien wirksame Maßnahmen vorzubereiten, deren Ziel sein muß, die Sicherung der Republik   und der Rechte der Arbeiter gegen jeden reaktionären Angriff durch Säuberung der Regierungsstellen und öffentsichen Aemter, einschiießsich der Richter- stellen, von allen Elementen, die sich nicht rückhaltlos auf deu   Boden der republikanischen Verfassung stellen. Der Kongreß erwartet von allen Mitgliedern der Gewerkschaften den entschlossenen Willen, auch mit ihrem Leben für die Verteidigung der Grundrechte des Volkes und für die Republik   einzustehen.
Protest ües Sutab. Bund der technischen Angestellten und Beamten. Der Bundesvorstand ist bereits am gestrigen Sonnabend nachmittag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenge- treten, um zu der durch die Ermordung Rathenaus geschaffenen Situation Stellung zu nehmen. Er legt gegen dieses ruchlose Attentat schärfsten Protest ein und hat beschlossen, in Verbin- dung mit den Spitzenorganisationen alle zum Schutze der Re- publik notwendigen Abwchrmaßnahmen zu treffen. Der Bundesvorstand erwartet von den Vundesmitglie- dern, daß sie restlos den bevorstehenden Aufforderungen der Spitzenorganisationen Folge leisten.
Absagebrief, viele Enttäusck'ingen und eine Eierpreissteigerung. Aus- gelaugte, zerkochte, fchmaalose Reste. In die Schüssel meines Herzens aber tropfte nur ein dünner Strahl, der sich zu einer lockeren Brühe ausbreitete. Doch mein Herz hat diese Bettelsuppe mit Dank und mit innigem Behagen auf- genommen. Denn in ihr war die Würze der Sehnsucht, war das Aroma eines Sommermorgens und eines Sommerabends, war die Erinnerung an ein Fünfzigpfcnnigftück, das man einen, ganz armen Kinde geschenkt hat, war ein Streicheln über das blonde Haupt dieses Kindes, war ein Liebesbrief... und ein wenig Lindenduft... Man muß die Tage sieben, will ma. jich in der Lebensküche rationell ernähren. Im Sieb bleibt d<m Notwendige und das Schmerzliche: in die Schüssel des Herzens fließt der dünne, zart« Strahl der feinsten Niederschläge des Tages: die sanfte Sehnsucht, die sanfte Freude und hie sanfte Güte.
Das Gewicht der Berge. Der Druck, den das Hochgebirge auf die Steinmassen ausübt, auf denen es ruht, stellt naturgemäß der Hauptsache nach die Last dar, die das Gewicht hoher Berge oder ganzer Gebirgsmassen bedeutet. Professor Dr. Otto Bäsch in ver- öffentlicht in der schweizerischen Zeitschrift für Naturwissenschaften Natur und Technik" darüber einige interessante Zahlen, die hier wiedergegeben seien. Nehmen wir für die Alpen   eine mittlere Höhe von 1400 Meter über dem Meere an, und als spezifisches Gewicht der Steine im Durchschnitt 2,5, so macht dies eine Belastung aus. die auf jeden Quadratmeter in der Höhe des Meeresspiegels 3ib Kilo- gramm beträgt. Da d-e Alpen ein Gebiet von rund 220 000 Quadrat. kilometer Fläche einnehmen, so berechnet sich für den ganzen Gebirgs- körper ein Gewicht von 770 000 Billionen Kilogramm oder 770000 Milliarden Tonnen, eine ganz ungeheure Last, von der man sich fast keine Borstellung machen kann. So außerordentlich große Gewichte stellen uns vor die Frage, wie es möglich ist, daß die in der Tiefe vorhandenen und nachgiebigen Steine solche Lasten tragen können. Müssen nicht derartige Bergriesen in der bildsamen Erdkruste all- mählich untersinken, etwa wie ein Stein, den man in eine mit Teer gefüllte Grube legt? Derartige Ueberlegungen hat bereits der Züricher   Naturforscher Konrad Gesner   im Jahre 1SSS ange- stellt. Er wunderte sich darüber, daß die gewaltigen Berge nicht durch ihr eigenes Gewicht im Erdboden versinken. Eine überaus treffende Antwort auf Gesners Frage verdanken wir nun dem besten Kenner der Schweizer Alpen  , Professor Albert Heim   in Zürich  . Er sagt: Die Alpen   sind bereits durch ihr Gewicht tief in den nach- giebigen Untergrund eingesunken, sie wären sonst noch viel tausend Meter höher! Zunächst verblüfft diese Antwort, denn wenn sie richtig ist, so müßten eigentlich alle Berge vollständig in der Tiefe des Crdinnern versunken sein, wie jener eben erwähnte Stein in der Teergrube. Es gibt offenbar nur eine Möglichkeit, den schein- baren Widerspruch zu beseitigen, der in dem Lorkommen hoher Gebirgsmassen auf einer zähen Unterlage besteht. Man muß näm- lich annehmen, daß die Gebirge aus einem verhältnismäßig leichteren Gesteinsmaterial bestehen, als der Untergrund, und somit die Mög» lichkeit haben, auf den schweren elastischen Massen des Erdinnern gewissermaßen zu schwimmen. Nach den bekannten Gesetzen dcx