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Arbeiter gegen Nationalunken.

Polizei fördert nationalistische Erzeffe. München  , 29. Juni.  ( Eigener Drahtbericht. Der Abend der großen nationalistischen Demonstration in München  

auf die Ermordung Rathenaus ein Hoch

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Hardite, Sophienstr. 9, und ein Wandersmann, der zufällig" gezogen. Im gleichen Augenblid aber, als der Gruppen­in die Versammlung gekommen sein wollte. Einige besonders fommandeur die Kaserne betreten wollte, holte der Kasernen ,, Nationalgesinnte" standen mit zum Schwur erhobener Hand an wärter die Fahne nieder, welche sofort ver­einem Tisch, brachten schwand. Der Kasernenwärter will dies auf höheren Be­fehl getan haben, weiß" aber nicht, wer ihm den Befehl ge= ist durch das wohldisziplinierte Eingreifen der Münchener   Ar aus und fangen dazu: Wir wollen teine Judenrepublit". geben hat. Wir legen großen Wert darauf, daß dem Gedächtnis beiterschaft ohne erhebliche nationalistische Ausschreitungen und So möge es allen Juden gehen!" rief ein Chor der Rache. An einem des Kafernenwärters energisch nach geholfen wird! chne Blutvergießen verlaufen. Während die rechisboljchemistischen Tisch unweit der Rapelle stand ein besonders Deutschgesinnter" vom Verbände ihrer Parole gemäß sich auf dem Königsplatz versammelt Blaze auf, ein gefülltes Glas in der Hand und rief: Ich bringe hier­hatten, um von hier aus zu weiteren monarchistischen Demonstratio- mit auf die Ermordung Rathenaus mein Glas!" Der Lump fand Koalitionsfront in Kassel  . nen abzumarschieren, hatte die Münchener   Arbeiterschaft den Wittels- lebhaften Beifall der Umstehenden. Als die Sache der Schupo Kaffel, 29. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Demonstration bacher Platz, den Mar- Josephs- Plaß und den Odeonplah befeßt, um selbst zu bunt wurde und sie einen zwanzigjährigen Kaufmannssohn am Dienstag war die größte, die in Raffel jemals stattgefunden Rundgebungen vor bem Kronprinzenpalais und namens Schröder festnehmen wollte, wurde dieser durch hat. Das demokratische Organ schätzt die Zahl der Teilnehmer auf dem Hotel der Ententefommiffion zu verhindern. Dieser Zwed einen Mann in Hujarenuniform und feinem Anhang befreit. 100 000. Die Resolution, die von den Koalitionspar wurde trotz Ausschreitungen der Polizei voll erreicht. Die aufge- Lediglich die Feststellung wurde gestattet. Ein Echupobeamter er- teien, also dem Zentrum, den Demokraten und Sozialdemo regte Residenzwache der Polizeiwehr drang unter Führung eines flärte: Das ist hier schon fein Gartenkonzert mehr, das sind Aus- traten zur Verlesung und zur Annahme gebracht worden ist, ent­Offiziers gegen die Menge vor und schlug mit Knüppeln und schreitungen!" Aber es geschah nichts; im Gegenteil, trotz ausdrück- hielt u. a. folgende Säße: der blanken Waffe auf Männer, Frauen und Kinder ein. Mehrere lichen Verbots wurde um 12 Uhr nachts auf dem Spielplatz auf Opfer blieben auf der Strecke und wurden von den Arbeiterfamaritern dem Telegraphenberge ein Feuer angezündet. Jaghafte wurden nach Hause geschafft. Zum Schluß versammelte sich die Arbeiter durch Worte aufgestachelt: schaft auf dem Sendlinger- Tor- Platz, wo Genoffe Auer den Re­publikanern aller Parteien dankte und ein Hoch auf die Republik  ausbrachte. Ein Sipobataillon, das mit sechs Laftautomobilen an­rückte, zerstreute dann die dort versammelte Menge.

Miesbacher   Eselsfuftritte.

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Der berüchtigte Miesbacher Anzeiger" beschimpft den toten Rathenau mit folgenden Ausführungen:

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Im Krieg war er der tausendfache Millionär, der frühere Freund Kaiser Wilhelms, der heutige Freund des russischen Bol­schemisten Radek- Sobelsohn der Begründer der Rohstoffverord­nung, der Mann, in dessen Namen die Kirchengloffen fortgeholt wurden, die Herd- und Messingstangen und die Blihableiter. Nach dem Krieg fab er, wie so viele, fein Riesentapital in Gefahr und schlug sich auf Seite derer, die mit ihrer Revolution vergaben, das Kapital anzugreifen.

Der Erfolg für ihn, fie und die Millionen war ersichtlich. Die großen Kapitalien blieben in den festen Händen der Groß­tapitalisten, aus den Millionen Rathenaus waren Milliar den geworden.

Schiller   läßt seinen Wallenstein sagen: Denn aus Gemei.

Klaus Ed, den Herausgeber des Miesbacher Anzeigers", noch gar nicht gekannt.

Ihr werdet doch die Lumpenregierung nicht fürchten, immer rauf auf den Plat."

Nun wurden Hakenkreuzlieder und Heil dir im Siegertrang" ge­fungen und sodann eine Parademarsch um das Feuer aufgeführt. Unter diesen Leuten befanden sich auch zirka 50-60 Reichs­wehrsoldaten,

die hauptsächlich unter dem Rommando eines stadtbekannten früheren Leutnants Koch standen.

Republik  . Wir sind aber der Meinung, daß noch ganz anders, Wir billigen die erlassenen Forderungen zum Schuße der noch viel schärfer durchgegriffen werden muß. Vor allem verlangen wir die umgehende Säuberung der Reichswehr  , der Schupo, der Verwaltung, der Justiz, der Universitäten und der Schulen von allen der Republik   nicht unbedingt treuen Elementen. Bietet dazu das gegenwärtige Reichsparlament der Regierung nicht den genü­gend starten Rückhalt, dann möge ein Appell an das Bolt erfolgen, um der Regierung die erforderliche Macht zu geben zu schärfstem Kampf gegen Reaktion und Revolution.

Tendenzlügen.

Die Potsdamer Schutzpolizei   steht unter dem Kommando des Nach der Meldung des WTB. soll der volksparteiliche Abgeord­Polizeipräsidenten v. 3igewiß und hat bisher regelmäßig gegen nete Dingelden bei der Rathenau  - Demonstration in Darmstadt  monarchistische Ausschreitungen versagt. Wir verlangen, daß die lebensgefährlich verletzt worden sein. Nach der Meldung Beamten, die sich in derart skandalöser Weise paffio verhalten eines hiesigen Mittagsblattes ist diese Nachricht, obwohl sie in einem Die für das Verhalten der Beamten verantwortlichen Borgeregierung wiederholt wurde, tendenziös unwahr. Der Abg. Dingelden haben, augenblicklich zur Rechenschaft gezogen werden, vor allem aber Telegramm der Hessischen   Boltspartei an die Reichs­fegten. Und was denkt Herr Geßler über die Taten seiner ent- hat gestern schon ebenso wie der Abg. Osann an einer Sihung des politisierten" Reichswehr  ? Finanzausschusses teilgenommen. Sein Leben ist tatsächlich gar nicht gefährdet gewesen.

nem ist der Mensch gemacht." Merkwürdigerweise hat er Herrn Der Polizeimajor gegen Schwarz- Rot- Gold. Es liegt hier eine ganz unerhörte Irreführung der Die 5. Hundertschaft der Polizeiabteilung Neukölln hatte sich sichtlich im Dienste der Reaffion, hat das WTB. sich nicht gescheut, Deffentlichkeit durch das offiziöse TB. vor. Offen­eine schwarzrotgoldene Fahne getauft und wollte diese, um die lebensgefährlichen Berlegungen eines Abgeordneten zu melden, In diesem Zusammenhange verdient eine Mitteilung wieder, ihrer Trauer über die Ermordung Walter Rathenaus Ausdrud zu der sich keinen Augenblid in Lebensgefahr befunden hat. Diefer der Deffentlichkeit übergibt: Auf der Altenbaumburg bei Bab aufziehen. Die Leitung der Polizeiabteilung hatie von sich aus in den Kapp- Tagen erinnert. Die Regierung wird zu verlangen gegeben zu werden, die die C.B.- Zeitung" Nr. 8 vom 22. Juni geben, am Tage der Beerdigung auf dem Rafernengebäude halbmat Standal ist nicht der erste, es sei nur an die Haltung des WIB. Münster am Stein ist im Fremdenbuch Seite 450 folgendes zu lesen: Major Baer die Erlaubnis zu erhalten, die Flagge zu hissen. haben, daß das WTB. jede Beziehung zu dem Mann löſt, der sich Walther Rathenau  . Dieses Schwein gehört mit Blausäure vergiftet. Major Baer war gerade abwesend. Sein Bertreter, Hauptmann der Verbreitung dieser Lügenmeldungen schuldig gemacht hat. Sonst Deutschvölkisch immerdar!" Es folgt ein Hafentreuz, eine Herrmann, verweigerte die Erlaubnis, da nur die Dienstflagge muß die Regierung ihre Beziehungen zum WLB. Unterschrift fchlt. Das ist der deutschvölkische Geist in Reinfultur. aufgezogen werden dürfte die aber nicht vorhanden war!

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Deutschvölkische Mordfeier.

Unter Mitwirkung der Reichswehr   und Duldung der Schupo.

Ein Berliner   Leser unseres Blattes, der am Sonnabend zufällig in Potsdam   war, schreibt uns:

versuchten nun, von

Die Beamten der 5. Hundertschaft hingen nun in ihrem Quartier die Flagge aus dem Fenster. Sowie Major Baer davon erfuhr, gab er den dienstlichen Befehl zum Einziehen der Flagge. Er begründete das damit, daß sonst andere Beamte e ben. fogut fchwarzweißrot flaggen fönnten. Daß schwarzrotgold die Reichsflagge ist, schwarzweißrot dagegen nicht, scheint der Herr Major nicht zu wissen. Außerdem, handelt es sich um die Wohn­gebäude der Beamten, für deren Räume die Beamten Miete zahlen müssen. Die Beamten sehen in dem Berbot des Flaggens um so mehr eine Beeinträchtigung ihrer persönlichen Freiheit, als unter dem alten System es durchaus gestattet war, bei besonderen Anlässen schwarzweißrote Fahnen aus den Fenstern der Kasernen wohnungen herauszuhängen.

lösen.

Eine aufrechte" Herausforderung.

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An verschiedenen Zeitungstiosten der Firma Stilfe hängt- so­gar in mehreren Eremplaren und auffällig die Nr. 26 des Auf­rechten" mit der Titelzeile aus:

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Tore auf die Arbeiter erkennen immer mehr, daß es unter der kaiserlichen Regierung erheblich besser war als unter der so­zialdemokratischen Judenherrschaft.

Das Blättchen ist datiert vom 25. Juni, also wohl noch her­gestellt, ehe man sich endlich zum Schutz der Republik   gegen die Mordpatrioten aufraffte. Daß die Nummer nicht zurückgezogen wurde, sondern sogar noch groß ausgehängt rotrb, ist wohl be­zeichnend! Außerdem ist beachtenswert, daß zu den prominentesten zollernschen Besizes, Herr v. Berg, gehört! Förderern des Aufrechten" der derzeitige Verwalter des hohen­

Troß des Verbotes fand in Potsdam   eine Sonnenwendfeier statt, die aus den Kreisen der Deutsch   nationalen Boltspartei und des Deutschvölkischen Schuh- und Truzbundes gut besucht war. Einige geistesverwandte Berliner   Vereine hatten Bertreter geschickt. Für die Aufmunterung sorgte die sogenannte Schußmannskapelle". Es wurde reichlich gespielt und gesungen. Natürlich fast ausschließlich Lieder wie Hafentreuz am Stahlhelm" und Wir sind die Garde, die unsern Kaiser liebt". Hezerische Dekla mationen fanden jubelnden Beifall. Schupo beamte fowie der Polizeiabteilung Friedrichhain, Köpenider Straße 12, zu Ein ganz ähnlicher Fall hat sich in der 2. Hundertschaft der Gaftwirt, die das Absingen monarchistischer Lieder sich verbaten, wur. getragen. Dort sollte vorgestern eine Besichtigung der Hundert­den einfach ausgelacht. Die Kapelle hielt zwar für eine längere Zeit schaft durch den Gruppenfommandeur Ebel stattfinden. Da in ein. Dafür wurde um so lauter gesungen. Der Major, der Kaserne, was eigentlich Borschrift ist, teine Reichsfahne der die Schupo befehligte, hatte sich nach höhnischen Bemerkungen vorhanden war, haben die Beamten unter sich eine Sammlung der Bökischen zu schließen gedrüct", um nichts zu sehen! Auf- veranstaltet, die fehr reich ausfiel, und haben eine schöne schwarz im Stadtrat beschloß dieser gegen die Stimmen der Bür­Gera, 29. Juni.  ( TU.) Auf Antrag der sozialistischen   Bertreter reizende Borträge hielten u. a. ein Raufmann Kurt Stage, rotgoldene Fahne getauft. Diese Fahne wurde mit Ergerlichen, den bisherigen in denburgplab in Rathe­Potsdam, Margaretenstr. 27, der Magistratsbeamte Magistratsbeamte 5 ans laubnis des Polizeiobersten furz vor der Besichtigung auf naupl a" umzutaufen.

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Der Mord und

und die Frau.

Bon Karl Kruse.

Auf der Bank in der Königsallee sitzt die Frau. In der Sonne. Und denkt. Dentt über die Welt. Woran denkt sie noch? Die Sonne scheint und zeichnet Figuren auf die Bank.

Die Frau sigt und denkt. Denkt an die Güte im Menschen. Sie liebt die Menschen. Wo wohnt solche Güte? In der Frau, die im Sonnenschein auf der Bank sitzt. Da fallen vor ihr Schüsse.

Tat, taf, tat, ta?.

Individualismus und Sozialismus.

Bei der Lektüre der fürzlich erschienenen Politischen  Theorien in ihrer geschichtlichen Entwidlung vom Altertum bis zur Gegenwart" von Dr. Kurt Sternberg( Verlag Siegfried Seemann, brosch. 30 M.) ist mir wieder einmal die geschichtliche Entwicklung der sozialistischen   Welt­anschauung aus der individualistischen zum Bewußtsein gefommen.

Der Individualismus erscheint bei seinem Auftreten in der Geschichte der Völker als ein Sichaufbäumen des Menschen ge­genüber irgendwelcher fremder Abhängigkeit. Seien es politische Mächte wie zur Zeit der Sophisten, sei es die kirchliche Autorität des Mittelalters, die den Staat zu beherrschen suchte, immer finden wir, daß dieser von außen kommende Druck eine Reaktion des mensch­dividualismus zu befreien sucht, daß er den Staat dementsprechend jeder für sich möglichst ungebunden und am vorteilhaftesten zu als ein Vertragsgebilde auffaßt, das die Menschheit sich schafft, um existieren, ist ein Ueberschlagen des an sich so gefunden Dranges nach Freiheit und menschenwürdiger Selbständigkeit.

Schüsse in rascher Reihenfolge. Und das Zerplagen einer Hand- lichen Willens erzeugt. Daß der Mensch sich durch den reinen In granate. Wie wenn ein Hund fläfft. So platzt die Handgranate. Die Schüsse gellen. Vor ihren Augen zerreißen die Schüsse einen

Menschen.

Sie hat an die Güte im Menschen gedacht. Da zerren die Schüsse an ihrer Seele und blasen das fort, was sie eben gedacht hat. Sie wird irre. Irre an der Güte der Menschen. Denn Schüsse rasten und tosten.

Und sie muß helfen. Irgend etwas in ihr reißt sie empor von

der Bant, auf der die Sonne liegt. Sie muß helfen! Muß irgendwie helfen.

Der Chauffeur des Gemordeten ist ratios. Sieht nur stumm auf den Toten. Ringt die Hände und sieht stumm auf den Ge­

mordeten.

Das Blut rinnt noch von den letzten Herzschlägen über das Ge­sicht. Frißt sich in den Kragen. Färbt alles mit dem Lebenssaft. Die Frau irrt und will helfen.

das Blut rieselt, rieselt.

Plötzlich weiß fie, wie sie hilft. Wieder stumpf, von einer taumelnden Macht befangen, läuft sie auf den Toten zu. Nimmt feinen blutigen Ropf in den Arm und tupft mit dem weißen Taschen­tuch das Blut aus dem Gesicht. Die ganze ohnmächtige Angst ihres Herzens, das helfen will und doch nicht helfen tann, spricht in diesem fanften Tupfen. Wie sie verschüchtert wischt. Immer wieder, und Und die Frau hält den Kopf des toten Mannes wie etwas über­aus Rostbares im Arm und stillt das Blut. Mit einer zerrissenen Geele tut sie es. Woran dachte sie? An die Güte der Menschen. Birth fagte: Rathenau   starb für die Menschenversöhnung!" Die erste Lat, nachdem das warme Leben den Gemordeten ver­lassen hatte, war eine Menschenversöhnung.

lismus

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Zur Nachahmung.

Ein Majernfuß- Serum. Es ist eine bei Laien verbreitete An­schaung, daß die Masern eine harmlose Erkrankung feten. Das ist aber ein arger Irrtum. Nach der Statistik sind in Wien   im Jahre 1907 bis 1910 mehr Menschen an Masern gestorben als an Scharlach, Diphtherie und Keuchhusten zusammen. In Deutschland   erkranten jährlich etwa 600 000 Kinder an Masern, von denen etwa 42,000 fter­ben. Die Maserngefahr ist am größten bis zum 4. Lebensjahr, und menn Kinder dieses Alter überschritten haben, so sind sie mit wenigen Ausnahmen der Gefahr entgangen. Wenn es gelänge, alle Masern­erfrankungen bis ins 5. oder 6. Lebensjahr zu verschieben, so wäre damit dieser Krankheit ihre Furchtbarkeit genommen. Ein Masern­schuh- Serum hat nun Dr. Rudolf Degfwiß gefunden, wie er in der Umschau" berichtet. Er stellte fest, daß geringe Mengen Mafern­Refonvaleszenten- Serum imftande sind, Kinder, die einer Infektion ausgefeßt oder schon infiziert sind, vor der Erkrankung zu schüßen. Es genügen schon ganz geringe Serummengen zum Schuß; sie werden Bon 70 Rindern, die am fünften Tage nach der Ansteckung gefpritt wie Diphtherie- Heilserum eingespritzt. Der Schutz ist kein dauernder. wurden, ertranften nur 6 an Mafern, als sie nach Monaten mit Maferntranten wieder zufammenfamen und fein Schuh- Serum er­hielten. Durch dieses Masernschutz- Serum soll es sich erreichen laffen, die Masern für viele Kinder bis ins vierte oder fünfte Lebensjahr hinauszufchieben und damit sehr viele am Leben zu erhalten. Schwie­rig ist nur die Beschaffung. Gelänge es in einer Stadt wie München  , in der jährlich etwa 6000 Kinder an Majern erfranken, 300 Serum­Spender zu bekommen, so könnte die überwiegende Mehrzahl der Rinderkrantenhäusern für solche Kinder errichtet werden, die als gefährteten Kinder geschützt werden. Es sollen daher Freiplätze in Gerum- Spender in Betracht kommen und sich nach der Genesung eine bestimmte Menge Blut abnehmen laffen, was ohne Schädigung für fie geschieht. In verschiedenen Städten ist die Schußserum- Gewinnung schon in dieser Weise organisiert. Es würde uns richtiger erscheinen, wenn die Aerzte verpflichtet würden, je dem von den Masern ge= nesenden Patienten die betreffende Menge Blut abzunehmen. Sonst täme es dazu, daß die Armen das Serum liefern müssen, das an die Reichen verkauft wird.

Erst wenn ein Bolt die Ideen des individualistischen Liberalis mus völlig in sich aufgesogen hat, wird es reif zur fritischen Selbst­besinnung. Dann wird das Volk durch einige seiner Mitglieder zum Verkünder des Gemeinschaftsgedankens. Dieser Gedante aber it letzten Endes derjenige, der den ureigensten Sinn des Sozia dies Wort in seiner weitesten Bedeutung ausmacht. Typisch hierfür ist der Begriff des Internationalism us. Der Individualismus macht diefen zum lofen Zusammenleben aller Menschen; der Sozialismus gestaltet ihn zum harmonisch or ganischen Leben der Bölker untereinander, zur Gemeinschaft der Völker, die selbst ein Gemeinschaftsleben führen. Sternberg der übrigens Dezent an der Berliner Volkshoch­ schule   ist führt uns in dem genannten Buch in überaus flarer und fachlicher Weise vom Altertum bis zur Gegenwart, überall den Zusammenhang zeigend. Es handelt sich nicht um eine historisch­psychologische, sondern um eine philosophische aber durchaus leich: verständlich geschriebene Arbeit. Den Ansichten Marr' wird Trauung durch einen weiblichen Paftor. Die erste Trauungs­Sternberg leider nicht ganz gerecht, da ein Berstehen dieses Meisters, zeremonie, die in England durch eine Frau vollzogen wurde, fand ohne auf die Zusammenhänge einzugehen, die mit Josef Dichgens biefer Tage in London   statt. Der Geistliche war Reverend Con­belt. Ein Eingehen auf das Verhältnis Lassalles zu Fichte wäre in der die Trauung vollzogen wurde. Die Zeremonie erfuhr ver­Schriften bestehen, schwer ist. Lassalle   wird etwas furz behan- flanze Mary Coltman, die Gattin des Hauptgeistlichen der Kirche, sehr wünschenswert gewesen. Sehr gut ist alles übrige. Im be- fchiedene Abänderungen. In dem Gelübde der Braut war nichts fonderen verdient die Herausfristallisierung der Kantischen und von Herr fein" und" gehorchen" vorhanden. Die Trauformel be­Fichteschen Ideen hervorgehoben zu werden. Bei diesen Denkern stand darin, daß Braut und Bräutigam die Ringe wechselten und zeigt sich deutlich die Abhängigkeit von liberolistischen Ideen; diese dabei jedes die Worte sprach: Wie diefer Ring jetzt deinen Finger ist mit dem ernsten Bersuch verknüpft, durch Anerkennen der Auto- umschließt, so laß meine Liebe dich alle Tage deines Lebens um nomie der Vernunft zur höheren Staatsauffassung, zur Idee der schließen." Auffer dem weiblichen Geistlichen wirften ein weiblicher fozialistischen Gemeinschaft zu gelangen. Organist und cin Frauenchor bei der Trauung mit.

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Auf der Bant saß die Frau im Sonnenschein. Das Buch darf unbedingt empfohlen werden. Es zeigt uns an Hand der Geschichte, wie schwächliches und falsches Erfassen der Im spielenden Sonnenschein und zerbrach ihr Herz und lehrt Idee der Freiheit zum Begriff der Willfür des Manchester  uns an die Menschen glauben. tums, wie ein starkes, freies und gesundes Denken und Wollen Troß alledem. zur Idee des Sozialismus führt. Dr. W. Israel.

warb für die Sammlungen des ehemaligen Kronprinzenpalais ein Berk Neuerwerbungen der Nationalgalerie. Die Nationalgalerie er von Prof. Chistian Rohlfs in Hagen  , die Kapelle", lerner ein Blumenaquarell des Künstlers, Orchideen". Auch ein erstes Berk von Emil Nolde  , dessen Bilder das Kronprinzenpalais schon mehrfach aus­stellte, ist jetzt in Staatsbesitz übergegangen. Es ist ein Maskenbild.