Abrechnung mit den Monarchisten.
Sm Rti�rtsA bht')« x-fl'rn di« Beratung des Ccsctz- entwurfs zum Schutze der Republik fartgesetzt: Abg. Wiss-ll(Saz.): ?ch habe zunächst der Unzufriedenheit meiner Partei mit der rem Ausschuh beschlcssencn Fessung des E-fctzentrvurss Ausdruck zu geben. Der bayerische Gesandte v. Preger hat gestern erklärt, daß die Regierungsuorlage und noch mehr die Aus- schußbeschliisse für Bayern unannehmbar und untragbar find. Ich bebe mich gefragt, inwiefern dieses Gesetz in wichtige Rechte Bayerns eingreift, habe aber auf diese Frage keine Antwort ge- funden. Die Gestattung des Etrafrcchts und des Strafprozcfjrecht, ist Sache des Reiches. Auf diesem Gebiete fchasfen wir setzt ein neues Recht. Bayern hat selbst anerkannt, daß es durch- greifend neugestaltet werden muh. Rechtsgründe dafür, daß seine Forderungen in dem Gesetz berücksichtigt werden müssen, kann Bauern nicht angeben. Die Frage, wie wir dos, was mit der neuen Rschtsgestoltung erstrebt wird, am ehesten erreichen können, muß uns in erster Linie beschäftigen. Nach meiner Meinung muß das» was für andere Länder trogbar ist, auch für Bayern tragbar sein.(Sehr wahr! sinke.) Der Erlab de» bayerischen Innen- minister? über die Ausführung der Verordnungen� des Reichs- Präsidenten entspringt einer überaus reizbaren Empfindlichkeit und einer geradezu krankhaften Furcht, daß man in bayerische$)oheits- recht: eingreifen will. Diese Furcht scheint Bayern blind ge- macht zu haben vor dem, was geltendes Reichsrecht Ist. Der bayc- riiche Erlaß ist geeignet, alle Ermittlungen seh-- zu erschweren. Es wird von Bayern behauptet, Preußen habe einen ähnlichen Erlaß hcransgegcben. Wenn das juristische Empfinden des Herrn v. Preger durch die bayerische Reizbarkeit nicht getrübt ist, dann wird er auf die Frage, ob er den preußischen Erlaß als wirklich dem bayerischen ähnlich ansieht, mit einem.Rein' beantworten müflen.(Sehr wahr! links.) Der preußisch« Erlaß gleicht dem bayerischen in keiner Weise. Er gibt vielmehr zu erkennen, daß der preußische Sustizminister von vornberein Anweisungen gegeben hat. in allen in Betracht kommenden Fällen die Akten sofort dem Ober- reichsanwalt und nicht erst, wie im bayerischen Erlaß vor- gesehen ist, dem Justizminister zu unterbreiten. Der Vergleich des Gesetzes zum Schutz der Republik mit dem Sozialistengesetz trifft völlig daneben. Das So-laliflevqesetz verfolgte Meinungen: da» Gefetz zum Schutz der Republik versolgl MSrderbanden. (Sehr richtigl links.) Beim Gesetz zum Schutz der Republik handelt es sich um die einzige politische Frage, die jetzt existiert: um den Schutz der Republik . Diesem Zweck wird die Vorlage in der Fassung, die ihr der Ausschuß gegeben hat, nicht ger-cht. Der Ausschuß hat unser« Anträge abgelehnt und nicht da» getan, was notwendigerweile getan werden mußte. Auch die Forderungen der Gewerkschaften sind keineswegs erfüllt. Was ist zur Säuberung der Beamtenschaft geschehen? Bayern ver. langt, daß auf die Stimmung in Bayern Rücksicht genommen wird. Aber in Bayern gibt es zweierlei Stimmungen: die in Nord- bayern unterscheidet sich seh? wesentlich von der in Süd- bayern.(Sehr richttgl links.) Wir haben verlangt, daß di« ver- b-tzende monarchistische Agitation unterbunden wird. Der Ausschuß bat in dieser Frage völlig versogt. Er bat weiter Ausnahmen von der Anzeigepflicht zugunsten der Angehörigen ge- macht, obwohl bei anderen verbrechen diese Ausnahmen nicht bc» siel?en. Das Gesetz muß in zweiter und dritter Lesung so gestattet werden, daß wir ihm zustimmen können. Wir können es ober in der dritten Lesung nur dann annehmen, wenn wir wissen, wie das Gesetz über die Pflichten der Beamten und das über die Reichs- kriminalpolizei aussehen werden. Die Konsuln müssen darüber wachen, daß die Republik keinen Schaden erleidet!(Lebh. Beifall links.) Abg. Graes-Tbüringen(Dnat. Bp.): Das Gesetz widerspricht einem Rechtsstaat.(Ruf link»: Sie und Freunde des Rechts- staatsl) Der Z 1 de, Gesetzes ist nur das Feigenblatt für die mit dem Gesetz beabsichtigt« Knebelung der nationalen Opposition. Die Linke hat in früheren Sahren vielfach politische Attentate verHerr- "licht. Für die Erschießung des österreichischen Ministerpräsidenten Stiirgkh durch Friedrich Adler sand der.Vorwärts" sogar Ent- schuldigungemorte: er erklärte Friedrich Adler für geisteskrank. Auch ich bin der Ansicht, daß Adler wahnsinnig war und ist. denn er ist heute noch Sozialdemokrat.(Großer Lärm links.) Präsident Löbe ruft Zwischenrufer zur Ordnung, bittet ober auch den Redner, sich zu mäßigen.(Ruf rechts: Frechheit!) Pra- sident Löbe rügt sehr energisch diesen Zwischenruf. Abg. Graes(fortfahrend): Angesicht» dieser Tatsachen und der Bemühungen der Linken, den Mord an Rathenau meiner Partei in die Schuhe zu schieben, kann ich nur sagen: O über Euch Heuchler und Pharisäer!(Groß, Unruhe links. Erregte Zwischenrufe.) ver Reichskanzler hat die Parol« ausgegeben: Der Feind steht rechts! Um seine Verantwortung beneide ich ihn nicht. Schon geht In Thüringen die blutige Saat auf. In Zwickau bat es 13 Tote gegeben.(Lärm links. Rufe: Lüge!) Das Gesetz entspringt schlotternder Angst. Wir haben diese Angst nicht, weil wir auf die Kraft unserer siegreichen Ideen vertrauen.(Stür- misch«? Lochen link». Beifall recht,.) Reichsjustizminister Dr. Radbruch: Di« Deutschnationalen haben zwei Seelen in ihrer Brust. Die eine vertritt Herr Düringer, und die andere Herr Graes , dcr soeben eine unerhört provozierende Rede geholten hat.(L-bh. Beifall b. d. Mehrheit.) Den Trennungsstrich, den die Deutsch - nationale Partei gezogen hat. zog si« sehr«.ig. Roch gehören die Herren Wulle, E lassen und Graes zu ihnen. E» ist be» zeichnend, daß die Partei denselben Abg. Graes vorschickt, der noch einige Monate vor Erzbergers Tode hie- im Reichs- tag die ungeheure Derdöchttgung aussvrech, ob etwa von den Summen, die Erzberger für kirchliche und politische Zwecke g-sammett hatte, etwas in den Taschen de, Herrn Erz- berg«rgebli.«bens�i..(Stürmische Zurufe link».) Der Staat?» gerichtshos rvid�spricht nicht der Verfassung, denn«in Ausnahme- gericht würde sich gegen einen bestimmten einzelnen Fall oder eine Gruppe einzelner Fäll«, richten. Der Stootsgerichtshof ist aber ein Snndergericht für generell bestimmt« Arten von Fällen. Darüber Ist in der Reichsversassung nichts gesagt. Es handelt sich also auch nicht um«iu« Verfassungsänderuag. Herr Graes sprach von einem Rückzug, den ich angetreten haben soll. Tie Verordnung des Reichspräsidenten sprach aber von der republikanischen Stoatsfarm schlechthin, während dies«» Gesetz von der verfassungsmäßigen republikanischen Staats- form spricht. Der Gegensatz zur republikanischen Staatsform ist die Monarchie: der Geaensatz zur verfassungsmäßigen rcpublikani- schen Staatsform aber ist jede verfossungssorm, die in Segensatz zu dem verfassungsmäßigen demokratischen Gedanken tritt. Es handelt sich also nicht um ein«inseitiges Gesetz. Das Sozialistengesetz richtet« sich gegen eine geistig« Bewegung. Sind ober die Mördertlubs, die Geheimbünde, die Begünstigungen oder Verherrlichungen eine» Mordes und die Beschimpfungen der Landesfarben etwa ein« gei- stige Bsweaung?(Heit-rteit links.) Das Sozialistengesetz verbot die sozialistischen oder kommunistischen Bestrebungen, die den Ilm- stürz der Staats- und Gesellschostsordnung bezweckten, und zwar „in einer den öffentlichen Frieden, Insbesondere die Einttocht der Bevölkerungsklassen gefährdenden Weise". Run will ich Ihnen ein- mal sagen, wie ein umgekehrte» Soziali st«ngesetz aussehen würde, da» gegen Sie gerichtet wäre. Da würde es heißen:
D-r-tne usw.,- w'lche durch deutschnationale, monarchistische oder Zerlassen hak, wie ln Darmskckdt. in meiner badischen Hetoeff und rechtsrad T!e Bestrebungen den Umsturz der bestellenden vraats- anderswo, gerade jetzt eine elemeninre v-wegung durch öle uulercn oder Eesellscha'tsvrdnung bezwecken, sind zu verbieten. Wenn das Scksir-sten des Dolkes hwdnrchgrgangea ist. die stark an des g. Jlo- Gesetz so aussähe, dann hätten-Sie vielleicht Anlaß, aber auch dann vember erinnert?(Ruf rechts: Durch Aufhetzung!) noch kein Recht, sich zu beschweren.(Beifall links.) i Die deutsche Republik ist nicht lebensfähig, wenn sie vor der Sachs. Ministsr des Innern Lipinski stellt gegenüber der De » Gewalt durch eine ungeordnete Macht geschützt werden muß. Der hauptung des Abg. Graes, in Zwickau habe es 13 Tote gegeben, Abgeordnete E m m i n z e r hat in seiner Kritik zweifellos U e b e r- fest, daß, wie schon Abg. Meycr-Zwickau am Freitag betont hat, treibungen ganz heilloser Art gebracht. Ist denn der nur 2 Personen getötet worden sind. Auch diese zwei Opfer wären Staatsgerichtshof an� sich ettvas Neues? Haben wir nie nicht zu beklagen gewesen, wenn nicht ein Arzt aus sei«er Wohnung ans die Wenge geschossen hätte.(Hörtl hört! links.) Abg. Dr. tct\(11. Soz.): Wir fordern, daß das Gesetz mit aller Schärfe gegen diejenigen angewendet wird, die die neue Staatsform bekämpfen. Dorum ist für uns von arwfchlaggebender Bedeutung das Verhältnis der Laienrichter zu den Bcrufsrichtern im Staatsgerichtshof. Wir verlangen, daß diese Laienrichter uner- schütterlich auf dem Boden der bürgerlichen Demokratie stehen. Abg. Dr.'Vtll(Ztr.): AuSführungew wie die des Abg. Graes sind nicht geeignet, der Ruhe und Sicherheit zu dienen.(Sehr richtig!) Solche Provokationen sind geeignet, za Katastrophen zu führen. Sollen wir warten, bis auch der letzte republikanische. Minister von Mörderhand gefallen ist? Greif niemals in cm Wespennest, doch wenn du greifst, dann greife fest— das gilt auch gegenüber den Mör.dcrorganisattonen. Der Schutz der Republik ' ist unser Veilstern. Wir sind deshalb nicht davor zurückgeschreckt, gegen die Gebclmorganisationen noch über die Re° gicrungsvorlage hinaus vorzugehen. Abg. Dr. Sohl(D. Dp.): Im Unglück sollte«in Volk seine Farben nicht herunterhosen.(Lebh. Zurufe links. Der Redner bittet den Präsidenten, den Zurufen Einhalt zu tun. Vizepräsident Ditt- mann fordert den Redner auf, weniger provokatorisch nach links zu sprechen. Stürmische Zurufe rechts: Unerhört! Pane'präfidentl) Wir sind bereit, an einem Gesetz zum Schutze der Republik mit- zuwirken, lehnen ober ein Gesetz ab, das die staatsbürgerliche Ge- sinnung knebelt. Abg. SchüÄng(Dem.): vei den Veratungin im Ausschuß hat mich ein Gefühl tiefer Beschämung darüber ersaßt, daß ein solches Gesetz in Deutschland notwendig geworden ist. Daß da» Gesetz noiwendiq ist. ergibt sich daraus, daß. wie ich mir von vnkerrichteter Seile habe sagen lassen, mit dem Attentat gegen Rakheenau nicht weniger als fünfhundert Personen in Verbindung stehen. Well wir endlich zu den elementaren Grundlagen positischer Kultur kommen wollen, werden wir den Antrag stellen, auch die Spren- gung öffentlicher Versammlungen unter Strafe zu stellen. Wir sind auch dafür eingetreten, daß das verbergen von Waffen unter Strafe gestellt wird, vor Ausnahmebestim- mungen gegen die monarchischen Familien glaubten wir uns hüten zu müssen. Die hohenzollernsche Hausmachtspolitik war vielfach mit dem Interesse der deutschen Nation nicht vereinbar. Wilhelm II. wollte am S. November 1918 die deutsche Kaiserkrone preisgeben, wenn er nur König von Preuße« bleiben konnke. Was wäre dann aus dem Reich geworden! Unsere Freiheit ist gleichbedeutend mit der Republik.(Beifall b. d. Dem. Auf den Tribünen klatscht«in Teil der Beiucher in di« Hände. Präsident Löbe untersogt solche Kundgebungen des Publikums.) Abq. Emminger(Baner, Dp.): Wenn heute«ine Bolksabstim- munq in Bayern stattiönde, dann würden etwa 80?r o z. für die Monarchie stimmen.(Bewegung. Hörti hört! links.) Aus dieser Stimmung muß das BerhälMis zwischen dem Norden und Süden gewürdigt werden. Di« Organisation C, von der ich erst nach dem Morde an Erzberger gehört habe, ist in Bayern sofort durch den Offenburger Untersuchungsrichter Inhibiert worden.(Lebh. Widerspruch auf der äußersten Linken.) Die Ehrhardt-Bri» g a d« ist ausgelöst und in Bayern mit Notstandsarbeiten beschäftigt worden.(Lochen und Lärm links. Rufe links: Die ganze Red« ist aufreizend. Aba. Mittwoch(U. Soz.): Verherrlichung der Mörder!) Das Gesetz muß durch unsere Anträge erst zu einem brauchbaren Werk gemacht werden. Rsichskanzler Dr. Dirsh: Mit Betrübnis muß ich feststellen, daß in Bayern Persön. ltchkeiten, von denen man schon ihrem Amte nach es nicht für möglich hatten sollte, daß sie den E i s n e r m o r d ver- herrlichen— und es bleibt ein Mord—, die Tat noch vcrherr- licht haben. Das muß ich als Christ aufs tiefste bedauern.(Zuruf rechts: Das ist eine Tatsache!) Im Anschluß an seine Ausführungen in bezug auf den Mörder Area bot der Zlbg. Em minger gesagt, Ivlche Fälle werden wir öfter vor dem Staatsgerichtshof zu oerhandeln haben. Wenn dam-it gesagt sein sollte, daß wir in absehbarer Zeit mit einer Häufung voli- tischer Morde zu rechnen hoben...(Stürmischer Wider» spruch rechts. Große Erregung.) Wir sind uns wohl alle klar dar- über, daß die Aera politischer Mord« das Ende unseres Vaterland«» wäre.(Allgemeine Zustimmung.) Der erwähnte Satz de» Abg. Emminger allein bat mich veranlaßt, das Wort zu nehmen. Es können Zeiten politischer Erregung kommen, und sie waren da, und ich will Ihnen«In Beispiel geben, wo es die Pflicht oller Staats- bürg« ist, unbeschadet ihrer politischen Ueberzeugung. sich hinter die ! Regierung zu stellen. Es hat Zeiten gegeben— und sie liegen erst 1 wenige Jahre zurück—, wo e» Leute gab. di« heute aus der R ech t e n sitzen, die ab« d a m a l, ihr« Mitbürger beschworen, isogar einer nicht verfassungsmäßigen Reqi.erung zu dienen. Heute ist es leider anders geworden. Ich habe in der Reichskanzlei«inen interessanten Brief entdeckt, der zeigt, daß Leute in der Zeit der Angst und Rot sich hinter diejenigen stellten, die für das Leben und dos Eigentum der Staatsbürger di« Garantie übernahmen, und daß dagegen alle Bedenken, ob die Regierung verfassungsmäßig war od« nicht, völlig zurücktraten.— D« Reichskanzler ixrliest dann einen Brief de» Bunde , der Kaisertreuen. d«am 1Z. November 1918 an„Seine Exzellenz den Reichs. kanzs« Ebert" gerichtet wurde. In dem Schreiben wird zum Aus- druck gebracht, daß der volitifche Umschwung sich in D«lin, abge- sehen von'eikzelnen Ausschreitungen, in bewundernswerter Ordnung. und Ruhe vollzogen haben, und daß es Pflicht sei,
. �. nicht auch in cmd«en Dingen, z. B. die Einordnung der Beamten in di« Gehalts- stufen, nicht auch Staaisgerichtshöse geschaffen? Es ist nicht wahr, daß der Staatsgerick)thof als Rcvolutionstribunal schlechthin bezeichnet werden kann. Was Herr Emminger an Einzelheiten kritisiert hat, klingt uns aus der bayerischen Presse ganz anders entgegen, wie es auch uns unerträglich ist. In einem angesehenen Drgan der Bayerischen Lolkepartei wird jetzt wieder ein« verschärsung des Kampfe, gegen B«lia proklamiert. Sehr bedenklich ist es, wenn Herr Emminger sagt, daß aus diesem Gesetz eine folgenschwere geschichtliche Entwicklung kam» men könnte. Hört, hört links.) Wer immer den Teufel an die Wand malt, wie es gerade in Bayern geschieht, wer immer mit geschichtlichen Veränderrmgen droht— das haben Sie getan, Herr Emminger— versündigt sich am Reiche. Luch andere Länder haben in der großen Katastrophe Opfer bringen müssen, die ihnen schmerzlich gewesen sind. Aber niemanden ist es in Deutsch - land eingefallen, in so bitterer Stund« mit folgenschweren verwick- langen zu drohen. Wenn wir ln Differenzen mit den Ländern kommen, wenn d« Gedanke d« ReiHseinheii überhaupt zur Disluss'.cm gesteht wird, so ist das ein Anreiz für böswillige Gegner, immer wie- der da den Hebel anzusehen, wo wir ver wund-bar find. Das Werk der Rettunz Deutschlands kann nicht das Werk einer Klasse fein, auch nicht der Arbeiterklasse allein, sondern alle Schichten unseres Volkes müssen daran mit- arbeiten.(Sehr richtigl) Wenn aber dieses Zusammenarbeiten in frivol» Weise immer wich« gestört wird, wie beim R a p a l l o- Vertrag, wo dem Minister Rathenau Ehrlosigkeit vorge- warfen wurde, dann ist diese Rettung eine politische Unmöglichkeit. (Zwischenrufe rechts.) Ob ich von meiner Fraktion abgeschüttelt werde, überlassen Sie nur mein« Fraktion selbst. Die Zu- sammenarbeit aller Schichten und Klassen unseres Volkes ist nie so notwendig gewesen wie jetzt. Wenn wir Tag« und Wochen versäumen, um di« Atmosphäre unseres Volkes zu ent- giften und wenn dann vielleicht ein neue» Unglück über uns hereinbricht, so ist es eine ungeheure Gefahr, die staatliche Auto- rität in.Deutschland aufrecht zu erhalten.(Zuruf rechts: Das heißt den Teufel an die Wand malen.) Machen Sie keine so sinnlosen Zwischenrufe! Da» Reparatsonsproblem und die politische Spannung zermürbt uns« Volk. Wir sind in Not wie noch nie. D« Abgeordnete Emming« hat mit etwas leicht« Hand von der Derhänoung des großen Belag«ungszustandes gesprochen. Ich bin überzeugt, wenn wir in Bayern die Schließung der Witt- schalten um 9 Uhr abends für einige Zeit oerlangt hätten, so würde das sicherlich verhängnisvoller gewesen sein, als die schwersiwiegend« Forderung auf Grund des§vl.(Große Heiterkeit.) Es bedeutet- doch sin« Uebertreibung, von einer Vernichtung der Reste der Selb- ständigkeit der Länder zu sprechen. Ich lade jede Regierung«in, bi« mit uns über die Probleme der Ausgestaltung der Finanzen der Länder und üb« die Dcrkehrsprobleme zu sprechen. In ein« Nolloge, die uns« Volk In allen Fugen«schüttern läßt, müsse» wir aufs festeste zusammenhalten. Wir sind ja keine Preußen. Wir kennen uns« süddeutsches Land. Wir verstehen und lieben es. Wenn Sie dazu kommen könnten. bei d« Verabschiedung dieses Gesetzes mit uns zusammenzugehen/ so wäre das die schönste und sicherste Bürgschaft für den Desiand unseres deutschen Vaterlandes.(Lebhafter Beifall, auch auf dem Tr'bünen.) Reichsjustizmlnister Dr. Badbruch: Die Berhängung des großen Belagerungszusrandes hätte nicht ausgereicht. Man würde den Be- laqerungszusiand einmal wieder aufheben müssen, und die Wulle und Henning dürften weiterschreiben, und wir hätten in einigen Tagen und Wochen ein« neue Mordtat. wir brauchen ein Dau«gesctz. Der Minister begründet dann die vom Abgeordneten Emminger bemängelten Fassungen einzelner Bestimmungen des Gesetzes mit juristischen Ausführungen und dankt dem Reicksrat und dem Rechte- ausschuß für die gründliche und rasche Arbeit, die sie in diesen Tagen geleistet haben. Nachdem noch Zlbg. Dr. H«zfeld(Komm.) in einer einstündigen Red« vor leeren Bänken die Notwendigkeit einer Lrbeiterregierung zur Beseitigung der Mörderorganisationcn begründet und Abg. Emminger(Bayer, volkepartei) einige„Mißverltöndnisse", auf die der Reichskanzler angeblich feine Rede aufgebaut haben soll,„richtig- gestellt" hat, oettagt sich da« Haus auf Mittwoch 2 Uhr.(Fortsetzung der zweiten Beratung des Gesetzes zmn Schutz der Republik, begin- nend mit der Abstimmung über den Z 1.) Schluß 9,30 Uhr.
diejenigen zu unterstützen, die für Ruh« und Ordnung sorgen. D i( U n t e r st ü tz ü tz g der gegenwärtigen Regierung ist um so notwendig«, al« di« Bolschewisten olle» daran sehen werden, di« Herrschaft an sich zu reißen. Wer das vermeiden will, muß mit aller Kraft d« gegenwärtigen Regierung helfen, di« Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten. Betont wird zum Schluß, daß der. Bund der Kaisertreuen an der monarchischen� Stootssorm festhält. D« Brief ist unterzerchnet vom Hauptgeschäflsführer des Bundes, Gra.en v. Schli-ben. Der Reichskanzler fährt dann fort: Nebenbei gesagt, ist das die Saplkulatto» des alle» Systems. (Sehr richtigl link».) Ich will damit zeigen» daß«» im Leben de» deutschen Volkes Gelegenheit geben kann, wo sich alle hinter� die Autorität stellen müssen, di« die Ruhe, Eigentum und Leben schützen wollen.(Sehr wahr! links.) Won muß sich hünien, bei sslchen ciemcnlarcn Ausbrückzcn de» Volkes einen Tag zu spät zn kommen. Am November war in München «ine Regi«ung, di« die Augen geschlossen hatte: es war zu spät. Sehen Sie denn nickst, daß in Gebieten Deukschiands, wo bisher die Revolution vom g. November kaum irgendwelche Schatten hin-
Explosion eines Minenüepots. Am Dienstag nachmittag am Uhr hat sich im ANnendepot Groden bei Cuxhaven eine gewaltige Explosion«eignet, vei d««sten Exploflo» flogen mehrere Schuppen und Depot» in die Luft. Zn Euxhanea srlbsi wurde eine große Anzahl von Fensler- Ichriben durch die Gewalt der Detonation eingedrückt. Technische Nochilse. Feuerwehr und Fuhrwerke wurden sofort zur HNseieistung aufgeboten, da der Bahndamm bei Groden gleichfalls beschädigt ward« und auch d« Zngv«kehr in» Stocken g«aten war. Heb« die Ursache de» Unglück? und die Iaht d« 0ps« konnte blsh« nicht» sesiaestttlt werden. Die Zahl d« Toten und Verwundete« wird bi» seht auf dreißig geschätzt. Zur Zeit de» Unglück» waren ungefähr 200 Arbeit« im Depot anwesend. Auch in Euxhavcn wurde eine Anzahl von V«sonen durch GIa«sch«be»»«letzt. Dt« Sxplofioasgescchr Ist noch nicht gehoben. Der Sond«b«ichterstatter des»Hamburg « Echo" drahtet aus Cuxhaven : Die erst« große Epxlosum«folgte nachmittag» 2 Uhr 38 Minu. ten. Während der Explosion befand sich d« Hamburger Zug in d« Nähe de» Depdts Und'passierte die Stelle in rasender Fahrt. Trotzdem wurden sämtliche- Scheiben zertrümmert. Auch w Cux » Häven sind sämtliche Schaufenster und ander« Scheiben zerbrochen. Ln Groden selbst wurden sämtliche Siedlungshäuser vollständig zerstört. etwa 100 Dächer abgedeckt und die Giebel zerschlagen. In einem Umkreis von etwa 3 Kilometern sind sämtliche Scheiben zertrümmert. Durch dos Herumfliegen van Schießbaumwolle wurden zweigroße Bauernhof ein vrand gesteckt. Wie durch ein Wund« ist bish« die Zahl d« gemeldeten Toten gering. Im Depot ist bish« nur ein Toter geborgen. vier weiter« sind noch nicht gefunden. Im Krankenhau« sind 13 Schwerverletzte und 84 Leichtverletzte eingeli-fert worden. Außerdem sind etwa hundert Personen verletzt, die sich in Privathäusern befinden. Unter den Letchtv«l«tzten be- findet sich euch ein Tntenteoffizier. Es hatte kurz vor der Explosion eine Besichtigung durch die Ententekommission stottge- funden. Der Sachschaden ist sehr groß und geht in die Millionen. Etwa Z0 Häuser müssen vollständig umgebaut werden. I, Cuxhaven sind verschiedene Kinder durch Glossplitt«»erletzt worden. Ueb« die Ursache d« Explosion ist noch nichts genaue» bekannt.