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Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 6.

Tokales.

Nach Rücksprache und im Einverständniß der betheiligten Parteigenossen des ersten Wahlkreises geben wir bekannt, daß von der Einberufung einer weiteren Versammlung in der Boykott frage Abst and genommen wird, nachdem von der großen Mehrheit der Berliner Parteigenossen die Aufhebung des Bontotts beschlossen worden ist. Die Vertrauensperson.

Dienstag, den 8. Januar 1895.

12. Jahrg.

Charakter zeigend. Es sind bereits in den letzten Wochen mehrere| Zurückführung in die Anstalt vor Augen sah, fing er auf der Todesfälle zu verzeichnen gewesen. Polizeiwache zu to ben an und zog sich durch sein un= Auf eine Petition des Grundbesitzer- Vereins vom geberdetes Verhalten so bedenkliche Kopf verlegungen Schönhauser Thor an das Polizeipräsidium hat Herr Polizei- zu, daß er nach einem Krankenhause gebracht werden mußte. Es hätte vielleicht manchen interessirt, im einzelnen zu erfahren, wie präsident v. Richthofen in einem Antwortschreiben mitgetheilt, es auf der Polizeiwache möglich ist, sich durch ungeberdetes Ver­Giebt es dort daß er die Nachrichten über die Zustände in dem Scheunenviertel halten bedenkliche Stopfverlegungen zuzuziehen. für übertrieben und die Wittheilungen über die einzelnen feine Mittel, welche so bedenkliche Folgen der Ungeberdetheit" Vorkommnisse in diesem Stadttheil für Phantasie gebilde verhindern können?

halte.

Ein Nachtstück. Hilfe! Mörder! Bauchausschlißer!" diese Ueber die ansehnlichen Gehälter der Pastoren in Silferufe ertönten in der Nacht zum Montag aus einem Fenster Berlin und der Provinz Brandenburg brachten wir vor einigen des Hauses Zimmerstr. 56 heraus und versetzten die Gegend in Tagen ein statistisches Verzeichniß. Als Kommentar hierzu fann große Aufregung. Hinzukommende Polizeibeamte fanden einen vielleicht folgende Annonce dienen, die wir im Lokal- Anzeiger" großen Zusammenlauf, in deffen Mitte ein junger Mann von vom letzten Freitag fanden:

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mehreren Mädchen beschuldigt wurde, daß er sie mit einem Messer habe erstechen wollen. Der Sachverhalt war nach den auf der Straße aufgenommenen Feststellungen folgender: Ein junger Mann, angeblich ein Beamter, hatte ein Mädchen besucht, als sich plötz­lich in dem Zimmer noch mehrere andere Personen männliche und weibliche einfanden. In dem Glauben, daß er sich in ge= fährlicher Gesellschaft befinde, zog er sein Messer, um sich in Vers theidigungszustand zu versetzen. Raum bemerkte die Gesellschaft die Waffe in feiner Hand, als man der Ansicht war, daß er im Be­griff gestanden habe, einen Mord zu begehen, wie er an der Hedwig Nitsche zur Ausführung gekommen ist. Daher erschollen Alle betheiligten Personen wurden denn die Schreckensrufe. nach der Wache des 39. Polizei- Reviers gebracht, von dort aber später nach Feststellung des Thatbestandes entlassen.

Die städtische Deputation für Kunstzwecke hat ihre erste Sigung in diesem Jahre gestern unter dem Vorsitz des Ober­bürgermeisters abgehalten. Beschlossen wurde, entsprechend den Vorschlägen der zu diesem Zwecke eingesetzten Subkommission, die Büste des verstorbenen Direktors der städtischen Wasserwerke, Gill, aufzustellen und zwar soll das dem Andenken des verdienstvollen Junges Mädchen als Stüße Tags über ohne Gehalt Mannes gewidmete Denkmal an der Hauptstätte seiner Wirksam gesucht. Paftor Lehmann, Stromstraße 36. feit, vor den Wasserwerken am Müggelsee, seinen Plaz finden. Wenn wir recht unterrichtet sind, so heißt es in der Bibel: Geplant ist ein von der Bronzebüste des Direktors Gill gefönter Feder Arbeiter ist seines Lohnes werth. Wir glauben nicht, daß Felsen dem sprudelndes Wasser Frische und Lebendigkeit verleihen die Weisheit des Evangelisten die Arbeiterinnen vom Lohn soll. Ferner hat die Deputation die Ausführung der vorgelegten hat ausschließen wollen. Modelle für das Postament der auf dem Alexanderplatz auf­zustellenden Kolossalfigur der Berolina und für Im Wedding - Stadttheil herrscht seit einiger Zeit die die Diphtheritis, zu der jetzt auch noch eine Scharlach. architektonische Umbauung des für die Gormannstraße beſtimmten Epidemie getreten ist. Geschwister von erkrankten Kindern Uechtriz'schen Wandbrunnens genehmigt. Dem Wunsche des Romitees für die Errichtung eines Denkmals für Schulze- werden vom Schulbesuch sofort dispensirt. Das Kaiser und Delitzsch nachkommend hat die Deputation beschlossen, dem Kaiserin Friedrich Kinder Krankenhaus in der Reinickendorfer Magistrat zu empfehlen, die Aufstellung dieses Denkmals auf dem straße ist von den kleinen Patienten überfüllt und die Todesfälle Plaz an der Neuen Jakob-, Köpenicker- und Inselstraße zu ge- erreichen täglich eine beträchtliche Höhe. statten. Ein Antrag, eine Ideenkonkurrenz für die künstlerische Ein Mord in der Kaserne? Das Intelligenz- Blatt" Einen schlechten Jahresabschluß hat, wie erst jetzt bekannt Ausschmückung des Lüßowplayzes auszuschreiben, wurde nach schreibt:" Die erschreckenerregendsten Gerüchte von einem un wird, der 47 Jahre alte Buchbindermeister Eduard Bänwinger längerer Diskussion auf ein Jahr vertagt, da die Mehrheit der erhörten Vorfalle, deren Wahrheit nicht zu kontrolliren ist, durch gemacht, der in der Stubenrauchstraße 4 zu Groß- Lichterfelde Deputation der Ansicht war, daß in bezug auf Ausschmückung eilten heut Vormittag die Prenzlauer Vorstadt. Ein Grenadier wohnt. Gin 14jähriger Neffe besuchte ihn am Sylvesterabend zunächst die im Osten und Norden der Stadt belegenen Bläge der 13. Kompagnie des Kaiser- Alexander Grenadier Regiments in seiner Wohnung, und Bänwinger bemerkte bald, daß der in Frage kommen. Der Antrag, den Andreasplak baldigst mit soll beim Exerziren in dem Exerzierschuppen an der Lothringer Junge eine Pistole in der Brusttasche trug, die sich bei näherer tünstlerisch ausgeführten steinernen Ruheſizen zu versehen und und Prenzlauerstraßen Ecke den dienstthuenden Offizier er Besichtigung als geladen herausstellte. Um nun den beabsichtigten dabei entsprechenden Figurenschmuck anzubringen, wurde an- stochen haben." Uns ist bislang keinerlei Bestätigung dieser Neujahrsunfug vorzubeugen der Onkel die Waffe genommen, und soll das Projekt der Deputation in ihrer nächsten sensationellen Nachricht zugegangen. entladen. Dabei ging der Schuß frühzeitig los und drang, nach­Sigung zur definitiven Feststellung vorgelegt werden. Die Be­schlußfaffung über das Projekt der Ausschmückung der Vorhalle mus in seiner modernen Größe und Gemeingefährlichkeit mit durch die Thür eines Schrankes und blieb in der Rückwand Mit dem Niedergang der Kultur, an dem der Kapitalis: dem das Geschoß Bänwinger's linke Hand erheblich verlegt hatte, im Mühlendamm- Gebäude mit farbigen Mosaitmalereien wurde bis zur nächsten Sigung vertagt. reißender Rapidität arbeitet, hört auch die Werthschäßung des stecken. Der Verletzte mußte sich sofort einen Nothverband an­Menschenlebens auf. Heute, wo dem Arbeiter feine Hoffnung legen lassen und fuhr noch an demselben Abend nach der Charitee, auf Verbesserung seines Looses im modernen Staate blüht, wo wo er sich noch in Behandlung befindet.

gegangen ist.

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Anscheinend an einem Herzschlag ist der in der Wall­straße 62 wohnende Tapezier Mustulus in der Nacht zum Mon­tag gestorben, der um Mitternacht bewußtlos vor dem Hause Mustulus stand im Alter Inselstraße 1 aufgefunden wurde. von 65 Jahren.

Durch eine Gasexplosion wurde am Sonnabend gegen Abend der Inhaber eines Kellergeschäfts in der Köpenickerstr. 35, Namens Stadler, schwer und zwei Gasarbeiter, Pohl und Frei, welche mit dem Umlegen der Leitung beschäftigt waren, leichter verletzt. Die Feuerwehr leistete ihnen Hilfe.

Von dem Segen des Schneefalls für die Arbeitslosen wiffen bürgerliche Blätter folgendes zu berichten: er hin und her geworfen wird zwischen oft unmenschlicher Aus: Bei einem Streit, den ein 18 Jahre alter Arbeiter in der 2400 Arbeiter sind zur Aushilfe für Straßenreinigungsdienst beutung und langer, elender Arbeitslosigkeit, wo die letzten Reſie Hildebrandt'schen Chokoladenfabrik am Sonnabend hatte, stieß seit Sonnabend von der Stadt eingestellt. Ca. 800 Personen des Mittelstandes erbarmungslos von der allmächtigen Großer einem um zwei Jahre älteren Arbeitskollegen ein Brotmesser beschäftigten am Montag Morgen die drei Berliner Pferdebahn- industrie zermalmt werden, wo der Kapitalismus diese seine in die Brust. Der Verletzte mußte in ein Krankenhaus bea gesellschaften, um einigermaßen den Verkehr auf den Geleisen weltgeschichtliche Vernichtungsarbeit in einem Meer voll Thränen fördert werden. aufrechterhalten zu können. Seit Montag Morgen sind rund der Verzweiflung vollzieht, heute greift manches der vielen Opfer 1000 Lastivagen bis gestern waren es nur 500 mit der dem Entwicklungsgange vor und macht dem Glend mit kurzem Arbeiterrisiko. Auf dem Bau Spandauerstr. 17 waren am Abfahrt von Schnee beschäftigt; bis Sonntag Morgen waren Strich ein Ende. Und da es zuviel ist, seine Angehörigen in der Montag gegen Mittag mehrere Arbeiter beim Abladen einer ca. 6000 Fuhren Schnee nach den städtischen Abladeplägen ge- alten Troftlosigkeit weiter der lang genug durchgekosteten Folterung 20 Bentner schweren Aufzugsmaschine beschäftigt, welche von der schafft worden, vom heutigen Tage an werden täglich 5-6000 preis zu geben, so ist es Gebrauch geworden, sie gleich mitzu- Lißmann'schen Maschinenfabrik, Chauffeestr. 28b, geliefert worden Fuhren Schnee aus der Reichshauptstadt entfernt werden. Zum nehmen. So sind die Familiendramen entstanden, die bis vor war. Die Maschine kam plöblich zum Fallen und begrub den Reinigen der Höfe und Bürgersteige sind von den Hansbefizern furzem noch etwas Sensationelles an sich hatten. Es scheint aber, 51 Jahre alten Arbeiter Karl Rademann aus der Swinemünder mindestens 1200-1500 Mann angenommen worden, sodaß durch daß diese Massentödtungen bald neben den kleinen Bränden eine straße 33 unter sich. Der Verunglückte wurde mit zerschmettertem den Schneefall der letzten Tage nicht weniger als 5000 Personen stehende, und daher kaum beachtete Rubrik im Polizeibericht Brustkasten hervorgeholt und starb bereits nach wenigen Minuten. Beschäftigung gefunden haben. Im Durchschnitt erhielt der bilden sollen, so häufig werden sie neuerdings unter dem Zeichen Arbeitslose für seine Leistung 2 M. pro Tag, sobaß also der modernen Mordkultur. lediglich an Arbeitslöhnen 10 000 M. pro Tag gezahlt werden." Ein derartiges Familien drama hat sich wieder am Sonn­Ueber die thatsächliche Wirkung des Schneefalls auf die abend Abend in dem Hause Fichtestraße 30 abgespielt; der nahezu Arbeitslosigkeit wollen wir nur ein einziges von uns beobachtetes 41 Jahre alte Bankbuchhalter Gustav Kreibig hat seine 34 Jahre Beispiel anführen. In der Zoffenerstraße waren am Montag in alte Gattin mit deren Einverständniß getödtet und dann der Frühe etwa 250 Arbeiter versammelt, die alle hofften, infolge Sand an sich selbst gelegt. Das tinderlose Ehepaar, das des Schneefalls Beschäftigung zu finden. Ausgewählt wurden feit etwa 13 Jahren verheirathet ist, hat ohne Sorgen und glück aus dieser Masse ganze 14 Mann. Das genügt wohl. lich gelebt und hatte seit mehreren Jahren die im zweiten Stock Mit den pekuniären Verhältnissen der Großen Verliner belegene Wohnung inne. Kreibig war seit etwa 20 Jahren Pferdebahn- Gesellschaft scheint es durchaus nicht so glänzend Buchhalter in dem Bleichröder 'schen Bankgeschäft und hat in der bestellt zu sein, wie das Publikum im allgemeinen annimmt. Am ersten Zeit seiner Ehe dem bestehenden Verbot zuwider auf eigene Ein gewaltiger Feuerschein war in der Nacht von Sonns Montag fonnte nur die Hälfte der sonst in Betrieb befindlichen Hand Spekulationsgeschäfte an der Börse betrieben. Wie er abend zu Sonntag über dem nordöstlichen Horizont verbreitet. Wagen fahren. Theils war hieran das Schneewetter schuld, das seinen Angehörigen mitgetheilt hat, ist dieser Umstand kürzlich in Wie wir erfahren, handelt es sich um ein größeres Schadenfeuer den Verkehr schwer hemmte, theils hatte aber die Stockung einen dem Bankgeschäft bekannt geworden und hat dahin geführt, daß in dem hinter Weißensee belegenen Dorfe Lindenberg, woselbst in anderen Grund. Wie uns nämlich ein Schaffner mittheilte, war Streibig plöglich zum Januar aus seiner Stellung entlassen wurde. tein Salz zum Bestreuen der Schienen mehr vorhanden; die Sei es nun, daß die Sorge um die Zukunft, sei es daß Scham der Nacht zu Sonntag die Scheunen und Stallungen des Bauern­Gesellschaft hat anscheinend nicht genug Anlagefapital, um dies und Aerger über die Entlassung auf das Ehepaar eingewirkt gutsbesitzers Gatow in Flammen aufgingen und völlig nieder­im Winter nothwendige Streumittel in genügenden Mengen vor- haben, soviel steht fest, daß Mann und Frau gemeinsam zu sterben brannten. Bei den Rettungsarbeiten, an welchen sich die frei­räthig zu halten. Vielleicht erleben wir es heute, daß der Ver- beschlossen. Nachdem Kreibig seinen Schwiegervater, einen Rentner willigen Feuerwehren der umliegenden Ortschaften betheiligten, erlitt ein Mann durch einen herunterstürzenden Balfen erhebliche tehr gehemmt bleibt, weil der Gesellschaft der Sand aus- Adolf Posse aus der Holzmarktstr. 50a, sowie feinen Schwager, Berletzungen am Kopf und an der Brust und mußte in ein den Bäckermeister Fessel aus der Schüßenstraße 44/45 brieflich hiesiges Krankenhaus geschafft werden. dem Entschluß benachrichtigt hatte, hat er seine Wie unzulänglich der ganze Dampfbahn- Betrieb im von Echiver verleht hat sich Montag früh der Barbier Scheer, Straßenverkehr ist, hat wieder einmal in besonders schlagender Gattin im Bette durch einen Revolverschuß in das Herz Weise der Schneefall der letzten Tage bewiesen. Obgleich der getödtet und sich darauf in seinem Bette in die rechte Schläfe Brückenstr. 10a. Bei dem Versuche, ein ausgebrochenes Feuer zu Schnee bis Sonntag Mittag taum mehr als einen halben Fuß geschossen. Als die Angehörigen gleich nach dem Eintreffen der löschen, erlitt er schwere Brandwunden am Arm und an der Hand. hoch lag, trat doch bereits am Freitag bei der Dampfstraßen- Unglücksbotschaft nach der Fichtenraße eilten Polizeibericht. Am 5. d. M. vormittags erhängte sich ein Bahn im Westen und in den westlichen Vororten von Berlin 6 Uhr Abends- fanden sie beide Eheleute todt auf. Der von eine derartige Verkehrsstockung ein, daß von einem fahrplan- dem Vorfall benachrichtigte Polizeilieutenant Leisterer hat den Mann in seiner Wohnung in der Waldemarstraße. Nachmittags mäßigen Verkehr überhaupt keine Rede mehr war, troydem die Thatbestand als Vorstand des 47. Polizeireviers sofort fest- siel in der Brunnenstraße ein Knabe unmittelbar vor einem Ge­schwereren Züge mit zwei Maschinen führen. gestellt, die Leichen nach dem Schauhause bringen lassen und die schäftswagen hin und wurde durch Ueberfahren schwer verletzt. Wohnung für die Gerichtskommission unter Verschluß gelegt. In In der Manteuffelstraße gerieth ein Mädchen unter einen Zu der Feiertagsarbeit im königlichen Schloß hat sich dem Hause selbst hatte niemand von dem Vorgange etwas be- Geschäftswagen und erlitt mehrere Knochenbrüche. Im Keller außer dem Volk" bislang nur noch die Kreuz- Zeitung " geäußert. merkt. Streibig hinterläßt noch seine alte verwittwete Mutter, des Hauses Köpnickerstr. 35 entzündete sich beim Ableuchten einer Dies Blatt schreibt:" Daß am Bußtage im Schloffe gearbeitet die in der Fidicinstraße wohnt. Die Leichen dürften, da es sich fehlerhaften Gasleitung das ausgeströmte Gas. Der Bewohner worden ist, ist durch das Stillschweigen der Schloßbauverwaltung nicht um die Verfolgung eines Schuldigen handelt, demnächst des Kellers und zwei Gasarbeiter erlitten dabei anscheinend nicht zugestanden worden. Wir können auch in diesem Falle nur unser durch die Staatsanwaltschaft freigegeben werden. gefährliche Brandwunden an Kopf und Händen. Außerdem wurde Bedauern aussprechen, daß gerade im föniglichen Schlosse der gleichen vorkommen mußte." Das Blatt mit dem heuchlerischen Vom Heilserum. Durch kaiserliche Verordnung vom einiges Mobiliar beschädigt. In einem Geschäftslotal in der Augenaufschlag, der pfäffische Reichsbote", schweigt, wie er 81. Dezember ist auf grund des§ 6 der Reichs- Gewerbe- Ordnung Taubenstraße stürzte ein Arbeiter durch die Fahrstuhlthür zu der Bußtagsentheiligung im Schloß fromm geschwiegen hat. bestimmt worden, daß Serum antidiphthericum( Diphtheriserum) hinunter und blieb todt liegen. aus dem 3. Stock bis auf die Sohle des Fahrstuhlschachts In seiner Wohnung, in der Auch die Klerikale Germania " hat noch keine Beit gefunden, sich denjenigen Droguen und chemischen Präparaten hinzutritt, welche Fichtestraße, wurde ein Ehepaar erschossen vorgefunden. Es liegt mit der letzten Verfündigung gegen das dritte Gebot zu befassen, nach der Verordnung, betr. den Verkehr mit Arzneimitteln, nur Selbstmord vor. Am 6. d. M. vormittags stürzte ein Kauf­mann beim Herunterlassen der Jalousie vor seinem Geschäftslotal Mit der Feiertags- und Ueberstundenarbeit im tönigin Apotheken feilgehalten oder verkauft werden dürfen. lichen Schlok hält so ziemlich die Arbeitsmethode gleichen Die Verhaftung eines angesehenen Rirdorfer Landwirths in der Kommandantenstraße von der Leiter und brach den Ober­Schritt, die an der Ringbahnstrecke Treptow Rig namens Kleidermann erregt im benachbarten Rixdorf allgemeines schenkel. dorf zur Zeit geübt. wird. Es wird dort der Bahndamm ver- Aufsehen. Kleidermann, ein äußerst frommer Christ" und eifriger breitet; die Maurerarbeiten sind zum theil an den Unternehmer Kirchengänger, wird beschuldigt, sich wiederholt gegen seine noch Gestrig vergeben. Die drei Polire, welchen Herr Gestrig die schulpflichtigen Nichten in sittlicher Beziehung schwer vergangen Aufsicht übertragen hat, arbeiten nun, trotzdem wohl tausende zu haben. Die Einzelheiten, die hierüber folportirt werden, sind arbeitsloser Maurer auf der Straße herumlaufen, mit ihren so haarsträubender Natur, daß sich auch eine Andeutung hier Arbeitern fast unausgesetzt bis in die Nacht hinein. So dauerte verbietet. Kleidermann ist vorläufig im Rigdorfer Gerichts: Stationen. die Arbeitszeit in der Woche vom 16. bis 22. Dezember v. J. gefängniß untergebracht werden. umschichtig entweder von morgens 71/2 Uhr bis nachts 12 Uhr, Bei dem Näuber Otto Erpel, der täglich gefesselt dem oder von mittags 1 Uhr den Abend und die Nacht hindurch bis zum Untersuchungsrichter zum Verhör vorgeführt wird, sollen 62 000 M. nächsten Morgen 6 Uhr. Am Sonntag, 23. Dez., wurde von früh 71/2 Uhr in Papiergeld und Werthpapieren vorgefunden worden sein. Aus bis 11 Uhr und sodann von nachmittags 4 Uhr bis zum nächsten welchen und wie vielen Diebstählen dieses Vermögen stammt, ist Morgen 7/2 Uhr gearbeitet; ähnlich war es am Sonntag vor noch nicht ermittelt. Neujahr, wo die Arbeitszeit morgens von 71 bis 10 Uhr und nachmittags von 4 Uhr bis abends 10 Uhr dauerte.

Die Maurer sind der Ansicht, daß sowohl der Einstellung von mehr Arbeitskräften technisch nichts im Wege steht, als auch, daß es sich ganz gut möglich machen ließe, in Tag und Nacht schicht zu arbeiten. Wozu also diese wahnwize Ausnutzung einzelner Arbeiter, wo Arbeitskräfte in Hülle und Fülle zu haben find? Meint Herr Gestrig etwa, daß er, weil er vom Bahn fistus beschäftigt wird, es nun auch in der Ausnuzung der Arbeitskraft dem Staat der Sozialreform gleichthun muß?

Die Jufluenza graffirt gegenwärtig wieder stark in Berlin und tritt besonders stark im Nordosten auf, vielfach einen heftigen

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es war gegen

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Witterungsübersicht vom 7. Januar 1895.

Swinemünde . Hamburg

Berlin

Barometer

stand in mm,

reduzirt auf

d. Meeressp.

Windrichtung

Windstärke

( 1-82121783

Wetter

Temperatur

( nach Celsius

( 16 of Dog BLA8T666227

747

OND

750 747

NO

Schnee bedeckt

SW

Wiesbaden.

751

Still

Schnee bedeckt

4

749

SED

Dunst

-17

750

NW

bedeckt

759

WNW

heiter

758

Schnee

-

759

N

760

N

halb bedeckt bedeckt

751

NND

wolkig

Im weiteren Verlauf der Erpel'schen Affäre soll in München Rüdersdorf der Schiffer Herm. Schilski und der Schiffsbauer- Wien Gefelle Paul Scherfling als Diebesgenosse verhaftet und in das Haparanda Petersburg Berliner Gefängniß gebracht worden sein.

Cork.

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Ein Berliner Kulturbild. Es wird berichtet: Gin Aberdin. flüchtiger Arbeitshäusler ist am Sonntag Nachmittag im Bereich Paris des 25. Polizeireviers von einem Schußmann eingefangen worden. Der Gefangene Wilhelm Martin ist vor etwa sechs Monaten aus der Wetter- Prognose für Dienstag, 8. Januar 1895. Anstalt entwichen und konnte bis jetzt nicht wieder ergriffen werden. Langsam aufklärendes Wetter mit etwas strengerem Frost Der Beamte sah nun einen Mann von Haus zu Haus betteln und schwacher Luftbewegung; teine oder unerhebliche Nieder­Berliner Wetterbureau. und brachte ihn nach der Wache. Als er sich entdeckt und seine schläge.