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Wo sind denn die positiven Ziele der KPD.  ? Der ihre Begeisterung bald einem argen Ratzenjammer weichen, Schlachtruf Alle Macht den Räten!" ist längst verstummt. der heute das hervorragende Charakteristikum der ganzen Niemand wagt es mehr, Sowjet- Rußland als Vorbild zu Rechtspresse bildet. empfehlen. Berstummt ist der Lobgesang auf die brutale Ge­walt, mit der die Diftatur des Proletariats" perwirklicht Die bürgerliche Arbeitsgemeinschaft. werden soll. Bersuche größeren Stils, mit Gewalt vorwärts BTB. meldet: Vertreter der drei Reichstagsfrattionen, zu kommen, sind seit dem schmachvollen Zusammenbruch des der Deutsch   demokratischen Partei, der Deutschen Märzverbrechens von 1921 unterblieben. Und wozu sollte Volkspartei und des Zentrums, traten heute zusam­Gewalt auch angewendet werden? Um Koenen und men, um die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft zu Höllein zu Diktatoren Deutschlands   zu machen? Das ist beraten. Die Besprechungen ergaben Einigkeit darüber, daß cine Borstellung, die in Deutschland   nur Gelächter erregen eine Arbeitsgemeinschaft der verfassungstreuen Mitte geschaf fann und mit der man sich selbst in Moskau   faum be- fen werden solle, daß sie jedoch weder die Selbständig freunden dürfte Denn es gibt teine größeren Verächter des feit der einzelnen Fraftionen noch einen Bürgerblod deutschen   Kommunismus als die russischen Bolschewik.i im Gegensatz zu der sozialistischen   Arbeitsgemeinschaft dar­Ist erst die alte einige Sozialdemokratie wieder hergestellen folle. Die beabsichtigte Arbeitsgemeinschaft soll dazu stellt, dann wird es gar nicht lange dauern, bis auch die bestimmt sein, auf der Grundlage der bestehenden republi. meisten tommunistisch gesinnten Arbeiter den fanischen Verfassung die deutsche Politit nach außen Weg zu ihr zurückfinden werden. Diese Arbeiter werden be- und innen stetiger und fester zu gestalten und die parlamenta­greifen, daß es feinen 3wed hat, sich mit einem heißen Ge- rischen Arbeiten zu vereinfachen und zu erleichtern. Die Ver­fühl im Herzen in die Einsamkeit zurückzuziehen, sondern daß handlungen werden fortgesetzt. nur derjenige seiner Idee und seiner Klasse nüßen kann, der im Ganzen und mit dem Ganzen wirft. Der wäre fein Sozialdemokrat, der nicht begriffe, daß es viele geben muß, denen alles zu langsam geht, die ungeduldig vorwärts drän­gen und sich mit dem Erreichten nie zufrieden geben können. Auch für sie muß Blaz sein in einer großen geeinigten Partei. Nur der Gesinnungsschmutz muß heraus, der durch ewiges Verratsgeschrei die reinen Absichten ruhiger über­legender Kameraden besudelt, mit jener Konfusion nuß ge= brochen werden, die da meint, schimpfen und wieder schimpfen sei das richtige Mittel, um die Welt vorwärts zu bringen.

Schimpfen und wieder Schimpfen, das ist auch das ein­zige, was die armseligen Geister der KPD  . dem großen Ginigungswerk entgegenzustellen haben. Aber, wenn dieses Wert mißlänge, welches Jubelgeschrei würden sie dann erheben! Denn der Kommunismus und die Re| aktion- auch darin sind sie eines Sinnes, daß sie nichts so sehr fürchten wie die Wiedererstehung einer großen einigen Sozialdemokratischen Partei!

Die Spaltung der Rechten.

Die Bresse der Rechten ist über das gleichzeitige Aus­scheiden Düringers und Hennings aus der Deutsch­nationalen Partei einigermaßen verwirrt. Einen Schlüssel zum Verständnis dieses überraschenden Doppelvorgangs liefern die Scherl- Blätter, indem sie behaupten, der Hinauswurf Hen­nings aus der Partei sei nur auf dessen persönliche Art, fich politisch zu betätigen", zurückzuführen, die Partei als folche bleibe aber pölfisch eingestellt". Eben Deswegen, weil er mit dieser, pöllischen Einstellung" nicht zu frieden sei, habe Düringer die Partei verlassen. Wie die Boff. 3tg." wissen will, wird der linke Parteiflügel, der Düringer nahesteht, demnächst im Rheinland   zu einer Sondertagung zusammentreten.

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Franken abwehrbereit.

Unsere Genossen in Franken stehen, für jede Möglichkeit gerüstet, treu zur Republik   bereit. Sie veröffentlichen heute den folgenden Aufruf:

Republikaner  ! Republikanerinnen! Arbeiter! Arbeiterinnen! Angestellte! Beamte!

gegen das Fenster seines Bersteds abgefeuerten Revolverschuß tödlich getroffen worden sei. Eine amtliche Bestätigung dieser Version mar bisher nicht zu erlangen. Indessen dürfte die gerichtsärztliche Ob­duktion der Leichen, die bereits stattgefunden hat, unbedingt Klar­heit darüber verschaffen. Denn es ist für Sachverständige verhält­

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nismäßig einfach, festzustellen, ob der Revolverschuß aus einer Ent­fernung von wenigen Zentimetern oder von mehreren Metern ab­gefeuert wurde. Im letzteren alle kann es sich eigentlich nur um daß letztere Annahme zutrifft einen Zufallstreffer handeln. Es wird vermutet vorausgesett, in Erkenntnis der Zwecklosigkeit weiteren Widerstandes die Waffe daß letztere Annahme zutrifft, daß Fischer aus Verzweiflung und in Erkenntnis der Zwecklosigkeit weiteren Widerstandes die Waffe gegen sich selbst gerichtet hat.

Die ganze Frage ist jedoch höchstens von einigem psychologischen Interesse, für uns bleibt die Tatsache entscheidend, daß es den Mör­dern nicht gelungen ist, sich dem Arm der Gerechtigkeit zu entziehen. Mag auch der Tod stets ein gewiffes verföhn.ndes Moment in jeden Rampf bringen, das Verbrechen, das tie Mordgefellen nicht nur an Rathenau  , sondern am ganzen deutschen   Wolfe begangen haben, ift fo furchtbar, daß wir uns in der Beurteilung der beiden Toten von Burg Saaled durch feinerlei sentimentale Erwägungen beirren lassen. Die volksparteiliche Zeit" veröffentlichte gestern eine aus­führliche Schilderung dieses Endtampfes durch einen Augenzeugen, die sowohl nach dem Inhalte mie auch nach der ganzen drucktechni­schen Aufmachung offensichtlich die Tendenz verfolgte, Stimmung für die beiden Täter zu machen, deren legtes Wort gewesen sein soll,

daß sie für ihre Ideale" starben. Dagegen muß entschieden Ber­wahrung eingelegt werden. Das einzige Moment, das zur Ent­lastung der Mordbuben allenfalls angeführt werden könnte, das ist, daß die nicht minder schuldigen intelleftuellen Urheber des Berbrechens strafrechtlich nicht zu faffen find. Nur der eine Ge­sichtspunkt, daß manch anderer Verbrecher sich des Lebens erfreuen darf, der die Ideale" propagiert hat, für die Fischer und Kern ihre Haut zu Markte trugen, läßt das Geschid dieser beiden elenden Werkzeuge in einem relativ milderen Lichte erscheinen.

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Wir begreifen Eure Aufregung wegen der Haltung der baye­ rischen   Regierung, als es den Schutz der Republit galt. Wir waren erstaunt über die Stellungnahme der Bayerischen Volkspartei  , als Leben und Ansehen des Deutschen Reiches, des deutschen Boltes in Frage gestellt waren. Wir kennen alle Gerüchte, die von Hof und Aschaffenburg   bis nach Lindau   und Passau   die Arbeiterschaft er­regen. Wir wissen, daß dunkle. gewissenlose Gestalten das deutsche Bolt ins Unglück stürzen wollen, selbst vor dem Bürgerkrieg nicht zu­rückschrecken und Deutschland   zerreißen wollen. Wir wissen, daß Unflar ist noch die Rolle, die der ständige Bewohner von Burg unter der Maste der Bertreter bayerischer Sonderinteressen und Saaled, der deutschnationale Schriftsteller Dr. Stein, in der An­bayerischer Landeseigentümlichkeiten die Ludendorff und gelegenheit gespielt hat. Dieser hat sich, nach allen bisher vor­Bauer, Ehrhardt und ähnliche Männer den Gegensatz liegenden Berichten, in Widersprüche verwickelt. Er gibt an, daß zwischen Bayern   und dem Reich pflegen. Wir wissen, er mit seiner Frau nach Nauheim   und München   gefahren ist, Da er daß die von der Rost des Miesbacher Anzeiger" und ähnlichen jedoch bevor die Mörder in Saaled eingetroffen seien. Zeitungen Genährten feine höhere Aufgabe sehen, als das Ur aber die Wohnung versperrt haben will und die Täter in diesem bild der Sittlichkeit, den Kronprinzen Rupprecht, zum Falle nicht hätten hineinkommen fönnen, wird sich wohl diese Version kaum aufrechterhalten lassen. Der Berdacht der Be­Landesvater Bayerns   zu machen. Arbeiter Frankens, seid ruhig, fühl und nüchtern! günstigung hat fich angesichts dieser Tatsache derart verstärft, Die Männer, denen Ihr das Bertrauen geschenkt habt, werden daß seine Verhaftung aufrechterhalten und er nach Berlin   gebracht fich dieses Vertrauens würdig erweisen. Sie werden Euch auf wurde. Die Deutschnationale Boltspartei beeilt sich natürlich, von rufen, nicht zu Worten, sondern zu Taten, zum Eintreten ihm abzurüden: er sei nicht Parteifefretär in Bad Kösen   gewesen, mit Eurer ganzen Persönlichkeit, zum Einstellen aller unserer Kraft da es dort kein deutschnationales Parteisekretariat gebe, und er fei für die in Bayern   immer wieder aufs neue bedrohte, in den Kot ge- nicht Mitglied der Deutschnationalen Partei und habe seit Januar 30gene, gefährdete deutsche Republik. Auf dem Boden der Ver- 1920 feinerlei Verbindung mit ihr. Aehnliches murde u. a. auch von faffung werden wir alle abwehren, die gegen die Einheit des dem Mordanstifter Günther behauptet, obwohl es feststeht, daß Reiches irgend etwas sagen. Wir lassen uns nicht provozieren, wir letzterer mit hervorragenden Führern diefer Partei in regem Verkehr werden aber jedem ernsten Feinde der Republik   die proletarische stand. Unter diesen Umständen ist dieses Dementi ebenso belanglos Treue zur Freiheit und Einigkeit Deutschlands   entgegenstellen. wie die früheren.

Wir werden uns, wenn die Vorbereitungen der Gegenrevolutio­näre zur Tat gedeihen sollten, so verhalten, daß uns die Sympathien aller Republikaner   in Bayern   und im Reich und aller, die geordnete Entwicklung und die Gefundung unseres Boltes Erstrebender, sicher sein sollen.

Auf der anderen Seite werden sich die ,, Bölkischen" taum damit beruhigen lassen, daß man ihnen sagt, sie dürften in der Partei bleiben, wenn sie sich von den schlimmsten Kra­feelern wie Henning trennen wollten. Auch die Kreuz zeitung  " rechnet damit, daß nun auch Wulle und Graefe aus der Partei ausscheiden werden und das, sagt sie selbst, Wir sind bereit, die würdigen Vorfämpfer der Republik   zu sein. würde die Spaltung bedeuten". Ein Mittagsblatt 23ir sind sicher, daß wir in der Abwehr der Monarchie in Franken weiß denn auch schon von der bevorstehenden Gründung einer nicht allein stehen werden, da jeder, der die alten Zustände und ,, Deutschvölkischen Partei" zu berichten, als deren führende Kriegsgefahren nicht zurückkehren lassen will, zum Kampfe bereit Geister neben Henning, Wulle und Graefe, auch Graeffein wird Thüringen  , Bruhn, Bazille und Herr Quaak ge­nannt werden, der bisher bekanntlich der Frattion Strefe= mann als hervorragende Zierde angehörte.

Im allgemeinen zeigt sich die Rechtspresse angesichts der beginnenden Auflösung der Deutschnationalen Partei äußerst niedergeschlagen. Nur die Tägl. Rundschau" begrüßt den Entschluß der Partei, mit den Völkischen reinen Tisch zu machen. Aber da dieser Beschluß gar nicht besteht, dürfte auch

Die neue Reichsmünze.

In diesem Sommer werden im Deutschen Reich neue Stücke Hartgeld im Werte von 1-5 M. zur Ausgabe kommen. Das Reichs­finanzministerium batte zur Erlangung eines Entwurfs die Mittel für einen Wettbewerb unter 12 Künstlern bereitgestellt und das Breisgericht entfchied sich für die Entwürfe des Münchener   Profeffors Josef Waderle, der dann seinen Münzadler den gestellten Be­dingungen entsprechend noch weiter umgestaltet hat. Ueber diesen Münzabler äußert sich der Reich stunstwart Dr. Redslob in der soeben erscheinenden Nr. 3 seiner Mitteilungen" folgender­maßen:

Die Münze ist wirklich aus einem Guß", und der Adler ist durchaus plastisch empfunden. Alles ist auf Linien und Umrisse ge­stelit. Das reichste und wirkungsvollste Motiv ist die Gestaltung der Schwingen, deren drei äußere, energisch erhobenen Federn von der Seite her eine starte plastische Wirkung schaffen und zugleich dem Ganzen eine an getische Ueberwölbung erinnernde Geschlossenheit geben. Auch die vielfache Abstufung des Gefieders an Schwingen, Körper und Schwanz verstärkt die Reliefwirkung. Troß der geringen Modellierungsmöglichkeiten des heutigen Geldes, das in Rollen zu= fammengelegt werden muß, ist das Aeußerste von Biaftit erreicht. Beachtet man das geglückte Zusammengehen der flaren Schriftfeite mit der Adlerseite, so wird man verstehen, warum gerade dieser einprägsemen Lösung gegenüber anderen Vorschlägen der Vorzug gegeben werden konnte.

Bezirksverband Franken der SPD  .

Das Rätsel von Burg Saaleck  .

In verschiedenen Zeitungen und Korrespondenzen wird überein­stimmend berichtet, daß entgegen der ursprünglichen Annahme nur Fischer Selbstmord begangen hat, während vor ihm Kern bereits durch einen von einem Halleschen Kriminalbeamten von unten Liebermann- Anekdoten.

In den achtziger Jahren begegnete Liebermann in München   einem Bekannten, der in Gesellschaft eines Freundes, eines Generais a D., war. Liebermann wurde dem General   vorgestellt und die drei spazierten gemeinsam weiter. Da das Gespräch fich gleich der Malerei zuwandte, fragte der General Liebermann, ob er Maler sei. Als die drei nach einer Weile im Hofbräuhaus landeten, hörte die bedienende Kelinerin zufällig den Namen Liebermann und fragte: Berzeihen's die Nachfrag': sind Sie halt der Maler Mar Liebermann aus Berlin  ?"" Ja, der bin ich fchon," antwortete der Künstler. Schaun's, dös ist mir aber a Freud  '," rief die Kellnerin, a so a berühmten Künstler zu bedienen." Der General hatte den Vorgang erstaunt verfolgt und meinte: Na, in diesen Kreisen scheinen Sie ja recht befannt zu sein!" Ein Kollege untersuchte sehr genau eine Zeichnung Lieber­manns und fragte, wie er technisch gearbeitet hätte, ob er mit einem harten oder weichen Bleistift zeichne. Liebermann antwortete:" Mit Talent."

Zu einem Bildnismodell, das mit der Aehnlichkeit nicht recht zufrieden war, foll Liebermann gefagt haben: Biffen Sie, ich habe Sie ähnlicher gemalt, als Sie find."

Ein Ausspruch Menzels vor Liebermanns Flachsscheuern": Das ist der einzige, der Menschen macht und feine Modelle." Liebermann vor Rembrandts   Nachtwache":" Wenn man Franz Hals   sieht, bekommt man Lust zum Malen, wenn man Rembrandt  ficht, möchte man es aufgeben."

Liebermann über den Nutzen der Kunsthistoriker: Die sind gar nicht so überflüssig Wenn die nicht wären, wer follte uns Künstlern wohl nach unserem Tode unsere schlechten Bilder für unecht er­

flären!"

In der Zeit des Kampfes um den Impreffionismus wurde Liebermann nach seiner Meinung über den lautesten Gegner der neuen Runft, über Anten v. Werner gefragt. Er antwortete: Id fage immer, wenn Anton Werner   ooch ohne Hände seboren worden wäre Denn hätte er doch die jrößte Schnauze!"

Uebrigens war auch die Auseinandersetzung mit dem bisher vorliegenden Münzadler nicht leicht, denn der Münzadler der 70er und 80er Jahre stellte im Gegensatz zu dem Stempelabler der da­maligen Zeit eine durchaus reife Lösung vor. Durch Ordenstette und Herzschild hatte er eme bestimmte Mitte, von der aus leicht die übrigen Formen entwickelt werden konnten. Aber gerade darum bleibt ein Bergleich dieses Adlers mit dem von Baderle außer= Die Flucht vor der Sentimentalität. In einem Artikel, den ordentlich fehrreich. Der bisherige Adler zeigt ein Gewirr von ein alter Rathenau über Mar Liebermann vor fünf zelnen Linien und Formen, das sich durchaus nicht einprägt. Den Jahren in der Zeitschrift Kunst und Künstler" veröffentlichte, findet Abler von Wackerle braucht man nur einmal gefchen zu haben, man sich folgende charakteristische Stelle: wird ihn nicht wieder vergessen. Der seitliche Abschluß der Schwin- Eines Abends faß ich in seinem Arbeitszimmer, das neben gen ist ein so fraftvolles Motiv, daß es fest im Empfinden haften dem Brandenburger Tor   liegt und weit über den Tiergarten blidt. bleibt. Es ist kein Strich an dem Ganzen, der nicht gesehen und Er hatte in seiner formpollen, bildhaften Art einen Aufsatz über auch behalten werden könnte. Demgegenüber sei daran erinnert, feinen holländischen Meister Ifraels geschrieben und las mir das daß es früher eine bekannte Scherzfrage war: wieviel Adler fich auf Manuscript   vor. Am Schluffe fragte er in dem gehackten Berliner der Rückseite des Talers befänden. Es waren 17, aber mir ist nie- Tonsoll, den er mit einiger Absichtlichkeit liebt: Na, wat sagste mals jemand begegnet, der diese Bahl aus dem Gedächtnis richtig dazu?" hätte fonftruieren können. Man fem auch höchstens durch gegen­Ständliche Ueberlegung, nie aber durch die Erinnerung des Auges zu wartet, und das kam nicht." Ich fagte: Famos; aber ich habe immer auf ein Wort ge­einem annähernd richtigen Ergebnis.

Wenn nun die Notwendigkeit anerkannt werden muß, in den wichtigsten Formgebungen des Reiches ein Stüd unbewußter Er­ziehung des Auges zu betätigen, io wird man die Lösung Wacerles fehr begrüßen können. Das Stüd prägt sich dem Auge, ja mehr noch den Muskeln des Betrachters stark ein; es ist ein Wahrzeichen, bas eine einfache und flare Sprache redet,

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Das Wort: Gemüt."

Im Druck las ich später ein anderes Wort, das mir aus der Borlesung nicht erinnerlich war, das fühlere und auf Ifraels, wie ich glaube, meniger zutreffende Wort: Phantasie. Aber ich verstand, daß Liebermann den wärmeren Klong vermeiden mußte: er schien ihm sentimental

Die Schutzgesetze im Reichsrat.

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Die Gesetze zum Schuhe der Republik   werden heute vor mittag im Ausschuß des Reichsrates und am Nachmittag im Plenum beraten werden. Falls der Reichsrat auf sein vierzehntägiges Einspruchsrecht verzichtet was sicher er­scheint- werden die Gesetze am Ende der Woche im Reichsanzeiger erscheinen und damit in Kraft treten. Unmittelbar danach werden das Reichsjustiz und Reichs­innenministerium die Ausführungsbestimmungen, die sich in der Hauptsache auf den Staatsgerichtshof und die Bestimmun­gen über die Presse und Bersammlungen beziehen, aus­arbeiten.

Hinrichtung der Mörder Wiljons. Die Mörder des Marschalls Wilson werden am 7. oder 8. August in London   hingerichtet werden.

Bewußt oder nicht; wenn seine Gefühlseinstellung sich in eine Formel fassen ließ, so war es diese: Flucht vor der Senti­mentalität". Darin lag die Abkehr von einer überalteten Epodje, von der totgesagten Romantik, die nicht sterben wollte und in der deutschen Familienkunst nistete. Die alte Handwerkerkunst war start und fromm gewesen, die jüngere Hoffunst virtuos und glän­zend, die Kunst des erwerbenden Bürgertums, des Salons, der bourgeoisen Dame und des Pensionats wurde sentimental. Darin lag aber auch ein Selbstschuß gegen eigene Weichheit; eine Härte gegen sich selbst, wie starfer Wille sie liebt."

Berbolene Pogrom- Filme. Wir berichteten vor einiger Zeit von einer Nationalen Filmschauspiel- Gesellschaft" in Leipzig  , die nationale", sprich antisemitische oder Hezfilme herstellt. Diese Filme sind jetzt, wie die Lichtbild- Bühne" erfährt, verboten worden, da sie durch ihren verheßenden Inhalt geeignet sind, die öffentliche Ordnung und Eicherheit zu gefährden. Besonders bezeich nend für die Arbeit" dieser Gesellschaft dürfte ein Film sein, der sich Politische Charaktertopfe" betitelt und der als Vertreter des internationalen Prinzips" folgende Männer zeigt; Liebfnecht, Erz­ berger  , Haase, Scheidemann   und Rathenau  . Man beachte dabei, daß vor diesen finf vorgeführten Persönlichkeiten bis jeßt nicht weniger als vier der nationalistischen Heze zum Opfer gefallen find, während es bei dem fünften( Scheidemann  )" nur" bei einem Mordversuc geblieben ist.

Aufhebung der Kindertoufe in Ruhland. Wie die ,, Times" zu melden wissen, hat der Obersomjet der Kirche, der an die Stelle des heiligen Synods getreten ist, soeben beschlossen, die Laufe der Kinder aufzuheben. Wer trotzdem Wert darauf legt, die Taufe zu erhalten, darf sich dieser erst nach Bollendung des 18. Lebensjahres unter­

ziehen.

Ber Biber- Bar" ein neues Tier. Der Ohemofit, der auch Nandi- Bär oder Biber- Bär genannt wird, ist wieder, wie aus Nai­ robi   gemeldet wird, von einer Jagdgesellschaft vertrauenswürdiger Europäer gesehen worden. Dies rätselhafte Tier, das in den Ur­wäldern an den unzugänglichen Stellen des ostafrikanischen Hoch­landes leben soll, ist noch nie getötet oder gefangen worden. Be­schreibungen dieses Bären find aber in den letzten Jahren immer wieder aufgetaucht, und man hält es daher für sehr mahrscheinlich, daß ein solcher Bär wirklich eristiert. Die letzte Schilderung stimmt mit den früheren Berichten durchaus überein. Danach ist der Bär 5-6 Fuß groß, geht auf seinen Hinterbeinen etwa in der Art eines Schimpansen und hat eine lange, Mähne von weißem Haar, die sein Gesicht vollkommen einrahmt. Jagdgesellschaften find seiten ganz vertrauenswürdig" und wir leben gegenwärtia in der Sauren­gurfenzeit. Aber immerhin: im Reich naturwissenschaftlicher Ent­deckungen ist nichts unmöglich

Deutsche Gesellschaft für Vererbungswissenschaft. Zur Feier des 100. Geburtstages von Gregor Mendel   findet am 21., abends 8 1hr, im Hörfaal des Anatomisch- Biologischen Instituts, Luisenstraße 56, folgende Vorträge statt Prof. Dr. C. Correns: Wendels Leben und sein wirken"; Dr. 8. Nachisheim: Die Entwidung des Mendelismus jeit 1900. Ei Radbad und Ausblid