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Jtc. 344 4 ZH. Jahrgang

1. Heilage ües Vorwärts

Ssnntaa, 23. Juii 1H22

Die UrZelle Serlins.

Nahezu vier Millionen Menschen birgt diese gewaltige Körper- schast, die sich jetzt Groß-Bcrlin nennt. Man braucht Tage, um die neuen Grenzen Groh-Berlins zu umwandern. Wo aber ist nun eigentlich die Ur-, die Keimzelle der Stadt? Wo ist die Stelle, wo vor Jahrhunderten jene geringe Anzahl Vorfahren gehaust haben, in deren primitwen Hirnen niemal» der Gedanke aufdämmern konnte, daß sie den Ken» einer Riesengemeinschast von vier Millionen Menschen bildeten? In jeder großen Stadt läßt sich eine solche Stelle nachweisen. In Berlin fährt oder geht ein sehr großer Teil seiner Einwohner fast täglich über dies« Stellen oder an ihnen vorbei, ohne daß es die meisten wissen. Der Dorfanger an öer petrikirche. Wenn man sich einen Berliner Stadtplan in möglichst großem Maßstab vornimmt und den Blick auf die Gegend um die P e t r i. k i rch e und die Gertraudtenstraßc heftet, so wird man ge- wahr, daß die Gertraudtenstraße eine leichte Biegung ausweist und daß parallel zu ihr, aber in gerader Richtung, die Scharren» ft r a ß e verläuft. Die Petrikirche liegt in der Mitte. Das Ganze hat die typische Form eines Dorfangers, wie man ihn z. B. auch noch im allen Lichtenberg , in dem Lützow , aus dem Charlottenburg entstanden ist, und vielen in der Nähe Berlins gelegenen Dörfern erkennen kann, besonders deutlich und augenfällig aber in dem schönen alten Heiligensee bei Tegel . Um die Petrikirche herum ist auch der Ursprung Berlin « zu suchen, wiewohl diese älteste Stätte, ein wendisches Fischerdorf, den Namen Kölln führte. An der Stelle der Petrikirche soll in alten Zeiten ein wendischer Heidentempel gestanden haben. Aber schon im 13. Jahrhundert be- fand sich an seiner Stelle ein christliches Gotteshaus. Der Petri- platz hieß früher Hundemarkt. Von dem Urdorf Kölln selber war wohl die Fischerstraße wieder die älteste. Man darf sagen, daß hier die ersten Hütten der wendischen Fischer gestanden haben. Auch heute noch weist diese Straße vielfach einen altertümluhen Cha­rakter auf. Hier und da findet man alte Gewerkzeichen an den Häusern: einen Schlüssel für den Schlosser, ein Rad für den Stell- macher, eine Brezel für den Bäcker. In Befolgung ihrer romanti- schen Neigungen haben sich auch verschiedene Wandervogelvereine vor dem Krieg und während desselben in den Hinterhäusern dieser Straße ihreStadtnester" gegründet. Die Wohnungsnot hat aber manches Nest inzwischen wieder auffliegen lassen. In Nr. 2 der Fischerstraß« befindet sich da» älteste Hau» von Alt-Kölln , da» Gast- baus zum Nußbaum, das aus dem Jahre 1S71 stammt. Im Früh- Tihr und im Sommer kann man, wenn man Sinn und Neigung dafür hat, an dieser städtebaulich so interessanten Stelle wohl ein Stündchen verträumen, denn der Lärm dringt nicht hierher. Am anderen Endo der Fischerstraße erhält bis auf den heutigen Tag der Name Köllnischer Fischmarkt die Erinnerung an die ältesten Zeiten wach. Von dem Rathaus, das einst auf diesem Platz stand, ist nichts mehr erhalten. Heute steht dort ein großes Geschäftshaus, in dem die Heilsarmee ihr Hauptquartier hat. Der paß über üie Spree. Der alte Ort hatte zwei wichtige Zufahrtsstraßen. Die eine kam von Südwesten,.die andere von Südosten. Den Verlauf der Straßen kann man auch heute noch verfolgen. Die erste führte die Gertraudtenstraße entlang durch da« spätere Teltowcr Tor am Spsttelmarkr vorbei und verfolgte dann in gerader Richtung die heutige Lindenstraße bis zu jener Siedlung Teltow , die einer ganzen Landschaft bis auf den heutigen Tagen den Namen gegeben hat und vermutlich noch älter ist als Berlin bzw. Kölln . Von dort au» führte dann die Straße weller über Saarmund ms Sächsische, nach Leipzig und Halle. Leipzig war zu der Zell , al» Kölln und Berlin als Städte in die Erscheinung traten, also um das Jahr 1230 herum, beroll» ein bedeutender Handelsplatz und hatte sogar schon seine Messe. Halle ist noch älter und war bereits 806 als Schutzburg gegen die Slawen bekannt. Al« Kölln und Berlin al» Städte gerade ausrauchten, war Halle berells Mitglied der Hanfa. Der Handels- verkehr ging also von dielen beiden Städten aus nach Osten. Kölln bildete den Paß und den uebergang über die Spree nach dem Osten. Spreeaufwärts war alles Sumpfland und ein Durchkommen un- möglich. Spreeabwärts erschienen bald die Riesenflächen der Havel und boten keinen Uebergang. Die von Halle und Leipzig kommen- den vereinigten Straßen mußten über Kölln laufen. In Kölln

vereinigt« sich auch mit dieser wichtigen Straße die andere mit der bereits erwähnten von Südost aus Schlesien und der Lausitz über die alten Siedlungen Cottbus und Cöpenick gehenden Straße. Später- hin hat Berlin , in Anerkennung der Bedeutung dieser alten Straßen und Städte, eigene Straßen, Plätze und Stadtviertel noch ihnen benannt. »To Sem Serlins An der Stelle, wo sich die aus Sachsen , Thüringen , Schlesien und der Lausitz kommenden wichtigen Handelsstraßen, nachdem sie im Mühlendamm vereinigt, wieder trennen, also außerhalb des alten wendischen Fischerdorfes Kölln, haben sich vermutlich die orsten Handelsniederlassungen gebildet, die später den NamenT o dem Berlin" erhielten und damit der heutigen Riefenstadt den Namen gaben. Diese Stelle kennen wir auch heute noch sehr genau unter dem Namen Molkenmarkt . Berlin entwickelte sich als eigenes Gemeinwesen neben Kölln . Sein erstes Rathaus stand auf eben dem genannten Molkenmarkt , das zweite wurde an der wich- tigsten Stelle Alt-Berlins errichtet, dort, wo sich die nach dem Osten führende Fahrstraße von der Spandaucr Straße abzweigt. 1861 wurde dort das heutige Rote Haus errichtet. Die sich an dieser Ecke abzweigende Straße muß als die Hauptstraße, al» die Fortsetzung der aus dem Westen und Süden durch Kölln nach dem slawischen Osten führenden Straße angesehen werden: sie ist die wichtigste Ber - liner Ausfallstraße und hieß ursprünglich Oderberger Straße, weil sie nach dem alten Oderberg lief, das für Berlin die Bedeutung eines Umschlaghafens hatte. Bis nach Oderberg wurden die Waren von Pommern oderaufwärts geführt und von dort per Achse nach Berlin . Aus der Oderberger Straße wurde später eine Georgenstraße und nach 1701, zur Erinnerung an die Königskrönung des letzten Kur- fürften, die Königstraße, als welche wir sie noch heute kennen. Wie man sieht, lag der Entwicklung Berlins ein notwendiger Zwang zugrunde, der geschichtlich zu begreifen ist. An der Stelle, wo eine große Anzahl wichtiger Handelsstraßen aus dem alten deutschen Kulturwesten zusammenliefen und sogleich wieder zur wirt- schaftspolitischen Eroberung des Ostens nach allen Seiten ausstrahlten (die Stelle ist der heutige Alexanderplatz ), mußt« eine Warenlager-, Tausch- und Umschlagstätte größeren Stils entstehen. Dennoch hatte Berlin jahrhundertelang zu kämpfen: seine Konkurrenten waren Mag- deburg im Westen und Frankfurt a. d. O. im Osten. Es wäre wohl niemal» das geworden, was es tatsächlich ist, wenn es nicht Residenz der Kurfürsten und späteren Könige geworden wäre. Schließlich schufen die Eisenbahnen den gewaltigen Knotenpunkt, d«r im Grunde auch nur wieder ein urchgang von West nach Ost, von Nord nach Süd ist. Was der Handel begonnen, die Kurfürsten und König« fortsetzten, hat die Industrie vollendet. Möge nun die kommende Zeit ein Geschlecht finden, das willen» und imstande ist. diesen Riesenorganiemu» zum Wohl der ge- samten Einwohnerschaft auszubauen. Wenn wir aber an der Fischerstrohe vorbei über den Köllnischen Fischmarkt, den Mühlendamm und den Molkenmarkt fahren, dann wollen wir zu- weilen daran denken, daß dieses schirr unermeßlich große Berlin von diesen bescheidenen Stötten aus seinen Anfang nahm. Die Zuckernot. Ein Schritt des Berliner Magistrats. Die besonder» im argen liegend« Versorgung der Bevölkerung mit Zucker hatte kürzlich die Berliner Stadtverordnetenversammlimg ver- anlaßt, die Forderung ausWiedereinführungder öfsent» kichen Bewirtschaftung de» Zuckex« zu erheben. Der Magistrat ist dem beigetreten und hat sich mit folgendem Schreiben an den Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft gewandt: .Die Aufhebung der Zuckerzwangswirtschaft Hot unhaltbare Zustünde in der Versorgung der Bevölkerung mit diesem wichtigen Nahrungs­mittel gezeitigt. Nicht nur. daß der Zucker fortgesetzt außer- o r d« n t l i ch i m P r e i s e st i« g und der Zuckerpreis fetzt eine Höhe erreicht hat, die u. a. auch durch die allgemeine Geldent- wertung nicht gerechtfertigt werden kann, so war auch Monate hindurch eine überaus starke, die Bevölkerung schwer treffende Knappheit an Zucker eingetreten. Zeitweis« tonnte kaum der drin-

gendste Bedarf für Kranke und Säuglinge gedeckt werden. Wenn auch durch die inzwischen erfolgte Freigabe der Einfuhr ausländischer Ware der Zuckermangel eine gewisse Milderung erfahren hat, so ist dieser ausländische Zucker doch infolge des schlechten Valutastandes so teuer, daß er von den breitesten Schichten der Bevölkerung nicht gekauft werden kann. Diese Zustände aus dem Zuckermarkt sind nicht auf ein« etwa zu gering« Produktion(sie war gerade diesmal reichlicher als in den Borjahren), sondern u. E. im wesentlichen aus Mängel der Verteilung zurückzuführen. So sind, um nur einen Punkt hervorzuheben, auf Kosten des für die Haushaltungen erforderlichen Zuckers unverhältnismäßig große Mengen an die besonders kaufkräftige zucker- verbrauchende Industrie(Likörsabrikev, Bcrnbonsfadriken usw.) abgewandert, obwohl unbedingt der Bedarf der Haushaltungen in erster Linie hätte gesichert werden muffen. Hiernach muh leider festgestellt werden, daß die gegenwärtige Organisation der Zocker- Verteilung den Anforderungen, die im Interesse der Bevölkerung unter allen Umständen an sie zu stellen sind, nicht genügt. Die frühere Zwangswirtschaft, deren Nachteile im übrigen nicht verkannt werden sollen, hatte wenigstens eine gleich- mäßige und regelmäßige Versorgung der Be- völkerung mit Zucker zu angemessenen Preisen ermöglicht. Jetzt sind die Organe der früheren Zwangswirtschaft abgelöst durch dieZuckrrwirtschaftsstelle", die Repräsentantin der in einem Ring zusammengeschlossenen Zuckerindustriellen, die natu» gemäß in erster Linie deren Interessen vertritt: und diese Interessen sind zu einem erheblichen Teil denen der Konsumierenden Bevölke- rung gerade entgegengesetzt. Nach der ganzen gegenwärtigen Struk- tur der Zuckerwirtschaftsstell« ist auch keine Aussicht dafür vorhanden, daß etwa in Zukunft von ihr eine andere, die öffentlichen Interessen stärker wahrende Wirtschasts- und Preispolitik getrieben mjirde. Es erscheint daher, um die Versorgung der Bevölkerung mit einem so wichtigen Nahrungsmittel wie Zucker nicht erneut schwersten Stö- rungen und Gefahren auszusetzen, unbedingt erforderlich, daß, wenn auch an sich die Rückkehr zur Form der Zwangswirtschaft nicht un- bedenklich erscheinen könnte, an die Stelle d'er Herrschast des Interessenringes wieder die Öffentliche Vewirlfchaftung durch das Reich tritt. Dieses hätte die Verteilung des Zuckers mit dem Ziel zu organisieren, daß wöchentlich mindestens% Pfund Zucker auf den Kopf der Bevölkerung, außerdem für Säuglinge mindestens 1 Pfund Zucker wöchentlich verteilt werden könnten. Wir bitten gemäß einem Befchluß der Berliner Stadtver- ordnetenverfammlung. dem auch der Magistrat sich angeschloffen hat. in diesem Sinne bei den gesetzgebenden Körperschaften ge- eignete Schritte zu unternehmen und uns mit Bescheid von dem dortigen Vorgehen versehen zu wollen, damit wir die Stadtver- ordnetenverfammlung entsprechend unterrichten können."

Preiswerte Seefischverkäufe. Di« Organisationen des Berliner Fischhandels hoben dem Er- nährungsamt der Stadt Berlin einen Plan unterbreitet, wonach ollwöchentlich preiswerte Seefifchverkäufe>n etwa 200 Berliner Fischgeschäften stattfinden sollen. Der Preis der Fisch« wird durch eine besondere Kommisston unter Leitung einer vom Ernährungsamt bestimmten Persönlichkeit fest­gesetzt werden und hinter dem jeweiligen Tagespreis erheblich zurück- bleiben. Da, Ernährungsamt glaubt im Einvernehmen mit den amtlichen Stellen des Reich», daß gerade im gegenwärtigen'Augen- blick bei der außerordentlichen Höbe der Fleischpreise ein lebhaftes Interesse des Publikums für den Fifchkonsum bestehen wird. Die Organisationen des Fischhandels übernehmen die Gewähr dafür, daß an den Verkausstagen frische und gute Ware angeboten wird. Das Er n ä h r u n g s a mt hat sich die Oberaufsicht über den Verkauf vorbehalten. Der Verkauf begannt am Mittwoch, den 26. Juli, und wird allwöchevtlich ein- oder mehrmal» wiederholt. Die Verkaufstage und V e r k a u f s st e l l e n werden vom Ernährungsamt der Stadt Berlin rechtzeitig an den Anschlagsäulen bekanntgegeben werden. Vrolkarlensklchwort. In der Woche vom 24. bis 30. Juli darf Brat und Mehl nur auf die Brotkarte abgegeben und entnommen werden, deren Abschnitte das Stichwort.Neuköllner Stadt- baugesellschaft m. b. H." tragen. Brot und Mehl auf die Karte mit dem StichwortNeuköllner Gtadtbaugesellschaft m. b. H." darf erst von Montag, den 24. Juli, ab abgegeben werden.

Der Ruf durchs Fenster. Roman von Paul Frank. Di? Straße wurde zusehends schmaler, der Weg führte bergab, die Pflasterung wurde schlechter, so daß die Wagen- insassen manchmal von ihren Kissen in die Höhe geschnellt wurden. Das Ende des Pfades schien steilab ins Dunkel zu führen; irgendwo fern brannte noch eine hellere Flamme. Doktor Jordan begann es unheimlich zu werden, trotz- dem er sich auf seinen Führer wohl verlassen konnte; auch be- ruhigte ihn die Tatsache, im zweiten Wagen die Bedeckung zu wissen, deren imponierende KDfte einem Im Notfall unbedingt zugute kommen mußten. Er neigt« sich aus dem Fenster, sah ein rotes Lämpchen, das in einer Auslage brannte und dos allerlei aus billigem Zuckerwerk gebildete Ornamente beleuch- tete, das armselig, mit von der Sonne ausgebrannten Bild- chen geschmückt, dalag. Die Straße rannte unoerdrossen im Zickzackkurs weiter, und die Lichter der Laternen waren von trübe schimmernden Kreisen umgeben. Instinktiv öffnete Jordan seinen Mantel, tastete seine Brusttasche ab und war erst beruhigt, da er das Portefeuille an Ort und Stelle fühlte. Sein Blick fiel abermals auf Garbislander, der stumm da- saß und die Bewegungen Faltins zu betrachten schien. Der Präfekt führte alle Weisungen seines Lenkers und Neben- mannes geschickt und gewissenhaft aus; er steuerte den Wagen glücklich aus einem Gäßchen in das andere, er verstand es. scharfe Kurven zu nehmen und Aergernis oder Aufenthalt zu vermeiden. Wenn wir den zehnten Teil der bier aufgewendeten Energie und Zeit einer anderen Sache widmen würden.." sagte Doktor Jordan leise und erfaßte des Schriftstellers Hand. Welcher Sache?" fragte der Vankdirektor.Ich habe Sie schon vorhin um Auskunft bitten wollen. Ich höre nun schon einige Male von einem anderenFall" sprechen und möchte daher gern wissen, um welchen es sich da eigentlich handelt?" Er meint den Fall Reuß..." antwortete Garbislonder. Und zu Jordan gewendet, fuhr er fort:Wir widmen unsere ganze Energie, die volle Spannkrast unserer Nerven..." Leider fremden Jnteersfen..." Gar keine Spur; einzig und allein der Sache, die uns angeht. Wir beide hin das, Doktor: ich bewußt Sie unbe­wußt!"

Wir

Das verstehe ich beim besten Willen nicht. suchen.. Den Werwolf!" sagte einfach der Schriftsteller. Den Verführer von Richard Faltin. Auch den ich sagte doch: den Werwolf." Daß Sie ihn so nennen wollen, ist eine begreifliche Schriftstellereitelkeit." Durchaus nicht." Sie freuen sich, das Produkt Ihrer Phantasie im Leben» digen widergespiegelt zu sehen! Aber eigentlich könnten Sie Ihr Steckenpferd endlich einmal laufen lassen!" Sie glauben es demnach noch immer nicht?" Was denn?" Daß mein Stück hier gespielt wird?" «Ich bin vielmehr überzeugt davon, daß Sie sich von diese? fixen Idee nicht mehr zu trennen vermögen!" Ich will Ihnen sagen, wen wir suchen, lieber Doktor Jordan!" Das weiß ich ebensogut oder ebensowenig wie Siel Wir suchen den Verführer des Richard Faltini" Wir suchen den Hauptdarsteller meine« Stücke»!" Mein bester Herr Garbislander.. Wissen Sie, wer das ist?" Die Konfusion, in die Sie verstrickt erscheinen.. Wollen Sie mir die Antwort geben?" Wenn es Ihnen Vergnügen macht..." Darf ich bitten?" Albert Reuß l)at in Ihrem Stück die Hauptrolle ge- spielt!" Ganz recht. Und Richard Faltin.. ,.... hat weder mit ihm noch mit Ihrem Stück etwas zu schaffen..." Mehr als Sie ahnen! Richard Faltin ist in meinem Stück von einem Darsteller minderen Kalibers verkörpert worden..." Wenn Sie bloß endlich Ihr Stück ausschalten wollten." Ich denke nicht daran... Richard Faltin ist demnach nicht so wichttg. Auch Erika Diest muß man gerechterweise nur als eine Rolle zweiten Ranges bezeichnen. Trotzdem soll nichts außer acht gelassen werden, um ihrer habhaft zu werden. Wichtig ist und wirklich in Betracht kommt für uns jedoch nur die Spur Albert Reuß', die wir nun endlich glücklicherweise gefunden haben, und die uns unbedingt zum Ziel führen muß." Da der Schriftsteller schweratmend innehielt, sogt« der Vankdirektor kopfschüttelnd:»Sie sprechen in Rätseln..

Oder im Fieber.. setzte der Arzt hinzu.Was faseln Sie da von einer Spur, die wir gefunden hätten und die uns zu Albert Reuß führen müßte...? Wann sollten wir die gefunden haben? Sie träumen, mein lieber Freund..." Frau Hedwig wird sich unser Fernbleiben nicht erklären können," sagte Garbislander, ohne sich beirren zu lassen. Arme Frau Hedwig," wiederholte der Arzt. Sie macht harte Tage durch... aber sie wird belohnt werden, wenn nicht im letzten Augenblick irgendein unvor- hergesehenes Hindernis die berechtigte Hoffnung zerstört. Welche Hoffnung zum Teufel?" fragte der Arzt. Man muß der Idee des Präfekten rückhaltlose Auer- kennung zollen, zwei handfeste Männer mitzunehmen," sagte der Bantdirektor.Wer weiß, was wir eigentlich noch zu ge- wärtigen haben." Glatt wird die Geschichte keinesfalls verlausen," erwiderte der Arzt.Am End« handelt es sich um eine ganze Bande..." Bloß um eine einzige Person.. beharrte Garbis- lander. Aber auch dann kann es sich noch um einen tückischen. höchst gefährlichen Verbrecher handeln," ereiferte sich der Bankdirektor. Weder tückisch noch gefährlich..." entgegnete der Schrift- steller.Es Handell sich überhaupt um keinen Verbrecher..." Woher wollen Sie denn all das wissen?" fragte Di- rektor Roos. Sie vermehren die Reihe der Paradoxa ins Unend- liche...!" rief Jordan.Wenn Sie sagen wollen, daß Faltin kein Verbrecher ist, wird Ihnen niemand widersprechen." Sie bringen abermals diese Nebenrolle aufs Tapet,»m die sich doch niemand kümmert, da unser aller Interesse selbst- verständlich um den Träger der Haupttolle bemüht ist." Doktor Jordan, den die Geduld verlassen zu haben schien, sprang von seinem Sitz auf. stieß heftig mit dem nur durch einen weichen Hut geschützten Kops gegen die Decke des Eoupös, fiel gleich darauf wieder auf die Bank zurück und rief nun mit erhobener Stimme, während er den Hut abnabm und die geballte Faust gegen die Schädeldecke drückte:Wir reden weder von Ihrem Stück noch von einer Haupt- oder neben- sächlichen Rolle Ihres Stückes, was ich Sie hiermit zum letztenmal zur Kenntnis zu nehmen bitte! Hier handelt es sich nicht um Literatur, sondern um lebendige Wirtlichkeit, der Sie, mein lieber Freund, nach den Anstrengungen des Tages nicht mehr gewachsen zu sein scheinen!" (Fortsetzung folgt.'