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Terttent SSertcmgett besktmmisnS W. Wenn s o viel Kohlen gebrauchte, wäre es an erster Stelle seine Pflicht, die Produktion des Saarreviers, soweit sie überschüssig ist. in lein Land einzuführen. Es hat auf die Dauer von Jahren das volle, unbeschränkte Ausbeutungsrecht der Saarbergwerke. Viele Monate hindurch sind die Bergleute der Saargruben gezwungen worden. Feierschichten einzulegen, weil für ihre Produktion kein Absatz war. Im Frühjahr dieses Jahres wollte die srcknzösifche Bergwerksverwaltung 3000 Bergarbeiter entlassen, um die Produktion einzuschränken. Dem entschiedenen Einspruch der Bergarbeiteroerbände hier- gegen und ihren weiteren Bemühungen bei den deutschen  Reichsbehörden, 200 000 Toryieu Saarkohle monatlich unter­zubringen, ist es zu danken, daß das Vorhaben der Arbeiter- entlasfungen nicht ausgeführt wurde. Im deutschen   Saar- revier Feierschichten und geplante Arbeiterentlaffungen, und im übrigen Deutschland   eine K o h l e n n o t, wie sie schärfer nie zuvor war. Das Ganze ist so grausam, daß man es am liebsten als wirtschaftlichen Wahnsinn bezeichnen möchte. Wirtschaftlich unvernünftig sind auch die mit der Zwangslieferring verbundenen Kohlentransporte. Die für die Entente bestimmte und aus dem Ruhrrevier kom- wende Kohle wird zum Teil mit der Bahn bis Duisburg- Ruhrort   zum Rhein  -Umfchlagshafen gebracht, dort aus dem Waggon in die Schiffe entladen, um dann rheinabwärts über Holland   weiter nach Frankreich   zu schwimmen. Entgegen- gesetzt, also rheinaufwärts, kommen Schiffe mit englischer Kohle beladen, die in den deutschen Rheinhäfen in die Eisenbahn umgeschlagen und nach dem Innern' Deutschlands   zum Ver- brauch weitergeführt werden, selbst oft an dieselben Stellen, von wo man die Ruhrkohle abgefahren hat. Angesichts dieser widersinnigen Transporte, die mit ungeheuren Kosten ver­bunden sind, ist ernsthaft in Erwägung zu ziehen, ob es nicht besser ist, einen Teil der für Frankreich   benötigten Kohle in England zu kaufen und sie ihm direkt von dort zuführen zu lassen. Dann werden nämlich Transportkosten gespart, und es braucht dementsprechend weniger englische Kohle nach Deutsch  - land eingeführt zu werden. Die Schwere des in Borschlag gebrachten neuen Liefe- rungsprogramms gilt nicht nur stir die Mengen, sondern auch für die Sorten. Die besten Kohlensorten und sodann Koks und Kokskohle werden verlangt. Für Deutschland   ver- bleiben die geringeren Sorten. Dadurch erhöht sich der Ber- brauch, so daß die volle Fehlmenge ziffernmäßig und gemessen an dem früheren-Verbrauch nicht voll zum Ausdruck kommt. Aus allen Ueberlegungen spricht, daß nach dem eingetretenen Verlust in Oberschlefien dos neue Lisferungsprogramm nickt erfüllbar ist ohne die empfmblichste Schädigung der deutschen  Wirtschaft. Aus diesen Gründen hat der Reichskohlenrat, dls d.r berufenste Gutachter über die deutsche Kohlenwirtschaft, der Reichsregierung empfohlen, das vorgeschsagene neue Liefe- rungsprogramm nicht anzunebmen. Das kohlenuzirt- schaftliche Parlament war sich der Verantwortung bei seinem Ratschlag an die Reichsregierung bewußt, aber es sah keinen anderen Ausweg. Auch ist es nicht böser Wille, der zu diesem Entschluß führte, sondern die e r n st e st e Sorge um die deutsche Wirtschaft.
Wirths Solschewiftenregierung. Tie C-ucllc der Nachricht ist derBayerische Kurier". DieDeutsche Tageszeitung" bricht sich schier die Zunge ab, um nachzuweisen, daß derBerliner Lokal-Anzeiger" doch nichts weiter getan habe, als harmlos zu referieren, was in einer anderen Zeitung stand.' Die logische Konsequenz des Regierungsstandpunktes wäre, daß die deutsche Presse nicht imstande sei, über die Rede, z. B. eines Sowjetvertreters, der gegen die deutsche Regierung und Staatsfarm Hetze, zu be- richten, selbst dann nicht, wenn es nur geschehe, um gegen seine Aeußerungen zu polemisieren! Demgegenüber steht fest,
Der 6a!kon. von Arthur<5 i l b e r g l H t. In diesen Tagen, da die Luft voll Glanz und Gleis flimmert und die Sonne gleich einer eifrigen Händlerin ihr gelbes Geschmeide dem faphirblaue»'Himmel wieder und imme? wieder anbietet, er- wacht in vielen Seelen de- Wunsch, sich den Schauspielen der Farben, den Lockungen der lüfte und dem ländlichen Konzert der Bienen, Hummeln und Grillen willig hinzccgeben und als Freund von Tann und Au die Schönheiten der Natur auszukosten. Aber wie viele sind durch die harte Notwendigkeit der Pflicht ans Haus gebannt, und wie wenige finden Gelegenheit, die Zauber von Wald und Au jederzeit zu genieße»! Doch diese seltenen Gaste der Natur, zumeist Städter, weilen wenigstens in Gedanken oft bei ihr, und indem sie sich einen Balkon zur Raststätte wählen und diesen mit Laub und Blüten schmücken, träumen sie sich in seinem fried- lichen, reich umrankten Gehege in eine blühende Garten- oder Waldesherrlichkeit hinein. Dieser Traum beglückt sie um so mehr, als sie sich hier in der Höhe der Häuserstockmerke dem Getümmel der Niederung und Straßen entrückt wissen. Und sie kommen, durch ihre eigenen Erfahrungen belehrt, rasch auf die Vormuiung. daß vielleicht ein bejahrter Mann, der, von der Jagd nach dem Glück erschöpft, nunmehr nur noch der Betrachtung der Höhen und Ti-fen den Nest seines Lebens widmen wollte, als erster den Plan faßte, einen Balkon zu bauen. Aber einmal in seiner Wissensbegierde aufgestachelt, gelangt man von dieser Er- wägung unwilwürlich zu der �Frage nach dem tatsächlichen Ursprung und der Herkunft des Balkons. Das sogenannteklassische" Altertum hinterließ uns keine Bat- konanordnungen oder balkonähnlichen Gebilde. Di« Häuser der Griechen und Römer wußten sich von diesen nicist frei. Doch dorf man kaum behaupten, daß jene damals völlig fehlten. In Z e n- tralsyrien sowie überhaupt in Landschaften, wo sich Stein- schichten auf Steinschichten türmten und wo die Natur umfangreiche Borratskammern für den Bau sturmsicherer Häuser und Menschen­siedlungen anlegte, traf man im dritten bis fünfte» Jahrhundert nach Christus Schöpfungen mancher Meisterhand, die mit ihren' starken und breiten Avsladungen bereits den Eindruck von Baltonen> erweckten. Es ist jedenfalls unbestreitbar, daß diese steinernen oder| hölzernen hängenden Gärten, wie man jene at'vhl bezeichnen darf,' erst nach Beendigung der K r e u z z ü g e im Abendlande allenthalben sichtbar wurden, und daß sie in ihren Formenreizen dem Linien- schwung des Orients nachstrebten. Aber sie dienten damals noch nicht dem Ruhebedürfnis ihrcr Gäste, keiner süßen Gesühlshingabe! und holden Träumerä sie wurden vielmehr zum Schutze wider den! Anprall der Feinde aus starken Quadern oder aus härten Baum- stammen errichtet. Der kämpferische Geist des deutschen   Mittel-
'foF S»«Wt mn?«Hyt We Msicht geyaU hat gegen die Münchener   Meldung zu polemisieren, er hat sie sogar gefS.lscht wiedergegeben. Die Quelle der Nachricht desLokal-Anzsigers" ist nämlich derBoye- r i f ch e Kurier". SeineMitteilungen" stammen vom 22. Februar 1922. Das wurde unterschlagen! So erreichte man ein Bild, das die Kvnfliktsstimmung, die in bestimmten bayerischen   Kreisen gefördert wird, unterstützte. DasBerliner Tageblatt" fragt, ob der bayerische   Innen- minister S ch w e y e r, der für Angriffe gegen die bayerische Regierung in der.Berliner   unabhängig-sozialistischen Presse ein sehr sscharfes Auge habe, schon gegen jene unerhörte Ber- leumdung der Reichsregierung und ihrer hervorragendsten Männer sofort eingeschritten sei. Herr Schweyer wird sich hüten, im Interesse des Reiches zu handeln, er hätte ja schon früher reichlich dazu Gelegenheit gehabt.
Rechtskoaütion in öopern. Verschärfung des Konflikts in Sicht. München  . 2. August.(Eigener Drahlbericht.) ver Bauern- b u n d, dos Zünglein an der Mag«, ist in letzter Stunde Bauernbund, das Zünglein an der Vage, ist in letzter Stunde zugunsten der Deutschnationalen umgefallen. So ist die Wiedererweckung der Sahrschen Koalition in vec- stärkter Form, nämlich unter Ausscheidung der Demokraten, be­schlossene Tatsache geworden. Die neue Koalition ist gefestigt und hat bereits heute nachmittag die vom Gesamtministerium redi- gierte Antwortnote gebilligt. Die Note wird heule abend noch nach verlin abgehen. Ueber den Zeitpunkt des Wiedereintritts in die Regierung und die Zahl der von ihnen zu besetzenden Minister- Posten herrscht noch keine Klarheit. Vielleicht wird der offizielle Ein­tritt in die Regierung noch einige Wochen hinausgeschoben. Die . Staats-, eitung" schreibt, daß die Frage in einer vorläufig befriedi­genden Form gelöst ist. Di« Deulschnalisnalen halten mit aller Zähigkeit an der Besetzung von zwei Minislerposten durch ihre Par­tei. darunter dem Justizministerium, fest. Die Staatszeitung  " trägt dem neuen Kurs bereits Rechnung durch Angriffe auf die nordbayerischen Bürger­meister, welch« sich die ofsizsöse Lüge über ihren Empfang beim MinisterprSfitentei, nicht gefallen lassen wollen, und durch die Aus­stellung eines bayerischenhochoerratsbegrifss" gegenüber den im deutschen   Norden und im sonstigenAusland" tätigen Par­teigenossen. 3n einem ArlikelNieder mit Bayern" werden die so­zialistischen bayerischen Reichstagsabgeordneten Vogel, h o f s- mann und Unterleitner förmlich als bayerische Hochverräter an den Pranger gestellt und den bayerischen, für Norddeutschland und das übrigeAusland" schreibenden sozialdemokratischen Schrift­stellern eine Art moralische und vielleicht auch materielle Exe­kution in Anssichi gestellt. Sapern verlangt Verfafsungsrevision! München  , 2 August.'(Eigener vrohtbericht.) Die Antwort soll folgenden Inhalt haben:, Die bayerische   Regierung wird kein glattes Nein sagen, sie wird aber auch die bayerische   Verordnung nicht zurücknehmen. Die Ant­wort wird aber in einem so versöhnlichen Ton gehalten sein, daß der Weg zu Verhandlungen geebnet bleibt. Heber die Erhallung der Polizei- und llustizhoheit hinaus aber wird eine versassungs- rechtlich« Sicherung der Staatsrechte verlangt werden.- Ter Nmfall des Vauernbundes. München  , 2. August.  (MTB.) Aus Kreisen des Lauern- bundes wird die Stellungnahme dieser Partei damit begründet, daß vaterländische Interessen es im Augenblick notwendig machten, die Regierung auf eine breitere Basis zu stellen. Die Koa- litionscrweiterung und die damit verbundene Umbildung der Re- gierung sollen noch vor dem Abschluß der Landtagstagung erfolgen, dürften also schon Donnerstag oder spätestens Freitag zu erwarten sein. Es kann mit Sicherheit damit gerechnet werden, daß die Bayerische   Bolkspartei das Justizministerium besetzen wird.
alters und die allgemein« Unruhe in der Welt gaben dem Bürger jener Zeit kaum die Muße, und Neigung zu einer ruhigen Bc- trachtung und zu einer andächtigen Innen- und Umschau. Freilich, in ungewöhnlich malerischen Landschaften und Städten voll Schaureizungen und Augenbezauberimgen wurde der Balkon auch als Aussichtsstätte von Schönhcitsfrenndcn gern gewählt� be- sonders die zahlreichen hängenden Gärten aus Stein an den Dogen- Palästen der Traumstadt Venedig   schenkten hier erlesenen Gästen stille, reiche Freuden: boten sie doch diesen manchen festlichen Aus- blick auf verwiltert», sterbende Häuser, auf vergrämte, graue Sied- lungen am Saume des�Äanais, auf bahrengleiche schwarze Barken, lichtdurchzitterre Gondeln und auf die« schwanken Schattenrisse hoher hagerer Gondoliere, deren schwermütiger Gesang das Gcplätscher der Wellen allnächtlich begleitete. Bei dem seltenen WitterungS- Wechsel in der Heimat� Ariosts, Tassos und Dantes sowie bei den innigen Liebe, bezeigungen, die die Sonne des Südens Lorbeer, Palms, Oleander, Zypresse und den blütenüppchen Fluren feit jeher erwies, konnten die Meister der italienischen Renaissance den Bau zahlreicher offener Balkone als Erholungsftättsir wagen. Im Norden steistch, wo Zephir und Boreos miteinander kämpften und bald Sonnen-, balkr Regen- und Sturmgötter über den Himmel zu herrschen suchen, gab die Renaissance dem geschlossenen Er- k e r vor dem Baiton den Lorzug. Dichter aller Zungen haben Lieder zum Preise des Balkons ge- sungen. Doch wie beredt und eindringlich der Baltoy auch immer gepriesen wurde, das herrlichste Lab empfing er nicht von roten Dichterlippen, sondern aus buntem Blumcnmunde und den süßen Duftgedichtey sarbenstolzer Blüten.?a, Fuchsien und Gera  - nie», die dankbarsten Gäste des Balkons, vereinigen ihre Atsm- züge zu einem lzauchzarten, kaum hörbaren, heimlichen Preis auf seine Pracht, und die Ranken des wilden Weines und dunkelgrünen Efeus suchen sich seine? Liebe zu vergewissern und sich Ihm gleich- sam ans Herz zu hängen. Und ob er nun als Kirchenschiff aus das Domdnnkel hinunterstarrt, ob er als Rednerkanzel stolz und seiner Würde bewußt aufragt, ob er ols Ruhestätte Einsamteitsapostel um- fängt: immer zeigt er sich als Freund und stummer guter' Berater unserer Seele: denn er Wjrt uns durch seine Bauart, sich über die Niederungen des Lebens zu erheben und ins Weite zu streben,�ohne jedoch den Zusammenhang mit unserer Umgebung ganz zu verlieren. Belangsch." In einem besseren Cafe. An einem der Tische, nicht weit von mir, ein paar eifrig disputierende Jünglinge. George- Groß-Typcn. dem ersten Eindruck noch. Genauere Musterung macht indessen wahrscheinlich, daß es-keineswegs Angehörige der herrschenden Klosie" sind, sondern mehr oder weniger gelungene Imitationen, von dem Wunsche beseelt, zur Hcrrcnkaste gerechnet zu werden. Kleine Bankbeamte vielleicht. Warcnhausvertäufer oder sonstige Lohndicncr und Sklaven des Kapitals. Einer hat ein Hakenkreuz in der Krawatte. Er redet ziemlich laut, im guten, alten preußischen Schnarrton. Ich glaubte öfters
AS Kurftgftrt«rtrfc Slautwat Dt. Meyer, der augenblicklich als Stell, Vertreter des Ministerpräsidenten das Justizressort leitet, genannt. Die Mittelpartei dürfte das Handelsmini st«rium über, nehmen. Außerdem soll sie einen Staatsrat im Justizmi« n i st e r i u m stellen. Die definitiv« Zustimmung der Bayc- rifchen Mittelpartei zu diesen Beschlüssen steht noch aus, da die Partei zurzeit noch tagt. An dieser Zustimmung kann jedoch nicht mehr gezweifelt werden, so daß mit der nach rechts erweiterten Koalition in Bayern   als einer Tatsache zu rechnen ist. Der Leoprechting-Skanöal. München  , 2. August.  (Eig. Drahtbericht.) Zum Leoprechting- Prozeß versucht jetzt der Vorsitzende Richter in einem offenen Brief den Leuten im bayerischen Landtag, die unter Mißbrauch der Akten eine Lügenpropaganda sondergleichen gegen die Reichsstellen in Berlin   und den Reichsgesandten in München   getrieben hatten, zu Hilfe zu kommen. DieMünchener Post" erfährt hierzu: Das bei Leoprechting beschlagnahmte Aktenmaterial ist durch einen Einbruchsdieb- stahl bei Gericht in fremde Hände geraten und wochenlang in fremden Lzönden gewesen. Der Reichsgesandte Graf Zech.bat den Ministerpräsidenten, persönlich zeugeneidlich vernommen zu werden. Trotzdem ist weder er, noch einer der Berliner   Beamten, noch irgend jemand in München  , der über Leoprechting Entlastendes wußte, vernommen worden. Strafverfolgung Gandorfers. München  , 2. August.  (TU.) Der Geschäftsordnungsausschuß des Landtages hat mit Mehrheit beschlossen, die Strafverfolgung des Abg. Gandorfer wegen Meineides zu genehmigen. Es handelt sich bekanntlich um eine Zeugenaussage, die Gandorser in einem Strafprozeß gemacht hat. Londarbeiternot in Bayern  . München  . 1. August.(TU.) Da die Abwanderung land- wirtschaftlicher Arbeitskräfte einen derartigen Umfang angenommen hat, daß die Bergung der Ernte gefährdet erscheint, erläßt das Mi- nisterium einen dringenden Aufruf an alle Arbeitgeber, auf die Verhältnisse in der Landwirtschaft Rücksicht zu nehmen. * München  , 2. August.  (MTB  ) Die kommunistischen Blätter in München   und in Augsburg   wurden neuerdings auf fünf Tage verboten! München  , 2. August.  (MTB.) Reichsverkchrsminister Grone, besucht München   und Augsburg   zur Orientierung über Eisenbahn- bahnverhälMissc. Reichsernährungsminister F e h r hat sich au- Urlaub ins Algäu begeben. Schwarz-Rot-Golü verboten? Was n�an im besetzten Gebiet nicht tzgrf. Aus Kreisen der Arbeiterjugend in Bonn   wird uns geschrieben: Ein böser Zwischenfall ereignete sich Sonntag abend ohne Verschuldcr der Arbeiterjugend bzw. ihrer Leitung am Krefelder Haupt- b a h n h o f. Die aus dem Bahnsteig versammelten 70 Jugendgenossen und-genossinnen von Bonn   winkten mit ihren Bannern und Wimpeln rot und schwarzrotgold, laut Genehmigung des Bonner   Delegierten der Rheinlandkommission zum Tragen im bc- setzten Gebiet zugelassen ihren scheidenden Duisburger  Freunden zu. Plötzlich stürzte aus seinem Dienstraum ein bel- gijcher Polizeibeamter heraus und sistiert« unseren ahnungslosen Kreisjugendleiter, Gen. K o l b, sowie den Jugendleiter der A.-I. Friedr.-Wilh.-Hütte, Gen. Oberdorst er. Beide Genossen wurden einem Verhör unterworfen, das aber naturgemäß ohne jedes Ergebnis blieb: unser A u s w e i s. der zum Wimpeltragen berechtigt, wurde einfach unbeachtet gelassen: in der belgischen Zone gehe er sie, die Beamten, nichts an. Im übrigen mußt« Gen. Oberdörster ein Schriftstück unterschreiben, das in französischer Schrift abgefaßt und somit für ihn unverständlich war. Den Genossen Kolb erfreute' man mit einer sorgsamen Durchsicht und Abschrift seines Personal- ausweises. Auch wir sind der Ansicht, daßdas Weiter« sich finden wird", denn der Behauptung des Belgiers, er hätte unseren Jugend- genossen das Benutzen ihrer Banner untersagt, stehen die Aussagen aller Fahrtreilnehnier gegenüber, denen nicht das mindeste davon bekannt ist.»
das WortMelange" zu hören. Merkwürdig alle drei haben Biergläser vor sich warum mögen sie sich über das Thema Kaff«? mit Milch" ereifern? Jetzt nimmt dr Hakenkreuzler ein paar starke Züge aus feiner Zigarette, klopft erregt mit dem Zeigefinger auf die Marmorplatt«, und wieder höre ich das Wort. Diesmal aber klingt es nicht mehr wie Melange: ich verstehe ganz deutlichBelangsch". Belangsch Belangsch eine Weile zerbreche ich mir den Kopf über die- Bedeutung des sonderbaren Wortes. Eine Vokabel aus irgendeiner Gehcimsprache vielleicht--? Da höre ich drüben den Schneidigen sagen:Unsere Belangsch in Vorderasien..." Der Rest des Satzes wird vom allgemeinen Stimmengewirr verschlungen. Jetzt ist mir alles klar. Der Mann spricht von.Delangen". Armer deutscher   Sprachverein, wie tust du mir leid. Da haben sich nun Dutzende von Oberlehrern, Geheimräten und sonstigen Weisen hingesetzt und im Schweiße ihres Antlitzes eine Verbeut- schung de- ri-f-FremdwortesInteressen" ausgebrütet und kaum ist das reizvolle Gebilde in den Sprachschatz der alldeutschen Presse übergegangen, da bemächtigt sich feiner die ahnungslose Einfalt treudeutscher Jünglinge upd spricht es französisch aus.- Es geht doch nichts über dieBildung". Gegen die kämpft sogar der Sprochremigungskoll«? der wildesten Teutonen vergebens. O. S.  Friedrich Engels   über Berlin  . Im Herbst 1S93 machte Friedrich Engels   eine Repe noch Deutschland   und Oesterreich. Er berührte dabei auch Berlin  . Wie die Skadt, die er vor mehr als vierzig Jahren zuletzt gesehen hatte, auf ihn wirkte, ist ergötzlich in einem Briefe an Victor Adler   g'eschildert. der soeben in Victor Adlers  Aussätzen. Reden und Briefen. Heft 1(Wiener Verlagsbuchhandlung), veröffentlicht wird. Der Altmeister des Sozialismus, der seine Frische und seinen guten Humor behalten hat. schreibt darin: Dieeinen Ringstraßen hinter den anderen" in Berlin   des Genossen Höger habe ich zwar nicht entdecken können, doch-ist Berlin   von außen wirklich schön, selbst in den Arbeitervierteln lauter Palastfronten. Was ober dahinter ist, davon schweigt man am besten. Das Elend der Arveiterviertel ist allerdings überall, aber was wich bewältigt, ist dasBerliner Zimmer", diese in der ganzen übrigen Welt unmögliche Herberge der Finsternis, der stickigen Luft, und des sich darin behag'ich fühlenden Berliner  Philistertums. Dank' schönsten-!! Augusts sBebelsj Wohnung hat Heins, sie ist die einzig«, die mir gefällt, in jeder anderen ging ich kaput." Leider ist das Berliner   Zimmer im Kampfe mit Engel« Kritik vorläufig immer noch siegreich geblieben. Graham Bell  , der Erfinder des Fernsprechers, ist am Montag gestorben. Er war in Edinburg   geboren, später nach Kanada  ausgewandert, dann in Boston   Prozessor   der Physiologie der Sprachwerkzeuge geworden. Seit 187? arbeitete er an der Ersin- öunq de« sprechenden Televbans. nachdem der Frankfurter   Lehrer Philipp R e i.s bereits 1800/61 das erste elektrische Telephon ange- Neben hatte. Unter den Verbesserungen dieses Telephons war das Bellsche das wichtigst« und vollendetste. 187S nahm er sein erstes Patent und bald nachher verbreitete sich fein System auch in Europa  .