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Nr. 367 39.Jahrgang Ausgabe Nr. 177

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Zentralorgan der Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands  

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Sonnabend, den 5. August 1922

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Deutschlands Antwort an Poincaré  .

Die Antwort note der Reichsregierung auf die Note der französischen   Regierung in der Angelegenheit der Ausgleichszahlungen lautet: Herr Ministerpräsident!

Euerer Exzellenz beehre ich mich, den Empfang der Note vom 1. August 1922 ju bestätigen. Die Reparationstommiffion hat auf den Antrag der Deutschen   Regierung vom 12. Juli 1922 auf Gewährung eines Moratoriums für die Reparationszahlungen mit Schreiben vom 13. Juli 1922 in Aussicht gestellt, daß sie ihre Entscheidung auf diesen Antrag vor dem 15. August 1922 treffen und mitteilen wird.

unseres Rechtes handeln, aber durch unsere Macht, und gegenüber| Talfachen zu verlangen, die juristisch einen absichtlichen einer solchen Gefahr haben wir nur die einzige und sichere Hoffnung, Verstoß gegen den Vertrag in der Vergangenheit beweisen. In­monatlich ungefähr eine Summe zu erhalten, die dem ent- folgedessen könnte Deutschland   ein kurzfristiger Zahlungs. spricht, was wir wöchentlich für die Unterhaltung auffgub von vier bis acht Wochen für die nächsten Zahlungen ge­des Friedensvertrages von Bersailles. Die Schuldner bringen nicht einwandfreier Weise Beweise feines guten Willens dadurch geben, unferes Heeres ausgeben. Das ist die letzte Stonsequenz währt werden. Während diefer Zeit müßte jedoch Deutschland   in Am Borabend des Tages, an dem Frankreich   diese lehte Erfahrung formen annimmt und verwirklicht: Geldreform, Zollkontrolie ufw. einmal mehr die Kosten für die ein, die den Zwang durchführen. daß es einen sehr vollständigen Plan finanzieller Re­versuchen will, hat horne baran erinnert, daß Deutschland   Gleichzeitig müßte die allgemeine hypothet auf Deutsch­seit dem Waffenstilistand 415 Millionen Pfund land, welche die Alliierten nach dem Friedensvertrag befihen, in Sterling bezahlt hat. Das sind ungefähr 20 Milliarden Frant, Kraft treten, wie Abgabe von 26 Proz. des Kapitals der deutschen  wovon die Anteile Frankreichs   und Englands fast vollkommen Industrieunternehmungen, Inbetriebnahme und sogar Abtretung durch die Besagungstesten aufgezehrt worden sind. der staatlichen Bergwerke und Forsten auf dem Wir haben taum noch Hoffnung, daß die künftigen Zahlungen be- linten Rheinnjer. Sollte sich Deutschland   weigern, fich diesen glichen werden können. Nur die Kosten für den Zwang vermindern Maßnahmen zu unterwerfen, oder Schwierigteiten machen, so sich nicht wahrhaftig, der Friedensvertrag von Berwütede diesmal ein freiwilliger Berstoß offen zutage liegen, failles hat banterott gemacht. und die Alliierten hätten fein anderes Mittel nach Ablauf des fest­gefehten Termins als 3 wangsmaßnahmen im Rheinland  und Ruhrgebiet   zu treffen, besonders durch die Ueber­französische Regierung, wie man versichert, unter voller eigener Berantwortung vorgehen, da fie diese ontrolle als unerläßlich betrachtet. Das wäre im allgemeinen der französische   Plan.

Poincarés Plan für London  .

Die Königlich Großbritannische Regierung hat auf den Antrag der Deutschen   Regierung vom 14. Juli 1922 auf Herabfehung der monatlichen Ausgleichsraten mit Schreiben vom 26. Juli 1922 geantwortet, daß. fie beabsichtigt, diese Frage bald mit den anderen beteiligten Mächten zu erörtern, um der Deutschen   Regierung eine Antwort im Namen der Gesamtheit der beteiligten Mächte zugehen zu laffen. Die Königlich Belgische Regierung hat auf den gleichen Antrag geantwortet, daß fie fich auf diesen Antrag zur selben Zeit wie über das Gesuch um ein Moratorium für die Reparations- Patis, 5. Auguft.( WTB.) Die Agence Havas verbreitet a hung der Transportmittel. In diesem Falle wird die barzahlungen äußern werde. Eine Abschrift dieser beiden Noten folgende Meldung: Die diplomatischen Kreise bewahren auch weiter beehre ich mich zur gefälligen Kenntnis Euerer Exzellenz beizufügen. hin das ffrengste Schweigen über die französische   Auffassung, die Die Deutsche   Regierung tann annehmen, daß be- Poincaré am Montag in London   vor den Alliierten verfreien, wird. reits vor dem 15. Auguff 1922 eine grundsähliche In gewissen politischen Kreisen, die im allgemeinen gut unterrichtet Regelung der Frage der Ausgleichszahlungen find, versichert man jedoch, das Geheimnis der Absicht der Regierung möglich sein wird. durchschaut zu haben. In Anbetracht der Wichtigkeit dieses Gegen­Sollte diese Annahme, die sich auf das Schreiben der Repara- ftandes ist es unmöglich, diese Annahme fillschweigend zu übergehen, fionstommiffion vom 13. Juli 1922 im Zusammenhang mit den er- die, wie es nicht unwahrscheinlich ist, sich im Laufe der Besprechungen wähnten beiden Noten gründet, nicht zutreffen, so wird die deutsche   verwirklichen wird. Regierung ihre vertraglichen Verpflichtungen im Rahmen ihrer Wenn es auch offensichtlich ist, daß Deutschland   einen großen Leiftungsfähigkeit zu erfüllen bestrebt sein. Auf die Frage der Teil der Verantwortung an feinem finanziellen Zusammenbruch Heranziehung der privaten Ausgleichsschuldner zu der finanziellen trägt, fo fcheint es doch schwierig, die Feststellung bestimmter Abdeckung der Ausgleichsverpflichtungen wird die deutsche Rew gierung in ihrer Aeußerung zu der Sache selbst, die sie sich in ihrer Note vom 1. August 1922 vorbehalten hat, besonders eingehen. Schon jetzt jei bemerit, daß ein dem Reichsrat vorliegender Gejen­entwurf eine enderung des Berrechnungssystems vorfieht, nach welcher insbesondere auch die Ausgleichs­shuldner stärker als bisher herangezogen werden follen.

Konflikttreiben in Bayern  .

Lerchenfeld darf nicht nach Berlin  ?

Man fann feststellen, so schließt die Havas- Meldung, daß, wenn der französische   Plan fich wirklich so verhält, keine Rede von den interalliierten Schulden ist, da das Preblem, d. h. entweder ihre Regelung oder der Ausgleich, zweifellos ein Gegenstand ist, der start mit der Frage der Reparation zusammenhängt.

Keynes   über die Reparationen. Endgültige Regelung erst im nächsten Jahr.. Condon, 5. Auguft.( WTB.) In einer liberalen Ber. jammlung in Orford antwortete Asquith   auf die große par­lamentarische Rede Lloyd Georges über die Reparationsfrage und fagte, es sei erfreulich, daß Lloyd George   jezt endlich den britischen  Steuerzahler entbedt habe. Was diefer Steuerzahler vor allem brauche, sei eine schnelle und flare Regelung der wirtschaftlichen Lage Europas  ,

Nach einer Meldung der offiziösen Bayerischen Staats­zeitung" find alle Nachrichten über eine Reife Lerchenfelds jetzt nach Berlin   aus der Luft gegriffen". Weder eine Ein­Eure Exzellenz bezeichnen die in Ihrer Note vom 26. Juli 1922 labung noch eine Absicht zu einer solchen Reise sei vorhanden. Hierauf hielt Keynes   eine Rede, in der er ausführte, er habe angekündigten Maßnahmen nunmehr als Retorsionsmah- Die Korrespondenz der Bayerischen Volkspartei   hatte zupor nichts an der Balfournote auszufeßen, vorausgefeßt, daß sie der erste nahmen". Nach dem Abkommen vom 10. Juni 1921 ift die ein- die Einladung nach Berlin   als eine Spige gegen Bayern  " be- und nicht der letzte Schachzug Großbritanniens   sei. Die Note sei in 3ige Rechtsfolge der Nichterfüllung der von Deutschland   über- zeichnet. der Hauptsache an Frankreich   gerichtet. Sie sei eine notwendige nommenen Berpflichtungen die, daß die beteiligten alliierten Mächte Die neueste Nachricht fann nur so aufgefaßt werden, daß Antwort auf die Bersuchs ballons Poincarés in der diefes fristlos fündigen fönnen. Die Kündigung hätte die die bayerischen Konflikttreiber dem Grafen Lerchenfeld eine Times" und anderswo, die darauf hinausgingen, daß England Wirkung, daß die Bestimmungen des Vertrages von Bersailles über Reise nach Berlin   nicht gestatten, weil sie eben auf feine Ansprüche verzichten und dafür nichts erhalten solle. Die unvernünftige Politik der Alliierten während der lezten vier Jahre die Zahlung der jeweiligen Debeljalden wieder Anwendung finden nicht Berhandlungen, sondern den Konflikt wollen. habe Deutschland   finanziell so ruiniert, daß es im Augenblick über­würden. Als Sicherung für den Fall der nichtzahlung gibt der Der bayerische   Ministerpräsident, der ein Gefangener dieser haupt nichts zahlen könne, und es sei sicher, daß für eine fürzere Bertrag von Versailles   den allierten Mächten lediglich Treiber ist, findet sich auch mit dieser Tatsache ab, er läßt sich oder längere Zeit nichts anderes übrig bliebe, als ein Mora ein Pfandrecht an den Erlösen aus der Liquidation des deut- nur das Loch offen, daß er ieht nicht nach Berlin   tommen torium zu gewähren. Poincaré   sei anscheinend bereit, die Bonds schen Eigentums. Dem Sinn und Zwed diefer gerade für den Fall werde. Aber vielleicht etwas später, wenn nicht als aftiver der Serie C zu annullieren, vorausgefeßt, daß Großbritannien  der Nichterfüllung vorgesehenen Bestimmungen würde die Anwen- bayerischer Ministerpräsident, so als Ministerpräsident a. D. Frankreich   seine Schulden erlaffen und auf seinen Anteil verzichten dung der für den 5. August 1922 angefündigten Retorsions- Graf Lerchenfeld und alle besonnenen Kreise in Bayern   werde. Aber die Bonds der Serie C feien, reines Waffer". Kennes fagte, maßnahmen widersprechen, zumal für eine Zahlung, die werden sich allerdings darüber im flaren sein, daß ein absicht daß die endgültige Regelung bis zum nächsten Jahr verschoben überhaupt erst am 15. Auguft fällig ist. liches Ausweichen vor den von Berlin   angeregten Ver- werden müsse, wo nach gehöriger Borbereitung eine große Kon­Seit Eurer Exzellenz Note vom 26. Juli 1922 hat sich die wirt- Handlungen den Konflikt unbedingt herbeiführen muß, den ferenz für das ganze Problem der zwischenstaatlichen Schulden cb­fchaftliche und finanzielle Cage Deutschlands   weiter außerordentlich vermeiden zu wollen, auch die bayerische Regierung fortdauernd gehalten werden sollte, an der auch Vertreter der Vereinigten Staaten  verschlechtert; die Matt ist inzwischen bis auf ein 3 wei- versichert. Der Reichspräsident hat in seinem Schreiben an teilnehmen müßten und die vielleicht in Washington   stattfinden hundertstel ihres Friedenswertes gejunten und den Grafen Lerchenfeld in allem Ernfte darauf hingewiesen, fönnte. Eine internationale Anleihe großen um. die Leiftungsfähigkeit Deutschlands   dementsprechend weiter zurüd- daß er als Hüter der Reichsverfassung die Pflichtfanges sei seines Erachtens eine ebenso große 3llusion wie gegangen. Unter diesen Umständen gibt die deutsche habe, die Durchführung der verfassungsmäßig zustandegefom- Reparationen großen Umfanges. Frankreich   könne einem furzen Regierung eindringlichst der Erwägung der fran- menen Reichsgefehe zu sichern. Zu dieser Pflicht gehört auch: Moratorium zustimmen, das sei fein großes Opfer. Die Ansprüche 3öfifchen Regierung anheim, die Angelegenheit die gefeßwidrige Verordnung der bayerischen   Regierung auf Benfionen müßten aufgehoben, bie Besetzung des einer nochmaligen Prüfung zu unterziehen und pon sich aus aufzuheben. Der freundschaftliche Gedanke, die Rheingebietes für beendet erklärt werden. Wenn Frant­Ihre Entscheidung bis zu den in der anliegenden für Bayern   bittere Bille dadurch zu verfüßen, daß man die reich den Bedingungen zustimmen werde, was in seinem Interesse englijden und belgifden Note erwähnten Ber- Aufhebung der bayerischen   Regierung selbst überließ, darf liege, so würde es richtig sein, daß Großbritannien   und die anderen handlungen der beteiligten alliierten Mächte nicht dahin gedeutet werden, daß man dem bayerischen Spiel Alliierten ihre Schulden erließen. zurückzustellen.

gez wirth.

Die deutsche Antwort überreicht. Paris  , 5. Auguft.( WEB.) Die deutsche Antwortnote über die Ausgleichszahlungen ist der franzöfifchen Regierung durch den deutschen   Geschäftsträger, Botschaftsrat von Hoesch, um 11 2hr überreicht worden.

tatenlos zuzusehen beabsichtige. Persönliche Verhandlungen fönnten die an sich notwendigen Schritte erleichtern, und des­halb wird Lerchenfeld gut tun, seiner Gefangenschaft zu ent fliehen. Gelingt ihm das nicht, so wird der Reichspräst­bent in Erfüllung seiner beschworenen Pflicht die Auf hebung der verfassungswidrigen Verordnung verlangen und auf ihr bis in alle Konsequenzen hinein bestehen müssen.

Keynes   fagte, die internationale Anleihe tönne nicht zustande­fommen, und wenn sie zustandekäme, würde sie verhängnisvolle Verwirrung anrichten.

Der Gebante, daß der Rest der Welt Deutschland   zum Zwecke der Bahlung an Frankreich   100 Proz. seiner flüssigen Ersparnisse leihen würde, fei unsinnig.

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In der Schlußfizung des bayerischen Landtages hat der Die höchste Zahl, die mir von einem zuverlässigen Fachmann Der Bankeroft des Friedensvertrages. Präsident Königsbauer noch einmal die absolute Reichs- genannt wurde, wäre 100 Millionen Pfund Sterling, aber ich treue" der Bayern   feierlich versichert. Diese absolute Reichs- glaube, auch diese Zahl ist noch zu hoch gegriffen. Eine Anleihe Paris  , 5. August.  ( BTB.) Robert de Jouvenel  , der Chef- treue" läßt sich schwer mit der Tatsache vereinigen, daß man von 50 bis 100 Millionen Pfund Sterling- auch diese Zahl ist redakteur des Deuvre" schreibt in bezug auf die wegen der Aus- auf die Reichsverfassung pfeift. Darüber muß in Bayern   und sehr optimistisch würde Deutschlands   Verpflichtungen nach dem gleichszahlungen Deutschlands   angedrohten Zwangsmaß zwischen Bayern   und dem Reich vollkommene Klarheit ge- Londoner   Plan nur für vier bis sechs Monate decken. Von einer nahmen: Wir werden einen der ernstesten politischen Atte voll- fchaffen werden. folchen Anleihe würde nach Befriedigung der belgischen Vorrechte bringen, die seit Unterzeichnung des Friedensvertrages von Ber- Bon der Reichsregierung erwarten wir, daß sie für Frankreich   nichts Beträchtliches übrigbleiben. Ich sehe also ſailles durchgeführt wurden. Wir stellen das Schidsel unserer die bayerische Regierung über den Ernst und die Festigkeit teine Möglichkeit einer endgültigen Regelung mit Poincaré   in naher tttanz aufs Spiel. Wir werden gegen die Welt im Namen ihrer 2bfichten nicht im Zweifel läßt. Zutunit

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