Nr. 367 39.Jahrgang Ausgabe Nr. 177
Bezugspreis:
Fite den Monat August 90,- 902, voraus zahlbar. Unter Kreuzband für Deutschland , Danzig , Gaar- und Memelgebiet, sowie Defterreich und Luxemburg 138,- M., für das übrige Ausland 172,-. Boftbestellungen nehmen an Belgien , Dänemart, England, Esthland, Finnland , Frankreich , Holland , Lettland , Luxemburg , Defter reich, Schweden , Schweiz , TschechoGlowakei und Ungarn . Der Borwärts" mit der Sonntags beilage Bolt und geit", der Unter haltungsbeilage Heimwelt und der Beilage Siedlung und Kleingarten" erfcheint wochentäglich zweimal, Gonn tags und Montags einmal,
Abend- Ausgabe
Vorwärts
Berliner Volksblaff
2 Mark
Anzeigenpreis:
Die ein spaltige Nonpareillezeile toftet 25.-M. Reklamezeile 125.- 9. KleineAnzeigen" das fettgedruckte Wort 7, M.( zufäffig zwei fettgebruckte Borte), jedes weitere Wort 6. M. Stellengefuche und Schlaf Stellenanzeigen das erste Wort 4,- M., jedes weitere Mort 3, M. Morte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Familien- Anzeigen für Abon
nenten Beile 10,- M.
Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 42 2hr nachmittags im Hauptgeschäft, Berlin SW 68, LindenStraße 3, abgegeben werden. Geöffnet von 9 Uhr früh bis 5 Uhr nachmittags.
Redaktion und Derlag: SW 68, Lindenstraße 3
uboit 292–295
Fernsprecher: and 2506-2507
Sonnabend, den 5. August 1922
Vorwärts- Verlag G.m.b.5., GW 68, Lindenste. 3 Fernsprecher: Verlag, Hauptexpedition n. Inseraten. Abteilung: Dönhoff 2506-2507
Die Antwort note der Reichsregierung auf die Note der französischen Regierung in der Angelegenheit der Ausgleichszahlungen lautet: Herr Ministerpräsident!
Euerer Exzellenz beehre ich mich, den Empfang der Note vom 1. August 1922 ju bestätigen. Die Reparationstommiffion hat auf den Antrag der Deutschen Regierung vom 12. Juli 1922 auf Gewährung eines Moratoriums für die Reparationszahlungen mit Schreiben vom 13. Juli 1922 in Aussicht gestellt, daß sie ihre Entscheidung auf diesen Antrag vor dem 15. August 1922 treffen und mitteilen wird.
unseres Rechtes handeln, aber durch unsere Macht, und gegenüber| Talfachen zu verlangen, die juristisch einen absichtlichen einer solchen Gefahr haben wir nur die einzige und sichere Hoffnung, Verstoß gegen den Vertrag in der Vergangenheit beweisen. Inmonatlich ungefähr eine Summe zu erhalten, die dem ent- folgedessen könnte Deutschland ein kurzfristiger Zahlungs. spricht, was wir wöchentlich für die Unterhaltung auffgub von vier bis acht Wochen für die nächsten Zahlungen gedes Friedensvertrages von Bersailles. Die Schuldner bringen nicht einwandfreier Weise Beweise feines guten Willens dadurch geben, unferes Heeres ausgeben. Das ist die letzte Stonsequenz währt werden. Während diefer Zeit müßte jedoch Deutschland in Am Borabend des Tages, an dem Frankreich diese lehte Erfahrung formen annimmt und verwirklicht: Geldreform, Zollkontrolie ufw. einmal mehr die Kosten für die ein, die den Zwang durchführen. daß es einen sehr vollständigen Plan finanzieller Reversuchen will, hat horne baran erinnert, daß Deutschland Gleichzeitig müßte die allgemeine hypothet auf Deutschseit dem Waffenstilistand 415 Millionen Pfund land, welche die Alliierten nach dem Friedensvertrag befihen, in Sterling bezahlt hat. Das sind ungefähr 20 Milliarden Frant, Kraft treten, wie Abgabe von 26 Proz. des Kapitals der deutschen wovon die Anteile Frankreichs und Englands fast vollkommen Industrieunternehmungen, Inbetriebnahme und sogar Abtretung durch die Besagungstesten aufgezehrt worden sind. der staatlichen Bergwerke und Forsten auf dem Wir haben taum noch Hoffnung, daß die künftigen Zahlungen be- linten Rheinnjer. Sollte sich Deutschland weigern, fich diesen glichen werden können. Nur die Kosten für den Zwang vermindern Maßnahmen zu unterwerfen, oder Schwierigteiten machen, so sich nicht wahrhaftig, der Friedensvertrag von Berwütede diesmal ein freiwilliger Berstoß offen zutage liegen, failles hat banterott gemacht. und die Alliierten hätten fein anderes Mittel nach Ablauf des festgefehten Termins als 3 wangsmaßnahmen im Rheinland und Ruhrgebiet zu treffen, besonders durch die Ueberfranzösische Regierung, wie man versichert, unter voller eigener Berantwortung vorgehen, da fie diese ontrolle als unerläßlich betrachtet. Das wäre im allgemeinen der französische Plan.
Die Königlich Großbritannische Regierung hat auf den Antrag der Deutschen Regierung vom 14. Juli 1922 auf Herabfehung der monatlichen Ausgleichsraten mit Schreiben vom 26. Juli 1922 geantwortet, daß. fie beabsichtigt, diese Frage bald mit den anderen beteiligten Mächten zu erörtern, um der Deutschen Regierung eine Antwort im Namen der Gesamtheit der beteiligten Mächte zugehen zu laffen. Die Königlich Belgische Regierung hat auf den gleichen Antrag geantwortet, daß fie fich auf diesen Antrag zur selben Zeit wie über das Gesuch um ein Moratorium für die Reparations- Patis, 5. Auguft.( WTB.) Die Agence Havas verbreitet a hung der Transportmittel. In diesem Falle wird die barzahlungen äußern werde. Eine Abschrift dieser beiden Noten folgende Meldung: Die diplomatischen Kreise bewahren auch weiter beehre ich mich zur gefälligen Kenntnis Euerer Exzellenz beizufügen. hin das ffrengste Schweigen über die französische Auffassung, die Die Deutsche Regierung tann annehmen, daß be- Poincaré am Montag in London vor den Alliierten verfreien, wird. reits vor dem 15. Auguff 1922 eine grundsähliche In gewissen politischen Kreisen, die im allgemeinen gut unterrichtet Regelung der Frage der Ausgleichszahlungen find, versichert man jedoch, das Geheimnis der Absicht der Regierung möglich sein wird. durchschaut zu haben. In Anbetracht der Wichtigkeit dieses GegenSollte diese Annahme, die sich auf das Schreiben der Repara- ftandes ist es unmöglich, diese Annahme fillschweigend zu übergehen, fionstommiffion vom 13. Juli 1922 im Zusammenhang mit den er- die, wie es nicht unwahrscheinlich ist, sich im Laufe der Besprechungen wähnten beiden Noten gründet, nicht zutreffen, so wird die deutsche verwirklichen wird. Regierung ihre vertraglichen Verpflichtungen im Rahmen ihrer Wenn es auch offensichtlich ist, daß Deutschland einen großen Leiftungsfähigkeit zu erfüllen bestrebt sein. Auf die Frage der Teil der Verantwortung an feinem finanziellen Zusammenbruch Heranziehung der privaten Ausgleichsschuldner zu der finanziellen trägt, fo fcheint es doch schwierig, die Feststellung bestimmter Abdeckung der Ausgleichsverpflichtungen wird die deutsche Rew gierung in ihrer Aeußerung zu der Sache selbst, die sie sich in ihrer Note vom 1. August 1922 vorbehalten hat, besonders eingehen. Schon jetzt jei bemerit, daß ein dem Reichsrat vorliegender Gejenentwurf eine enderung des Berrechnungssystems vorfieht, nach welcher insbesondere auch die Ausgleichsshuldner stärker als bisher herangezogen werden follen.
Man fann feststellen, so schließt die Havas- Meldung, daß, wenn der französische Plan fich wirklich so verhält, keine Rede von den interalliierten Schulden ist, da das Preblem, d. h. entweder ihre Regelung oder der Ausgleich, zweifellos ein Gegenstand ist, der start mit der Frage der Reparation zusammenhängt.
Keynes über die Reparationen. Endgültige Regelung erst im nächsten Jahr.. Condon, 5. Auguft.( WTB.) In einer liberalen Ber. jammlung in Orford antwortete Asquith auf die große parlamentarische Rede Lloyd Georges über die Reparationsfrage und fagte, es sei erfreulich, daß Lloyd George jezt endlich den britischen Steuerzahler entbedt habe. Was diefer Steuerzahler vor allem brauche, sei eine schnelle und flare Regelung der wirtschaftlichen Lage Europas ,
Nach einer Meldung der offiziösen Bayerischen Staatszeitung" find alle Nachrichten über eine Reife Lerchenfelds jetzt nach Berlin aus der Luft gegriffen". Weder eine EinEure Exzellenz bezeichnen die in Ihrer Note vom 26. Juli 1922 labung noch eine Absicht zu einer solchen Reise sei vorhanden. Hierauf hielt Keynes eine Rede, in der er ausführte, er habe angekündigten Maßnahmen nunmehr als„ Retorsionsmah- Die Korrespondenz der Bayerischen Volkspartei hatte zupor nichts an der Balfournote auszufeßen, vorausgefeßt, daß sie der erste nahmen". Nach dem Abkommen vom 10. Juni 1921 ift die ein- die Einladung nach Berlin als eine Spige gegen Bayern " be- und nicht der letzte Schachzug Großbritanniens sei. Die Note sei in 3ige Rechtsfolge der Nichterfüllung der von Deutschland über- zeichnet. der Hauptsache an Frankreich gerichtet. Sie sei eine notwendige nommenen Berpflichtungen die, daß die beteiligten alliierten Mächte Die neueste Nachricht fann nur so aufgefaßt werden, daß Antwort auf die Bersuchs ballons Poincarés in der diefes fristlos fündigen fönnen. Die Kündigung hätte die die bayerischen Konflikttreiber dem Grafen Lerchenfeld eine Times" und anderswo, die darauf hinausgingen, daß England Wirkung, daß die Bestimmungen des Vertrages von Bersailles über Reise nach Berlin nicht gestatten, weil sie eben auf feine Ansprüche verzichten und dafür nichts erhalten solle. Die unvernünftige Politik der Alliierten während der lezten vier Jahre die Zahlung der jeweiligen Debeljalden wieder Anwendung finden nicht Berhandlungen, sondern den Konflikt wollen. habe Deutschland finanziell so ruiniert, daß es im Augenblick überwürden. Als Sicherung für den Fall der nichtzahlung gibt der Der bayerische Ministerpräsident, der ein Gefangener dieser haupt nichts zahlen könne, und es sei sicher, daß für eine fürzere Bertrag von Versailles den allierten Mächten lediglich Treiber ist, findet sich auch mit dieser Tatsache ab, er läßt sich oder längere Zeit nichts anderes übrig bliebe, als ein Mora ein Pfandrecht an den Erlösen aus der Liquidation des deut- nur das Loch offen, daß er ieht nicht nach Berlin tommen torium zu gewähren. Poincaré sei anscheinend bereit, die Bonds schen Eigentums. Dem Sinn und Zwed diefer gerade für den Fall werde. Aber vielleicht etwas später, wenn nicht als aftiver der Serie C zu annullieren, vorausgefeßt, daß Großbritannien der Nichterfüllung vorgesehenen Bestimmungen würde die Anwen- bayerischer Ministerpräsident, so als Ministerpräsident a. D. Frankreich seine Schulden erlaffen und auf seinen Anteil verzichten dung der für den 5. August 1922 angefündigten Retorsions- Graf Lerchenfeld und alle besonnenen Kreise in Bayern werde. Aber die Bonds der Serie C feien, reines Waffer". Kennes fagte, maßnahmen widersprechen, zumal für eine Zahlung, die werden sich allerdings darüber im flaren sein, daß ein absicht daß die endgültige Regelung bis zum nächsten Jahr verschoben überhaupt erst am 15. Auguft fällig ist. liches Ausweichen vor den von Berlin angeregten Ver- werden müsse, wo nach gehöriger Borbereitung eine große KonSeit Eurer Exzellenz Note vom 26. Juli 1922 hat sich die wirt- Handlungen den Konflikt unbedingt herbeiführen muß, den ferenz für das ganze Problem der zwischenstaatlichen Schulden cbfchaftliche und finanzielle Cage Deutschlands weiter außerordentlich vermeiden zu wollen, auch die bayerische Regierung fortdauernd gehalten werden sollte, an der auch Vertreter der Vereinigten Staaten verschlechtert; die Matt ist inzwischen bis auf ein 3 wei- versichert. Der Reichspräsident hat in seinem Schreiben an teilnehmen müßten und die vielleicht in Washington stattfinden hundertstel ihres Friedenswertes gejunten und den Grafen Lerchenfeld in allem Ernfte darauf hingewiesen, fönnte. Eine internationale Anleihe großen um. die Leiftungsfähigkeit Deutschlands dementsprechend weiter zurüd- daß er als Hüter der Reichsverfassung die Pflichtfanges sei seines Erachtens eine ebenso große 3llusion wie gegangen. Unter diesen Umständen gibt die deutsche habe, die Durchführung der verfassungsmäßig zustandegefom- Reparationen großen Umfanges. Frankreich könne einem furzen Regierung eindringlichst der Erwägung der fran- menen Reichsgefehe zu sichern. Zu dieser Pflicht gehört auch: Moratorium zustimmen, das sei fein großes Opfer. Die Ansprüche 3öfifchen Regierung anheim, die Angelegenheit die gefeßwidrige Verordnung der bayerischen Regierung auf Benfionen müßten aufgehoben, bie Besetzung des einer nochmaligen Prüfung zu unterziehen und pon sich aus aufzuheben. Der freundschaftliche Gedanke, die Rheingebietes für beendet erklärt werden. Wenn FrantIhre Entscheidung bis zu den in der anliegenden für Bayern bittere Bille dadurch zu verfüßen, daß man die reich den Bedingungen zustimmen werde, was in seinem Interesse englijden und belgifden Note erwähnten Ber- Aufhebung der bayerischen Regierung selbst überließ, darf liege, so würde es richtig sein, daß Großbritannien und die anderen handlungen der beteiligten alliierten Mächte nicht dahin gedeutet werden, daß man dem bayerischen Spiel Alliierten ihre Schulden erließen. zurückzustellen.
gez wirth.
Die deutsche Antwort überreicht. Paris , 5. Auguft.( WEB.) Die deutsche Antwortnote über die Ausgleichszahlungen ist der franzöfifchen Regierung durch den deutschen Geschäftsträger, Botschaftsrat von Hoesch, um 11 2hr überreicht worden.
tatenlos zuzusehen beabsichtige. Persönliche Verhandlungen fönnten die an sich notwendigen Schritte erleichtern, und deshalb wird Lerchenfeld gut tun, seiner Gefangenschaft zu ent fliehen. Gelingt ihm das nicht, so wird der Reichsprästbent in Erfüllung seiner beschworenen Pflicht die Auf hebung der verfassungswidrigen Verordnung verlangen und auf ihr bis in alle Konsequenzen hinein bestehen müssen.
Keynes fagte, die internationale Anleihe tönne nicht zustandefommen, und wenn sie zustandekäme, würde sie verhängnisvolle Verwirrung anrichten.
Der Gebante, daß der Rest der Welt Deutschland zum Zwecke der Bahlung an Frankreich 100 Proz. seiner flüssigen Ersparnisse leihen würde, fei unsinnig.
-
In der Schlußfizung des bayerischen Landtages hat der Die höchste Zahl, die mir von einem zuverlässigen Fachmann Der Bankeroft des Friedensvertrages. Präsident Königsbauer noch einmal die„ absolute Reichs- genannt wurde, wäre 100 Millionen Pfund Sterling, aber ich treue" der Bayern feierlich versichert. Diese„ absolute Reichs- glaube, auch diese Zahl ist noch zu hoch gegriffen. Eine Anleihe Paris , 5. August. ( BTB.) Robert de Jouvenel , der Chef- treue" läßt sich schwer mit der Tatsache vereinigen, daß man von 50 bis 100 Millionen Pfund Sterling- auch diese Zahl ist redakteur des„ Deuvre" schreibt in bezug auf die wegen der Aus- auf die Reichsverfassung pfeift. Darüber muß in Bayern und sehr optimistisch würde Deutschlands Verpflichtungen nach dem gleichszahlungen Deutschlands angedrohten Zwangsmaß zwischen Bayern und dem Reich vollkommene Klarheit ge- Londoner Plan nur für vier bis sechs Monate decken. Von einer nahmen: Wir werden einen der ernstesten politischen Atte voll- fchaffen werden. folchen Anleihe würde nach Befriedigung der belgischen Vorrechte bringen, die seit Unterzeichnung des Friedensvertrages von Ber- Bon der Reichsregierung erwarten wir, daß sie für Frankreich nichts Beträchtliches übrigbleiben. Ich sehe also ſailles durchgeführt wurden. Wir stellen das Schidsel unserer die bayerische Regierung über den Ernst und die Festigkeit teine Möglichkeit einer endgültigen Regelung mit Poincaré in naher tttanz aufs Spiel. Wir werden gegen die Welt im Namen ihrer 2bfichten nicht im Zweifel läßt. Zutunit
S