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Nr.36939.Jahrgang Ausgabe B Nr. 178

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Zentralorgan der Sozialdemokratifchen Partei Deutfchlands

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und 2506-2507

Montag, den 7. August 1922

Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Berlag, Haupterpedition u. Inserate Abteilung: Dönhoff 2506-2507

Die Londoner Reparationskonferenz. Französische   Arbeit an der Saar  .

London  , 7. Auguft.( WIB.) Der politische Mitarbeiter der laufenden Moratoriums) wird als Bestandteil dieser Entscheidung der ihr im Bersailler Vertrag übertragenen, Treuhänderschaft" Westminster Gazette" schreibt: Wie ich höre, hat man auf britischer mit in Erwägung gezogen werden. Seite ein Moratorium für zwei Jahre vorgeschlagen. In der Zwischenzeit müßten die Naturallieferungen in unvermindertem Umfang stattfinden.

Temps" läßt sich aus Condon mitteilen, die englische Regie­rung werde bei Beginn der Konferenz des Obersten Rats am 7. den Anteag der englischen Delegierten in der Reparationskommiffion Sir John Bradbury vorlegen. Der Antrag lautet einer Ver­öffentlichung der Reparationskommission zufolge:

Auf Grund der gegenwärtigen Finanzlage Deutschlands   und des Zusammenbruchs der Mark ist die Reparationsfommiffion der Ansicht, daß es notwendig geworden ist, für den Rest des Jahres 1922 alle auf Grund der Berpflichtungen aus dem Friedensvertrage von Deutschland   in ausländischen Devisen zu leiftenden Barzahlungen zu suspendieren. Die Kom­miffion empfiehlt also den alliierten Regierungen, alle Zahlungen auf Grund des Ausgleichsverfahrens zu suspendieren unter der Be­dingung, daß die von der deutschen   Regierung für diese Operation angebotene monatliche Summe von 500 000 fund Sterling an die Reparationsfommiffion abgeführt und von ihr zu einem später zu bestimmenden Zwecke verwendet wird. Wenn die allierten Regierungen diese Empfehlungen annehmen, ist die Re­parationsfommission bereit, die Zahlungen zu suspendieren, die für das Jahr 1922 von den als Reparationen in bar zu entrichtenden Summen noch zu bezahlen sind. Der Betrag der auf diese Weise fuspendierten Zahlungen wird in derselben Weise übertragen, wie die durch den Kommissionsbeschluß vom 21. März aufgeschobene Zahlung. Wegen des dringlichen Charakters der derzeitigen Lage hat die Kommission es nicht für notwendig erachtet, für das neue für 1922 zu gewährende Moratorium neue Bedingun­gen zu stellen. Es wird indessen in aller Kürze notwendig sein, den Betrag der in den Jahren 1923 und 1924 von Deutsch­ land  

zu fordernden Zahlungen zu bestimmen. Die ganze Frage der für jeden Zahlungsaufschub zu stellenden Bedin­gungen( die notwendigerweise strenger sein werden, als die des

Poincarés Gewaltmaßnahmen.

Saarbrüden, 6. August. Die Regierungskommission des Saargebiets ist entgegen In ihrer Sihung vom 3. August hat die Reparationskommission seinem Mutterland zu lösen und es bis zum Abstimmungsjahr für Deutschland   bestrebt, das Saargebiet systematisch von mit drei Stimmen gegen eine Stimme beschlossen, die Beratung 1935 anschlußreif für Frankreich   zu machen. Ein bezeichnen­dieses Planes bis nach der Londoner Konferenz aufzu- des Licht auf diese Politik werfen zwei furz aufeinander­schieben. folgende Schreiben des Präsidenten der Regierungskommission und früheren französischen   Präfekten Rault an den Ober­bürgermeister der Stadt Saarbrücken  .

Zusammentritt des Obersten Rats.

der belgischen und der italienischen   Delegation zur Reparationston­London, 6. Auguft.( WTB.) Dei Mitglieder der französischen, ferenzfind heute abend in London   eingetroffen und unter anderem von Lloyd George   und Sir Robert Horne begrüßt worden. Die erste Sigung der Konferenz foll morgen vormittag um 11 Uhr stattfinden. Der Londoner   Berichterstatter des Parisien" meldet, daß die seinerzeit einstimmig angenommene Entschließung wurde der belgischen Minister Theunis und Jaspar gestern eine 1än gere Unterredung mit Lloyd George   gehabt haben. Mit Poincaré   würden sie heute vormittag vor Beginn der Sizung des Obersten Rates sprechen. Alle Versuche, eine Unterredung mit Poincaré   zu erlangen, sind, wie Reuter meldet, fehlgeschlagen.

" Temps" sagt, wenn England auf den Plan Bradburys zurüd greife, bedrohe es die Interessen der französischen   Gläubiger, dte der Friedensvertrag gezwungen habe, sich den Ausgleichsämtern von Paris   und Straßburg   anzuvertrauen, und die fein anderes Hilfsmittel hätten, um von ihren deutschen   Schuldnern bezahlt zu werden.

Schanzer erklärte, Italien   könnte nichts sagen, bevor es die britischen   und die französischen   Vorschläge gehört habe. Die Re­parationsfrage tönne nicht erörtert werden, wofern nicht das Pro­blem der Verschuldung gleichfalls erwogen werde. Italien   habe die besten Absichten Deutschland   zu helfen, tönne aber nicht dabei italienische Interessen opfern,

Jaspar erflärte, ein Moratorium für die deutschen   Re­paration brauche. Belgien   würde ganz besonders unter einem Moratorium leiden, da die diesjährigen Zahlungen sonst Belgien   zu geteilt werden würden.

verkauft, um mit seinen Brüdern nach Deutschland   überzu­Die Antwort der französischen   Regierung Das Pressebureau des Oberkommissars von Elsaß- Lothringen  siedeln und hier eine neutralistische Zeitung herauszugeben. auf die gestern übereichte deutsche Note wegen des Aus- hat, wie der" Matin" meldet, mitgeteilt, daß nach der Ent­gleichsverfahrens ist inzwischen im Wortlaut bei der deutscheidung vom 5. Auguft die Banken und Finanzinstitute jeder schen Regierung eingegangen. Sie weicht in Einzelheiten Art in Elsak- Lothringen   nicht mehr berechtigt sind, von dem bereits durch Havas veröffentlichten Tert ab und Personen deutscher Staatsangehörigteit Wert­In Beantwortung Ihres Schreibens von heute beehre ich mich papiere und Gelder, die in den Banken oder Kreditanstalten niedergelegt sind, oder deren Zinsen auszuhändigen, Ihnen bekanntzugeben, daß in Anbetracht dessen, daß die Mittei gleichviel zu welchem Zeitpunkt die Niederlegung erfolgt sei. lung der Deutschen   Regierung nur einen dilatorischen Cha- Die Banken und Finanzinstitute von Elsaß- Lothringen   werden rakter hat, die Regierung der Republik   folgende Beschlüsse zur als Sequester der besagten Konten und Depots angesehen. Sicherstellung ihrer Ansprüche gefaßt hat: nende Deutsche betroffen sein. Bon dieser Maßnahme sollen 300 000 im Elsaß woh­

lautet:

1. Die Ausgleichsämter von Paris   und Straßburg  werden aufgefordert, bis auf weiteres jede Anerken= nung deutscher   Forderungen aufzuschieben.

Kabinettsfitung über die Retorsionen.

Anläßlich der Ermordung des deutschen   Außenministers Dr. Rathenau brachte die sozialdemokratische Stadt verordnetenfraktion von Saarbrücken   eine Entschließung ein, in der der Mord aufs Entschiedenste verurteilt und der deut­schen Republik gegenüber die Treue bekundet wurde. Die Regierungsfommission des Saargebiets übermittelt mit dem Ersuchen, sie an den Reichskanzler Dr. Wirth weiter­zuleiten. Das fonnte sie nicht gut zurüdweisen, um sich nicht in zu krassen Widerspruch mit den Sympathiekundgebungen der im Völkerbund vertretenen Mächte für die deutsche. Re­ publik   zu setzen. Um aber in Zukunft jeder direkten und amtlichen Berührung der Stadt Saarbrücken   mit dem Deut­fchen Reiche vorzubeugen, richtete Herr Rault an den Oberbürgermeister ein Schreiben, in dem es heißt:

Schreibens sicherstellte, machte sie auf Grund der Bestimmungen des ,, Wenngleich die Regieringskommission die Weiterleitung obigen Friedensvertrages jeden Vorbehalt über die Rechtmäßigkeit einer un­mittelbaren Teilnahme der Stadt Saarbrüden oder ihrer vertreter an den politischen Ereignissen, die sich im Deutschen   Reiche abspielen."

die künstliche Trennung zwischen Saargeborenen und Besondere Hoffnungen hat die Regierungskommission auf zugewanderten gesetzt. Wie zum Landesrat nur wählbar ist, mer mit Saarwasser getauft wurde, so soll auch den geborenen Saarländern bei der Besetzung freiwerdender Stellen in der der Bestätigung von vier Beamten der Stadt Saarbrücken  Verwaltung eine Extramurst gebraten werden. Gelegentlich richtete Präsident Rault an die Stadtverwaltung folgende Willenstundgebung:

Besetzung von/ freigewordenen Stellen zunächst Saarländer   berüd­weisen, daß die Regierungskommiffion den Wunsch hegt, daß bei der Ich sehe mich veranlaßt, bei dieser Gelegenheit darauf hinzus fichtigt werden, soweit die Möglichkeit besteht, die Stelle mit geeigneten Saarländern zu besetzen.

Ich ersuche ergebenst, darauf hinzuwirken, daß fünftig bei der

Besetzung efebung freigewordener Stellen diesem Wunsche Rechnung getragen

wird."

diese für ihr Amt geeignet sind, wäre von deutschem Stand­Gegen die Bevorzugung geborener Saarländer  , sofern punkte aus gemiß nichts einzuwenden, wenn sie eben nicht ein Stück jener Saarpolitik der Regierungskommission bilden würde, von der das Wort gilt: Man merkt die Absicht, und man wird verstimmt!

2. Die Ausgleichsämter von Paris   und Straßburg   werden auf­Das Kabinett wird heute nachmittag zu einer Gigung bei ihrer vorgesetzten Behörde, dem Bölkerbund in Genf  , den Gewiß wird die Regierungskommission nicht versäumen, gefordert, bis auf weiteres jede Zahlung von Entschädigungen über die von Poincaré   vorgenommenen Retorsionen zusammen Eindruck zu erwecken, daß sie sich der eingeborenen Saar­für Rechnung der Deutschen   Regierung auszusehen, die in An- treten. Die Retorsionsansprüche Frankreichs   sind der Rechtsab- länder mit rührender Sorge annähme. In der Praxis be= wendung des Artikels 297e des Bertrages von Versailles   geschuldet teilung des Auswärtigen Amtes   zur Prüfung überwiesen worden, tätigt sich diese Liebe allerdings anders. Das beweisen nicht werden. Die Zahlung dieser Entschädigungen bleibt bis auf wei- der Bericht dieser Abteilung wird wahrscheinlich in der heutigen nur die Behandlung des Landesrats, der lediglich aus ge= teres eine dirette Verpflichtung Deutschlands   und Kabinettssitzung bereits vorliegen. Die Reichsregierung wird sich berenen Saarländern besteht, sondern auch zahlreiche Einzel­diese Entschädigungen fönnen im voraus gemäß dem genannten dann über die event!. Maßnahmen schlüssig werden, die zum Schuße fälle. So wurde einem früher ausgewiesenen Mittelschul­Absatz e des Artikels 297 dem Eigentum der deutschen   der von den Retorsionen Betroffenen ergriffen werden müssen. Staatsangehörigen entnommen werden, das auf fran­fischem Gebiet vorhanden ist oder sich unter französischer Kontrolle befindet.

3. Die Ausgleichsämter von Paris   und Straßburg   werden auf­gefordert, bis auf weiteres jede Mitteilung an das deutsche Ausgleichsamt über den Erlös aus Liquidationen deutschen   Eigen­tums in Frankreich   auszusetzen.

4. Der Generalkommissar der Republik   in Straßburg   wird aufgefordert, bis auf weiteres die Ausfuhr des unter das fran­zösisch- Deutsche Abkommen vom 15. November 1919 fallenden deutschen   Mobiliars auszusetzen.

5. Im Departement Moselle  , Haut- Rhin   und Bas- Rhin   werden fofort Maßnahmen zweds Sicherstellung ergriffen.

lehrer Kurz, dem inzwischen die Rückkehr in seine Heimat gestattet worden war, die Wiederbeschäftigung im Schuldienst Neuer Kurs in Polen  ? der Stadt Saarbrücken   versagt. In diesem wie in zahlreichen anderen Fällen wird geborenen Saarländern, die vom fran­Ministerpräsident Nowak und das Deutschtum. zöfifchen Militär meist aus nichtigen Anlässen in unerhört bru Warschau  , 6. August.  ( Tul.) Der zweite Borfizende der deutschen   gestattete Rückkehr in die Heimat praktisch unmöglich gemacht. taler Form vertrieben worden sind, die ihnen jeht formell Sejmfraktion, Joseph Spidermann( Lodz  ), und Abgeordneter Heike( Dirschau  ) wurden gestern Dr. Now ad empfangen. Während der eingehenden Besprechung für die Saargeborenen vorgibt, sollte sie erst selber die Grund­Dom Ministerpräsidenten Wenn die Regierungsfommission ein so warmes Interesse der Note der deutschen   Minderheiten Bolens wurden namens der fätze beachten, die sie der Stadtverwaltung Saarbrücken vor­deutschen Seim- Bereinigung sechs Punkte aufgestellt, welche schreibt, und nicht Beamte in das Saargebiet holen, die kaum Ministerpräsident Nowad, als der oberste Bertreter der neuen Re- der deutschen Sprache mächtig und wo anders kaum zu gierung, zur Kenntnis nahm. Ministerpräsident Now ad gab den brauchen sind. Angesichts der offensichtlichen Mißerfolge der Bertretern der deutschen   Minderheiten völlig befriedigende Saarregierung sieht sich selbst ein ihr so wohlgesinntes Organ Falls die verschiedenen Maßnahmen zur prompten Regelung 3 usicherungen. Nach seiner Meinung werde die Politik wie das" Journal des Debats  " zu einer Kritit ihrer Bersonal­der Frage nicht ausreichen, werden sie durch weitere pro- der polnischen Nationalisten, wie sie beim Ausbau politik veranlaßt, die wir dem Völkerbundsrat und seinen Be­gressive Maßnahmen ergänzt werden. Bolens bisher in verderblicher Weise zutage trat, sich nicht auf amten in Genf   dringend der Beachtung empfehlen. Es schreibt Genehmigen Sie, pp...... die Dauer behaupten fönnen. Er wolle alle seine Kräfte trotz aller wohlwollenden Vorbehalte wörtlich: Ueber die Anwendung von Bergeltungsmaßnahinen daransetzen, damit den deutschen   Bürgern Polens   eine wirkliche und ,, Man kann bedauern, daß gewisse Beamte ungeschict liegen offizielle Berichte noch nicht vor. Deuvre" will wiffen, vollständige Gleichberechtigung zuteil werde.. Das neue Kabinett ausgewählt wurden und daß das Saarland   in einem gegebenen daß sechs deutsche   Staatsangehörige aus dem wolle nicht eher ruhen, bis ihm ein jedere Bürger dieses Staates Augenblick die Ablagerungsstätte wurde für die Elemente, Elsaß   ausgewiesen werden, die Anhänger der Bulth- mit Freude und herzlicher Bereitwilligkeit alle seine Kräfte zu Ver- die sich in der französischen   Verwaltung des Elsah verbraucht hatten. schen Politik find. Zorn von Buladh hat vor furzem im Elfaß fügung stellen werde und er Polen   als fein wirkliches, von Herzen Man hat zu oft der unheilvollen Tradition nachgegeben, Leute nach eine neue Bartei gegründet, die für ein neutrales, unabhä.igi- geliebtes Vaterland betrachten und behandeln würde. Die Unter- Saarbrücken zu schicken, die sich in Straßburg   nicht bewährt hatten, ges Elsaß   eintritt. Dem Journal" zufolge hat Bulach   auf die redung nahm einen Berlauf, die die deutschen   Abgeordneten voll be- ebenso wie man die Uebergriffe einer aufdringlichen Ankündigung der Gewaltmaßnahmen hin seine Befistümer friedigte. 1.Betternwirtschaft" duldete."

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