Nr. 374 39. Jahrgang

Fremdenlegionär.

Beilage des Vorwärts

Donnerstag, 10. August 1922

Keine Ausländersteuer in Berlin .

Rehle durchschnitten werden. Der Angeflagte übergab dem R. Schon jezt einen größeren Betrag und fuhr dann nach Dresden zurück, um die weiteren Vorbereitungen zu treffen. Da R. der geeig­Der Magistrat ist in seiner gestrigen Sitzung dem Beschlusse der nete Mann für die Ausführung dieser Tat nicht war, da er sich neben- Finanz- und Steuerdeputation beigetreten, von der Erhebung von bei als Polizeispiel betätigte, teilte er den Mordplan einem Steuerzuschlägen von den Ausländern Abstand anderen Polizeispiel mit und beide beschlossen, den Angeklagten er ft nehmen. gehörig zurupfen und ihn dann der Polizei zu melden. Einige Tage später fam. wieder von Dresden nach Berlin und traf mit ihnen im Zentralhotel zusammen. Hier stellte er eine Skizze von dem Bart seiner Schwiegermutter her, die er den beiden ,, Mord­gefellen" aushändigte, Er fagte ihnen bei dieser Gelegenheit, seine Lante" hätte für etwa 250 000 M. Brillanten an sich, die sie behalten

Meine Herren, deshalb fann man nicht genug warnen vor der Fremdenlegion, 2 M. der Band von den Greueltaten der Fremdenlegion. Wer es noch mal haben will, 2 M. der Band!" Eine alte Erscheinung, die im Kriege gestorben zu sein schien, ist wieder auferstanden. Ein Händler, der Greueltaten der Fremden­Legion buchweise verkauft. Sein rotes Franzosentäppi auf das Ohr gerückt, fesselt die ihn umstehende Masse. Eine alte ausgediente Jacke, die irgend woher aus einem Gefängnisse sein mag, überzeugt die Leute von den Leiden in der Legion. Auf einem Ständer har fönnten. Außerdem sicherte er ihnen je 50 000 m. zu. Als der Tag lagern zu schaffen machte und dann das Geschäftshaus in großer

er schlechte Delbilder aufgestellt, die in grausamer Weise Martern zeigen. Ein an ein Pferd gebundener Soldat wird durch die Stadt geschleppt. Gefesselte Soldaten liegen in der Sonne auf dem Sand, der Straußeneier durch seine ihm innewohnende Hize ausbrütet. Gebleichte Knochen sollen davon zeugen, daß nicht nur von den weißen Menschen, sondern auch von den Schwarzen die Hölle zu erwarten ist. Ein anderer wird beobachtet, wie die Nilpferd­peitsche den Rücken zerfleischt, und in die Wunden werden dann

Verfassungsfeier der SPD .

am Freitag, den 11. Auguft, abends 7 Uhr im Zirkus Busch( am Bahnhof Börse)

Salz gestreut", versichert die Smitation des Frembenlegionärs. mit Maffenhöre des Arbeiterfängerbundes

einem gelben Stock zeigt er auf die Bilder und spricht mit innerster Ueberzeugung. Wenn er dann fertig ist, greift er hinter den Ständer und holt ein Patet Bücher hervor und erklärt, daß in diesem Buche der„ Schandfleck einer europäischen Nation" noch viel eindrucksvoller niedergeschrieben worden ist als seine schwache Kraft es wieder­zugeben vermag. Und unter der Hypnose der Bilder und des Legionärrates" fowie Stäppis, greifen die Leute in die Taschen und kaufen das Büchlein.

Es ist ein schlimmer Kitsch;. der feinen Inhalt hat und niemals geistig" crlebt wurde. Wenn der Mann genügend verkauft hat, nimmt er sein Käppi ab und setzt einen normalen Filzhut auf, steckt feine„ Delgemälde" in eine Aktentasche, flappt seinen Ständer zu­fammen und ist bis zur nächsten Ede ein harmloser Bürger, dem teiner ansieht, daß er in Grausamteiten" macht.

Die morgigen Verfassungsfeiern.

cinen

Der Kriminalassistent als Warenhausdieb. Cine unerwartete Ueberraschung erlebte ein in cinem hiesige Warenhause tätiger weiblicher Detektiv. Eine dort seit Jahren an gestellte Dame beobachtete im Frühjahr d. I. an mehreren Tagen " Käufer", der sich in auffälliger Weise an den einzelnen Waren­Eile verließ. Sie verschärfte ihre Aufmerksamkeit und bemerkte, wie er sich ein größeres Stüd Stickerei aneignete. Sie forderte ihn in der üblichen Weise auf, ihr nach dem Privatkontor zu folgen. Hier stellte sich zur allgemeinen lleberraschung heraus, daß der Fest­genommene der Kriminalassistent Bliefert war. Das Schöffen­gericht Berlin- Mitte, das sich in erster Instanz mit dieser Angelegen­heit beschäftigt hatte, verurteilte B. mit Rücksicht darauf, daß er durch seine Tat sich selbst schon schmer genug bestraft habe, da er sich um feine Existenz brachte, zu 2000 M. Geldstrafe. Hiergegen legte

Ansprachen fein Berteidiger Berufung ein. Vor der Ferienstraffammer, erklärte

Redner: Reichsinnenminister Dr. Köster, Reichsjustizminister Dr. Radbruch, Reichs­wirtschaftsminister Robert Schmidtu. a. Rezitationen Gemeinsamer Schlußgefang

Außerdem in: Wilmersdorf : Bismard- Gymnasium, Pfalzburger Str. 31. Redner: Rudolf Wissell , M. d. R. Spandau : Neues Stadttheater, Potsdamer Straße 6.

Redner: Hermann Lüdemann , M. d. L. Biesdorf, mahlsdorf, kaulsdorf : Turnhalle der Schule in Biesdorf . Redner: Hugo Heimann , M. d. R. karow: bei klid, Pantgrafenstraße.

Die morgigen Rundgebungen zur Erinnerung an die Schöpfung der Tat wurde ber 26. Februar in Aussicht genommen, weil, ber Weimarer Berfassung versprechen im ganzen Lande einen großen wie N. in seinem Taschenkalender feststellte, Neumond sei. Die bei­Erfolg. Fast überall haben sich zur Mitarbeit an der Borbereitung den Helfershelfer" fuhren nun an diesem Tage, nachdem sie sich mit eines allgemeinen Feiertages des neuen Deutschlands alle Kreise dem Kriminalaffiftenten Spötter vom Berliner Polizeipräsidium in zusammengefunden, die auf dem Boden von Weimar den Aufbau Berbindung gesetzt hatten, am 25. Februar nach) Dresden , wo sie mit und Ausbau des neuen Staates betreiben. In Berlin wird die N. zusammentrafen. Hier händigte n. ihnen den Schlüffel zum Part­staatliche Beranstaltung( Reichstag und Staatstheater) durch Kund- tor und gleichzeitig 1500 m. aus, die die Täter zu der Flucht benutzen gebungen der SPD. ( Birkus Busch) und DBP.( Rammer- follten. In diesem Augenblick gab R. dem hinter dem Gebüsch ver­fäle) unterstützt werden. Nebenher gehen die Jugendkunde borgenen Kriminalassistenten ein Zeichen und N. wurde ver­gebung in der Brauerei Friedrichshain und das große republi- haftet. Auf dem Polizeipräsidium in Dresden legte er ein um­fanische Abend meeting im Lustgarten( Dom und Altes fassendes Geständnis ab, in dem er zugab, jenen Plan gehabt Museum). Dieses beginnt um 8,15 Uhr und bringt bis zum Ab- zu haben. In ber Voruntersuchung trat er jedoch mit der Behaup marsch des Fackelzuges zum Staatstheater die Reden namhafter tung hervor, daß der Plan in Wirklichkeit von dem Zeugen R. aus Politiker aller republikanischen Parteien, Rezitationen befannter gegangen fei, der wiederholt versucht habe, von ihm Geld zu erpreffen. Berliner Schauspieler und ein Plazkonzert. Bon R.-A. Dr. Neumarkt- Dresden und R.-A. Dr. Friz Kalischer­Berlin ist deshalb ein umfangreicher Zeugenapparat aufgeboten worden, der die Angaben des Angeklagten unterstützen und insbe. sondere die Glaubwürdigkeit der beiden Polizei ag en ten erschüttern soll. Die Berhandlung steht vor der 7. Straf­fammer des Landgerichts Dresden an. Als Sachverständiger über den Geisteszustand des N. ist der Gerichtsarzt Medizinalrat Dr. Oppe geladen worden.

Den Abschluß der gesamten Veranstaltungen bildet der Rüd­marsch vom Staatstheater, ein Umzug durch die Linden" und der Zusammenwurf der Fackeln im Lustgarten.

Der Mordplan des Oberleutnants a. D. Polizeispiel als verräterische ,, Mordgesellen". Jener bekannte sensationelle Raubmordanschlag, den ber Ober­leutnant a. D. Hans Heinrich Noezel im Februar d. J. in Dresden

Zugpersonal als Eisenbahnräuber.

der als Sachverständiger geladene praktische Arzt Dr. Sonntag, daß der Angeklagte infolge einer vor Jahren erlittenen gewissen Krankheit ein Mensch sei, der in stärkerer Weise Versuchungen ausgefeßt sei. Der§ 51 trifft jedoch bei ihm nicht zu. Das Ge­richt kam deshalb zu einer Verwerfung der Berufung.

In einer wichtigen Untersuchung ist es dringend notwendig, daß der Kraftwagenführer, der am Sonnabend, den 5. d. Mts., nachmittags um 4% Uhr, am Bahnhof angeblich nach dem Schlesischen Bahnhof zu fahren, sich umgehend Friedrichstraße( Aschinger) einen Fahrgast aufnahm, um ihn im 3immer 105 des Polizeipräsidiums, hausanruf 419, meldet. Der Fahrgast. den ein Hausdiener des Zentralhotels be­gleitete, führte zwei Roffer bei sich, einen großen gelben Rohr­plattenkoffer, der L. M. gezeichnet ist, und einen fleineren Hand­toffer. Die Angelegenheit wird streng vertraulich behandelt.

In dem Tierhort des Deutschen Tierschuhvereins zu Berlin O. 27, Schicklerstr. 4. fönnen nach wie vor herrenloie oder franke Tiere abgeliefert werden. Auf der Straße verlegte Hunde und Haustiere finden auch nachts Aufnahme daselbst, auch erkundige amn sich dort nach abhanden gekommenen Tieren.

Wiederaufnahme der Quäferspeisung in Neukölln. Die all­gemeine Schulipeisung sowie die Speilung werdender und stillender Mütter, Jugendlicher( 14-18 Jahre) und Kleinlinder( 2-6 Jahre) nimmt Montag, den 21. August d. J. wieder ihren Anfang. Für die legtgenannten Bersonenkreise ist vorherige Anmeldung im Bureau Die Meldungen können der Quäterküche, Bergstr. 55, erforderlich. schon jegt und zwar Werktags von 9-3 Uhr erfolgen. Der Preis für eine Eisens portion beträgt 1 M. und ist wöchentlich im voraus zu entrichten.

Börse.

Bezirksbildungsausschus. Freitag, den 11. Pluquit, wird das Bureau des Bezirksbildungsausschusses um 3 Uhr nachmittags geschlossen. Die Ordner der Abteilungen treffen fich 4 Uhr im Zirtus Busch, Bahnhof eftfonzerte: Die Zeichnungslisten sind ausgegeben und liegen aus bei den Bildungsausschußmitgliedern der Abteilungen und im Bureau Lindenstraße 3, 2. Hof, 2 Trepp., Zimmer 8. Die Theater. vorstellungen beginnen am Sonntag, den 3. September, nachmittags 3 Uhr, im Neuen Theater am 300 mit der Aufführung von„ Einsame Menschen " von Gerhart Hauptmann . Die Obleute der Streise 3, 7, 8, 11, 14, 15 wollen sofort die Theaterfarten für September abholen.

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Männer- und einem Gemischten Chor besteht, führt jetzt den Namen„ Bolts­

Der Volfschor Oberschöneweide und der Sängerchor Nieder­Weil fie Stoff zu Anzügen brauchten, hatte sich die gesamte schöneweide- Johannisthal , beide Mitglied des Arbeiter- Sängerbundes, auf seine Schwiegermutter, die Witwe des Brauereidirektors Bür 3ugmannschaft eines Zuges Dresden- Berlin auf An- baben sich zu einem Chor verschmolzen. Der neue Chor, der aus einem stinghaus geplant hatte, wird am 19. Auguft die Straffammer stiftung ihres Zugführers eines Tages zufammengetan, um den Ge- chor Südosten", Mitglied des Deutschen Arbeiter- Sängerbundes. Die des Landgerichts zu Dresden beschäftigen. Der Sachverhalt, der weit päckwagen zu berauben. Der Gegenstand ihrer Wünsche war ein üebungsstunden finden für den Gemischten Chor jeden Dienstag und für über die Grenzen Sachsens großes Aufsehen erregt hatte, und zum Ballen von 130 Meter Stoff, den eine Großenhainer den Männerchor jeden Freitag von 8-10 Uhr abends in der Schulaula in großen Teil nach Berlin herüberspielt, ist folgender: Fabrik als Eilgut nach Hamburg geschickt hatte. Nachdem der Ballen Niederschöneweide , Berliner Str. 31, statt. Der Angeflagte fam Anfang d. I. auf den ungeheuerlichen Plan, aus dem plombierten Rurswagen nach dem Gepäcdwagen geschafft Im Jndra- Park, dem Vergnügungsetablissement des Nordostens, feine Schwieger- und Adoptiomutter, die Witwe eines Brauereidiret worden war, wurde er in Marienfelde aus dem Zuge ge- ist ein Unternehmen erftanden, daß, nach der Besucherzahl in der ersten tors, Martha Bürstinghaus in Dresden - Brießniz, zu ermorden und worfen und dort mit einem Handwagen beiseite geschafft. Mit Woche seit der Eröffnung zu urteilen, großen Anklang gefunden hat. Eine sich auf diese Weise in den Besitz ihres mehrere Millionen Mart dem Zugführer Winter war der Schaffner Lizki wegen gemein- Bahl von 100 000 Besuchern ist jetzt schon bald erreicht. Mit seinen be­betragenden Vermögens zu sehen. Da ihm selbst der Mut schaftlichen schweren Diebstahls angeklagt, mit ihnen wegen Hehlerei fonderen Darbietungen, wovon u. a. die 3 Seilers und die 3 Bladburn in zur Ausführung der Tat fehlte, fam er am 1. Februar nach Ber - die Schaffner Meifert und der Hilfsschaffner 3 elt. Beide hatten ihrem phänomenalen Lujaft jewie die Tanzvorführungen im Tanzpalast zu Iin. Er gedachte, sich zur Ausführung seines Planes irgend eines je 5 Meter von der Diebesbeute abbekommen. Da ihnen aber dieser nennen sind, ist der Park täglich das Ziel vieler Besucher. verworfenen Menschen als Werkzeug zu bedienen. An der Frie- Anteil zu gering erschien, hatten sie unter Drohungen von den eigent­drichstraßen- Passage sprach er einen in gewissen Kreisen lichen Dieben noch weitere Tuchmengen erpreßt. Das Amtsgericht unter dem Namen ,, Billy" bekannten, früheren Handlungsgehilfen Tempelhof hatte gegen die Angeflagten auf recht schwere Strafen R. an, der ihm nach seinem etwas derangierten Aeußeren als der erkannt. Während Mejfert sich mit der Berurteilung zu 2 Monaten geeignete Mann erschien. Er suchte mit ihm verschiedene Lokale auf Gefängnis beruhigte, hatten die anderen Berufung eingelegt. In und fragte ihn schließlich, ob er ihm bei Ausführung eines Planes der gefirigen. Berhandlung erzielten die Verteidiger, daß das Gericht behilflich sein wolle, wobei eine Tante um die Ede gebracht die Strafe zum Teil erheblich herabfekte. Winter erhielt 1 Jahr werden solle. Er wäre sehr in Schulden geraten. Zu seiner Fa- Gefängnis unter Anrechnung von 3 Monaten Untersuchungshaft. milie gehöre eine ältere Dame, deren einziger Erbe er werden solle. Außerdem wurde ihm die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Diese Dame müsse aus dem Wege geräumt werden. Er suche Leute, Aemter auf 1 Jahr entzogen. Lizki und Zelt erhielten je 3 Monate die dies tun würden, und es solle ihr mit einem Rasiermesser die Gefängnis.

Schweres Zug- Unglück bei Sohrau .

Der von Jastrzemb nach Sohrau ( Polnisch- Oberschlesien) gestern 1,28 Uhr nachmittags abfahrende Personenzug Nr. 1150 entgleiste kurz vor Sohran. Die Lokomotive und fünf Wagen sprangen aus den Schienen. Ein Mädchen wurde getötet, vier Personenschwer und zwanzig leicht berlegt.

Wetter bis Freitag mittag. Eimas tübler, zeitweise beiter, aber noch sehr veränderlich mit weiteren Regenfällen. Frische nordivestliche Winde.

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